Bei­des tue ich sehr gerne und rel­a­tiv aus­giebig. Also wird es mal Zeit, das zu kom­binieren. Die Kom­bi­na­tion gibt es in zwei Möglichkeit­en: Lauf-Büch­er und Büch­er, in den gelaufen wird oder das Laufen eine Rolle spielt — als Erfahrungs­bericht oder in eher kün­st­lerisch­er Form. Beim Laufen lesen ich eher nicht, Hör­büch­er sind für mich auch keine Alter­na­tive, da ich — zumin­d­est beim Laufen — gerne mit­bekomme, was um mich herum passiert. Und vorge­le­sene Büch­er halte ich für eher blödsin­nig 😉
Ins­ge­samt aber sind das eher zufäl­lige Lek­türen, die ich auch nicht beson­ders aus­giebig betreibe — es “fehlt” also ganz viel …
Neuere Büch­er, die ich gele­sen habe, find­en sich auch in der Rubrik “Leses­toff” vorgestellt (die Liste hier ist nicht mehr ganz aktuell).

Sport, Medizin und Training

Also, Büch­er, die das Laufen “erk­lären” oder ver­mit­teln. Das ist vor allem: Train­ingslehre.
Davon kenne ich eher wenige, aber ein paar seien hier vorgestellt:

  • Bernd Hein­rich: Laufen. Geschichte ein­er Lei­den­schaft. München: List Taschen­buch 2005 |
    Der Unter­ti­tel trifft es sehr genau: Denn um Lei­den­schaften geht es hier. Nicht nur um das Laufen als Sport, als Fort­be­we­gungs­form oder als Wet­tkampf, son­dern auch um Biolo­gie und ihre Läufer, die Käfer zum Beispiel, oder auch andere Aus­dauer-Tiere wie die Zugvögel. Denn Hein­rich ist nicht nur Marathon- und Ultra­läufer erster Klasse, son­dern auch Biologe — offen­bar genau­so mit Leib und Seele, wie er das Laufen ver­fol­gt …
    Diese “Geschichte ein­er Lei­den­schaft” (eigentlich sind es zwei, das Laufen udn die Biolo­gie) ist ganz klar eines der schön­sten Büch­er über das Laufen, das ich kenne. Wahrschein­lich, weil das eigentliche Laufen an sich (des Men­schen) gar nicht so sehr im Vorder­grund ste­ht. Son­dern eher die Begeis­terung für die laufende Fort­be­we­gung. Oder, noch all­ge­mein­er, die Begeis­terung über aus­dauernde Ent­fer­nungsüber­brück­un­gen, egal wie oder durch wen — so lange es mit eigen­er Kör­perkraft und ohne tech­nis­che Hil­f­s­mit­tel geschieht. Noch dazu ein kluges, sym­pa­this­ches, über­haupt nicht ange­berisches Buch. Absolute Leseempfehlung! (Mehr zum Buch ste­ht hier.)
  • Hal Hig­don: Run Fast. How to Beat Your Best Time Every Time. Emmaus, Pa.: Rodale 2000 [über­ar­beit­ete zweite Aus­gabe] (Inhalt­süber­sicht)
    Trotz des Titels ist das eigentlich ein ziem­lich umfassendes Buch, auf den ca. 240 Seit­en wird vieles erzählt von Hig­don. Der hat näm­lich als erfahren­er Jour­nal­ist einen ziem­lich plaud­ern­den Stil, erzählt nicht nur aus sein­er eige­nen lan­gen Erfahrung als Läufer und Train­er, son­dern auch von vie­len anderen amerikanis­chen Läufern und Train­ern auf allen Leis­tungsebe­nen und aus den Jahrzehn­ten seit dem Zweit­en Weltkrieg. Mir scheint es aber eher für Läufer geeignet, die noch nicht viel gele­sen haben und noch kein bzw. wenig sys­tem­a­tis­ches Train­ing machen. Das wird näm­lich in allen Kom­po­nen­ten vorgestellt — allerd­ings eben mit deut­lichem Akzent auf der Verbesserung des Tem­pos. Und mit Konzen­tra­tion auf die Mit­tel­strecke. Das ist eher ein all­ge­mein­er Überblick über Train­ings­for­men wie Tem­poläufe, Fartleks, Wieder­hol­un­gen, Inter­vall­train­ings, Sprints etc. pp, aber noch kein fer­tiges Train­ing. Hig­don gibt zwar einige Hin­weise zur Peri­o­disierung udn stellt auch einige Beispiel-“Pläne” vor, die bleiben aber her unspez­i­fisch und auf 5 bzw. 10000 m beschränkt. Über­haupt scheint er dazu zu tendieren, nicht zu konkret zu wer­den — was ich ganz sym­pa­thisch finde, denn das sekun­den­ge­naue Laufen im Train­ing, das viele zu prak­tizieren pfle­gen (und die GPS-Uhren sind da eine ganz schlimme Ver­führung) und viele Pläne auch nahele­gen, halte ich eh’ bei ca. 90% der Freizeitläufer für über­trieben (man muss sich nur mal diesen Thread im Laufen-aktuell-Forum durch­le­sen …).
