Täglich laufen

Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

3 Länder, 5 Mittelgebirge und 1 Platten

Im späten Sep­tem­ber habe ich mich mal aufgemacht, die Erkun­dung der Umge­bung um Regens­burg über meine üblichen und bekan­nten Routen etwas auszuweit­en. Die Idee war: Fünf Tage auf dem Rad in ein­er Rund­tour, die zumin­d­est irgend­wie den Bay­erischen Wald bein­hal­ten sollte und den Großen Arber mit­nehmen sollte, weil ich es bish­er noch nicht geschafft hat­te, da hin­auf zu kom­men, wed­er auf dem Rad noch zu Fuß oder irgend­wie anders … Schnell stand dann ein grober Plan: Zunächst die Donau hin­unter, dann in den Bay­erischen Wald, durch die tscheschiche Repub­lik nach Sach­sen und von dort im Bogen wieder zurück nach Regens­burg.

Die “Anreise” am Samstag: Von Regensburg nach Zwiesel

Alles fing, natür­lich, ganz harm­los an. Zunächst — nach­dem wie immer etwas nervi­gen (aber noch im Rah­men) Durch­queren des Stadge­bi­ets von Regens­burg von West­en nach Osten — sog­ar recht lang­weilig. Den Donau­rad­weg schön am Fluss ent­lang, da passiert nicht viel oder nichts, man rollt fröh­lich vor sich hin und sam­melt fleißig Kilo­me­ter. Am Sam­stag Mor­gen war auch wenig los, nur rund um die Ortschaften waren einzelne Men­schen auf dem Deich oder den Wegen zu sehen, zu Fuß, mit Hund oder auf dem Rad.

Eine erste kurze Pause zur Verpfle­gung legte ich in Kiefen­holz nach knapp 27 Kilo­me­tern ein. Und kurz darauf habe ich tat­säch­lich einen anderen Radler über­holt, der sich dann für eine Hand­voll Kilo­me­ter in meinen Wind­schat­ten hing — bis ich aus Schalt­faul­heit an einem Mini-Buck­elchen offen­bar zu langsam wurde und ihn davonziehen ließ (und kurz danach noch die falsche Abzwei­gung nahm, so dass er dann auch wirk­lich weg war). Anson­sten passierte erst ein­mal immer noch nicht viel. Ich radelte durch kilo­me­ter­lange Mais­feld-Ansamm­lun­gen, manch­es schon geern­tet, manch­es noch auf dem Feld — das war aber auch schon das Höch­ste der Abwech­slung. So gings dann auch schon an Straub­ing vor­bei und kurz durch Bogen, wo ich mich bei einem Bäck­er geschwind verpflegte und die Back­waren nach dem Durch­queren des Ortes auf ein­er Bank am Rad­weg verzehrte. 65 Kilo­me­ter war ich jet­zt schon unter­wegs und immer noch an der Donau. Aber nicht mehr lange, denn schon wenige Kilo­me­ter später führte mich meine geplante Tour dann allmäh­lich weg vom Fluss — und ruck­zuck war ich dann auch schon in den Hügeln als Vor­bere­itung auf den Bay­erischen Wald. In den Dör­fern dort gibt es offen­bar sehr kreative Köpfe: Ich passiere die “Straße der Dich­tung­stech­nik” und kam wenig später durch die “Auto­bahn­straße”, die — große Über­raschung — wirk­lich nahe der Auto­bahn (A3), die ich ger­ade gekreuzt hat­te, ver­läuft.

So ging es dann auch weit­er durch die Hügel, die Land­schaft wirk­te jet­zt schon fast voralpen­ländlich — über­all einzelne Höfe (es ist wirk­lich wahnsin­nig, wie besiedelt (oder zer­siedelt) diese Gegend ist, nicht nur in den vie­len (immer mehr wach­senden) Dör­fern, son­dern auch per­ma­nent dazwis­chen und auch im Blick links und rechts immer dazwis­chen). In Albert­sried sam­melte sich ger­ade die Frei­willige Feuer­wehr in Aus­ge­hu­ni­form für ein Foto, zwei von ihren Mit­gliedern aus dem Nach­bar­dorf kamen mir sog­ar auf dem (E-)Rad ent­ge­gen. Ich machte dann noch einen etwas komis­chen Abstech­er weit nach Süden, fast bis Egg, um mich dann von dort aus an die Schlüs­sel­stelle des ersten Tages zu machen: Die Auf­fahrt von Lei­then nach Kalteck. Hier hat­te ich schon 90 für meine Ver­hält­nisse recht zügige Kilo­me­ter in den Beinen. Und nun türmte sich vor mir eine Wand. Das war dann wohl die Stunde der Wahrheit, der Teil, den ich schon bei der Pla­nung ver­flucht habe, aber nicht vernün­ftig umge­hen kon­nte: Der Anstieg nach Kalteck. Das sind mehrere Kilo­me­ter bei ca. 12 % — das zieht sich, die Straße ist wirk­lich fast durchge­hend richtig steil. Und die kurzen, eingestreuten Erle­ichterun­gen sind nur gradu­ell, flach ist da ein­fach nichts. Dieser Abschnitt ist ein­fach lang und hört nicht auf, son­dern geht nach der Kurve immer wieder weit­er … Mit zwei kürz­eren Ver­schnauf­pausen und dank des Ret­tungsrings, auf dem ich eine ganze Weile rumkurbelte (und dabei natür­lich nur sehr zaghaft vorankam) ging es aber. Nach dem Sat­tel in Kalteck auf unge­fähr 750 m Höhe durften die Höhen­meter in ein­er schö­nen Abfahrt auch gle­ich wieder ver­nichtet wer­den. Dann näherte ich mich auch schon schnell der psy­chol­o­gisch wichti­gen 100-Kilo­me­ter-Marke, an der weit­er nichts passierte. Die Route blieb jet­zt aber welliger mit eini­gen kleineren Anstiegen und führte mich so ins Tal des Schwarzen Regen und schließlich nach Regen selb­st.

Die Ein­fahrt nach Regen war von mir bei der Tour­vor­bere­itung schlecht geplant wor­den und etwas arg ver­winkelt, aber dafür ist Regen nun auch nicht groß und ich war schnell wieder raus und fol­gte grob dem Rad­weg nach Zwiesel. Der führte mich durch so schöne Ort­sna­men wie Schwein­hütt, Gstre­it, Dreieck und Tausend­bach. Und dann war ich auch schon in Zwiesel. Dank meines Navis fand ich auch mein Hotel, den Gasthof Posthal­ter in der Innen­stadt, sofort und ohne Prob­leme — nach 126,7 Kilo­me­teren in 5,5 Stun­den Fahrzeit.

Der Gasthof Posthal­ter ist ein nettes Hotel, recht neu im alten Gebäude, sehr typ­is­che Hotelz­im­mer, aber ohne viel Charak­ter. Dafür habe ich mich im Restau­rant sehr wohlge­fühlt, vor allem gab es da gutes Essen, näm­lich einen sehr leck­eren Krusten­brat­en (ich musste ja die Chance nutzen, wenn ich mal unter­wegs bin). Und am näch­sten Mor­gen fand ich auch ein ansprechen­des, gutes Früh­stück, das mich aus­geze­ich­net für den zweit­en Tag stärk­te.

Die Tages­dat­en: 127 km, 1150 hm. Die Aktiv­ität mit Karte und allen Dat­en: Klick.

Die “Bergetappe” am Sonntag: Von Zwiesel über den Arber nach Waldmünchen-Herzogau

Der zweite Tag fing natür­lich wenig über­raschend genau dort an, wo der erste aufhörte: in Zwiesel. Jet­zt ging es aber gle­ich richtig in den Wald, den Bay­erischen, und den Nation­al­park dazu. Kaum war ich aus der Stadt raus, standen da auch schon die Bäume. Und gin­gen erst ein­mal nicht mehr weg. Meine Route führte mich durch das Tal der Zwiesel, vor­bei an der See­bach­hütte, nach Bay­erisch Eisen­stein. Damit hat­te ich auch schon ein­mal ein paar erste Höhen­meter zum Aufwär­men gesam­melt.
Aber die eigentlich kamen ja erst noch. Denn in Bay­erisch Eisen­stein ging es haarscharf vor der Staats­gren­ze ab und hin­auf, nun in Rich­tung Arber. Die Auf­fahrt zog sich dann ein biss­chen, war aber gut zu fahren: Nicht beson­ders steil, aber immer stetig ansteigend, und auch rel­a­tiv gle­ich­mäßig bis zur Tal­sta­tion des Skige­bi­etes am Großen Arber auf ein­er Höhe von 1040 Metern. Eine ganz kurze Abfahrt auf der leeren Straße brachte mich zum Arbersee. Von dort ging es dann noch ein­mal ein Stück hin­auf, dieses Mal bis gut 1100 Metern bei Bret­ter­schacht­en. Nach ein­er kurzen Pause beim Langlaufzen­trum schmiss ich die Jacke über und stürzte mich die schöne Abfahrt nach Boden­mais hin­unter. Da war dann — Son­ntag, kurz vor Mit­tag — im Ort viel los. Während der Arber noch in Wolken ver­steckt war (und es dort oben zeitweilig auch recht feucht war), war es hier unten doch deut­lich fre­undlich­er und angenehmer.

