Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Marathon und Alter

Die New York Times schreibt einen net­ten klei­nen Arti­kel über die Fra­ge, wie und war­um die Mara­thon­zei­ten für älte­re Läu­fer gera­de so viel schnel­ler wer­den. Das Ergeb­nis ist nicht son­der­lich über­ra­schend:

Peo­p­le of all ages and abili­ties are get­ting smar­ter about how they train, and that is allo­wing them to remain fast as they age.

. Aber How to Run a Mara­thon Fas­ter as You Get Older ist trotz­dem eine net­te Lek­tü­re.

Abgekürzt und gedopt: „Die Philosophie des Laufens“

austin & reichenbach, philosophie des laufensDer Titel ist recht voll­mun­dig und hat mich sofort gepackt und neu­gie­rig gemacht: Die Phi­lo­so­phie des Lau­fens – das klingt span­nend und viel­ver­hei­ßend. Nicht etwa „eine“ Phi­lo­so­phie oder „Lau­fen und Phi­lo­so­phie“, nein, Aus­tin und Rei­chen­bach ver­hei­ßen auf die­sen knapp 200 Sei­ten Die Phi­lo­so­phie des Lau­fens. Und lei­der kön­nen sie die­ses Ver­spre­chen so über­haupt nicht ein­lö­sen.

Die Nen­nung der bei­den Her­aus­ge­ber­na­men ist aller­dings schon ein Hin­weis auf ein Pro­blem, dass ich mit dem Buch habe. Denn letzt­lich sind das eher zwei Bücher. Der eigent­li­che Kern basiert auf einer eng­lisch­spra­chi­gen Ver­öf­fent­li­chung, die Aus­tin bereits 2007 mit dem ungleich pas­sen­de­ren Titel Run­ning & Phi­lo­so­phy: A Mara­thon for the Mind her­aus­gab. Doch von den 19 dort gedruck­ten Auf­sät­zen hat der deut­sche Her­aus­ge­ber nur acht über­setzt und über­nom­men und die „Lücke“ mit deut­schen Bei­trä­gen gefüllt. Die sind aber nun alle gera­de über­haupt kei­ne phi­lo­so­phi­sche Beschäf­ti­gung mit dem Lau­fen, so dass sich das sehr sorg­fäl­tig und schön her­ge­stell­te Buch gleich mal als Mogel­pa­ckung erweist – oder, um es mit einem Läu­fer­bild zu sagen, der Mara­thon ist hier kaum 20 Kilo­me­ter lang.

Und wenn man das Bild noch wei­ter­spinnt: Statt eines schö­nen und schwie­ri­gen Berg- oder Land­schafts-Mara­thons erwar­tet den Leser eine wenig inspi­rie­ren­de Stre­cke durch fla­che Indus­trie­ge­bie­te. Denn selbst wenn ich die deut­schen Bei­trä­ge erst ein­mal außen vor­las­se – der Ertrag der Tex­te ist weder auf phi­lo­so­phi­scher noch auf läu­fe­ri­scher Sei­te sehr hoch.

Das zwei­te von drei Vor­wor­ten ent­wi­ckelt zunächst das Pro­gramm:

[…]Läu­fer sind auf der Suche nach mehr als nur der Ziel­li­nie oder dem Ende der Trai­nings­run­de. Für vie­le ist Lau­fen auch ein Weg, um Wahr­hei­ten zu fin­den, über sich selbst und die Din­ge in ihrem Leben, die ihnen etwas bedeu­ten. Für vie­le von uns ist Lau­fen ein Weg, sich selbst ken­nen­zu­ler­nen, ein Teil unse­res Weges zum Glück­lich­sein. Das Lau­fen schafft uns Frei­räu­me, in denen wir uns über unser Leben und sei­ne gro­ßen Fra­gen Gedan­ken machen kön­nen. Und an eben­je­nem Punkt über­schnei­den sich die Zie­le des Läu­fers und die des Phi­lo­so­phen. Sowohl das Lauf als auch das Phi­lo­so­phie­ren kön­nen uns in ihren bes­ten Momen­ten hel­fen, etwas über uns selbst zu erfah­ren und dar­über, was wich­tig ist; viel­leicht sogar etwas über Wirk­lich­keit an sich.

Die hier geweck­ten Erwar­tun­gen kann das Buch dann aber kaum ein­lö­sen. Sicher, eini­ge inter­es­san­te Ideen und Anre­gun­gen ste­cken da drin. Aber die wer­den fast immer nicht aus­rei­chend ent­wi­ckelt, um wirk­lich eine „Phi­lo­so­phie des Lau­fens“ begrün­den zu kön­nen.

Micha­el Aus­tin über­trägt das Kon­zept der Freund­schaft aus Aris­to­te­les Niko­ma­chi­scher Ethik auf Lauf­freund­schaf­ten – ein eigent­lich nahe­lie­gen­der Trans­fer, der auch passt, aber wenig neue Erkennt­nis oder Ein­sicht ins Lau­fen lie­fert. Ray­mond Bel­liot­ti bringt in einer etwas gezwun­ge­nen Syn­the­se Lau­fen und die Macht über Nietz­sches Macht­vor­stel­lun­gen zusam­men (konn­te mich über­haupt nicht über­zeu­gen).

Ganz unpas­send und wenig erkennt­nis­för­dernd fand ich den Ver­such von Gre­go­ry Bass­ham, sie­ben „Vor­aus­set­zun­gen“ des Erfolgs (im Leben, der Kar­rie­re und über­haupt) auf das Lau­fen anzu­wen­den. Das ist genau so, wie es sich anhört: Selbst­hil­fe­ge­blub­ber.

Ray­mond Vanar­ra­gons „Lob des Jog­gers“ führt ein auf den ers­ten Blick viel­ver­spre­chen­des Kri­te­ri­um zur Unter­schei­dung von Jog­gen und Lau­fen ein: Nicht das Tem­po, son­dern das Ziel führt zur Dif­fe­ren­zie­rung. Jog­gen heißt dann, sich bewe­gen, um fit zu blei­ben oder zu wer­den. Lau­fen dage­gen hat ande­re Zie­le: pri­ze und chall­enge, also unge­fähr: Sieg und/​oder Her­aus­for­de­rung (Van­n­a­ra­gon unter­schei­det beim Lau­fen noch ein­mal zwei Typen). Eine zumin­dest theo­re­tisch durch­aus über­zeu­gen­de Typo­lo­gie, fin­de ich – die müss­te man mal empi­risch tes­ten …

Am span­nends­ten und inter­es­san­tes ist der Text von Chris­to­pher Mar­tin zum „Lau­fen als ästhe­ti­sche Erfah­rung“, der sich dafür bei Dew­eys Ästhe­tik-Kon­zept bedient. Hea­ther Reids „Die Frei­heit des Lang­stre­cken­läu­fers“ ist eine exis­ten­tia­lis­ti­sche Lek­tü­re von Alan Sil­li­toes The Loneli­ne­ss of the Long Distance Run­ner, die aber kaum über eine behut­sam kon­tex­tua­li­sie­ren­de Para­phra­se hin­aus­kommt. Einen durch­aus inter­es­san­ten Ansatz bie­tet Jere­my Wis­new­s­ki, der die ver­än­der­te Welt­wahr­neh­mung beim und durchs Lau­fen unter die Lupe nimmt und sich dafür der Phä­no­me­no­lo­gie von Meleau-Pon­ty bedient, lei­der aber etwas ober­fläch­lich bleibt (das ist ja eine grund­sätz­li­che Krank­heit aller Bei­trä­ge in die­sem Band).

Aber: Auf den ers­ten Blick nett, aber ein­fach nur Anwen­dung von ein paar ver­streu­ten Ideen der Phi­lo­so­phie­ge­schich­te auf die Tätig­keit des Lau­fens oder den Sta­tus des Läu­fers. Also eigent­lich in der fal­schen Rich­tung gedacht: Lau­fen und Läu­fe­rin­nen die­nen hier vor allem als Exem­pli­fi­ka­tio­nen phi­lo­so­phi­scher Theo­re­me oder Über­zeu­gun­gen. Erwar­tet hät­te ich hin­ge­gen eine phi­lo­so­phi­sche Unter­su­chung des Lau­fens (Mark Row­lands gelingt das in Der Läufer und der Wolf zwar auch nicht erschöp­fend, aber wesent­lich bes­ser als die­sem Band), nicht eine läu­fe­ri­sche Betrach­tung der Phi­lo­so­phie.

