Der Streak — mal wieder ein Neuanfang … — hat fast aus Versehen begonnen. Nachdem ich an den Tagen um den Jahreswechsel täglich lief, kam ich schnell auf die Idee, das als gute Gelegenheit zu nutzen, mal wieder Konsequenz und Zug in mein Laufen zu bringen und nicht nur so herumzutrödeln … Na gut, trödeln tue ich immer noch, das aber nun täglich. Denn so unfit wie ich bin, ist es weder mit den Umfängen noch mit dem Tempo weit her. Aber die Umfänge werden nach zwei Wochen schon wieder etwas größer — ganz gemächlich geht es aufwärts in der Statistik. Das Wetter ist freilich nur so mäßig hilfreich: Der Schnee und die Kälte machen den Streakbeginn nicht gerade einfacher. Aber andererseits: Wenn ich das jetzt durchstehe, wird der Rest ein Klacks 😉
Schlagwort: winter
Herrlich. Einfach nur herrlich. Der ersten Lauf im Schnee ist immer etwas besonderes, etwas schönes: Ich liebe es einfach, wenn der Wald, die Felder und die Wege weiß sind. Auch wenn es das Laufen etwas anstrengender macht. Heute morgen war das wieder wunderbar: Nach dem Sturm und den Regenschauern der letzten Tage habe ich überhaupt nicht damit gerechnet — aber die Sonne schien, der Himmel war blau: Ein richtig schöner Wintertag. Und in Erbach lag sogar ein bisschen Schnee. Also habe ich meine Winter- und Schlechtwetterschuhe rausgekramt, die Salomon XA 3D Ultra und bin losgezogen. Ein paar Kilometer weiter und einige Höhenmeter später fand ich mich im Bilderbuch des Winters wieder: Der Wald war richtig dick weiß, der feuchte Schnee hing dick an den Bäumen und auf den Ästen, die Wege waren niedrig und eng von den durch die Schneelast hinunter gekrümmten Bäumen — und einige kleinere hatte der Sturm auch auf die Wege geschmissen. Und ich lief mutterseelenallein im Wald über den noch unberührten Schnee: Nur ab und an kreuzte ein Wildfährte meine jungfräulichen Wege. Das ist — immer wieder — ungeheuer erhebend, ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Da möchte man am liebsten laufen und laufen und laufen. Das tat ich dann auch erst einmal.
Dummerweise hatte meine rechte Socke nicht so viel Spaß wie ich: Kurz vor Bullau fing es an zu reiben — und beim nächsten Halt stellte ich mit Schrecken fest: Da ist, genau an der Oberkante des Schuhs, ein schön breites, großes Loch in der Socke! Das war neu — und nicht gerade vorteilhaft. Denn jetzt musste meine zarte Haut dran glauben. Die nächsten Kilometer waren nicht so erfreulich, es rieb und kratzte: Mir war klar, ich sollte doch langsam mal wieder in Richtung Heimat drehen … Passend war auch auf einmal, als ich in Bullau aus dem Wald kam, von dem herrlichen Wetter nichts mehr zu sehen: Graue Wolken überall, die nichts Gutes verhießen. Ganz hinten am Horizont fielen noch ein paar Sonnenstrahlen auf den weiß bestäubten Odenwald — aber da würde ich heute bestimmt nicht mehr hinkommen, nicht mit einer blutenden Ferse.
Also wurde die Runde doch etwas kürzer (22 Kilometer). Lustig war dann der Schluss — nicht so sehr die Tatsache, dass ich immer mehr mit Schnee und Wasser beworfen wurde, je tiefer ich kam und je mehr ich mich wieder Erbach näherte. Nein, eher der Zufall, dass die Wolken sich wieder auflösten und die Sonne wieder durchbrach. Und so hatte ich, als ich am Buchwaldskopf aus dem Wald kam, wieder mal einen herrlichen Blick über das sonnenerfüllte Mümlingtal: Das ist — trotz der zivilisatorischen Verschandelung des Tals — immer wieder erhebend, wenn man nach einem längeren/langen Lauf durch den Wald an dieser Stelle wieder aufs Feld kommt und einen freien Blick über Erbach und Michelstadt und noch mehr hat . Ganz besonders wirkt das natürlich, wenn die Sonne mitspielt. Da macht dann auch die aufgeriebene Ferse auf einmal nicht mehr viel aus.