    Hig­don dage­gen ste­ht auf dem Stand­punkt: “Coach­ing remains some­what of a guess­ing game; it’s more art than sci­ence.” (99) — für einen Lauf­buchau­tor ist das — trotz aller enthal­te­nen Wahrheit — natür­lich auch eine recht bequeme Posi­tion. Aber Hig­don macht das, so scheint mir, nicht aus Faul­heit oder Angst, son­dern aus Erfahrung — jed­er Läufer ist schließlich ver­schieden: nicht nur in bezug auf seine Ver­an­la­gung, son­dern auch auf seine Ziele und seine Moti­va­tion. Und deshalb gilt bei ihm auch immer wieder: “Because it felles right.” als aus­re­ichende Begrün­dung: “Every run­ner needs to deter­mine the best form of rest for his or her par­tic­u­lar needs.” (87) schreibt er etwa im Kapi­tel “Speed­work”. Das soll aber nicht heißen, dass er nur intu­itives Laufen vorschlägt: Er gibt mehr als genug Hin­weise, was sich als sin­nvoll erwiesen hat, was gute Erfolge bringt, was wie am besten zu kom­binieren ist — über­lässt das dann aber auch dem mit­denk­enden Läufer.
    Ihm liegt an umfassender “Aus­bil­dung” des Läufers, auch wenn er sich (hier) auf Tem­po (was, wie er immer wieder betont, ein rel­a­tiv­er Begriff ist) und “schnelles Laufen” konzen­tri­ert. Deshalb auch aus­führlich­es Kapi­tel zum Lauf-ABC — bei ihm unter dem Begriff “Dynam­ic Flex­i­bil­i­ty” (aber das scheint mir fast der unstrit­tig­ste Bere­ich der gesamten Train­ingslehre zu sein, die Dif­feren­zen zwis­chen den ver­schiede­nen Ansätzen sind hier eher mar­gin­al) -, zum Kraft­train­ing und (natür­lich) zum Ren­nen selb­st, wo Hig­don sich vor allem für das richtige Aufwär­men stark macht.
  • Kuno Hot­ten­rott, Mar­tin Zülch: Aus­dauer­train­er Laufen. Train­ing mit Sys­tem. 9. Auflage Rein­bek: Rowohlt 2005 (Inhalt­süber­sicht) |
    Der Hottenrott/Zülch ist ja ein deutsch­er Klas­sik­er, was das Lauf­train­ing ange­ht. Und als Taschen­buch preis­gün­stig zu erwer­ben, seit dem ersten Erscheinen 1997 gibt es auch so einige Aufla­gen. Er war auch das erste Büch­lein, das ich zum Laufen bzw. Lauf­train­ing gele­sen habe. Und bei dem ich schnell gemerkt habe, dass es mir nur begren­zt weit­er­hil­ft: Hottenrott/Zülch ist näm­lich stark fokussiert auf das puls­ges­teuerte Train­ing (das Buch ist nicht umson­st “In Koop­er­a­tion mit Polar” ent­standen, wie auch schon auf der Titel­seite ver­merkt ist). Die Pulss­teuerung ori­en­tiert sich bei den bei­den wiederum am Lak­tatwert — das ist die Haupt­größe zur Train­ingss­teuerung. Hot­ten­rott und Zülch entwick­eln dann, nach der knap­pen the­o­retis­chen Grundle­gung, ihre Train­ing­spro­gramme — dif­feren­ziert nach “Freizeitjog­ger”, “Volk­släufer” und “Marathon­läufer”, die alle ver­schiedene Pro­gramme und Train­ings­bere­iche kom­binieren und in Wochen­plankonzepten gipfeln, die je nach Läufer­typ und Train­ingsphase von 3 bis 16 Wochen reichen. Der für mich inter­es­san­teste Teil war dem aber noch vorgeschal­tet: Die knappe, aber wis­senschaftlich fundierte Erk­lärung und Vorstel­lung der ver­schiede­nen