Ganz beson­ders ärger­lich fand ich aber das deut­sche Füll­ma­te­ri­al. Viel mehr ist das näm­lich nicht. In einem Blog hät­ten die bes­ser Platz gefun­den (da kom­men sie bzw. ihr Kern, ihre Idee ja auch her): Isa­bel Bog­dan schreibt über ihren ers­ten 10-km-Lauf, Flo­ri­an Basch­ke über das Lau­fen mit Ipho­ne-Apps, Jan Drees über das Leicht­ath­le­tik­trai­ning und so wei­ter – das Pro­blem ist aber: Phi­lo­so­phie oder gar eine Phi­lo­so­phie des Lau­fens (oder wenigs­tens eine Ver­knüp­fung oder Ver­bin­dung von Phi­lo­so­phie und Lau­fen) kommt da über­haupt nicht vor, so dass die Tex­te – die als ein­zel­ne durch­aus nett sind – mich an die­sem Ort, in die­sem Zusam­men­hang ein­fach stö­ren: Das ist Unsinn, eine Mogel­pa­ckung. Zumal Peter Rei­chen­bach lei­der über­haupt nicht erklärt, war­um er die­sen Weg wählt, war­um das ori­gi­na­le Kon­zept einer phi­lo­so­phi­schen Beschäf­ti­gung aus unter­schied­li­chen phi­lo­so­phi­schen Blick­win­keln und Denk­schu­len mit ver­schie­de­nen Aspek­ten des Lau­fen nicht bei­be­hal­ten wur­de. So bleibt ein Buch, das weder Jog­ger noch Läu­fer, weder Spa­zier­gän­ger noch Wal­ker ist, son­dern ein uner­quick­li­ches Kud­del­mud­del.

Micha­el W. Aus­tin, Peter Rei­chen­bach (Hrsg.): Die Phi­lo­so­phie des Lau­fens. Ham­burg: mai­risch 2015. 197 Sei­ten. ISBN 978−3−938539−37−8

Traumkörper in Form

Heu­te im Bild-Blog:

Tat­säch­lich ist Michel­le Hun­zi­ker in 57:11 Minu­ten 9,095 km („Distan­za“) gelau­fen:

Es geht dar­um, ob sie wirk­lich – wie u.a. sty​le​book​.de behaup­tet und berich­tet – den Mai­land-Mara­thon gelau­fen ist. Der Auf­ma­cher dafür:

Tat­säch­lich ist Michel­le Hun­zi­ker in 57:11 Minu­ten 9,095 km („Distan­za“) gelau­fen:

Die Ant­wort ist ein­deu­tig: gar nicht. Wer für gut 9 Kilo­me­ter fast eine Stun­de braucht, ist nicht fit. In der Zeit lau­fe ich das ja rück­wärts …

Mehr als Marathon: Das „Handbuch Ultralauf“

Da ist es also end­lich, das „Hand­buch Ultra­l­auf“ – dann soll­ten jetzt ja end­lich mal alle Fra­gen geklärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­ti­ve Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe – ist Ultra­l­auf jetzt end­gül­tig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht – das Hand­buch weist selbst auf die tlw. sta­gnie­ren­den, tlw. mini­mal stei­gen­den Zah­len der Läu­fer und Läu­fe­rin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Rund­um­schlag: Von der Geschich­te des Ultra­ma­ra­thon­laufs bis zu spe­zi­fi­schen Trai­nings­plä­nen ist über Trai­nings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­ta­les Trai­ning, Ernäh­rungs- und ortho­pä­di­sche Fra­gen so ziem­lich zu jedem „Pro­blem“ des Ultras hier etwas zu fin­den. So rich­tig begeis­tern konn­te mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ers­ten 36 Sei­ten (kein unbe­trächt­li­cher Teil des Umfangs also) sind eigent­lich ver­schenkt. Da wird aus­führ­lich die Situa­ti­on der Ver­bän­de (inklu­si­ve ihrer Komit­tees und deren Vor­sit­zen­den) und der Meis­ter­schaf­ten auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne refe­riert – ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr pro­mi­nent dar­ge­stellt (inklu­si­ve der „inter­nen Strei­tig­kei­ten“ … – den VFUM hät­te man, bei aller Anti­pa­thie, hier durch­aus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die rest­li­chen Ver­bän­de wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gleich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­so­ri­schen Bemer­kun­gen zur Geschich­te des Ultra­l­aufs.1

Das Fazit nach dem ers­ten Fünf­tel also: Wenig hilf­reich bis­her. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zei­gen die Trai­nings­grund­la­gen für den Ultra­l­auf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wie­der erst ein­mal die übli­chen Trai­nings­for­men – exten­si­ve und inten­si­ve Dau­er­läu­fe, Inter­val­le, Fahrt­spie­le … -, aber wenigs­tens schön knapp, obwohl er mehr­mals dar­auf hin­weist, dass er genau das eigent­lich vor­aus­setzt (zusam­men mit mehr­jäh­ri­ger Mara­thon­erfah­rung). Vor allem tut er es aber mit spe­zi­el­ler Berück­sich­ti­gung der lan­gen Distan­zen und geht auch auf Aus­gleichs­trai­nings (Deh­nen, Kräf­ti­gungs­übun­gen) und Lauf-ABC jeweils knapp ein.

Dem fol­gen kur­ze (wirk­lich aus­führ­lich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernäh­rung (Olaf Hüls­mann), zu Pro­ble­men des Magen-Darm-Trakts beim lan­gen Lau­fen (Ste­fan Hin­ze), zu ortho­pä­di­schen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­ta­len Aspek­ten des Ultras und schließ­lich noch 25 Sei­ten Trai­nings­plä­ne (50km, 100km, 24h, Etap­pen­läu­fe).

Die abschlie­ßen­den 12 Sei­ten zur „Aus­rüs­tung“ waren wohl Pflicht für die Spon­so­ren,2 sind für den Läu­fer aber eher unnö­tig – schließ­lich ist das Hand­buch laut Ein­lei­tung doch aus­drück­lich für Ath­le­ten gedacht, die „bereits seit meh­re­ren Jah­ren im Lauf­be­reich trai­nie­ren“ (11) – was ja auch sinn­voll ist, bevor man den ers­ten Ultra angeht. Genau die­se Sport­ler wis­sen aber doch schon, was man beim Lau­fen anziehn soll­te, das es Puls­mes­ser und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kur­zer Lite­ra­tur-Anhang mit sehr aus­g­wähl­ten Titeln: (Basis-)Literatur zum Lau­fen all­ge­mein und zur Trai­nings­leh­re fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noa­kes doch auch was zum Ultra­l­auf drin steht), die Lis­te führt fast aus­schließ­lich medi­zi­ni­sche (gas­tro-ente­ro­lo­gi­sche und ortho­pä­di­sche, auch psy­cho­lo­gi­sche) Untersuchungen/​Artikel an.3

Also: Den Titel „Hand­buch“ hal­te ich für etwas über­trie­ben, sowohl hin­sicht­lich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 sei­ten (inkl. ver­schie­de­ner Lauf­be­rich­te, die mir teil­wei­se schon bekannt vor­ka­men, aus der UM oder den ent­spre­chen­den Inter­net­quel­len?, und kur­zen Läu­fer­por­träts, die aber sehr sche­ma­tisch gera­ten sind und die Per­so­nen kaum vor­stel­len. Es blei­ben dabei 180 Sei­ten eigent­li­cher Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sa­ge­kräf­ti­gen Fotos). Wenn man die Ver­an­stal­tungs­be­rich­te und Por­träts raus­nimmt, sind es noch 136 Sei­ten, davon aber auch 25 Sei­ten Defin­in­ti­on, Ultra-Geschich­te, die Dar­stel­lung der Ver­bän­de, Meis­ter­schaf­ten und gro­ßer Ver­an­stal­tun­gen (kurz beschrie­ben wer­den: Com­ra­des, Biel, Bad­wa­ter, Spar­t­ath­lon, Rod­gau, Kien­baum und Renn­steig) – letzt­lich blei­ben also nur noch gut 100 Sei­ten für den eigent­li­chen Inhalt übrig – kein Wun­der, dass mir vie­les etwas ober­fläch­lich dar­ge­stellt schien.

Ohne Zwei­fel wer­den alle wich­ti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschrei­bend, ohne ver­nünf­ti­ge, d.h. wirk­lich hel­fen­de Hand­lungs­emp­feh­lun­gen (ins­be­son­de­re im Bereicht der Ernäh­rung und Ver­dau­ung), zum Teil auch ein­fach nur sehr abs­trakt und wenig kon­kret.