Nun erwartete mich auch schon die erste von zwei Baustellen des Tages: Die Straße nach West­en, aus Boden­mais hin­aus, war ein­fach ges­per­rt, eine vernün­ftige Umleitung war nicht zu erken­nen. Da hätte ich aber auch ver­mut­lich sowieso keine Lust darauf gehabt. Also wagte ich mich in die Baustelle und es ging auch alles gut, allerd­ings langsam: Denn auf der abge­frästen Teerdecke machte es keinen echt­en Spaß (und selb­st bei mäßigem Tem­po testete ich damit jede Schraub­verbindung am Rad, so rüt­telte das alles durch). Aber immer­hin kam ich gut durch die mehrere Kilo­me­ter Baustelle und musste nicht eine Alter­na­tive suchen. Ein paar kürzere, aber knack­ige Anstiege warteten ja noch auf mich. Der erste ging in Arn­bruck gle­ich sehr deftig los, beruhigte sich dann aber glück­licher­weise wieder. Oben, beim Eck, sah ich beim Pausieren dann schon das näch­ste Sperrschild auf der Straße nach unten auf die andere Seite. Da aber ein­heimis­che Autos von unten hochka­men, fuhr ich auch in diese Baustelle ein­fach hinein. Natür­lich war auch hier dann wieder eine gutes Stück der Abfahrt die Teerdecke wegge­fräst, was mich ordentlich aus­brem­ste. Aber am Son­ntag Nach­mit­tag war auch hier nie­mand am Arbeit­en, so dass ich immer­hin durchkam.

So gelangte ich dann nach Arrach, bevor es wieder in den näch­sten Auf­stieg ging. Auch der war gut zu bewälti­gen und nach ein­er kurzen Pause am Absetz auf dem Scheit­elpunkt kon­nte ich mich wieder auf die Abfahrt freuen. Denn nun, nach knapp 70 Kilo­me­tern, waren die meis­ten Höhen­meter an diesem Tag bere­its bewältigt. Weit­er ging es dann recht angenehm in kleinen Wellen durch die Felder über Kolm­stein, Neukirchen beim Heili­gen Blut nach Furth im Wald. Über ein paar weit­ere Dör­fer führt meine Route mich dann in den let­zten Anstieg von Gleißen­berg nach Her­zo­gau, einem zu Wald­münchen gehören­den Dör­fchen. Dieser let­zte Anstieg wäre nun nicht mehr unbe­d­ingt nötig gewe­sen … Aber nach etwas mehr als 101 Kilo­me­ter stand ich dann schon wieder vor meinem Nachtquarti­er, dem Land­ho­tel Gru­ber, ein­er sehr fre­undlichen, net­ten, ruhi­gen und angenehmen Her­berge. Das Essen war allerd­ings sehr tra­di­tionell, sozusagen — in der Tra­di­tion des späten 20. Jahrhun­derts der deutschen gut-bürg­er­liche Küche (wie das so schön heißt) ein ziem­lich mäßiger Salat, ein großes Schnitzel und immer­hin gute Pommes. Mit ein­er kleinen Por­tion Kaiser­schmar­rn als Nachtisch reichte das dann aber, denn den Tag über hat­te ich nur zwei Riegel ver­drückt und mich son­st auss­chließlich am Wass­er gut getan. Der Schlaf danach war dann aus irgend einem Grund nur mäßig, aber dafür erwartete mich am näch­sten Mor­gen aber ein sehr leck­eres Früh­stück.

Die Tages­dat­en: 101 km, 1700 hm. Die Aktiv­ität mit Karte und allen Dat­en: Klick.

Die “Auslandsetappe” am Montag: Von Waldmünchen-Herzogau durch den Böhmerwald nach Bad Brambach

Und so ging es auch in den drit­ten Tag mit gut gefüll­tem Magen. Nach der kurzen, aber schnellen Abfahrt nach Wald­münchen hin­unter, die in der schon herb­stlichen Küh­le mich gut aufweck­te, machte ich mich auf in Rich­tung Gren­ze zur Tschechis­chen Repub­lik. Und ziem­lich gle­ich hin­ter der Gren­ze machte sich meine Routen­pla­nung sehr bezahlt. In ein­er Kom­bi­na­tion aus BRouter und Komoot hat­te ich näm­lich die Route durch den Böh­mer­wald und die angren­zen­den Regio­nen nach Nor­den, nach Bad Bram­bach in Sach­sen, geplant. Und dabei in weis­er Voraus­sicht beson­ders darauf geachtet, dass ich vor allem Neben­straßen fahren würde.

So war es dann auch tat­säch­lich. Schon sehr kurz nach der Gren­ze ging es ab und erst ein­mal wieder in den Wald. Das war her­rlich — so ganz alleine auf dem kleine Sträßchen. Gut, der Asphalt war nicht der beste, es war schon manch­mal hol­prig und wellig, die Straße hat­te offen­bar kaum mehr Unter­bau als ein Wald­weg, wurde aber von großen LKW zum Holz­trans­port genutzt. Dafür war aber auch nichts los — alle Vier­tel­stunde mal ein Auto oder so. Und eine Menge Wald, wieder ein­mal.

Die tolle Route führte mich nahezu auss­chließlich über die Dör­fer, auf kleinen und kle­in­sten Sträßchen, manch­mal kaum bessere Feld­wege. Ich sah einige große Lkws, auch Con­tain­er, die direkt im Wald mit Stammholz beladen wur­den, herum­ste­hen. Aber trotz­dem: Schön­er als verkehrsre­iche per­fek­te Straßen war das alle­mal. Das gilt ger­ade in Tschechien. Denn die tschechis­chen Autofahrer*innen fahren ein­er­seits sel­ten langsam und tendieren ander­er­seits etwas häu­figer als die deutschen zum knap­pen, dicht­en Über­holen. Das war mir schon am Son­ntag aufge­fall­en, da war ich ja — auf der deutschen Seite — auch schon im Gren­zge­bi­et mit entsprechen­dem Aus­flugsverkehr. Und generell scheint sich das in let­zter Zeit in Deutsch­land schon etwas zu bessern. Natür­lich gibt es immer noch über­all die Spin­ner, die beson­ders dicht über­holen müssen. Aber die aller­meis­ten acht­en zunehmend auf Abstand, auch wenn sie dafür abbrem­sen oder sog­ar kurz warten müssen. Das ist schon eine deut­liche Entwick­lung in die richtige Rich­tung.

Zunächst ging es also durch den Böh­mer­wald. Und das im steti­gen Auf und Ab. Das blieb den auch ganzen Tag so. Und es blieb ein sehr kurz rhyth­misiertes Auf und Ab, mit vie­len kleinen Abfahrten und kurzen, aber dur­chaus immer wieder knack­i­gen Anstiegen auf der anderen Seite des Bach­es, zur näch­sten Ansamm­lung von Höfen und Häusern. Das war übri­gens auch auf­fäl­lig: Die Sied­lungsstruk­tur unter­schei­det sich schon deut­lich, die Dör­fer sind oft (nicht immer, natür­lich) nur drei, vier, fünf Höfe und Häuser. Dafür ziem­lich dicht beieinan­der, sobald ich aus dem eigentlichen Waldge­bi­et raus war und auf der Art Hochebene mit den vie­len Tälern und Wellen unter­wegs war. Diese vie­len An- und Abstiege hat­ten übri­gens auch meine Höhen­meter­pla­nung durcheinan­derge­bracht: Statt knapp 1100 Höhen­meter, wie Komoot bei der Pla­nung behauptete, waren das gute 1500 — ein Unter­schied, den meine Beine dann dur­chaus bemerk­ten.

