Beim täglichen Laufen, das nicht nur auf den planierten und asphaltierten Wegen stattfindet, sondern auch einmal querfeldein, bleibt es nicht aus, dass der Läufer und besonders seine Beine auch mal engere Kontakte mit dem umherstehenden Gestrüpp und Gewächs sucht und findet. Das kann mal ein bisschen Brennen, wenn die Brennesseln die nackte Haut erwischen. Oder es kann richtig blutig werden, wenn ich die blattlose Brombeerranke zu spät sehe und beim Ausweichversuch in der matschigen Weide auch noch abrutsche. Dann kommt man von einem kleinen Weihnachtsläufchen so nach Hause (und wird unterwegs recht seltsam angestarrt …):
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Laufen macht gleich noch mal so viel Spaß, wenn man schneller als die anderen Läufer auf der Strecke ist — ein bisschen zusätzlichen Ansporn gibt das wirklich jedes Mal, wenn ein “Opfer” in die Nähe kommt und der Überholvorgang wahrscheinlich und wahrscheinlicher wird — so lange man nicht selbst überholt wird. Besonders gut funktioniert das, wenn man aufgrund einiger zusätzlicher Schlenker und Schleifen eine Standard-Laufstrecke wie die Mainzer Dreibrückenrunde etwas verlängert. Dann kann man die selben Läufer nämlich zwei- bis dreimal überholen (wenn man Glück hat und sich anstrengt 😉 …). Heute hatte ich gleich zwei solche Kandidaten — und schwupps, war ich ein bisschen schneller unterwegs als ich das vorhatte. Was ja im Moment nur gut sein kann. Allerdings hatte ich heute auch Glück, die schnell wirkenden Läufer liefen die Runde heute offenbar alle in der Gegenrichtung …
Da ist es also endlich, das “Handbuch Ultralauf” — dann sollten jetzt ja endlich mal alle Fragen geklärt sein. Sie sind es natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Und das ultimative Handbuch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe — ist Ultralauf jetzt endgültig Mainstream geworden? Nein, auch das nicht — das Handbuch weist selbst auf die tlw. stagnierenden, tlw. minimal steigenden Zahlen der Läufer und Läuferinnen hin.
Wolfgang Olbrich, Sportwart der DUV, versucht sich hier also am Rundumschlag: Von der Geschichte des Ultramarathonlaufs bis zu spezifischen Trainingsplänen ist über Trainingsgrundlagen, Ausrüstung, mentales Training, Ernährungs- und orthopädische Fragen so ziemlich zu jedem “Problem” des Ultras hier etwas zu finden. So richtig begeistern konnte mich das Buch aber trotzdem nicht.
Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seiten (kein unbeträchtlicher Teil des Umfangs also) sind eigentlich verschenkt. Da wird ausführlich die Situation der Verbände (inklusive ihrer Komittees und deren Vorsitzenden) und der Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene referiert — ist das wirklich nötig? Die DUV wird (natürlich) sehr prominent dargestellt (inklusive der “internen Streitigkeiten” … — den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier durchaus auch mal erwähnen können). Auch die restlichen Verbände wie DLV und IAU bekommen viel Raum. Und das gleich am Anfang, direkt nach einigen kursorischen Bemerkungen zur Geschichte des Ultralaufs.1
Das Fazit nach dem ersten Fünftel also: Wenig hilfreich bisher. Doch dann geht’s los: Kapitel 6–8 zeigen die Trainingsgrundlagen für den Ultralauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst einmal die üblichen Trainingsformen — extensive und intensive Dauerläufe, Intervalle, Fahrtspiele … -, aber wenigstens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hinweist, dass er genau das eigentlich voraussetzt (zusammen mit mehrjähriger Marathonerfahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berücksichtigung der langen Distanzen und geht auch auf Ausgleichstrainings (Dehnen, Kräftigungsübungen) und Lauf-ABC jeweils knapp ein.
Dem folgen kurze (wirklich ausführlich ist in dem Handbuch eben nichts) Kapitel zur Ernährung (Olaf Hülsmann), zu Problemen des Magen-Darm-Trakts beim langen Laufen (Stefan Hinze), zu orthopädischen Aspekte der langen Belastung (Dietmar Göbel), zu mentalen Aspekten des Ultras und schließlich noch 25 Seiten Trainingspläne (50km, 100km, 24h, Etappenläufe).
