Profis bei der Arbeit zuzuschauen ist immer wieder eine Freude. Das gilt auch für Läufer — insbesondere für solche wie Kilian Jornet. Hier ist er zu sehen, wie er beim Mont-Blanc-Marathon eine (nebenbei auch durchaus ausgesetzte …) Passage am Aiguillette des Posettes mit Eleganz und Effizienz meistert:
Schlagwort: berg
Das beste Bilderbuch zum Laufen, das es gibt: Von den Machern des unbedingt empfehlenswerten (und kostenlosen) “Trail Magazins”, Stephan Repke (Gripmaster) und Denis Wischniewski, kommt dieses schöne Buch.
“Trailrunning. Die neue Art zu laufen” steht schön auffällig auf dem Umschlag. Dabei ist es natürlich alles andere als “neu”, auf kleineren Wegen und Pfaden in der Natur laufen zu gehen. Das wissen die beiden Autoren natürlich auch — aber irgend ein knackiger Titel muss ja sein.
Eifrigen Lesern des “Trail Magazins” wird das meiste hier bekannt vorkommen: Die Reportagen der verschiedenen Läufe quer durch die Welt standen da (fast?) alle schon einmal drin. Hier gibt es sie halt noch einmal gedruckt, mit vielen, vielen tollen, fantastischen Bildern.
Die Läufe führen nach Island, über Korsika oder Teneriffa, durch Südafrika oder die Sahara, über die Alpen in verschiedenen Varianten und durch deutsche Wälder und Städte (ja, auch das — ein Versuch zumindest, auch in der “Zivilisation” Trails zu finden …). Aber eigentlich egal, wo gerade gelaufen wird — Spaß macht es den Beteiligten offenbar immer. Und dem Leser und Schauer ganz viel Lust, die Schuhe zu schnüren und raus in die Wildnis loszuziehen. Dass das nicht immer so einfach ist, ist klar. Nicht jeder wohnt optimal am Rand der Alpen oder so, in guten Trailrunninggebieten — oder fährt für einen Lauf erst einmal ein paar Hundert Kilometer Auto).
Das sehe ich auch immer bei den Fans des Trailrunnings, insbesondere im “Trail Magazin”, etwas als Mangel: Mir scheint, sie haben ein sehr bestimmtes, fixiertes Bild des Trails, das ich zu einseitig finde: Ihre Wege führen sie fast immer in die Berge, ins Gebirge, mit allen Vor- und Nachteilen. Schön laufen kann man aber auch in Mittelgebirgen und im Flachen — das ist für die allermeisten Läufer auch mit mehr Laufen verbunden als sich die Berge hoch und runter zu quälen, wo ja immer auch einiges an Gehen dazugehört …
Und dann wäre da natürlich noch der Markenfetischismus der Macher, die Fixierung auf Salomon als Ausrüster — ich glaube fast (ohne es jetzt konkret überprüft zu haben oder zu wollen) es gibt in diesem Band kein Foto, auf dem nicht Salomon-Ausrüstung vertreten ist. Andere Hersteller machen natürlich auch vernünftige Ausrüstung, werben allerdings nicht so intensiv mit dem Trailrunning wie Salomon momentan. Aber davon muss/darf/sollte man sich den Spaß an diesem schönen Buch ja nicht verderben lassen …
Stephan Repke/Denis Wischniewski: Trail Running. Die neue Art zu laufen. Bielefeld: Delius Klasing 2001. ISBN 978–3‑7688–3266‑3. 158 Seiten. 24,90 Euro.
Das ist schon fast eine Antiquität, dieses schon 1989 erschiene “Handbuch für Bergläufer” von Herbert Jost und Ludwig Geiger. Aber so weit ich sehe, ist — zumindest im deutschen Sprachraum — in den letzten Jahren nichts vergleichsbares erschienen.
Die beiden Autoren versuchten vor über zwanzig Jahren, als Berglauf noch als “junge” Sportart galt, eine mehr oder weniger umfassende “Anleitung” im Sinne einer Hinführung zum Berglauf zu geben. Das heißt, dass sie sich ganz stark und besonders der Technik des Laufens in den Bergen widmen. Also spielt das “richtige” Laufen, die richtige (d.h. effiziente und gesunde) Bewegung unter den besonderen Bedingungen des Gebirges die Hauptrolle in diesem Büchlein. Behandelt wird das mehr oder weniger steile Bergauf- und Bergab-Laufen, die richtige, angepasste Lauftechnik auf wechselnden Untergründen, auch auf ungünstig zu laufenden Unterlagen (Schnee z.B. oder nasses Gras — dazu heißt es erst einmal: “Nasse Wiesen abwärts zu laufen, ist etwa so wie auf Eis zu tanzen.” (42)).