Train­ings­bere­iche — mit den Klas­sik­ern REKOM (Regen­er­a­tion und Kom­pen­sa­tion), GA 1 & 2 (Grund­la­ge­naus­dauer), Tem­po- und Inter­val­l­läufe und eini­gen Spezial­for­men, aber auch Alter­na­tiv­train­ings wie Rad­fahren oder Ski­langlauf. Ergänzt wird das dann noch mit Kapiteln zum Dehnen und recht viel Vorschlä­gen zum Kraft­train­ing. Um eine Ahnung von den ver­schiede­nen Train­ings­for­men zu bekom­men, ist das bes­timmt recht hil­fre­ich — aber oft auch sehr, sehr knapp und ganz klar auf eine, näm­lich ihre, Train­ingsmeth­ode fokussiert und berück­sichti­gen anderes nicht.
  • Her­bert Jost, Lud­wig Geiger: Das Hand­buch für Bergläufer. Ober­haching: sport­in­form 1989 |
    Eine — die — umfassende Darstel­lung der speziellen Anforderun­gen und Tech­niken des Laufens an/auf Bergen. Mehr dazu nach dem klick.
  • Andreas M. Marlovits: Lauf-Psy­cholo­gie. Dem Geheim­nis des Laufens auf der Spur. Mit 29 Zeich­nun­gen von Rolf Jahn. 3. Auflage. Regens­burg: LAS 2006. |
    Genau das, was der Titel veheißt: Psy­chol­o­gis­che Effek­te des Laufens (nicht umgekehrt!) — mehr hier: klick.
  • Tim Noakes: The Lore of Run­ning. Fourth Edi­tion. Cham­paign, Ill.: Human Kinet­ics 2002 (zu deutsch etwa: Die Lehre des Laufens — soweit ich weiß, nicht über­set­zt) (Inhalt­süber­sicht) |
    Das ist eine fast 1000 Seit­en starke wis­senschaftlich fundierte Abhand­lung zu so ziem­lich allen Aspek­ten des Laufens — Train­ing für die meis­ten Streck­en (bis hin zum Ultra), Aus­rüs­tung, Phys­i­olo­gie, Psy­cholo­gie, Ver­let­zun­gen und noch vieles mehr, die zumin­d­est ver­sucht, keine Fra­gen offen­zu­lassen. Noakes, südafrikanis­ch­er Arzt und Läufer, weiß, wovon er schreibt. Das merkt man sehr. Außer­dem ist es auch eine kleine Geschichte des Laufens (v.a. im 20. Jahrhun­dert) in Schlaglichtern, mit Porträts großer Läufer und Vorstel­lung ihrer und ander­er Train­ingsmeth­o­d­en bzw. ‑konzepte — “Learn­ing From the Experts” heißt das Kapi­tel im Train­ing­steil.. Das kann man bzw. ich natür­lich nicht am Stück lesen, zum Nach­schla­gen, Blät­tern, Kapi­tel oder Absätze lesen ist mir dieses Buch aber unheim­lich hil­fre­ich und wertvoll. Und deshalb ste­ht es bei mir immer griff­bere­it und ist wahrschein­lich das Lauf­buch, dass ich am öftesten in der Hand habe.
    Noakes bemüht sich um wis­senschaftliche Redlichkeit. Das heißt, wo möglich — und das ist erstaunlich viel — greift er auf wis­senschaftliche Stu­di­en und Unter­suchun­gen zurück, um Train­ings­for­men, aber auch Ver­let­zun­gen und ihre Risiken und Häu­figkeit­en, darzustellen. Das ist dann naturgemäß an manch­er Stelle etwas müh­sam zu lesen, weil es nicht für alles eine klare, ein­deutige Erk­lärung gibt — und dann täuscht Noakes auch keine vor, son­dern referiert die ver­schiede­nen Ergeb­nisse und gibt höch­stens noch eine Ein­schätzung, welche Unter­suchung ihm zum Beispiel method­isch fundiert­er erscheint und eine sin­nvolle, in größere Rah­men passende Erk­lärung abgeben kann.