Die abschließenden 12 Seiten zur “Ausrüstung” waren wohl Pflicht für die Sponsoren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig — schließlich ist das Handbuch laut Einleitung doch ausdrücklich für Athleten gedacht, die “bereits seit mehreren Jahren im Laufbereich trainieren” (11) — was ja auch sinnvoll ist, bevor man den ersten Ultra angeht. Genau diese Sportler wissen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmesser und GPS-Uhren gibt …
Ganz zum Schluss kommt noch ein kurzer Literatur-Anhang mit sehr ausgwählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen allgemein und zur Trainingslehre fehlt komplett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultralauf drin steht), die Liste führt fast ausschließlich medizinische (gastro-enterologische und orthopädische, auch psychologische) Untersuchungen/Artikel an.3
Also: Den Titel “Handbuch” halte ich für etwas übertrieben, sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seiten (inkl. verschiedener Laufberichte, die mir teilweise schon bekannt vorkamen, aus der UM oder den entsprechenden Internetquellen?, und kurzen Läuferporträts, die aber sehr schematisch geraten sind und die Personen kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seiten eigentlicher Text der Kapitel 1–18 (mit vielen, nicht immer aussagekräftigen Fotos). Wenn man die Veranstaltungsberichte und Porträts rausnimmt, sind es noch 136 Seiten, davon aber auch 25 Seiten Definintion, Ultra-Geschichte, die Darstellung der Verbände, Meisterschaften und großer Veranstaltungen (kurz beschrieben werden: Comrades, Biel, Badwater, Spartathlon, Rodgau, Kienbaum und Rennsteig) — letztlich bleiben also nur noch gut 100 Seiten für den eigentlichen Inhalt übrig — kein Wunder, dass mir vieles etwas oberflächlich dargestellt schien.
Ohne Zweifel werden alle wichtigen Aspekte abgehandelt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernünftige, d.h. wirklich helfende Handlungsempfehlungen (insbesondere im Bereicht der Ernährung und Verdauung), zum Teil auch einfach nur sehr abstrakt und wenig konkret.
Das Problem, weswegen das Handbuch mir so unbefriedigend scheint, ist wohl folgendes: Erstens ist Vieles, gerade das grundlegende Wissen, in den großen Büchern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den verschiedensten Ausprägung ausreichend erklärt und beschrieben. Und zweitens gibt es zum Ultralauf keine bzw. nur wenige wirklich allgemein geltenden Verfahrensweisen, was die Ausgestaltung des Trainings im Detail z.B. betrifft, oder was die Ernährung während des Wettkampfes angeht — und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und ausreichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Veranstaltungen gut kennt, eben immer wieder konstatieren. Mich hat das ein wenig unbefriedigt hinterlassen, bei der Lektüre.
Dazu kommt noch (wieder einmal) ein unzureichendes Lektorat — sprachlich mittelmäßig, wechselt der Text z.B. zwischen Duzen und Siezen, Satzfehler etc. — das ärgert mich immer ein bisschen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch überhaupt heißt. Und das setzt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hobbypublikationen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Verlagsveröffentlichtungen.
Viel Gemecker also hier. Trotzdem für den Einsteiger sicherlich nett und hilfreich. Es geht aber eben auch besser — behaupte (und denke) ich. Ich vermute, es war den Autoren einfach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Handbuch für Ultraläufer? Für am Ultramarathon Interessierte? Soll es den Ultralauf populär(er) machen oder dem Ultraläufer, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, als Nachschlagewerk zur Seite stehen? Es will dann irgendewie alles — und schafft dann nichts richtig befriedigend.
Wolfgang Olbrich: Handbuch Ultralauf [Mehr als Marathon! Trainingspläne für 50 Km und mehr, Mentaltraining, Ernährungstipps]. Aachen: Meyer & Meyer 2011 (Runner’s World). 192 Seiten. ISBN 978–3‑89899–657‑0. 19,95 Euro.
- Diese Geschichte müsste man wohl eigentlich noch/mal schreiben, aus Sicht des Historikers ist das alles sehr unbefriedigend. Denn in der Geschichtswissenschaft passiert da ja durchaus einiges, v.a. im Bereich der Körpergeschichte und der Kulturgeschichte überhaupt, was hier hinpassen könnte. Aber das nur so nebenbei. ↩
- Das ist ja eine echte Unsitte der Sportbücher, gerade im Bereich Ausrüstung, so etwas immer wieder heranzuziehen — das ärgert mich immer wieder. Das “Handbuch Ultralauf” ist, wie viele andere solch Bücher, trotzdem nicht billig, zudem auch noch mit “Runner’s World”-Kooperation (die sind ja auch kein Fachblatt für Ultradistanzen …) — muss diese Werbung für Polar (die angeblich das beste Computerprogramm zur Auswertung haben — SportTracks als Alternative wird nicht einmal erwähnt) und Gore wirklich sein? ↩
- Und den kuriosen Eintrag “Wikipedia” findet man noch. Ungenauer geht es ja eigentlich nicht mehr — Was und Wann war das denn, in welcher Sprachversion?, da fehlt wirklich nur noch die Quellenangabe “Internet”. ↩
Einen vielversprechenden Titel trägt das Buch von Kirsten Poulin, Stan Swartz und Christina Flaxel: From Novice to Master. Wenn das auf den 175 Seiten gelingt, wäre das ja schon viel … Natürlich ist es nicht ganz so einfach, Laufen muss man eben immer auch trainieren, unabhängig vom Untergrund und der Umgebung. Das verschweigt das Autorentrio (immerhin zwei Frauen!) auch nie. Denn dieses amerikanische “Lehrbuch” ist sehr gewissenhaft und gründlich. Der Rundumschlag ums Trailrunning umfasst hier:
- Introduction to Trail Running
- Planning a Run
- Training, Conditioning, and Preparation
- Recovery
- Environmental Factors, Navigation, and Safety
- Injury Prevention and Treatment
- Brining it tot the Next Level: Ultrarunning
Diesser Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, denke ich, auch sehr gut die Ausrichtung dieses Buches. Hier geht es nicht um tolle Läufe, um Lauferlebnisse oder Wettkampferfahrungen. Sondern, wenn man so will, um die Basics, die das alles erst überhaupt möglich machen.
