Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

Schlagwort: langer lauf (Seite 1 von 2)

Marathon geht auch ohne Training

Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gle­ich klarzustellen, vernün­ftig ist das über­haupt nicht. Und empfehlenswert auch nicht so richtig.

Aber von vorne: Nach langem Über­legen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wieder für den Mainz­er Guten­berg-Marathon angemeldet. Ich war mir zwar noch nicht sich­er, ob ich den auf neue  Bestzeit laufen würde oder ein­fach so. Aber Train­ing hat­te ich schon geplant. Dann wollte aber zunächst meine Ferse nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wieder Feb­ru­ar — und ich ging beim 5. Mainz­er Maa­raue-Marathon auf den let­zten Run­den ziem­lich kläglich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läufe fehlten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­tion, endlich mal wieder in ein richtiges, geregeltes, ordentlich­es Marathon-Train­ing einzusteigen. Stattdessen spielte ich quer­feldein herum und begann, öfters in den Fivefin­gers zu laufen — was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehöri auf die Dis­tanzen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jahres-Marke wollte ich nicht klein beigeben. Und dann war der April auch schon wieder fast zu Ende und ich stand endgültig vor der Entschei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Laufe ich trotz allem ver­such­sweise einen Marathon? Oder höre ich nach der ersten Runde auf? Ganz aus­fall­en lassen wollte ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigentlich zu hoch. Also mein vor­läu­figer Beschluss: Ich laufe zunächst den (sowieso schon geplanten und gemelde­ten) Franken­stein­lauf mit den Fivefin­gers. Und am Woch­enende danach stelle ich mich ein­fach an den Start, laufe los und schaue, was dabei rauskommt — dur­chaus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Franken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich riesige Blasen unter den bei­den Fersen. Vor allem der linke Fuß (und links ist sowieso die Seite, wo bei mir alle Unfälle passieren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kurzen Läufen geschont. Beim ersten etwas “län­geren” Lauf, der Dreibrück­en­runde mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ner­stag hat­te ich wohl doch die falschen Schuhe erwis­cht. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerieben und die Blase — die ja nicht nur auf der Sohle war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hochzog — fing an, sich zu öff­nen. Das war jet­zt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Blase war näm­lich noch reich­lich empfind­lich. Also wieder alles in Frage stellen? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand weit­er­hin. Zumal ich mich inzwis­chen ein­er kleinen Gruppe Mainz­er Läufer angeschlossen hat­te, die beim Marathon mit entsprechen­den T‑Shirts für den Ausstieg aus der Atom­en­ergie wer­ben woll­ten — ein Rück­zug war jet­zt also nicht mehr möglich.

Und dann war es auch schon Son­ntag. Der Weck­er klin­gelte um acht Uhr, das sollte mir genü­gend Zeit geben, mich vorzu­bere­it­en. Denn das Wichtig­ste heute war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs kritschen und gefährde­ten Stellen der Füße wur­den großzügig mit Leuko­tape gesichert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Klaren, wie das aus­ge­hen würde … Kurz vor Neun machte ich mich dann auf den kurzen Fußweg zum Start an der Rhein­gold­halle. Eigentlich waren die Läufer “gegen Laufzeitver­längerung” am Ende des ersten Start­block­es verabre­det. Aber das war offen­sichtlich keine gute Idee gewe­sen — gefun­den haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Star­tauf­stel­lung in Mainz ist zwar the­o­retisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spätestens um 9.20 Uhr in totales Chaos auf. Im ersten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Orange. Und das merkt man auf den ersten Kilo­me­tern, die ja sowieso ein ziem­lich­es Gewusel sind, doch sehr deut­lich.

