Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Ost-afrikanische Läufer

Der Sport­wis­sen­schafl­ter Ross Tucker über die Erfol­ge ost­afri­ka­ni­scher Läu­fer und ihre Grün­de – und über das grund­le­gen­de Pro­blem des Ver­trau­ens in die Leis­tung von Sport­lern, wenn (auch) gedopt wird.

I think THERE IS a phy­sio­lo­gi­cal basis for the con­cen­tra­ti­on of east African/​Kenyan/​Kalenjin/​Nandi run­ners. I belie­ve that THERE ARE legi­ti­ma­te bio­me­cha­ni­cal advan­ta­ges that are more likely to be found in the­se popu­la­ti­ons than else­whe­re, and which explain their over-repre­sen­ta­ti­on. In turn, I belie­ve that the­re are prin­ci­ples and con­cepts that stu­dy­ing east Afri­can run­ners can teach the world about being bet­ter run­ners.
But there’s a con­foun­der that you sim­ply can­not igno­re unless you’re in total deni­al – doping.

Ross Tucker, sport​sci​en​tists​.com

Er emp­fiehlt vor allem Mus­ter­er­ken­nung zur Ein­schät­zung von sport­li­chen Leis­tun­gen ein­zu­set­zen (und betont, dass das natür­lich kein Nach­weis von Doping ist). Sol­che Mus­ter könn­ten z.B. sein:

Anyo­ne who runs a time in the top 50 in histo­ry, or who comes top 5 in a big city mara­thon, is auto­ma­ti­cal­ly high risk

Any major impro­ve­ment in per­for­mance, with a huge increase in sus­pi­ci­on if that impro­ve­ment hap­pens more than about three years into the athlete’s care­er, must be view­ed as high­ly sus­pi­cious.

Erra­tic per­for­mance.

Ross Tucker, sport​sci​en​tists​.com

und, natür­lich nicht zu ver­ges­sen, das sons­ti­ge Ver­hal­ten der Ath­le­ten.
Das gibt eine inter­es­san­te, beden­kens­wer­te Lek­tü­re.

Tucker, R. (2019, April 25). We need to talk about East Afri­can run­ners and gene­ral trust vs skep­ti­cism in per­for­man­ces. Retrie­ved May 9, 2019, from https://​sports​sci​en​tists​.com/​2​0​1​9​/​0​4​/​w​e​-​n​e​e​d​-​t​o​-​t​a​l​k​-​a​b​o​u​t​-​e​a​s​t​-​a​f​r​i​c​a​n​-​r​u​n​n​e​r​s​-​a​n​d​-​g​e​n​e​r​a​l​-​t​r​u​s​t​-​v​s​-​s​k​e​p​t​i​c​i​s​m​-​i​n​-​p​e​r​f​o​r​m​a​nces/

Streakende

Mit einer geplan­ten Zahn-OP – der Ent­fer­nung aller vier Weis­heits­zäh­ne – ist mein Streak zu einem Ende gekom­men. Geris­sen mag ich da nicht sagen, das klingt so nach Unfall oder aus Ver­se­hen – die­ses Ende war aber geplant. So gut man das eben pla­nen kann. Der Ter­min für die Zahn­ent­fer­nung war zwar kei­ne ganz freie Ent­schei­dung, son­dern eher eine medi­zi­ni­sche Not­wen­dig­keit (zumin­dest eine sehr star­ke Emp­feh­lung mei­ne Zahn­ärz­tin), aber trotz­dem.

665 Tage bin ich die­ses Mal in Serie gelau­fen. Seit dem Jah­res­wech­sel 2016/​2017 hielt der Streak. Läu­fe­risch war er aber eher unin­ter­es­sant: Die meis­te Zeit bin ich ein­fach vor mich hin­ge­lau­fen, ohne gro­ße Ambi­tio­nen und ohne wirk­li­ches Trai­ning. Zwar hat­te ich immer mal wie­der Ansät­ze dazu, doch die ver­lie­fen alle im Sand. Aber die Serie hielt – doch zu viel mehr reich­te die Lust in der Regel nicht. Mal sehen, ob das beim nächs­ten Mal anders wird: Denn wenn alle klappt wie geplant star­tet mit dem Novem­ber gleich wie­der mein nächs­ter Streak. Irgend­wie gehört das mitt­ler­wei­le eben ein­fach zu mei­nem Leben, das täg­li­che Lau­fen …

Regenlied

Des Regens star­ker Gesang wird zum Rau­schen,
Das vol­ler und vol­ler erklingt.
Es schweigt selbst der Wald, um dem Lie­de zu lau­schen,
Das der strö­men­de Him­mel ihm singt.