Leider war das Buch wohl etwas zu früh für den momentanen Trail-Boom. Und leider, leider ist es auch nur mit schwarzweiß-Photos (aber durchaus guten) versehen — schade. Recht ausführlich ist es in jedem Fall. Vor allem, was die Ausrüstung, auch für extremere Läufe, angeht. Eingehend berücksichtigt wird etwa der Sonnenschutz, der Einfluss von viel Wind, aber auch das Laufe im Schnee. Und wie in jedem Laufbuch auch ein kurzer Trainingsleitfaden. Nicht fehlen darf beim Trail natürlich die Lauftechnik, wobei die Autoren sich hier etwas zurückhalten und eher allgemeine Ratschläge geben. Das Bergauf- und Bergab-Laufen wird aber ausführlich gewürdigt. Und auch das Fallen: “A fall is an inevitable part of trail running.” (72) — sehr schön.
Erstaunlich viel steht hier dann auch zum Dehnen und zur Ernährung vor, während und nach dem Lauf.
Und etwas schlägt die amerikanische Perspektive schon durch. Nicht nur bei der Flora und Fauna, sondern z. B. auch beim Umgang des Läufers mit Wegen und der Angst vor Erosion — in “meinen” Laufrevieren ist das eher weniger ein Problem. Und wenn dann, ein durch die Bewirtschaftung und nicht durch die Läufer veursachtes. Überhaupt bemühen sich die drei Autorinnen sehr um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Wiederholt wird darauf hingewiesen, nichts mitzunehmen (außer Photos) und nichts zu hinterlassen (außer Fußspuren):
Always leave a natural environment as you found it, and minimize your impact. Take only photographs and enjoyable memories of your run. Leave only footpringts. Never litter. Pack it in, pack it out, which means that any materials you bring in should leave with you. (104)
Der schönste Tipp aber:
If you copme across mud puddles, snow patches, or wet spots, carefully run through them, not around them. Also, jump or step over any fallen trees. Running around them can cause trails to widen, increasing soil and vegetation damage. (104)
Insgesamt: sehr durchdacht und überlegt, mit dem klaren Ziel des kontrollierten, risiko-minimierten und Erlebnis-maximierten Trail-Laufs.
Kirsten Poulin, Stan Swartz, Christina Flaxel: Trail Running. From Novice to Master. Foreword by Mark Burnett. Seattle: The Mountaineers Books 2002. 175 Seiten. ISBN 0–89886-840–8.
Ach, wie herrlich kann doch das Laufen sein! Diese Woche hat mal fast alles gepasst und geklappt: Von Montag bis Donnerstag noch strahlender Sonnenschein bei milden herbstlichen Temperaturen, Freitag war es dann allerdings sehr trüb, eine richtige Untergangsstimmung durch die tiefliegenden Wolken. Und der Rhein hatte eine ganz seltsame und seltene Farbe, in Mischung aus Blau und hellem Grün (sonst ist er ja meist eher grau bzw. braun) — doch immerhin kam kaum Wasser von oben. Samstag allerdings durchaus, das war sehr feucht, neblig und immer wieder regnerisch. Und zum ersten Mal auch kalt.
Und vor allem habe ich mal wieder einen ordentlichen Trainingsfortschritt gespürt: Alle Trainings waren besser als die Vorgabe von Vicsystem. Schon die Intervalle am Montag (5x1600m) liefen, trotz eher steifer Beine am Morgen, ausgezeichnet.