Heute war’s nur was für die Harten: Am Anfang war es nur kalt, so ca. 3 °C. Schon auf der Theodor-Heuss-Brücke ahnte mir, was kommen würde: Die Wolkendecke hing tief und wurde tiefschwarz, das Licht immer spärlicher und gelber. Und dann ging es los: Schönster Schnee-Hagel fiel vom Himmel, in Massen und Massen. Das hüpfte gerade so von mir weg, eine reine Freude. Nach zehn Minuten war es aber nicht mehr so lustig. Der Wind drückte, der matschige Schnee-Wasser-Eis-Kram hing mir im Gesicht und in den Haaren. Aber nix da, immer weiter, nur weiter. Vielleicht wird’s ja noch besser … Viel geändert hat sich aber nicht. In Kostheim donnerte es so laut und lang, das ich vor Schreck fast in die Hecke gehüpft wäre. Ab der Mainbrücke waren Straßen und Wege weiß — ein schöner Matsch, dafür hatte ich nicht ganz die richtige Gummimischung an den Sohlen. Und ab der Eisenbahnbrücke Mainz-Süd wurde es regnerischer Schnee. Eigentlich wollte ich ja die Autobahnrunde laufen, aber dafür war’s mir zu ungemütlich auf Dauer — also bin dich auf die Dreibrückenrunde geschwenkt. Auf der Mainzer Seite, ab dem Winterhafen, wurde es dann wieder richtiger Schnee: Super weich, mit riesigen Flocken — das macht die Klamotten so richtig schön nass. Aber jetzt war ich ja schon im Endspurt. So ziemlich reichte es mir auch gerade — ohne Kappe war das wirkclih kein Spaß heute. Aber so ist das halt beim täglichen Laufen …
heute ist so ein tag, der das (tägliche) laufen wieder herrlich und lohnend macht:
der schnee fällt und fällt seit dem morgengrauen (der weg zum gottesidenst war kein großes vergnügen). aber sofort nach der rückkehr vom dienst in die laufklamtotten geschlüpft, den forerunner gestartet und die salomon-schuhe (für den schnee) geschnürt: raus geht es, in den schnee und den winterlichen wald. was schöneres gibt es für einen läufer kaum. gut, rekorde bricht man bei diesem wetter nicht .… vor allem, da ich die gut 32 km von gestern noch etwas in den beinen merkte. aber das ist bei so schönem wetter auch egal. ja, ich finde das wirkliich ausgesprochen schönes laufwetter. auch wenn die sonne nicht scheint. und auch, wenn es ununterbrochen schneit. gut, der wind hätte jetzt nicht sein müssen — dann hätte ich nicht so viel schnee im gesicht gehabt. aber das konnte meine freude nicht trüben.
unterwegs war ich auf einer “standard”-runde: über den buchwaldskopf und sonnenweg zum zirkelberg, dann ein stück den kutschen weg hinauf, oberhalb von erbuch durch den wald in einem großen bogen bis ungefähr zum almenhof und dann über den schachert ins dreiseetal und zurück nach hause. das ist eine sehr schöne, weil sehr leere runde. nach dem ersten kilometer (mit schönen anstiegen) verschwindet man beim buchwaldskopf im wald und lässt mensch und ort hinter sich. am zirkelberg muss man noch einmal kurz die straße überqueren, aber sonst ist man nur auf waldwegen unterwegs. und bis zur rückkehr ins dreiseetal bei kilometer 13 auch meist ganz allein. nur der schluss hat dann noch ein kleines bisschen straße — aber das ist minimal.
so kann man oder ich zumindest auf dieser runde ganz viel genießen. den schönen wald. die ab und an davonstiebenden rehe. die zwitschernden vögel. vor allem aber die sanfte stille, die gedämpfte ruhe, die heute im schnee alles umgibt.
und dann nach 80 minuten die harte rückkehr in die zivilisation: die autos brausen, die menschen schippen schnee mit möglichst viel getöse, der sonntagsbraten duftet bis auf die straße. und man hat es eigentlich gar nicht vermisst. aber die warme dusche genießt man dann schon.
laufen im winter — ein grandioser genuss. vor allem, wenn es so ist wie heute: zwar verdammt kalt — ‑15°C beim start, auf der höhe bestimmt noch kälter — aber einfach wunderschön. der schnee der vergangenen nacht verzaubert die welt. durch odins wälder in der einsamkeit des samstagvormittags zu laufen — es gibt kaum schöneres. ich wollte gar nicht aufhören. nach gut zwei stunden (knapp 24 km) hat es dann aber doch gereicht. es wurde mittlerweile nämlich immer noch nicht warm. meine oberschenkel sind auch jetzt noch nicht ganz aufgetaut … nach dreißig minuten und den ersten anstiegen wächst auf den handschuhen am handrücken eine schnee-/eisschicht, die nicht mehr verschwindet. und noch eine stunde später hängen mir kleine eiszapfen im gesicht — das hatte ich noch nie. das schild der mütze (auch die inzwischen recht weiß) sorgt wohl dafür, dass ich immer in meinen eigenen atemdampf reinlaufe und der dann an meinem gesicht friert — ohne das ich das noch spüre …
aber trotzdem: der wald, die unberührten wege — klasse einfach. der erste war ich aber nirgends: ich bin keinen meter gelaufen, auf dem nicht mindestens ein wild vor mir war. oft genug leider auch auto, offenbar jäger, die ihr kostbares wild unbedingt füttern musste. einen habe ich dabei noch gesehen. leute waren aber nur ganz, ganz wenig unterwegs — natürlich an den üblichen stellen: am mini-rodelhang, im dreiseental, bei würzberg auch ein paar.
auch wenn es heute nicht sehr schnell war — für solche läufe rentiert sich so manche quälerei das jahr über. einfach wunderbar.