Aber erst ein­mal ging es ja durch den Böh­mis­chen Wald. Das war Wald im wahrsten Sinn des Wortes: Nichts als Ficht­en, Kilo­me­ter um Kilo­me­ter. Dann kamen die ersten Auflockerun­gen, die ersten paar Wiesen und Wei­den. Und die Agrarflächen wur­den größer, die Wald­ab­schnitte kürz­er, bis der eigentliche Wald ganz hin­ter mir lag. Das inten­sive Walder­lebe­nis lag aber auch an der geplanten Route. Die führte mich näm­lich schon direkt nach der Gren­ze von der Fern­straße weg auf kleine und kle­in­ste Sträßchen. Das warr schon fast aben­teuer­lich, weil diese Straßen — manch­mal nur ein bess­er Feld- der Wald­weg — auch nicht immer sehr gut in Schuss waren. Da holperte so einiges und zwang zu etwas vor­sichtigerem, zurückgenommen­em Fahren.

Aber den­noch lief es gut. Große Aben­teuer hat­te ich ja für diesen Tag nicht geplant, keine Berge, keine lan­gen oder steilen Anstiege. So kam ich richtig gut vor­wärts, hat­te viel Freude, weil ich dem Regen davon­fahren kon­nte. Am späten Vor­mit­tag und mit­tags kam dann sog­ar immer öfter die Sonne zwis­chen den Wolken her­vor. Das hat­te mor­gens beim Start noch anders, näm­lich weniger fre­undlich, aus­ge­se­hen.

Dann erwis­chte ich auch wieder ein­mal eine Baustelle mit ges­per­rter Straße. Ich ver­suchte natür­lich wieder mein Glück und schaute, ob ich nicht trotz ges­per­rter Straße durchkomme (oft geht das mit dem Rad ja schon noch irgend­wie). Hier war aber tat­säch­lich kein Durchkom­men: Denn die Brücke über das Flüss­chen war sehr gründlich abge­baut und noch kein Ersatz da. Also musste ich eben doch wieder umdrehen, die wun­der­bar glat­te neue Straße wieder zurück und hoch und dann noch die eigentliche Umleitung. Das gab dann zusam­men knapp 15 Kilo­me­ter mehr auf dem Tacho.

Der Routen­ver­lauf blieb dann aber fre­undlich, vor­wiegend über Feld, Wald und Wiese und ein paar Dör­fer. Städte touch­ierte ich nur ganz sel­ten, dafür ein­mal immer­hin mit einem richtig steilen Hang. Da war ich glück­licher­weise auf Zack und bin rechtzeit­ig auf den bre­it­en Bürg­er­steig (wo keine Fußgänger unter­wegs waren) aus­gewichen, son­st hätte ich etwas weniger Spaß gehabt.

Das Ende zog sich dann auch ein biss­chen, aber irgend­wann tauchte dann tat­säch­lich “Bad Bram­bach” auf einem tschechis­chen Weg­weise auf. Und dann war es tat­säch­lich nicht mehr weit, noch ein let­ztes Stück auf dem recht neuen, gren­zverbinde­nen Rad­weg und geschwind durch das etwas herun­tergekom­m­men wirk­ende Bad Bram­bach zum Tagesziel, dem Park­ho­tel am alten Kur­park, wor ich rechtschaf­fen müde anlangte.

Das Hotel war zwar gün­stig, aber auch mit Grund. Das Zim­mer war sehr ein­fach ein­gerichtet, das Bad hat auch schon lange keine Änderung (ver­mut­lich seit ziem­lich genau 30 Jahren …) mehr gese­hen. Steck­dose gab es nur eine in Fuß­bo­den­nähe am Ein­gang des Zim­mers — das ist dann doch etwas sub­op­ti­mal, um die elek­tro­n­is­chen Geräte zu laden. Dem Pub­likum war das wahrschein­lich egal, die 70-/80-Jähri­gen sahen nicht so aus, als wären sie große Smart­phone-Nutzer. Das Aben­dessen war entsprechend ein­fach, das Früh­stück dann regel­recht bil­lig (und der Raum super eng und voll gestopft). Das war nun wirk­lich keine unbe­d­ingte Empfehlung wert.

Die Tages­dat­en: 145 km, 1500 hm. Die Aktiv­ität mit Karte und allen Dat­en: Klick.

Die “Regentour”: Von Bad Brambach durch das Vogtland nach Marktredwitz

Nach dem ent­täuschen­den Früh­stück machte ich mich gegen 9 Uhr wieder auf den Weg. Es nieselte etwas unentschlossen, mal mehr, mal weniger, mal gar nicht. Die Straßen waren aber immer­hin schon ordentlich nass. Meine heutige Route sollte micht in einem Bogen nord­west­wärts durch das Vogt­land führen und dann ins Fichtel­ge­birge, nach Mark­tred­witz (und damit zurück nach Bay­ern) brin­gen. Nach dem drit­ten Tag mit sein­er unge­planten Ver­längerung hat­te ich sie noch min­i­mal gekürzt und mir eine weit­ere Abkürzung über­legt, als Möglichkeit, falls meine Beine nicht mit­spie­len woll­ten. Zunächst war aber erst mal los­rollen ange­sagt: Ein Stück der gestri­gen Route zurück und dann, im ersten Ort auf der tschechis­chen Seite, ab in die neue Route. Und dann stand ich auch schon bald wieder am Straßen­rand: Das Hin­ter­rad war platt (endlich, mein erster Plat­ten am Ren­nrad!). Zum Glück war ich ger­ade in einem kleinen Dorf und zum Glück reg­nete es ger­ade nicht. Also baute ich das Rad aus und wech­selte den Schlauch. Das ging ein­fach­er als ich befürchtete, war aber mit nassem und dreck­igem Rad eine rechte Sauerei. Und irgend­wie bin ich auch noch mit der recht­en Hand abgerutscht und habe mir am Zeigefin­ger die Haut aufgeris­sen, was natür­lich auch schön blutete. Das Ein­bauen des wieder fahrtüchti­gen Hin­ter­rades — das Auf­pumpen mit der Minipumpe ging erstaunlich gut, wenn auch nicht ganz zu meinem bevorzugten Luft­druck — war dann allerd­ings erstaunlich fum­melig, ich hat­te Schwierigkeit­en, das Rad mit­tig einzubauen und die Bremse zum Funk­tion­ieren zu brin­gen. Aber auch das war dann geschafft, ich sam­melte meinen Kram zusam­men und machte mich wieder auf den Weg.

Nun fing es auch bald an ern­sthaft zu reg­nen — zumin­d­est so ern­sthaft, dass ich in die Regen­jacke wech­selte. Das war dann zeitweise weniger lustig. Zum Beispiel bei der eigentlich schö­nen Abfahrt. Im stark strö­menden Regen und den frischen Tem­per­a­turen machte das aber kaum Spaß: Ich traute mich nicht recht, fuhr also eher ver­hal­ten. Und trotz­dem wur­den die Hände kalt und käl­ter. Da hätte ich doch auf die lan­gen Hand­schuhe (die ich ja im Gepäck hat­te) wech­seln sollen, unter­ließ das aber aus Sturheit. Es blieb dann beim Wet­ter ziem­lich gle­ich: Der Regen ließ mal nach, wurde mal wieder stärk­er, machte auch die eine oder andere Pause. Aber richtig trock­en wurde es an dem Tag nicht mehr.

Bei der als möglich geplanten Abkürzung kam ich dann auch gar nicht in Ver­suchung, denn genau hier war mal wieder die Straße wegen ein­er lan­gen Baustelle ges­per­rt. Das tang­ierte mich aber nicht weit­er, die geplante Route war fahrbar und führte mich mal wieder in Win­ter­sporthöhen. Der Anstieg da hin­auf war aber gar nicht schlimm. Die Abfahrt war dann viel ras­an­ter — wieder ein­mal ein kleines Sträßchen. Auf­grund des eher widri­gen Wet­ters und des unüber­sichtlichen Straßen­ver­laufs nutzte ich das aber nicht vol­lkom­men aus, son­dern fuhr lieber defen­siv.

Die Strecke am vierten Tag mit mehreren Gren­züber­trit­ten war ins­ge­samt eigentlich ganz nett, hat­te allerd­ings mehrere kleinere und mit­tlere Städte zu durch­queren. Das Wet­ter blieb aber nicht nett, grau und nass war es den ganzen Tag. So kon­nte ich die Vielfalt der Streck­en­führung nicht so recht genießen und war dann doch recht froh, als ich nach 108 Kilo­me­tern und 900 Höhen­meter (die sich nach deut­lich mehr anfühlten …) in Mark­tred­witz anlange. Dort hat­te ich im Hotel Bär ein Zim­mer gebucht, das sich als nett, aber auch als recht klein ent­pup­pte. Vor allem das Bad war schon sehr eng und platzs­parend gebaut. Doch das Hotel­restau­rant bot gutes und reich­haltiges Essen, einen sehr leck­eren Burg­er gön­nte ich mir zur Stärkung.

