Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Abgekürzt und gedopt: “Die Philosophie des Laufens”

austin & reichenbach, philosophie des laufensDer Titel ist recht voll­mundig und hat mich sofort gepackt und neugierig gemacht: Die Philoso­phie des Laufens — das klingt span­nend und vielver­heißend. Nicht etwa „eine“ Philoso­phie oder „Laufen und Philoso­phie“, nein, Austin und Reichen­bach ver­heißen auf diesen knapp 200 Seit­en Die Philoso­phie des Laufens. Und lei­der kön­nen sie dieses Ver­sprechen so über­haupt nicht ein­lösen.

Die Nen­nung der bei­den Her­aus­ge­ber­na­men ist allerd­ings schon ein Hin­weis auf ein Prob­lem, dass ich mit dem Buch habe. Denn let­ztlich sind das eher zwei Büch­er. Der eigentliche Kern basiert auf ein­er englis­chsprachi­gen Veröf­fentlichung, die Austin bere­its 2007 mit dem ungle­ich passenderen Titel Run­ning & Phi­los­o­phy: A Marathon for the Mind her­aus­gab. Doch von den 19 dort gedruck­ten Auf­sätzen hat der deutsche Her­aus­ge­ber nur acht über­set­zt und über­nom­men und die „Lücke“ mit deutschen Beiträ­gen gefüllt. Die sind aber nun alle ger­ade über­haupt keine philosophis­che Beschäf­ti­gung mit dem Laufen, so dass sich das sehr sorgfältig und schön hergestellte Buch gle­ich mal als Mogel­pack­ung erweist — oder, um es mit einem Läufer­bild zu sagen, der Marathon ist hier kaum 20 Kilo­me­ter lang.

Und wenn man das Bild noch weit­er­spin­nt: Statt eines schö­nen und schwieri­gen Berg- oder Land­schafts-Marathons erwartet den Leser eine wenig inspiri­erende Strecke durch flache Indus­triege­bi­ete. Denn selb­st wenn ich die deutschen Beiträge erst ein­mal außen vor­lasse — der Ertrag der Texte ist wed­er auf philosophis­ch­er noch auf läuferisch­er Seite sehr hoch.

Das zweite von drei Vor­worten entwick­elt zunächst das Pro­gramm:

[…]Läufer sind auf der Suche nach mehr als nur der Ziellinie oder dem Ende der Train­ingsrunde. Für viele ist Laufen auch ein Weg, um Wahrheit­en zu find­en, über sich selb­st und die Dinge in ihrem Leben, die ihnen etwas bedeuten. Für viele von uns ist Laufen ein Weg, sich selb­st ken­nen­zuler­nen, ein Teil unseres Weges zum Glück­lich­sein. Das Laufen schafft uns Freiräume, in denen wir uns über unser Leben und seine großen Fra­gen Gedanken machen kön­nen. Und an eben­jen­em Punkt über­schnei­den sich die Ziele des Läufers und die des Philosophen. Sowohl das Lauf als auch das Philoso­phieren kön­nen uns in ihren besten Momenten helfen, etwas über uns selb­st zu erfahren und darüber, was wichtig ist; vielle­icht sog­ar etwas über Wirk­lichkeit an sich.

Die hier geweck­ten Erwartun­gen kann das Buch dann aber kaum ein­lösen. Sich­er, einige inter­es­sante Ideen und Anre­gun­gen steck­en da drin. Aber die wer­den fast immer nicht aus­re­ichend entwick­elt, um wirk­lich eine „Philoso­phie des Laufens“ begrün­den zu kön­nen.

Michael Austin überträgt das Konzept der Fre­und­schaft aus Aris­tote­les Niko­machis­ch­er Ethik auf Lauf­fre­und­schaften — ein eigentlich nahe­liegen­der Trans­fer, der auch passt, aber wenig neue Erken­nt­nis oder Ein­sicht ins Laufen liefert. Ray­mond Bel­liot­ti bringt in ein­er etwas gezwun­genen Syn­these Laufen und die Macht über Niet­zsches Machtvorstel­lun­gen zusam­men (kon­nte mich über­haupt nicht überzeu­gen).

Ganz unpassend und wenig erken­nt­n­is­fördernd fand ich den Ver­such von Gre­go­ry Bassham, sieben “Voraus­set­zun­gen” des Erfol­gs (im Leben, der Kar­riere und über­haupt) auf das Laufen anzuwen­den. Das ist genau so, wie es sich anhört: Selb­sthil­fege­blub­ber.

Ray­mond Vanar­ragons „Lob des Jog­gers“ führt ein auf den ersten Blick vielver­sprechen­des Kri­teri­um zur Unter­schei­dung von Joggen und Laufen ein: Nicht das Tem­po, son­dern das Ziel führt zur Dif­feren­zierung. Joggen heißt dann, sich bewe­gen, um fit zu bleiben oder zu wer­den. Laufen dage­gen hat andere Ziele: prize und chal­lenge, also unge­fähr: Sieg und/oder Her­aus­forderung (Van­naragon unter­schei­det beim Laufen noch ein­mal zwei Typen). Eine zumin­d­est the­o­retisch dur­chaus überzeu­gende Typolo­gie, finde ich — die müsste man mal empirisch testen …

Am span­nend­sten und inter­es­santes ist der Text von Christo­pher Mar­tin zum „Laufen als ästhetis­che Erfahrung“, der sich dafür bei Deweys Ästhetik-Konzept bedi­ent. Heather Rei­ds „Die Frei­heit des Langstreck­en­läufers“ ist eine exis­ten­tial­is­tis­che Lek­türe von Alan Sil­li­toes The Lone­li­ness of the Long Dis­tance Run­ner, die aber kaum über eine behut­sam kon­tex­tu­al­isierende Para­phrase hin­auskommt. Einen dur­chaus inter­es­san­ten Ansatz bietet Jere­my Wis­news­ki, der die verän­derte Welt­wahrnehmung beim und durchs Laufen unter die Lupe nimmt und sich dafür der Phänom­e­nolo­gie von Meleau-Pon­ty bedi­ent, lei­der aber etwas ober­fläch­lich bleibt (das ist ja eine grund­sät­zliche Krankheit aller Beiträge in diesem Band).

