Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

Schlagwort: technik

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Profis bei der Arbeit zuzuschauen ist immer wieder eine Freude. Das gilt auch für Läufer — ins­beson­dere für solche wie Kil­ian Jor­net. Hier ist er zu sehen, wie er beim Mont-Blanc-Marathon eine (neben­bei auch dur­chaus aus­ge­set­zte …) Pas­sage am Aigu­il­lette des Posettes mit Ele­ganz und Effizienz meis­tert:


Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

Poulin/Swartz/Flaxel: Trail Running. From Novice to Master

Einen vielver­sprechen­den Titel trägt das Buch von Kirsten Poulin, Stan Swartz und Christi­na Flax­el: From Novice to Mas­ter. Wenn das auf den 175 Seit­en gelingt, wäre das ja schon viel … Natür­lich ist es nicht ganz so ein­fach, Laufen muss man eben immer auch trainieren, unab­hängig vom Unter­grund und der Umge­bung. Das ver­schweigt das Autoren­trio (immer­hin zwei Frauen!) auch nie. Denn dieses amerikanis­che “Lehrbuch” ist sehr gewis­senhaft und gründlich. Der Run­dum­schlag ums Trail­run­ning umfasst hier:

  • Intro­duc­tion to Trail Run­ning
  • Plan­ning a Run
  • Train­ing, Con­di­tion­ing, and Prepa­ra­tion
  • Recov­ery
  • Envi­ron­men­tal Fac­tors, Nav­i­ga­tion, and Safe­ty
  • Injury Pre­ven­tion and Treat­ment
  • Brin­ing it tot the Next Lev­el: Ultra­run­ning

Diess­er Blick ins Inhaltsverze­ich­nis zeigt, denke ich, auch sehr gut die Aus­rich­tung dieses Buch­es. Hier geht es nicht um tolle Läufe, um Laufer­leb­nisse oder Wet­tkampfer­fahrun­gen. Son­dern, wenn man so will, um die Basics, die das alles erst über­haupt möglich machen.

Lei­der war das Buch wohl etwas zu früh für den momen­ta­nen Trail-Boom. Und lei­der, lei­der ist es auch nur mit schwarzweiß-Pho­tos (aber dur­chaus guten) verse­hen — schade. Recht aus­führlich ist es in jedem Fall. Vor allem, was die Aus­rüs­tung, auch für extremere Läufe, ange­ht. Einge­hend berück­sichtigt wird etwa der Son­nen­schutz, der Ein­fluss von viel Wind, aber auch das Laufe im Schnee. Und wie in jedem Lauf­buch auch ein kurz­er Train­ingsleit­faden. Nicht fehlen darf beim Trail natür­lich die Lauftech­nik, wobei die Autoren sich hier etwas zurück­hal­ten und eher all­ge­meine Ratschläge geben. Das Bergauf- und Bergab-Laufen wird aber aus­führlich gewürdigt. Und auch das Fall­en: “A fall is an inevitable part of trail run­ning.” (72) — sehr schön.
Erstaunlich viel ste­ht hier dann auch zum Dehnen und zur Ernährung vor, während und nach dem Lauf.

Und etwas schlägt die amerikanis­che Per­spek­tive schon durch. Nicht nur bei der Flo­ra und Fau­na, son­dern z. B. auch beim Umgang des Läufers mit Wegen und der Angst vor Ero­sion — in “meinen” Laufre­vieren ist das eher weniger ein Prob­lem. Und wenn dann, ein durch die Bewirtschaf­tung und nicht durch die Läufer veur­sacht­es. Über­haupt bemühen sich die drei Autorin­nen sehr um einen ver­ant­wor­tungsvollen Umgang mit der Natur. Wieder­holt wird darauf hingewiesen, nichts mitzunehmen (außer Pho­tos) und nichts zu hin­ter­lassen (außer Fußspuren):

Always leave a nat­ur­al envi­ron­ment as you found it, and min­i­mize your impact. Take only pho­tographs and enjoy­able mem­o­ries of your run. Leave only foot­pringts. Nev­er lit­ter. Pack it in, pack it out, which means that any mate­ri­als you bring in should leave with you. (104)

Der schön­ste Tipp aber:

If you copme across mud pud­dles, snow patch­es, or wet spots, care­ful­ly run through them, not around them. Also, jump or step over any fall­en trees. Run­ning around them can cause trails to widen, increas­ing soil and veg­e­ta­tion dam­age. (104)

Ins­ge­samt: sehr durch­dacht und über­legt, mit dem klaren Ziel des kon­trol­lierten, risiko-min­imierten und Erleb­nis-max­imierten Trail-Laufs.

Kirsten Poulin, Stan Swartz, Christi­na Flax­el: Trail Run­ning. From Novice to Mas­ter. Fore­word by Mark Bur­nett. Seat­tle: The Moun­taineers Books 2002. 175 Seit­en. ISBN 0–89886-840–8.

“10 erfolgreiche Schritte”: Das Handbuch für Bergläufer

Das ist schon fast eine Antiq­ui­tät, dieses schon 1989 erschiene “Hand­buch für Bergläufer” von Her­bert Jost und Lud­wig Geiger. Aber so weit ich sehe, ist — zumin­d­est im deutschen Sprachraum — in den let­zten Jahren nichts ver­gle­ichs­bares erschienen.