Das Pro­blem, wes­we­gen das Hand­buch mir so unbe­frie­di­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Ers­tens ist Vie­les, gera­de das grund­le­gen­de Wis­sen, in den gro­ßen Büchern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schie­dens­ten Aus­prä­gung aus­rei­chend erklärt und beschrie­ben. Und zwei­tens gibt es zum Ultra­l­auf kei­ne bzw. nur weni­ge wirk­lich all­ge­mein gel­ten­den Ver­fah­rens­wei­sen, was die Aus­ge­stal­tung des Trai­nings im Detail z.B. betrifft, oder was die Ernäh­rung wäh­rend des Wett­kamp­fes angeht – und das muss Olbrich, der ja ohne Zwei­fel Ahnung und aus­rei­chen­de Erfah­rung hat und auch vie­le Läu­fer und Ver­an­stal­tun­gen gut kennt, eben immer wie­der kon­sta­tie­ren. Mich hat das ein wenig unbe­frie­digt hin­ter­las­sen, bei der Lek­tü­re.

Dazu kommt noch (wie­der ein­mal) ein unzu­rei­chen­des Lek­to­rat – sprach­lich mit­tel­mä­ßig, wech­selt der Text z.B. zwi­schen Duzen und Sie­zen, Satz­feh­ler etc. – das ärgert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das setzt sich im Text eben fort­wäh­rend fort. Das ist für Hob­by­pu­bli­ka­tio­nen o.k., ent­spricht aber nicht mei­nem Anspruch an offi­zi­el­le Ver­lags­ver­öf­fent­lich­tun­gen.

Viel Geme­cker also hier. Trotz­dem für den Ein­stei­ger sicher­lich nett und hilf­reich. Es geht aber eben auch bes­ser – behaup­te (und den­ke) ich. Ich ver­mu­te, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/​sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­l­äu­fer? Für am Ultra­ma­ra­thon Inter­es­sier­te? Soll es den Ultra­l­auf populär(er) machen oder dem Ultra­l­äu­fer, ob Anfän­ger oder Fort­ge­schrit­te­ner, als Nach­schla­ge­werk zur Sei­te ste­hen? Es will dann irgen­de­wie alles – und schafft dann nichts rich­tig befrie­di­gend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­l­auf [Mehr als Mara­thon! Trai­nings­plä­ne für 50 Km und mehr, Men­tal­trai­ning, Ernäh­rungs­tipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Sei­ten. ISBN 978−3−89899−657−0. 19,95 Euro.

  1. Die­se Geschich­te müss­te man wohl eigent­lich noch/​mal schrei­ben, aus Sicht des His­to­ri­kers ist das alles sehr unbe­frie­di­gend. Denn in der Geschichts­wis­sen­schaft pas­siert da ja durch­aus eini­ges, v.a. im Bereich der Kör­per­ge­schich­te und der Kul­tur­ge­schich­te über­haupt, was hier hin­pas­sen könn­te. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine ech­te Unsit­te der Sport­bü­cher, gera­de im Bereich Aus­rüs­tung, so etwas immer wie­der her­an­zu­zie­hen – das ärgert mich immer wie­der. Das „Hand­buch Ultra­l­auf“ ist, wie vie­le ande­re solch Bücher, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit „Runner’s World“-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­di­stan­zen …) – muss die­se Wer­bung für Polar (die angeb­lich das bes­te Com­pu­ter­pro­gramm zur Aus­wer­tung haben – Sport­Tracks als Alter­na­ti­ve wird nicht ein­mal erwähnt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kurio­sen Ein­trag „Wiki­pe­dia“ fin­det man noch. Unge­nau­er geht es ja eigent­lich nicht mehr – Was und Wann war das denn, in wel­cher Sprach­ver­si­on?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­len­an­ga­be „Inter­net“.

Tag der Schmerzen

Nach dem recht schö­nen und erfolg­rei­chen Guten­berg-Mara­thon war im Mai klar: Das ver­su­che ich noch­mal – beim Hes­sen­tags­ma­ra­thon in Ober­ur­sel. Und das war heu­te. Der Mara­thon war nicht nur eine gute Gele­gen­heit für einen lan­gen Lauf, son­dern auch mal wie­der ein schö­ne Mög­lich­keit, ande­re Läu­fer zu tref­fen – vor allem die vom Twit­ter­lauf­treff, aber auch eini­ge ande­re, u.a. Petra von den Streak­run­nern und Andi vom MMM.

Zunächst hieß es aber: früh Auf­ste­hen. Sehr früh. Nach dem Schlaf­man­gel der letz­ten Woche hat­te ich zwei Tage hin­ter­ein­an­der kaum fünf Stun­den Schlaf – das zehrt dann doch irgend­wie. Immer­hin, die Anrei­se nach Ober­ur­sel von Mainz aus war pro­blem­los: Mit dem Fahr­rad schnell hin­über nach Mainz-Kasel, von dort um 5:34 Uhr (!) mit der S9 nach Frank­furt, und dann wei­ter mit der S5 nach Ober­ur­sel – die war heu­te mor­gen ein rich­ti­ger Läu­fer­zug …

In Ober­ur­sel folg­te dann ein kur­zer Fuß­marsch zur Sport­hal­le der Grund­schu­le Mit­te (gera­de recht­zei­tig zum Hes­sen­tag fer­tig gewor­den, wie ich von einem Ein­hei­mi­schen erfah­re) und der „Check-In“, also Start­num­mer abho­len, Hand­tuch des Spon­sors DAK in Emp­fang neh­men (mit selt­sa­men Abmes­sun­gen – wofür das wohl gedacht ist?) und natür­lich der obli­ga­to­ri­sche Gang zur Toi­let­te. Dort war @speedrob etwas erstaunt, dass ich ihn in der War­te­schlan­ge anquat­sche 😉

Dann, beim Umzie­hen, das Tref­fen mit den ande­ren Läu­fern von Twit­ter­lauf­treff, Vor­stel­len, etwas Quat­schen und den Lauf vor­be­rei­ten. Nach dem Abge­ben des Klei­der­beu­tels (mit extra „Gadero­ben­num­mer“) wie­der ein kur­zer (sehr kur­zer) Fuß­weg zum Start – so weit, so gut alles. Am Start konn­ten wir dann noch Joe Kel­ly bei der Pres­se­ar­beit zuschau­en und lan­de­ten unver­se­hens ganz vor­ne in der Start­auf­stel­lung, weil der Start wei­ter hin­ten ist als wir dach­ten. Das hat­te aber schon sei­ne Rich­tig­keit, speedrob trug schließ­lich die Start­num­mer 1.

Und super­pünkt­lich geht es los – ganz unspek­ta­ku­lär, ohne Start­schuss, set­zen sich die 400 ?)Mara­tho­nis und die Start­läu­fer der 80 Mara­thon-Staf­feln um 8 Uhr in Bewe­gung. Die Halb­ma­ra­tho­nis durf­ten län­ger schla­fen, deren Start ist erst um 9:15 (bei fast 1000 Anmel­dun­gen eine sin­vol­le Lösung – auch wenn ich mir sicher bin, dass ich mich noch für 9 Uhr ange­mel­det hat­te – bei 8 Uhr hät­te ich wohl län­ger über­legt …). Der Mara­thon beginnt mit einer kur­zen Run­de durch die Stadt, einer klei­nen Schlei­fe auf den ers­ten bei­den Kilo­me­tern. Und dann geht es in den Wald – und gleich mal berg­auf. Nicht so sehr schlimm, noch sind die Bei­ne frisch. Aber es bleibt ja nicht der letz­te Anstieg.

Die Run­de führt uns im Zick­zack (zumin­dest emp­fin­de ich das so, auf der Kar­te sieht das gar nicht so schlimm aus) über eine Bogen durch die Wäl­der des Tau­nus­ran­des von Ober­ur­sel – ganz nett eigent­lich, da. Am Rand tou­chie­ren wir auch mal kurz zwei zu Ober­ur­sel gehö­ren­de Dör­fer. Und vor allem: Es geht immer auf und ab. Wirk­lich eben ist – zumin­dest in mei­ner Erin­ne­rung – kei­ne 10 % der Stre­cke. Meist ist es nicht so sehr steil (obwohl es auch eini­ge schon hef­ti­ge­re An- und Abstie­ge gibt), aber auch das macht sich bemerk­bar. So rich­tig fit fühl­te ich mich dabei von Anfang an nicht, ein­fach etwas schlapp und nicht so kna­ckig. Noch ist das aber über­haupt kein Pro­blem, so nach und nach fie­len die Kilo­me­ter.

Dann taucht auch schon die ers­te Ver­pfle­gungs­stel­le auf: Also kurz Was­ser fas­sen. Danach geht es über eine sehr schma­le Brü­cke und ein kur­zes Pfad­stück wei­ter durch den Wald. Bald folgt dann auch die kur­ze Wen­de­punkt-Stre­cke, bevor es wie­der hin­ab geht nach Ober­sted­ten, um das wir einen klei­nen Bogen schla­gen, bevor die zwei­te Ver­pfle­gung erreicht ist, die zugleich auch Staf­fel­wech­sel­zo­ne ist. Dann kommt ein ganz net­tes Stück­chen, am Feld­rand, und dann durch die Tan­nen­al­le zum Goti­schen Haus, wo es – wie­der ein­mal – im Wald berg­auf geht. Und da gings los: Der Magen krampft. Wie­so ist mir völ­lig unklar, das macht er sonst ja auch nicht bei mir. Es wird zwar immer wie­der bes­ser, aber auch immer wie­der schlech­ter: So ganz los wer­de ich das nicht mehr.