Irgend­wann war es dann wieder soweit: Die häm­mernde 08/15-Tech­no­musik durfte schweigen, der Marathon wurde ges­tartet. Selb­st für den ersten Block dauert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Star­tlin­ie ist und loslaufen kann. 12000 Läufer seien am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strahlen­dem Son­nen­schein und schon mor­gens angenehmen 20 °C gibt es kaum Ausre­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schaute, was so passiert — mit mir und meinen Füßen. Und meinen untrainierten Muskeln. Bald hin­term Start holte mich der erste Anti-Atom-Läufer ein, zog aber bald weit­er, weil er einen zügigeren Halb­marathon geplant hat­te. Etwas später wiederum hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blieben bis kurz vor der Halb­marathon­marke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ersten Verpfle­gung auf dem Weks­gelände von Schott war großes Chaos — angesichts der Wärme woll­ten die meis­ten Läufer gle­ich von Anfang an trinken, was die hil­fs­bere­it­en Wasser­auss­chenker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst einige Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Strecke: In unserem Tem­po waren ziem­lich viele unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwis­chen 5’20 und 5’30. Meine Tak­tik sah eigentlich gaaaaanz anders aus: Da ich meine Form über­haupt nicht ein­schätzen kon­nte, hat­te ich mir das vol­lkom­men willkür­liche Ziel der Vier-Stun­den-Marke geset­zt, was — vor allem am Anfang — eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeutet hätte. Aber irgend­wie liefs ein­fach lock­er und angenehm — durch’s Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et und dann wieder durch den großen Hotspot Mom­bach — die ganz selb­st­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaupteten, die beste Stim­mung an der Strecke zu haben, zurück in Rich­tung der Mainz­er Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wieder einige Schlenker und Kur­ven durch die Wohnge­bi­ete der Neustadt. Aber inzwis­chen, nach sieben, acht Kilo­me­tern, machte das Laufen in diesem Tem­po richtig viel Spaß. Auch wenn ich anf­ing zu grü­beln, wie wohl meine zweite Runde ausse­hen würde — Roland wollte ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aussteigen um seine Kräfte für den Rennsteig-Marathon zu sparen.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tuskirche herum und eil­ten schon wieder auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wieder der Moment, wenn man von der Lang­gasse auf die Lud­wigstraße ein­biegt, und in die Pub­likums­massen ein­taucht — da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augustin­er­straße war wieder klasse Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, begin­nt ja der etwas abschreck­ende Teil der ersten Runde: Die ewig lange Ger­ade nach Weise­nau, die man nach der Wende — die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist — auf der anderen Straßen­seite wieder zurück­laufen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stad­tauswärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter weit­er ist … Wenn man das aber mal ken­nt, ver­liert auch diese Ger­ade ihren Schreck­en. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­marathon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­terchen sind das auch noch). Wir blieben unserem Tem­po aber weit­er­hin treu. Klar, inwzsichen merk­te ich schon, dass die muskuläre Belas­tung stieg — über 16 Kilo­me­ter bin ich in diesem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­laufen. Und da war ich inzwis­chen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu laufen. Bei der let­zten Verpfle­gung vor dem Halb­marathon ver­lor ich Roland dann lei­der total — keine Ahnung, wo der abge­blieben ist.

Mir jeden­falls ging’s jet­zt richtig gut. Mein neuer Plan hieß jet­zt: Tem­po hal­ten, den — von mir als unver­mei­dlich erwarteten — Ein­bruch so lange wir möglich hin­auszögern. In der Tat kon­nte ich dann auf dem Beginn der zweit­en Runde das Tem­po sog­ar noch erhöhen: Jet­zt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Strecke wird ja in Mainz nach dem Passieren der Rhein­gold­halle immer schla­gar­tig leer: Von den 8021 Zielein­läufen in diesem Jahr ent­fall­en 6776 auf den Halb­marathon, nur 1245 laufen den Marathon (und davon wiederum sind ger­ade ein­mal 170 Frauen — beim Halb­marathon ist der Geschlechterun­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zweit­en Runde machte mir das Laufen noch viel Spaß. Jet­zt kam auch noch — psy­chol­o­gisch ganz vorteil­haft — hinzu, dass ich kon­tinuier­lich Läufer über­holte (mit Aus­nahme der frischen Staffel­läufer natür­lich, von denen sind einige an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­geze­ich­net vor­ran ging, modi­izierte ich meinen Plan noch ein­mal. Vor­sor­glich (ohne wirk­lich davon überzeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mergels mitgenom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jet­zt peu-a-peu zum Ein­satz. Das erste Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sichtweite der näch­sten Verpfle­gung. Denn für die Dinger braucht man ordentlich Wass­er. Davon hat­te ich­heute eh’ schon einiges geschluckt: Bei jed­er Verpfle­gungsstelle habe ich mir versorgt,die Hitze wollte ich nicht als Entschuldigung gel­ten lassen. Wo möglich, habe ichauch meine Mütze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gle­ich­sweise sehr kühl) getaucht und so meinen Kopf etwas abgekühlt — auch wenn das nie lange vorhält. Die Entschei­dung für den Gelein­satz war aber sehr richtig: Die DInger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub — sie ermöglichen, wirk­lich das Let­zte aus den Muskeln her­auszu­holen.

