Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

Kategorie: Training (Seite 1 von 5)

Läuferblut

Beim täglichen Laufen, das nicht nur auf den planierten und asphaltierten Wegen stat­tfind­et, son­dern auch ein­mal quer­feldein, bleibt es nicht aus, dass der Läufer und beson­ders seine Beine auch mal engere Kon­tak­te mit dem umher­ste­hen­den Gestrüpp und Gewächs sucht und find­et. Das kann mal ein biss­chen Bren­nen, wenn die Bren­nes­seln die nack­te Haut erwis­chen. Oder es kann richtig blutig wer­den, wenn ich die blat­t­lose Brombeer­ranke zu spät sehe und beim Auswe­ichver­such in der matschi­gen Wei­de auch noch abrutsche. Dann kommt man von einem kleinen Wei­h­nacht­släufchen so nach Hause (und wird unter­wegs recht selt­sam anges­tar­rt …):

Das rechte Bein sieht etwas migtenommen aus

Das rechte Bein sieht etwas migtenom­men aus

Auch das linke Knie hat etwas abbekommen

Auch das linke Knie hat etwas abbekom­men

Noch eine Schramme am rechten Knöchel

Noch eine Schramme am recht­en Knöchel

Und der noch fast neue Min­imus Trail hat jet­zt zur ordentlichen Ein­wei­hung nicht nur ein paar Matschfleck­en, son­dern wenig­stens auch ein paar Blut­fleck­en bekom­men 😉 Und das am 25. Dezem­ber!

Kleine Erfolge

Laufen macht gle­ich noch mal so viel Spaß, wenn man schneller als die anderen Läufer auf der Strecke ist — ein biss­chen zusät­zlichen Ans­porn gibt das wirk­lich jedes Mal, wenn ein “Opfer” in die Nähe kommt und der Über­holvor­gang wahrschein­lich und wahrschein­lich­er wird — so lange man nicht selb­st über­holt wird. Beson­ders gut funk­tion­iert das, wenn man auf­grund einiger zusät­zlich­er Schlenker und Schleifen eine Stan­dard-Lauf­strecke wie die Mainz­er Dreibrück­en­runde etwas ver­längert. Dann kann man die sel­ben Läufer näm­lich zwei- bis dreimal über­holen (wenn man Glück hat und sich anstrengt 😉 …). Heute hat­te ich gle­ich zwei solche Kan­di­dat­en — und schwup­ps, war ich ein biss­chen schneller unter­wegs als ich das vorhat­te. Was ja im Moment nur gut sein kann. Allerd­ings hat­te ich heute auch Glück, die schnell wirk­enden Läufer liefen die Runde heute offen­bar alle in der Gegen­rich­tung …

 

Mehr als Marathon: Das “Handbuch Ultralauf”

Da ist es also endlich, das “Hand­buch Ultra­lauf” — dann soll­ten jet­zt ja endlich mal alle Fra­gen gek­lärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­tive Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe — ist Ultra­lauf jet­zt endgültig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht — das Hand­buch weist selb­st auf die tlw. stag­nieren­den, tlw. min­i­mal steigen­den Zahlen der Läufer und Läuferin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Run­dum­schlag: Von der Geschichte des Ultra­ma­rathon­laufs bis zu spez­i­fis­chen Train­ingsplä­nen ist über Train­ings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­tales Train­ing, Ernährungs- und orthopädis­che Fra­gen so ziem­lich zu jedem “Prob­lem” des Ultras hier etwas zu find­en. So richtig begeis­tern kon­nte mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seit­en (kein unbe­trächtlich­er Teil des Umfangs also) sind eigentlich ver­schenkt. Da wird aus­führlich die Sit­u­a­tion der Ver­bände (inklu­sive ihrer Komit­tees und deren Vor­sitzen­den) und der Meis­ter­schaften auf nationaler und inter­na­tionaler Ebene referiert — ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr promi­nent dargestellt (inklu­sive der “inter­nen Stre­it­igkeit­en” … — den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier dur­chaus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die restlichen Ver­bände wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gle­ich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­sorischen Bemerkun­gen zur Geschichte des Ultra­laufs.1

Das Faz­it nach dem ersten Fün­f­tel also: Wenig hil­fre­ich bish­er. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zeigen die Train­ings­grund­la­gen für den Ultra­lauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst ein­mal die üblichen Train­ings­for­men — exten­sive und inten­sive Dauer­läufe, Inter­valle, Fahrt­spiele … -, aber wenig­stens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hin­weist, dass er genau das eigentlich voraus­set­zt (zusam­men mit mehrjähriger Marathon­er­fahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berück­sich­ti­gung der lan­gen Dis­tanzen und geht auch auf Aus­gle­ich­strain­ings (Dehnen, Kräf­ti­gungsübun­gen) und Lauf-ABC jew­eils knapp ein.

Dem fol­gen kurze (wirk­lich aus­führlich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernährung (Olaf Hüls­mann), zu Prob­le­men des Magen-Darm-Trak­ts beim lan­gen Laufen (Ste­fan Hinze), zu orthopädis­chen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­tal­en Aspek­ten des Ultras und schließlich noch 25 Seit­en Train­ingspläne (50km, 100km, 24h, Etap­pen­läufe).

