Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Sterben im Bayerischen Wald

Nun­ja, die Über­schrift ist ein wenig über­trie­ben. Aber wirk­lich nur ein wenig. Am Wochen­en­de war ich – nach sehr lan­ger Abs­ti­nenz – mal wie­der bei einer Lauf­ver­an­stal­tung dabei: Bei der ers­ten Auf­la­ge des Kai­ters­berg-Trails in Bad Kötzting. Da bin ich eher zufäl­lig drauf gesto­ßen und dach­te im Win­ter, bis zum Mai wer­de ich ja wohl 30 Kilo­me­ter mit ein paar Höhen­me­tern schaf­fen. Das war aber eher eine Fehl­ein­schät­zung … Doch der Rei­he nach.

Zunächst muss­te ich über­haupt erst ein­mal da hin­kom­men, an den Rand Deutsch­lands. Von Regens­burg ist das eine gute Stun­de Fahrt (mit dem Rad hat­te ich das auch schon gemacht, auf mei­ner Arber­rad­ma­ra­thon­run­de am Anfang Mai), die man eigent­lich nur mit dem Auto hin­be­kommt. Des­halb muss­te ich mir eben eines lei­hen. Da die Start­zeit auf rei­se­freund­li­che 10 Uhr fest­ge­legt wur­de, konn­te ich das auch sehr bequem machen. Und auch in aller Ruhe mei­ne Start­un­ter­la­gen in der Turn­hal­le in Bad Kötzting abho­len.

Zeit bis zum Start hat­te ich dann noch reich­lich. Um 10.05 ging es pünkt­lich los und nach einer drei­vier­tel Run­de im Sta­di­on und einem mini­ma­len Stra­ßen­stück auf den ers­ten Feld­weg – und dann auch über die Bahn­li­nie, die der Grund für die spe­zi­el­le Start­zeit war (damit wir nicht gleich durch einen Zug gebremst wur­den).

Durch die Wie­sen, über Bahn und Land­stra­ßen (oder „Staats­stra­ßen“, wie sie hier in Bay­er – Frei­staat! – offi­zi­ell hei­ßen) ging es an dann den Wald­rand. Und dann erst ein­mal hin­auf. Nach oben ging es zunächst, auf den ers­ten Kilo­me­tern, zwar spür­bar, aber nicht über­mä­ßig steil – eigent­lich war das noch gut lauf­bar, auch der Weg, ein typi­scher Wald­weg, bot kei­ne all­zu gro­ße Her­aus­for­de­rung. Aber der noch dich­te Pulk von Läu­fer/-innen führ­te dann doch schon zum (auch, aber nicht nur) recht häu­fi­gen Wech­sel vom schnel­len Gehen und lang­sa­men Lau­fen.

Und dann kam auch schon die ers­te Ver­pfle­gungs­sta­ti­on Rei­ten­berg. Wie alle Sta­tio­nen bei die­sem Lauf über­reich­lich bestückt und gut bedient von vie­len sehr freund­li­chen und hilfs­be­rei­ten Frei­wil­li­gen. Da der Kai­ters­berg-Trail zur Müll­ver­mei­dung die sehr ver­nünf­ti­ge Ent­schei­dung getrof­fen hat, kei­ne Trink­be­cher anzu­bie­ten – ein sol­cher war als Teil der (frei­lich nicht kon­trol­lier­ten) Pflicht­aus­rüs­tung mit­zu­füh­ren – , waren die Hel­fer auch tat­säch­lich not­wen­dig. Mir tat es ja nicht nur hier, son­dern bei allen Ver­pfle­gungs­sta­tio­nen fast leid, dass so viel von dem Essen, dem Obst und den Ener­gie­rie­geln, übrig blieb.

Dann wur­de es auch direkt deut­lich stei­ler. Auf knapp 1,2 Kilo­me­tern ging es nun die über 200 Höhen­me­ter zu den Kreuz­fel­sen hin­auf. Da war an Lau­fen oft nicht mehr zu den­ken (für mich …), rund um mich kamen nun auch mehr als genug Stö­cke zum Ein­satz.

Und dann kam auch schon der ers­te ech­te Downhill: rich­tig schön! Da habe ich es lau­fen, fast kra­chen las­sen – ein Feh­ler, wie sich spä­ter zeig­te, denn das hat auf dem tech­nisch nicht ganz ein­fa­chen Trail dann doch eini­ge zusätz­li­che Kör­ner gekos­tet, die ich gegen Ende gut gebrau­chen hät­te kön­nen. Doch hier war eben erst ein­mal ein­fach Spaß ange­sagt …

Die Stre­cke führ­te uns wie­der zurück nach unten, zum Ver­pfle­gungs­punkt. Von dort ging es dann, über einen recht brei­ten und beque­men Wald­fahr­weg zur Ein­öde Hud­lach. Und dann ging es, zur Abwechs­lung, mal wie­der zurück nach oben. Und jetzt aber so rich­tig. Das wur­de stei­ler und stei­ler, irgend­wann war es kaum noch zu gehen, an lau­fen war für mich schon lan­ge nicht mehr denk­bar. Die Wan­de­rer, deren Weg nicht ohne Grund um die­ses Steil­stück in eini­gen Keh­ren her­um führ­te, hiel­ten uns wahr­schein­lich alle für ver­rückt. Aber das ist man als (Trail-)Läufer ja gewöhnt …