Die Schleife durch Hes­sen, durch Kos­theim, finde ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf kleineren Straßen durch die Wohnge­bi­eten. Und unheim­lich viele Anwohn­er sind im Vor­garten und feuern an. Oder spenden mit dem Wasser­schlauch eine kleine Dusche — bei mit­tler­weile gut 25 °C (und weit­er­hin wolken­losem Him­mel) eine sehr willkommene Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wurde mir dann aber recht lang: Die let­zte Wasser­sta­tion lag schon wieder zwei Kilo­me­ter zurück, ich hätte ein paar Schluck Feuchtigkeit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theoor-Heuss-Brücke. Allein die Tat­sache, dass ich weit­er­hin über­holte, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brücke fiel ich dann aber doch in ein kleines Loch: Jeztt wurde es richtig schw­er. Und bis zur Verpfle­gung bei Schott zog es sich — die Rheinallee ist da, mit den paar ver­s­teuten Läufern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedanken spielte.

Auf dem Werks­gelände kam dann das näch­ste Gel zum Ein­satz. Zum Glück spielte mein Magen mit: Die Ham­mergels — heute hat­te ich nur “Espres­so” dabei — schmeck­en zwar auch nicht beson­ders leck­er, sind für mich aber sehr gut verträglich. Trotz Energi­eschub durch Gl pen­delte sich der Schnitt wieder etwas tiefer ein — bzw. es wurde härter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schleife durch das Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et ging dann über­raschend schnell herum — davor hat­te ich eigentlich mehr Angst. Mom­bach selb­st war dann ok, langsam ging es allerd­ings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jet­zt deut­lich mehr als auf der ersten Runde. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein biss­chen — unaufhalt­sam, aber in kleinen Schrit­ten. In der Bauhausstraße dann schließlich das vierte Gel — bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glaube aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordentlich Kraft und Pep die riesige Stei­gung von geschätzten zwei Metern der Lang­gasse hochzu­laufen und vor allem in Angesicht des großen Pub­likums nicht doch noch Geh­pausen ein­le­gen zu müssen. Und wenn man zum zweit­en Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigentlich geschafft — keine zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augutin­er­straße hin­unter, am Süd­bahn­hof dies­mal gle­ich links zurück zur Rhein­gold­halle. Der let­zte Kilo­me­ter, die schön lange Ziel­ger­ade, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jet­zt fing das wahre Lei­den aber erst an. Meine Beine waren nci­ht sehr damit ein­ver­standen, plöt­zlich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortz­dem, dass die Muskeln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt steifer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wusste offen­bar nicht so recht, was er mit der plöt­zlichen Änderung machen sollte. Ein Krug kaltes Wass­er über den Schädel tat ganz gut. Eigentlich wol­tle ich ja auch was trinken, aber das ging kaum noch. Wass­er kon­nte ich nich mehr sehen, Fru­bi­ase war jet­zt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und meine Hose ja von Schweiß und Wass­er trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekan­ntes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hause stolziert. Dort wollte ich mich eigentlich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­sion­sstrümpfe auszuziehen. Jet­zt aber entsch­ied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minuten später war ich dann weigstns wieder fit genug für die Dusche … Aber so richtig erholt war ich erst zwei Stun­den später wieder — und freue mich schon auf den sicher­lich mörderischen Muskelkater, den ich mor­gen haben werde .. Aber immer­hin gehörte ich nicht zu den dur­chaus zahlre­ichen Läufern, die im Kranken­wa­gen lan­de­ten — die Ret­tungs­di­en­ste hat­ten näm­lich heute so einigs zu tun.

Also: Marathon ohne entsprechen­des Train­ing geht dur­chaus mal. Ist aber auch — im Ver­gle­ich zur erlaufe­nen Zeit — ziem­lich anstren­gend …

Und noch ein paar Bilder:
[image­brows­er id=31]