Die abschließen­den 12 Seit­en zur “Aus­rüs­tung” waren wohl Pflicht für die Spon­soren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig — schließlich ist das Hand­buch laut Ein­leitung doch aus­drück­lich für Ath­leten gedacht, die “bere­its seit mehreren Jahren im Lauf­bere­ich trainieren” (11) — was ja auch sin­nvoll ist, bevor man den ersten Ultra ange­ht. Genau diese Sportler wis­sen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmess­er und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kurz­er Lit­er­atur-Anhang mit sehr aus­g­wählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen all­ge­mein und zur Train­ingslehre fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultra­lauf drin ste­ht), die Liste führt fast auss­chließlich medi­zinis­che (gas­tro-enterol­o­gis­che und orthopädis­che, auch psy­chol­o­gis­che) Untersuchungen/Artikel an.3

Also: Den Titel “Hand­buch” halte ich für etwas über­trieben, sowohl hin­sichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seit­en (inkl. ver­schieden­er Lauf­berichte, die mir teil­weise schon bekan­nt vorka­men, aus der UM oder den entsprechen­den Inter­netquellen?, und kurzen Läufer­porträts, die aber sehr schema­tisch ger­at­en sind und die Per­so­n­en kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seit­en eigentlich­er Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sagekräfti­gen Fotos). Wenn man die Ver­anstal­tungs­berichte und Porträts raus­nimmt, sind es noch 136 Seit­en, davon aber auch 25 Seit­en Defin­in­tion, Ultra-Geschichte, die Darstel­lung der Ver­bände, Meis­ter­schaften und großer Ver­anstal­tun­gen (kurz beschrieben wer­den: Com­rades, Biel, Bad­wa­ter, Spar­tathlon, Rodgau, Kien­baum und Rennsteig) — let­ztlich bleiben also nur noch gut 100 Seit­en für den eigentlichen Inhalt übrig — kein Wun­der, dass mir vieles etwas ober­fläch­lich dargestellt schien.

Ohne Zweifel wer­den alle wichti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernün­ftige, d.h. wirk­lich helfende Hand­lungsempfehlun­gen (ins­beson­dere im Bere­icht der Ernährung und Ver­dau­ung), zum Teil auch ein­fach nur sehr abstrakt und wenig konkret.

Das Prob­lem, weswe­gen das Hand­buch mir so unbe­friedi­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Erstens ist Vieles, ger­ade das grundle­gende Wis­sen, in den großen Büch­ern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schieden­sten Aus­prä­gung aus­re­ichend erk­lärt und beschrieben. Und zweit­ens gibt es zum Ultra­lauf keine bzw. nur wenige wirk­lich all­ge­mein gel­tenden Ver­fahrensweisen, was die Aus­gestal­tung des Train­ings im Detail z.B. bet­rifft, oder was die Ernährung während des Wet­tkampfes ange­ht — und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und aus­re­ichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Ver­anstal­tun­gen gut ken­nt, eben immer wieder kon­sta­tieren. Mich hat das ein wenig unbe­friedigt hin­ter­lassen, bei der Lek­türe.

Dazu kommt noch (wieder ein­mal) ein unzure­ichen­des Lek­torat — sprach­lich mit­telmäßig, wech­selt der Text z.B. zwis­chen Duzen und Siezen, Satzfehler etc. — das ärg­ert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das set­zt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hob­by­pub­lika­tio­nen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Ver­lagsveröf­fentlich­tun­gen.

Viel Gemeck­er also hier. Trotz­dem für den Ein­steiger sicher­lich nett und hil­fre­ich. Es geht aber eben auch bess­er — behaupte (und denke) ich. Ich ver­mute, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­läufer? Für am Ultra­ma­rathon Inter­essierte? Soll es den Ultra­lauf populär(er) machen oder dem Ultra­läufer, ob Anfänger oder Fort­geschrit­ten­er, als Nach­schlagew­erk zur Seite ste­hen? Es will dann irgen­dewie alles — und schafft dann nichts richtig befriedi­gend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­lauf [Mehr als Marathon! Train­ingspläne für 50 Km und mehr, Men­tal­train­ing, Ernährungstipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Seit­en. ISBN 978–3‑89899–657‑0. 19,95 Euro.

  1. Diese Geschichte müsste man wohl eigentlich noch/mal schreiben, aus Sicht des His­torik­ers ist das alles sehr unbe­friedi­gend. Denn in der Geschichtswis­senschaft passiert da ja dur­chaus einiges, v.a. im Bere­ich der Kör­pergeschichte und der Kul­turgeschichte über­haupt, was hier hin­passen kön­nte. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine echte Unsitte der Sport­büch­er, ger­ade im Bere­ich Aus­rüs­tung, so etwas immer wieder her­anzuziehen — das ärg­ert mich immer wieder. Das “Hand­buch Ultra­lauf” ist, wie viele andere solch Büch­er, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit “Runner’s World”-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­dis­tanzen …) — muss diese Wer­bung für Polar (die ange­blich das beste Com­put­er­pro­gramm zur Auswer­tung haben — Sport­Tracks als Alter­na­tive wird nicht ein­mal erwäh­nt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kuriosen Ein­trag “Wikipedia” find­et man noch. Unge­nauer geht es ja eigentlich nicht mehr — Was und Wann war das denn, in welch­er Sprachver­sion?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­lenangabe “Inter­net”.

Poulin/Swartz/Flaxel: Trail Running. From Novice to Master

Einen vielver­sprechen­den Titel trägt das Buch von Kirsten Poulin, Stan Swartz und Christi­na Flax­el: From Novice to Mas­ter. Wenn das auf den 175 Seit­en gelingt, wäre das ja schon viel … Natür­lich ist es nicht ganz so ein­fach, Laufen muss man eben immer auch trainieren, unab­hängig vom Unter­grund und der Umge­bung. Das ver­schweigt das Autoren­trio (immer­hin zwei Frauen!) auch nie. Denn dieses amerikanis­che “Lehrbuch” ist sehr gewis­senhaft und gründlich. Der Run­dum­schlag ums Trail­run­ning umfasst hier:

  • Intro­duc­tion to Trail Run­ning
  • Plan­ning a Run
  • Train­ing, Con­di­tion­ing, and Prepa­ra­tion
  • Recov­ery
  • Envi­ron­men­tal Fac­tors, Nav­i­ga­tion, and Safe­ty
  • Injury Pre­ven­tion and Treat­ment
  • Brin­ing it tot the Next Lev­el: Ultra­run­ning

Diess­er Blick ins Inhaltsverze­ich­nis zeigt, denke ich, auch sehr gut die Aus­rich­tung dieses Buch­es. Hier geht es nicht um tolle Läufe, um Laufer­leb­nisse oder Wet­tkampfer­fahrun­gen. Son­dern, wenn man so will, um die Basics, die das alles erst über­haupt möglich machen.