Aber: Auf den ersten Blick nett, aber ein­fach nur Anwen­dung von ein paar ver­streuten Ideen der Philoso­phiegeschichte auf die Tätigkeit des Laufens oder den Sta­tus des Läufers. Also eigentlich in der falschen Rich­tung gedacht: Laufen und Läuferin­nen dienen hier vor allem als Exem­pli­fika­tio­nen philosophis­ch­er The­o­reme oder Überzeu­gun­gen. Erwartet hätte ich hinge­gen eine philosophis­che Unter­suchung des Laufens (Mark Row­lands gelingt das in Der Läufer und der Wolf zwar auch nicht erschöpfend, aber wesentlich bess­er als diesem Band), nicht eine läuferische Betra­ch­tung der Philoso­phie.

Ganz beson­ders ärg­er­lich fand ich aber das deutsche Füll­ma­te­r­i­al. Viel mehr ist das näm­lich nicht. In einem Blog hät­ten die bess­er Platz gefun­den (da kom­men sie bzw. ihr Kern, ihre Idee ja auch her): Isabel Bog­dan schreibt über ihren ersten 10-km-Lauf, Flo­ri­an Baschke über das Laufen mit Iphone-Apps, Jan Drees über das Leich­tath­letik­train­ing und so weit­er — das Prob­lem ist aber: Philoso­phie oder gar eine Philoso­phie des Laufens (oder wenig­stens eine Verknüp­fung oder Verbindung von Philoso­phie und Laufen) kommt da über­haupt nicht vor, so dass die Texte — die als einzelne dur­chaus nett sind — mich an diesem Ort, in diesem Zusam­men­hang ein­fach stören: Das ist Unsinn, eine Mogel­pack­ung. Zumal Peter Reichen­bach lei­der über­haupt nicht erk­lärt, warum er diesen Weg wählt, warum das orig­i­nale Konzept ein­er philosophis­chen Beschäf­ti­gung aus unter­schiedlichen philosophis­chen Blick­winkeln und Denkschulen mit ver­schiede­nen Aspek­ten des Laufen nicht beibehal­ten wurde. So bleibt ein Buch, das wed­er Jog­ger noch Läufer, wed­er Spaziergänger noch Walk­er ist, son­dern ein unerquick­lich­es Kud­del­mud­del.

Michael W. Austin, Peter Reichen­bach (Hrsg.): Die Philoso­phie des Laufens. Ham­burg: mairisch 2015. 197 Seit­en. ISBN 978–3‑938539–37‑8

Von Wölfen, Hunden und den Gründen des Laufens

rowlands-läuferDer Läufer und der Wolf — das ist schon ein­mal eine Ansage, die Mark Row­lands da im Titel seines Buch­es macht. Und lei­der ist sie etwas irreführend. Das ist aber auch schon fast der größte Makel, den ich an seinem Werk beim Lesen ent­deck­en kon­nte.

Mark Row­lands entwick­elt hier jeden­falls so etwas wie eine Philoso­phie des Laufens beim Laufen oder durch das Laufen. Laufen, darauf legt er immer wieder Wert, hat in der mod­er­nen Welt für den mod­er­nen Men­schen eine beson­dere Stel­lung. Denn das Laufen ist Zweck­frei­heit in Rein­form. Hier, beim oder im Laufen, find­et Row­land einen echt­en intrin­sis­chen Wert, der in ein­er Zeit, die sich als instru­mentelle Peri­ode beschreiben lässt, eine große Aus­nahme ist. Und — das ist ein wenig para­dox — darin liegt ger­ade der Wert oder die Fasz­i­na­tion des Laufens: Dadurch, dass es intrin­sisch motiviert ist — also nicht durch Über­legun­gen wie längeres/gesünderes Leben, besseres Ausse­hen, schnellere Zeit­en — zeigt uns das Laufen, dass es auch in ein­er (fast) durchge­hend instru­mentell organ­isierten und ver­fassten Welt intrin­sis­che Werte geben kann und auch gibt:

Laufen ist das verkör­perte Erfassen von intrin­sis­chem Wert im Leben. Das ist der Sinn des Laufens. Das ist es, was Laufen wirk­lich ist. (227)
Laufen ist ein­er der Momente im Leben, wo die Zwecke und Ziele ent­fall­en. (216)

Und das führt wiederum zu ein­er weit­eren, emi­nent wichti­gen Beobach­tung über den Sta­tus des Laufens:

Laufen […] ist ein Weg, um zu ver­ste­hen, was wichtig oder wertvoll im Leben ist. (15)

Das entwick­elt Row­lands in ein­er Art Free-Flow-Philoso­phieren, einem Freis­til-Denken: Ereignisse, Abschnitte sein­er Biogra­phie, das Tun des eige­nen Lebens dienen ihm als Anlass und Impuls, über größere Zusam­men­hänge nachzusin­nen (und die Leserin­nen daran teil­haben zu lassen). Manch­mal ein­fach so, manch­mal mit Sys­tem, manch­mal mit Rück­bezug (aber eher all­ge­mein, nicht speziell oder aus­ge­sprochenn detail­liert) auf die Philoso­phiegeschichte. Als wesentlich zeigt sich in Der Läufer und der Wolf, das neben anderem auch ein Läufer­buch ist (mit dem typ­is­chen Abschre­it­en der eige­nen Läufer­kar­riere — dem Laufen in der Kind­heit, dem Train­ing, dem ersten Marathon, den Hun­den (“Wölfe”!) als Moti­va­toren fürs Laufen), die Beobach­tung der Prozesshaftigkeit der Zeit, also: des Alterns. Zu den typ­is­chen Eigen­heit­en eines Lauf­buchs gehört auch die wieder­holte Beschwörung eines “Herz­schlag des Laufes”, die Row­land immer wieder erzählt: Jed­er Lauf hat für sich seinen eige­nen Herz­schlag, sein eigenes Leben, das es zu ent­deck­en, zu spüren und zu erfahren gilt — ein Moment übri­gens, an dem der Intellekt seine Gren­zen aufgezeigt bekommt.