Schlammschlacht im Herbstwald

Ich war am Sam­stag mal wieder laufen (natür­lich): 2:34:52 war ich unter­wegs — gereg­net hat es davon ziem­lich genau die ersten 2,5 Stun­den. Nicht immer sehr stark, mit sehr wech­sel­nden Inten­sitäten. Aber aufge­hört hat es erst, als ich kurz vor Schluss wieder (zum let­zen Mal für diesen Lauf) aus dem Wald auf­tauche. Deswe­gen war der Dauer­re­gen aber auch gar nicht so schlimm: Im Wald verteilt sich das irgend­wie viel mehr, es pras­selt nicht so sehr direkt auf meinen geschun­de­nen Kör­p­er. Dafür hnter­lässt er einen entsprechen­den Lau­fun­ter­grund. Und der hin­ter­lässt Spuren — schon schnell merk­te ich, dass es dieses Mal richtig dreck­ig wer­den würde. Und in der Tat, so ver­schlammt war ich sel­ten. Die Fotos ver­mit­teln das nur ungenü­gend: Die Strümpfe waren nicht mehr weiß, son­dern auf der Vorder­seite mit rötlich-braunem Matschwass­er mehrfach durchtränkt. Auf manchen Abschnitte spritzte mir das Wass­er (bevorzugt aus den Löch­ern der Pfer­de­hufe) bis an die Brust. Das kann aber auch damit zusam­men­hän­gen, dass ich erstens sowieso ziem­lich flott (zumin­d­est für meinen momen­ta­nen Train­ings­stand) unter­wegs war und zweit­ens, nach­dem die Lage klar war, ohne Rück­sicht durch alle Schlamm­löch­er, Pfützen und Matschfelder durchge­bret­tert bin. So schnell, dass der Fore­run­ner auf den teil­weise auch mir neuen Wegen nicht immer mitkam — bei dichtem Regen und dichtem Wald an den Hän­gen des Oden­walds häufen sich die Aus­set­zer. Deswe­gen hat­te der Garmin nur 30 Kilo­me­ter, Sport­tracks nach erneuter Berech­nung aber immer­hin 30,76 Kilo­me­ter aufgeze­ich­net. Natür­lich traue ich Sport­tracks mehr 😉 — das so ermit­telte Tem­po stimmt aber auch eher mit meinem Gefühl übere­in.

beine von hinten füße schuhe

Langer Sommerwaldlauf

Her­rlich­stes Laufwet­ter war gestern im Oden­wald: Viel Sonne (mit ein paar weni­gen Wolken), ca. 20 °C am Vor­mit­tag, die Luft noch sehr frisch und leicht bewegt (im Wald auch gerne noch etwas frisch­er) — ein­fach her­rlich und wun­der­bar.

Also los in die Schuhe — Den Weck­er hat­te ich über­hört, deswe­gen wurde es spät und später — erst nach 11 Uhr war ich wirk­lich so weit, auf eine große bzw. größere Runde zu gehen.

Macht nix, heute geht’s mir gut, heute lasse ich mri den schö­nen Lauf von nix ver­drießen. Ges­tartet bin ich mit Min­i­malaus­rüs­tung: Laufk­lam­ot­ten, Schuhe, Fore­run­ner, Son­nen­brille und genau einen Schlüs­sel — viel leichter geht kaum 😉