Lei­der war das Buch wohl etwas zu früh für den momen­ta­nen Trail-Boom. Und lei­der, lei­der ist es auch nur mit schwarzweiß-Pho­tos (aber dur­chaus guten) verse­hen — schade. Recht aus­führlich ist es in jedem Fall. Vor allem, was die Aus­rüs­tung, auch für extremere Läufe, ange­ht. Einge­hend berück­sichtigt wird etwa der Son­nen­schutz, der Ein­fluss von viel Wind, aber auch das Laufe im Schnee. Und wie in jedem Lauf­buch auch ein kurz­er Train­ingsleit­faden. Nicht fehlen darf beim Trail natür­lich die Lauftech­nik, wobei die Autoren sich hier etwas zurück­hal­ten und eher all­ge­meine Ratschläge geben. Das Bergauf- und Bergab-Laufen wird aber aus­führlich gewürdigt. Und auch das Fall­en: “A fall is an inevitable part of trail run­ning.” (72) — sehr schön.
Erstaunlich viel ste­ht hier dann auch zum Dehnen und zur Ernährung vor, während und nach dem Lauf.

Und etwas schlägt die amerikanis­che Per­spek­tive schon durch. Nicht nur bei der Flo­ra und Fau­na, son­dern z. B. auch beim Umgang des Läufers mit Wegen und der Angst vor Ero­sion — in “meinen” Laufre­vieren ist das eher weniger ein Prob­lem. Und wenn dann, ein durch die Bewirtschaf­tung und nicht durch die Läufer veur­sacht­es. Über­haupt bemühen sich die drei Autorin­nen sehr um einen ver­ant­wor­tungsvollen Umgang mit der Natur. Wieder­holt wird darauf hingewiesen, nichts mitzunehmen (außer Pho­tos) und nichts zu hin­ter­lassen (außer Fußspuren):

Always leave a nat­ur­al envi­ron­ment as you found it, and min­i­mize your impact. Take only pho­tographs and enjoy­able mem­o­ries of your run. Leave only foot­pringts. Nev­er lit­ter. Pack it in, pack it out, which means that any mate­ri­als you bring in should leave with you. (104)

Der schön­ste Tipp aber:

If you copme across mud pud­dles, snow patch­es, or wet spots, care­ful­ly run through them, not around them. Also, jump or step over any fall­en trees. Run­ning around them can cause trails to widen, increas­ing soil and veg­e­ta­tion dam­age. (104)

Ins­ge­samt: sehr durch­dacht und über­legt, mit dem klaren Ziel des kon­trol­lierten, risiko-min­imierten und Erleb­nis-max­imierten Trail-Laufs.

Kirsten Poulin, Stan Swartz, Christi­na Flax­el: Trail Run­ning. From Novice to Mas­ter. Fore­word by Mark Bur­nett. Seat­tle: The Moun­taineers Books 2002. 175 Seit­en. ISBN 0–89886-840–8.

Laufwoche #41

Ach, wie her­rlich kann doch das Laufen sein! Diese Woche hat mal fast alles gepasst und geklappt: Von Mon­tag bis Don­ner­stag noch strahlen­der Son­nen­schein bei milden herb­stlichen Tem­per­a­turen, Fre­itag war es dann allerd­ings sehr trüb, eine richtige Unter­gangsstim­mung durch die tiefliegen­den Wolken. Und der Rhein hat­te eine ganz selt­same und sel­tene Farbe, in Mis­chung aus Blau und hellem Grün (son­st ist er ja meist eher grau bzw. braun) — doch immer­hin kam kaum Wass­er von oben. Sam­stag allerd­ings dur­chaus, das war sehr feucht, neblig und immer wieder reg­ner­isch. Und zum ersten Mal auch kalt.

Und vor allem habe ich mal wieder einen ordentlichen Train­ings­fortschritt gespürt: Alle Train­ings waren bess­er als die Vor­gabe von Vic­sys­tem. Schon die Inter­valle am Mon­tag (5x1600m) liefen, trotz eher steifer Beine am Mor­gen, aus­geze­ich­net.
Und der Lauf am Mittwoch, wet­tkampf­spez­i­fis­ches Tem­po, war richtig genial: 13,1 km @ 4:22 (statt 12,8 km @ 4:39). Am besten — trotz des mäßi­gen Wet­ters, das die Hürde zum Loslaufen ziem­lich hoch legte — war aber der lange Lauf am Sam­stag: Knapp 32 Kilo­me­ter im 5:16er Tem­po. Der Plan sah 5:21 vor — allerd­ings auf eben­er Strecke. Und was ich von Erbach aus gelaufen bin, war eher sel­ten eben: Über den Buch­wald­skopf und Zirkel­berg meine Stan­dard­strecke nach Bul­lau, dort aber kurz vor dem Ort nach Geb­hardt­shütte abge­bo­gen und auf dem Wan­der­weg am Kräh­berg vor­bei zum Reußenkreuz. Da hat­te ich gut 18 Kilo­me­ter hin­ter mir — und das Tem­po stand, obwohl es viel bergauf ging, schon bei 5:26. Das war natür­lich schon etwas schnell, eigentlich ver­suche ich ja bei den lan­gen Läufen ein Crescen­do, dass unter diesen Umstän­den nicht so ganz gut funk­tion­iert. Über den Fahrrad­weg bin ich dann — auf der anderen Seite des Kräh­bergs — nach Bul­lau, übers Bul­lauer Bild hin­unter zum Zirkel­berg und mit ein­er Schleife um den Ruhe­forst wieder über den Buch­wald­skopf zurück — und dann stand das Tem­po bei 5:16. Ein­fach genial. Obwohl es in Bul­lau sehr unan­genehm war — aus­gerech­net da, wo ich mal ein Stück übers freie Feld muss (der Rest ist fast voll­ständig im Wald) fing es richtig unan­genehm dicht an zu reg­nen. Zusam­men mit dem Wind war des unan­genehm kalt … So richtig fre­undlich war das Wet­ter unter­wegs nie, begeg­net bin ich genau zwei Leuten — einem mit Hund und einem anderen Läufer. Die Höhen­meter sehen beein­druck­end aus:

