Vier Tage Skifahren im März mussten es — ergänzend zum ebenfalls viertägigen Besuch beim Mono-Ski.org-Treffen in Galtür im Januar — noch sein. Das ganze war dann, aufgrund verschiedener Terminverschiebungen und ‑überraschungen, doch etwas kurzfristig geplant: In der ersten Märzwoche donnerstags noch schnell eine Unterkunft organisiert, Mietwagen gebucht und das Material gecheckt. Das Ziel Kühtai stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste. Nach einem Skitag dort im Schneesturm als Kind musste ich da noch einmal hin, schließlich hatte ich das als schwieriges Gelände in Erinnerung.
Vorlauf
Eigentlich wollte ich ja noch einmal das superbillige Angebot von Flixbus nutzen. Das gab es dann aber im März praktisch nicht mehr: Die Auswahl der Skigebiete war schon stark eingeschränkt und die Fahrten noch mehr, in der Regel fuhren die Busse nur noch Freitags bis Sonntags — und das half mir gar nichts, da ich spätestens am Freitag abend wieder in Mainz sein musste (Samstag stand ein Auftritt an …).
Die Unterkunftssuche allerdings schwierig: Kühtai ist ja ein besonderer Ort — nämlich eigentlich gar keiner. Auf der Höhe — immer um die 2000 Meter hoch — gruppieren sich ein knappes Dutzend Hotels um die Straße und die Liftstationen. Und das war es dann auch schon so ziemlich. Wirklich günstig kommt man da nirgends unter … Ich habe mich dann für die Zirmbachalm entschieden. Die liegt etwas außerhalb (an der Straße ins Sellraintal), hat dafür aber eine Bushaltestelle direkt vor der Tür.
Der „Urlaub“ begann in Mainz ganz prosaisch: Zunächst musste ich mal das Auto abholen und dann erst einmal im Mainzer Berufsverkehrsstau am Europa-Kreisel herumstehen ;-). Mein bisschen Gepäck war schnell im Auto — die große Skitasche passte gerade so in den kleinen (und etwas unpraktischen) Panda. Und dann ging es auf die Autobahn, noch eine Autobahn und zur Abwechslung etwas mehr Autobahn. Wegen einer Vollsperrung der A8 bin ich dann doch über Heilbronn gefahren. Und kurz vor Stuttgart hat mich ein längerer Stauwegen eines Lastwagenunfalls noch einmal gehörig aufgehalten. Aber irgendwann war ich dann im ganz frühlingshaft-grünen Oetz und konnte auf die Straße hoch nach Kuhtäi abbiegen. Das zieht sich dann doch noch mal gewaltig, bis man wirklich oben ist. So kam es, dass ich erst nach 16 Uhr an der Zirmbachalm — einem einfachen, aber sehr gemütlichen Gasthof — ankam. Aber ich hatte ja Zeit, an dem Tag war ja nichts mehr zu erledigen …
Der erste Skitag
Um kurz vor neun brachte mich der Skibus — so eine Haltestelle direkt vor dem Haus ist nicht zu verachten — nach einem ordentlichen Frühstück wieder die zwei Kilometer hoch nach Kühtai. Da hab’ ich dann schnell einen Skipass gekauft und mich ins Vergnügen gestürzt. Das Wetter war etwas durchwachsen: Leichter Schneefall, dichte Bewölkung, stellen- und zeitweise problematische Sicht. Aber im großen und ganzen war es durchaus ok. Und die Pisten waren gut präpariert, der Schnee war schön — es machte einfach Spaß, wieder auf dem Ski (meinem vertrauten Snowshark TT Hammer) zu stehen. So zog ich also meine Runden, gewöhnte mich schnell wieder an alles und war glücklich …
Gegen 14 Uhr war die Sicht kurz so katastrophal, dass ich tatsächlich eine Hüttenpause in Erwägung zog. Auf dem Weg in der Gondelbahn riss dann der Himmel aber auf, die Sonne schien und es war einfach wieder genial. Da war natürlich an Pause überhaupt nicht zu denken. Und so ging es ohne Pause dann durch bis zwanzig nach drei. Da dachte ich: muss doch mal schauen, wann der Skibus fährt — und hatte das große Glück, dass er wenige Minuten später abfuhr. Der nächste ging nämlich erst eine Stunde später. Und meine Beine waren schon ganz schön müde. Aber so hat das alles perfekt gepasst.