Und dann ging es los, durch den Anfang des Dreisee­tals auf den Buch­wald­skopf. Und da, nach gut 3 Kilo­me­tern und dem ersten Anstieg, hat­te ich schon eine 5:24 als Durch­schnitt auf der Uhr — ok Matthias, auf den näch­sten Kilo­me­tern geht es nach oben, die wer­den schon noch brem­sen. Pustekuchen, die kilo­me­ter­arme Woche macht sich wenig­stens sam­stags pos­i­tiv bemerk­bar, ich laufe ein­fach lock­er weit­er wie es so kommt. Und es kommt, was kom­men muss: Bei Kilo­me­ter 12, also kurz vor Bul­lau und damit ziem­lich auf der Höhe, war der Durch­schnitt schon auf 5:20. Hof­fentlich gibt das kein bös­es Erwachen … Und er fiel weit­er — nach der kurzen Runde durch den Ort schon auf 5:19. Dann ging es ja erst ein­mal ziem­lich ordentlich hin­unter: in den Bul­lauer Euter­grund. Da unten, am unter­sten Ende meines Weges, standen 17,2 Kilo­me­ter auf der Uhr — und ein ver­rück­ter Schnitt von 5:11. Ok, jet­zt wird er aber sinken, denn nun geht es auf einem schmalen Pfad (Sin­gle-Trail), von den Regen­fällen der let­zten Wochen beson­ders aus­ge­waschen, steil hoch. Das bin ich schon öfters gegan­gen. Heute aber nicht, heute kommt das gar nicht in die Tüte, das wird hochge­laufen — zwar fast nur noch auf den Zehen­spitzen, aber ich habe bis zum Zaun durchge­hal­ten. Dafür kon­nte ich bei jedem Schritt fühlen, wie die Lak­tat­menge in den Ober­schenkeln anstieg und sie immer mehr über­säuertn und dazu auch der Puls hin­auf­schoss. Gut, dass es da ein Ende am Zaun mit der Klet­ter­hil­fe gibt — das ist eine halb­wegs natür­liche Bremse und gute Gele­gen­heit zum Ver­schnaufen. Denn das näch­ste Stück bis zum geteerten Weg durch die ehe­ma­lige Wild­schwe­in­füt­terung ist zwar flach­er, geht aber immer noch deul­tich bergauf. Der Schnitt stand jet­zt immer­hin wieder bei 5:14, auf dem näch­sten Kilo­me­ter bis zum unge­fähr höch­sten Punkt wurdne daraus noch 5:16. Dann, auf dem Asphaltweg, kon­nte ich aber wieder zule­gen. Gut, die Beine waren jet­zt, nach knapp 19 Kilo­me­ter schnellem Hügel­lauf, doch schon merk­lich ermüdet, der Lauf­stil nicht mehr ganz so lock­er wie auf den ersten Kilo­me­tern. Aber noch ging was … Und die Anzeige des Durch­schnitts sank wieder — zwar langsam, aber halb­wegs kon­tinuier­lich. Beim Halb­marathon hat­te ich eine 5:13, beim Würzberg­er Fried­hof eine 5:12. Dort nutzte ich das her­rlich kalte Wass­er zu ein­er kleinen Erfrischung — ich war jet­zt schon etwas über zwei Stun­den unter­wegs, da tut ein biss­chen Wass­er mal ganz gut. Mein Magen war aber nicht so ganz ein­ver­standen. Zunächst aber der steile Abstieg nach Erns­bach durch den Hohlweg: Erst ein­mal durchs Dic­kicht kämpfen, durch die Bren­nes­seln und Brombeeren, die in den let­zten zwei, drei Wochen ganz schön gewuchert sind hier im Wald. Und dann eben hin­unter, den steilen Hohlweg, der seit zwei Jahren (der let­zten Durch­forstung mit großen Maschi­nen) in einem erbärm­lichen Zus­tand ist. Und jet­zt auch noch dazu sehr aus­ge­waschen von den Regen­fällen der let­zten Zeit — alles in allem eine harte Prü­fung, denn inzwis­chen waren ger­ade die Ober­schenkel, die ich fürs Bergablaufen doch beson­ders brauche, schon sehr müde. Aber es ging alles gut. Zumin­d­est mit den Beinen. Und die Uhr zeigte jet­zt auch wieder, wie schon im Euter­grund, 5:11 als Durch­schnitt an.

Denn kaum aus dem Wald hin­aus, fing noch vor dem eigentlich Ort bei Erns­bach mein Magen an, mehr als nervös zu wer­den. Das wur­den schnell ziem­lich unan­genehme Krämpfe — das sehr kalte Wass­er war wohl doch keine so gute Idee gewe­sen, son­st war in den let­zten Stun­den ja nichts mehr hineingekom­men. Bis zum oberen Ende des Dreisee­tals schaffte ich es noch, dann ging es nicht mehr. Mit ein­er län­geren Geh­pause kon­nte ich den Magen immer­hin halb­wegs beruhi­gen — dauer­haft bess­er wurde es aber noch nicht. Immer­hin kon­nte ich dann nochmal langsam anjoggen — für die let­zten drei bis vier Kilo­me­ter noch. Schade, das hat dann keinen Spaß mehr gemacht — blöd, das ein so toller Lauf ein so unan­genehmes Ende nahm. Immer­hin wurde es nicht wirk­lich schlimm — der Magen beruhigte sich nach ein­er Dosis Ultra-Refresh­er sehr schnell endgültig. Nur merk­te ich noch einige Stun­den, dass ich nicht bis zum Ende durchge­laufen war und erst “spät” nach dem Ende des schnellen Laufens gedehnt habe — so steif bin ich son­st nach 30 Kilo­me­tern nicht unbe­d­ingt. Aber trotz­dem: Es ist immer wieder toll, diese Erfahrung der eige­nen Kraft — egal wie schnell oder langsam es tat­säch­lich war. Aber das Gefühl, ger­ade knapp 30 Kilo­me­ter hin­ter mich gebracht zu haben, in weniger als drei Stun­den mehr Strecke gemacht zu haben als viele am ganzen Tag — das ist irgend­wie erhebend.