Über lan­ge Gera­den kom­men wir wie­der zum Nadel­öhr der Stre­cke bei der Ver­pfle­gungs­stel­le. Da kom­men mir nicht nur die füh­ren­den Halb­ma­ra­tho­nis ent­ge­gen, son­dern auch schon der ers­te Mara­thon – ein beacht­li­ches Tem­po hat er drauf, er wird mit einer sehr guten 2:39 ins Ziel kom­men. Die Ver­pfle­gung ist in die­ser Rich­tung etwas unprak­tisch, direkt am Aus­gang der Sta­ti­on geht’s näm­lich steil hoch auf die Hohe Mark. Gut, das lässt sich alles deich­seln, noch machen die Bei­ne mit. Aber ein ande­res Pro­blem taucht auf und wird nach der Hohen Mark, auf dem sanf­ten Berg­ab-Stück, doch deut­lich zu einem Pro­blem: Mein Kreis­lauf soli­da­ri­siert sich mit dem Magen und fängt auch schon zu spin­nen. Das hat­te ich ja noch nie … Das sind kei­ne wirk­lich erns­ten Pro­ble­me, aber immer wie­der wird mir zeit­wei­se etwas schumm­rig im Kopf, etwas unan­ge­nehm fühlt sich das beim Lau­fen an. Vielleicht/​hoffentlich liegt das am Schlaf­man­gel – mein Kör­per und mein Geist ist müde, die wol­len jetzt nicht auch noch einen Mara­thon lau­fen. Da ich ja nichts ris­kie­ren will, heißt das: Immer wie­der Tem­po raus neh­men. So lang­sam fin­den die Bei­ne das auch eine akzep­ta­ble Idee. Auf den letz­ten Kilo­me­tern der ers­te Hälf­te erwä­ge ich sogar, Schluss zu machen – mir ist das alles zu selt­sam heu­te. Aber dann siegt doch wie­der die Unver­nunft und der Kampf­geist 😉

Vor­erst geht es aber wei­ter berg­ab, zurück nach Ober­ur­sel. An den Orts­rand kom­men wir beim Krei­sel nach einem kur­zen Was­ser­fas­sen durch die Wen­de in die zwei­te Run­de nach 22 Kilo­me­ter. Ich habe für die ers­te Hälf­te (also den Halb­ma­ra­thon) so ca. 1:57 gebraucht – gar nicht so schlecht eigent­lich. Aber wohl doch zu schnell. Denn berg­auf wird es zur jetzt immer mehr Qual. Mei­ne drei Pro­ble­me des Tages addie­ren sich: Die erst Geh­pau­se ist nach 23 Kilo­me­tern am Berg fäl­lig. Und sie bleibt nicht die letz­te. Denn der Magen grum­melt und krampft immer öfter – so rich­tig viel Spaß macht das nicht mehr. Die Geh­pau­sen häu­fen sich – alle Anstie­ge bewäl­ti­ge ich so: Die höhe­re Anstren­gung des Berg­auf-Lau­fens mag näm­lich weder Kreis­lauf noch Magen noch tole­rie­ren. Aber es geht wei­ter. Und so lang­sam wer­den die Zah­len auf den Kilo­me­ter­schil­dern höher, irgend­wann steht auch mal eine 3 vor­ne. Aber dann noch ein­mal der lan­ge, sanf­te Anstieg, vor­bei am Goti­schen Haus, hoch in den Wald. Das zieht sich jetzt ver­dammt lan­ge … Vor allem zieht es sich bis zur nächs­ten Ver­pfle­gungs­stel­le. Da ver­su­che ich, ob Cola (neh­me ich ger­ne kurz vor Schluss) heu­te ok ist – es scheint zumin­dest nichts zu ver­schlim­mern. Dann der letz­te stei­le Hang hoch zur Hohen Mark, die letz­ten 4,5 Kilo­me­ter … Inzwi­schen mag mein Forerun­ner die­ses elen­de Gewür­ge, das ich jetzt Lau­fen nen­ne, mehr mit anse­hen und pro­to­kol­lie­ren und hat sich abge­schal­tet (offen­bar hat er sich in der Nacht mal wie­der selb­stän­dig ange­stellt – ges­tern abend war der Akku voll).

Und dann end­lich Kilo­me­ter 40, der letz­te Abstieg nach Ober­ur­sel. Jetzt noch ein­mal alles mobi­li­sie­ren, um lau­fend ins Ziel zu kom­men! Das gelingt auch, die Uhr steht bei 4:24 irgend­was. Das ist – mit Abstand – mei­ne schlech­tes­te Zeit. Ange­fühlt hat sie sich aber ver­dammt hart – der Hes­sen­tags­ma­ra­thon kam mir vor wie der här­tes­te Mara­thon in mei­ner Samm­lung bis­her. Das lag aber nicht nur an mei­ner wack­li­gen Kon­sti­tu­ti­on heu­te, son­dern natür­lich auch am feh­len­den Trai­ning – irgend­wann merkt man’s halt doch 😉

Im Ziel habe ich erst­mal ordent­lich gebe­chert – Was­ser, Apfel­saft, eine Bana­ne – und das obli­ga­to­ri­sche Bier. Dann bin ich zurück in die Grund­schu­le gewan­dert, geduscht und umge­zo­gen (alles pro­blem­los – kal­tes Was­ser ist ja ok, so lan­ge es noch nass macht), das Finis­her-Shirt abge­holt und die ande­ren wie­der­ge­trof­fen. Zumin­dest einen Teil … – die meis­ten Halb­ma­ra­tho­nis waren des War­tens schon über­drüs­sig gewor­den … Tja, und das war’s ja dann auch schon wie­der: Ab zum Bahn­hof und heim – genug geschafft für heu­te.

Der Aus­rich­ter TSG Ober­ur­sel hat mit dem Hes­sen­tags­ma­ra­thon – immer­hin das ers­te Mal, dass er statt­fand – eine ordent­li­che Arbeit geleis­tet. Die Orga­ni­sa­ti­on war ins­ge­samt sehr zuver­läs­sig und gut (schön auch die sehr aus­führ­li­che „Vor­be­rei­tungs-E-Mail“ mit allen wesent­li­chen Daten zum Ablauf), die Stre­cke per­fekt aus­ge­wie­sen und abge­sperrt, die Kilo­me­ter alle schön mar­kiert, eine Men­ge Hel­fer waren unter­wegs. Des­halb die fol­gen­de Kri­tik bit­te nicht zu hoch hän­gen: Eine Ver­pfle­gungs­sta­ti­on mehr auf der Run­de wäre nicht ver­kehrt gewe­sen, die Abstän­de waren grenz­wer­tig (und ich habe gehört, für man­che auch schon zu groß – es gab wohl den einen oder ande­ren Pro­blem­fall). Für die Mara­tho­nis hät­te ich mir – z.B. am Krei­sel bei der Wen­de – auch ein paar Bana­nen oder so gewünscht: Der Start war recht früh, nicht jeder hat vor­her wirk­lich aus­gie­big gefrüh­stückt. Und dann habe ich noch nie bei einem Lauf, ob Mara­thon oder weni­ger, so wenig Sani­tä­ter gese­hen – näm­lich eigent­lich nur an einer Stel­le und im Ziel. Viel­leicht stan­den die in Bereit­schaft gut ver­steckt, aber das hat mich schon gewun­dert. Sicher, bis auf einen Abschnitt im Wald waren die Hel­fer ziem­lich gut ver­teilt und sehr prä­sent, so dass es nicht all­zu schwie­rig gewe­sen wäre, Hil­fe anzu­for­dern.

Schön war aber auch: Es gab erstaun­lich viel Stim­mung für so eine ein­ma­li­ge, erst­ma­li­ge Ver­an­stal­tung – klar, das meis­te war im Wald, aber in den bewohn­ten Gebie­ten gab es viel Anfeue­rung für die Läu­fer. Und inter­es­sant: Die Staf­feln waren erstaun­lich lang­sam – da sind tat­säch­lich eini­ge mit und nach mir ins Ziel gekom­men. Ich hat­te eigent­lich erwar­tet, dass die spä­tes­ten­snach 3,5 Stun­den alle durch wären.