Außer­dem beobacht­en Row­lands noch eine Verän­derung in Stufen beim und durch das Laufen auf der Langstrecke: Er beschreibt das als spin­ozis­tis­che, carte­sian­is­che, humesche und sartresche Phasen des Laufens, die während dem Laufen zu ein­er zunehmenden “Ich-Auflö­sung” führen und den Läufer, das ist natür­lich der entschei­dende Punkt, Frei­heit schenken, ihn (von sich und der Welt) befreien.

Wenn ich denke, erfahre ich mich selb­st nor­maler­weise dabei. Beim Langstreck­en­lauf erfahre ich mich nicht beim Denken, weil die Kon­trolle, die ich über mich selb­st habe, weniger wird. An die Stelle des Denkens treten Gedanken, anscheinend ganz und gar nicht meine eige­nen, die aus dem Nir­gend­wor kom­men, völ­lig uner­wartet, und gle­ich wieder im Dunkel ver­schwinden. (77)

Durch dieses ganze Bün­del an dem Laufen spez­i­fisch eige­nen Erfahrun­gen (Zweck­frei­heit, Herz­schlag, Be-Freiung) bekommt das Laufen seinen spez­i­fis­chen Wert für den mod­er­nen Men­schen und seine Stel­lung im Leben: Das Laufen kann (nicht muss!) uns den “inneren Wert des Lebens” nicht unbe­d­ingt zeigen, aber zumin­d­est aufzeigen oder vor­führen:

Das Laufen, so meine These, hat einen inneren Wert. Und deshalb kommt man, wenn man läuft und es aus dem richti­gen Grund tut, mit dem inneren Wert des Lebens in Berührung. (14f.)

Und damit kann das Laufen ja unge­heuer viel — näm­lich nicht weniger, als den Sinn des Lebens zu erschließen:

Aber Laufen ist ein Weg, und als solch­er ermöglicht das Laufen es uns, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beant­worten (15)

Mark Row­lands: Der Läufer und der Wolf. 2. Auflage. Berlin: Rogn­er & Bern­hard 2014. 240 Seit­en. ISBN 9783954030484.

Langstreck­en­laufen ist eine zielo­ri­en­tierte Leis­tung, die zeigt, wie bankrott das Konzept der zielo­ri­en­tierten Leis­tung ist. (39)

Robert Hartmanns “Läufergeschichten aus Afrika”

Ein eher unschein­bares kleines Büch­lein sind die “Läufer­geschicht­en aus Afri­ka” des Sportjour­nal­is­ten Robert Hart­mann. Auf knapp 170 Seit­en wer­den hier eine Menge Langstreck­en­läufer vorgestellt. Sie kom­men (fast) alle aus Kenia — da ken­nt Hart­mann sich offen­bar aus. Insofern ist das “Afri­ka” im Titel etwas irreführend. Ende der 1960er set­zt seine Geschicht­en­samm­lung ein und führt bis in die 1990er. Ganz ver­schiedene kleine Stim­mungs­bilder sind es, die Hart­mann hier ver­sam­melt, meist in der Form kurz­er Porträts: Wet­tkampfer­zäh­lun­gen, Lauf­bi­ogra­phien, Läufer­lebenswege, …

Aber so viel inter­es­santes und unter­halt­sam-nett Geplaud­ertes hier aufgeschrieben ist, so viele Stolper­steine legten sich mir auch immer wieder in den Leseweg. Das hat einige ver­schiedene Gründe: Das nicht gek­lärte Ziel des ganzen Buch­es etwa. So spricht er z.B. gerne vom “Wun­der” der Läufer aus Kenia und ihren über­ra­gen­den Leis­tun­gen — Erk­lärungsan­sätze fehlen aber ziem­lich kom­plett, Hart­mann ver­sucht es noch nicht ein­mal. Train­ing find­et hier ja auch über­haupt nicht statt — stattdessen gilt das “Gesetz der Savanne”, was auch immer das sein soll … (Schön auch: “Die Jäger und Samm­ler hat­ten nichts ver­lernt.” [82]) Und dann die oft genug unerträgliche roman­tis­che Verk­lärung, der sich Hart­mann so gerne befleißigt — Fak­ten tauchen zwar auf, sind aber viel weniger wichtig (genau wie geschichtliche Hin­ter­gründe) als die Stim­mung — und natür­lich immer wieder: die Fre­und­schaft des Autors mit den Läufern, vor allem Mike Boito.

Am meis­ten gen­ervt hat mich ja die naive Verk­lärung der Unter­en­twick­lung eines ganzen Kon­ti­nents und der Armut: Die Keni­aer sind hier die besseren Men­schen, noch unver­dor­ben von den Bequem­lichkeit­en der Mod­erne, sie sind noch “echte” Men­schen mit natür­lich-gesun­dem Ver­hält­nis zum Kör­p­er und dessen Leis­tungs­fähigkeit (immer wieder erzählt er, wie die Ath­leten zu Fuß zum Wet­tkampf kom­men …). Höch­stens als gute Moti­va­tion zur echt­en Leis­tung, die die ver­we­ich­licht­en Europäer nicht mehr brin­gen wollen/können, spielt Armut hier let­ztlich eine Rolle. Und das führt direkt zum näch­sten Punkt: Hart­manns mehr oder weniger verdeck­tem (Rest-)Kolonialismus — es geht nicht darum, Afri­ka und den Afrikan­ern Möglichkeit­en der Entwick­lung aufzuzeigen (ok, das wäre in diesem Rah­men auch zu viel ver­langt), son­dern eigentlich darum, das Gefälle zwis­chen Afri­ka und Europa auszunutzen. Gewiss, für einzelne Indi­viduen mag das funk­tion­ieren und erfol­gre­ich sein — die Hun­derte Läufert, die sich auf dem Weg dahin aufreiben und scheit­ern, spie­len hier keine wirk­liche Rolle. Das lei­t­ende Prinzip ist das der hochbe­gabten Habenichtse, die zum Erfolg laufen. Und die freuen sich über die prim­i­tivsten, erbärm­lich­sten Almosen, die der fre­undlich gesonnene väter­liche Fre­und aus dem reichen Deutsch­land ab und an über­re­icht. “Das war ein ein­fach­es Sys­tem. Aber es funk­tion­ierte.” (136)

