Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

Kategorie: Läufe (Seite 1 von 6)

Sterben im Bayerischen Wald

Nun­ja, die Über­schrift ist ein wenig über­trieben. Aber wirk­lich nur ein wenig. Am Woch­enende war ich — nach sehr langer Absti­nenz — mal wieder bei ein­er Laufver­anstal­tung dabei: Bei der ersten Auflage des Kaiters­berg-Trails in Bad Kötzt­ing. Da bin ich eher zufäl­lig drauf gestoßen und dachte im Win­ter, bis zum Mai werde ich ja wohl 30 Kilo­me­ter mit ein paar Höhen­metern schaf­fen. Das war aber eher eine Fehlein­schätzung … Doch der Rei­he nach.

Zunächst musste ich über­haupt erst ein­mal da hinkom­men, an den Rand Deutsch­lands. Von Regens­burg ist das eine gute Stunde Fahrt (mit dem Rad hat­te ich das auch schon gemacht, auf mein­er Arber­rad­marathon­runde am Anfang Mai), die man eigentlich nur mit dem Auto hin­bekommt. Deshalb musste ich mir eben eines lei­hen. Da die Startzeit auf reise­fre­undliche 10 Uhr fest­gelegt wurde, kon­nte ich das auch sehr bequem machen. Und auch in aller Ruhe meine Star­tun­ter­la­gen in der Turn­halle in Bad Kötzt­ing abholen.

Zeit bis zum Start hat­te ich dann noch reich­lich. Um 10.05 ging es pünk­tlich los und nach ein­er dreivier­tel Runde im Sta­dion und einem min­i­malen Straßen­stück auf den ersten Feld­weg — und dann auch über die Bahn­lin­ie, die der Grund für die spezielle Startzeit war (damit wir nicht gle­ich durch einen Zug gebremst wur­den).

Durch die Wiesen, über Bahn und Land­straßen (oder “Staatsstraßen”, wie sie hier in Bay­er — Freis­taat! — offiziell heißen) ging es an dann den Wal­drand. Und dann erst ein­mal hin­auf. Nach oben ging es zunächst, auf den ersten Kilo­me­tern, zwar spür­bar, aber nicht über­mäßig steil — eigentlich war das noch gut lauf­bar, auch der Weg, ein typ­is­ch­er Wald­weg, bot keine allzu große Her­aus­forderung. Aber der noch dichte Pulk von Läufer/-innen führte dann doch schon zum (auch, aber nicht nur) recht häu­fi­gen Wech­sel vom schnellen Gehen und langsamen Laufen.

Und dann kam auch schon die erste Verpfle­gungssta­tion Reit­en­berg. Wie alle Sta­tio­nen bei diesem Lauf über­re­ich­lich bestückt und gut bedi­ent von vie­len sehr fre­undlichen und hil­fs­bere­it­en Frei­willi­gen. Da der Kaiters­berg-Trail zur Mül­lver­mei­dung die sehr vernün­ftige Entschei­dung getrof­fen hat, keine Trinkbech­er anzu­bi­eten — ein solch­er war als Teil der (freilich nicht kon­trol­lierten) Pflich­taus­rüs­tung mitzuführen — , waren die Helfer auch tat­säch­lich notwendig. Mir tat es ja nicht nur hier, son­dern bei allen Verpfle­gungssta­tio­nen fast leid, dass so viel von dem Essen, dem Obst und den Energieriegeln, übrig blieb.

Dann wurde es auch direkt deut­lich steil­er. Auf knapp 1,2 Kilo­me­tern ging es nun die über 200 Höhen­meter zu den Kreuzfelsen hin­auf. Da war an Laufen oft nicht mehr zu denken (für mich …), rund um mich kamen nun auch mehr als genug Stöcke zum Ein­satz.

Und dann kam auch schon der erste echte Down­hill: richtig schön! Da habe ich es laufen, fast krachen lassen — ein Fehler, wie sich später zeigte, denn das hat auf dem tech­nisch nicht ganz ein­fachen Trail dann doch einige zusät­zliche Körn­er gekostet, die ich gegen Ende gut gebrauchen hätte kön­nen. Doch hier war eben erst ein­mal ein­fach Spaß ange­sagt …

Die Strecke führte uns wieder zurück nach unten, zum Verpfle­gungspunkt. Von dort ging es dann, über einen recht bre­it­en und beque­men Wald­fahrweg zur Einöde Hud­lach. Und dann ging es, zur Abwech­slung, mal wieder zurück nach oben. Und jet­zt aber so richtig. Das wurde steil­er und steil­er, irgend­wann war es kaum noch zu gehen, an laufen war für mich schon lange nicht mehr denkbar. Die Wan­der­er, deren Weg nicht ohne Grund um dieses Steil­stück in eini­gen Kehren herum führte, hiel­ten uns wahrschein­lich alle für ver­rückt. Aber das ist man als (Trail-)Läufer ja gewöh­nt …