Es schäu­men mit wuch­ten­dem Anprall die Was­ser
Vom Him­mel zur Erde her­ab.
Es rasen die Strö­me des Regens in nas­ser,
Wild stür­zen­der Wut, die der Blitz ihnen gab.

Es duckt sich und beugt ihren Rücken die Erde
Unter dem peit­schen­den Sau­sen.
Wie vom Huf­schlag einer hin­ra­sen­den Her­de
Ist die Luft erfüllt von dem Brau­sen.

Dann wird das Rau­schen zum rau­nen­den Schal­len,
Zum Mur­meln von müder Süße.
Auf die Dächer ver­ein­zel­te Trop­fen fal­len
Wie fer­ne, glück­s­trun­ke­ne Küs­se.
Sel­ma Meer­baum-Eisin­ger (1.8.1941)

Wissenschaftliche Blasenvermeidung

Es ist ja eigent­lich kein gro­ßes Geheim­nis: Wenn man zu Bla­sen­bil­dung neigt, klebt man die ent­spre­chend gefähr­de­ten Regio­nen ab. Ich benut­ze dafür Leu­ko­tape: Das hat mit knapp 4 Zen­ti­me­tern eine aus­rei­chend gro­ße Brei­te, lässt sich auch ohne Sche­re kür­zen und vor allem hält es bom­ben­fest – manch­mal sogar zu fest …

Ein Ärz­te­team hat nun eine alter­na­ti­ve Metho­de unter­sucht. Sie ver­wen­de­ten Papier­pflas­ter bei ver­schie­de­nen Aus­tra­gun­gen des mehr­tä­gi­gen Ultra­ma­ra­thons „Racin­g­The­Pla­net“ 2014. Das nun auch sta­tis­tisch – in die­sem Ver­such mit 128 Teil­neh­mern – abge­si­cher­te Ergeb­nis: Pflas­ter beu­gen Bla­sen vor. (In bes­ter natur­wis­sen­schaft­li­cher Tra­di­ti­on waren auch gan­ze zehn Ärz­te als Autoren für die Stu­die, die sie­ben Sei­ten inklu­si­ve Fotos, Dia­gram­me und Tabel­len umfasst, not­wen­dig …)

Das ist ja logisch: Bla­sen ent­ste­hen durch Rei­bung (auf) der Haut, die sich auf die Haut über­trägt und die Kohä­si­on der Haut­schich­ten auf­löst. Wenn das Pflas­ter die Haut aus­rei­chend fixiert und die bean­spruch­te Stel­le dadurch ruhig stellt, reibt nichts mehr. Also ent­ste­hen kei­ne Bla­sen. Das ist eigent­lich schon das gan­ze Geheim­nis. Wel­ches Pflas­ter man benutzt, ist dann wohl eher Geschmacks­sa­che. Im Gegen­satz zu Leu­ko­tape ist Papier­pflas­ter (z.B. 3M Micro­po­re) deut­lich bil­li­ger, aber in der gän­gi­gen Grö­ße auch wesent­lich schma­ler. Bei dem Ver­such fie­len immer­hin 18 von 128 Teil­neh­me­rin­nen aus, meis­tens, weil sich das Pflas­ter vor­zei­tig lös­te.

Immer­hin, die Schluss­fol­ge­rung fällt klar aus:

We found that paper tape had a robust pro­tec­ti­ve effect on blis­ter for­ma­ti­on on run­ners’ feet in mul­tis­ta­ge ultra­ma­ra­thons. Paper tape is an inex­pen­si­ve, rea­di­ly available, and easy-to-app­ly inter­ven­ti­on that pre­ven­ted blis­ters in appro­xi­m­ate­ly 3‑quarters of the peo­p­le who appli­ed it. This stu­dy was the first to show that a simp­le adhe­si­ve tape can pre­vent foot blis­ters.

Der Ver­gleich mit ande­ren (in vori­gen Expe­ri­men­ten getes­te­ten) Lösun­gen fällt auch deut­lich aus – Vase­li­ne und ande­re Mit­tel ver­rin­gern zwar die Rei­bung, aber nicht so effek­tiv wie Tapes. Pro­ble­me mit dem Papier­pflas­ter gab es eher bei nas­sen Läu­fen, weil es dann offen­bar nicht aus­rei­chend hält. Anek­do­ti­sche Evi­denz aus mei­ner Erfah­rung zeigt, dass das für sach­ge­mäß ange­brach­tes Leu­ko­tape nicht gilt. Dafür hat man dann dabei das Pro­blem des Ent­fer­nens – gera­de bei wie­der­hol­ten Läu­fen und wie­der­hol­ter Anwen­dung lei­det die Haut. Da kann Papier­pflas­ter, das betont auch die Stu­die, sei­ne Stär­ken aus­spie­len:

Alt­hough the most com­mon reason for pro­to­col non­com­pli­ance was the lack of tape adhe­si­on, the­re is a bene­fit of the weak adhe­si­ve qua­li­ties of paper tape in that it mini­mi­zes the pos­si­bi­li­ty of unro­ofing a blis­ter upon its rem­oval.