    Also, wirk­lich ein absolutes Muss für jeden, der sich etwas inten­siv­er und nicht nur auf­grund des eige­nen Erfahrens und Erlebens mit dem Laufen beschäfti­gen möchte.
  • Božo Petračić, Franz Joachim Röttger­mann, Kurt-Chris­t­ian Traenck­n­er: Opti­miertes Laufen. Medi­zinis­che Tips zur biol­o­gis­chen Leis­tungsverbesserung. 3. Auflage. Aachen: Mey­er und Mey­er 2000 |
    eine knappe Über­sicht über medizinische/biologische Fak­toren des Laufens und ihre “Verbe­serung”. Mehr nach dem Klick.
  • Jack Daniels: Daniels’ Run­ning For­mu­la. Sec­ond Edi­tion. Cham­paign, Ill.: Human Kinet­ics 2005. [noch nicht gele­sen, liegt aber schon bere­it]
  • Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­l­auf [Mehr als Mara­thon! Trai­nings­pläne für 50 Km und mehr, Men­tal­trai­ning, Ernäh­rungs­tipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Sei­ten. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro — eines der besten Büch­er zum Ultra­lauf und vor allem zum ‑Train­ing.
  • Kirs­ten Pou­lin, Stan Swartz, Chris­tina Fla­xel: Trail Run­ning. From Novice to Mas­ter. For­e­word by Mark Bur­nett. Seat­tle: The Moun­tai­neers Books 2002. 175 Sei­ten. ISBN 0–89886–840–8. — das ist ein sehr aus­führlich­es und gewis­senhaftes “Lehrbuch” für’s Trail Run­ning

Belletristik, Berichte etc.

  • Wigald Bon­ing: Beken­nt­nisse eines Nacht­sportlers. Rein­bek: Rowohlt 2007. 299 Seit­en. ISBN 9783–499-62192–5
    Wigald Bon­ing läuft — oder sportelt also nachts. Und beken­nt sich dazu. Und er tut das, das Beken­nen natür­lich, in einem net­ten Buch: “Beken­nt­nisse eines Nacht­sportlers”. Das ist run­dum unter­halt­sam und amüsant, aber eher schmun­zel­nd als — wie der Klap­pen­text ver­heißt — im Sinne eines “Lach­muskel­train­ing”. Sooooo lustig finde ich seine auto­bi­ographis­che Schilderung seines sportlichen Lebens, der Ver­suche, das mit Beruf und Fam­i­lie in Ein­klang zu brin­gen, auch wieder nicht. Aber es ist ein sehr lock­er­er Text. Und auch das Laufen geschieht eher neben­bei, der Marathon geschieht in ein paar Zeilen, der erste Ultra hat immer­hin einige Seit­en, in denen es aber nicht so sehr ums Laufen als um das Drumherum geht. Und um ganz viel Leichtsinn. Zumin­d­est so wie Bon­ing es erzählt, ist er extrem unvor­sichtig und draufgän­gerisch, riskiert Leib und Leben (übri­gens nicht nur seines) — es sei mal dahingestellt, ob das der Real­ität entspricht oder ob er nur gerne drama­tisiert. Aber ver­führererisch und eben leichtsin­nig ist es doch — “Und zurück kammt man immer, irgend­wie.” ist offen­bar sien Haupt­mot­to gewor­den — und das ist schon gren­zw­er­tig, finde ich …
    Mein Faz­it daher: Das ist eher ein Lauf­buch für Nichtläufer — oder ein Sport­buch für Bon­ing-Fans. Und eine ganz angenehm-nette Bet­tlek­türe — ohne großen Anspruch und beson­deren Erken­nt­niswert.