Poli­tik taucht über­haupt nicht auf — als spielte sich das Leben nur auf dem Sport­platz ab. Und das Frauen nichts zu melden haben — macht nichts. Dafür ist er offen­bar außeror­dentlich begeis­tert von den grausamen, elitären, män­ner­bünd­lerischn Ini­ta­tion­sriten der Stämme. Nun ja …

Also, alles in allem: Eine nette Lek­türe zwis­chen­durch, wenn man einige Ansprüche mal außen vor lässt.

Robert Hart­mann: Läufer­geschicht­en aus Afri­ka. Has­sel­roth: Schmid 2004. 172 Seit­en. ISBN 3–938101-01–6.

Laufwoche #41

Ach, wie her­rlich kann doch das Laufen sein! Diese Woche hat mal fast alles gepasst und geklappt: Von Mon­tag bis Don­ner­stag noch strahlen­der Son­nen­schein bei milden herb­stlichen Tem­per­a­turen, Fre­itag war es dann allerd­ings sehr trüb, eine richtige Unter­gangsstim­mung durch die tiefliegen­den Wolken. Und der Rhein hat­te eine ganz selt­same und sel­tene Farbe, in Mis­chung aus Blau und hellem Grün (son­st ist er ja meist eher grau bzw. braun) — doch immer­hin kam kaum Wass­er von oben. Sam­stag allerd­ings dur­chaus, das war sehr feucht, neblig und immer wieder reg­ner­isch. Und zum ersten Mal auch kalt.

Und vor allem habe ich mal wieder einen ordentlichen Train­ings­fortschritt gespürt: Alle Train­ings waren bess­er als die Vor­gabe von Vic­sys­tem. Schon die Inter­valle am Mon­tag (5x1600m) liefen, trotz eher steifer Beine am Mor­gen, aus­geze­ich­net.
Und der Lauf am Mittwoch, wet­tkampf­spez­i­fis­ches Tem­po, war richtig genial: 13,1 km @ 4:22 (statt 12,8 km @ 4:39). Am besten — trotz des mäßi­gen Wet­ters, das die Hürde zum Loslaufen ziem­lich hoch legte — war aber der lange Lauf am Sam­stag: Knapp 32 Kilo­me­ter im 5:16er Tem­po. Der Plan sah 5:21 vor — allerd­ings auf eben­er Strecke. Und was ich von Erbach aus gelaufen bin, war eher sel­ten eben: Über den Buch­wald­skopf und Zirkel­berg meine Stan­dard­strecke nach Bul­lau, dort aber kurz vor dem Ort nach Geb­hardt­shütte abge­bo­gen und auf dem Wan­der­weg am Kräh­berg vor­bei zum Reußenkreuz. Da hat­te ich gut 18 Kilo­me­ter hin­ter mir — und das Tem­po stand, obwohl es viel bergauf ging, schon bei 5:26. Das war natür­lich schon etwas schnell, eigentlich ver­suche ich ja bei den lan­gen Läufen ein Crescen­do, dass unter diesen Umstän­den nicht so ganz gut funk­tion­iert. Über den Fahrrad­weg bin ich dann — auf der anderen Seite des Kräh­bergs — nach Bul­lau, übers Bul­lauer Bild hin­unter zum Zirkel­berg und mit ein­er Schleife um den Ruhe­forst wieder über den Buch­wald­skopf zurück — und dann stand das Tem­po bei 5:16. Ein­fach genial. Obwohl es in Bul­lau sehr unan­genehm war — aus­gerech­net da, wo ich mal ein Stück übers freie Feld muss (der Rest ist fast voll­ständig im Wald) fing es richtig unan­genehm dicht an zu reg­nen. Zusam­men mit dem Wind war des unan­genehm kalt … So richtig fre­undlich war das Wet­ter unter­wegs nie, begeg­net bin ich genau zwei Leuten — einem mit Hund und einem anderen Läufer. Die Höhen­meter sehen beein­druck­end aus:

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Das lief zwar wun­der­bar. Aber heute merke ich die Ober­schenkel doch ganz schön — Muskelkater hat­te ich schon lange nicht mehr … Immer­hin hat es aber auch wieder für 16 Kilo­me­ter @ 5:26 gere­icht — nicht aus­ge­sproch­ene Erhol­ung, da waren auch schon wieder knapp 300 Höhen­meter drin. Aber mal sehen, wie mor­gen die 2000er-Inter­valle gehen — momen­tan kann ich’s mir nicht so recht vorstellen …

Einmalsocken

Heute mal ein neg­a­tiv­er Erfahrungs­bericht: Die Bam­boo-Sock­en von New­line, die der Greif-Shop mir geschenkt hat, tau­gen gar nichts. Sie sind zwar angenehm zu tra­gen, aber schon mal im Schuh arg rutschig. Und, das ist das Haupt­prob­lem, sie hal­ten nichts — aber auch gar nichts — aus: Das weiße Paar, das man unten auf den Bildern sieht, hat ger­ade ein­mal sage und schreibe knappe 90 Kilo­me­ter hin­ter sich. Das ist also noch nicht ein­mal eine Woche, die die Sock­en über­lebt haben (zum lan­gen Lauf hat­te ich wie oft die CEP-Strümpfe an). Zum Ver­gle­ich: Ich habe Skin­fit-Sock­en — die kosten auch nur 9 Euro pro Paar — die schon 2000 Kilo­me­ter hin­ter sich haben. Und immer noch fit­ter ausse­hen als diese von New­line, die ja immer­hin auch Lauf­sock­en sein sollen. Gut, sie sind in der Woche zweimal richtig nass gewor­den — aber eben das sollen und müssen Lauf­sock­en doch aushal­ten! Nun, das tägliche Laufen fordert eben auch Opfer …