Irgend­wann wur­de die Stei­gung dann wie­der fla­cher, es war kurz wie­der lauf­bar – und dann kam die Ver­pfle­gung­sta­ti­on Kötztin­ger Hüt­te. Und danach kam auch schon wie­der die nächs­te Schi­ka­ne: Zunächst steil im Wald neben dem eigent­li­chen Weg hin­un­ter – und dann halt, wel­che Über­ra­schung – gera­de wie­der hoch. Nach die­sem kur­zen Steil­stück wur­de es wie­der etwas ange­neh­mer, es ging ja auch wie­der hin­un­ter. Und dann auf einem brei­ten Weg im ange­nehms­ten Flow hin­un­ter und hin­über bis nach Hud­lach, dem äußers­ten Punkt der Stre­cke. Nach die­ser schö­nen Forst­stra­ße und einer Kon­troll­stel­le wur­de es wie­der inter­es­sant: Es ging wie­der hoch, zum Rie­del­stein nun. Zunächst noch gar nicht so schlimm, sogar noch lauf­bar. Aber das hör­te für mich bald wie­der auf. Inzwi­schen mach­te sich die Anstren­gung, ange­sichts des mage­ren Trai­nings vor allem, aber auch deut­lich bemerk­bar. Der Auf­stieg zum Rie­del­stein zog sich näm­lich, es kam ein­fach kei­ne Ende in Sicht.

Doch irgend­wann war das erle­digt, es ging auch zur Beloh­nung gleich wie­der hin­un­ter – aber nur kurz, dafür kna­ckig steil. Und dann durch die Rauch­röh­ren, durch die Fel­sen mit­ten durch, mit Hän­den und Füßen wie­der nach oben. Nach­dem die­ses pit­to­res­ke Hin­der­nis über­wun­den war, folg­te ein wirk­lich wun­der­ba­res Weg­stück über die Stein­büh­ler Gesen­ke, wie­der in Rich­tung Kötztin­ger Hüt­te. Doch mei­ne Bei­ne woll­ten nicht mehr, ich konn­te das tat­säch­lich nicht mehr rich­tig durch­lau­fen.

Nach dem kur­zen Ver­pfle­gungs­stopp an der Kötztin­ger Hüt­te, der nicht mehr ganz so kurz war – ich benö­tig­te etwas Cola, um mei­nen Kreis­lauf wie­der zu sta­bi­li­sie­ren – ging es ähn­lich toll und spek­ta­ku­lä­re und ernüch­ternd wei­ter. Toll war der Weg, hin­ab durch die stei­ni­ge, ver­block­te Fel­sen- und Wald­land­schaft. Ernüch­ternd war mein Zustand, der mich lang­sa­mer und lang­sa­mer, und auch vor­sich­ti­ger und vor­sich­ti­ger, wer­den ließ. Ich trau­te mei­nen Ober­schen­keln nicht mehr …

Irgend­wann war das auch wie­der vor­bei, der Ver­pfle­gungs­punkt Rei­ten­stein tauch­te noch ein­mal auf. Dann konn­te ich tat­säch­lich noch etwas lau­fen, zumin­dest hin und wie­der, unter­bro­chen von der einen oder ande­ren Geh­pau­se. Und zack, waren wir – nun ja, inzwi­schen war vom rest­li­chen Läu­fer­pulk nahe­zu nichts mehr zu sehen – wie­der an der Staats­stra­ße, dann noch die Bahn­li­nie (bei­des immer noch her­vor­ra­gend von der Feu­er­wehr gesi­chert) und das letz­te Stück­chen durch die Wie­sen zurück ins Sta­di­on. Da konn­te ich tat­säch­lich noch ein­lau­fen – aber das war mehr pro for­ma, wirk­li­cher Sport war das zu die­sem Zeit­punkt nicht mehr.

Der Lauf war als Ver­an­stal­tung aus­ge­spro­chen her­vor­ra­gend orga­ni­siert, ganz beson­ders für eine Pre­miè­re: Alles lief wie am Schnür­chen. Die Stre­cke war her­aus­ra­gend mar­kiert, da war Ver­lau­fen wirk­lich kaum denk­bar. Dazu noch nicht weni­ge Stre­cken­pos­ten (die immer­hin teil­wei­se auch eine Wan­de­rung nötig hat­ten, um zu ihrem Ein­satz­ort zu kom­men …) und über­reich­li­che Ver­pfle­gung. Nur im Ziel hät­te ich mir noch eine Geträn­ke­sta­ti­on gewünscht – es gab zwar einen Gut­schein, den hat­te ich natür­lich aber nicht parat (son­dern im Auto) und der ließ sich auch „nur“ für eher Unge­sun­des ein­lö­sen. Da hät­te etwas Was­ser etc., wie an den her­vor­ra­gend bestü­cken Ver­pfle­gungs­sta­tio­nen unter­wegs, noch wun­der­bar gepasst. Aber das war wirk­lich nur eine klei­ne Schram­me auf dem sonst makel­lo­sen Tag.

Der ultimative Ratgeber fürs Trailrunning ist nicht ultimativ

chase & hobbs, trail running (cover)Mat­thi­as | Täg­lich lau­fen

Auf gut 250 Sei­ten ver­spre­chen Adam W. Cha­se und Nan­cy Hobbs, alles zu ver­mit­teln und zu erklä­ren, was man über Aus­rüs­tung, das Fin­den von Trails, Ernäh­rung, Hügel­stra­te­gie, Wett­kampf, das Ver­mei­den von Ver­let­zun­gen, Trai­ning, Wet­ter und Sicher­heit (in die­ser Rei­hen­fol­ge ist es der aus­ufern­de Unter­ti­tel) wis­sen muss. Das gan­ze nennt sich dann beschei­den The Ulti­ma­te Gui­de to Trail Run­ning.