  • Andreas Butz: run­ners high. Die Lust zu laufen. München: Copress 2002. 191 Seit­en. ISBN 3–7679-0820–4
    Die Lust zu laufen ist das große und einzige The­ma dieses Büch­leins. Andreas Butz, der wie so viele als Freizeitläufer zur Steigerung der all­ge­meinen Fit­ness ange­fan­gen hat, irgend­wann der erste Marathon (inklu­sive Scheit­ern am eige­nen Ziel), und das dann auch weit­er getrieben bis zum Iron­man (Ultras eher nicht), ist inzwis­chen ein­er der rühri­gen Ver­mark­ter des Laufens und Betreiber des Lauf­cam­pus.
    „Run­ners Hight“ ist eine Ode an das Laufen – ins­beson­dere die schö­nen Seit­en (und das muss nicht immer der im Titel zitierte „runner’s high“ sein), die Mor­gen­läufe, das Erleben der Natur etc. pp. Nett, unter­halt­sam und tre­f­fend plaud­ert Butz in knap­pen Kapi­tel beziehungsweise ein­er Rei­he von kleine Erzäh­lun­gen mit spür­bar­er Begeis­terung von sein­er Lei­den­schaft. Es geht aber auch mal ein biss­chen ums Laufen selb­st – die Bekehrung Butz zum Strunz-Anhänger und Vor­fußläufer etwa, natür­lich auch der erste „richtige“ Lauf­schuhkauf sind eben­so The­men wie die Vere­in­barkeit des Laufens mit Beruf und vor allem Fam­i­lie – irgend­wo muss die Zeit, die der Läufer mit der Erfahrung des Hochge­fühls ver­bringt, ja herkom­men … Ins­ge­samt deckt Butz so ziem­lich alle üblichen The­men ab: Lauf­schuhe, Laufk­lei­dung, Lauf­streck­en, Tem­po im Train­ing, Ernährung, Lauftech­nik, Lauftr­e­ffs, der innere Schweine­hund, die kleinen und größeren Wet­tkämpfe auch, aber nicht so wichtig.
    Ein Büch­lein, das sehr schön die Fasz­i­na­tion des „nor­malen“ Laufens ver­mit­telt – also nicht so sehr „beson­dere“ Momente wie irgend einen Berglauf, Ultra, Etap­pen­lauf oder ähn­lich­es (wie es in Bon­ings „Beken­nt­nis­sen eines Nacht­sportlers“ zum Beispiel ganz stark ist), son­dern das Glück des alltäglichen Laufens vor der Haustür, die Befriedi­gung, die der Läufer daraus zieht, den Luxus genießen zu kön­nen, ein­fach mal eine oder zwei Stun­den laufen gehen zu dür­fen und zu kön­nen.
  • Her­bert E. Gos­si, Reni Gos­si: Ultra­langstrecke. Laufen jen­seits der 42,195 Kilo­me­ter. Läufer­pro­file, Ultra­laufver­anstal­tun­gen, Train­ingspläne, Lau­faben­teuer. Neck­en­markt: edi­tion nove 2008 |
    Ein toller Titel, der auf diesem Buch ste­ht: “Ultra­langstrecke”. Der — und die Unter­ti­tel — haben mich ver­führt. Aber das ist ein falsch­er Ver­führer. Denn das, worum es geht, ist im zweit­en Unter­ti­tel ver­steckt: “Läufer­pro­file” — son­st ist da eigentlich kaum etwas drin. Die Train­ingspläne sind eher ein Witz, die Ver­anstal­tun­gen und Lau­faben­teuer wer­den viel zu kurz und ober­fläch­lich dargestellt, oft nur erwäh­nt. Die Läufer­pro­file sind, nun ja, selt­sam. Das ist fast eine rein östere­ichis­che Sache — vom Freizeitläufer bis zum Wel­treko­rd, sozusagen. Irgend­wie habe ich keine Ahnung, was dieses Buch will, für wen es geschrieben wurde. Für Ein­steiger der Ultra­szene in Öster­re­ich mag es ja ganz inter­es­sant sein, die “Konkur­renten” so ken­nen­zuler­nen — nötig ist das nicht …
  • Gün­ter Her­burg­er: Schlaf und Strecke. München: A1 2004 |