Die Tages­dat­en: 108 km, 900 hm. Die Aktiv­ität mit Karte und allen Dat­en: Klick.

Die “Heimfahrt”: Von Marktredwitz nach Regensburg

Am Mittwoch, dem let­zten Tag der Run­dreise, genoss ich nach eher mäßigem und knap­pen Schlaf — ich kon­nte irgend­wie kaum ein­schlafen — zunächst aus­giebig das sehr gute, vielfältige und reich­haltige Früh­stücks­buf­fet (das beste Früh­stück der Tour). Nach der sehr unkom­plizierten und geschwinden Abrech­nung war ich wieder auf dem Rad, und vom Start weg im Regen schon wieder. Da es aber nicht sehr stark (allerd­ings dur­chaus beständig reg­nete), fing ich erst ein­mal in der Wind­jacke an — es kam ja bald der erste (und haupt­säch­liche) “Berg” des Tages, da würde ich schon warm wer­den. Die Beine waren allerd­ings wiederum alles andere als aus­geruht — aber irgen­wie würde ich schon heimkom­men …

Nach ein­er kleinen innerörtlichen Umleitung in Mark­tred­witz (der Tag fing gut an!), rollte es dann tat­säch­lich recht gut. Meist war ich wieder auf kleineren Straßen und Wegen unter­wegs, das ist dann doch ein­fach viel angenehmer als auf den direk­teren, aber stärk­er befahre­nen Streck­en. Später am Tag kam dann natür­lich noch eine Sper­rung, die ich vor­sicht­shal­ber ignori­erte (die Umleitung war schon recht großräu­mig für Rad­fahrerbeine) und mit Glück prob­lem­los durch die heute sowieso ver­lassene Baustelle kam. Den Vor­mit­tag über hat­te ich verteilt immer mal wieder Regen, zum Glück meis­tens nicht sehr stark. Aber doch immer­hin so, dass ich wieder schön nass war. Vor allem die Füße spürten das trotz Über­schuhen, für die Hände hat­te ich auf langf­in­grige Herb­sthand­schuhe gewech­selt, was eine gute Entschei­dung war.

Die Route am Abschlusstag war nun nicht ger­ade die schön­ste der Tour. Ich wollte ja heimkom­men, deswe­gen habe ich mich für den direk­teren Weg entsch­ieden und auf land­schaftliche schöne Touren­führung eher verzichtet — das waren im Plan immer­hin doch noch knapp 140 Kilo­me­ter, für den fün­ften Tag also ger­ade genug. Dafür war ich jet­zt eben mehr in den Städten (durch Wei­den, Schwan­dorf, Max­hütte-Haid­hof und so weit­er) und dem dichter besiedel­ten Land unter­wegs, immer wieder auch in der Nähe der Auto­bahn (oder unter und über ihr). Doch es ließ sich ins­ge­samt dur­chaus ordentlich radeln. Nur war es heute eben nicht mehr so ein­sam und ländlich wie in den let­zten Tagen. Aber dafür war die Strecke ja etwas flach­er, ich kon­nte also, trotz der nicht ger­ade frischen Beine, dur­chaus Tem­po machen. Und dann, auf dem let­zten Stück am Regen bis hinein nach Regens­burg, auf dem gut aus­ge­baut­en Regen­rad­weg sog­ar (gefühlt) richtig Gas geben. Denn Rad­verkehr war an einem Mittwoch natür­lich wenig, die Rad­wege hat­te ich fast durchge­hend für mich alleine. Und so erre­ichte ich dann schon recht früh am Nach­mit­tag wieder Regens­burg — ver­dreckt, aber glück­lich.

Die Tages­dat­en: 139 km, 700 hm. Die Aktiv­ität mit Karte und allen Dat­en: Klick.

Die Gesamtwertung

620 km und knapp 6000 Höhen­meter hat­ten meine Beine mich in diesen fünf Tagen gebracht — und mir viel Freude gemacht. Das war bes­timmt nicht mein let­zter Aus­flug in die bay­erischen oder böh­mis­chen Wälder und Mit­tel­ge­birge. Immer­hin fünf Mit­tel­ge­birge habe ich ja gesam­melt: Bay­erisch­er Wald, Böh­mis­ch­er Wald, Vogt­land, Fichtel­ge­birge, Oberpfälz­er Wald. Und das hat für mich wieder mal gezeigt: Es muss gar nicht immer spek­takulär und weit weg sein, auch direkt vor der Haustür find­et man genü­gend Aben­teuer. Ein paar Tage hin­tere­inan­der Rad­fahren ist immer wieder eine schöne Sache, die ich wohl öfters machen sollte. Ger­ade so eine Rund­tour von Haustür zu Haustür kommt mir sehr ent­ge­gen: Das reduziert den Aufwand deut­lich, man muss sich nicht um Organ­i­sa­tion, Tick­ets und Fahrpläne küm­mern, son­dern kann ein­fach los­fahren. Die Steigerung wäre jet­zt noch, die Hotels nicht im vorhinein zu buchen (das hat­te ich dieses Mal unge­fähr 10 Tage vorher, nach­dem meine grobe Routen­pla­nung stand, gemacht), son­dern ein­fach auf gut Glück losz­u­fahren … Da bin ich bish­er immer zu ängstlich gewe­sen. Aber vielle­icht sollte ich das doch ein­fach mal pro­bieren, um die Frei­heits­grade noch etwas zu erhöhen.

Bess­er wäre es freilich gewe­sen, ein oder zwei Wochen vorher zu fahren. Da war es näm­lich noch wärmer und trock­en­er. Das lässt sich freilich nicht immer per­fekt pla­nen. Aber immer­hin hat­te ich genü­gend Ausrüstung/Klamotten dabei, das hat sich eigentlich recht gut bewährt: Kurze Rad­hose und kurzes Trikot, dazu Arm­linge und recht warme Bein­linge (die ich drin­gend gebraucht habe nach den ersten Tagen), sowohl eine dünne Wind­jacke, die nicht richtig wasser­fest ist (aber ein leicht­es Nieseln gut aushält) als auch eine ordentliche Regen­jacke. Und natür­lich Hand­schuhe in kurz und lang eben­so wie die Regenüber­schuhe. Das passte zus­ma­men mit meinen (sehr reduzierten) Zivilk­lam­ot­ten und dem restlichen Kleinkram gut in die große Sat­teltasche, so dass ich mit Sat­teltasche und Ober­rohrtasche für fünf Tage per­fekt zurecht kam.

Fahrradwochenende in Tauberfranken

Den Vorteil, im katholis­chen Bay­ern zu wohnen und zu arbeit­en, habe ich dieses Jahr für einen kleinen Radurlaub genutzt: Den Feiertag Fron­le­ich­nam mit dem “Brück­en­tag” und einem zusät­zlichen Urlaub­stag am Mon­tag darauf ergänzt und so fünf Tage genutzt, um mein Rad etwas ausz­u­fahren. Und damit ich das auch wirk­lich mache und nicht wieder auf der Couch lande, habe Regens­burg dafür ver­lassen. Der Plan sah so aus: Am Don­ner­stag zu mein­er Unterkun­ft für die näch­sten Tage in Tauber­franken, dann dort einige kleinere Touren, und am Mon­tag wieder zurück in die Oberp­falz. So ist es dann gewor­den:

Donnerstag (Fronleichnam)

Mor­gens, nach dem schnellen Pack­en und Rad fer­tig machen (das meiste war ja aber schon vor­bere­it­et) das min­i­male Ein­rollen zum Prüfeninger Bahn­hof. Und von dort bin ich dann erst ein­mal mit dem Zug los in Rich­tung Nürn­berg — denn die kom­plette Strecke auf dem Rad wäre bei ca. 260 Kilo­me­tern gelandet und das erschien mir ob der man­gel­nden Fit­ness dann doch etwas viel für den Auf­takt. Da natür­lich aus­gerech­net jet­zt die Bahn an der Strecke Regens­burg-Nürn­berg arbeit­ete, hat­te ich anders pla­nen müssen. Also zunächst in einem nahezu leeren Zug nach Ingol­stadt und dort umsteigen in den deut­lich volleren — für Räder war nicht mehr viel Platz — Zug nach Nürn­berg (der aus München kam und deshalb gut gefüllt war). Bis Nürn­berg habe ich mich aber nicht fahren lassen. Ich wollte nicht mit­ten in der Stadt meine Tour begin­nen, das macht ja meis­tens eher weniger Spaß, zumal wenn man sich gar nicht ausken­nt. Also habe ich den Zug in Aller­sleben, dem let­zten Halt vor Nün­r­ber, ver­lassen — ein typ­is­ch­er Pendler­halt, schein­bar im Nir­gend­wo zwis­chen den Orten, dafür mit sehr großzügi­gen Park­plätzen. Meine Route — die ich mir vom nicht genug zu loben­den BRouter erstellen habe lassen — führte mich auf etwa 160 Kilo­me­tern in Rich­tung Nord­west­en (so ganz grob zumin­d­est …), nach Uis­sigheim — ein kleines Dorf, das man wirk­lich nicht ken­nen muss.