 

Marathon geht auch ohne Training

Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gleich klar­zu­stel­len, ver­nünf­tig ist das über­haupt nicht. Und emp­feh­lens­wert auch nicht so rich­tig.

Aber von vor­ne: Nach lan­gem Über­le­gen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wie­der für den Main­zer Guten­berg-Mara­thon ange­mel­det. Ich war mir zwar noch nicht sicher, ob ich den auf neue  Best­zeit lau­fen wür­de oder ein­fach so. Aber Trai­ning hat­te ich schon geplant. Dann woll­te aber zunächst mei­ne Fer­se nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wie­der Febru­ar – und ich ging beim 5. Main­zer Maar­aue-Mara­thon auf den letz­ten Run­den ziem­lich kläg­lich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läu­fe fehl­ten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­ti­on, end­lich mal wie­der in ein rich­ti­ges, gere­gel­tes, ordent­li­ches Mara­thon-Trai­ning ein­zu­stei­gen. Statt­des­sen spiel­te ich quer­feld­ein her­um und begann, öfters in den Fiv­e­fin­gers zu lau­fen – was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehö­ri auf die Distan­zen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jah­res-Mar­ke woll­te ich nicht klein bei­geben. Und dann war der April auch schon wie­der fast zu Ende und ich stand end­gül­tig vor der Ent­schei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Lau­fe ich trotz allem ver­suchs­wei­se einen Mara­thon? Oder höre ich nach der ers­ten Run­de auf? Ganz aus­fal­len las­sen woll­te ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigent­lich zu hoch. Also mein vor­läu­fi­ger Beschluss: Ich lau­fe zunächst den (sowie­so schon geplan­ten und gemel­de­ten) Fran­ken­stein­lauf mit den Fiv­e­fin­gers. Und am Wochen­en­de danach stel­le ich mich ein­fach an den Start, lau­fe los und schaue, was dabei raus­kommt – durch­aus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Fran­ken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich rie­si­ge Bla­sen unter den bei­den Fer­sen. Vor allem der lin­ke Fuß (und links ist sowie­so die Sei­te, wo bei mir alle Unfäl­le pas­sie­ren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kur­zen Läu­fen geschont. Beim ers­ten etwas „län­ge­ren“ Lauf, der Drei­brü­cken­run­de mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ners­tag hat­te ich wohl doch die fal­schen Schu­he erwischt. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerie­ben und die Bla­se – die ja nicht nur auf der Soh­le war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hoch­zog – fing an, sich zu öff­nen. Das war jetzt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Bla­se war näm­lich noch reich­lich emp­find­lich. Also wie­der alles in Fra­ge stel­len? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand wei­ter­hin. Zumal ich mich inzwi­schen einer klei­nen Grup­pe Main­zer Läu­fer ange­schlos­sen hat­te, die beim Mara­thon mit ent­spre­chen­den T‑Shirts für den Aus­stieg aus der Atom­ener­gie wer­ben woll­ten – ein Rück­zug war jetzt also nicht mehr mög­lich.

Und dann war es auch schon Sonn­tag. Der Wecker klin­gel­te um acht Uhr, das soll­te mir genü­gend Zeit geben, mich vor­zu­be­rei­ten. Denn das Wich­tigs­te heu­te war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs krit­schen und gefähr­de­ten Stel­len der Füße wur­den groß­zü­gig mit Leu­ko­tape gesi­chert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Kla­ren, wie das aus­ge­hen wür­de … Kurz vor Neun mach­te ich mich dann auf den kur­zen Fuß­weg zum Start an der Rhein­gold­hal­le. Eigent­lich waren die Läu­fer „gegen Lauf­zeit­ver­län­ge­rung“ am Ende des ers­ten Start­blo­ckes ver­ab­re­det. Aber das war offen­sicht­lich kei­ne gute Idee gewe­sen – gefun­den haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Start­auf­stel­lung in Mainz ist zwar theo­re­tisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spä­tes­tens um 9.20 Uhr in tota­les Cha­os auf. Im ers­ten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Oran­ge. Und das merkt man auf den ers­ten Kilo­me­tern, die ja sowie­so ein ziem­li­ches Gewu­sel sind, doch sehr deut­lich.

Irgend­wann war es dann wie­der soweit: Die häm­mern­de 08/15-Tech­no­mu­sik durf­te schwei­gen, der Mara­thon wur­de gestar­tet. Selbst für den ers­ten Block dau­ert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Start­li­nie ist und los­lau­fen kann. 12000 Läu­fer sei­en am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strah­len­dem Son­nen­schein und schon mor­gens ange­neh­men 20 °C gibt es kaum Aus­re­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schau­te, was so pas­siert – mit mir und mei­nen Füßen. Und mei­nen untrai­nier­ten Mus­keln. Bald hin­term Start hol­te mich der ers­te Anti-Atom-Läu­fer ein, zog aber bald wei­ter, weil er einen zügi­ge­ren Halb­ma­ra­thon geplant hat­te. Etwas spä­ter wie­der­um hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blie­ben bis kurz vor der Halb­ma­ra­thon­mar­ke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ers­ten Ver­pfle­gung auf dem Weks­ge­län­de von Schott war gro­ßes Cha­os – ange­sichts der Wär­me woll­ten die meis­ten Läu­fer gleich von Anfang an trin­ken, was die hilfs­be­rei­ten Was­ser­aus­schen­ker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst eini­ge Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Stre­cke: In unse­rem Tem­po waren ziem­lich vie­le unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwi­schen 5’20 und 5’30. Mei­ne Tak­tik sah eigent­lich gaaaa­anz anders aus: Da ich mei­ne Form über­haupt nicht ein­schät­zen konn­te, hat­te ich mir das voll­kom­men will­kür­li­che Ziel der Vier-Stun­den-Mar­ke gesetzt, was – vor allem am Anfang – eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeu­tet hät­te. Aber irgend­wie liefs ein­fach locker und ange­nehm – durch’s Mom­ba­cher Gewer­be­ge­biet und dann wie­der durch den gro­ßen Hot­spot Mom­bach – die ganz selbst­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaup­te­ten, die bes­te Stim­mung an der Stre­cke zu haben, zurück in Rich­tung der Main­zer Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wie­der eini­ge Schlen­ker und Kur­ven durch die Wohn­ge­bie­te der Neu­stadt. Aber inzwi­schen, nach sie­ben, acht Kilo­me­tern, mach­te das Lau­fen in die­sem Tem­po rich­tig viel Spaß. Auch wenn ich anfing zu grü­beln, wie wohl mei­ne zwei­te Run­de aus­se­hen wür­de – Roland woll­te ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aus­stei­gen um sei­ne Kräf­te für den Renn­steig-Mara­thon zu spa­ren.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tus­kir­che her­um und eil­ten schon wie­der auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wie­der der Moment, wenn man von der Lang­gas­se auf die Lud­wig­stra­ße ein­biegt, und in die Publi­kums­mas­sen ein­taucht – da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augus­ti­ner­stra­ße war wie­der klas­se Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, beginnt ja der etwas abschre­cken­de Teil der ers­ten Run­de: Die ewig lan­ge Gera­de nach Wei­se­nau, die man nach der Wen­de – die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist – auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te wie­der zurück­lau­fen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stadt­aus­wärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter wei­ter ist … Wenn man das aber mal kennt, ver­liert auch die­se Gera­de ihren Schre­cken. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­ma­ra­thon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­ter­chen sind das auch noch). Wir blie­ben unse­rem Tem­po aber wei­ter­hin treu. Klar, inwz­si­chen merk­te ich schon, dass die mus­ku­lä­re Belas­tung stieg – über 16 Kilo­me­ter bin ich in die­sem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­lau­fen. Und da war ich inzwi­schen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu lau­fen. Bei der letz­ten Ver­pfle­gung vor dem Halb­ma­ra­thon ver­lor ich Roland dann lei­der total – kei­ne Ahnung, wo der abge­blie­ben ist.