Die Skiline für den Dienstag:
Zurück in der Zirmbachalm schlüpfte ich erst einmal noch in die Laufklamotten und absolvierte einen minimalen Streakerhaltungslauf — zwei Kilometer genügen nach einem Tag auf dem Ski auch durchaus, zumal es da weit und breit nichts ebenes gibt …
Sonne pur am zweiten Tag
Der Mittwoch begrüßte mich schon im Bett morgens mit strahlendem Sonnenschein. Und so blieb es auch den ganzen Tag. Das war auch morgens, als es noch ordentlich kalt war, sofort zu merken: Deutlich mehr Leute im Bus, deutlich mehr PKWs auf den Parkplätzen und deutlich mehr Menschen auf den Pisten. Bis auf ein Mal, als ich kurz nach 10 Uhr am Hochalter-Lift gerade in den Anfang der Skikurse geriet, war das aber nie so viel Betrieb, das man irgendwo anstehen musste — schade fast, so reduzierte sich die Erholungszeit auf das Liftfahren.
Bei diesen scheinbar perfekten Konditionen zog es mich mit dem Snowgunz-Mono natürlich auch neben die Piste. Das erwies sich aber als gefährlich. Gleich morgens in einem schönen Hangstück erwischte ich dabei einen bösen Stein: Der neue Schnee war sehr leicht und locker (und doch nicht sehr viel), bedeckte alle gefährlichen Stellen, ohne sie wirklich zu schützen. Im Laufe des Tages blies der Wind — der gehört unbedingt zu Kühtai … — da auch wieder weg. Und die Sonne leckte auch fleißig: An den Südhängen kam schnell abseits der Piste auf exponierteren Stellen schon heute, spätestens morgens der Untergrund wieder raus. Angesichts der also eher knappen Schneelage beschränkte ich meine Off-Piste-Ausflüge dann in übersichtliche, pistennahe Abschnitte. Die waren dann mit wenigen Ausnahmen zwar schon etwas zerfahren und nicht mehr jungfräulich — aber trotzdem noch sehr wunderbar.
Mitten im Skigebiet stand übrigens noch der Rest eines Fernsehevents eines britischen Senders auf der Piste im Weg — das Personal war fleißig am Abbauen der absurd riesigen Aufbauten. Ich finde es ja nicht so prickelnd — schließlich bezahle ich ja den vollen Preis … — das für solche Sachen ein Teil des Gebietes gesperrt wird. Das ganze war sowieso total verrückt: Die haben tatsächlich mehrere 30-Tonner mit Fernseh‑, Licht- und Tontechnik von England nach Kühtai gefahren, die dann im Laufe meiner Anwesenheit dort nach und nach wieder zurückgefahren sind …
Fürs Protokoll die Skiline vom Mittwoch:
Auch der Mittwoch wurde mit einem kurzen Lauf abgeschlossen, bevor ich mich und meine Beine der Erholung anheimgab.
Sonne zum zweiten
ebenso am Donnerstag
Der Donnerstag war eine perfekte Kopie des Mittwochs: Wieder herrlichstes Sonnenwetter, morgens war ich auch noch einmal etwas Offpiste unterwegs. Aber mir unterliefen aus irgend einem Grund häufiger Fehler als in den letzten Tagen. Mit dem Snowgunz ist das ja nicht so drastisch, der verträgt so viel und ist dermaßen gutmütig, dass man noch unheimlich viel wieder ausbügeln kann, bevor man stürzt. Aber gewundert hat es mich schon ein bisschen.