Ich glau­be nicht, dass es der ulti­ma­ti­ve Rat­ge­ber ist. Sicher, die behan­del­ten The­men erschöp­fen das Gebiet Trail­run­ning ziem­lich voll­stän­dig. Aber: Zum einen sind die Rat­schlä­ge fast immer sehr all­ge­mein, oft sogar abs­trakt gehal­ten. Ich weiß nach der Lek­tü­re also immer noch nicht alles … Zum ande­ren ist vie­les sehr USA-spe­zi­fisch. Etwa, wenn es um die Gefähr­dun­gen auf dem Trail geht: Da gibt es Bären, Moun­tain Lions, Schlan­gen und Poi­son Ivy – also lau­ter nord­ame­ri­ka­ni­sche Spe­zia­li­tä­ten. Zum Aus­gleich wid­men die Autorin­nen gan­ze 30 Sei­ten dem Aus­rich­ten von Trail­wett­kämp­fen (das hät­te ich nicht unbe­dingt wis­sen müs­sen – aller­dings, wenn ich ehr­lich bin: das meis­te wuss­te ich auch hier schon …)

Denn: gesun­der Men­schen­ver­stand und Acht­sam­keit für sich selbst, die Umge­bung und das Gesche­hen wür­den schon vie­le der Rat­schlä­ge aus­rei­chend beschrei­ben oder erset­zen. Zumal sie vie­les selbst immer wie­der ein­schrän­ken: „depen­ding on your form“ heißt das ger­ne, wahl­wei­se gel­ten die Tipps auch abhän­gig von der ver­blei­ben­den Kraft und Aus­dau­er, der Müdig­keit, dem Ter­rain oder ähn­li­chem. Das ist eben die Crux, wenn man den ulti­ma­ti­ven Füh­rer schrei­ben will: Damit es über­all und für alle passt, blei­ben nur noch Gemein­plät­ze übrig:

Fal­ling is an unfort­u­na­te ine­vi­ta­bi­li­ty of downhill trail run­ning. (37)

Ein paar Din­ge sind aber auch gut: Die Trail-Defi­ni­ton zum Bei­spiel und die Klas­si­fi­zie­rung von Trail, Fell, Moun­tain, Sky etc.:

The majo­ri­ty of the trails refe­ren­ced in this book will have at least three of the four fol­lo­wing cha­rac­te­ris­tis. They will: (1) be unpa­ved; (2) have natu­ral obs­ta­cles that may include but are not limi­t­ed to rocks, tree stumps, tree roots, dirt, gra­vel, mud, morai­ne, lea­ves, ice, snow, and creek crossings; (3) have a signi­fi­cant gain or loss of ele­va­ti­on; (4) include scenic vis­tas. (5)

Die Tipps zum rich­ti­gen, effek­ti­ven Lau­fen von Stei­gun­gen hoch und run­ter sind auch recht gut. Und es gibt eine Men­ge (und das heißt wirk­lich: eine irre Men­ge) Anek­do­ten und Zita­te von ame­ri­ka­ni­schen Trailläu­fern und ‑läu­fe­rin­nen. Und – das ist in sol­chen Büchern eher sel­ten – sie ver­su­chen immer­hin eine kur­ze Geschich­te des Trail Run­ning (als Sport, nicht als Fort­be­we­gung bei der Jagd oder ähn­li­chem) und gehen dafür bis in mit­tel­al­ter­li­che Eng­land zurück.

Und im Prin­zip stimmt auch alles, was hier steht. Zumin­dest konn­te ich kei­ne gro­ben Schnit­zer ent­de­cken. Wie hilf­reich das Buch ist, bleibt aber eine ande­re Fra­ge. Für Trail-Anfän­ger ist es ja eigent­lich unnö­tig, fin­de ich. Zum Trailläu­fer wird man doch immer noch am ehes­ten und bes­ten, indem man ein­fach raus­geht und drau­ßen läuft. Auf die meis­ten der hier ver­sam­mel­ten Rat­schlä­ge kommt man den sehr schnell von ganz allein, auch ohne dass man gro­ße Feh­ler bege­hen muss. Mein Fazit ist ganz klar: Auch ohne den Ulti­ma­te Gui­de hat man gute Chan­cen, ein Trailläu­fer zu wer­den.

The best way to deal with mud on the trail is to enjoy it and get as dir­ty as pos­si­ble ear­ly in the run so you won’t worry about it the­re­af­ter. (39)

Adam W. Cha­se, Nan­cy Hobbs: The Ulti­ma­te Gui­de to Trail Run­ning. Ever­y­thing You Need to Know About Equip­ment, Fin­ding Trails, Nut­ri­ti­on, Hill Stra­tegy, Racing, Avo­i­ding Inju­ry, Trai­ning, Wea­ther, Safe­ty. 2. Auf­la­ge. Guil­ford, Hele­na: Fal­con Gui­des 2010. 254 Sei­ten. ISBN 9780762755370.