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Das lief zwar wun­der­bar. Aber heute merke ich die Ober­schenkel doch ganz schön — Muskelkater hat­te ich schon lange nicht mehr … Immer­hin hat es aber auch wieder für 16 Kilo­me­ter @ 5:26 gere­icht — nicht aus­ge­sproch­ene Erhol­ung, da waren auch schon wieder knapp 300 Höhen­meter drin. Aber mal sehen, wie mor­gen die 2000er-Inter­valle gehen — momen­tan kann ich’s mir nicht so recht vorstellen …

Optimiertes Laufen

Der Unter­ti­tel sagt alles: “Medi­zinis­che Tips zur biol­o­gis­chen Leis­tungsverbesserung”. Im Kern geht es hier also um alles, was beim Laufen beteiligt ist: Knochen, Bän­der, Muskeln, von den Zehen bis zur Wirbel­säule. Das alles wird — medi­zinisch — vorg­stellt und erläutert in Teil II: “Anatomie und Bio­mechanik des Laufens”. Teil III behan­delt dann “Fehler” in diesem Sys­tem unter der Über­schrift “Leis­tungslim­i­tierende biol­o­gis­che Gegeben­heit­en” — solche Dinge wie Fußfehlstel­lun­gen, verküzrte Muskeln etc. wer­den hier abge­han­delt. Teil IV ist dann noch inter­es­san­ter für den aktiv­en Läufer: “Häu­fig­ste Über­las­tung­sprob­leme mit Check­liste zur Selb­sterken­nt­nis”. Teil V schließlich behan­delt im let­zten Drit­tel die eigentliche Leis­tung­sop­ti­mierung — das reicht von den Lauf­schuhen über die Ther­moreg­u­la­tion (sehr aus­führlich) bis hin zur “Train­ingss­teuerung nach biol­o­gis­chm Para­me­ter”, die dann erstaunlich knapp aus­fällt. Über­haupt ist dieses Buch nicht nur stark auf so etwas wie “Selb­st­be­hand­lung” oder “Selb­ster­fahrung” des Kör­pers aus­gelegt, son­dern vor allem sehr knapp und über­sichtlich — eher zum Nach­schla­gen als zum Lesen. Und eher für den medi­zinisch-tech­nis­chen Teil des Laufens zu gebrauchen als für eine wirk­liche Train­ingss­teuerung — das bleibt sehr obe­fläch­lich und all­ge­mein. Für Besitzer der “Lore of Run­ning” kein unbe­d­ingt notwendi­ges Buch …

Božo Petracić, Franz Joachim Röttger­mann, Kurt-Chris­t­ian Traenck­n­er: Opti­miertes Laufen. Medi­zinis­che Tips zur biol­o­gis­chen Leis­tungsverbesserung. 3. Auflage. Aachen: Mey­er und Mey­er 2000. 139 Seit­en. ISBN 3–89124-390–1.

Dem Geheimnis des Laufens auf der Spur: Eine Psychologie des Laufens

Büch­er über das Laufen gibt es haufen­weise. Fast alle beschränken sich aber auf psy­chol­o­gis­ches und das ganze drumherumg wie Aus­rüs­tung, Train­ing, Wet­tkampf. Arbeit­en zu ein­er orig­inären Psy­cholo­gie des Laufens, die über die Beschrei­bung oder Samm­lung von schö­nen Geschicht­en zum runner’s high hin­aus­ge­hen, sind dabei eher sel­ten zu find­en. Immer wieder taucht aber ein Titel auf: Andreas M. Marlovits Buch “Lauf-Psy­cholo­gie. Dem Geheim­nis des Laufens auf der Spur”. In Bib­lio­theken aber trotz­dem sehr sel­ten zu find­en — dank Book­look­er kam ich aber den­noch recht gün­stig an ein Exem­plar, das extra den weit­en Weg aus der Schweiz zu mir machte.

Worum geht es Marlovits? Eben nicht nur um die ange­bliche (er zweifelt da offen­bar, ohne das aber weit­er zu ver­fol­gen, weil es nicht sein eigentlich­es The­ma ist) Auss­chüt­tung von kör­pereigen­em Endor­phin als “Glück­shormon” beim Laufen, son­dern um eine orig­inär psy­chol­o­gis­che Betra­ch­tung des Laufens als reich­lich monot­o­nem Sport mit aus­ge­sprochen gleichmä0igem, lange Zeit gle­ich­bleiben­den Bewe­gungsablauf. Und die psy­chol­o­gis­chen Fol­gen des fort­ge­set­zten Dauer­laufes. Denn er geht davon aus: “Wenn das Laufen nicht psy­chisch wirk­sam wer­den würde, dann wäre es längst nicht so pop­ulär.” (16) Für seine Unter­suchung dieser Wirk­samkeit bedi­ent er sich zunächst der Lit­er­atu­rum­schau, vor allem Tiefen-Inter­views mit 100 Läufern.