Inter­es­san­ter­wei­se (und für mich etwas über­ra­schend) wur­de auch beob­ach­tet, dass Bla­sen am häu­figs­ten rela­tiv zu Beginn der Lauf­zeit (in den ers­ten Stun­den) auf­tre­ten – wer dann noch kei­ne hat, bekommt offen­bar auch sel­ten noch wel­che.

Doch davon unab­hän­gig gilt die fro­he Bot­schaft:

This simp­le preta­ping tech­ni­que of blis­ter-sen­si­ti­ve are­as may sub­stan­ti­al­ly impro­ve uti­liza­ti­on and enjoy­ment of the out­doors by mini­mi­zing both the num­ber and occur­rence of fric­tion foot blis­ters

Lite­ra­tur: Grant S. Lip­man, Lou­is J. Sharp, Mark Chris­ten­sen, Caleb Phil­lips, Alex­an­dra DiT­ul­lio, Andrew Dal­ton, Pearl­ly Ng, Jen­ni­fer Shang­ku­an, Kathe­ri­ne Shea and Bri­an J. Kra­bak: Paper Tape Pre­vents Foot Blis­ters: A Ran­do­mi­zed Pre­ven­ti­on Tri­al Asses­sing Paper Tape in Endu­rance Distances II (Pre-TAPED II). In: Cli­ni­cal Jour­nal of Sport Medi­ci­ne (2016). URL: http://​jour​nals​.lww​.com/​c​j​s​p​o​r​t​s​m​e​d​/​A​b​s​t​r​a​c​t​/​p​u​b​l​i​s​h​a​h​e​a​d​/​P​a​p​e​r​_​T​a​p​e​_​P​r​e​v​e​n​t​s​_​F​o​o​t​_​B​l​i​s​t​e​r​s​_​_​_​A​_​R​a​n​d​o​m​i​z​e​d​.​9​9​5​6​8​.aspx (2016−04−14).

Pech

War­um ich in der letz­ten Zeit so wenig lau­fe: Pech.

Immer dann, wenn ich die Umfän­ge gera­de wie­der stei­ge­re und die Lust auf mehr da ist, pas­siert irgend etwas blö­des. Erst war es das Fahr­rad­schloss, dass mir auf den rech­ten Mit­tel­fuß gefal­len ist: Zack, wie­der ein paar Tage nur mit äußers­ter Vor­sicht und Zurück­hal­tung nur ganz wenig gelau­fen.

Dann war es nas­ser Asphalt (und viel­leicht noch ein Ölfleck oder so): Zack, war mein Hin­ter­rad nicht mehr unter mir, son­dern neben mir – und mei­ne lin­ke Hüf­te auf den Asphalt gepresst. Nach zehn Tagen sieht das jetzt so aus:

Immer­hin ist die Schwel­lung fast voll­stän­dig zurück­ge­gan­gen, dafür tau­chen neue Blut­ergüs­se auf, die vor­her in der Tie­fe schlum­mer­ten. Inzwi­schen sind die Bewe­gun­gen (nach dem Gehum­pel auf den zwei Kilo­me­ter lan­gen Streak-Not-Stre­cken) wie­der flüs­sig gewor­den. Ganz schmerz­frei ist das aber immer noch nicht, was die Lust und die Umfän­ge natür­lich ent­spre­chend beein­flusst.

Und ich wet­te, wenn ich mich davon erholt habe und die täg­li­chen bzw. wöch­ten­li­chen Umfän­ge wie­der etwas gestei­gert habe, pas­siert etwas ande­res …

Schneeschuhe und Eiskäfer

Kürz­lich habe ich mein Schuh­sor­ti­ment noch ein­mal um einen Spe­zi­al­schuh ergänzt: Den Acce­le­ri­tas 2 von Ice­bug. Das ist ein aus­ge­spro­che­ner Schnee- und Matsch­schuh – genau dafür sind die Schwe­den von Ice­bug ja auch Spe­zia­lis­ten. Das sieht man dem Schuh natür­lich an:

Profil der Acceleritas2-Sohle

Pro­fil der Acce­le­ri­tas2-Soh­le

Auch der Ober­schuh ist ent­spre­chend: Leicht und ziem­lich dicht – nicht das übli­che Mesh-Gewe­be, son­dern eine dich­te­re Vari­an­te der Kunst­fa­ser. Die Lasche ist gleich ganz aus Kunst­stoff. Zwar ist der Schuh nicht was­ser- oder schnee­dicht, hält die Außen­welt aber doch recht gut ab. Ganz dich­te Schu­he, auch sol­che mit Mem­bran, mag ich sowie­so nicht, da das bei mei­nen hei­ßen Füßen immer zur Fuß­sau­na führt …