    Das Buch, von einem Fre­und emp­fohlen, ist etwas selt­sam. Her­burg­er ist ein engagiert Läufer, der sich auch an großer Unternehmungen wagt (wie z.B. Cinque Terre, La Réu­nion und andere Ultra­läufe). Als Schrift­steller bin ich mit ihm aber nicht so warm gewor­den — was vor allem eine Frage des Stils ist. Ich finde das, was er in seinen per­sön­lich geprägten Lauf­bericht­en, ver­sucht, etwas über­am­bi­tion­iert und gekün­stelt. Mir scheint — das ist aber eben mein per­sön­lich­er Ein­druck — er bemüht sich zu deut­lich, zu gewollt um einen hohen Stil, eine Schreib­weise, die seine Erleb­nisse während des Laufes und drumherum ver­mit­teln kann. Das ist in kleineren Dosen zunächst dur­chaus inter­es­sant, manch­mal auch faszinierend. Auf die Dauer wird es aber furch­bar anstren­gend. Aber Her­burg­er stößt da auf ein wirk­lich­es Prob­lem: Was während dem Laufen, ins­beson­dere auf der Langstrecke in der Natur nach eini­gen Stun­den, in dem Läufer passiert, lässt sich nur recht schw­er ver­sprach­lichen. Etwas schade fand ich auch, das sei am Rande bemerkt, dass Her­burg­er sich ganz und gar auf seine sub­jek­tive Sicht beschränkt — und Infor­ma­tio­nen zu den Läufen fast Man­gel­ware sind. Da hätte ich gerne ein­fach noch etwas mehr erfahren, über Strecke, Organ­i­sa­tion, Ort etc. pp. Aber trotz­dem, ein dur­chaus ehren­wert­er Ver­such, das Erleb­nis des Laufens zu Lit­er­atur zu machen.
  • Neal Jami­son (Hrsg.): Run­ning Through the Wall: Per­son­al Encoun­ters with the Ultra­ma­rathon. Hal­cottsville, NY: Break­away Books 2003 |
    Eine Samm­lung der Lauf-“Geschichten” von 39 Ultra­läufern Amerikas, ihrer beson­ders prä­gen­den Erleb­nisse auf der Langstrecke und teil­weise auch ihrer Lauf­bi­ogra­phie. Mehr nach dem Klick.
  • Dean Kar­nazes: Ultra­ma­rathon-Mann. Aus dem Leben eines 24-Stun­den-Läufers. 2. Auflage. München: Riva 2008 |
    so etwas wie ein Klas­sik­er der Erleb­nis­berichte großer Ultra­läufer. Und das ist Kar­nazes dur­chaus — auch wenn er wohl ewig umstrit­ten bleiben wird. Und extrem von sich selb­st ein­ge­om­men ist er auch (das Buch begin­nt erst ein­mal mit zwei Seit­en Lobpreisun­gen sein­er hero­is­chen Tat­en). Im Grunde schildert er eine typ­is­che Läufer-Geschichte: Fängt an zu laufen und hört nicht mehr auf — wird immer bess­er, sucht ständig neue Her­aus­forderun­gen. Die sind dann bei Kar­nazes halt sehr extrem — bis zum Marathon am Süd­pol und vie­len anderen Ver­rück­theit­en. Und sie wer­den von ihm gut verkauft — was für Ultras ja schon eher untyp­sich ist … Etwas gen­ervt hat mich die ständi­ge Hero­isierung des Ultra­laufes — da kommt wohl die amerikanis­che Men­tal­ität voll durch. Und das Buch ist eher mit­tel­prächtig über­set­zt, die Grafiken z.B. oft über­haupt nicht — was zu lustigem Durcheinan­der der Maßein­heit­en führt. Aber alles in allem trotz­dem eine nette Lek­türe. Auch wenn man die Läufe nicht unbe­d­ingt alle selb­st (nach-)machen will/kann. Hier habe ich direkt nach der Lek­türe schon mal was geschrieben: klick.
  • Tom McNab: Trans-Ameri­ka. Berlin: Auf­bau Taschen­buch 2010 |
    Das ist wohl das beste Buch, das ich bish­er gele­sen habe, in dem Laufen eine Rolle spielt. Denn es ist eigen­tich kein Lauf­buch, son­dern ein­fach ein his­torisch­er Roman, der (zufäl­lig) beim Trans-Ameri­ka-Lauf 1931 spielt. Sehr schön zu lesen ist das — mehr dazu nach dem klick.