Weit aus­holend fängt er an, beleuchtet — inge­samt aber eher knapp und in der Über­sicht — das Laufen in ver­schiede­nen Kul­turen, die kul­tische und kul­turelle Bedeu­tung des Laufens ind er Geschichte und begin­nt dazu selb­stver­ständlich in der Antike, d.h. in Griechen­land — inkl. Philip­pi­des, dem “Marathon”-Läufer — und macht dann einen großen Sprung in die Mod­erne, um sich vor allem der zweit­en Hälfte des 20. Jahrhun­derts in mehreren Dekaden näher zu wid­men. Wirk­lich viel kommt dabei aber nicht herum, denn:

Die Ergeb­nisse aus mehr als 40 Jahren Lauf­forschung machen deut­lich, wie frag­men­tarisch sich die Erken­nt­nis­lage zum Laufen und sein­er wohltuen­den Wirkung bis­lang darstellt. Wed­er die immer wieder aufgewärmte These von der Suche nach dem Endor­phin-Kick noch Über­legun­gen, dass dem Läufer eine bes­timmte Per­sön­lichkeitsstruk­tur zuzuschreiben sei (Intro­vertiertheit), noch Über­legun­gen, dass das Laufen anti­de­pres­siv oder Stress reduzierend wirkt, ließen sich bis heute ein­deutig wis­senschaftlich bestäti­gen. (56)

Dann geht es näher zum Kern, um das Laufen. Das heißt, zunächst um den Anfang, den Beginn des Laufens, der Auf­nahme des Dauer­laufens in den Lebensvol­lzug des mod­er­nen Men­schen, der sich deut­lich von dem früher­er Epochen unter­schei­det, weil er anderen Notwendigkeit­en unter­liegt: “Es geht also um mehr oder weniger wichtige Dinge des per­sön­lichen Lebens. […] Es scheint, als hätte sich das Laufen der heuti­gen Zeit sein­er exis­ten­tiell-kul­turellen Fuk­tion­al­ität entledigt. Vorherrschend ist die Not des Indi­vidu­ums, die ihn zum Laufen bewegt.” (30) Und genauer: “Vom Laufen […]erwartet man eine per­sön­lich [sic!] Bere­icherung im Sinne ein­er heil­samen Wirkung, die sich spür­bar, am besten psy­chol­o­gisch spür­bar, man­i­festieren sollte.” (32) Deshalb kommt Marlovits zu dem Schluss: “Die Dop­pel­wirkung von Entspan­nung und Aktivierung ist dem mod­er­nen Men­schen Lauf­mo­tiv genug.” (32)

Die Gründe des Laufens kön­nen für ihn dabei immer auf zwei (ganz all­ge­meine) Motive bzw. deren Wahrnehmung und Prob­lema­tisierung zurück­ge­führt wer­den, auf Stag­na­tion oder Hyper­mo­bil­ität: “Wir behaupten also, dass sämtliche Beweg­gründe zum Laufen auf dieser Grundspan­nung verortet wer­den kön­nen.” (40) Aus­ge­hend von dieser Diag­nose, dass das Laufen also als ein Art Gegen­mit­tel für diese zwei defiz­itären Zustände des mod­er­nen Men­schen ange­gan­gen wird, kann er fest­stellen:

Das Laufen erscheint also als eine Art heilen­des Lösungsmit­tel für seel­siche Prob­lemzustände, die zum einen aus Ver­läufen des per­sön­lichen Lebens, zum anderen aber auch aus jenen der gesamtkul­turellen Entwick­lung resul­tieren kön­nen. (42)

Darauf beste­ht er immer wieder: Dass das Laufen nicht nur ein indi­vidu­elles Phänomen sei, son­dern auch Teil ein­er Kul­tur (aber ger­ade die zweite Seite bleibt im weit­eren dann doch sehr blass …). Wesentlich ist auf jeden Fall der Zusam­men­hang zwis­chen Leben und Laufen, den Marlovits immer wieder beobachtet: Laufen als so etwas wie eine Bewäl­ti­gungs- oder Ver­ar­beitungsstrate­gi­er für das “Leben” (was ja nur teil­weise logisch ist, denn Laufen ist ja auch wieder Teil des Lebens — aber das soll hier nicht weit­er stören): “Die Ten­denz, das Laufen in einen engen Zusam­men­hang zum eige­nen Lebens-Lauf zu brin­gen, ist bere­its ein erster Begrün­dungszusam­men­hang dazu, warum wir davon aus­ge­hen, dass in der uns so selb­stver­ständlichen Bewe­gung des Laufens eine gehörige Por­tion Psy­cholo­gie steckt.” (68) Und zwar in diesem Sinne:

Laufen formt das See­len­leben in ein­er ganz spez­i­fis­chen, sein­er Wirkung entsprechen­den Form um. Diese Umfor­mung geschieht bei allen Men­schen in die gle­iche Rich­tung. […] Jed­er Lauf ist der Ver­such, so wie möglich eine seel­is­che Umfor­mung voranzutreiben, denn je weit­er sie vor­angeschrit­ten ist, umso inten­siv­er wird die wohltuende Wirkung des Laufens für den Einzel­nen spür­bar. (71)

Und dann gehts ans Eigentliche: Welchen Effekt hat aus­dauern­des Laufen auf die Psy­che des Läufers denn nun genau? Welch­er Art ist denn nun diese “Umfor­mung”? (Die umgekehrte Wirkrich­tung, näm­lich den Ein­fluss der Psy­che auf das Laufen, der eine “Lauf-Psy­cholo­gie” erst kom­plett machen würde, betra­chtet Marlovits lei­der über­haupt nicht. Dabei hätte ger­ade das mich beson­ders inter­essiert. Genau­so fehlt eigentlich vol­lkom­men eine Betra­ch­tung des Laufens als Sport in psy­chlo­gis­che Hin­sicht.)