Irgend­wann wurde die Stei­gung dann wieder flach­er, es war kurz wieder lauf­bar — und dann kam die Verpfle­gungsta­tion Kötztinger Hütte. Und danach kam auch schon wieder die näch­ste Schikane: Zunächst steil im Wald neben dem eigentlichen Weg hin­unter — und dann halt, welche Über­raschung — ger­ade wieder hoch. Nach diesem kurzen Steil­stück wurde es wieder etwas angenehmer, es ging ja auch wieder hin­unter. Und dann auf einem bre­it­en Weg im angenehm­sten Flow hin­unter und hinüber bis nach Hud­lach, dem äußer­sten Punkt der Strecke. Nach dieser schö­nen Forststraße und ein­er Kon­troll­stelle wurde es wieder inter­es­sant: Es ging wieder hoch, zum Riedel­stein nun. Zunächst noch gar nicht so schlimm, sog­ar noch lauf­bar. Aber das hörte für mich bald wieder auf. Inzwis­chen machte sich die Anstren­gung, angesichts des mageren Train­ings vor allem, aber auch deut­lich bemerk­bar. Der Auf­stieg zum Riedel­stein zog sich näm­lich, es kam ein­fach keine Ende in Sicht.

Doch irgend­wann war das erledigt, es ging auch zur Beloh­nung gle­ich wieder hin­unter — aber nur kurz, dafür knack­ig steil. Und dann durch die Rauchröhren, durch die Felsen mit­ten durch, mit Hän­den und Füßen wieder nach oben. Nach­dem dieses pit­toreske Hin­der­nis über­wun­den war, fol­gte ein wirk­lich wun­der­bares Wegstück über die Stein­büh­ler Gesenke, wieder in Rich­tung Kötztinger Hütte. Doch meine Beine woll­ten nicht mehr, ich kon­nte das tat­säch­lich nicht mehr richtig durch­laufen.

Nach dem kurzen Verpfle­gungsstopp an der Kötztinger Hütte, der nicht mehr ganz so kurz war — ich benötigte etwas Cola, um meinen Kreis­lauf wieder zu sta­bil­isieren — ging es ähn­lich toll und spek­takuläre und ernüchternd weit­er. Toll war der Weg, hinab durch die steinige, verblock­te Felsen- und Wald­land­schaft. Ernüchternd war mein Zus­tand, der mich langsamer und langsamer, und auch vor­sichtiger und vor­sichtiger, wer­den ließ. Ich traute meinen Ober­schenkeln nicht mehr …

Irgend­wann war das auch wieder vor­bei, der Verpfle­gungspunkt Reit­en­stein tauchte noch ein­mal auf. Dann kon­nte ich tat­säch­lich noch etwas laufen, zumin­d­est hin und wieder, unter­brochen von der einen oder anderen Geh­pause. Und zack, waren wir — nun ja, inzwis­chen war vom restlichen Läufer­pulk nahezu nichts mehr zu sehen — wieder an der Staatsstraße, dann noch die Bahn­lin­ie (bei­des immer noch her­vor­ra­gend von der Feuer­wehr gesichert) und das let­zte Stückchen durch die Wiesen zurück ins Sta­dion. Da kon­nte ich tat­säch­lich noch ein­laufen — aber das war mehr pro for­ma, wirk­lich­er Sport war das zu diesem Zeit­punkt nicht mehr.

Der Lauf war als Ver­anstal­tung aus­ge­sprochen her­vor­ra­gend organ­isiert, ganz beson­ders für eine Pre­miere: Alles lief wie am Schnürchen. Die Strecke war her­aus­ra­gend markiert, da war Ver­laufen wirk­lich kaum denkbar. Dazu noch nicht wenige Streck­en­posten (die immer­hin teil­weise auch eine Wan­derung nötig hat­ten, um zu ihrem Ein­sat­zort zu kom­men …) und über­re­ich­liche Verpfle­gung. Nur im Ziel hätte ich mir noch eine Getränkesta­tion gewün­scht — es gab zwar einen Gutschein, den hat­te ich natür­lich aber nicht parat (son­dern im Auto) und der ließ sich auch “nur” für eher Unge­sun­des ein­lösen. Da hätte etwas Wass­er etc., wie an den her­vor­ra­gend bestück­en Verpfle­gungssta­tio­nen unter­wegs, noch wun­der­bar gepasst. Aber das war wirk­lich nur eine kleine Schramme auf dem son­st makel­losen Tag.