Die Sonne schien um 7.45 Uhr bere­its merk­bar, also habe ich noch geschwind mein Trikot auf (Hoch-)Sommer gewech­selt und bin nach einem kurzen Früh­stück endlich los­ger­adelt. Und das war richtig, richtig schön. Die Strecke war von Anfang an wun­der­bar: Schöne, an diesem Feiertag-Mor­gen nahezu men­schen­leere Neben­straßen übers Land, durch Feld und Wald, durch Dör­fer und kleinere Städte, über Hügel und Täler. Böse, lange, harte Stei­gun­gen waren nicht drin, vor allem der Anfang war sehr aufwärm­fre­undlich. Und so rollte es ein­fach.

Und es war wun­der­schön, ein­fach das pure Genießen. Ich mag das ja so sehr am Rad­fahren: Mit mir allein zu sein, ein­fach ich und mein Rad (und mein Com­put­er, der mir den Weg weist). Denn so erfährt man die Land­schaft, die Umge­bung, das Wet­ter, die Stim­mung, kurz: den Tag und die Welt über­haupt viel unmit­tel­bar­er und auch direk­ter, dabei ganz unkom­pliziert und irgend­wie “ein­fach”. Das ist ein­fach wun­der­schön. Sich­er, das wird auch mal anstren­gend und führt auch mal durch Gegen­den oder Abschnitte, die nicht so wahnsin­nig pit­toresk sind — hier ein paar Kilo­me­ter Bun­desstraße zum Beispiel, dort eine alte Mil­itärstraße mit Beton­fahrbahn, … Aber den­noch oder ger­ade deswe­gen: Das hat eine Schön­heit, ger­ade in der (schein­bar) unbeschw­erten Ein­fach­heit, die man (ich) auf diese Weise ganz anders erfährt als wenn ich zum Beispiel mit dem Auto durch­fahren würde.

Das ist übri­gens auch ein echter Segen der GPS-Nav­i­ga­tion mit dem Garmin, den ich gar nicht genug schätzen und loben kann: Die Nav­i­ga­tion passiert nahezu von selb­st. Bei Orts- und Stadt­durch­fahrten wech­sle ich gele­gentlich die Ansicht, um bess­er zu sehen, wohin die Route geht — aber son­st funk­tion­iert das enorm gut, sich ein­fach auf die Nav­i­ga­tion­sansagen zu ver­lassen. Und das macht das Touren so unge­heuer entspan­nt. Von der Strecke, die ich gefahren bin, kan­nte ich so unge­fähr (und das auch nicht richtig gut) die let­zten fünf Prozent. Der Rest war mir völ­lig unbekan­nt — nicht nur die konkrete Route, son­dern über­haupt die ganze Region(en), die ich durch­fuhr. Das war mit Papier­nav­i­ga­tion nie so gelassen zu machen. Und wahrschein­lich hätte ich so eine Route auch ohne Com­puterun­ter­stützung nie geplant: Da sind schon mal einige schein­bar über­flüs­sige Abbiege­manöver drin — vor allem, um belebtere Straßen zu ver­mei­den. Das gelingt dem BRouter wirk­lich gut, bess­er übri­gens auch als etwa Komoot oder Garmin.

Sechs Stun­den habe ich mich so herumgetrieben, mit ein paar Päuschen hat das sehr gut geklappt. Sehr gut geklappt hat an diesem Tag — und auch den fol­gen­den — übri­gens auch die neue Hose von Everve. Als ich die das erste Mal in den Hän­den hielt, war ich etwas skep­tisch ob der zwei kleinen Pol­ster. Aber die sind so geschickt kon­stru­iert und geformt, dass diese Hose wirk­lich aus­geze­ich­net funk­tion­iert — bess­er als die meis­ten anderen Rad­ho­sen mit ihren deut­lichen dick­eren udn aufwändi­geren Pol­stern. Kann ich wirk­lich sehr empfehlen!

Und so radelte ich also vor mich hin, durch ziem­lich viel Land­schaft. Das meiste war im offe­nen Land, nur kürzere Wald­stück­en waren dabei. Grob führte meine Fahrt mich über Schwabach und Roß­tal nach Illesheim. Da war übri­gens der einzig schlechte Abschnitt mein­er Tour­pla­nung: Die min­i­male Abkürzung über die betonierte Mil­itärstraße (im Umfeld der dor­ti­gen US-Basis) wäre so eigentlich nicht nötig gewe­sen. Die näch­sten Sta­tio­nen waren dann Uffen­heim und einige kleine und kle­in­ste Dör­fer nach Unter­wit­tighausen und weit­er über Grüns­feld und Ger­lachsheim ins Tauber­tal. Dem fol­gte ich durch Tauber­bischof­sheim nach Hochhausen, um die let­zten Anstren­gung, die let­zten bei­den (vor allem nach gut 150 Kilo­me­tern nicht ganz ein­fachen) Hügel bis nach Uis­sigheim. Nach ziem­lich genau sechs Stun­den Fahrzeit waren die 160 Kilo­me­ter und gut 1000 Höhen­meter dann absolviert und ich kon­nte mir die Dusche auf­bauen, um den Schweiß loszuw­er­den.

Selbstporträt nach Radtour
Matthias | Täglich laufen Angekom­men!

Und wieder ein­mal zeigte sich: Die Erschöp­fung län­ger­er Rad­touren ist irgend­wie anders als beim Laufen. Ver­mut­lich spielt der (Fahrt)Wind keine geringe Rolle. Jeden­falls brauche ich doch immer recht lange, mich von so etwas zu erholen — und über­haupt wieder Hunger und Durst zu haben.

An der Unterkunft
Matthias | Täglich laufen Mein Rad vor der (noch ver­schlosse­nen) Unterkun­ft

Freitag

Am Fre­itag, den ersten vollen Tag, hat­te ich nur eine Vor­mit­tags-Tour geplant. Mit­tags war näm­lich Grillen mit Fam­i­lien einge­plant. Viel mehr wäre aber auch nicht sin­nvoll gewe­sen, zumal in der Runde, die ich grob in Rich­tung Süden von Uis­sigheim aus geplant hat­te, einige Hügel, die fast schon Berge sind, drin waren.

Und meine Güte, die Hügel in Tauber­franken und Umge­bung sind wirk­lich nicht zu unter­schätzen. Da sind ganz schön knack­ige Stei­gun­gen dabei. Das ist ja auch so etwas, was man beim Unter­wegs­sein mit motorisierten Fahrzeu­gen schnell unter­schätzt und gar nicht mehr wahrn­immt. Ger­ade die Anhäu­fung von schein­bar kleinen, harm­losen Stei­gun­gen lässt sich auf dem Fahrrad doch ganz anders “erfahren”. Deswe­gen waren die Touren vor Ort dann etwas kürz­er.