Worin liegt also Wirkung, die “psy­chis­che Mod­u­la­tion des Aus­gangszu­s­tandes” (75)?: Da ist zunächst etwa die “niv­el­lierende Kraft” des Laufens: “Damit ist gemeint, dass sich während des Laufens eine seel­is­che Ten­denz bre­it zu machen begin­nt, die sämtliche erlebten Unter­schiede und Dif­feren­zen vom Läufer zur Welt hin auszu­gle­ichen begin­nt.” (82) — “Der Rhyth­mus […] ist die zen­trale Meth­ode, mit der die Dif­ferenz und Gegenübergestelltheit von Ich und Welt ange­gan­gen wird.” (97)

Das wesentliche psy­chol­o­gis­che (d.h. ther­a­pieren­des) Moment des Laufens ist für Marlovits aber ein anderes: Seine Ähn­lichkeit mit dem (Tag-)Träumen und der dort geschehen­den Ver-/Bear­beitung des Unerledigten des Lebens: “Der Herrschaft der Traum­mech­a­nis­men im Lauf ist es auch zu ver­danken, dass sich plöt­zlich uner­wartete Löun­gen für Prob­leme des All­t­ags ein­stellen.” (107) Oder, wie es etwas später heißt: “das Laufen schafft Bedin­gun­gen in der GEsam­tor­gan­i­sa­tion ‘Men­sch’, in der drück­ende The­men und Prob­leme ein­er kör­per­liche-psy­chis­chen Bear­beitung über­lassen wer­den.” (129). Und die Pas­siv­ität, das Über­lassen oder Über­ant­worten der “Prob­leme” an das “Es”, ist für in dieser Hin­sicht erfol­gre­ich­es Laufen die entschei­dende Grundbe­din­gung.

Aus dieser Per­spek­tive ist der “innere Schweine­hund” des Läufers dann kein Energies­par­trick oder Faul­heit­san­fall des geschun­de­nen Kör­pers mehr, son­dern etwas anderes:

Der Läufer scheut sich, die kul­tivierte All­t­agsver­fas­sung des Ver­fü­gen-Kön­nens zugun­sten der trau­manalo­gen Form der Laufver­fas­sung einzu­tauschen. Was man also zu ver­mei­den sucht, ist weniger die Müh­sal des Laufens selb­st, als der de-kul­tivierende Aufwand der See­len­mod­u­la­tion durch das Laufen. (110)

Diese Stelle ist in gewiss­er Weise typ­isch für Marlovits: Deut­lich wird hier nicht nur seine Meth­ode, son­dern vor allem deren Ein­seit­igkeit. Denn, davon bin ich überzeugt, sowohl die rein kör­per­liche als auch die rein psy­chis­che Erk­lärung des inneren Schweine­hun­des ste­hen nicht allein, son­dern wirken zusam­men. Ger­ade diese Mis­chung von phys­i­ol­o­gis­chen und psy­chol­o­gis­chen Aspek­ten des Laufens ignori­ert Marlovits aber, ja, er verneint sie sog­ar.

Es bleiben mir also nach der Lek­türe diese Büch­leins einige Fra­gen. Doch das, was Marlovits aus­gear­beit­et hat, scheint mir dur­chaus zutr­e­f­fend zu sein. Nur vielle­icht nicht so solitär und abso­lut, wie er es hier darstellt. Method­isch ist die “Lauf-Psy­cholo­gie” für mich als Psy­cholo­gie-Laien nur halb überzeu­gend — die Lit­er­atur­recherche scheint mir eher ober­fläch­lich, ihre Dar­legung unge­nau, das Lit­er­aturverze­ich­nis ist fehler­haft. Vor allem aber frage ich mich, wofür Marlovits 100 Inter­views geführt hat — aus­gew­ertet wird für das Buch prak­tisch nur ein einziges. Die anderen geben ihm nur irgend­wie eine Art Hin­ter­grund­in­for­ma­tion — da hätte ich mir doch gerne mehr Details und inten­si­vere Beschäf­ti­gung bzw. Dar­legung der anderen Inter­views und ihrer Aus­sagen gewün­scht. Aber immer­hin, es ist ein dur­chaus inter­es­san­ter Vorstoß in eine Lücke der Lau­flit­er­atur.

Andreas M. Marlovits: Lauf-Psy­cholo­gie. Dem Geheim­nis des Laufens auf der Spur. Mit 29 Zeich­nun­gen von Rolf Jahn. 3. Auflage. Regens­burg: LAS 2006. 192 Seit­en. ISBN 978–3‑89787–167‑0.

Ein bisschen Stolz

Zwei Jahre täglich gelaufen: 730 mal jeden Tag die Lauf­schuhe geschnürt, meis­tens auch den Fore­run­ner ange­wor­fen und hin­aus ins Freie getra­bt. Einige Schuhe sind dabei auf der Strecke geblieben, Sock­en auch ein paar, selb­st die erste Laufhose fängt an zu schwächeln (aber die ist schon älter als dieser Streak). Aber noch reicht meine Moti­va­tion, ein­fach weit­er zu machen. Heute bin schhon ein biss­chen stolz, dass dich die zwei Jahre — eine wichtige psy­chol­o­gis­che Moti­va­tion­shil­fe — wirk­lich geschafft habe. Und auch ein biss­chen besorgt, ob ich die Moti­va­tion weit­er tra­gen kann. Aber ander­er­seits: Es ist ja keineswegs eine Quälerei, das tägliche Laufen. Klar, manch­mal würde man lieber im gemütlichen Ses­sel sitzen bleiben. Aber so bald ich draußen bin und den ersten Kilo­me­ter in den Füßen habe, ver­spüre ich eigentlich auch immer wieder die Lust, dem noch einige fol­gen zu lassen. Mit ganz weni­gen Aus­nah­men.