Mir jeden­falls ging’s jetzt rich­tig gut. Mein neu­er Plan hieß jetzt: Tem­po hal­ten, den – von mir als unver­meid­lich erwar­te­ten – Ein­bruch so lan­ge wir mög­lich hin­aus­zö­gern. In der Tat konn­te ich dann auf dem Beginn der zwei­ten Run­de das Tem­po sogar noch erhö­hen: Jetzt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Stre­cke wird ja in Mainz nach dem Pas­sie­ren der Rhein­gold­hal­le immer schlag­ar­tig leer: Von den 8021 Ziel­ein­läu­fen in die­sem Jahr ent­fal­len 6776 auf den Halb­ma­ra­thon, nur 1245 lau­fen den Mara­thon (und davon wie­der­um sind gera­de ein­mal 170 Frau­en – beim Halb­ma­ra­thon ist der Geschlech­ter­un­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zwei­ten Run­de mach­te mir das Lau­fen noch viel Spaß. Jetzt kam auch noch – psy­cho­lo­gisch ganz vor­teil­haft – hin­zu, dass ich kon­ti­nu­ier­lich Läu­fer über­hol­te (mit Aus­nah­me der fri­schen Staf­fel­läu­fer natür­lich, von denen sind eini­ge an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­ge­zeich­net vor­ran ging, modii­zier­te ich mei­nen Plan noch ein­mal. Vor­sorg­lich (ohne wirk­lich davon über­zeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mer­gels mit­ge­nom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jetzt peu-a-peu zum Ein­satz. Das ers­te Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sicht­wei­te der nächs­ten Ver­pfle­gung. Denn für die Din­ger braucht man ordent­lich Was­ser. Davon hat­te ich­heu­te eh‘ schon eini­ges geschluckt: Bei jeder Ver­pfle­gungs­stel­le habe ich mir versorgt,die Hit­ze woll­te ich nicht als Ent­schul­di­gung gel­ten las­sen. Wo mög­lich, habe ich­auch mei­ne Müt­ze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gleichs­wei­se sehr kühl) getaucht und so mei­nen Kopf etwas abge­kühlt – auch wenn das nie lan­ge vor­hält. Die Ent­schei­dung für den Gel­ein­satz war aber sehr rich­tig: Die DIn­ger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub – sie ermög­li­chen, wirk­lich das Letz­te aus den Mus­keln her­aus­zu­ho­len.

Die Schlei­fe durch Hes­sen, durch Kost­heim, fin­de ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf klei­ne­ren Stra­ßen durch die Wohn­ge­bie­ten. Und unheim­lich vie­le Anwoh­ner sind im Vor­gar­ten und feu­ern an. Oder spen­den mit dem Was­ser­schlauch eine klei­ne Dusche – bei mitt­ler­wei­le gut 25 °C (und wei­ter­hin wol­ken­lo­sem Him­mel) eine sehr will­kom­me­ne Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wur­de mir dann aber recht lang: Die letz­te Was­ser­sta­ti­on lag schon wie­der zwei Kilo­me­ter zurück, ich hät­te ein paar Schluck Feuch­tig­keit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theo­or-Heuss-Brü­cke. Allein die Tat­sa­che, dass ich wei­ter­hin über­hol­te, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brü­cke fiel ich dann aber doch in ein klei­nes Loch: Jeztt wur­de es rich­tig schwer. Und bis zur Ver­pfle­gung bei Schott zog es sich – die Rhein­al­lee ist da, mit den paar ver­steu­ten Läu­fern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedan­ken spiel­te.

Auf dem Werks­ge­län­de kam dann das nächs­te Gel zum Ein­satz. Zum Glück spiel­te mein Magen mit: Die Ham­mer­gels – heu­te hat­te ich nur „Espres­so“ dabei – schme­cken zwar auch nicht beson­ders lecker, sind für mich aber sehr gut ver­träg­lich. Trotz Ener­gie­schub durch Gl pen­del­te sich der Schnitt wie­der etwas tie­fer ein – bzw. es wur­de här­ter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schlei­fe durch das Mom­ba­cher Gewer­be­ge­biet ging dann über­ra­schend schnell her­um – davor hat­te ich eigent­lich mehr Angst. Mom­bach selbst war dann ok, lang­sam ging es aller­dings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jetzt deut­lich mehr als auf der ers­ten Run­de. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein biss­chen – unauf­halt­sam, aber in klei­nen Schrit­ten. In der Bau­haus­stra­ße dann schließ­lich das vier­te Gel – bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glau­be aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordent­lich Kraft und Pep die rie­si­ge Stei­gung von geschätz­ten zwei Metern der Lang­gas­se hoch­zu­lau­fen und vor allem in Ange­sicht des gro­ßen Publi­kums nicht doch noch Geh­pau­sen ein­le­gen zu müs­sen. Und wenn man zum zwei­ten Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigent­lich geschafft – kei­ne zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augu­t­i­ner­stra­ße hin­un­ter, am Süd­bahn­hof dies­mal gleich links zurück zur Rhein­gold­hal­le. Der letz­te Kilo­me­ter, die schön lan­ge Ziel­ge­ra­de, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jetzt fing das wah­re Lei­den aber erst an. Mei­ne Bei­ne waren nciht sehr damit ein­ver­stan­den, plötz­lich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortzdem, dass die Mus­keln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt stei­fer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wuss­te offen­bar nicht so recht, was er mit der plötz­li­chen Ände­rung machen soll­te. Ein Krug kal­tes Was­ser über den Schä­del tat ganz gut. Eigent­lich wolt­le ich ja auch was trin­ken, aber das ging kaum noch. Was­ser konn­te ich nich mehr sehen, Fru­bi­a­se war jetzt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und mei­ne Hose ja von Schweiß und Was­ser trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekann­tes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hau­se stol­ziert. Dort woll­te ich mich eigent­lich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­si­ons­strümp­fe aus­zu­zie­hen. Jetzt aber ent­schied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minu­ten spä­ter war ich dann weigstns wie­der fit genug für die Dusche … Aber so rich­tig erholt war ich erst zwei Stun­den spä­ter wie­der – und freue mich schon auf den sicher­lich mör­de­ri­schen Mus­kel­ka­ter, den ich mor­gen haben wer­de .. Aber immer­hin gehör­te ich nicht zu den durch­aus zahl­rei­chen Läu­fern, die im Kran­ken­wa­gen lan­de­ten – die Ret­tungs­diens­te hat­ten näm­lich heu­te so einigs zu tun.

Also: Mara­thon ohne ent­spre­chen­des Trai­ning geht durch­aus mal. Ist aber auch – im Ver­gleich zur erlau­fe­nen Zeit – ziem­lich anstren­gend …

Und noch ein paar Bil­der:
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Vom Wert des Trainings: 5. Maaraue (Ultra-)Marathon Mainz

End­lich! Schon eini­ge Male wäre ich ger­ne beim Maar­aue Mara­thon Mainz (MMM) mit­ge­lau­fen, aber bis­her hat es ter­min­lich nie geklappt. Heu­te war also Pre­miè­re für mich. Die ande­ren waren schon ein­ge­spielt, die meis­ten waren schon mal dabei.
Der MMM ist ein typi­scher pri­vat orga­ni­sier­ter Ein­la­dungs­lauf, erst­mal zum 40. Geburts­tag von Sascha Kauf­man, der jetzt immer wie­der dazu ein­lädt. Das ist denk­bar ein­fach: Gelau­fen wird fünf Mal die klas­si­sche Drei­brü­cken­run­de. Start war heu­te erst­mals auf dem Park­platz an der Main­spit­ze – bis­her immer klei­ner gewe­sen. Bei der 5. Auf­la­ge waren über zwan­zig Läu­fer und Läu­fe­rin­nen dabei.

Im Grun­de ist das ein­fach ein gemein­sa­mer – mehr oder weni­ger – Trai­nings­lauf. Auf­grund der „offi­zi­el­len“ Aus­schrei­bung in Saschas Blog zählt das aber als wer­tungs­fä­hi­ge Lauf­ver­an­stal­tung und wird auch in die Sta­tis­tik der DUV auf­ge­nom­men – für man­che Mara­thon­samm­ler ist das ja nicht ganz unwich­tig.

Jeden­falls wird für den MMM kein gro­ßes Orga­ni­sa­ti­ons­klim­bim ver­an­stal­tet: Die Stre­cke wird wäh­rend der ers­ten Run­de noch mit ein paar Pfei­len mar­kiert, aber nicht abge­sperrt. Ist aber auch kein Pro­blem, für so ein paar Han­seln. Die sich noch dazu weit ver­tei­len, spä­tes­tens nach der ers­ten Run­de. Die­ses Mal gab es, weil Sascha sich um Spon­so­ren bemüht hat (Start­geld wird ja kei­nes genom­men), sogar noch eine klei­ne Star­ter­tü­te – mit Wer­be­ma­te­ri­al vom Hoch­wald­ma­ra­thon, von GO-Mainz – inkl. ein paar Gum­mi­bär­chen, eine klei­ner Dose Pull­moll und eini­gen Trau­be­zu­ckern aus der Rochus-Apo­the­ke in Mom­bach. Ach ja, GO spen­dier­te auch noch eine klei­ne Dose „Vino friz­zan­te bian­co di Ita­lia“ – nicht gera­de ein typi­sches Läu­fer­ge­tränk. Und Start­num­mern gab es tat­säch­lich auch – so durf­te ich öfters erklä­ren, was wir da eigent­lich trei­ben …

Gestar­ten sind wir mit mini­mals­ter Ver­zö­ge­rung unter Beob­ach­tung der Pres­se um kurz nach 10 Uhr. Dann ging es eben los auf die mir ja aus­rei­chend gut bekann­te Run­de, durch Kost­heim an den Rhein, zum Kas­tel, unter der Theo­dor-Heuss-Brü­cke durch und hin­ter der DLRG hin­auf auf die Brü­cke. In Mainz dann ganz lang­wei­lig (…) am Ufer ent­lang hoch zur Eisen­bahn­brü­cke und hin­über auf die Main­spit­ze. Das Gan­ze dann fünf Mal – und fer­tig ist der Mini-Ultra.