  • Ulfi­las Mey­er: Born to run. Aus dem Leben des Extrem­läufers Achim Heukemes. Rein­bek: Rowohlt 2003. |
    Die Erzäh­lung eines “typ­is­chen” Läufer-Paulus: Bekehrung vom unge­sun­den Lebensstil des Fer­n­fahrers zum Läufer — und dann die pack­ende Fasz­i­na­tion, die fast zur Sucht wird, das immer weit­er zu treiben — bis zum Extrem­lauf. Lei­der ist das, so erin­nere ich es zumin­d­est im Moment, über weite Pas­sagen von Mey­er arg reißerisch geschrieben. Aber das Büch­lein ist trotz­dem inter­es­sant und lehrre­ich — weil Heukemes erstens einige beachtliche Leis­tun­gen erzielt hat und zweit­ens im Buch auch das Scheit­ern an Zie­len, an Reko­r­den vor allem, aus­giebig the­ma­tisiert wird (übri­gens neben dem Prob­lem Heukemes, das Laufen zu pro­fes­sion­al­isieren, also irgend­wie Geld damit ver­di­enen zu kön­nen und sich damit ja auch immer wieder in die Abhängigkeit von Spon­soren und den typ­is­chen Fol­gen — höher, weit­er, schneller — zu begeben). Und das gehört ja nach mein­er pri­vat­en Laufthe­o­rie ganz beson­ders zu diesem Sport — dass das Ver­fehlen von Zie­len näm­lich immer nur eine Ursache hat: den Läufer selb­st. Und damit muss man als Läufer zu Recht kom­men ler­nen — und Heukemes gelang das offen­bar recht gut …
  • Haru­ki Muraka­mi: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede. 3. Auflage. Köln: Dumont 2008 |
    Gekauft und gele­sen vor allem wegen des genialen Titels. Ich bin generell kein beson­der­er Lieb­haber der Erzäh­lun­gen Murakamis, was meine Wertschätzung dieses Buch­es wom­öglich stark beein­trächtigt hat. Jeden­falls plaud­ert Muraka­mi hier von sein­er lan­gen “Kar­riere” als Läufer, den ver­schiede­nen Wet­tkämpfen, dem Train­ing, den guten und schlecht­en Läufen, die er erlebt hat, den Erfol­gser­leb­nis­sen und natür­lich auch den Rückschlä­gen — das typ­is­che Läufer­leben eben. Und natür­lich auch viel von sich selb­st. Und schließlich auch davon, wie man das Laufen ins “Leben” inte­gri­ert. Dur­chaus nett zu lesen, mich hat es aber eben nicht beson­ders begeis­tert.
  • Tom Ock­ers: Eis-Lauf. In der Kälte des Sibirien-Marathons. München: List-Taschen­buch 2002 |
    Tom Ock­ers Buch ist hier schnell erledigt: Ein ver­rück­ter Ham­burg­er Nicht-Läufer läuft in Omsk/Sibirien einen Halb­marathon. Und er schreibt – natür­lich – darüber ein Buch. Das ist schnell gele­sen, schnell erzählt, schnell vergessen (wahrschien­lich auch schnell geschrieben – aber wohl nicht so schnell gelaufen).
    Es geht eigentlich nur um seine man­gel­hafte Vor­bere­itung, die Spon­soren­suche (und tat­säch­lich ‑akquise), die Reise nach Omsk – dafür braucht er mehr als 200 Seit­en, ohne viel zu erzählen. Dafür bemüht er sich sehr, witzig oder wenig­stens amüsant zu sein. Lei­der merkt man die Mühe dem Text noch recht deut­lich an …
    Dann – endlich – der Lauf, der „Wet­tkampf“. Nach allen üblichen und vernün­fti­gen Kri­te­rien eher ein Desaster. Der natür­lich nie ein Marathon wurde, auch wen Ock­ers das behar­rlich so nen­nt. Es ist halt sehr, sehr kalt da. Aber das war’s dann auch schon (etwas mehr hier).