100 Meilen im Westen

Trailläu­fer und ‑läu­fe­rin­nen sind bei Film­ma­che­rin­nen gera­de sehr beliebt. Kein Wun­der, gibt es doch schö­ne Bil­der fast garan­tiert, und dazu ger­ne noch eine Hel­den­ge­schich­te mit oder ohne Schei­tern, mit oder ohne Opfer – das kann man immer schön (in Bil­dern) erzäh­len … (und nicht zuletzt so Wer­bung machen für den Spon­sor der Läu­fe­rin – hier ist es mal nicht Salo­mon, son­dern Nike). So hat’s auch Bil­ly Yang gemacht, der Sal­ly McRae bei den Wes­tern Sta­tes beglei­te­te und dar­aus mit viel Pathos sei­nen Film „Wes­tern Time“ gemacht hat:

Beim Kli­cken auf das und beim Abspie­len des von You­Tube ein­ge­bet­te­ten Vide­os wer­den (u. U. per­so­nen­be­zo­ge­ne) Daten wie die IP-Adres­se an You­Tube über­tra­gen.

Trail Running is a Journey

ein schö­ner kur­zer Film über die Schön­hei­ten des Lau­fens:

ich bin ja über­zeugt, dass man das „Trail“ dabei durch­aus strei­chen kann, das gan­ze – die Idee der „jour­ney“ und die Schön­heit – gilt fürs Lau­fen über­haupt. Aber schö­ne­re Bil­der gibt’s wahr­schein­lich beim Trai­len. Vor allem natür­lich im Hoch­ge­bir­ge – aber wer ist da schon?

Ein „Tanz mit den Hindernissen“ – Kilian Jornets „Lauf oder stirb“

Bei­na­he hät­te ich das Buch noch auf der ers­ten Sei­te zuge­klappt und in den Papier­korb geschmis­sen. Da steht näm­lich so hirn­ver­brann­ter Unsinn wie:

„Hol dir den Sie­ger­kranz, oder stirb bei dem Ver­such, ihn zu erlan­gen. Ver­lie­ren heißt ster­ben, gewin­nen heißt leben. […] Sport ist ego­is­tisch, weil man ego­is­tisch sein muss, um kämp­fen und lei­den zu kön­nen, um die Ein­sam­keit und die Höl­le zu lie­ben. […] Denn ver­lie­ren heißt ster­ben. Und du kannst nicht ster­ben, ohne alles gege­ben zu haben, ohne dass Schmer­zen und Wun­den dich zum Wei­nen gebracht hät­ten. Du darfst nicht auf­ge­ben. Du musst kämp­fen bis zuletzt. Denn Ruhm ist das Aller­größ­te, und dein ein­zi­ges Ziel muss sein, ihn zu erlan­gen oder auf der Stre­cke zu blei­ben, nach­dem du alles gege­ben hast. […] Es ist an der Zeit zu lei­den, es ist an der Zeit zu kämp­fen, es ist an der Zeit zu sie­gen. Lauf oder stirb! (9f.)

Zum Glück – und das ist wirk­lich ein Glück – ist es mit solch mar­kig-mar­tia­li­scher gewalt- und kriegs­ver­herr­li­chen­der Sprü­che­klop­fe­rei dann auch schnell wie­der vor­bei. Denn der Rest von Lauf oder stirb (der Titel hät­te mich ja war­nen kön­nen) ist ein aus­ge­zeich­ne­tes Lauf­buch.

jornet, lauf oder stirbDa geht es näm­lich wirk­lich um das Lau­fen. Und natür­lich um Kili­an Jor­net. Das führt dazu, dass „Lau­fen“ hier manch­mal etwas ande­res ist als das, was „nor­ma­le“ Men­schen dar­un­ter ver­ste­hen. Jor­net, in den Ber­gen gebo­ren (der Hin­weis darf nie feh­len …), schon früh von sei­nen Eltern in das Wett­kampf­ge­sche­hen der Berg­sport­ar­ten, ins­be­son­de­re des Ski­berg­stei­gens, ein­ge­führt, läuft näm­lich vor allem sehr extrem. Fast nur im Gebir­ge, ger­ne mal ohne Weg und Steg, ger­ne mal weit über das hin­aus­ge­hend, was ver­nünf­tig ist und mit halb­wegs rea­lis­ti­scher Risi­ko­ein­schät­zung noch zu ver­tre­ten ist. Nach­ah­men soll­te man das also nicht unbe­dingt. Lauf oder stirb hat aber auch gar nicht Anspruch, ein Anlei­tungs­buch zu sein: Es gibt kei­ne Trai­nings­plä­ne (die wer­den nicht ein­mal erwähnt), kei­ne Aus­rüs­tungs­tipps, es ist kei­ne Ernäh­rungs­bi­bel und auch kein Weg­wei­ser zu beson­ders tol­len Trails. Statt­des­sen erzählt Jor­net wirk­lich vom Lau­fen und der Fas­zi­na­ti­on dar­an: Der Fas­zi­na­ti­on des Drau­ßen-seins: Dem Erle­ben der Umwelt, der Ber­ge und Gebir­ge, der Pflan­zen und der Tie­re, dem Wet­ter und der Aus­sich­ten, den Natur­schau­spie­len.
Der Fas­zi­na­ti­on der kör­per­li­chen Erfah­rung: Das wört­li­che erlau­fen neu­er Hori­zon­te, neu­er Höhen und Gebie­te.
Der Fas­zi­na­ti­on der Her­aus­for­de­rung von Gren­zen und dem Über­schrei­ten.
Der Fas­zi­na­ti­on des Lau­fens nicht nur als Bewe­gung­form, als Ablauf von Bewe­gun­gen (auch das spielt aber eine Rol­le), son­dern auch als eine Art Exis­tenz, ein psy­chi­scher Zustand, eine Art Sucht.
Und, nicht zu ver­ges­sen: die Fas­zi­na­ti­on des Gewin­nens.
Denn der Jor­net, der sich hier prä­sen­tiert, läuft um zu sie­gen, er ist ein (rei­ner) Wett­kampf­läu­fer: Läu­fe, die der Vor­be­rei­tung, dem Trai­ning die­nen oder ein­fach so unter­nom­men wer­den, spie­len hier kaum eine Rol­le. Es geht ums gewin­nen. Oder sie die­nen dazu, ande­re zu besie­gen. Im direk­ten Ver­gleich wie beim UTMB oder im Unter­bie­ten von Best­zei­ten (zum Bei­spiel beim TRT oder auf dem Kili­man­dscha­ro): Auf das Sie­gen kommt es an.