Und der Lauf am Mittwoch, wettkampfspezifisches Tempo, war richtig genial: 13,1 km @ 4:22 (statt 12,8 km @ 4:39). Am besten — trotz des mäßigen Wetters, das die Hürde zum Loslaufen ziemlich hoch legte — war aber der lange Lauf am Samstag: Knapp 32 Kilometer im 5:16er Tempo. Der Plan sah 5:21 vor — allerdings auf ebener Strecke. Und was ich von Erbach aus gelaufen bin, war eher selten eben: Über den Buchwaldskopf und Zirkelberg meine Standardstrecke nach Bullau, dort aber kurz vor dem Ort nach Gebhardtshütte abgebogen und auf dem Wanderweg am Krähberg vorbei zum Reußenkreuz. Da hatte ich gut 18 Kilometer hinter mir — und das Tempo stand, obwohl es viel bergauf ging, schon bei 5:26. Das war natürlich schon etwas schnell, eigentlich versuche ich ja bei den langen Läufen ein Crescendo, dass unter diesen Umständen nicht so ganz gut funktioniert. Über den Fahrradweg bin ich dann — auf der anderen Seite des Krähbergs — nach Bullau, übers Bullauer Bild hinunter zum Zirkelberg und mit einer Schleife um den Ruheforst wieder über den Buchwaldskopf zurück — und dann stand das Tempo bei 5:16. Einfach genial. Obwohl es in Bullau sehr unangenehm war — ausgerechnet da, wo ich mal ein Stück übers freie Feld muss (der Rest ist fast vollständig im Wald) fing es richtig unangenehm dicht an zu regnen. Zusammen mit dem Wind war des unangenehm kalt … So richtig freundlich war das Wetter unterwegs nie, begegnet bin ich genau zwei Leuten — einem mit Hund und einem anderen Läufer. Die Höhenmeter sehen beeindruckend aus:
Das lief zwar wunderbar. Aber heute merke ich die Oberschenkel doch ganz schön — Muskelkater hatte ich schon lange nicht mehr … Immerhin hat es aber auch wieder für 16 Kilometer @ 5:26 gereicht — nicht ausgesprochene Erholung, da waren auch schon wieder knapp 300 Höhenmeter drin. Aber mal sehen, wie morgen die 2000er-Intervalle gehen — momentan kann ich’s mir nicht so recht vorstellen …
Der Untertitel sagt alles: “Medizinische Tips zur biologischen Leistungsverbesserung”. Im Kern geht es hier also um alles, was beim Laufen beteiligt ist: Knochen, Bänder, Muskeln, von den Zehen bis zur Wirbelsäule. Das alles wird — medizinisch — vorgstellt und erläutert in Teil II: “Anatomie und Biomechanik des Laufens”. Teil III behandelt dann “Fehler” in diesem System unter der Überschrift “Leistungslimitierende biologische Gegebenheiten” — solche Dinge wie Fußfehlstellungen, verküzrte Muskeln etc. werden hier abgehandelt. Teil IV ist dann noch interessanter für den aktiven Läufer: “Häufigste Überlastungsprobleme mit Checkliste zur Selbsterkenntnis”. Teil V schließlich behandelt im letzten Drittel die eigentliche Leistungsoptimierung — das reicht von den Laufschuhen über die Thermoregulation (sehr ausführlich) bis hin zur “Trainingssteuerung nach biologischm Parameter”, die dann erstaunlich knapp ausfällt. Überhaupt ist dieses Buch nicht nur stark auf so etwas wie “Selbstbehandlung” oder “Selbsterfahrung” des Körpers ausgelegt, sondern vor allem sehr knapp und übersichtlich — eher zum Nachschlagen als zum Lesen. Und eher für den medizinisch-technischen Teil des Laufens zu gebrauchen als für eine wirkliche Trainingssteuerung — das bleibt sehr obeflächlich und allgemein. Für Besitzer der “Lore of Running” kein unbedingt notwendiges Buch …
Božo Petracić, Franz Joachim Röttgermann, Kurt-Christian Traenckner: Optimiertes Laufen. Medizinische Tips zur biologischen Leistungsverbesserung. 3. Auflage. Aachen: Meyer und Meyer 2000. 139 Seiten. ISBN 3–89124-390–1.
Bücher über das Laufen gibt es haufenweise. Fast alle beschränken sich aber auf psychologisches und das ganze drumherumg wie Ausrüstung, Training, Wettkampf. Arbeiten zu einer originären Psychologie des Laufens, die über die Beschreibung oder Sammlung von schönen Geschichten zum runner’s high hinausgehen, sind dabei eher selten zu finden. Immer wieder taucht aber ein Titel auf: Andreas M. Marlovits Buch “Lauf-Psychologie. Dem Geheimnis des Laufens auf der Spur”. In Bibliotheken aber trotzdem sehr selten zu finden — dank Booklooker kam ich aber dennoch recht günstig an ein Exemplar, das extra den weiten Weg aus der Schweiz zu mir machte.
Worum geht es Marlovits? Eben nicht nur um die angebliche (er zweifelt da offenbar, ohne das aber weiter zu verfolgen, weil es nicht sein eigentliches Thema ist) Ausschüttung von körpereigenem Endorphin als “Glückshormon” beim Laufen, sondern um eine originär psychologische Betrachtung des Laufens als reichlich monotonem Sport mit ausgesprochen gleichmä0igem, lange Zeit gleichbleibenden Bewegungsablauf. Und die psychologischen Folgen des fortgesetzten Dauerlaufes. Denn er geht davon aus: “Wenn das Laufen nicht psychisch wirksam werden würde, dann wäre es längst nicht so populär.” (16) Für seine Untersuchung dieser Wirksamkeit bedient er sich zunächst der Literaturumschau, vor allem Tiefen-Interviews mit 100 Läufern.