Für Fre­itag hat mein Rout­ing mich manch­mal etwas arg abseits geführt. Das liegt auch daran, dass in Baden-Würt­tem­berg (oder vielle­icht auch nur in dieser Region?) viele befes­tigte Feld­wege offiziell Straßen sind, also keine Nutzungs­beschränkung (oder höch­stens eine Gewichts­beschränkung, nicht aber das typ­is­che “Land- und Forstwirtschaft frei”) haben. Dadurch kom­men sie viel mehr in den Blick der com­put­er­isierten Routen. Das kann sehr schöne Effek­te haben, manch­mal aber auch einen Tick ner­ven. Ich hat­te zum Beispiel einen wun­der­schöne Wald­ab­fahrt dabei. Weil das aber eben so ein asphaltiert­er Wald­weg war, kon­nte ich das nur halb genießen — über 30 km/h wollte ich meinen Rädern hier kaum zumuten, dafür waren doch ein­fach zu viele Löch­er und Kan­ten da … Aber qua­si zur Beloh­nung hat­te ich dann unten einen wun­der­schö­nen Abschnitt durch die Felder und Wiesen eines Seit­en­tals, ganz ver­lassen und leer von Men­schen und Maschi­nen. Das wiegt dann die weniger geglück­ten Stellen sehr schnell wieder auf …

Jeden­falls ging es von Uis­sigheim erst ein­mal grob nach Süden. Über ver­steck­te Wege zunächst nach Königheim und über Gis­sigheim nach Buch. Da hat­te ich dann schon anderthalb Berge hin­ter mir. Und es ging eigentlich erst richtig los, auf ein­er sehr schö­nen Strecke durch den Wald nach Uiffin­gen. In Wölchin­gen bog ich dann ab — und gle­ich voll in den Berg hinein, vom Ort aus schon in eine knack­ige Stei­gung, die jet­zt schön in der Sonne zwis­chen den Wiesen lag … Oben angekom­men, musste ich das biss­chen Schat­ten, das ein kleines Wald­stückchen spendete, erst ein­mal für eine kurze Pause nutzen. Nach ein­er kurzen Abfahrt ging es nach Epplin­gen näm­lich gle­ich wieder hin­auf. Zwar nicht sehr lang, aber doch ziem­lich knack­ig. Die Abfahrt nach Kup­prich­hausen entschädigte immer­hin etwas. Dem fol­gte aber gle­ich wieder ein guter Anstieg. Doch dann auch, logisch, wieder eine schöne Abfahrt, die tat­säch­lich sehr genussvoll war — bis an den Ort­srand von Tauber­bischof­sheim. Da bog ich dann wieder ab und musste für die Erhol­ung auf der Abfahrt ordentlich büßen. Die Straße nach Eier­sheim führt näm­lich, wen wundert’s, noch ein­mal über den Berg. Doch von Eier­sheim war dann Uis­sigheim nicht mehr weit und die “kleine” Runde auch schon been­det. Damit war es dann aber auch genug für den zweit­en Tag — zumin­d­est genü­gend Hügel …

Diese “kleine” Runde wartete mit 62 Kilo­me­tern und knapp 900 Höhen­metern auf und wurde von mir in ca. 2:45 Stun­den gefahren.

Samstag

Für den Sam­stag hat­te ich eigen­lich eine Rad­pause einge­plant. Angesichts des Wet­ter­berichts, der für Son­ntag Regen vorher­sagte, tausche ich das dann aber doch und set­zte mich mor­gens wieder in den Sat­tel. Dieses Mal führte meine Pla­nung mich in die andere Him­mel­srich­tung, nach West­en und in den Nor­den: Über die Hochebene und dann ins Erf­tal hin­unter und beina­he bis zum Main, in Eichen­bühl wieder hoch und in einem größeren Bogen zurück. Die Strecke von Eichen­bühl hin­auf, früher für ein (Auto-)Bergrennen genutzt, kan­nte ich nur von ein­er Auto­durch­fahrt. Und der blick­te ich etwas mit Ban­gen ent­ge­gen. Denn natür­lich waren meine Beine nicht frisch, das merk­te ich schon recht deut­lich. Der “Berg” war dann aber gar nicht so schlimm: Die Straße hat eine sehr gle­ich­mäßige, nicht über­mäßige Stei­gung. Und ich hat­te, wohl eher per Zufall, sehr schnell den richti­gen Gang erwis­cht. Und in dem bin ich das dann doch recht entspan­nt die paar Kilo­me­ter hochgekurbelt. Klar, das war nicht beson­ders schnell. Aber beson­ders hart und langsam eben auch nicht. Das einzig wirk­lich nervige war der junge Agrartech­niker, der mit seinem überdi­men­sion­ierten Trak­tor und Jauchefass mit regel­widrig so dicht über­holen musste, dass ich den Fahrtwind der Räder an meinem Arm spürte — von wegen zwei Meter Min­destab­stand außerorts!

Bis Erlen­bach war meine Strecke eher unspek­takulär gewe­sen: Über Kül­sheim und die alte Straße nach Stein­bach, Hund­heim und Richel­bach. Von dort ging es dann sehr geschwind runter ins Erf­tal, das ich bei Riedern erre­ichte. Dem fol­gte ich dann, auf regen­nass­er Fahrbahn, bis Eichen­bühl. Nach den ersten 25 Kilo­me­tern ging es dann in die ca. 5 Kilo­me­ter lange Stei­gung. Und oben genoss ich dann das Fahren: Es ist eben doch immer wieder eine ungeah­nte Befriedi­gung, wenn der Berg sich endlich abflacht und die Hochebene sich eröffnet … Und hier, auf meinem weit­eren Weg über Neunkirchen, Nas­sig, Sach­sen­hausen nach Hund­heim waren dann noch ein paar geschickt platzierte Wellen drin, die mein Tem­po gut erhöht­en — das fühlte sich her­rlich geschwind an, so über die Höhe zu brausen. Das rächte sich natür­lich dann zunehmend. Die eigentlich harm­losen Wellen und eher unbe­deu­ten­den Anstiege wur­den zum Ende immer mehr zu Bergen, die sich vor mir aufzutür­men schienen. Ich schal­tete ständig hoch und runter, das Tem­po schwank­te entsprechend immer mehr. Die Beine waren jet­zt halt doch aus­giebig erschöpft nach den unge­wohn­ten Anforderun­gen und Belas­tun­gen der let­zten Tage. Aber irgend­wann war dann Kül­sheim durch­fahren und die let­zten Kilo­me­ter nach Uis­sigheim auch noch zu schaf­fen.

Das schlug dann mit 58 Kilo­me­tern, etwas mehr als 600 Höhen­meter und 2:15 Stun­den zu Buche.

Nachmittagsbelohnung
Matthias | Täglich laufen Nach­mit­tags­be­loh­nung (schließlich ist Urlaub)

Sonntag

Son­ntag war dann “Ruhetag”, das Wet­ter entsprechend der Vorher­sage auch reg­ner­isch, immer wieder kleinere Schauer. Ich nutzte das zum aus­gieben Lesen, einem kleinen (wirk­lich nur kleinen) Läufchen und einem län­geren Spazier­gang.

Montag

Am Mon­tag stand schon die Rück­reise an. Die habe ich wiederum kom­biniert mit Rad und Zug über­nom­men. Zunächst gut zwanzig Kilo­me­terchen (und einen knack­i­gen Hügel) mit dem Rad nach Lau­da-Königshofen, dann mit dem Zug über Würzburg und Nürn­berg nach Neu­markt in der Oberp­falz. Und von dort eben die restlichen knapp 65 Kilo­me­ter wieder mit dem Fahrrad. Das war auch wieder eine ganz nette, san­ft hügelige Strecke. Nicht so wahnsin­nig span­nend — vor­wiegend auf dem Rad­weg direkt neben der Bun­desstraße -, aber es hat auch sehr gut funk­tion­iert: Aus Neu­markt hin­aus geht es erst ein­mal in einen knack­ige, sich ziem­lich ziehen­den Anstieg. Nach der geschwinden Abfahrt nach Dein­ing wieder­holt sich das noch ein­mal in ein­er kürz­eren Vari­ante. Die weit­ere Strecke über Batzhausen, Seu­bers­dorf, Daßwang und Hemau ist dann eher san­ft gewellt. Von Hohen­scham­bach geht es dann steil hinab nach Deuter­ling am Bach. Und dann kan­nte ich mich auch wieder aus: Über Deuer­ling und Undorf bin ich hinüber ins Naab­tal, um dann recht entspan­nt mit der Mariaorter Eisen­bahn­brücke die Donau wieder zu über­queren. Und kaum war ich zu Hause in Regens­burg ange­langt, kon­nten die dun­klen Wolken, die mich schon länger begleit­et hat­ten, ihr Ver­sprechen endlich ein­lösen und etwas Regen beis­teuern.

Zusam­men ergibt das für den Mon­tag knapp 83 Kilo­me­ter mit etwa 660 Höhen­metern, die ich in etwas mehr als drei Stun­den ger­adelt bin.

Touren-Übersicht

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Allers­berg — Uis­sigheim
Fre­itags-Tour
Sam­stags-Tour
Mon­tags-Tour 1
Mon­tags-Tour 2

Sterben im Bayerischen Wald

Nun­ja, die Über­schrift ist ein wenig über­trieben. Aber wirk­lich nur ein wenig. Am Woch­enende war ich — nach sehr langer Absti­nenz — mal wieder bei ein­er Laufver­anstal­tung dabei: Bei der ersten Auflage des Kaiters­berg-Trails in Bad Kötzt­ing. Da bin ich eher zufäl­lig drauf gestoßen und dachte im Win­ter, bis zum Mai werde ich ja wohl 30 Kilo­me­ter mit ein paar Höhen­metern schaf­fen. Das war aber eher eine Fehlein­schätzung … Doch der Rei­he nach.