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50 km beim 19. Ultramarathon in Eschollbrücken

So. Nach­dem ich in Rodgau dieses Jahr wegen meines Ski­urlaubs nicht laufen kon­nte, habe ich mir mal den Ultra­ma­rathon Escholl­brück­en angeschaut. Da gibt es näm­lich auch die 50 km. Und inzwis­chen, seit Ende Jan­u­ar, habe ich wieder wenig­stens ein paar (wenige, viel zu wenige eigentlich) lange Läufe gemacht. Also 50 km Ende März. Und ich habe keine Ahnung, ob ich das vernün­ftig schaffe und wie schnell ich sein kann. Als Wet­tkampf wollte ich es eigentlich nicht laufen, son­dern eher als extremen Train­ingslauf. Also habe ich nach den ver­gle­ich­sweise schnellen 34 km vom let­zten Sam­stag am Mon­tag noch ein hartes Marathon-Ren­ntem­po-Train­ing draufge­set­zt, bin Dien­stag und Mittwoch noch jew­eils 16,5 km Dauer­lauf ger­an­nt und habe erst ab Don­ner­stag die Umfänge reduziert. Vor Escholl­brück­en hat­te ich also schon 70 km in den Beinen. Und noch eine kleine, erste Rad­fahrt. Denn der Ultra ist in der Pam­pa. Ohne Auto kommt man da son­ntags mor­gens prak­tisch nicht hin. Also habe ich mal etwas anderes ver­sucht: Sam­stag abend bin ich bei meinem Brud­er in Darm­stadt einge­flo­gen und von dort aus am Son­ntag, nach einem kleinen Früh­stück, mit dem Lieger nach Escholl­brück­en gekurbelt. Das sind gut 10 km, ganz ein­fach zu find­en — also nichts welt­be­we­gen­des. Am Sport­platz Escholl­brück­en war ich eigentlich viel zu früh, näm­lich schon kurz nach 8 Uhr — ich wollte sicherge­hen, da ich dieses Jahr nach über­haupt nicht mit dem Lieger unter­wegs war und keine Ahnung hat­te, ob 20 Minuten aus­re­icht­en (sie tat­en). Also hing ich da rum, habe dann kurz vor 9 auch noch Frett, den anderen Läufer aus dem Streakrun­ner-Forum und Spezial­ist für die 50 km, getrof­fen. Er hat­te etwas mehr vor als ich ;-). Ich hat­te mir so gedacht, das ganze mit 5:30/km rel­a­tiv gemütlich anzuge­hen und am Ende zu schauen, was noch geht. Es kam etwas anders …

Der Lauf:

Ges­tartet wurde pünk­tlich um 9, ganz unspek­takulär — außer den 80 Ultras war nichts los 😉 Die ersten haben sich natür­lich wie ver­rückt auf die Strecke gestürzt (und mich später dann auch zweimal über­run­det). Für mich selb­st war die erste Runde eher beschei­den: Etwas zu langsam, kein rhyth­mus, auch keine rechte Freude beim Laufen. Die Strecke in Escholl­brück­en ist ein 5‑km-Rund­kurs, im Grunde zwei Schleifen à zwei und drei Kilo­me­ter, wobei der zweite Teil bei km 3,5 oder so noch eine kleine Aus­buch­tung in den Wald hat. Sie führt meist über recht ordentliche Wege auf dem Deich des Rück­hal­te­beck­esn (die ersten zwei Kilo­me­ter) und durch den Wald, dann aber auch nach Kilo­me­ter 3 kurz übers Feld mit einem recht buck­li­gen Weg, der heute zudem noch im Gegen­wind lag. Aber das ist nur ein ganz kurzes Stückchen, dann geht es wieder am Orts- & Wal­drand in Rich­tung Sport­platz, wo man noch eine extra-Schleife über den Rasen­platz dreht, bevor man hin­ter Kilo­me­ter 5 an der Verpfle­gung vor­beikommt. Beim ersten Mal ließ ich die noch rechts liegen, dann gab es für mich Tee und Wass­er — bei­des nicht ide­al für mich: Den Tee hat­te ich recht bald eigentlich über (rein geschmack­lich …), das Wass­er hat­te lei­der Kohlen­säure, was ich beim Laufen nicht beson­ders mag. Aber egal. Essen hätte man auch einiges kön­nen — Bana­nen natür­lich, Kekse, Schoko­lade etc. — das habe ich aber ganz sein gelassen, weil ich keinen Hunger hat­te.

Bis in die zweite Runde hinein wur­den wir auch noch mit Regen ver­wöh­nt, dann kam aber immer mehr Sonne (warm genug war es dur­chaus), hin­ter Kilo­me­ter drei auch richtig Gegen­wind. Auch auf dem Deich wehte es manch­mal ein biss­chen — aber das war alles nicht so schlimm. Bzw. erst nach 8, 9 Run­den …

Ab dem zweit­en Durch­gang lief es bess­er, d.h. deut­lich zügiger. Dann bin ich lange (bis Runde fünf oder sechs) im Duo unter­wegs gewe­sen bzw. habe ein biss­chen Tem­po für die spätere Gesamtzweite der Frauen­wer­tung, die dann aber lei­der abreißen hat lassen, gemacht. Irgend­wan kam sie nach der Verpfle­gung — ich bin da fast kom­plett durchge­laufen — nicht mehr ran, der Abstand wurde dann doch etwas größer, am Ende waren es knapp 7 Minuten, die zwis­chen uns lagen.