365 Tage laufen — Jahresrückblick 2018

Am 31. Dezem­ber 2017 habe ich — eher zufäl­lig … — wieder mit dem täglichen Laufen ange­fan­gen, nach­dem meine let­zte Serie über 2041 Tage mit dem Ski­un­fall riss und ich danach etwas ver­sack­te.

Nicht ganz zufäl­lig war es der Jahres­be­ginn 2017, der mich wieder zum täglichen Laufen motivierte — der neue Job in Regens­burg war ein wichtiger Anlass. Und, auch nicht zu unter­schätzen, meine eigene Unzufrieden­heit mit der per­sön­lichen Form und dem stetig zunehmenden Übergewicht. Zwar lief ich auch 2016, aber eben total unregelmäßig, inkon­se­quent und ohne spür­bare Ergeb­nisse. Das sollte sich ändern. Und es hat sich auch geän­dert. Sich­er, die ersten Monate tat sich wenig bis gar nichts. Zwar schnürte ich nun wieder jeden Tag die Lauf­schuhe, aber die Streck­en blieben kurz, die sportlichen “Erfolge” ger­ing, die Fit­ness-Aus­beute auch eher mager. Denn mit dem täglichen Laufen alleine ist es natür­lich noch nicht getan. Ger­ade in den ersten Monat­en schwank­te meine Lau­fleis­tung etwa beträchtlich: es gab Wochen, wo ich nahezu jeden Tag um die sechs Kilo­me­ter schaffte — und dann aber auch Wochen, wo das nur ein- bis zweimal geschah.

Im Som­mer wurde das allmäh­lich dann bess­er. Die Lau­fleis­tung ver­stetigte sich, die durch­schnit­tliche Lau­flänge wurde auch größer. Und im Herb­st merk­te ich dann, dass es ins­ge­samt bess­er wurde: Die Tem­pi wur­den — ganz allmäh­lich! — flüs­siger, die Anstren­gung und Über­win­dung weniger. Und auch die Läufe, zumin­d­est einige, wur­den länger: Die Halb­marathon­marke fiel, die 25-Kilo­me­ter-Gren­ze war auch bald über­schrit­ten. Das führte dann dazu, dass ich mich für den Regens­burg-Marathon im Früh­jahr 2018 anmeldete — das sollte doch zu schaf­fen sein, bis dahin wieder aus­re­ichend in Form zu kom­men! Und damit ich mich nicht noch drück­en kann, habe ich es auch gle­ich allen erzählt …

Und jet­zt, am Ende des Jahres 2017, ste­hen zwar “nur” 2423 Kilo­me­ter im Train­ingstage­buch. Aber ich bin zufrieden und hoffe (gehe davon aus!), dass sich das im näch­sten Jahr noch steigern wird.

Laufen und Stolpern im Dunkeln

So kommt man heim, wenn man abends im Dunkeln auf dem Rück­weg des Laufes in Gedanken vor sich hin­träu­mend läuft und über einen losen Pflaster­stein stolpert:


(was man nicht so gut sieht: Das hat nicht nur sehr gut geblutet, son­dern war auch recht tief aufgeschürft und hat entsprechend langsam geheilt (vor allem, weil es zwis­chen­durch noch etwas geeit­ert hat …)

Der achte Mainzer Maaraue-Marathon

Wei­h­nacht­szeit ist MMM-Zeit: Immer wieder in der Nähe des Heili­gen Abends richt­en Sascha und Brigitte eine neue Auflage des Mainz­er Maa­raue-Marathons, des MMM, aus. Und manch­mal noch dazwis­chen …
Let­ztes Jahr war es eine dun­kle Sache, weil der Start für die 45 Kilo­me­ter um 22 Uhr war. Dieses Mal ging es am 23.12. etwas erleuchteter zu: Ges­tartet wurde zwar auch um zehn Uhr, allerd­ings am Mor­gen. Da gin­gen dieses Mal über 40 Läuferin­nen und Läufer auf die Neun-Kilo­me­ter-Runde, die ide­al­er­weise fünf Mal zu absolvieren ist: Vom Park­platz an der Main­spitze in Mainz-Gus­tavs­burg über die Main­brücke nach Kos­theim, dann gle­ich auf die namensgebende Maa­raue, dort den Rhein hin­unter, am Kas­tel vor­bei und unter der Theodor-Heuss-Brücke hin­durch, um von der anderen Seite auf sie hin­aufzu­laufen und nach Mainz den Rhein auf ihr zu über­queren. In Mainz geht es dann wieder am Rhein­ufer flus­saufwärts und über die Eisen­bahn­brücke Mainz-Süd zurück nach Hes­sen, auf die Main­spitze und zum Ziel/Start.