Weit ausholend fängt er an, beleuchtet — ingesamt aber eher knapp und in der Übersicht — das Laufen in verschiedenen Kulturen, die kultische und kulturelle Bedeutung des Laufens ind er Geschichte und beginnt dazu selbstverständlich in der Antike, d.h. in Griechenland — inkl. Philippides, dem “Marathon”-Läufer — und macht dann einen großen Sprung in die Moderne, um sich vor allem der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in mehreren Dekaden näher zu widmen. Wirklich viel kommt dabei aber nicht herum, denn:
Die Ergebnisse aus mehr als 40 Jahren Laufforschung machen deutlich, wie fragmentarisch sich die Erkenntnislage zum Laufen und seiner wohltuenden Wirkung bislang darstellt. Weder die immer wieder aufgewärmte These von der Suche nach dem Endorphin-Kick noch Überlegungen, dass dem Läufer eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur zuzuschreiben sei (Introvertiertheit), noch Überlegungen, dass das Laufen antidepressiv oder Stress reduzierend wirkt, ließen sich bis heute eindeutig wissenschaftlich bestätigen. (56)
Dann geht es näher zum Kern, um das Laufen. Das heißt, zunächst um den Anfang, den Beginn des Laufens, der Aufnahme des Dauerlaufens in den Lebensvollzug des modernen Menschen, der sich deutlich von dem früherer Epochen unterscheidet, weil er anderen Notwendigkeiten unterliegt: “Es geht also um mehr oder weniger wichtige Dinge des persönlichen Lebens. […] Es scheint, als hätte sich das Laufen der heutigen Zeit seiner existentiell-kulturellen Fuktionalität entledigt. Vorherrschend ist die Not des Individuums, die ihn zum Laufen bewegt.” (30) Und genauer: “Vom Laufen […]erwartet man eine persönlich [sic!] Bereicherung im Sinne einer heilsamen Wirkung, die sich spürbar, am besten psychologisch spürbar, manifestieren sollte.” (32) Deshalb kommt Marlovits zu dem Schluss: “Die Doppelwirkung von Entspannung und Aktivierung ist dem modernen Menschen Laufmotiv genug.” (32)
Die Gründe des Laufens können für ihn dabei immer auf zwei (ganz allgemeine) Motive bzw. deren Wahrnehmung und Problematisierung zurückgeführt werden, auf Stagnation oder Hypermobilität: “Wir behaupten also, dass sämtliche Beweggründe zum Laufen auf dieser Grundspannung verortet werden können.” (40) Ausgehend von dieser Diagnose, dass das Laufen also als ein Art Gegenmittel für diese zwei defizitären Zustände des modernen Menschen angegangen wird, kann er feststellen:
Das Laufen erscheint also als eine Art heilendes Lösungsmittel für seelsiche Problemzustände, die zum einen aus Verläufen des persönlichen Lebens, zum anderen aber auch aus jenen der gesamtkulturellen Entwicklung resultieren können. (42)
Darauf besteht er immer wieder: Dass das Laufen nicht nur ein individuelles Phänomen sei, sondern auch Teil einer Kultur (aber gerade die zweite Seite bleibt im weiteren dann doch sehr blass …). Wesentlich ist auf jeden Fall der Zusammenhang zwischen Leben und Laufen, den Marlovits immer wieder beobachtet: Laufen als so etwas wie eine Bewältigungs- oder Verarbeitungsstrategier für das “Leben” (was ja nur teilweise logisch ist, denn Laufen ist ja auch wieder Teil des Lebens — aber das soll hier nicht weiter stören): “Die Tendenz, das Laufen in einen engen Zusammenhang zum eigenen Lebens-Lauf zu bringen, ist bereits ein erster Begründungszusammenhang dazu, warum wir davon ausgehen, dass in der uns so selbstverständlichen Bewegung des Laufens eine gehörige Portion Psychologie steckt.” (68) Und zwar in diesem Sinne:
Laufen formt das Seelenleben in einer ganz spezifischen, seiner Wirkung entsprechenden Form um. Diese Umformung geschieht bei allen Menschen in die gleiche Richtung. […] Jeder Lauf ist der Versuch, so wie möglich eine seelische Umformung voranzutreiben, denn je weiter sie vorangeschritten ist, umso intensiver wird die wohltuende Wirkung des Laufens für den Einzelnen spürbar. (71)
Und dann gehts ans Eigentliche: Welchen Effekt hat ausdauerndes Laufen auf die Psyche des Läufers denn nun genau? Welcher Art ist denn nun diese “Umformung”? (Die umgekehrte Wirkrichtung, nämlich den Einfluss der Psyche auf das Laufen, der eine “Lauf-Psychologie” erst komplett machen würde, betrachtet Marlovits leider überhaupt nicht. Dabei hätte gerade das mich besonders interessiert. Genauso fehlt eigentlich vollkommen eine Betrachtung des Laufens als Sport in psychlogische Hinsicht.)