Jetzt, am dritten Tag, merkte ich auch, dass ich eigentlich alles im Skigebiet schon sehr gut kannte: Bei jeder Piste war mir das Profil noch im Gedächtnis, ich wusste, wo es steiler wird, wo es bergauf geht (was in Kühtai vergleichsweise häufig passiert) und wo es Spaß macht, es richtig krachen zu lassen. Für längere Aufenthalte wäre so ein Skigebiet dieser Größe mir dann doch zu übersichtlich. Da ich ja relativ flott unterwegs bin und eher rastlos skifahre, bevorzuge ich dann doch Gebiete mit etwas mehr Auswahl …
Auch für den Donnerstag noch die Skiline:
Freitag: Heimwärts der Blick
Am Freitag musste morgens erst einmal noch schnell das Auto gepackt werden — viel war es ja nicht. Dann bin ich schon mit allem Krempel nach Ochsengarten — also schon einmal das erste Stück in Richtung Heimat — gefahren und dort in das Hochoetz-Skigebiet eingstiegen — mit der wohl ältesten Gondelbahn, die ich je benutzt habe: 1977 in Sölden gebaut, dann 1999 nach Ochsengarten versetzt, soll sie wohl jetzt endgültig ausgemustert werden. Die alten Vierer-Kabinen muten wie Puppenspielzeug an, den Ski habe ich geradeso mit hineinbekommen (außen natürlich an so einem Oldtimer keine Halterungen für Snowboards, die ich sonst benutze, um meinen Mono abzustellen). Das Wetter war wieder sehr schön, nur mittags zog kurz Bewölkung — aber lange nicht so schlimm wie im Wetterbericht angekündigt, verzog sich nämlich sehr schnell wieder, so dass ich doch bis ungefähr halb vier auf dem Ski stand. Dabei ist Hochoetz eigentlich ziemlich langweilig: Die meisten Pisten eher kurz, eher breit und eher flach … Das war schön, um mal flott unterwegs zu sein. Eigentlich ist das aber doch eher ein Gebiet für Anfänger oder noch nicht so sehr geübte. Und das hat man auch gemerkt: An den wenigen Stellen, wo etwa rote Pisten etwas steiler und enger wurden, kam es fast zu Staus — und die Piste war dort sehr schnell sehr gut abgekratz. Mir macht das ja eher weniger — ich suche mir einfach den losen Schnee, meistens liegt davon in der Mitte ein schöner Streifen kleinerer Haufen, und setze da meine Kurzschwünge rein. Da brauche ich nur Platz — vorsichtige, langsame Querfahrer kommen mir da schnell in die Quere, weshalb ich da öfters länger wartete als zur Erholung meiner schwammigen Oberschenkel eigentlich notwendig war. Aber das waren ja nur wenige Stellen. Und einige Pisten — etwa die schwarz markierte (die kaum schwarz zu nennen war) blieben erstaunlich leer und bis nachmittags ordentlich präpariert. Morgens hat’s mich hingegen gleich mal geschmissen, weil die erste Abfahrt auf einer ausgesprochen schlecht präparierten Piste (was in Hochoetz, wie ich an diesem Tag feststellen konnte, keine Ausnahme ist) stattfand. Und der Schnee war ja noch steinhart, so dass ich nach der dritten hohen Kante und großen klumpigen Brocken, die noch herumlagen, nicht mehr reagieren konnte und mein Ski unter mir verschwand (für solche Pisten ist der Snowgunz auch nicht optimal, da wäre der TT Hammer besser, weil er schwerer und härter ist). Das Skigebiet liegt eigentlich ganz nett und schön verwinkelt, dadurch verteilt sich der Betrieb recht gut. Nur passt es nicht so recht zu mir und meinen Vorlieben: zu wenig Herausforderung (selbst schwarze Pisten sind eher gemütlich), zu wenig Spannung, um mich wirklich zu begeistern.
Zum Abschluss die Hochoetz-Skiline:
Nachspiel
Das schön Wetter hatte dann auch nach dem Skifahren noch Vorteile. Zum einen war das Auto durch die Sonne schön vorgewärmt. Und das Umziehen und Einpacken ist natürlich in der Sonne wesentlich angenehmer als im Schneetreiben.
Gegen 15.45 saß ich dann im Auto und bin, inklusive eines kurzen Verpflegungsstops beim Hofer in Landeck, dann gut durchgekommen. Über den Fernpass hielt zwar ein sehr langsamer Lastwagen etwas auf, aber der ingesamt noch mäßige Verkehr blieb im Fluss. Und in Deutschland war ja wieder nur Autobahn angesagt — da war teilweise, etwa um Ulm herum, mehr Betrieb als ich erwartete, aber im großen und ganzen bin ich gut durchgekommen (auch wenn ich wieder mal feststellte: Autofahren macht mir keinen Spaß …).
Abends dann in Mainz schnell das Auto ausgeräumt, ausgepackt und aufgeräumt. Dann habe ich das gleich noch zum Vermieter zurückgebracht (denn am Samstag ging es vormittags ja schon wieder weiter, dieses Mal in die andere Richtung, nördlich von Bielefeld). Das hat ganz gut gepasst, denn den Rückweg habe ich laufend zurückgelegt — sehr zur Belustigung einiger Clubber. Damit war aber auch meinem Streak wieder genüge getan — und der Skitrip mit einem Mitternachtsdoppel würdig abgeschlossen.
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