Jost und Geiger stellen dabei knapp und prägnant das Wesentliche (soweit ich sehe zumindest) vor — der nicht sehr umfangreiche Text wird durch ein schmales Layout gestreckt. Die illustrierenden Fotos werden den heutigen Ansprüchen nicht mehr ganz gerecht (nicht nur, weil sie schwarzweiß sind, sondern vor allem aber, weil sie nicht sehr präzise gedruckt wurden …). Publikationen wie das Trail-Magazin oder Daniels Blog setzen die Latte für solche Fotos inzwischen ziemlich hoch. Dafür ist das Handbuch aber mit hilfreichen Zeichnungen zur Lauftechnik sehr instruktiv abgerundet.
Der Teil zur Ausrüstung, insbesondere zu den Laufschuhen, ist natürlich reichlich veraltet — da hat sich in den letzten zwanzig Jahren (1989 erschien das Handbuch) ja doch einiges getan, vor allem in der Entwicklung des Materials und spezialisierter Schuhe. Hier gibt es noch Laufschuhe mit Schusternägeln — so welche hatte ich in meinem kurzen Läuferleben noch nie in den Händen, geschweige denn an den Füßen. Anderes gilt freilich noch immer: “Kaufen Sie einen Schuh, der so leicht ist wie möglich und so stabil wie nötig” (51) — eine wohl zeitlose Laufschuh-Wahrheit. Aber immerhin habe ich dabei neben bei noch gelernt, was ein “Bidon” ist — nämlich eine Trinkflasche der Radfahrer …
Sehr ausführlich behandeln die beiden neben der Lauftechnik auch das Berglauftraining: umfassend, aber naturgemäß auf diesem Raum und in diesem Zusammenhang sehr knapp geschildert. Auch der Wettkampf wird nicht vergessen, und, was ich sehr lobenswert finde, auch die spezifischen Gefahren der Höhe, d.h. der intensiven Leistung in Höhenlagen, und der alpinen Umgebung werden ausführlich beleuchtet. Dazu haben sie sogar eine schön unübersichtliche Grafik entwickelt:
Ergänzt wird das noch um Ausführungen zum Berglauf in Beziehung zu anderen Sportarten und sehr knappen sportmedizinische Betrachtungen sowie einem Kapitel zum “mentalen” Training. Sehr schön sind aber auch die Seiten zum “Berglaufwandern” — das, was heute dann doch meist eher “Ultratrail” genannt wird, im Prinzip aber das gleiche ist: Laufen in den Bergen über lange Strecken, auch mal mehrere Tage, wofür die Autoren ein schönes Beispiel geben, eine 60km-Strecke zwischen Vaduz und Rätikon.
Also, seinen Titel trägt das “Handbuch für Bergläufer” duchaus zu recht. Noch einmal zur Übersicht das Inhaltsverzeichnis der 10+1 Kapitel:
- Was ist Berglauf?
- Aller Anfang ist schwer
- Die Technik des Aufwärtslaufens
- Die Technik des Abwärtslaufens
- Die Ausrüstung
- Das Berglauftraining
- Der Wettkampf
- Die Besonderheiten der Höhe
- Berglauf und andere Sportarten
- Berglauf und mentales Training
- Sportmedizische Aspekte zum Berglauf
Herbert Jost, Ludwig Geiger: Das Handbuch für Bergläufer. Oberhaching: sportinform 1989. 223 Seiten. ISBN 3–89284-036–9.
das ist mal wieder so eine frage, die einen beim laufen durchaus ein paar kilometer beschäftigen kann. vor allem, wenn man gerade beim rheinsteig-extremlauf unterwegs ist. also, wie extrem ist er nun? meine persönliche einschätzung: nicht so sehr. gut, es gibt ordentlich viel hügel mit knackigen anstiegen und einige schmale wege. aber so ist das halt im wald 😉 trotzdem ist der rhex, wie das ganze abgekürzt und tippfreundlicher heißt, ein wunderbarer lauf. er führt auf dem weg von bonn-ramersdorf zur insel grafenwerth in bad honnef über den rheinsteig. und das heißt nicht, dass der rhein sehr nahe wäre — es ist eher ein ausflug durch das siebengebirge als ein lauf im rheintal. 34 kilometer ist die strecke lang und soll laut veranstalter 1200 höhenmeter aufweisen (bei mir waren es einige hundert meter weniger, dafür gut 1300 höhenmeter …). und da man auf dem t‑mobile campus ungefähr auf rheinhöhe startet, muss man die 1,2 km nicht nur hoch, sondern auch wieder runter. das ist, ich merke es jedes mal bei solchen aktionen, für schwergewichtige läufer wie mich ziemlich anstrengend.