Worin liegt also Wirkung, die “psychische Modulation des Ausgangszustandes” (75)?: Da ist zunächst etwa die “nivellierende Kraft” des Laufens: “Damit ist gemeint, dass sich während des Laufens eine seelische Tendenz breit zu machen beginnt, die sämtliche erlebten Unterschiede und Differenzen vom Läufer zur Welt hin auszugleichen beginnt.” (82) — “Der Rhythmus […] ist die zentrale Methode, mit der die Differenz und Gegenübergestelltheit von Ich und Welt angegangen wird.” (97)
Das wesentliche psychologische (d.h. therapierendes) Moment des Laufens ist für Marlovits aber ein anderes: Seine Ähnlichkeit mit dem (Tag-)Träumen und der dort geschehenden Ver-/Bearbeitung des Unerledigten des Lebens: “Der Herrschaft der Traummechanismen im Lauf ist es auch zu verdanken, dass sich plötzlich unerwartete Löungen für Probleme des Alltags einstellen.” (107) Oder, wie es etwas später heißt: “das Laufen schafft Bedingungen in der GEsamtorganisation ‘Mensch’, in der drückende Themen und Probleme einer körperliche-psychischen Bearbeitung überlassen werden.” (129). Und die Passivität, das Überlassen oder Überantworten der “Probleme” an das “Es”, ist für in dieser Hinsicht erfolgreiches Laufen die entscheidende Grundbedingung.
Aus dieser Perspektive ist der “innere Schweinehund” des Läufers dann kein Energiespartrick oder Faulheitsanfall des geschundenen Körpers mehr, sondern etwas anderes:
Der Läufer scheut sich, die kultivierte Alltagsverfassung des Verfügen-Könnens zugunsten der traumanalogen Form der Laufverfassung einzutauschen. Was man also zu vermeiden sucht, ist weniger die Mühsal des Laufens selbst, als der de-kultivierende Aufwand der Seelenmodulation durch das Laufen. (110)
Diese Stelle ist in gewisser Weise typisch für Marlovits: Deutlich wird hier nicht nur seine Methode, sondern vor allem deren Einseitigkeit. Denn, davon bin ich überzeugt, sowohl die rein körperliche als auch die rein psychische Erklärung des inneren Schweinehundes stehen nicht allein, sondern wirken zusammen. Gerade diese Mischung von physiologischen und psychologischen Aspekten des Laufens ignoriert Marlovits aber, ja, er verneint sie sogar.
Es bleiben mir also nach der Lektüre diese Büchleins einige Fragen. Doch das, was Marlovits ausgearbeitet hat, scheint mir durchaus zutreffend zu sein. Nur vielleicht nicht so solitär und absolut, wie er es hier darstellt. Methodisch ist die “Lauf-Psychologie” für mich als Psychologie-Laien nur halb überzeugend — die Literaturrecherche scheint mir eher oberflächlich, ihre Darlegung ungenau, das Literaturverzeichnis ist fehlerhaft. Vor allem aber frage ich mich, wofür Marlovits 100 Interviews geführt hat — ausgewertet wird für das Buch praktisch nur ein einziges. Die anderen geben ihm nur irgendwie eine Art Hintergrundinformation — da hätte ich mir doch gerne mehr Details und intensivere Beschäftigung bzw. Darlegung der anderen Interviews und ihrer Aussagen gewünscht. Aber immerhin, es ist ein durchaus interessanter Vorstoß in eine Lücke der Laufliteratur.
Andreas M. Marlovits: Lauf-Psychologie. Dem Geheimnis des Laufens auf der Spur. Mit 29 Zeichnungen von Rolf Jahn. 3. Auflage. Regensburg: LAS 2006. 192 Seiten. ISBN 978–3‑89787–167‑0.
Zwei Jahre täglich gelaufen: 730 mal jeden Tag die Laufschuhe geschnürt, meistens auch den Forerunner angeworfen und hinaus ins Freie getrabt. Einige Schuhe sind dabei auf der Strecke geblieben, Socken auch ein paar, selbst die erste Laufhose fängt an zu schwächeln (aber die ist schon älter als dieser Streak). Aber noch reicht meine Motivation, einfach weiter zu machen. Heute bin schhon ein bisschen stolz, dass dich die zwei Jahre — eine wichtige psychologische Motivationshilfe — wirklich geschafft habe. Und auch ein bisschen besorgt, ob ich die Motivation weiter tragen kann. Aber andererseits: Es ist ja keineswegs eine Quälerei, das tägliche Laufen. Klar, manchmal würde man lieber im gemütlichen Sessel sitzen bleiben. Aber so bald ich draußen bin und den ersten Kilometer in den Füßen habe, verspüre ich eigentlich auch immer wieder die Lust, dem noch einige folgen zu lassen. Mit ganz wenigen Ausnahmen.