Die Strecke war in den Tagen vor Wei­h­nacht­en zwar etwas vom Hochwass­er der bei­den Flüsse bedro­ht, am Son­ntag waren die Pegel aber so weit gefall­en, dass die Wasser­massen in ihren Bet­ten blieben. So kon­nten wir also ganz ungestört unsere Run­den drehen. Dieses Mal war nicht nur Joe von Marathon4You dabei (der dort auch einen Bericht geschrieben hat), son­dern auch noch Läufer aus Ungarn und Spanien.

Ich bin ja völ­lig ohne Train­ing und ohne lange Läufe in den let­zten Monat­en da hingekom­men: Zu einem Ein­ladungslauf ohne Start­geld in mein­er unmit­tel­baren Nähe und auf mein­er Hausstrecke muss ich mich eben aufraf­fen. Entsprechend ger­ing waren auch meine Erwartun­gen und Ziele: Dass die kom­plet­ten fünf Run­den zu viel waren, war mir klar. Mit zwei bis drei Run­den habe ich gerech­net. Und so ist es dann auch gekom­men…

Die erste Runde war nicht so schön, ich fand keinen recht­en Rhyth­mus. Nach einem kurzen Getränkestop am Check­point bei Brigitte, die sich aufopfer­ungs- und liebevoll um alle Läuferin­nen und Läufer geküm­mert hat, ging die zweite Runde dann wesentlich geschmei­di­ger. Und auch die dritte Runde lief gut an, zunehmend macht­en sich aber die schwachen Ober­schenkel doch bemerk­bar. Nach dem Gehen die Rampe auf die Eisen­bahn­brücke hin­auf kam ich über­haupt nicht mehr zurück zum Laufen — und so über­mäßig quälen wollte ich mich auch nicht ;-). Der let­zte halbe Kilo­me­ter oder so ging dann aber wieder, so dass ich wenig­stens laufend am Park­platz ankam. Dann habe ich allerd­ings auch Schluss gemacht, die restlichen bei­den Run­den hätte ich nicht mehr vernün­ftig laufen kön­nen.

Aber es war wieder sehr schön. Und der MMM wird mit jed­er Wieder­hol­ung pro­fes­sioneller. Inzwis­chen schon mit kom­plet­ten Getränke- und Speiseange­bot. Und das alles bei einem Ein­ladungslauf ohne Start­geld, nur mit der Bitte um Spenden für den Lauf­club 21. Dafür ein ganz großes Danke an Sascha und Brigitte, die sich immer wieder die Mühe machen!
Ach ja, und der Streck­en­reko­rd wurde auch gebrochen: Er liegt jet­zt bei beachtlichen 3:16!

Lust-Laufen

Immer, wenn ich die Lust am Laufen etwas ver­liere, weiß ich: ich muss mal wieder im Oden­wald laufen. Das ist wirk­lich ein Heilmit­tel.

Schon der Wald alleine, in dem ich mich beim Laufen größ­ten­teils aufhalte. Da ist das beglei­t­ende Zilpen der Klein­vögel, hin und wieder ein gemäch­lich-majestätis­ches Flügelschla­gen eines Greifvo­gels, das vor­bei­huschende Reh und auch die eine oder andere Sch­necke am Wegrand.

Die Beine bluten aus den Kratzern des Brombeerdic­kichts und die Pusteln der Bren­nes­seln juck­en, die Ober­schenkel bren­nen von der let­zten steilen Stei­gung.
Aber das macht alles nicht, es ist ein­fach wun­der­schön im Wald, so mut­tersee­le­nallein, wo man wirk­lich im wahrsten Sinne des Wortes stun­den­lang laufen kann, ohne ein­er Men­schenseele zu begeg­nen.

Und dann bricht man aus dem Wald her­vor, genau in dem Moment, in dem die Sonne eine Lücke in der dün­nen Wolk­endecke find­et, und dann liegt das Müm­ling­tal strahlend vor einem, man schaut wie ein König von der Höhe über die Weit­en des Oden­walds — oder eines unbe­deu­ten­den Neben­tälchen: Das ist ein­fach magisch, her­rlich, fast unbeschreib­lich in sein­er schlicht­en Schön­heit, die mich immer wieder umhaut. Dabei ist die Land­schaft ja gar nichts “Beson­deres”, son­dern ein­fach deutsches Mit­tel­ge­birge …

Dann geht es weit­er, über Wiesen und Wei­den, über die ruhen­den Stop­pelfelder, die langsam wieder weich wer­den und kaum noch an den Waden kratzen, und wieder zurück in den Wald, eine schmale Rin­nen hinab, die von den starken Regen­fällen der let­zten Tagen ganz aus­ge­waschen ist und wo jed­er Schritt kurz vorm Sturz scheint.