Zunächst musste ich über­haupt erst ein­mal da hinkom­men, an den Rand Deutsch­lands. Von Regens­burg ist das eine gute Stunde Fahrt (mit dem Rad hat­te ich das auch schon gemacht, auf mein­er Arber­rad­marathon­runde am Anfang Mai), die man eigentlich nur mit dem Auto hin­bekommt. Deshalb musste ich mir eben eines lei­hen. Da die Startzeit auf reise­fre­undliche 10 Uhr fest­gelegt wurde, kon­nte ich das auch sehr bequem machen. Und auch in aller Ruhe meine Star­tun­ter­la­gen in der Turn­halle in Bad Kötzt­ing abholen.

Zeit bis zum Start hat­te ich dann noch reich­lich. Um 10.05 ging es pünk­tlich los und nach ein­er dreivier­tel Runde im Sta­dion und einem min­i­malen Straßen­stück auf den ersten Feld­weg — und dann auch über die Bahn­lin­ie, die der Grund für die spezielle Startzeit war (damit wir nicht gle­ich durch einen Zug gebremst wur­den).

Durch die Wiesen, über Bahn und Land­straßen (oder “Staatsstraßen”, wie sie hier in Bay­er — Freis­taat! — offiziell heißen) ging es an dann den Wal­drand. Und dann erst ein­mal hin­auf. Nach oben ging es zunächst, auf den ersten Kilo­me­tern, zwar spür­bar, aber nicht über­mäßig steil — eigentlich war das noch gut lauf­bar, auch der Weg, ein typ­is­ch­er Wald­weg, bot keine allzu große Her­aus­forderung. Aber der noch dichte Pulk von Läufer/-innen führte dann doch schon zum (auch, aber nicht nur) recht häu­fi­gen Wech­sel vom schnellen Gehen und langsamen Laufen.

Und dann kam auch schon die erste Verpfle­gungssta­tion Reit­en­berg. Wie alle Sta­tio­nen bei diesem Lauf über­re­ich­lich bestückt und gut bedi­ent von vie­len sehr fre­undlichen und hil­fs­bere­it­en Frei­willi­gen. Da der Kaiters­berg-Trail zur Mül­lver­mei­dung die sehr vernün­ftige Entschei­dung getrof­fen hat, keine Trinkbech­er anzu­bi­eten — ein solch­er war als Teil der (freilich nicht kon­trol­lierten) Pflich­taus­rüs­tung mitzuführen — , waren die Helfer auch tat­säch­lich notwendig. Mir tat es ja nicht nur hier, son­dern bei allen Verpfle­gungssta­tio­nen fast leid, dass so viel von dem Essen, dem Obst und den Energieriegeln, übrig blieb.

Dann wurde es auch direkt deut­lich steil­er. Auf knapp 1,2 Kilo­me­tern ging es nun die über 200 Höhen­meter zu den Kreuzfelsen hin­auf. Da war an Laufen oft nicht mehr zu denken (für mich …), rund um mich kamen nun auch mehr als genug Stöcke zum Ein­satz.

Und dann kam auch schon der erste echte Down­hill: richtig schön! Da habe ich es laufen, fast krachen lassen — ein Fehler, wie sich später zeigte, denn das hat auf dem tech­nisch nicht ganz ein­fachen Trail dann doch einige zusät­zliche Körn­er gekostet, die ich gegen Ende gut gebrauchen hätte kön­nen. Doch hier war eben erst ein­mal ein­fach Spaß ange­sagt …

Die Strecke führte uns wieder zurück nach unten, zum Verpfle­gungspunkt. Von dort ging es dann, über einen recht bre­it­en und beque­men Wald­fahrweg zur Einöde Hud­lach. Und dann ging es, zur Abwech­slung, mal wieder zurück nach oben. Und jet­zt aber so richtig. Das wurde steil­er und steil­er, irgend­wann war es kaum noch zu gehen, an laufen war für mich schon lange nicht mehr denkbar. Die Wan­der­er, deren Weg nicht ohne Grund um dieses Steil­stück in eini­gen Kehren herum führte, hiel­ten uns wahrschein­lich alle für ver­rückt. Aber das ist man als (Trail-)Läufer ja gewöh­nt …

Irgend­wann wurde die Stei­gung dann wieder flach­er, es war kurz wieder lauf­bar — und dann kam die Verpfle­gungsta­tion Kötztinger Hütte. Und danach kam auch schon wieder die näch­ste Schikane: Zunächst steil im Wald neben dem eigentlichen Weg hin­unter — und dann halt, welche Über­raschung — ger­ade wieder hoch. Nach diesem kurzen Steil­stück wurde es wieder etwas angenehmer, es ging ja auch wieder hin­unter. Und dann auf einem bre­it­en Weg im angenehm­sten Flow hin­unter und hinüber bis nach Hud­lach, dem äußer­sten Punkt der Strecke. Nach dieser schö­nen Forststraße und ein­er Kon­troll­stelle wurde es wieder inter­es­sant: Es ging wieder hoch, zum Riedel­stein nun. Zunächst noch gar nicht so schlimm, sog­ar noch lauf­bar. Aber das hörte für mich bald wieder auf. Inzwis­chen machte sich die Anstren­gung, angesichts des mageren Train­ings vor allem, aber auch deut­lich bemerk­bar. Der Auf­stieg zum Riedel­stein zog sich näm­lich, es kam ein­fach keine Ende in Sicht.

Doch irgend­wann war das erledigt, es ging auch zur Beloh­nung gle­ich wieder hin­unter — aber nur kurz, dafür knack­ig steil. Und dann durch die Rauchröhren, durch die Felsen mit­ten durch, mit Hän­den und Füßen wieder nach oben. Nach­dem dieses pit­toreske Hin­der­nis über­wun­den war, fol­gte ein wirk­lich wun­der­bares Wegstück über die Stein­büh­ler Gesenke, wieder in Rich­tung Kötztinger Hütte. Doch meine Beine woll­ten nicht mehr, ich kon­nte das tat­säch­lich nicht mehr richtig durch­laufen.

Nach dem kurzen Verpfle­gungsstopp an der Kötztinger Hütte, der nicht mehr ganz so kurz war — ich benötigte etwas Cola, um meinen Kreis­lauf wieder zu sta­bil­isieren — ging es ähn­lich toll und spek­takuläre und ernüchternd weit­er. Toll war der Weg, hinab durch die steinige, verblock­te Felsen- und Wald­land­schaft. Ernüchternd war mein Zus­tand, der mich langsamer und langsamer, und auch vor­sichtiger und vor­sichtiger, wer­den ließ. Ich traute meinen Ober­schenkeln nicht mehr …

Irgend­wann war das auch wieder vor­bei, der Verpfle­gungspunkt Reit­en­stein tauchte noch ein­mal auf. Dann kon­nte ich tat­säch­lich noch etwas laufen, zumin­d­est hin und wieder, unter­brochen von der einen oder anderen Geh­pause. Und zack, waren wir — nun ja, inzwis­chen war vom restlichen Läufer­pulk nahezu nichts mehr zu sehen — wieder an der Staatsstraße, dann noch die Bahn­lin­ie (bei­des immer noch her­vor­ra­gend von der Feuer­wehr gesichert) und das let­zte Stückchen durch die Wiesen zurück ins Sta­dion. Da kon­nte ich tat­säch­lich noch ein­laufen — aber das war mehr pro for­ma, wirk­lich­er Sport war das zu diesem Zeit­punkt nicht mehr.

Der Lauf war als Ver­anstal­tung aus­ge­sprochen her­vor­ra­gend organ­isiert, ganz beson­ders für eine Pre­miere: Alles lief wie am Schnürchen. Die Strecke war her­aus­ra­gend markiert, da war Ver­laufen wirk­lich kaum denkbar. Dazu noch nicht wenige Streck­en­posten (die immer­hin teil­weise auch eine Wan­derung nötig hat­ten, um zu ihrem Ein­sat­zort zu kom­men …) und über­re­ich­liche Verpfle­gung. Nur im Ziel hätte ich mir noch eine Getränkesta­tion gewün­scht — es gab zwar einen Gutschein, den hat­te ich natür­lich aber nicht parat (son­dern im Auto) und der ließ sich auch “nur” für eher Unge­sun­des ein­lösen. Da hätte etwas Wass­er etc., wie an den her­vor­ra­gend bestück­en Verpfle­gungssta­tio­nen unter­wegs, noch wun­der­bar gepasst. Aber das war wirk­lich nur eine kleine Schramme auf dem son­st makel­losen Tag.