Die ers­te Run­de war schön gemüt­lich, irgend­wo zwi­schen 5:20 und 5:30 (auf die Uhr habe ich kaum geschaut). Auch die zwei­te Run­de unge­fähr im glei­chen Tem­po hat noch rich­tig viel Spaß gemacht. Auf der drit­ten Run­de – ich war immer noch im sel­ben Tem­po­ge­biet unter­wegs – hat­te ich dann die gro­ße Ehre, für weni­ge hun­dert Meter die Spit­ze des Lauf­fel­des zu sein – der eigent­li­che Front­läu­fer hat am Auto sei­ne Schu­he gewech­selt. Aber Lauf­feld ist eh‘ über­trie­ben – spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt war von den aller­meis­ten Läu­fern hin­ter uns nichts mehr zu sehen.

Das ging bei mir ganz gut bis in die vier­te Run­de. Klar, inzwi­schen wur­de das Tem­po anstren­gend – etwas ande­res hat­te ich auch nicht erwar­tet. Es ging also nur noch dar­um, den Ein­bruch mög­lichst lan­ge hin­aus­zu­zö­gern. Auf der vier­ten Run­de, ziem­lich genau drei Stun­den war ich inzwi­schen unter­wegs, war es dann soweit. Die Mus­keln macht unheim­lich schnell schlapp. Und auch mein Ener­gie­haus­halt ging rapi­de dem Ende zu – also erst ein­mal eine Geh­pau­se. Die zog sich etwas … Kurz vor Ende der vier­ten Run­de habe ich dann ernst­haft über­legt, es damit und also mit 36 Kilo­me­tern gut sein zu las­sen. Aber irgend­wie hat­te ich kei­ne Lust, abzu­bre­chen. Also zog ich wei­ter – immer im Wech­sel zwi­schen Gehen und Lau­fen. Beim Lau­fen merk­te ich zuneh­mend, dass mein Kreis­lauf nicht mehr der sta­bils­te war. Offen­bar hät­te ich doch unter­wegs zwi­schen­durch mal Ener­gie zufüh­ren sol­len, und nicht nur ein paar Schlu­cke Was­ser neh­men.

Mitt­ler­wei­le ging mir (und nicht nur mir) auch der Wind gehö­rig auf den Wecker: Die stür­mi­schen Böen zerr­ten nicht nur an Klei­dung und Start­num­mer, son­dern auch an den Ner­ven. Ein paar Mal wur­de ich dann auch noch über­holt – aber erstaun­lich, wie lan­ge das gedau­ert hat. Immer­hin, irgend­wann war ich wie­der auf der Main­zer Sei­te – ein Ende also in Sicht. Mit dem bewähr­ten Wech­sel zwi­schen Gehen (natür­lich bei allen Brü­cken­auf­gän­gen) und Lau­fen kam ich dann schließ­lich noch ins Ziel – nach 4:40:36. Kei­ne beson­de­re Glanz­leis­tung … Aber so ist das eben, wenn man beim Trai­ning schlu­dert und eher wenig Lust auf die lan­gen Läu­fe hat – das rächt sich. Garan­tiert. Mor­gen wer­de ich wohl einen ganz net­ten Mus­kel­ka­ter haben …

Die ers­ten Ergeb­nis­se sind auf die­sem Bild zu bewun­dern.
Mein Stre­cken­pro­to­koll (der Forerun­ner hat 45,6 km gemes­sen) bei run­sa­tur­day.
Und Mein Tem­po-Dia­gramm:

Tempokurze des 5. MMM am 5.2.2011

Tempo/​Zeit

Der Moment, an dem ich gegen die Wand gelau­fen bin, wird ziem­lich deut­lich …

Karnazes: Endurance 50 (oder: 50/​50)

nun ja. Ent­ge­gen Kar­na­zes‘ Dar­stel­lung ist die Idee, Mara­thons in Serie zu lau­fen, weder extrem noch neu noch gar lebens­be­droh­lich. Das ein­zi­ge, was ihn von ande­ren Unter­neh­men unter­schei­det, ist die vie­le Fah­re­rei durch die USA. Und natür­lich die Ver­mark­tung mit/​für The North Face – nicht zufäl­lig sind alle sei­ne „Lieb­lings­aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de“ von die­ser Mar­ke. Das Lau­fen der Mara­thons wird mit zuneh­men­der Dau­er auf der „Tour­nee“ auch immer unwich­ti­ger. Statt­des­sen ent­wi­ckelt sich das Buch vom Erfah­rungs­be­richt des „Endu­rance 50“-Unternehmens zu einem all­ge­mei­nen Lauf­buch mit dem übli­chen Geplau­der über die Vor­tei­le des Lau­fens und wie mans rich­tig macht. Im Gegen­satz zum „Ultra­ma­ra­thon Man“ also über­haupt nicht emp­feh­lens­wert – weder in Bezug auf die tat­säch­li­che Leis­tung noch in Bezug auf die Lek­tü­re­qua­li­tät.

Sicher nicht ohne Grund fehlt jeder Ver­weis auf ande­re Etap­pen­läu­fe, von den gro­ßen Unter­neh­men wie dem Trans­eu­ro­pa-Foot­ra­ce oder dem ame­ri­ka­ni­schen Pen­dant ganz zu schwei­gen – die Leu­te dort lau­fen wesent­lich mehr als einen Mara­thon am Tag und das auch über län­ger als 50 Tage. So eine Rela­ti­vie­rung der eige­nen Leis­tung kann Kar­na­zes, der ja ger­ne mit der (frei­lich nicht von ihm stam­men­den) Behaup­tung, der „fit­tes­te“ Mann der Welt zu sein, koket­tiert, nicht gebrau­chen. Die sport­li­che Leis­tung fin­de ich jetzt nicht so über­ra­gend – fast alle Mara­thons lief Kar­na­zes im Bereich zwi­schen 3:30 h und 4:15 – das ist nicht beson­ders schnell. Dafür macht er schö­ne Anfän­ger­feh­ler – küm­mert sich nicht recht­zei­tig um eine Bla­se, was sich – wenn man sei­ner Beschrei­bung glau­ben darf – bis kurz vor die Fuß­am­pu­ta­ti­on aus­wei­tet …

Dean Kar­na­zes: 50/​50. Secrets I Lear­ned Rnning 50 Mara­thons in 50 Days – and How You Too Can Achie­ve Super Endu­rance! (mit Matt Fitz­ge­rald). New York 2009 [2008]. 286 Sei­ten. ISBN 978−0−446−58184−4.

Leidenschaft Laufen

„Nichts ist so edel, tief und irra­tio­nal wie unser Lau­fen – und nichts so wild und urtüm­lich.“ (24)

So schreibt es Bernd Hein­rich, (Ultra-)Marathoni und Bio­lo­ge. Er hat eines der bes­ten Bücher über sei­ne bei­den Lei­den­schaf­ten geschrie­ben: Die Natur­welt und das Lau­fen. So heißt es auch: „Lau­fen. Geschich­te einer Lei­den­schaft“. Und der Unter­ti­tel trifft es sehr genau: Denn um Lei­den­schaf­ten geht es hier. Nicht nur um das Lau­fen als Sport, als Fort­be­we­gungs­form oder als Wett­kampf, son­dern auch um Bio­lo­gie und ihre Läu­fer, die Käfer zum Bei­spiel, oder auch ande­re Aus­dau­er-Tie­re wie die Zug­vö­gel. Denn Hein­rich ist nicht nur Mara­thon- und Ultra­l­äu­fer ers­ter Klas­se (Anfang der 80er lief er US-Rekor­de über 100 Kilo­me­ter (in 6:38:21) und im 24-Stun­den-Lauf z.B., hat auch eini­ge gute Mara­thon-Zei­ten deut­lich unter 2:30 erlau­fen), son­dern auch Bio­lo­ge – offen­bar genau­so mit Leib und See­le, wie er das Lau­fen ver­folgt …

Der bio­lo­gisch gebil­de­te und geschul­te Hin­ter­grund die­se Läu­fers macht sich also bemerk­bar. Und zwar auf sehr ange­neh­me Wei­se. Schon die ers­te Schil­de­rung eines Mor­gen­lau­fes ist phan­tas­tisch (wahr­haf­tig!) – nicht nur, was er alles sieht – das ist offen­bar Mon­ta­ge vie­ler, jah­re­lan­ger Läu­fe – son­dern auch die Genau­ig­keit nicht nur des Erken­nes & Beob­ach­tens, son­dern auch des Ken­nens und Benen­nens – da merkt man den Natur­wis­sen­schaft­ler sehr deut­lich … Aber das ist trotz­dem (oder gera­de des­we­gen) so anschau­lich beschrie­ben, dass man den Läu­fer und sei­ne Umge­bung wirk­lich vor sich sieht. Und am liebs­ten sofort auf­bre­chen möch­te, genau so zu lau­fen – aber drau­ßen reg­net es gera­de, also lie­ber noch etwas wei­ter lesen.

