Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

Wissenschaftliche Blasenvermeidung

Es ist ja eigentlich kein großes Geheim­nis: Wenn man zu Blasen­bil­dung neigt, klebt man die entsprechend gefährde­ten Regio­nen ab. Ich benutze dafür Leuko­tape: Das hat mit knapp 4 Zen­time­tern eine aus­re­ichend große Bre­ite, lässt sich auch ohne Schere kürzen und vor allem hält es bomben­fest — manch­mal sog­ar zu fest …

Ein Ärzteteam hat nun eine alter­na­tive Meth­ode unter­sucht. Sie ver­wen­de­ten Papierpflaster bei ver­schiede­nen Aus­tra­gun­gen des mehrtägi­gen Ultra­ma­rathons “Rac­ingTh­e­P­lan­et” 2014. Das nun auch sta­tis­tisch — in diesem Ver­such mit 128 Teil­nehmern — abgesicherte Ergeb­nis: Pflaster beu­gen Blasen vor. (In bester natur­wis­senschaftlich­er Tra­di­tion waren auch ganze zehn Ärzte als Autoren für die Studie, die sieben Seit­en inklu­sive Fotos, Dia­gramme und Tabellen umfasst, notwendig …)

Das ist ja logisch: Blasen entste­hen durch Rei­bung (auf) der Haut, die sich auf die Haut überträgt und die Kohä­sion der Hautschicht­en auflöst. Wenn das Pflaster die Haut aus­re­ichend fix­iert und die beanspruchte Stelle dadurch ruhig stellt, reibt nichts mehr. Also entste­hen keine Blasen. Das ist eigentlich schon das ganze Geheim­nis. Welch­es Pflaster man benutzt, ist dann wohl eher Geschmackssache. Im Gegen­satz zu Leuko­tape ist Papierpflaster (z.B. 3M Micro­p­ore) deut­lich bil­liger, aber in der gängi­gen Größe auch wesentlich schmaler. Bei dem Ver­such fie­len immer­hin 18 von 128 Teil­nehmerin­nen aus, meis­tens, weil sich das Pflaster vorzeit­ig löste.

Immer­hin, die Schlussfol­gerung fällt klar aus:

We found that paper tape had a robust pro­tec­tive effect on blis­ter for­ma­tion on run­ners’ feet in mul­ti­stage ultra­ma­rathons. Paper tape is an inex­pen­sive, read­i­ly avail­able, and easy-to-apply inter­ven­tion that pre­vent­ed blis­ters in approx­i­mate­ly 3‑quarters of the peo­ple who applied it. This study was the first to show that a sim­ple adhe­sive tape can pre­vent foot blis­ters.

Der Ver­gle­ich mit anderen (in vorigen Exper­i­menten getesteten) Lösun­gen fällt auch deut­lich aus — Vase­line und andere Mit­tel ver­ringern zwar die Rei­bung, aber nicht so effek­tiv wie Tapes. Prob­leme mit dem Papierpflaster gab es eher bei nassen Läufen, weil es dann offen­bar nicht aus­re­ichend hält. Anek­do­tis­che Evi­denz aus mein­er Erfahrung zeigt, dass das für sachgemäß ange­bracht­es Leuko­tape nicht gilt. Dafür hat man dann dabei das Prob­lem des Ent­fer­nens — ger­ade bei wieder­holten Läufen und wieder­holter Anwen­dung lei­det die Haut. Da kann Papierpflaster, das betont auch die Studie, seine Stärken ausspie­len:

Although the most com­mon rea­son for pro­to­col non­com­pli­ance was the lack of tape adhe­sion, there is a ben­e­fit of the weak adhe­sive qual­i­ties of paper tape in that it min­i­mizes the pos­si­bil­i­ty of unroof­ing a blis­ter upon its removal.

Inter­es­san­ter­weise (und für mich etwas über­raschend) wurde auch beobachtet, dass Blasen am häu­fig­sten rel­a­tiv zu Beginn der Laufzeit (in den ersten Stun­den) auftreten — wer dann noch keine hat, bekommt offen­bar auch sel­ten noch welche.

Doch davon unab­hängig gilt die fro­he Botschaft:

This sim­ple pre­tap­ing tech­nique of blis­ter-sen­si­tive areas may sub­stan­tial­ly improve uti­liza­tion and enjoy­ment of the out­doors by min­i­miz­ing both the num­ber and occur­rence of fric­tion foot blis­ters

Lit­er­atur: Grant S. Lip­man, Louis J. Sharp, Mark Chris­tensen, Caleb Phillips, Alexan­dra DiT­ul­lio, Andrew Dal­ton, Pearl­ly Ng, Jen­nifer Shangkuan, Kather­ine Shea and Bri­an J. Krabak: Paper Tape Pre­vents Foot Blis­ters: A Ran­dom­ized Pre­ven­tion Tri­al Assess­ing Paper Tape in Endurance Dis­tances II (Pre-TAPED II). In: Clin­i­cal Jour­nal of Sport Med­i­cine (2016). URL: http://journals.lww.com/cjsportsmed/Abstract/publishahead/Paper_Tape_Prevents_Foot_Blisters___A_Randomized.99568.aspx (2016–04-14).

2 Kommentare

  1. Susanne Lux

    Ich laufe gern und viel, bis zur Marathondis­tanz. Ich lei­de seit ein­er Wirbel­säu­len­ver­let­zung 2004 unter ein­er leicht­en Fußhebeschwäche links.
    Seit eini­gen Monat­en entwick­eln sich bei Läufen ab 10 km blasen vor allem unter meinem linken Fußballen, der rechte Fuß hat gar kein Prob­lem.
    Blasenpflaster, z.B. von Com­peed reichen lei­der nicht aus. Habe auch schon 2 Paar Sock­en übere­inan­der ver­sucht, auch Hirschtalg, bei­des hil­ft nur bed­ingt.
    Tapen habe ich noch nicht ver­sucht.
    Hast Du eine gute Anleitung dazu?
    Vie­len Dank! Susanne

    • Matthias

      Eine Anleitung habe ich lei­der nicht. Bei mir bet­rifft es auch (und das ja auch eher sel­ten) eigentlich nur die Ferse, da ist Tapen natür­lich deut­lich ein­fach­er als unter dem Fußballen. Ich benutze 4 cm bre­ites Leuko­tape. Das hat zwei Vorteile: Es ist recht groß, so dass ich nur in Extrem­fällen mehr als einen Streifen brauche. Und es klebt sehr gut. Das kann aber auch ein Nachteil sein — wenn ich es zu spät anwende, also wenn die Blase sich schon anfängt zu bilden, reißt es beim Abmachen gerne die Blase schön auf. Weil das so gut klebt, lasse ich das gerne 2,3 Tage am Fuß. So lange es noch fest auf der Haut sitzt, erfüllt es ja seinen Zweck. Viel Glück!

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