  • Har­ald Pam­minger, Alfred Ober­mayr: Oxi nein oder Wie ich zum ‘Kre­ta-Läufer’ wurde. Das etwas andere Lauf­buch. Wien: Books on Demand 2002 |
    Ein schlecht­es Buch, das mich über­haupt nicht beein­druckt hat und den Lau­fleis­tun­gen Pam­mingers sicher­lich in kein­er Weise gerecht wird. Mehr nach dem Klick.
  • Ingo Schulze: TransEu­rope-Footrace 2009. Bari — Nord­kap: 4.487,7 km in 64 Tage­se­tap­pen. Leipzig: Engels­dor­fer 2010 |
    Nun­ja. Sozusagen Pflichtlek­türe, weil ich den Lauf schon “live” mit großem Inter­esse und Staunen ob des unglaublichen Tem­pos an der Spitze beobachtet habe. Das hier ist aber ehrlich gesagt nicht der beste Weg, große Etap­pen­läufe wie den Transeu­ropalauf ken­nen­zuler­nen. Denn eigentlich ist das nur eine gedruck­te Form der kurzen täglichen Ein­träge des Organ­isators, Ingo Schulze, die er während des Laufes für seine Inter­net­seite als eine Art Blog geschrieben hat. Und lei­der ist Schulze nicht nur kein beson­ders beg­nade­ter Schreiber (das wäre ja ohne weit­eres zu ver­schmerzen), son­dern lei­der sind diese Ein­träg für meinen Geschmack, da ausss­chließlich aus der per­sön­lichen Sicht Schulzes geschrieben, für den Organ­isator eine solchen großen Unternehmens etwas arg wehlei­dig. Und der zweite große Man­gel: Sie sind gerne gespickt mit Andeu­tun­gen, die für Außen­ste­hende kaum bis gar nicht nachzu­vol­lziehen sind. Und schließlich bleibt die läuferische Seite, die Wahrnehmung, aber auch das Erleben der Läufer völ­lig außen vor — das ist zwar ver­ständlich, weil Schulze während des Ren­nens eben anderes zu tun hat­te, als große Inter­views etc. zu führen. Für den Leser aber sehr schade. Immer­hin ist das Buch recht preis­gün­stig zu erwer­ben und auch schnell gele­sen — 190 Seit­en sind es, die auch einige (kleine, unbeschriftete) Fotos enthal­ten.
  • Vanes­sa Rod­ri­guez: The Sum­mit See­ker. Ama­zon 2013. ISBN 978–1–48250293016–8. 186 Sei­ten + Vor­wort von Gor­don Ains­leigh. Ca. 10 Euro. — mehr zum Leseein­druck ste­ht im Blo­gein­trag.
  • Marc Bisch­off: Lauf, du Sau! Geschichte vom Lau­fen. Göt­tin­gen: Agon Sport­ver­lag 2009. 166 Sei­ten. ISBN 978–3–89784–363–9. 9,90 Euro. — mehr im Blog (ist aber nicht so empfehlenswert …9
  • Tom McNab: Fin­ish. Ber­lin: Auf­bau 2011. 415 Sei­ten. 9,99 Euro. ISBN 978–3–7466–2739–7. — dazu habe ich etwas aus­führlich­er im Blog geschrieben.
  • Robert Hart­mann: Läu­fer­ge­schich­ten aus Afri­ka. Has­sel­roth: Schmid 2004. 172 Sei­ten. ISBN 3–938101–01–6. — mehr im Blog.
  • noch ein “Kar­nazes”: Dean Kar­na­zes: 50/50. Secrets I Lear­ned Rnning 50 Mara­thons in 50 Days — and How You Too Can Achieve Super Endurance! (mit Matt Fitz­ge­rald). New York 2009 [2008]. 286 Sei­ten. ISBN 978–0–446–58184–4. — auch dazu mehr im Blog.
  • Alan Sil­li­toe: The Lone­li­ness of the Long-Dis­tance Run­ner. Stuttgart: Phil. Reclam junior 1985 |
    Der Klas­sik­er der Lau­flit­er­atur darf hier natür­lich nicht fehlen. Wer’s nicht ken­nt: Es sind nur wenig Seit­en, die man irgend­wann mal gele­sen haben sollte …
  • und natür­lich die unzäh­li­gen Lauf­berichte im Netz, in den Foren und son­st über­all …
  • Außer­dem habe ich bes­timmt einiges wieder vergessen …