Ich genie­ße den Wett­kampf. Jeden davon möch­te ich gewin­nen und dabei das Gefühl erle­ben, als Ers­ter durchs Band zu lau­fen. Es ist wun­der­bar, nach der letz­ten Kur­ve in die Ziel­ge­ra­de ein­zu­bie­gen und das Band am Ende zu erspä­hen. Mich noch ein­mal umzu­dre­hen und zu ver­ge- wis­sern, dass nie­mand mir die­sen Moment neh­men kann. Nach vor­ne zu schau­en, die Augen zu schlie­ßen und noch ein­mal Gas zu geben, um mich vom Publi­kum zum Sieg tra­gen zu las­sen. In jenem Moment ver­ges­se ich den Schmerz, spü­re ich mei­nen Kör­per nicht mehr, son­dern bin, von den Emo­tio­nen die­ser letz­ten Sekun­den erfüllt, ganz bei mir. Und dann füh­le ich, wie mein schweiß­nas­ser Kör­per das Ziel­band zer­reißt und es zu Boden fällt. (31)

Das macht Jor­net aller­dings nicht allei­ne, son­dern aus­ge­spro­chen pro­fes­sio­nell mit gro­ßer Mann­schaft, die schnell zwei Dut­zend und mehr „Mit­ar­bei­ter“ umfasst. Das fand ich etwas scha­de, dass er die­sen Umstand ger­ne etwas abtut: Natür­lich sind die ihm wich­tig – die Höf­lich­keit gebie­tet das, aber beson­ders detail­liert oder inten­siv geht er nicht auf sie ein, weder auf die Läu­fer, die ihm als Tem­po­ma­cher die­nen (er nennt das meis­tens „Trai­ner“), noch das Ver­sor­gungs­team und schon gar nicht der gro­ße media­le Zir­kus. Dass sein Spon­sor Salo­mon bei der Pyre­nä­en­que­rung auch einen Hub­schrau­ber im Ein­satz hat­te, erfährt man hier nicht – an weni­gen Stel­len wer­den Kame­ra­leu­te und Foto­gra­fen immer­hin erwähnt.

Das soll jetzt über­haupt nicht sei­ne Leis­tung schmä­lern, hät­te viel­leicht aber ein voll­stän­di­ge­res Bild abge­ge­ben. Denn Jor­net ist, wie viel­leicht kaum ein ande­rer Trail-/Ul­tra­l­äu­fer über­haupt, eine media­le Insze­nie­rung, die sein Spon­sor maß­geb­lich vor­an­treibt. Das mag, um wie­der zum eigent­li­chen zurück­zu­kom­men, mit sei­nem Lauf­stil zusam­men­hän­gen: Lau­fen, das ist für Jor­net ein „Tanz mit den Hin­der­nis­sen“ (66). Dazu gehört auch, sich irr­sin­nig irgend­wel­che Hän­ge und Rin­nen her­ab­zus­tü­ren, über Gra­te zu bret­tern – und dabei noch locker und genie­ßend aus­zu­se­hen. Davon erfährt man auch in Lauf oder stirb viel. Und von dem, was in einem sol­chen Aus­nah­me­läu­fer wäh­rend des Lau­fens vor­geht, wie er das Lau­fen, sei­ne Umge­bung und sich selbst wahr­nimmt – das sind groß­ar­ti­ge Pas­sa­gen wie die­se hier:

Inmit­ten die­ser Far­ben­pracht glei­chen wir Tän­zern, die sich im Rausch der Kraft fort­be­we­gen. Wir spie­len mit dem brei­ten, sich wel­len­för­mig dahin­schlän­geln­den Weg, der uns alles gibt, was wir brau­chen, um Spaß zu haben. Jede Kur­ve, jedes noch so klei­ne Gefäl­le, jeder Son­nen­strahl, der uns trifft, belebt unser Tem­po. Jede Aus­re­de ist recht, um die Schritt­fre­quenz mei­ner Bei­ne zu erhö­hen und zu spü­ren, wie mei­ne Mus­keln sich beim Absto­ßen vom Boden zusam­men­zie­hen und wäh­rend der Flug­pha­se voll­kom­men ent­span­nen. Mei­ne Uhr zeigt mir an, dass ich mich mit sech­zehn Stun­den­ki­lo­me­tern fort­be­we­ge. Ich füh­le mich wirk­lich gut, und mei­ne Füße wür­den den Unter­grund am liebs­ten gar nicht berüh­ren. Wir kom­men mit gro­ßer Geschwin­dig­keit zwi­schen den Bäu­men vor­an, flie­gen förm­lich mit lei­sem Schritt und gleich­mä­ßi­ger Atmung, sodass uns nichts ent­geht, was um uns her­um pas­siert. (62)

Natür­lich gehört auch der Schmerz dazu, die Über­win­dung, das Lösen von Pro­ble­men – sei es der Ver­sor­gung, der Ori­en­tie­rung oder der Mus­ku­la­tur, die viel­leicht nicht ganz so unter­neh­mungs­lus­tig ist.