Hier gibt’s die Strecke und das Höhen­pro­fil (bei­des bei runsaturday.com)

Der Nibelungensteig — ein sagenhafter Lauf

Uns sind in alten Mären Wun­der viel gesagt
von Helden, reich an Ehren, von Kühn­heit unverza­gt,
von Freude und Fes­tlichkeit­en, von Weinen und von Kla­gen,
von küh­n­er Reck­en Stre­it­en mögt ihr nun Wun­der hören sagen

Nun, ganz so helden­haft geht es hier und heute nicht (mehr) zu. Und auch nicht gnz so sagen­haft. Und noch eine weit­er Ein­schränkung: Ich bin bei weit­em auch nicht der Erste, der die Exis­tenz des Wan­der­weges zum Anlass nimmt, das ganze oder Teile davon läuferisch zu bewälti­gen (z.B. Gerd, Matthias kür­zlich und viele andere). Die meis­ten, die auf dem Nibelun­gen­steig unter­wegs sind, sind aber trotz­dem Wan­der­er. Von denen hat­te ich erstaunlich viele zu über­holen bzw. zu begeg­nen.

Aber mal schön der Rei­he nach: Ange­fan­gen hat es vor langer, langer Zeit, als Siegfried von Hagen erstochen wurde. Irgend­wo im Oden­wald, das ist ziem­lich sich­er, denn das war eines der Jagdge­bi­ete der Nibelun­gen (“Da rit­ten sie von dan­nen in einen tiefen Wald”). Und an einem Brun­nen. Da hört die Sicher­heit dann aber schon auf — welche Quelle das gewe­sen sein soll, darum stre­it­en sich einige Orte. Das meiste Geschick (?) dabei hat wohl Gras-Ellen­bach bewiesen, dessen Siegfried-Brun­nen als “der” Tatort gilt. Und da führt auch der Nibelun­gen­steig hin. Allerd­ings nicht von Worms aus (was nahe­liegend und fol­gerichtig wäre), son­dern von Zwin­gen­berg an der Bergstraße aus. Zumin­d­est let­ztes Jahr stimmte das auch noch. Inzwis­chen, seit diesem Früh­jahr, ist das Ziel des Nibelun­gen­steigs nci­ht mehr das Ende Siegfrieds, son­dern Freuden­berg am Main. das heißt, er ist von unge­fähr 40 auf über 130 Kilo­me­ter Weg ver­längert wor­den. Und der erweit­erte Nibelun­gen­steig führt dann auch schon in die Nähe von Erbach, näm­lich an den Gemarkungsrand von Hais­ter­bach.

Wie dem auch sei, jeden­falls spuk­te schon seit let­ztem Jahr die Idee in meinem Läufer­kopf umher, diesen Wan­der­weg laufend ken­nen­zuler­nen. Die Logis­tik ist aber etwas umständlich: Nach Zwin­gen­berg kommt man zwar gut mit dem Zug. Aber in Gras-Ellen­bach ist man dann zwar nicht ganz am Ende der Welt, aber zumin­d­est am Woch­enende fak­tisch fast außer­halb des Einzugs­ge­bi­etes des ÖPNV — das wäre extrem kom­pliziert, lang­wierig und unprak­tisch gewor­den. Zumal ich nach einem lan­gen Lauf auch nur ungern noch ewig im Zug oder Bus sitze — ganz zu schweigen davon, wie das die Mitreisenden belästi­gen würde … Aber das ist ja mit­tler­weile Ver­gan­gen­heit. Nur ist die zu laufende Strecke jet­zt eben auch “etwas” länger gewor­den: Die Pla­nung sah ca. 64 sehr, sehr hügelige Kilo­me­ter von Zwin­gen­berg nach Erbach vor. Keine ganz leichte Sache also, das war von vorn­here­in klar.