Ost-afrikanische Läufer

Der Sportwissenschaflter Ross Tuck­er über die Erfolge ostafrikanis­ch­er Läufer und ihre Gründe — und über das grundle­gende Prob­lem des Ver­trauens in die Leis­tung von Sportlern, wenn (auch) gedopt wird.

I think THERE IS a phys­i­o­log­i­cal basis for the con­cen­tra­tion of east African/Kenyan/Kalenjin/Nandi run­ners. I believe that THERE ARE legit­i­mate bio­me­chan­i­cal advan­tages that are more like­ly to be found in these pop­u­la­tions than else­where, and which explain their over-rep­re­sen­ta­tion. In turn, I believe that there are prin­ci­ples and con­cepts that study­ing east African run­ners can teach the world about being bet­ter run­ners.
But there’s a con­founder that you sim­ply can­not ignore unless you’re in total denial – dop­ing.

Ross Tuck­er, sportscientists.com

Er emp­fiehlt vor allem Mus­ter­erken­nung zur Ein­schätzung von sportlichen Leis­tun­gen einzuset­zen (und betont, dass das natür­lich kein Nach­weis von Dop­ing ist). Solche Muster kön­nten z.B. sein:

Any­one who runs a time in the top 50 in his­to­ry, or who comes top 5 in a big city marathon, is auto­mat­i­cal­ly high risk

Any major improve­ment in per­for­mance, with a huge increase in sus­pi­cion if that improve­ment hap­pens more than about three years into the athlete’s career, must be viewed as high­ly sus­pi­cious.

Errat­ic per­for­mance.

Ross Tuck­er, sportscientists.com

und, natür­lich nicht zu vergessen, das son­stige Ver­hal­ten der Ath­leten.
Das gibt eine inter­es­sante, bedenkenswerte Lek­türe.

Tuck­er, R. (2019, April 25). We need to talk about East African run­ners and gen­er­al trust vs skep­ti­cism in per­for­mances. Retrieved May 9, 2019, from https://sportsscientists.com/2019/04/we-need-to-talk-about-east-african-runners-and-general-trust-vs-skepticism-in-performances/

Marathon und Alter

Die New York Times schreibt einen net­ten kleinen Artikel über die Frage, wie und warum die Marathonzeit­en für ältere Läufer ger­ade so viel schneller wer­den. Das Ergeb­nis ist nicht son­der­lich über­raschend:

Peo­ple of all ages and abil­i­ties are get­ting smarter about how they train, and that is allow­ing them to remain fast as they age.

. Aber How to Run a Marathon Faster as You Get Old­er ist trotz­dem eine nette Lek­türe.

Streakende

Mit ein­er geplanten Zahn-OP — der Ent­fer­nung aller vier Weisheit­szähne — ist mein Streak zu einem Ende gekom­men. Geris­sen mag ich da nicht sagen, das klingt so nach Unfall oder aus Verse­hen — dieses Ende war aber geplant. So gut man das eben pla­nen kann. Der Ter­min für die Zah­nent­fer­nung war zwar keine ganz freie Entschei­dung, son­dern eher eine medi­zinis­che Notwendigkeit (zumin­d­est eine sehr starke Empfehlung meine Zah­närztin), aber trotz­dem.

665 Tage bin ich dieses Mal in Serie gelaufen. Seit dem Jahreswech­sel 2016/2017 hielt der Streak. Läuferisch war er aber eher unin­ter­es­sant: Die meiste Zeit bin ich ein­fach vor mich hin­ge­laufen, ohne große Ambi­tio­nen und ohne wirk­lich­es Train­ing. Zwar hat­te ich immer mal wieder Ansätze dazu, doch die ver­liefen alle im Sand. Aber die Serie hielt — doch zu viel mehr reichte die Lust in der Regel nicht. Mal sehen, ob das beim näch­sten Mal anders wird: Denn wenn alle klappt wie geplant startet mit dem Novem­ber gle­ich wieder mein näch­ster Streak. Irgend­wie gehört das mit­tler­weile eben ein­fach zu meinem Leben, das tägliche Laufen …

Hinunter

Profis bei der Arbeit zuzuschauen ist immer wieder eine Freude. Das gilt auch für Läufer — ins­beson­dere für solche wie Kil­ian Jor­net. Hier ist er zu sehen, wie er beim Mont-Blanc-Marathon eine (neben­bei auch dur­chaus aus­ge­set­zte …) Pas­sage am Aigu­il­lette des Posettes mit Ele­ganz und Effizienz meis­tert:


Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

500

Und beina­he unbe­merkt habe ich diese Woche die Gren­ze zu 500 Tagen täglichen Laufens über­schrit­ten. Seit 31.12.2016 laufe ich nun wieder jeden Tag, zumin­d­est zwei Kilo­me­ter. In der Regel sind es freilich ein paar mehr. Allzu viele sind es momen­tan aber nicht, ich bin ein biss­chen in meinem alltäglichen Trott gelandet: 6–8 Kilo­me­ter vor dem Früh­stück, wenn ich abends laufe, auch 12–15 Kilo­me­ter. Viel mehr wird es aber sel­ten. Vor allem lange Läufe sind momen­tan immer (noch) aus­ge­sprochen unregelmäßig. Das liegt teil­weise an der wack­li­gen Moti­va­tion, teil­weise auch daran, dass ich am Woch­enende oft unter­wegs bin und dann nicht vernün­ftig Zeit habe oder finde, noch zwei oder drei Stun­den laufen zu gehen. Dass ich mir jet­zt kür­zlich noch ein Ren­nrad angeschafft habe, hil­ft da auch nur wenig ;-). Aber der Streak hält, ich laufe weit­er­hin und weit­er­hin auch gerne. nur habe ich ger­ade keine größeren Ziele, die mich zu regelmäßigem Train­ing ziehen wür­den. So bleibt es beim aktuellen Stand. Aber es gibt schlim­meres …

365 Tage laufen — Jahresrückblick 2018

Am 31. Dezem­ber 2017 habe ich — eher zufäl­lig … — wieder mit dem täglichen Laufen ange­fan­gen, nach­dem meine let­zte Serie über 2041 Tage mit dem Ski­un­fall riss und ich danach etwas ver­sack­te.

Nicht ganz zufäl­lig war es der Jahres­be­ginn 2017, der mich wieder zum täglichen Laufen motivierte — der neue Job in Regens­burg war ein wichtiger Anlass. Und, auch nicht zu unter­schätzen, meine eigene Unzufrieden­heit mit der per­sön­lichen Form und dem stetig zunehmenden Übergewicht. Zwar lief ich auch 2016, aber eben total unregelmäßig, inkon­se­quent und ohne spür­bare Ergeb­nisse. Das sollte sich ändern. Und es hat sich auch geän­dert. Sich­er, die ersten Monate tat sich wenig bis gar nichts. Zwar schnürte ich nun wieder jeden Tag die Lauf­schuhe, aber die Streck­en blieben kurz, die sportlichen “Erfolge” ger­ing, die Fit­ness-Aus­beute auch eher mager. Denn mit dem täglichen Laufen alleine ist es natür­lich noch nicht getan. Ger­ade in den ersten Monat­en schwank­te meine Lau­fleis­tung etwa beträchtlich: es gab Wochen, wo ich nahezu jeden Tag um die sechs Kilo­me­ter schaffte — und dann aber auch Wochen, wo das nur ein- bis zweimal geschah.

Im Som­mer wurde das allmäh­lich dann bess­er. Die Lau­fleis­tung ver­stetigte sich, die durch­schnit­tliche Lau­flänge wurde auch größer. Und im Herb­st merk­te ich dann, dass es ins­ge­samt bess­er wurde: Die Tem­pi wur­den — ganz allmäh­lich! — flüs­siger, die Anstren­gung und Über­win­dung weniger. Und auch die Läufe, zumin­d­est einige, wur­den länger: Die Halb­marathon­marke fiel, die 25-Kilo­me­ter-Gren­ze war auch bald über­schrit­ten. Das führte dann dazu, dass ich mich für den Regens­burg-Marathon im Früh­jahr 2018 anmeldete — das sollte doch zu schaf­fen sein, bis dahin wieder aus­re­ichend in Form zu kom­men! Und damit ich mich nicht noch drück­en kann, habe ich es auch gle­ich allen erzählt …

Und jet­zt, am Ende des Jahres 2017, ste­hen zwar “nur” 2423 Kilo­me­ter im Train­ingstage­buch. Aber ich bin zufrieden und hoffe (gehe davon aus!), dass sich das im näch­sten Jahr noch steigern wird.

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