Das ist schon fast eine Antiq­ui­tät, dieses schon 1989 erschiene “Hand­buch für Bergläufer” von Her­bert Jost und Lud­wig Geiger. Aber so weit ich sehe, ist — zumin­d­est im deutschen Sprachraum — in den let­zten Jahren nichts ver­gle­ichs­bares erschienen.

Die bei­den Autoren ver­sucht­en vor über zwanzig Jahren, als Berglauf noch als “junge” Sportart galt, eine mehr oder weniger umfassende “Anleitung” im Sinne ein­er Hin­führung zum Berglauf zu geben. Das heißt, dass sie sich ganz stark und beson­ders der Tech­nik des Laufens in den Bergen wid­men. Also spielt das “richtige” Laufen, die richtige (d.h. effiziente und gesunde) Bewe­gung unter den beson­deren Bedin­gun­gen des Gebirges die Haup­trol­le in diesem Büch­lein. Behan­delt wird das mehr oder weniger steile Bergauf- und Bergab-Laufen, die richtige, angepasste Lauftech­nik auf wech­sel­nden Unter­grün­den, auch auf ungün­stig zu laufend­en Unter­la­gen (Schnee z.B. oder nass­es Gras — dazu heißt es erst ein­mal: “Nasse Wiesen abwärts zu laufen, ist etwa so wie auf Eis zu tanzen.” (42)).

Jost und Geiger stellen dabei knapp und präg­nant das Wesentliche (soweit ich sehe zumin­d­est) vor — der nicht sehr umfan­gre­iche Text wird durch ein schmales Lay­out gestreckt. Die illus­tri­eren­den Fotos wer­den den heuti­gen Ansprüchen nicht mehr ganz gerecht (nicht nur, weil sie schwarzweiß sind, son­dern vor allem aber, weil sie nicht sehr präzise gedruckt wur­den …). Pub­lika­tio­nen wie das Trail-Mag­a­zin oder Daniels Blog set­zen die Lat­te für solche Fotos inzwis­chen ziem­lich hoch. Dafür ist das Hand­buch aber mit hil­fre­ichen Zeich­nun­gen zur Lauftech­nik sehr instruk­tiv abgerun­det.

Der Teil zur Aus­rüs­tung, ins­beson­dere zu den Lauf­schuhen, ist natür­lich reich­lich ver­al­tet — da hat sich in den let­zten zwanzig Jahren (1989 erschien das Hand­buch) ja doch einiges getan, vor allem in der Entwick­lung des Mate­ri­als und spezial­isiert­er Schuhe. Hier gibt es noch Lauf­schuhe mit Schus­ternägeln — so welche hat­te ich in meinem kurzen Läufer­leben noch nie in den Hän­den, geschweige denn an den Füßen. Anderes gilt freilich noch immer: “Kaufen Sie einen Schuh, der so leicht ist wie möglich und so sta­bil wie nötig” (51) — eine wohl zeit­lose Lauf­schuh-Wahrheit. Aber immer­hin habe ich dabei neben bei noch gel­ernt, was ein “Bidon” ist — näm­lich eine Trink­flasche der Rad­fahrer …

Sehr aus­führlich behan­deln die bei­den neben der Lauftech­nik auch das Berglauf­train­ing: umfassend, aber naturgemäß auf diesem Raum und in diesem Zusam­men­hang sehr knapp geschildert. Auch der Wet­tkampf wird nicht vergessen, und, was ich sehr lobenswert finde, auch die spez­i­fis­chen Gefahren der Höhe, d.h. der inten­siv­en Leis­tung in Höhen­la­gen, und der alpinen Umge­bung wer­den aus­führlich beleuchtet. Dazu haben sie sog­ar eine schön unüber­sichtliche Grafik entwick­elt: komplikationen bei intensiver leistung in großer höhe

Ergänzt wird das noch um Aus­führun­gen zum Berglauf in Beziehung zu anderen Sportarten und sehr knap­pen sportmedi­zinis­che Betra­ch­tun­gen sowie einem Kapi­tel zum “men­tal­en” Train­ing. Sehr schön sind aber auch die Seit­en zum “Berglaufwan­dern” — das, was heute dann doch meist eher “Ultra­trail” genan­nt wird, im Prinzip aber das gle­iche ist: Laufen in den Bergen über lange Streck­en, auch mal mehrere Tage, wofür die Autoren ein schönes Beispiel geben, eine 60km-Strecke zwis­chen Vaduz und Rätikon.

Also, seinen Titel trägt das “Hand­buch für Bergläufer” duchaus zu recht. Noch ein­mal zur Über­sicht das Inhaltsverze­ich­nis der 10+1 Kapi­tel:

  1. Was ist Berglauf?
  2. Aller Anfang ist schw­er
  3. Die Tech­nik des Aufwärt­slaufens
  4. Die Tech­nik des Abwärt­slaufens
  5. Die Aus­rüs­tung
  6. Das Berglauf­train­ing
  7. Der Wet­tkampf
  8. Die Beson­der­heit­en der Höhe
  9. Berglauf und andere Sportarten
  10. Berglauf und men­tales Train­ing
  11. Sportmedi­zis­che Aspek­te zum Berglauf

Her­bert Jost, Lud­wig Geiger: Das Hand­buch für Bergläufer. Ober­haching: sport­in­form 1989. 223 Seit­en. ISBN 3–89284-036–9.