Gestern war es dann endlich so weit: Nach dem Rhe­in­steig am Woch­enende zuvor sollte nun der Nibelun­gen­steig dran glauben. Wirk­lich aus­re­ichend fit fühlte ich mich aber nicht so sehr. Doch ver­schieben wollte ich auch nicht — irgend­wann muss man es ja ein­mal wagen. Noch am Sam­stag mor­gen, beim Aufwachen, beschlichen mich aber die Zweifel. Das führte dann dazu, dass ich eine Stunde später startete als eigentlich vorgse­hen: Um 8:49 ver­ließ ich Mainz, der Zug brachte mich zunächst nach Darm­stadt, wo ich umstieg in Rich­tung Zwin­gen­berg. Immer­hin, das Wet­ter machte es mir leicht: Nicht über­mäßig warm, aber größ­ten­teils son­nig — wun­der­bar zum Laufen. Dabei hat­te ich meine Hüft­tasche mit 2,5 LIter Wass­er, eini­gen Müs­liriegeln, zwei nagel­neuen Gels von Ultra-Sports, Handy, Geld­beu­tel und die klap­pern­den Schlüs­sel.

Am Zwin­gen­berg­er Bahn­hof (bzw. Hal­testelle …) sah ich auch gle­ich das notwendi­ge Schild: Das große rote N auf weißem Grund, hier noch ergänzt mit dem auf­muntern­den Worten: “Hier geht’s los”. Und los ging es wirk­lich gle­ich: Nach weni­gen hun­dert Metern durch den Ort näm­lich gle­ich hin­auf — durch die Wein­berg in Rich­tung Meli­bokus. Das war gle­ich das Richtig zum Warmw­er­den — schön steile Wege 😉 Nicht so sehr allerd­ings für meine Waden — die beschw­erten sich bald und macht­en erst ein­mal Schluss. Aber das kenne ich ja — wenn die Ker­le nicht ordentlich aufgewärmt wer­den, fan­gen sie an zu mosern. Das gibt sich aber erfahrungs­gemäß mit steigen­der Lauf­dauer. Jeden­falls ging es zunächst bergauf. Und zwar immer weit­er. Die ersten Wan­der­er wur­den über­holt (und erschreckt), die zweit­en und drit­ten und vierten auch bald. Inzwis­chen hat­ten sich meine Füße den Waden sol­i­darisch erk­lärt und beschlossen einzuschlafen. Das wiederum war mir neu ;-). Aber inzwis­chen rück­te der “Gipfel” in greif­bare Nähe: Also durch­hal­ten, gle­ich sind wir oben. Die eingeschlafe­nen Füße kon­nte ich durch das Lock­ern der Schnürsenkel schnell aufweck­en, die Waden braucht­en noch ein wenig meh Zeit. Aber jet­zt ging es, nach kurz­er Ver­schnauf­pause, erste ein­mal wieder hinab. Und zwar ziem­lich geschwind. So geschwind, dass ich mri auf ein­mal nicht mehr sich­er war, auf dem richti­gen Weg zu sein. Das war aber glück­licher­weise so (ist eigentlich auch schw­er, sich auf dem Nibelun­gen­steig zu ver­laufen. Aber bergab ren­nend erfordert der unebene Grund mit seinen man­nig­falti­gen Stolper­fall­en eben viel Aufmerk­samkeit, da ver­liert man die Markierung schnell mal aus dem Blick.) Viel zu schnell war ich wieder unten. Denn dann ging es eben wieder hoch — in RIch­tung Fels­berg. Der Anstieg dort hin­auf war aber ver­gle­ich­sweise gut zu laufen — ohne Wan­der­pause und ohne größer Prob­leme langte ich auch dort oben an. Da gab es allerd­ings keine vernün­ftig Beloh­nung. Denn der Weg hin­unter führt durch das Felsen­meer bzw. an dessen Rand. Das heißt: Steil und stu­fig und eng. Ich ver­suchte mich als Gazelle, was allerd­ings nur mit­telmäßig gelang — die Ober­schenkel melde­ten schon Anze­ichen von Müdigkeit. Tem­po bekommt man so natür­lich keines auf die Uhr …