auf dem t‑mobile campus geht es also los. hingekommen bin ich mit der straßenbahn vom ziel aus. dafür muss man zwar früh aufstehen — mein wecker klingelte 6:25 — hat dafür aber nach dem lauf weniger gedöns. in ramersdorf noch einige minuten fußweg — immer der meute hinterher, die straßenbahn war sonntag morgens fest in unserer läuferhand und ganz gut gefüllt. die startnummer war schnell abgeholt, das geld für das bahn-ticket wurde auch gleich erstattet. dann habe ich noch einen kaffee getrunken, um richtig wach zu werden — geschlafen habe ich nicht sehr viel in dieser nacht, warum auch immer. und noch ein wenig mit “biene” aus dem streakrunner-forum geplaudert — und zack, war es auch schon acht. superpünktlich ging es los, durch das starttor und ab in richtung hügel. mit der zeitnahme machen sich die organisatoren nicht viel aufwand — im ziel wird einfach in aller ruhe die zeit ab 8:00 notiert. und das geht auch, weil das läuferfeld mit ziemlich großen abständen eintrudelt — die an- & abstiege selektieren ganz ordentlich. nach ein paar hundert metern gab es gleich den ersten stau, als es im wald auf eine treppe ging. in dem moment zwar ein bisschen nervig, insgesamt aber vielleicht doch ganz gut, dass ich da nicht zu energisch hochstürmen konnte … ja, und dann ging es halt ab durch den wald. das feld zog sich mehr und mehr auseinander. ab ca. kilometer 20 wurde es wirklich locker, da bin ich stellenweise ganz allein gewesen — so allein, dass ich mich manchmal schon fragte, ob ich eine falsche abzweigung erwischt habe.
die ersten anstiege zum faveaux-häuschen und zum dornhecken-see waren noch ganz gut zu laufen. bewusst wurde mir aber schon ziemlich bald, dass mich die abwärts-passagen fast mehr fordern als das bergauf-laufen. nach einigem leichtem auf und ab und einem kurzen stück oberhalb der weinberg von dollendorf mit blick über das tal (aber ohne brille klappt das mit dem genießen der aussicht nur mittelmäßig) kamen dann die “richtigen” anstiegen. zunächst auf den petersberg, vorbei am portal des hotel steigenbergers (und gleich wieder runter natürlich, was will man schon da oben …), dann auf den eher unspektakulären geisberg — und, genau, wieder runter — damit der aufstieg auf den drachenfels nicht zu einfach wird. da gab es die schönste verpflegungsstelle mit wunderbarer aussicht übers rheintal. das konnte mich aber nicht lange aufhalten, jetzt ging es so richtig gemein steil hinunter: mit treppen und steil-rutschigem weg. da weiter unten war es dann auch, dass sich der vordere teil der gruppe, mit der ich da gerade lief, irgendwo vertan hat. jedenfalls verloren wir kurzfristig den eigentlichen weg, fanden dann aber ganz natürlich wieder zurück. der anstieg zur löwenburg war dann noch einmal ziemlich viel arbeit. das zog sich ganz schön, über weite strecken gar nicht so steil, nach dem bisherigen lauf aber doch inzwischen recht anstrengend. und da war ich auch weitgehend allein, das heißt ohne hilfe beim tempo-machen. es hat aber offenbar ganz gut geklappt, denn ich konnte noch ein paar läufer einsammeln. auch im letzten abschnitt, noch einmal mit eher kleinen, kurzen anstiegen zum himmerich kam ich gut voran. und dann hieß es auf einmal: rechts ab — vorsicht steil und rutschig. das war nicht untertrieben — da ging es bei kilometer 29 ordentlich zur sache. und obwohl ich ja mit meinen wettkampfschuhen (saucony fast switch) eigentlich nicht optimal beschuht war, kam ich wunderbar herunter. überhaupt war ich sehr positiv überrascht, wie gut die schuhe sich geschlagen haben. das einzige “problem” war eigentlich die dünne sohle, durch die man steine und schotter recht stark spürte. aber grip hatten sie auch in den wenigen, ausgesuchten matschigen stellen erstaunlich viel. auch auf der letzten bergabpassage nach bad honnef. das hatten wir nämlich jetzt schon erreicht. und ich konnte noch ordentlich gas geben — die letzten kilometer liefen alle unter 4:30 durch. kurz vor dem ziel, auf der bahnüberführung, habe ich noch meinen letzten läufer eingesammelt und bin dann als 26. und dritter meiner altersklasse nach 3:04:13 durch’s ziel gekommen. und dort konnte ich genüßlich die reichhaltige verpflegung genießen. und nach dem duschen sogar noch meinen preis für den dritten ak-platz, ein glas honig aus dem siebengebirge, in empfang nehmen.
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