Dann auch wieder auf schmalen und bre­it­en Wegen, vor­bei an den muhen­den Rindern auf der Wei­de, die unbeteiligt glotzen.
Und schließlich auch wieder zurück in die Zivil­i­sa­tion, wo Rauch­er sam­stags mor­gens ihre Schoßhünd­chen aus­führen, Blech­dosen­men­schen vor­beibrausen und der Lärm anschwillt …

Aber das gehört eben auch dazu, zum Laufen. Und es ist ja nicht so, als ob der Wald hier wirk­lich wild wäre, das ist ja alles bewirtschaftet (und bejagt, die Spuren der Gelän­dewa­gen find­en sich immer wieder …).

Und den­noch: Hier fließen die Endor­phine reich­lich­er, hier sind die Glücksmo­mente länger und häu­figer. Und die Schmerzen und die Erschöp­fung größer, dennn auch die Hügel sind steil­er …

Nachtläufe

Nachtläufe haben ja — neben dem offen­sichtlichen Nachteil, dass man nicht immer sieht, wo man hin­tritt 😉 — auch den einen oder anderen Vorteil: Nie­mand sieht, wie langsam man unter­wegs ist. Man kann den Tag für Besseres nutzen. Und: Man kann beim Han­flieb­haber am Rhein­ufer heim­lich ein paar beson­ders tiefen Züge Luft holen. Einen Kick bringt das aber auch nicht. Doch dafür ist ja das Laufen da — und das funk­tion­iert auch immer wieder wun­der­bar …

Müde beim 7. MMM

Schon wieder nix …

Der mit­tler­weile schon siebte Mainz­er Maarauer-(Ultra-)Marathon, kurz MMM, startete dieses Mal nicht am Sam­stag mor­gen. Son­dern am 23.12., also am Tag vor Heilig Abend. Und um 22 Uhr — also qua­si mit­ten in der Nacht. Trotz­dem waren so viele Läufer wie noch nie am Start, über zwanzig Ver­rück­te begaben sich auf die fünf Run­den, die — bei ein­er Run­den­länge von 9 km ganz logisch — 45 Kilo­me­ter Gesamt­strecke und damit eben ger­ade so einen Ultra ergeben. Nicht alle sind aber angekom­men. Und ich war ein­er von denen.

Dabei hat­te alles so gut ange­fan­gen. Gle­ich auf den ersten Metern, noch auf der Kos­theimer Main­brücke, fand sich ein Trio zusam­men, dessen Tem­po mir gefiel. So sind wir gemütlich und einiger­maßen gle­ich­mäßig los­ge­zo­gen, irgend­wo um die 6 Minuten/km müssen das gewe­sen sein. Kilo­me­ter um Kilo­me­ter fiel, und ruck­zuck waren wir schon wieder auf der Main­spitze, wo uns Brigitte und Thomas, die den Verpfle­gungs­stand und die Läufer wun­der­bar betreuten, schon empfin­gen. Nach einem kurzen Nuck­eln an der Trink­flasche — pures Mainz­er Wass­er 😉 — ging es auch gle­ich auf die zweite Runde. Meine Beine waren noch fast entspan­nt und ger­adezu unver­schämt lock­er. Auch die zweite Runde absolvierten wir weit­er­hin schön gle­ich­mäßig und ohne Prob­leme. Bei der drit­ten Dreibrück­en­runde wurde es dann allerd­ings inter­es­sant, zumin­d­est für mich: Irgend­was stimmte nicht mehr. Und es waren nicht die Beine, die waren zwar nicht mehr taufrisch, aber immer noch erstaunlich lebendig und fit. Aber der Kopf wollte nicht mehr: Die Müdigkeit wurde anstren­gend. Vor allem, weil mein Kreis­lauf sich mit dem Kopf sol­i­darisierte und ungeachtet des kon­tinuier­lichen Laufens seit gut zwei Stun­den beschloss, dass nun die nor­male Schlafen­szeit sei und entsprechend reduzierte. Das führte zu selt­samen Zustän­den — nein, kein Delir­i­um, so schlimm war es nicht. Aber ab der zweit­en Hälfte der drit­ten Runde begleit­ete mich doch ein per­ma­nentes Schwindel­ge­fühl, ein Gefühl, als würde ich jeden Moment umkip­pen — und doch lief und lief ich ein­fach weit­er … So richtig behagte mir das aber nicht, um es vor­sichtig ausz­drück­en. Eigentlich hat­te ich wieder mal genug. Doch Brigitte und Thomas ließen mich nicht so leicht vom Hak­en: Mit liebevoller Umsorgung und in Begleitung von Pierre, der auch etwas schwächelte, nahm ich die vierte Runde doch noch in Angriff. Wirk­lich bess­er wurde es aber nicht, über­haupt nicht. Im Gegen­teil, fast: Das Schwindel­ge­fühl ver­stärk­te sich eher noch. Spätestens ab der Theodor-Heuss-Brücke war mir dann end­nültig klar: Das wird ein DNF, nach dieser, der vierten, Runde breche ich das ganze ab.