Die Beses­sen­heit, mit der sich Jor­net dem Lau­fen ver­schreibt, ist sicher nicht ganz üblich. Nicht ganz durch­schnitt­lich sind aber auch sei­ne Vor­aus­set­zun­gen. Für ihn ist es vor allem die Psy­che, die ihn zum Gewin­ner macht. Das ist natür­lich min­des­tens Under­state­ment, eigent­lich sogar etwas geschum­melt. Denn natür­lich geht so etwas – Spit­zen­leis­tun­gen wie der mehr­fa­che Sieg beim UTMB oder ähn­li­ches – nicht ohne ent­spre­chen­de phy­sio­lo­gi­sche Vor­aus­set­zun­gen. Aber man soll­te bei einem Läu­fer­buch viel­leicht auch nicht jedes Wort auf die Gold­waa­ge legen. Denn unab­hän­gig von mei­nen klei­nen Ein­wän­den1 ist Lauf oder stirb ein tol­les Buch, dass die gran­dio­sen Erfah­run­gen, die man – ob man so schnell, weit und extrem läuft wie Jor­net oder wie ich etwas gemä­ßig­ter 😉 – beim Lau­fen immer wie­der machen kann, sehr anschau­lich und gera­de­zu mit­rei­ßend beschreibt.

Kili­an Jor­net: Lauf oder stirb. Das Leben eines bedi­nungs­lo­sen Läu­fers. Mün­chen: Malik 2013. 222 Sei­ten. ISBN 9783890297644.

  1. Dazu gehört übri­gens auch noch die Kri­tik am etwas schlam­pi­gen Lek­to­rat, dass doch tat­säch­lich mehr­mals (S. 15 u.ö.) Gali­zi­en statt Gali­ci­en ste­hen lässt!

Schneeschuhe und Eiskäfer

Kürz­lich habe ich mein Schuh­sor­ti­ment noch ein­mal um einen Spe­zi­al­schuh ergänzt: Den Acce­le­ri­tas 2 von Ice­bug. Das ist ein aus­ge­spro­che­ner Schnee- und Matsch­schuh – genau dafür sind die Schwe­den von Ice­bug ja auch Spe­zia­lis­ten. Das sieht man dem Schuh natür­lich an:

Profil der Acceleritas2-Sohle

Pro­fil der Acce­le­ri­tas2-Soh­le

Auch der Ober­schuh ist ent­spre­chend: Leicht und ziem­lich dicht – nicht das übli­che Mesh-Gewe­be, son­dern eine dich­te­re Vari­an­te der Kunst­fa­ser. Die Lasche ist gleich ganz aus Kunst­stoff. Zwar ist der Schuh nicht was­ser- oder schnee­dicht, hält die Außen­welt aber doch recht gut ab. Ganz dich­te Schu­he, auch sol­che mit Mem­bran, mag ich sowie­so nicht, da das bei mei­nen hei­ßen Füßen immer zur Fuß­sau­na führt …

Meine Acceleritas 2 nach dem ersten Einsatz im Tiefschnee

Mei­ne Acce­le­ri­tas 2 nach dem ers­ten Ein­satz im Tief­schnee

Jeden­falls ist das ein leich­ter Schuh mit recht gerin­ger Spren­gung (4 mm) und wenig bis gar kei­ner Dämp­fung: Der Kon­takt zum Boden – was auch imemr da drauf liegt – ist wun­der­bar, die Soh­le ist aus­rei­chend fle­xi­bel, um alles wahr­zu­neh­men, und umge­kehrt aus­rei­chend mas­siv im Pro­fil, um ver­nünf­tig zu haf­ten und ordent­li­chen Halt zu geben.

Aus Faul­heit lagen die neu­en Schu­he noch hier in Mainz her­um, eigent­lich woll­te ich sie im Oden­wald auf Herz und Nie­ren prü­fen. Dann ergab sich aber heu­te auch hier am Rhein eine wun­der­ba­re Gele­gen­heit: 20 Zen­ti­me­ter fri­scher, pud­ri­ger Neu­schnee bei ‑3 °C mit­ten im März … Also konn­ten die Spe­zia­lis­ten gleich mal zei­gen, was sie drauf haben. Und ich muss sagen: Selbst in die­sem sehr leich­ten und locke­ren Schnee waren sie wun­der­bar zu lau­fen. Der Grip war ein­fach über­ra­gend, die Kraft über­trug sich fast von allei­ne in die Vor­wärts­be­we­gung. Selbst auf den glatt gefro­re­nen Fahr­spu­ren, die abschnitts­wei­se fast blan­kes Eis auf­wie­sen, lie­ßen sich die Acce­le­ri­tas noch lau­fen, auch wenn die Haf­tung nicht mehr per­fekt war. Aber das bekommt man wohl wirk­lich nur mit Spikes hin, die dann auf dem Rest der Stre­cke ner­ven …

Natur­ge­mäß fühlt sich der Acce­le­ri­tas nur auf ent­spre­chen­dem Unter­grund wohl: Das Pro­fil ist so aus­ge­prägt, dass selbst die weni­gen Meter, wo ich kei­nen Schnee (mehr) hat­te, kei­nen Spaß mach­te. Das ist bei dem Ice­bug noch deut­li­cher zu mer­ken als etwa beim Trail­fox oder dem Wave Har­ri­er: Da kommt kei­ne Lauf­freu­de auf. Die ist auf den locke­ren Unter­grund beschränkt.