Gelaufen bin ich in den ver­gan­genen 730 Tagen 9300 Kilo­me­ter. Das macht immer­hin 12,75 Kilo­me­ter am Tag, durch­schnit­tlich. Gar nicht so schlecht 😉

training auf dem rheinsteig

Auf dem Rhe­in­steig war ich ja schon öfter unter­wegs. Dies­mal sollte es ein Train­ings­marathon wer­den — zum 700. Tag unun­ter­broch­enen täglichen Laufens (streak­en) muss es ja etwas beson­deres sein. Also ver­schob ich den Start von Eltville nach Erbach, das bringt unge­fähr zwei Kilo­me­ter Strecke — und damit den Rest, der mir bish­er zum Marathon gefehlt hat.
Das Prozedere war das übliche: Um kurz vor 9 bin ich in Mainz in die S8 gestiegen, die mich nach Wies­baden brachte. Dort nahm ich die Region­al­bahn in Rich­tung Koblenz — am Pfin­gst­sam­stag war das ein Wan­der­er-Zug. Und obwohl die Leute auch lauter komis­che Klam­ot­ten hat­ten, haben sie mich trotz­dem selt­sam angeschaut — mit meinen Kom­pres­sion­sstrümpfen, kurz­er Tight, ärmel­losen, engen Sin­glet und zwei Flaschen in der Hand entsprach ich nicht den üblichen Reisenden — die waren mit schw­eren Schuhen, Stöck­en und Ruck­sack unter­wegs (wed­er schwere Schuhe noch Stöcke sind in der Gegend für irgend etwas nötig …).

Um 9:30 ging es dann in Erbach im Rhein­gau los. Das Ther­mome­ter zeigte schon 20 °C, die Sonne bran­nte vom wolken­losen blauen Him­mel recht unbarmherzig herunter. Meinen Weg, den ich mir so aus­gedacht hat­te, fand ich prob­lem­los: Kurz nach dem Bahn­hof ab und aus Erbach hin­aus durch die Felder in Rich­tung Kloster Eber­bach. Das heißt vor allem: Es ging gle­ich bergauf. Aber nicht sehr steil. Noch nicht. Kurz vorm Kloster traf ich dann auf das Sträßchen, das mich an die Klosterp­forte führte. Dann noch schnell zwis­chen Schänke und Basi­li­ka durchs Kloster und auf der anderen Seite wieder hin­aus. Da stand ich dann erst­mal, im Wald. Auf­grund von Bauar­beit­en an der Kloster­mauer war da näm­lich ziem­lich­es Durcheinan­der und ich fand keine Rhe­in­steig-Markierung. Das war nicht so prick­el­nd. Denn hier kan­nte ich den Weg ja so gut wie gar nicht — das bin ich nur mal vor Ewigkeit­en in die andere Rich­tung gewan­dert … Aber die Rich­tung nach Kiedrich wusste ich noch, also war klar, wo ich suchen musste. Und kurze Zeit später fand ich den Rhe­in­steig dann auch tat­säch­lich. Der ging erst ein­mal bergauf — das macht er ja gerne … Hier aber so richtig: steil und matschig. Ich entsch­ied mich für den Schon­gang und marschierte zum ersten Mal ein kurzes Stück. Dann ging es aber bald bess­er, im Wald etwas hinab und wieder hin­auf und dann über eine der schön­sten Stellen des Rhe­in­steigs (so weit ich ihn kenne): Die Wiesen ober­halb von Kiedrich. Mit wun­der­barem Aus­blick über das Tal auf einem ganz alt­modis­chen Wiesen­weg, ganz unbe­fes­tigt und eigentlich nur von den Wan­der­ern genutzt. Inzwis­chen kamen mir von denen auch schon die ersten ent­ge­gen — es wur­den noch einige heute, deut­lich mehr als son­st. In Kiedrich habe ich dann min­i­mal abgekürzt, damit ich nicht so viel im Ort rum­laufen musste. Hier wusste ich, was zu kom­men hat­te (hier kommt man näm­lich von Eltville auf den Rhe­in­steig): Der Auf­stieg zum Kiedrich­er Turm. Der ist so richtig steil. Die ersten paar Kehren bin ich noch gelaufen — schließlich musste ich Wan­der­er über­holen. Nicht sehr klug, wahrschein­lich. Und durchge­hal­ten habe ich es auch nicht. Auch vom Kiedrich­er Turm hat man einen schö­nen Aus­blick. Vor allem bei solch einem Kaiser­wet­ter.

Aber mit Pause war nix, ich hat­te ja noch einige Kilo­me­ter vor mir. Zunächst durch die Wein­berge, dann aber bald wieder in den Wald. Da ging es dann lustig auf und ab, mit mehr oder weniger viel Schlamm — teil­weise war es ganz schön rutschig. So ging es dann auf und ab, meist durch den Wald, mit kurzen Wiesen­stück­en — so war die pralle Sonne noch gar nicht so “schlimm”. Irgend­wann kam dann auch schon Schlangen­bad — nach eini­gen Unsicher­heit­en bei ver­schiede­nen Kreuzun­gen, wo ich mir nicht mehr sich­er war, in welche Rich­tung der Weg ging — und beim Laufen gle­ichzeit­ig nach den Markierun­gen Auss­chau hal­ten und auf die ganzen Schlamm­löch­er und Stolper­fall­en des Weges zu acht­en ist anstren­gend. Aber es hat ja immer geklappt — nur ganz kleine min­i­male Ver­laufer waren dabei. Durch Schlangen­bad ging es dann, inklu­sive unan­genehmer Trep­pen im “Kur­park”.