Gelaufen bin ich in den vergangenen 730 Tagen 9300 Kilometer. Das macht immerhin 12,75 Kilometer am Tag, durchschnittlich. Gar nicht so schlecht 😉
Auf dem Rheinsteig war ich ja schon öfter unterwegs. Diesmal sollte es ein Trainingsmarathon werden — zum 700. Tag ununterbrochenen täglichen Laufens (streaken) muss es ja etwas besonderes sein. Also verschob ich den Start von Eltville nach Erbach, das bringt ungefähr zwei Kilometer Strecke — und damit den Rest, der mir bisher zum Marathon gefehlt hat.
Das Prozedere war das übliche: Um kurz vor 9 bin ich in Mainz in die S8 gestiegen, die mich nach Wiesbaden brachte. Dort nahm ich die Regionalbahn in Richtung Koblenz — am Pfingstsamstag war das ein Wanderer-Zug. Und obwohl die Leute auch lauter komische Klamotten hatten, haben sie mich trotzdem seltsam angeschaut — mit meinen Kompressionsstrümpfen, kurzer Tight, ärmellosen, engen Singlet und zwei Flaschen in der Hand entsprach ich nicht den üblichen Reisenden — die waren mit schweren Schuhen, Stöcken und Rucksack unterwegs (weder schwere Schuhe noch Stöcke sind in der Gegend für irgend etwas nötig …).
Um 9:30 ging es dann in Erbach im Rheingau los. Das Thermometer zeigte schon 20 °C, die Sonne brannte vom wolkenlosen blauen Himmel recht unbarmherzig herunter. Meinen Weg, den ich mir so ausgedacht hatte, fand ich problemlos: Kurz nach dem Bahnhof ab und aus Erbach hinaus durch die Felder in Richtung Kloster Eberbach. Das heißt vor allem: Es ging gleich bergauf. Aber nicht sehr steil. Noch nicht. Kurz vorm Kloster traf ich dann auf das Sträßchen, das mich an die Klosterpforte führte. Dann noch schnell zwischen Schänke und Basilika durchs Kloster und auf der anderen Seite wieder hinaus. Da stand ich dann erstmal, im Wald. Aufgrund von Bauarbeiten an der Klostermauer war da nämlich ziemliches Durcheinander und ich fand keine Rheinsteig-Markierung. Das war nicht so prickelnd. Denn hier kannte ich den Weg ja so gut wie gar nicht — das bin ich nur mal vor Ewigkeiten in die andere Richtung gewandert … Aber die Richtung nach Kiedrich wusste ich noch, also war klar, wo ich suchen musste. Und kurze Zeit später fand ich den Rheinsteig dann auch tatsächlich. Der ging erst einmal bergauf — das macht er ja gerne … Hier aber so richtig: steil und matschig. Ich entschied mich für den Schongang und marschierte zum ersten Mal ein kurzes Stück. Dann ging es aber bald besser, im Wald etwas hinab und wieder hinauf und dann über eine der schönsten Stellen des Rheinsteigs (so weit ich ihn kenne): Die Wiesen oberhalb von Kiedrich. Mit wunderbarem Ausblick über das Tal auf einem ganz altmodischen Wiesenweg, ganz unbefestigt und eigentlich nur von den Wanderern genutzt. Inzwischen kamen mir von denen auch schon die ersten entgegen — es wurden noch einige heute, deutlich mehr als sonst. In Kiedrich habe ich dann minimal abgekürzt, damit ich nicht so viel im Ort rumlaufen musste. Hier wusste ich, was zu kommen hatte (hier kommt man nämlich von Eltville auf den Rheinsteig): Der Aufstieg zum Kiedricher Turm. Der ist so richtig steil. Die ersten paar Kehren bin ich noch gelaufen — schließlich musste ich Wanderer überholen. Nicht sehr klug, wahrscheinlich. Und durchgehalten habe ich es auch nicht. Auch vom Kiedricher Turm hat man einen schönen Ausblick. Vor allem bei solch einem Kaiserwetter.
Aber mit Pause war nix, ich hatte ja noch einige Kilometer vor mir. Zunächst durch die Weinberge, dann aber bald wieder in den Wald. Da ging es dann lustig auf und ab, mit mehr oder weniger viel Schlamm — teilweise war es ganz schön rutschig. So ging es dann auf und ab, meist durch den Wald, mit kurzen Wiesenstücken — so war die pralle Sonne noch gar nicht so “schlimm”. Irgendwann kam dann auch schon Schlangenbad — nach einigen Unsicherheiten bei verschiedenen Kreuzungen, wo ich mir nicht mehr sicher war, in welche Richtung der Weg ging — und beim Laufen gleichzeitig nach den Markierungen Ausschau halten und auf die ganzen Schlammlöcher und Stolperfallen des Weges zu achten ist anstrengend. Aber es hat ja immer geklappt — nur ganz kleine minimale Verlaufer waren dabei. Durch Schlangenbad ging es dann, inklusive unangenehmer Treppen im “Kurpark”.
