Nunja, die Überschrift ist ein wenig übertrieben. Aber wirklich nur ein wenig. Am Wochenende war ich – nach sehr langer Abstinenz – mal wieder bei einer Laufveranstaltung dabei: Bei der ersten Auflage des Kaitersberg-Trails in Bad Kötzting. Da bin ich eher zufällig drauf gestoßen und dachte im Winter, bis zum Mai werde ich ja wohl 30 Kilometer mit ein paar Höhenmetern schaffen. Das war aber eher eine Fehleinschätzung … Doch der Reihe nach.
Zunächst musste ich überhaupt erst einmal da hinkommen, an den Rand Deutschlands. Von Regensburg ist das eine gute Stunde Fahrt (mit dem Rad hatte ich das auch schon gemacht, auf meiner Arberradmarathonrunde am Anfang Mai), die man eigentlich nur mit dem Auto hinbekommt. Deshalb musste ich mir eben eines leihen. Da die Startzeit auf reisefreundliche 10 Uhr festgelegt wurde, konnte ich das auch sehr bequem machen. Und auch in aller Ruhe meine Startunterlagen in der Turnhalle in Bad Kötzting abholen.
Zeit bis zum Start hatte ich dann noch reichlich. Um 10.05 ging es pünktlich los und nach einer dreiviertel Runde im Stadion und einem minimalen Straßenstück auf den ersten Feldweg – und dann auch über die Bahnlinie, die der Grund für die spezielle Startzeit war (damit wir nicht gleich durch einen Zug gebremst wurden).
Durch die Wiesen, über Bahn und Landstraßen (oder „Staatsstraßen“, wie sie hier in Bayer – Freistaat! – offiziell heißen) ging es an dann den Waldrand. Und dann erst einmal hinauf. Nach oben ging es zunächst, auf den ersten Kilometern, zwar spürbar, aber nicht übermäßig steil – eigentlich war das noch gut laufbar, auch der Weg, ein typischer Waldweg, bot keine allzu große Herausforderung. Aber der noch dichte Pulk von Läufer/-innen führte dann doch schon zum (auch, aber nicht nur) recht häufigen Wechsel vom schnellen Gehen und langsamen Laufen.
Und dann kam auch schon die erste Verpflegungsstation Reitenberg. Wie alle Stationen bei diesem Lauf überreichlich bestückt und gut bedient von vielen sehr freundlichen und hilfsbereiten Freiwilligen. Da der Kaitersberg-Trail zur Müllvermeidung die sehr vernünftige Entscheidung getroffen hat, keine Trinkbecher anzubieten – ein solcher war als Teil der (freilich nicht kontrollierten) Pflichtausrüstung mitzuführen – , waren die Helfer auch tatsächlich notwendig. Mir tat es ja nicht nur hier, sondern bei allen Verpflegungsstationen fast leid, dass so viel von dem Essen, dem Obst und den Energieriegeln, übrig blieb.
Dann wurde es auch direkt deutlich steiler. Auf knapp 1,2 Kilometern ging es nun die über 200 Höhenmeter zu den Kreuzfelsen hinauf. Da war an Laufen oft nicht mehr zu denken (für mich …), rund um mich kamen nun auch mehr als genug Stöcke zum Einsatz.