Ich war erstaunlicher­weise recht gle­ich­mäßig unter­wegs (Run­denüber­sicht, Tem­po­di­a­gramm). Dem Gefühl nach noch gle­ich­mäßiger als die Zeit­en aus­sagen. Vor allem immer etwas schneller als eigentlich vorgenom­men: Statt 5:30/km eher 5:15–5:20/km. Bis runde 7, also 35 km, ging das völ­lig ohne Prob­leme — sog­ar mit ein­er kon­tinuier­lichen leicht­en Tem­posteigerung. Ab Runde 8 dann allerd­ings nicht mehr so sehr. Ganz im Gegen­teil sog­ar: 8 schon etwas langsamer, 9 noch ein biss­chen, und 10 auch noch mal ein kleines biss­chen langsamer. Aber da hat­te ich schon aus­gerech­net, dass die sub 4:30h im Bere­ich des Möglichen liegen. Und 2,5 km vor Schluss sog­ar im Bere­ich des Wahrschein­lichen. Da hat­te ich noch mal einen 50er über­holt, der irgen­wie wohl eingeschlafen war. Er hat sich dann näm­lich ziem­lich prob­lem­los an meine Fersen geheftet, bis Kilo­me­ter 49 von mir ziehen lassen und ist dann wort­los abge­zo­gen — ich kon­nte und wollte sein­er Tem­pov­er­schär­fung dann nicht mehr fol­gen. Im Ziel hat­te ich eine 4:28:29, offiziell zu 4:28:32 kor­rigiert (das waren wahrschein­lich die drei Sekun­den, die ich beim Start bis zur Star­tlin­ie gebraucht hat­te).

Ach ja, das Über­holen über­haupt. Das ist näm­lich sehr schön in Escholl­brück­en. Denn um 11 Uhr wer­den die 25 km-Läufer auf die Strecke geschickt. Dadurch kommt etwas Leben in das zu dem Zeit­punkt ja ziem­lich betonierte Ultra-Feld. Und ich hätte es ja nicht geglaubt, aber ich kon­nte so nach 30,35 Kilo­me­tern noch eine Menge Läufer über­holen. Das tut dann sehr gut, gibt Extra-Moti­va­tion. Aber erstaunlicher­weise — vielle­icht hat genau dies ja auch geholfen — hat­te ich über­haupt keinen absoluten Durch­hänger. Klar, es ging mal den einen oder anderen Kilo­me­ter nicht so leicht und flüs­sig. Aber inge­samt bin ich erstaunlich prob­lem­los durchgekom­men.

Nach dem Lauf habe ich dann wenig­stens noch eine Banane ver­drückt — das Start­geld muss sich ja auch ein biss­chen ren­tieren. Aber ich bin dann auch ziem­lich bald abgedampft, weil ich ja um 17 Uhr schon wieder in Mainz im Dom sein musste — zum Arbeit­en. Der Rück­weg nach Darm­stadt mit dem Fahrrad ging bess­er als ich dachte — und die Bewe­gung hat sog­ar etwas gut­ge­tan. Dort erwartete mich dann auch noch eine Luxus-Dusche 😉

warum ich das laufen liebe. und den winter.

heute ist so ein tag, der das (tägliche) laufen wieder her­rlich und lohnend macht:
der schnee fällt und fällt seit dem mor­gen­grauen (der weg zum gottes­i­denst war kein großes vergnü­gen). aber sofort nach der rück­kehr vom dienst in die laufk­lam­tot­ten geschlüpft, den fore­run­ner ges­tartet und die salomon-schuhe (für den schnee) geschnürt: raus geht es, in den schnee und den win­ter­lichen wald. was schöneres gibt es für einen läufer kaum. gut, reko­rde bricht man bei diesem wet­ter nicht .… vor allem, da ich die gut 32 km von gestern noch etwas in den beinen merk­te. aber das ist bei so schönem wet­ter auch egal. ja, ich finde das wirk­li­ich aus­ge­sprochen schönes laufwet­ter. auch wenn die sonne nicht scheint. und auch, wenn es unun­ter­brochen schneit. gut, der wind hätte jet­zt nicht sein müssen — dann hätte ich nicht so viel schnee im gesicht gehabt. aber das kon­nte meine freude nicht trüben.

unter­wegs war ich auf ein­er “standard”-runde: über den buch­wald­skopf und son­nen­weg zum zirkel­berg, dann ein stück den kutschen weg hin­auf, ober­halb von erbuch durch den wald in einem großen bogen bis unge­fähr zum almen­hof und dann über den schachert ins dreisee­tal und zurück nach hause. das ist eine sehr schöne, weil sehr leere runde. nach dem ersten kilo­me­ter (mit schö­nen anstiegen) ver­schwindet man beim buch­wald­skopf im wald und lässt men­sch und ort hin­ter sich. am zirkel­berg muss man noch ein­mal kurz die straße über­queren, aber son­st ist man nur auf wald­we­gen unter­wegs. und bis zur rück­kehr ins dreisee­tal bei kilo­me­ter 13 auch meist ganz allein. nur der schluss hat dann noch ein kleines biss­chen straße — aber das ist min­i­mal.

so kann man oder ich zumin­d­est auf dieser runde ganz viel genießen. den schö­nen wald. die ab und an davon­stieben­den rehe. die zwitsch­ern­den vögel. vor allem aber die san­fte stille, die gedämpfte ruhe, die heute im schnee alles umgibt.

und dann nach 80 minuten die harte rück­kehr in die zivil­i­sa­tion: die autos brausen, die men­schen schip­pen schnee mit möglichst viel getöse, der son­ntags­brat­en duftet bis auf die straße. und man hat es eigentlich gar nicht ver­misst. aber die warme dusche genießt man dann schon.

