Auf gut 250 Seiten versprechen Adam W. Chase und Nancy Hobbs, alles zu vermitteln und zu erklären, was man über Ausrüstung, das Finden von Trails, Ernährung, Hügelstrategie, Wettkampf, das Vermeiden von Verletzungen, Training, Wetter und Sicherheit (in dieser Reihenfolge ist es der ausufernde Untertitel) wissen muss. Das ganze nennt sich dann bescheiden The Ultimate Guide to Trail Running.
Ich glaube nicht, dass es der ultimative Ratgeber ist. Sicher, die behandelten Themen erschöpfen das Gebiet Trailrunning ziemlich vollständig. Aber: Zum einen sind die Ratschläge fast immer sehr allgemein, oft sogar abstrakt gehalten. Ich weiß nach der Lektüre also immer noch nicht alles … Zum anderen ist vieles sehr USA-spezifisch. Etwa, wenn es um die Gefährdungen auf dem Trail geht: Da gibt es Bären, Mountain Lions, Schlangen und Poison Ivy — also lauter nordamerikanische Spezialitäten. Zum Ausgleich widmen die Autorinnen ganze 30 Seiten dem Ausrichten von Trailwettkämpfen (das hätte ich nicht unbedingt wissen müssen — allerdings, wenn ich ehrlich bin: das meiste wusste ich auch hier schon …)
Denn: gesunder Menschenverstand und Achtsamkeit für sich selbst, die Umgebung und das Geschehen würden schon viele der Ratschläge ausreichend beschreiben oder ersetzen. Zumal sie vieles selbst immer wieder einschränken: “depending on your form” heißt das gerne, wahlweise gelten die Tipps auch abhängig von der verbleibenden Kraft und Ausdauer, der Müdigkeit, dem Terrain oder ähnlichem. Das ist eben die Crux, wenn man den ultimativen Führer schreiben will: Damit es überall und für alle passt, bleiben nur noch Gemeinplätze übrig:
Falling is an unfortunate inevitability of downhill trail running. (37)
Ein paar Dinge sind aber auch gut: Die Trail-Definiton zum Beispiel und die Klassifizierung von Trail, Fell, Mountain, Sky etc.:
The majority of the trails referenced in this book will have at least three of the four following characteristis. They will: (1) be unpaved; (2) have natural obstacles that may include but are not limited to rocks, tree stumps, tree roots, dirt, gravel, mud, moraine, leaves, ice, snow, and creek crossings; (3) have a significant gain or loss of elevation; (4) include scenic vistas. (5)
Die Tipps zum richtigen, effektiven Laufen von Steigungen hoch und runter sind auch recht gut. Und es gibt eine Menge (und das heißt wirklich: eine irre Menge) Anekdoten und Zitate von amerikanischen Trailläufern und ‑läuferinnen. Und — das ist in solchen Büchern eher selten — sie versuchen immerhin eine kurze Geschichte des Trail Running (als Sport, nicht als Fortbewegung bei der Jagd oder ähnlichem) und gehen dafür bis in mittelalterliche England zurück.
Und im Prinzip stimmt auch alles, was hier steht. Zumindest konnte ich keine groben Schnitzer entdecken. Wie hilfreich das Buch ist, bleibt aber eine andere Frage. Für Trail-Anfänger ist es ja eigentlich unnötig, finde ich. Zum Trailläufer wird man doch immer noch am ehesten und besten, indem man einfach rausgeht und draußen läuft. Auf die meisten der hier versammelten Ratschläge kommt man den sehr schnell von ganz allein, auch ohne dass man große Fehler begehen muss. Mein Fazit ist ganz klar: Auch ohne den Ultimate Guide hat man gute Chancen, ein Trailläufer zu werden.
The best way to deal with mud on the trail is to enjoy it and get as dirty as possible early in the run so you won’t worry about it thereafter. (39)
Adam W. Chase, Nancy Hobbs: The Ultimate Guide to Trail Running. Everything You Need to Know About Equipment, Finding Trails, Nutrition, Hill Strategy, Racing, Avoiding Injury, Training, Weather, Safety. 2. Auflage. Guilford, Helena: Falcon Guides 2010. 254 Seiten. ISBN 9780762755370.
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