Nach Schlangenbad, das war mir noch in Erinnerung, geht es erst einmal wieder hoch. Das ging dann aber tatsächlich noch einigermaßen, obwohl meine Beine mittlerweile schon deutliche Ermüdung meldeten. Dabei war noch nicht einmal die 20-km-Marke geknackt. Aber die meisten Aufstiege hatte ich jetzt hinter mir, hinter Georgenborn ging es ersteinaml bergab (allerdings so steil, dass es auch keinen Spaß machte). Und den schlimmsten gab es nicht mehr: In Frauenstein wurde die Wegführung zum Goethestein hinauf geändert und somit die steilste Passage — wenn ich mich recht erinnere, waren das vorwiegend Treppenstufen — umgangen. So war ich schneller als gedacht am Goethestein — die nächste Etappe, sozusagen. Allerdings, obwohl es jetzt flach wurde — es lag noch ein gutes Stück Weg vor mir. Zunächst durch die Weinberge, kreuz und quer, damit ja möglichst wenig Asphalt oder Beton dabei ist. Dann durch die Gärten vor Schierstein. Da konnte ich an einer Quelle noch einmal auftanken und mich erfrischen. Inzwischen hatte die Sonne und die ungewohnte Wärme nämlich erheblichen Tribut gefordert: Mein Singlet hatte schöne weiße Ränder, die Haare klebten in alle Richtungen, die Arme waren auch schon reichlich klebrig. Irgendwo dort in den Gärten verlor ich dann endgültig den offiziellen Rheinsteig aus den Augen. Aber das war dann egal, jetzt ging es eigentlich nur noch am Rhein hinauf in Richtung Mainz — vorbei auch am Biebricher Schloss, dass vom Wiesbadener Pfingstturnier in Beschlag genommen war. Inzwischen war der Weg zwar nicht mehr so anspruchsvoll — jetzt musste ich höchstens Spaziergängern ausweichen -, das Laufen wurde aber nur bedingt leichter. Denn die Ermüdung schlug jetzt doch ganz schön kräftig zu. Aber ein paar Kilometer noch — das sollte doch zu schaffen sein. Bis Mainz ging es auch. Aber auf der Theodor-Heuss-Brücke wurde mir langsam klar, dass nach den 42 Kilometern ziemlich sicher Schluss sein würde. Schluss war dann auch, aber sogar etwas früher. Irgendwo knapp vor dem Kilometer 41 ging mein Kreislauf in die Knie — und bevor ich im Laufen umkippte, machte ich der Qual lieber ein Ende und marschierte den Rest nach Hause.
Gut vier Stunden war ich unterwegs — also nicht gerade sehr schnell. Irgendwo ist meine Form abhanden gekommen. Dazu kam jetzt auch noch der Mangel an Wasser — getrunken habe ich wohl kaum mehr als 1,5 Liter — das war, gerade bei diesem Wetter, halt doch einfach zu wenig … Aber trotz aller Qual — es war dennoch wieder schön, so lange unterwegs zu sein, so einen schönen und abwechslungsreichen Weg bei so grandiosem Wetter unter die Füße zu nehmen.
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auch ein missglücktes training ist ein training. ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, wofür das training heute gut war. geplant waren ca. 44 km, bei kilometer 38 habe ich mit dem laufen aufgehört und bin den rest gewandert — das war schon anstrengend genug. irgendwie war ich vollkommen platt und fertig. das hatte sich schon vorher angedeutet, ab kilometer 30 — und damit eigentlich zu früh — wurde es schwer. da kam ich aus dem wald und von den vielen auf- und abstiegen heute wieder ins mümlingtal und hatte eigentlich noch 14–15 recht flache kilometer vor mir. aber die zogen sich immer mehr, bis es irgendwann einfach nciht mehr ging. bzw. ich keinen sinn mehr darin sah, mich für ein training noch mehr und weiter zu quälen, als ich das ohnehin schon getan hatte.
schwierig ist aber die frage, warum das heute so katastrophal schiefging. ich vermute, so etwas wie übertraining. die letzten drei wochen waren schon ziemlich viel — es hat einfach spaß gemacht, geflutscht und lief erstaunlich gut, trotz der hohen belastung. bis heute eben. das verrückte ist, das die erste hälfte — die bei der heutigen strecke erheblich schwerer ist als der zweite teil — verblüffend gut ging und sogar einen tick zu schnell. vielleicht hat das noch dazu beigetragen, dass dann irgendwann nix mehr ging. nunja, mal sehen, wie es morgen geht. da werde ich auf jeden fall ganz behutsam ans laufen herangehen …