Ich füh­le mich gut und spü­re, wie mir fri­sche Kräf­te erwach­sen durch die Erwar­tung der Din­ge, die hin­ter der nächs­ten Bie­gung mei­ner har­ren, durch die Erin­ne­rung an frü­he­re Läu­fe und gele­gent­lich auch durch die Vor­freu­de auf ein Wett­ren­nen in der Zukunft. (18)

Hein­rich ver­quickt hier sehr schön sei­ne per­sön­li­che Lauf­bio­gra­phie bis zu ihrem Höhe­punkt, den US-Meis­ter­schaf­ten im 100-Kilo­me­ter-Lauf in Chi­ca­go 1981 mit biologischen/​physiologischen Beob­ach­tun­gen und Erkennt­nis­sen zum Aus­dau­er­sport. Davon, von dem Wett­kampf und sei­nen Vor­be­rei­tun­gen, aus­ge­hend blickt er zurück bis in sei­ne frü­he Kind­heit in Deutsch­land und Ame­ri­ka, sei­ne frü­he Begeis­te­rung für das Lau­fen drau­ßen in der Natur und sogleich auch die Beob­ach­tung die­ser Natur, sei­ne ver­schie­de­nen Ansät­ze, Lau­fen als Sport zu betrei­ben. Und dazwi­schen und mit­ten­drin ganz viel (für mich) Span­nen­des und Inter­es­san­tes aus der Tier­welt – über Zug­vö­gel, Insek­ten, Homi­ni­den, Gabel­bö­cke und Zie­gen oder Gepar­den glei­cher­ma­ßen. Immer unter dem Aspekt: Wie schaf­fen es die­se Arten, ihre beson­de­ren Fähig­kei­ten hin­sicht­lich der Fort­be­we­gung so zu erbrin­gen, wel­che Vor­aus­set­zun­gen bil­de­ten sie im Lau­fe der Evo­lu­ti­on für gro­ße Aus­dau­er- oder kur­ze Hoch­ge­schwin­dig­keits­leis­tun­gen aus. Und Hein­rich, der bei Insek­ten auch auf die­sem Gebiet als Bio­lo­ge geforscht hat, ver­sucht dann, die­ses Wis­sen auf den mensch­li­chen Läu­fer zu über­tra­gen, zum Bei­spiel sei­ne Ener­gie­ver­sor­gung vor und wäh­rend des Ultra­l­au­fes nach die­sen Erkennt­nis­sen zu gestal­ten (er benutz­te dann bei sei­nem 100er aus­schließ­lich Prei­sel­beer­saft …). Und als Neben­pro­dukt fällt ein schö­ner Ver­gleich der bei­den Mus­kel­fa­ser­ty­pen ab:

Ein anae­ro­ber FT-Mus­kel [Fast Twicht­ing] braucht kei­ne Vor­ker­hun­gen für eine rasche Ver­sor­gung mit Sau­er­stoff oder Brenn­stoff, für den Abtrans­port von Abfall­stof­fen und für Tem­pe­ra­tur­re­gu­lie­rung. Er ist wie ein Renn­au­to, das dafür gebaut ist, sehr schnell über die Stre­cke zu jagen, und daher ganz anders aus­sieht als ein Wohn­mo­bil, das man für eine Wüs­ten­durch­que­rung her­ge­rich­tet hat. (89)

Hein­rich selbst hat das Lau­fen wohl, so schil­dert er es, sein gan­zes Leben mit Lust betrie­ben – als Kind in Deutsch­land genau­so wie im Inter­nat in Ame­ri­ka, wo er dann auch zum Cross-Läu­fer wird. Auch am Col­lege lan­det er bei den Läu­fern, trotz ver­schie­de­ner Ver­let­zun­gen. Und spä­ter wird er dann fast neben­bei zum Mara­tho­ni mit einer Zeit von 2:25.

Ab dem 15. Kapi­tel geht es dann auf die Ziel­ge­ra­de: Der 100er von Chi­ca­go rückt jetzt end­gül­tig in den Fokus: Das Trai­ning, die Vor­be­rei­tung, die Ernäh­rung und der eigent­li­che Lauf als Schluss­sprint wer­den ver­gleichs­wei­se knapp dar­ge­stellt. Sehr sym­pa­thisch aber auch die dezi­dier­te Anti-Hel­den-Hal­tung Hein­richs, der sei­ne Leis­tung nicht groß­ar­tig her­aus­stellt, son­dern auch die Zie­le ande­rer Läu­fer immer wie­der betont. Ganz wesent­lich ist aber auch: Lau­fen ist immer ein Freu­de, eine Lei­den­schaft, ein Genuss – auch wenn es mal weh­tut, die Beloh­nung durch und im Erle­ben der Erfah­run­gen des Lau­fens und des Läu­fers wie­gen den Schmerz mit Leich­tig­keit wie­der auf.

Ins­ge­samt also: Ganz klar eines der schöns­ten Bücher über das Lau­fen, das ich ken­ne. Wahr­schein­lich, weil das eigent­li­che Lau­fen an sich (des Men­schen) gar nicht so sehr im Vor­der­grund steht. Son­dern eher die Begeis­te­rung für die lau­fen­de Fort­be­we­gung. Oder, noch all­ge­mei­ner, die Begeis­te­rung über aus­dau­ern­de Ent­fer­nungs­über­brü­ckun­gen, egal wie oder durch wen – so lan­ge es mit eige­ner Kör­per­kraft und ohne tech­ni­sche Hilfs­mit­tel geschieht. Noch dazu ein klu­ges, sym­pa­thi­sches, über­haupt nicht ange­be­ri­sches Buch. Abso­lu­te Lese­emp­feh­lung!

Bernd Hein­rich: Lau­fen. Geschich­te einer Lei­den­schaft. Mün­chen: List Taschen­buch 2005. 349 Sei­ten. ISBN 978−3−548−60564−7.

Wigald Boning läuf nachts – und bekennt sich dazu

Und er tut das, das Beken­nen natür­lich, in einem net­ten Buch: „Bekennt­nis­se eines Nachtsport­lers“.
Das ist rund­um unter­halt­sam und amü­sant, aber eher schmun­zelnd als – wie der Klap­pen­text ver­heißt – im Sin­ne eines „Lach­mus­kel­trai­ning“. Sooooo lus­tig fin­de ich sei­ne auto­bio­gra­phi­sche Schil­de­rung sei­nes sport­li­chen Lebens, der Ver­su­che, das mit Beruf und Fami­lie in Ein­klang zu brin­gen, auch wie­der nicht. Aber es ist ein sehr locke­rer Text. Und auch das Lau­fen geschieht eher neben­bei , der Mara­thon geschieht in ein paar Zei­len, der ers­te Ultra hat immer­hin eini­ge Sei­ten, in denen es aber nicht so sehr ums Lau­fen als um das Drum­her­um geht. Und um ganz viel Leicht­sinn. Zumin­dest so wie Boning es erzählt, ist er extrem unvor­sich­tig und drauf­gän­ge­risch, ris­kiert Leib und Leben (übri­gens nicht nur sei­nes) – es sei mal dahin­ge­stellt, ob das der Rea­li­tät ent­spricht oder ob er nur ger­ne dra­ma­ti­siert. Aber ver­füh­re­rerisch und eben leicht­sin­nig ist es doch – „Und zurück kammt man immer, irgend­wie.“ ist offen­bar sien Haupt­mot­to gewor­den – und das ist schon grenz­wer­tig, fin­de ich …

Mein Fazit daher: Das ist eher ein Lauf­buch für Nicht­läu­fer – oder ein Sport­buch für Boning-Fans. Und eine ganz ange­nehm-net­te Bett­lek­tü­re – ohne gro­ßen Anspruch und beson­de­ren Erkennt­nis­wert.

Wigald Boning: Bekennt­nis­se eines Nachtsport­lers. Rein­bek: Rowohlt 2007. 299 Sei­ten. ISBN 9783−499−62192−5

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