2009 gelaufen

das war es also schon wieder, das jahr 2009. die läuferische bilanz ist ziem­lich durchwach­sen. vorgenom­men hat­te ich mir nicht viel: ein marathon­dou­ble aus­pro­bieren, um zu sehen, ob etap­pen­läufe etwas für mich sein kön­nten. und, vor allem, die let­zten sekun­den trainieren und den marathon unter drei stun­den laufen. das erste hat geklappt, das zweite nicht.

dabei fing es ganz ordentlich an: bis mai hat­te ich bere­its 1800 kilo­me­ter in den bei­den. und tat­säch­lich klappte der dop­pelschlag dann ziem­lich gut: sam­stags abend in mannheim, son­ntags mor­gen in mainz jew­eils ein marathon in deut­liche unter vier stun­den (siehe den bericht hier). danach war’s dann nicht mehr so lustig. die moti­va­tion ging etwas bergab. zunächst stand natür­lich aus­giebige regen­er­a­tion auf dem plan. den sprung zurück ins train­ing habe ich dann aber nur noch halb­herzig geschafft. die kilo­me­ter­leis­tung blieb im juni sog­ar etwas unter der vom mai, im juli fiel sie noch mehr ab. da, vor allem nach dem rhe­in­steig-extrem­lauf (mit mein­er allerersten alter­sklassen-platzierung!) fing das übel näm­lich an: in meinem linken fuß tat sich etwas. ich brauchte eine ganze weile, bis mir klar, was das war: ein fersen­sporn. und wie ich damit umzuge­hen habe. der ver­such, trotz­dem den bären­fels-trail mitzu­laufen, ging dann auch ordentlich in die hose. und im august erweit­erte sich das dann zur strafe für den über­mut noch um eine reizung/entzündung der plan­tar-sehne. deshalb bin ich ab ende august und vor allem im sep­tem­ber fast gar nicht mehr gelaufen.

aber eben nur fast. denn der streak sollte hal­ten. und er tat es auch — auch wenn es höchst­wahrschein­lich etwas unvernün­ftig war und die heilung ohne das tägliche (weiter-)laufen etwas schneller geschehen wäre. aber ein biss­chen ver­rückt muss man ja sein … 558 tage des täglichen laufens gezählt — im herb­st war diese wach­sende zahl, die inzwis­chen auch meinen ersten ver­such über­holt hat, oft die einzige moti­va­tion, über­haupt noch die schuhe zu schnüren.

auch nach­dem die entzün­dung abge­heilt und der fuß so halb­wegs wieder hergestellt war, schnell­ten die kilo­me­ter nicht ger­ade in die höhe. zum einen wollte ich nur langsam steigern, um keinen rück­fall zu provozieren. zum anderen fiel es mir im spätherb­st und win­ter zunehmend schw­er, mich für län­gere ein­heit­en zu motivieren: ein biss­chen etwas ging immer, aber jen­seits der 10 kilo­me­ter fehlte oft sehr die lust. erst kurz vor wei­h­nacht­en kam die zurück — aber da war es schon zu spät, sozusagen ;-). so ste­hen jet­zt halt “nur” 4387 kilo­me­ter im train­ingstage­buch — das ist aber dur­chaus in ord­nung so. ich hoffe, näch­stes jahr wer­den es wieder mehr. und bin zuver­sichtlich, dass das auch klappt. auch wenn ich im wortsinne immer noch nicht trainiere, son­dern nur laufe — vielle­icht brauche ich im moment den stress des tem­po­train­ings nicht so sehr. zumal ich sehr am über­legen bin, ob ich mich wirk­lich noch mal auf die drei-stun­den-gren­ze hochtrainieren soll. das ist für mich untal­en­tierten läufer (und extrem undiszi­plin­ierten ess­er) näm­lich mit viel arbeit und fleiß ver­bun­den. wahrschein­lich ver­lege ich mich doch eher auf die län­geren streck­en ohne tem­po­druck. das macht mir eigentlich am meis­ten spaß. auch ohne wet­tkampf und ver­anstal­tung: die lan­gen läufe am woch­enende sind eigentlich das schön­ste am laufen über­haupt. auch (oder weil?) man danach so schön fer­tig ist …

und abschließend mein lauf­jahr 2009 in eini­gen zahlen:

gelaufene kilo­me­ter 2009: 4387,41 km
benötigte gesamtzeit: 378:00:29 (wahnsinn!)
durch­schnittstem­po: 5:11 min/km
höhen­meter: +/- 59.000 m (wahrschein­lich etwas mehr als real, das ist der per sport­tracks & ele­va­tion cor­rec­tion plu­g­in ermit­telte wert)
kürzeste ein­heit: 2,1 km
läng­ste ein­heit: 53,1 km
marathon oder mehr:  8 mal (ergibt: 353,5 km @ 5:20)

wunderbar einfach

laufen im win­ter — ein grandios­er genuss. vor allem, wenn es so ist wie heute: zwar ver­dammt kalt — ‑15°C beim start, auf der höhe bes­timmt noch käl­ter — aber ein­fach wun­der­schön. der schnee der ver­gan­genen nacht verza­ubert die welt. durch odins wälder in der ein­samkeit des sam­stagvor­mit­tags zu laufen — es gibt kaum schöneres. ich wollte gar nicht aufhören. nach gut zwei stun­den (knapp 24 km) hat es dann aber doch gere­icht. es wurde mit­tler­weile näm­lich immer noch nicht warm. meine ober­schenkel sind auch jet­zt noch nicht ganz aufge­taut … nach dreißig minuten und den ersten anstiegen wächst auf den hand­schuhen am han­drück­en eine schnee-/eiss­chicht, die nicht mehr ver­schwindet. und noch eine stunde später hän­gen mir kleine eiszapfen im gesicht — das hat­te ich noch nie. das schild der mütze (auch die inzwis­chen recht weiß) sorgt wohl dafür, dass ich immer in meinen eige­nen atem­dampf rein­laufe und der dann an meinem gesicht friert — ohne das ich das noch spüre …
aber trotz­dem: der wald, die unberührten wege — klasse ein­fach. der erste war ich aber nir­gends: ich bin keinen meter gelaufen, auf dem nicht min­destens ein wild vor mir war. oft genug lei­der auch auto, offen­bar jäger, die ihr kost­bares wild unbe­d­ingt füt­tern musste. einen habe ich dabei noch gese­hen. leute waren aber nur ganz, ganz wenig unter­wegs — natür­lich an den üblichen stellen: am mini-rodel­hang, im dreiseen­tal, bei würzberg auch ein paar.
auch wenn es heute nicht sehr schnell war — für solche läufe ren­tiert sich so manche quälerei das jahr über. ein­fach wun­der­bar.