Und dann kam auch schon der erste echte Downhill: richtig schön! Da habe ich es laufen, fast krachen lassen – ein Fehler, wie sich später zeigte, denn das hat auf dem technisch nicht ganz einfachen Trail dann doch einige zusätzliche Körner gekostet, die ich gegen Ende gut gebrauchen hätte können. Doch hier war eben erst einmal einfach Spaß angesagt …
Die Strecke führte uns wieder zurück nach unten, zum Verpflegungspunkt. Von dort ging es dann, über einen recht breiten und bequemen Waldfahrweg zur Einöde Hudlach. Und dann ging es, zur Abwechslung, mal wieder zurück nach oben. Und jetzt aber so richtig. Das wurde steiler und steiler, irgendwann war es kaum noch zu gehen, an laufen war für mich schon lange nicht mehr denkbar. Die Wanderer, deren Weg nicht ohne Grund um dieses Steilstück in einigen Kehren herum führte, hielten uns wahrscheinlich alle für verrückt. Aber das ist man als (Trail-)Läufer ja gewöhnt …
Irgendwann wurde die Steigung dann wieder flacher, es war kurz wieder laufbar – und dann kam die Verpflegungstation Kötztinger Hütte. Und danach kam auch schon wieder die nächste Schikane: Zunächst steil im Wald neben dem eigentlichen Weg hinunter – und dann halt, welche Überraschung – gerade wieder hoch. Nach diesem kurzen Steilstück wurde es wieder etwas angenehmer, es ging ja auch wieder hinunter. Und dann auf einem breiten Weg im angenehmsten Flow hinunter und hinüber bis nach Hudlach, dem äußersten Punkt der Strecke. Nach dieser schönen Forststraße und einer Kontrollstelle wurde es wieder interessant: Es ging wieder hoch, zum Riedelstein nun. Zunächst noch gar nicht so schlimm, sogar noch laufbar. Aber das hörte für mich bald wieder auf. Inzwischen machte sich die Anstrengung, angesichts des mageren Trainings vor allem, aber auch deutlich bemerkbar. Der Aufstieg zum Riedelstein zog sich nämlich, es kam einfach keine Ende in Sicht.
Doch irgendwann war das erledigt, es ging auch zur Belohnung gleich wieder hinunter – aber nur kurz, dafür knackig steil. Und dann durch die Rauchröhren, durch die Felsen mitten durch, mit Händen und Füßen wieder nach oben. Nachdem dieses pittoreske Hindernis überwunden war, folgte ein wirklich wunderbares Wegstück über die Steinbühler Gesenke, wieder in Richtung Kötztinger Hütte. Doch meine Beine wollten nicht mehr, ich konnte das tatsächlich nicht mehr richtig durchlaufen.
Nach dem kurzen Verpflegungsstopp an der Kötztinger Hütte, der nicht mehr ganz so kurz war – ich benötigte etwas Cola, um meinen Kreislauf wieder zu stabilisieren – ging es ähnlich toll und spektakuläre und ernüchternd weiter. Toll war der Weg, hinab durch die steinige, verblockte Felsen- und Waldlandschaft. Ernüchternd war mein Zustand, der mich langsamer und langsamer, und auch vorsichtiger und vorsichtiger, werden ließ. Ich traute meinen Oberschenkeln nicht mehr …
Irgendwann war das auch wieder vorbei, der Verpflegungspunkt Reitenstein tauchte noch einmal auf. Dann konnte ich tatsächlich noch etwas laufen, zumindest hin und wieder, unterbrochen von der einen oder anderen Gehpause. Und zack, waren wir – nun ja, inzwischen war vom restlichen Läuferpulk nahezu nichts mehr zu sehen – wieder an der Staatsstraße, dann noch die Bahnlinie (beides immer noch hervorragend von der Feuerwehr gesichert) und das letzte Stückchen durch die Wiesen zurück ins Stadion. Da konnte ich tatsächlich noch einlaufen – aber das war mehr pro forma, wirklicher Sport war das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Der Lauf war als Veranstaltung ausgesprochen hervorragend organisiert, ganz besonders für eine Première: Alles lief wie am Schnürchen. Die Strecke war herausragend markiert, da war Verlaufen wirklich kaum denkbar. Dazu noch nicht wenige Streckenposten (die immerhin teilweise auch eine Wanderung nötig hatten, um zu ihrem Einsatzort zu kommen …) und überreichliche Verpflegung. Nur im Ziel hätte ich mir noch eine Getränkestation gewünscht – es gab zwar einen Gutschein, den hatte ich natürlich aber nicht parat (sondern im Auto) und der ließ sich auch „nur“ für eher Ungesundes einlösen. Da hätte etwas Wasser etc., wie an den hervorragend bestücken Verpflegungsstationen unterwegs, noch wunderbar gepasst. Aber das war wirklich nur eine kleine Schramme auf dem sonst makellosen Tag.