Und so geschah es dann auch. Immer­hin schafften wir es, kurz vor der Main­spitze noch zwei Läufer zu über­run­den — und uns selb­st nicht über­run­den zu lassen. Das aber nur knapp, Jens kam kurz nach uns an — nur war er eben schon am Ende der fün­ften Runde.

Ich hätte ja nicht gedacht, das mich das Laufen in der Nacht so fer­tig macht. Aber vielle­icht habe ich die Tage zuvor auch ein­fach zu wenig geschlafen. Nun ja, es gibt immer ein näch­stes Mal. Beim Laufen sowieso und beim MMM ganz bes­timmt.

Bilderbuch-Laufen

Her­rlich. Ein­fach nur her­rlich. Der ersten Lauf im Schnee ist immer etwas beson­deres, etwas schönes: Ich liebe es ein­fach, wenn der Wald, die Felder und die Wege weiß sind. Auch wenn es das Laufen etwas anstren­gen­der macht. Heute mor­gen war das wieder wun­der­bar: Nach dem Sturm und den Regen­schauern der let­zten Tage habe ich über­haupt nicht damit gerech­net — aber die Sonne schien, der Him­mel war blau: Ein richtig schön­er Win­tertag. Und in Erbach lag sog­ar ein biss­chen Schnee. Also habe ich meine Win­ter- und Schlechtwet­ter­schuhe raus­gekramt, die Salomon XA 3D Ultra und bin los­ge­zo­gen. Ein paar Kilo­me­ter weit­er und einige Höhen­meter später fand ich mich im Bilder­buch des Win­ters wieder: Der Wald war richtig dick weiß, der feuchte Schnee hing dick an den Bäu­men und auf den Ästen, die Wege waren niedrig und eng von den durch die Schnee­last hin­unter gekrümmten Bäu­men — und einige kleinere hat­te der Sturm auch auf die Wege geschmis­sen. Und ich lief mut­tersee­le­nallein im Wald über den noch unberührten Schnee: Nur ab und an kreuzte ein Wild­fährte meine jungfräulichen Wege. Das ist — immer wieder — unge­heuer erhebend, ein Gefühl, das sich nur schw­er beschreiben lässt. Da möchte man am lieb­sten laufen und laufen und laufen. Das tat ich dann auch erst ein­mal.

Dum­mer­weise hat­te meine rechte Socke nicht so viel Spaß wie ich: Kurz vor Bul­lau fing es an zu reiben — und beim näch­sten Halt stellte ich mit Schreck­en fest: Da ist, genau an der Oberkante des Schuhs, ein schön bre­ites, großes Loch in der Socke! Das war neu — und nicht ger­ade vorteil­haft. Denn jet­zt musste meine zarte Haut dran glauben. Die näch­sten Kilo­me­ter waren nicht so erfreulich, es rieb und kratzte: Mir war klar, ich sollte doch langsam mal wieder in Rich­tung Heimat drehen … Passend war auch auf ein­mal, als ich in Bul­lau aus dem Wald kam, von dem her­rlichen Wet­ter nichts mehr zu sehen: Graue Wolken über­all, die nichts Gutes ver­hießen. Ganz hin­ten am Hor­i­zont fie­len noch ein paar Son­nen­strahlen auf den weiß bestäubten Oden­wald — aber da würde ich heute bes­timmt nicht mehr hinkom­men, nicht mit ein­er blu­ten­den Ferse.

Also wurde die Runde doch etwas kürz­er (22 Kilo­me­ter). Lustig war dann der Schluss — nicht so sehr die Tat­sache, dass ich immer mehr mit Schnee und Wass­er bewor­fen wurde, je tiefer ich kam und je mehr ich mich wieder Erbach näherte. Nein, eher der Zufall, dass die Wolken sich wieder auflösten und die Sonne wieder durch­brach. Und so hat­te ich, als ich am Buch­wald­skopf aus dem Wald kam, wieder mal einen her­rlichen Blick über das sonnen­er­füllte Müm­ling­tal: Das ist — trotz der zivil­isatorischen Ver­schan­delung des Tals — immer wieder erhebend, wenn man nach einem längeren/langen Lauf durch den Wald an dieser Stelle wieder aufs Feld kommt und einen freien Blick über Erbach und Michel­stadt und noch mehr hat . Ganz beson­ders wirkt das natür­lich, wenn die Sonne mit­spielt. Da macht dann auch die aufgeriebene Ferse auf ein­mal nicht mehr viel aus.