Die bei­den Autoren ver­sucht­en vor über zwanzig Jahren, als Berglauf noch als “junge” Sportart galt, eine mehr oder weniger umfassende “Anleitung” im Sinne ein­er Hin­führung zum Berglauf zu geben. Das heißt, dass sie sich ganz stark und beson­ders der Tech­nik des Laufens in den Bergen wid­men. Also spielt das “richtige” Laufen, die richtige (d.h. effiziente und gesunde) Bewe­gung unter den beson­deren Bedin­gun­gen des Gebirges die Haup­trol­le in diesem Büch­lein. Behan­delt wird das mehr oder weniger steile Bergauf- und Bergab-Laufen, die richtige, angepasste Lauftech­nik auf wech­sel­nden Unter­grün­den, auch auf ungün­stig zu laufend­en Unter­la­gen (Schnee z.B. oder nass­es Gras — dazu heißt es erst ein­mal: “Nasse Wiesen abwärts zu laufen, ist etwa so wie auf Eis zu tanzen.” (42)).

Jost und Geiger stellen dabei knapp und präg­nant das Wesentliche (soweit ich sehe zumin­d­est) vor — der nicht sehr umfan­gre­iche Text wird durch ein schmales Lay­out gestreckt. Die illus­tri­eren­den Fotos wer­den den heuti­gen Ansprüchen nicht mehr ganz gerecht (nicht nur, weil sie schwarzweiß sind, son­dern vor allem aber, weil sie nicht sehr präzise gedruckt wur­den …). Pub­lika­tio­nen wie das Trail-Mag­a­zin oder Daniels Blog set­zen die Lat­te für solche Fotos inzwis­chen ziem­lich hoch. Dafür ist das Hand­buch aber mit hil­fre­ichen Zeich­nun­gen zur Lauftech­nik sehr instruk­tiv abgerun­det.

Der Teil zur Aus­rüs­tung, ins­beson­dere zu den Lauf­schuhen, ist natür­lich reich­lich ver­al­tet — da hat sich in den let­zten zwanzig Jahren (1989 erschien das Hand­buch) ja doch einiges getan, vor allem in der Entwick­lung des Mate­ri­als und spezial­isiert­er Schuhe. Hier gibt es noch Lauf­schuhe mit Schus­ternägeln — so welche hat­te ich in meinem kurzen Läufer­leben noch nie in den Hän­den, geschweige denn an den Füßen. Anderes gilt freilich noch immer: “Kaufen Sie einen Schuh, der so leicht ist wie möglich und so sta­bil wie nötig” (51) — eine wohl zeit­lose Lauf­schuh-Wahrheit. Aber immer­hin habe ich dabei neben bei noch gel­ernt, was ein “Bidon” ist — näm­lich eine Trink­flasche der Rad­fahrer …

Sehr aus­führlich behan­deln die bei­den neben der Lauftech­nik auch das Berglauf­train­ing: umfassend, aber naturgemäß auf diesem Raum und in diesem Zusam­men­hang sehr knapp geschildert. Auch der Wet­tkampf wird nicht vergessen, und, was ich sehr lobenswert finde, auch die spez­i­fis­chen Gefahren der Höhe, d.h. der inten­siv­en Leis­tung in Höhen­la­gen, und der alpinen Umge­bung wer­den aus­führlich beleuchtet. Dazu haben sie sog­ar eine schön unüber­sichtliche Grafik entwick­elt: komplikationen bei intensiver leistung in großer höhe

Ergänzt wird das noch um Aus­führun­gen zum Berglauf in Beziehung zu anderen Sportarten und sehr knap­pen sportmedi­zinis­che Betra­ch­tun­gen sowie einem Kapi­tel zum “men­tal­en” Train­ing. Sehr schön sind aber auch die Seit­en zum “Berglaufwan­dern” — das, was heute dann doch meist eher “Ultra­trail” genan­nt wird, im Prinzip aber das gle­iche ist: Laufen in den Bergen über lange Streck­en, auch mal mehrere Tage, wofür die Autoren ein schönes Beispiel geben, eine 60km-Strecke zwis­chen Vaduz und Rätikon.

Also, seinen Titel trägt das “Hand­buch für Bergläufer” duchaus zu recht. Noch ein­mal zur Über­sicht das Inhaltsverze­ich­nis der 10+1 Kapi­tel:

  1. Was ist Berglauf?
  2. Aller Anfang ist schw­er
  3. Die Tech­nik des Aufwärt­slaufens
  4. Die Tech­nik des Abwärt­slaufens
  5. Die Aus­rüs­tung
  6. Das Berglauf­train­ing
  7. Der Wet­tkampf
  8. Die Beson­der­heit­en der Höhe
  9. Berglauf und andere Sportarten
  10. Berglauf und men­tales Train­ing
  11. Sportmedi­zis­che Aspek­te zum Berglauf

Her­bert Jost, Lud­wig Geiger: Das Hand­buch für Bergläufer. Ober­haching: sport­in­form 1989. 223 Seit­en. ISBN 3–89284-036–9.

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