der drang der herde zur fütterung

heute war arque-lauf. und es war wieder sehr schön. das ist wirk­lich ein kom­plett empfehlenswert­er lauf, deswe­gen war ich ja auch schon zum zweit­en mal dabei. vor allem, weil man eigentlich gar keine chance hat, sich beson­ders unter druck zu set­zen. durch das laufen in grup­pen je nach tem­po (muss man allerd­ings spätestens am start wis­sen …) kann man selb­st entschei­den, wie sportlich es sein soll. und dabei bleibt es dann auch … ich bin, auf­grund des fehlen­den train­ings, in der 5:30 min/km-gruppe gelaufen — seit diesem jahr ist das die zweitschnell­ste, die ehe­ma­lige 4:30er gibt es man­gels nach­frage nicht mehr, dafür geht es jet­zt herunter bis zu 7min/km (für mich wäre das ziem­lich schw­er, in dem tem­po zu laufen …) der start hat sich lei­der etwas arg verzögert, weil die anmel­dung und aus­gabe der start­num­mern (die es zwar gibt, für die man aber eigentlich gar keine ver­wen­dung hat …) etwas zäh lief und lange dauerte. das wäre ja eigentlich über­haupt kein prob­lem, aber erstens war es noch ziem­lich kalt — und wenn man sich fürs laufen anzieht, friert man beim herum­ste­hen ziem­lich stark (die klam­ot­ten waren aber schon im trans­fer für den ziel­bere­ich gelandet …) und zweit­ens hat­te ich danach eigentlich noch etwas vor. aber so geht das halt …

irgend­wann ging es dann tat­säch­lich los, zunächst durften die fahrrad­fahrer (auch das eine neuerung, ver­schieden lange streck­en wur­den ange­boten) los, dann zwei minuten später gruppe b und nach weit­eren zwei minuten wir als gruppe c — erstaunlicher­weise mit lediglich zwei pace­mak­ern. das tem­po lief gle­ich wun­der­bar lock­er, die bei­den trafen den ersten kilo­me­ter fast punk­t­ge­nau … im ort kam dann noch die kleinere gruppe vom par­al­lel­start hinzu, so dass wir wenig­stens vier pace­mak­er hat­ten — nicht unbe­d­ingt zu viel für diese auf­gabe. denn die vorderen bei­den hat­ten durch­weg ziem­lich viel zu tun, das tem­po möglichst wenig schneller wer­den zu lassen — immer mit ein­er meute hun­griger läufer direkt im nack­en, die ordentlich druck macht­en. und nach fünf, sechs kilo­me­tern pen­del­ten wir uns dann auch tat­säch­lich bald bei 5:23 ein — also doch ein ganzes stück zu schnell eigentlich. entsprechend hat­ten die hin­teren pace­mak­er eher prob­leme, die gruppe beisam­men­zuhal­ten. für mich war das aber ein sehr angenehmes tem­po.

es sollte ja auch ein biss­chen warm wer­den dabei. denn das wet­ter war zwar nicht schlecht, aber auch nicht berauschend: so um die 6 °C dürften es gewe­sen sein. aber halt sehr feucht, vor allem vor dem start — da fror ich doch etwas und behielt deshalb mein langärm­liges shirt an — allerd­ings nur bis zu kilo­me­ter 4,5 — dann wurde es damit zu warm: mit kurz­er hose und streakrun­ner­shirt waren die restlichen 30 kilo­me­ter gut zu bewälti­gen. und es reg­nete wenig­stens nicht. erst in mainz, als meine suppe (das gehört auch unbe­d­ingt zum arque-lauf, die fünf-minuten-ter­rine danach) fast leer war, fing es etwas an zu nieseln.

die wolken hin­gen aber sehr tief überm taunus und dem rhein­gau, es blieb den vor­mit­tag über feucht — in mainz war es um 7 uhr (der abfahrt­szeit der shut­tle­busse zum start — übri­gens ein toller ser­vice!) noch wesentlich fre­undlich­er gewe­sen. daran änderte sich unter­wegs aber nicht. etwas schade, denn von der (schö­nen!) land­schaft haben wir so nur wenig gese­hen. aber wir waren ja auch zum laufen gekom­men, nicht zum guck­en. und das ging wun­der­bar — mit polizeibegleitung und san­itätern hin­te­nach kon­nte ja nix passieren. und rote ampeln waren heute ganz legal kein hin­der­nis. das ist ger­ade das schöne am arque-lauf: das er ein mit­teld­ing zwis­chen train­ing und wet­tkampf ist: zwar organ­isiert — und dur­chaus solide, immer­hin verkraften sie die zwis­chen 600 und 700 teil­nehmer sehr gut, mit verpfle­gungsstellen etc. -, aber ohne wet­tkampf, ohne zeitmes­sung halt. und das ganze noch für einen guten zweck, denn die Erlöse kom­men der Arbeits­ge­mein­schaft für Quer­schnittgelähmte mit Spina bifi­da / Rhein-Main-Nahe e.V., eben der ARQUE, zugute. und die strecke führt sehr schön durch wald und wein­berge, über felder und main ent­lang, sehr angenehme zu laufen von kelkheim nach mainz. auch die sim­mung im läufer­feld ist immer wieder sehr angenehm. gut, es gibt natür­lich immer in jed­er gruppe ein paar, die wirk­lich 34 kilo­me­ter durchquatschen müssen. aber neben denen muss man ja nicht laufen, wenn man eher die ruhe mag. und das geklatsche der den boden tre­f­fend­en lauf­schuh­sohlen macht ja auch schon genug lärm. also, wer näch­stes jahr anfang novem­ber noche einen schö­nen lauf sucht: ich kann die 23. aus­gabe des arque-laufs nur wärm­stens empfehlen.

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