Nach Schlangen­bad, das war mir noch in Erin­nerung, geht es erst ein­mal wieder hoch. Das ging dann aber tat­säch­lich noch einiger­maßen, obwohl meine Beine mit­tler­weile schon deut­liche Ermü­dung melde­ten. Dabei war noch nicht ein­mal die 20-km-Marke gek­nackt. Aber die meis­ten Auf­stiege hat­te ich jet­zt hin­ter mir, hin­ter Geor­gen­born ging es ersteinaml bergab (allerd­ings so steil, dass es auch keinen Spaß machte). Und den schlimm­sten gab es nicht mehr: In Frauen­stein wurde die Wegführung zum Goethestein hin­auf geän­dert und somit die steil­ste Pas­sage — wenn ich mich recht erin­nere, waren das vor­wiegend Trep­pen­stufen — umgan­gen. So war ich schneller als gedacht am Goethestein — die näch­ste Etappe, sozusagen. Allerd­ings, obwohl es jet­zt flach wurde — es lag noch ein gutes Stück Weg vor mir. Zunächst durch die Wein­berge, kreuz und quer, damit ja möglichst wenig Asphalt oder Beton dabei ist. Dann durch die Gärten vor Schier­stein. Da kon­nte ich an ein­er Quelle noch ein­mal auf­tanken und mich erfrischen. Inzwis­chen hat­te die Sonne und die unge­wohnte Wärme näm­lich erhe­blichen Trib­ut gefordert: Mein Sin­glet hat­te schöne weiße Rän­der, die Haare klebten in alle Rich­tun­gen, die Arme waren auch schon reich­lich kle­brig. Irgend­wo dort in den Gärten ver­lor ich dann endgültig den offiziellen Rhe­in­steig aus den Augen. Aber das war dann egal, jet­zt ging es eigentlich nur noch am Rhein hin­auf in Rich­tung Mainz — vor­bei auch am Biebrich­er Schloss, dass vom Wies­baden­er Pfin­gst­turnier in Beschlag genom­men war. Inzwis­chen war der Weg zwar nicht mehr so anspruchsvoll — jet­zt musste ich höch­stens Spaziergängern auswe­ichen -, das Laufen wurde aber nur bed­ingt leichter. Denn die Ermü­dung schlug jet­zt doch ganz schön kräftig zu. Aber ein paar Kilo­me­ter noch — das sollte doch zu schaf­fen sein. Bis Mainz ging es auch. Aber auf der Theodor-Heuss-Brücke wurde mir langsam klar, dass nach den 42 Kilo­me­tern ziem­lich sich­er Schluss sein würde. Schluss war dann auch, aber sog­ar etwas früher. Irgend­wo knapp vor dem Kilo­me­ter 41 ging mein Kreis­lauf in die Knie — und bevor ich im Laufen umkippte, machte ich der Qual lieber ein Ende und marschierte den Rest nach Hause.

Gut vier Stun­den war ich unter­wegs — also nicht ger­ade sehr schnell. Irgend­wo ist meine Form abhan­den gekom­men. Dazu kam jet­zt auch noch der Man­gel an Wass­er — getrunk­en habe ich wohl kaum mehr als 1,5 Liter — das war, ger­ade bei diesem Wet­ter, halt doch ein­fach zu wenig … Aber trotz aller Qual — es war den­noch wieder schön, so lange unter­wegs zu sein, so einen schö­nen und abwech­slungsre­ichen Weg bei so grandiosem Wet­ter unter die Füße zu nehmen.
Hier ist die Über­sicht bei Run­sat­ur­day: Klick

abgebrochen

auch ein miss­glück­tes train­ing ist ein train­ing. ich bin mir nur noch nicht ganz sich­er, wofür das train­ing heute gut war. geplant waren ca. 44 km, bei kilo­me­ter 38 habe ich mit dem laufen aufge­hört und bin den rest gewan­dert — das war schon anstren­gend genug. irgend­wie war ich vol­lkom­men platt und fer­tig. das hat­te sich schon vorher angedeutet, ab kilo­me­ter 30 — und damit eigentlich zu früh — wurde es schw­er. da kam ich aus dem wald und von den vie­len auf- und abstiegen heute wieder ins müm­ling­tal und hat­te eigentlich noch 14–15 recht flache kilo­me­ter vor mir. aber die zogen sich immer mehr, bis es irgend­wann ein­fach nci­ht mehr ging. bzw. ich keinen sinn mehr darin sah, mich für ein train­ing noch mehr und weit­er zu quälen, als ich das ohne­hin schon getan hat­te.
schwierig ist aber die frage, warum das heute so katas­trophal schiefging. ich ver­mute, so etwas wie über­train­ing. die let­zten drei wochen waren schon ziem­lich viel — es hat ein­fach spaß gemacht, geflutscht und lief erstaunlich gut, trotz der hohen belas­tung. bis heute eben. das ver­rück­te ist, das die erste hälfte — die bei der heuti­gen strecke erhe­blich schw­er­er ist als der zweite teil — verblüf­fend gut ging und sog­ar einen tick zu schnell. vielle­icht hat das noch dazu beige­tra­gen, dass dann irgend­wann nix mehr ging. nun­ja, mal sehen, wie es mor­gen geht. da werde ich auf jeden fall ganz behut­sam ans laufen herange­hen …

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