Meine Acceleritas 2 nach dem ersten Einsatz im Tiefschnee

Mei­ne Acce­le­ri­tas 2 nach dem ers­ten Ein­satz im Tief­schnee

Jeden­falls ist das ein leich­ter Schuh mit recht gerin­ger Spren­gung (4 mm) und wenig bis gar kei­ner Dämp­fung: Der Kon­takt zum Boden – was auch imemr da drauf liegt – ist wun­der­bar, die Soh­le ist aus­rei­chend fle­xi­bel, um alles wahr­zu­neh­men, und umge­kehrt aus­rei­chend mas­siv im Pro­fil, um ver­nünf­tig zu haf­ten und ordent­li­chen Halt zu geben.

Aus Faul­heit lagen die neu­en Schu­he noch hier in Mainz her­um, eigent­lich woll­te ich sie im Oden­wald auf Herz und Nie­ren prü­fen. Dann ergab sich aber heu­te auch hier am Rhein eine wun­der­ba­re Gele­gen­heit: 20 Zen­ti­me­ter fri­scher, pud­ri­ger Neu­schnee bei ‑3 °C mit­ten im März … Also konn­ten die Spe­zia­lis­ten gleich mal zei­gen, was sie drauf haben. Und ich muss sagen: Selbst in die­sem sehr leich­ten und locke­ren Schnee waren sie wun­der­bar zu lau­fen. Der Grip war ein­fach über­ra­gend, die Kraft über­trug sich fast von allei­ne in die Vor­wärts­be­we­gung. Selbst auf den glatt gefro­re­nen Fahr­spu­ren, die abschnitts­wei­se fast blan­kes Eis auf­wie­sen, lie­ßen sich die Acce­le­ri­tas noch lau­fen, auch wenn die Haf­tung nicht mehr per­fekt war. Aber das bekommt man wohl wirk­lich nur mit Spikes hin, die dann auf dem Rest der Stre­cke ner­ven …

Natur­ge­mäß fühlt sich der Acce­le­ri­tas nur auf ent­spre­chen­dem Unter­grund wohl: Das Pro­fil ist so aus­ge­prägt, dass selbst die weni­gen Meter, wo ich kei­nen Schnee (mehr) hat­te, kei­nen Spaß mach­te. Das ist bei dem Ice­bug noch deut­li­cher zu mer­ken als etwa beim Trail­fox oder dem Wave Har­ri­er: Da kommt kei­ne Lauf­freu­de auf. Die ist auf den locke­ren Unter­grund beschränkt.

Mal sehen, wie sich der Schuh im Matsch und im Wald schlägt – aber ich erwar­te Gro­ßes … Und mit die­sem vor­läu­fi­gen Lob­lied habe ich auch gleich die Bit­te des Her­stel­lers, die er im Schuh­kar­ton abdruckt, erfüllt:

Werbeauftrag im Karton

Wer­be­auf­trag im Kar­ton

Das war’s

nein, natür­lich noch nicht – auch mor­gen lau­fe ich wei­ter …
Aber das war’s trotz­dem: 2012 ist ge-lau­fen. So arg viel ist die­ses Jahr nicht pas­siert. Lan­ge Zeit hat­te ich nicht so rich­tig Lust, „ordent­lich“ zu lau­fen. So wenig Lust, dass ich mei­nen Streak been­de, war es aller­dings auch nicht. Aber dadurch sind die Umfän­ge mas­siv zurück­ge­gang­ne. Vor allem, weil ich irgend­wann mit den lan­gen Läu­fen auf­ge­hört habe …

In den letz­ten Wochen kam die Lust aufs Lau­fen aller­dings wie­der zurück. Des­we­gen ist der Jah­res­ab­schluss noch ein­mal recht ordent­lich gewor­den – vor allem was die Höhen­me­ter angeht (letz­te Woche: ca. 1500 HM).

So sieht das Jahr 2012 in Zah­len aus:
Gelau­fe­ne Kilo­me­ter: 2466,29
Gelau­fe­ne Höhen­me­ter (seit Juli, sehr unge­nau): 9884
Gelau­fe­ne Zeit: 9 Tage, 10:38:50
Durch­schnitts-Pace: 5:32/km

Stre­akta­ge ins­ge­samt: 1654
Stre­ak­ki­lo­me­ter ins­ge­samt: 17506,34
Tages­durch­schnitt über den Streak: 10,58

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