Das erste Mal: Pacemaker beim Arque-Lauf

Heute war es so weit: Mein erster Ein­satzals Pace­mak­er stand auf dem Plan. Und zwar beim Arque-Lauf. Der zeich­net sich ja dadurch aus, dass in bes­timmten Grup­pen mit bes­timmten Tem­pi gelaufen wird: 5:00min/km, 5:30, 6:00, 6:30 und 7 min/km. Das ganze über ein schöne Strecke von Kelkheim nach Mainz, über offizielle 34,xx km.
Gabi Gründling hat­te im Som­mer den #twit­ter­lauftr­e­ff gefragt, ob jemand Lust hat, Pace­mak­er für diese Lauf — übrigns ein Spenden­lauf — zu wer­den. Und ich hat­te mich gemeldet. Und das dann erst ein­mal wieder schön vergessen. Zum Glück kam noch eine Erin­nerungs­mail …

Deswe­gen hat also heute um 6:15 Uhr der Weck­er gek­lin­gelt. Und ich hat­te keine Lust, mein schön gemütlich­es Bett zu ver­lassen. Natür­lich habe ich es trotz­dem getan, rechtzeit­ig, um den “Dom-Shut­tle”, den Bus vom Fis­chtor in Mainz zum Start in Kelkheim, zu erwis­chen. Die Fahrt ver­lief mit der oblig­a­torischen Läufer­plaud­erei ziem­lich zügig — auch ganz nett, so durch den Mor­gen zu fahren …

Am Sport­platz Reis in Kelkheim dann die Anmel­dung, das Abholen des Pace­mak­er-Leibchens und Warten. Das Umziehen ver­schob ich noch ein wenig: Schön kalt war’s da oben am Wal­drand. So richtig unangehm: 1 °C, aber vor allem neblig-feucht. Kein schönes Wet­ter, um in Laufk­lei­dung herzum­ste­hen. Ich hat­te mich auf die Wet­ter­vorher­sage ver­lassen: 6–8 °C, pur­er Son­nen­schein war für den Vor­mit­tag sowohl in Kelkheim als auch in Mainz gemeldet. Also bin ich in kurz­er Hose, dün­nem Unter­hemd, dün­nem #twit­ter­lauftr­e­ff-Shirt, dazu Ärm­ling und ein Buff-Tuch, ges­tartet. Vor und während dem Start war das defin­i­tiv zu wenig — böse gefroren habe ich. Unter­wegs war es dann aber genau richtig.

Gruppe C also, die zweitschnell­ste (lieber wäre mir D gewe­sen, aber dafür hat­ten sich mehr Pace­mak­er gemeldet). Bis Sam­stag waren nur drei Pace­mak­er bekan­nt, darunter auch @ironchrissi vom #twit­ter­lauftr­e­ff. Mor­gens taucht­en dann aber noch weit­ere zwei auf, so dass wir mit fünf Leuten aus­re­ichend stark waren: 3–4 vorne, zum Brem­sen der übereifrigen Läufer, 1–2 hin­ten, damit das Feld zusam­men­bleibt. Die Gruppe war auch nicht über­mäßig groß — laut Meldeliste 69 Läufer (fast nur Män­ner), so viele waren es aber wohl doch nicht.
Der Start, so ganz stilecht mit Pis­tolen­schuss, erfol­gte, wir sam­melten unser Begleit-Polizei-Motor­rad ein und legten los. Die ersten Kilo­me­ter waren fast notwendi­ger­weise zu schnell — es ging nur bergab und wir woll­ten warm wer­den. Die Vere­ini­gung mit der Mini-Gruppe vom Start­platz Stück­es klappte auch. Dann, am Ort­saus­gang von Kelkheim, kam bald der erste — und schw­er­ste — Anstieg. Das ging aber bess­er als ich befürchtete — ich fühlte mich ziem­lich gut dabei. Dann geht es einige Kilo­me­ter leicht wellig durch den Wald — da zog es sich schon mal etwas auseinan­der — und schließlich wieder hin­unter in den näch­sten Ort, wo wir prompt einen kleinen Ver­laufer ein­baut­en, weil mein Kol­lege nicht auf mich hören wollte und zu früh abbog.

Und dann kam auch schon bald die erste Verpfe­gungssta­tion zwis­chen Kilo­me­ter 12 und 13 am Ort­saus­gang von Marx­heim. Der weit­ere Weg nach ein­er kurzen Stehrast führte uns, immer noch gut im Schnitt mit um die 5:27 min/km durch ver­schiedene Orte, auch ein Stück Bun­desstraße ent­lang — immer mit Polizeis­chutz und Kranken­wa­gen als Ver­fol­ger.