Mal sehen, wie sich der Schuh im Matsch und im Wald schlägt – aber ich erwar­te Gro­ßes … Und mit die­sem vor­läu­fi­gen Lob­lied habe ich auch gleich die Bit­te des Her­stel­lers, die er im Schuh­kar­ton abdruckt, erfüllt:

Werbeauftrag im Karton

Wer­be­auf­trag im Kar­ton

Läuferblut

Beim täg­li­chen Lau­fen, das nicht nur auf den pla­nier­ten und asphal­tier­ten Wegen statt­fin­det, son­dern auch ein­mal quer­feld­ein, bleibt es nicht aus, dass der Läu­fer und beson­ders sei­ne Bei­ne auch mal enge­re Kon­tak­te mit dem umher­ste­hen­den Gestrüpp und Gewächs sucht und fin­det. Das kann mal ein biss­chen Bren­nen, wenn die Bren­nes­seln die nack­te Haut erwi­schen. Oder es kann rich­tig blu­tig wer­den, wenn ich die blatt­lo­se Brom­beer­ran­ke zu spät sehe und beim Aus­weich­ver­such in der mat­schi­gen Wei­de auch noch abrut­sche. Dann kommt man von einem klei­nen Weih­nachts­läuf­chen so nach Hau­se (und wird unter­wegs recht selt­sam ange­starrt …):

Das rechte Bein sieht etwas migtenommen aus

Das rech­te Bein sieht etwas mig­te­n­om­men aus


Auch das linke Knie hat etwas abbekommen

Auch das lin­ke Knie hat etwas abbe­kom­men


Noch eine Schramme am rechten Knöchel

Noch eine Schram­me am rech­ten Knö­chel


Und der noch fast neue Mini­mus Trail hat jetzt zur ordent­li­chen Ein­wei­hung nicht nur ein paar Matsch­fle­cken, son­dern wenigs­tens auch ein paar Blut­fle­cken bekom­men 😉 Und das am 25. Dezem­ber!

Die neue Art zu laufen

Das bes­te Bil­der­buch zum Lau­fen, das es gibt: Von den Machern des unbe­dingt emp­feh­lens­wer­ten (und kos­ten­lo­sen) „Trail Maga­zins“, Ste­phan Rep­ke (Grip­mas­ter) und Denis Wischniew­ski, kommt die­ses schö­ne Buch.

„Trail­run­ning. Die neue Art zu lau­fen“ steht schön auf­fäl­lig auf dem Umschlag. Dabei ist es natür­lich alles ande­re als „neu“, auf klei­ne­ren Wegen und Pfa­den in der Natur lau­fen zu gehen. Das wis­sen die bei­den Autoren natür­lich auch – aber irgend ein kna­cki­ger Titel muss ja sein.

Eif­ri­gen Lesern des „Trail Maga­zins“ wird das meis­te hier bekannt vor­kom­men: Die Repor­ta­gen der ver­schie­de­nen Läu­fe quer durch die Welt stan­den da (fast?) alle schon ein­mal drin. Hier gibt es sie halt noch ein­mal gedruckt, mit vie­len, vie­len tol­len, fan­tas­ti­schen Bil­dern.

Die Läu­fe füh­ren nach Island, über Kor­si­ka oder Tene­rif­fa, durch Süd­afri­ka oder die Saha­ra, über die Alpen in ver­schie­de­nen Vari­an­ten und durch deut­sche Wäl­der und Städ­te (ja, auch das – ein Ver­such zumin­dest, auch in der „Zivi­li­sa­ti­on“ Trails zu fin­den …). Aber eigent­lich egal, wo gera­de gelau­fen wird – Spaß macht es den Betei­lig­ten offen­bar immer. Und dem Leser und Schau­er ganz viel Lust, die Schu­he zu schnü­ren und raus in die Wild­nis los­zu­zie­hen. Dass das nicht immer so ein­fach ist, ist klar. Nicht jeder wohnt opti­mal am Rand der Alpen oder so, in guten Trail­run­ning­ge­bie­ten – oder fährt für einen Lauf erst ein­mal ein paar Hun­dert Kilo­me­ter Auto).

Das sehe ich auch immer bei den Fans des Trail­run­nings, ins­be­son­de­re im „Trail Maga­zin“, etwas als Man­gel: Mir scheint, sie haben ein sehr bestimm­tes, fixier­tes Bild des Trails, das ich zu ein­sei­tig fin­de: Ihre Wege füh­ren sie fast immer in die Ber­ge, ins Gebir­ge, mit allen Vor- und Nach­tei­len. Schön lau­fen kann man aber auch in Mit­tel­ge­bir­gen und im Fla­chen – das ist für die aller­meis­ten Läu­fer auch mit mehr Lau­fen ver­bun­den als sich die Ber­ge hoch und run­ter zu quä­len, wo ja immer auch eini­ges an Gehen dazu­ge­hört …

Und dann wäre da natür­lich noch der Mar­ken­fe­ti­schis­mus der Macher, die Fixie­rung auf Salo­mon als Aus­rüs­ter – ich glau­be fast (ohne es jetzt kon­kret über­prüft zu haben oder zu wol­len) es gibt in die­sem Band kein Foto, auf dem nicht Salo­mon-Aus­rüs­tung ver­tre­ten ist. Ande­re Her­stel­ler machen natür­lich auch ver­nünf­ti­ge Aus­rüs­tung, wer­ben aller­dings nicht so inten­siv mit dem Trail­run­ning wie Salo­mon momen­tan. Aber davon muss/​darf/​sollte man sich den Spaß an die­sem schö­nen Buch ja nicht ver­der­ben las­sen …

Ste­phan Repke/​Denis Wischniew­ski: Trail Run­ning. Die neue Art zu lau­fen. Bie­le­feld: Deli­us Klasing 2001. ISBN 978−3−7688−3266−3. 158 Sei­ten. 24,90 Euro.

