So. Nachdem ich in Rodgau dieses Jahr wegen meines Skiurlaubs nicht laufen konnte, habe ich mir mal den Ultramarathon Eschollbrücken angeschaut. Da gibt es nämlich auch die 50 km. Und inzwischen, seit Ende Januar, habe ich wieder wenigstens ein paar (wenige, viel zu wenige eigentlich) lange Läufe gemacht. Also 50 km Ende März. Und ich habe keine Ahnung, ob ich das vernünftig schaffe und wie schnell ich sein kann. Als Wettkampf wollte ich es eigentlich nicht laufen, sondern eher als extremen Trainingslauf. Also habe ich nach den vergleichsweise schnellen 34 km vom letzten Samstag am Montag noch ein hartes Marathon-Renntempo-Training draufgesetzt, bin Dienstag und Mittwoch noch jeweils 16,5 km Dauerlauf gerannt und habe erst ab Donnerstag die Umfänge reduziert. Vor Eschollbrücken hatte ich also schon 70 km in den Beinen. Und noch eine kleine, erste Radfahrt. Denn der Ultra ist in der Pampa. Ohne Auto kommt man da sonntags morgens praktisch nicht hin. Also habe ich mal etwas anderes versucht: Samstag abend bin ich bei meinem Bruder in Darmstadt eingeflogen und von dort aus am Sonntag, nach einem kleinen Frühstück, mit dem Lieger nach Eschollbrücken gekurbelt. Das sind gut 10 km, ganz einfach zu finden — also nichts weltbewegendes. Am Sportplatz Eschollbrücken war ich eigentlich viel zu früh, nämlich schon kurz nach 8 Uhr — ich wollte sichergehen, da ich dieses Jahr nach überhaupt nicht mit dem Lieger unterwegs war und keine Ahnung hatte, ob 20 Minuten ausreichten (sie taten). Also hing ich da rum, habe dann kurz vor 9 auch noch Frett, den anderen Läufer aus dem Streakrunner-Forum und Spezialist für die 50 km, getroffen. Er hatte etwas mehr vor als ich ;-). Ich hatte mir so gedacht, das ganze mit 5:30/km relativ gemütlich anzugehen und am Ende zu schauen, was noch geht. Es kam etwas anders …
Der Lauf:
Gestartet wurde pünktlich um 9, ganz unspektakulär — außer den 80 Ultras war nichts los 😉 Die ersten haben sich natürlich wie verrückt auf die Strecke gestürzt (und mich später dann auch zweimal überrundet). Für mich selbst war die erste Runde eher bescheiden: Etwas zu langsam, kein rhythmus, auch keine rechte Freude beim Laufen. Die Strecke in Eschollbrücken ist ein 5‑km-Rundkurs, im Grunde zwei Schleifen à zwei und drei Kilometer, wobei der zweite Teil bei km 3,5 oder so noch eine kleine Ausbuchtung in den Wald hat. Sie führt meist über recht ordentliche Wege auf dem Deich des Rückhaltebeckesn (die ersten zwei Kilometer) und durch den Wald, dann aber auch nach Kilometer 3 kurz übers Feld mit einem recht buckligen Weg, der heute zudem noch im Gegenwind lag. Aber das ist nur ein ganz kurzes Stückchen, dann geht es wieder am Orts- & Waldrand in Richtung Sportplatz, wo man noch eine extra-Schleife über den Rasenplatz dreht, bevor man hinter Kilometer 5 an der Verpflegung vorbeikommt. Beim ersten Mal ließ ich die noch rechts liegen, dann gab es für mich Tee und Wasser — beides nicht ideal für mich: Den Tee hatte ich recht bald eigentlich über (rein geschmacklich …), das Wasser hatte leider Kohlensäure, was ich beim Laufen nicht besonders mag. Aber egal. Essen hätte man auch einiges können — Bananen natürlich, Kekse, Schokolade etc. — das habe ich aber ganz sein gelassen, weil ich keinen Hunger hatte.
Bis in die zweite Runde hinein wurden wir auch noch mit Regen verwöhnt, dann kam aber immer mehr Sonne (warm genug war es durchaus), hinter Kilometer drei auch richtig Gegenwind. Auch auf dem Deich wehte es manchmal ein bisschen — aber das war alles nicht so schlimm. Bzw. erst nach 8, 9 Runden …
Ab dem zweiten Durchgang lief es besser, d.h. deutlich zügiger. Dann bin ich lange (bis Runde fünf oder sechs) im Duo unterwegs gewesen bzw. habe ein bisschen Tempo für die spätere Gesamtzweite der Frauenwertung, die dann aber leider abreißen hat lassen, gemacht. Irgendwan kam sie nach der Verpflegung — ich bin da fast komplett durchgelaufen — nicht mehr ran, der Abstand wurde dann doch etwas größer, am Ende waren es knapp 7 Minuten, die zwischen uns lagen.
Ich war erstaunlicherweise recht gleichmäßig unterwegs (Rundenübersicht, Tempodiagramm). Dem Gefühl nach noch gleichmäßiger als die Zeiten aussagen. Vor allem immer etwas schneller als eigentlich vorgenommen: Statt 5:30/km eher 5:15–5:20/km. Bis runde 7, also 35 km, ging das völlig ohne Probleme — sogar mit einer kontinuierlichen leichten Temposteigerung. Ab Runde 8 dann allerdings nicht mehr so sehr. Ganz im Gegenteil sogar: 8 schon etwas langsamer, 9 noch ein bisschen, und 10 auch noch mal ein kleines bisschen langsamer. Aber da hatte ich schon ausgerechnet, dass die sub 4:30h im Bereich des Möglichen liegen. Und 2,5 km vor Schluss sogar im Bereich des Wahrscheinlichen. Da hatte ich noch mal einen 50er überholt, der irgenwie wohl eingeschlafen war. Er hat sich dann nämlich ziemlich problemlos an meine Fersen geheftet, bis Kilometer 49 von mir ziehen lassen und ist dann wortlos abgezogen — ich konnte und wollte seiner Tempoverschärfung dann nicht mehr folgen. Im Ziel hatte ich eine 4:28:29, offiziell zu 4:28:32 korrigiert (das waren wahrscheinlich die drei Sekunden, die ich beim Start bis zur Startlinie gebraucht hatte).
Ach ja, das Überholen überhaupt. Das ist nämlich sehr schön in Eschollbrücken. Denn um 11 Uhr werden die 25 km-Läufer auf die Strecke geschickt. Dadurch kommt etwas Leben in das zu dem Zeitpunkt ja ziemlich betonierte Ultra-Feld. Und ich hätte es ja nicht geglaubt, aber ich konnte so nach 30,35 Kilometern noch eine Menge Läufer überholen. Das tut dann sehr gut, gibt Extra-Motivation. Aber erstaunlicherweise — vielleicht hat genau dies ja auch geholfen — hatte ich überhaupt keinen absoluten Durchhänger. Klar, es ging mal den einen oder anderen Kilometer nicht so leicht und flüssig. Aber ingesamt bin ich erstaunlich problemlos durchgekommen.
Nach dem Lauf habe ich dann wenigstens noch eine Banane verdrückt — das Startgeld muss sich ja auch ein bisschen rentieren. Aber ich bin dann auch ziemlich bald abgedampft, weil ich ja um 17 Uhr schon wieder in Mainz im Dom sein musste — zum Arbeiten. Der Rückweg nach Darmstadt mit dem Fahrrad ging besser als ich dachte — und die Bewegung hat sogar etwas gutgetan. Dort erwartete mich dann auch noch eine Luxus-Dusche 😉
Ultrakrass