Nach der zweit­en Verpfle­gung in den Feldern bei Kilo­me­ter 20 oder so wurde der Druck aufs Tem­po vorne etwas höher: Ein paar Läufer hat­ten es etwas eiliger als der vorge­se­hene Schnitt. Das ließ sich aber alles gut regeln, während die Strecke bei inzwis­chen wirk­lich her­rlich­stem Laufwet­ter — ca. 8 °C (geschätzt), Sonne pur — ein­fach wun­der­bar durch die Wein­berge und am Main ent­lang führte.

Die dritte Verpfle­gung war dann auch schon in Hochheim, unge­fähr bei Kilo­me­ter 28. Dann wurde der Weg etwas unschön­er: Zunächst mit über­raschend nervigem Pflaster (ist mir dort noch nie so aufge­fall­en). Und ich mag auch das Stück von Hochheim nach Kos­theim nicht — keine Ahnung, warum eigentlich. Am Deich kann’s eigentlich nicht liegen, die laufe ich son­st eigentlich gerne …

Etwas später, am Anfang der Maa­raue, war dann ziem­lich plöt­zlich die Luft raus, die Beine woll­ten nicht mehr so recht, die Kraft fehlte. Und der Wille reichte nicht mehr. Ich ließ mich also ans Ende der Gruppe zurück fall­en und begleit­ete die Let­zten — die hat­ten noch etwas mehr Prob­leme als ich — mit nach Mainz und ins Ziel.

Da gab’s natür­lich wieder die oblig­a­torische Fünf-Minuten-Ter­rine — das gehört ein­fach zum Arque-Lauf dazu. Reich­haltige Getränke-Auswahl war auch vorhan­den: Das war mehr, als so manch­er Stadt­marathon (ja, auch der in Mainz) bei in der Regel deut­lich höheren Anmeldege­bühren auf die Beine stellt. Über­haupt lief die Organ­i­sa­tion wieder wie am Schnürchen: Man merkt eben, dass die das schon einige Jahre machen. Schade nur, dass die Teil­nehmerzahlen das nicht (mehr) wider­spiegeln: 341 Läufer waren am Sam­stag gemeldet, da kamen natür­lich noch einige Nach­mel­dunge hinzu. Seit eini­gen Jahren wer­den es kon­tinuier­lich weniger Läufer (bei den Rad­fahrern wer­den es eher mehr). Vielle­icht ist das denen zu wenig glam­ourös, zu wenig Event? Und Marathoni kann man sich dann auch nicht nen­nen. So ganz ver­ste­hen kann ich das aber nicht: Das ist doch ger­ade das Schöne am Laufen, dass man auch so etwas wun­der­bar machen kann, ganz ohne Druck. Und wenn man sich halb­wegs richtig ein­schätzt, muss man wirk­lich ein­fach nur (mit-)laufen, sich nicht um Weg oder Tem­po küm­mern. Und bekommt sog­ar noch Verpfle­gung auf den knapp 35 Kilo­me­tern — das ist doch ein­fach schön. Ins­beson­dere natür­lich, wenn das Wet­ter so großar­tig ist wie heute. Da hat es sich wirk­lich gelohnt, dass ich zum ersten Mal beim Laufen meine Kon­tak­tlin­sen — son­st bin ich ja kom­plett ohne Sehhil­fen unter­wegs — benutzt habe: under­schöne Aus­blicke im Taunus und den Wein­ber­gen am Main, mit herb­stlichem Laub und natür­lich strahlen­dem Son­nen­schein. Bess­er geht’s eigentlich nicht.

Arque-Lauf 2011: Gruppe C (5:30 min/km), Laufzeit heute: 3:11:33 (ja, wirk­lich!) für 34,630 Kilo­me­ter (hat auch ziem­lich genau so auf meinem Garmin ges­tanden).
Hier gibt’s die Streck­e­naufze­ich­nung mein­er GPS-Uhr: klick, den Tem­po- und Höhen­ver­lauf.

Mainzer Maaraue-Marathon #6

Die sech­ste Auflage des Mainz­er Maa­raue-Marathons (mit neuem Streck­en­reko­rd — das wird inzwis­chen ganz schön schnell …) musste heute lei­der ohne mich auskom­men: Mor­gen bin ich als offizieller Grup­pen­be­gleitläufer beim ARQUE-Lauf — und 80 Kilo­me­ter an zwei Tagen sind im Moment doch zu viel.

Ich war aber immer­hin am Start dabei, hab’ kurz Hal­lo gesagt, ein paar Fotos gemacht und die erste Hälfte der Strecke schon ein­mal markiert (ist richtig anstren­gend, bei jed­er Ecke und jedem Abzweig für jeden Pfeil vom Fahrrad steigen, mit der Krei­de auf dem Asphalt rum­malen und wieder weit­erziehen ;-)).

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