Poulin/​Swartz/​Flaxel: Trail Running. From Novice to Master

Einen viel­ver­spre­chen­den Titel trägt das Buch von Kirs­ten Poulin, Stan Swartz und Chris­ti­na Flaxel: From Novice to Mas­ter. Wenn das auf den 175 Sei­ten gelingt, wäre das ja schon viel … Natür­lich ist es nicht ganz so ein­fach, Lau­fen muss man eben immer auch trai­nie­ren, unab­hän­gig vom Unter­grund und der Umge­bung. Das ver­schweigt das Autoren­trio (immer­hin zwei Frau­en!) auch nie. Denn die­ses ame­ri­ka­ni­sche „Lehr­buch“ ist sehr gewis­sen­haft und gründ­lich. Der Rund­um­schlag ums Trail­run­ning umfasst hier:

  • Intro­duc­tion to Trail Run­ning
  • Plan­ning a Run
  • Trai­ning, Con­di­tio­ning, and Pre­pa­ra­ti­on
  • Reco­very
  • Envi­ron­men­tal Fac­tors, Navi­ga­ti­on, and Safe­ty
  • Inju­ry Pre­ven­ti­on and Tre­at­ment
  • Bri­ning it tot the Next Level: Ultrarun­ning

Dies­ser Blick ins Inhalts­ver­zeich­nis zeigt, den­ke ich, auch sehr gut die Aus­rich­tung die­ses Buches. Hier geht es nicht um tol­le Läu­fe, um Lauf­erleb­nis­se oder Wett­kampf­erfah­run­gen. Son­dern, wenn man so will, um die Basics, die das alles erst über­haupt mög­lich machen.

Lei­der war das Buch wohl etwas zu früh für den momen­ta­nen Trail-Boom. Und lei­der, lei­der ist es auch nur mit schwarz­weiß-Pho­tos (aber durch­aus guten) ver­se­hen – scha­de. Recht aus­führ­lich ist es in jedem Fall. Vor allem, was die Aus­rüs­tung, auch für extre­me­re Läu­fe, angeht. Ein­ge­hend berück­sich­tigt wird etwa der Son­nen­schutz, der Ein­fluss von viel Wind, aber auch das Lau­fe im Schnee. Und wie in jedem Lauf­buch auch ein kur­zer Trai­nings­leit­fa­den. Nicht feh­len darf beim Trail natür­lich die Lauf­tech­nik, wobei die Autoren sich hier etwas zurück­hal­ten und eher all­ge­mei­ne Rat­schlä­ge geben. Das Berg­auf- und Berg­ab-Lau­fen wird aber aus­führ­lich gewür­digt. Und auch das Fal­len: „A fall is an ine­vi­ta­ble part of trail run­ning.“ (72) – sehr schön.
Erstaun­lich viel steht hier dann auch zum Deh­nen und zur Ernäh­rung vor, wäh­rend und nach dem Lauf.

Und etwas schlägt die ame­ri­ka­ni­sche Per­spek­ti­ve schon durch. Nicht nur bei der Flo­ra und Fau­na, son­dern z. B. auch beim Umgang des Läu­fers mit Wegen und der Angst vor Ero­si­on – in „mei­nen“ Lauf­re­vie­ren ist das eher weni­ger ein Pro­blem. Und wenn dann, ein durch die Bewirt­schaf­tung und nicht durch die Läu­fer veur­sach­tes. Über­haupt bemü­hen sich die drei Autorin­nen sehr um einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit der Natur. Wie­der­holt wird dar­auf hin­ge­wie­sen, nichts mit­zu­neh­men (außer Pho­tos) und nichts zu hin­ter­las­sen (außer Fuß­spu­ren):

Always lea­ve a natu­ral envi­ron­ment as you found it, and mini­mi­ze your impact. Take only pho­to­graphs and enjoya­ble memo­ries of your run. Lea­ve only footpring­ts. Never lit­ter. Pack it in, pack it out, which means that any mate­ri­als you bring in should lea­ve with you. (104)

Der schöns­te Tipp aber:

If you cop­me across mud pudd­les, snow patches, or wet spots, careful­ly run through them, not around them. Also, jump or step over any fal­len trees. Run­ning around them can cau­se trails to widen, incre­asing soil and vege­ta­ti­on dama­ge. (104)

Ins­ge­samt: sehr durch­dacht und über­legt, mit dem kla­ren Ziel des kon­trol­lier­ten, risi­ko-mini­mier­ten und Erleb­nis-maxi­mier­ten Trail-Laufs.

Kirs­ten Poulin, Stan Swartz, Chris­ti­na Flaxel: Trail Run­ning. From Novice to Mas­ter. Fore­word by Mark Bur­nett. Seat­tle: The Moun­tai­neers Books 2002. 175 Sei­ten. ISBN 0−89886−840−8.

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