Unten ange­langt, kam zur Erhol­ung erst ein­mal der Weg durch Reichen­bach — wun­der­bar glat­te Teer­straßen und gepflasterte Bürg­er­steige. Am Ort­saus­gang rächte der Nibelun­gen­steig sich dann mit einem super­steilen Anstieg — selb­st der Trak­tor hin­ter mir kam nur sehr langsam näher. Oben ist dann ein klein­er Klet­ter­felsen. Aber wer das als oben ansah, hat­te sich zu früh gefreut — der Weg auf den Kre­hberg (immer­hin stolze 576 Meter hoch und damit die höch­ste Erhe­bung in diesen Gegen­den) zog sich noch etwas hin. Aber immer­hin war das nun nicht mehr so steil, son­dern ganz gut lauf­bar. Hin­ter dem Kre­hberg ging es, natür­lich, erst ein­mal wieder bergab. Und zwar ziem­lich geschwind. Und dann halt wieder bergauf. Und so weit­er, und so fort. Ver­dammt, der Oden­wald ist in dieser Ecke noch hügeliger als im Müm­ling­tal. Aber — auch deshalb — eine wun­der­schöne Gegend. Zumin­d­est auf dem Nibelun­gen­steig kommt man sich sehr abgelegn fort — um die meis­ten Orte macht man einen mehr oder weniger großen Bogen, kann dafür ganz viel Wald und Wiesen­land­schaften erleben. Ein­fach her­rlich. Irgend­wann kommt aber dann doch der näch­ste Ort. Zum Beispiel Lin­den­fels. Da hat­te ich dann noch nicht ein­mal 30 Kilo­me­ter auf der Uhr, dafür aber über­haupt keine Lust mehr. Aber es hil­ft ja alles nichts: da muss der Läufer eben durch. Und nach eini­gen Kilo­me­tern wurde es auch wei­der bess­er. Zumin­d­est die Moti­va­tion. Die Kraft blieb näm­lich ver­schwun­den — und sollte auch nicht mehr wiederkehren. Die vie­len steilen Wege macht­en sich mit­tler­weile doch ziem­lich bemerk­bar — es sind ja nicht nur die Bergauf­stücke, die ermü­den — das geschwinde Bergablaufen auf den teil­weise deftig steilen, ncoh dazu sehr “naturbe­lasse­nen” Pfaden fordert eben­falls nicht nur hohe Konzen­tra­tion, son­dern saugt auch erhe­bliche Kraftre­ser­ven aus den Ober­schenkeln. Aber das gehört eben dazu, wenn man solche ver­rück­ten Sachen anstellen will …

An das näch­ste Stück habe ich ger­ade nicht mehr so viel Erin­nerung … Irgend­wann kommt dann das Gumpen­er Kreuz. Und dahin­ter wieder ein saftiger Anstieg, der (mal wieder) eine Wan­der­pause erforderte. So langsam wur­den die Unter­brechun­gen — zum Wan­dern, aber auch zum Faulen­zen auf ein­er der zahlre­ichen Bänke (und dem Genießen der Aus­sicht an diesem doch so schö­nen Tag) — zahlre­ich­er. Und länger. Hin­ter diesem Anstieg streift der Steig das Oster­tal und führt dann hinüber nach Weschnitz. Also schon fast nach Gras-Ellen­bach. Tja, wenn das mal so ein­fach wäre. Denn den direk­ten Weg nimmt der Nibelun­gen­steig bes­timmt nicht, wenn es sich irgend­wie ein­richt­en lässt. Und, das merk­te ich, obwohl meine Ori­en­tierung bei dem ewigen Hin und Her bald etwas getrübt war, es lässt sich sehr oft ein­richt­en. Jeden­falls, hin­ter Weschnitz kommt erst ein Bogen durch den Wald, bevor es am Fried­hof vor­beige­ht (leck­er, kaltes klares Wass­er!) und — natür­lich — wieder den Berg hoch. Dies­mal zur Wal­bur­giskapelle — wieder so ein Anstieg, der eigentlich nicht so wahnsin­nig schlimm ist — in vie­len Kehren führt es den Hang hin­auf — mit meinen müden Beinen aber nicht mehr vernün­ftig zu laufen war. Hin­ter der Kapelle führt der Weg dann aber doch so langsam in Rich­tung Gras-Ellen­bach. Vor­bei an dessem “Außen­posten”, dem Café Bauer, gibt es noch eine kleine Ehren­runde — wo ich mich tat­säch­lich ein­mal ver­lief, weil ich nicht richtig auf die Markierung geschaut habe — bevor man den kleinen, aber sehr betrieb­samen Ort (Sam­stag Nach­mit­tag: lauter Blech­büch­sen­fahrer, die sich hier die Mägen vollschlu­gen) erre­icht. Immer­hin, jet­zt ist es gle­ich geschafft — der Siegfrieds­brun­nen rückt in die Nähe. Davor ste­ht aber noch ein­mal ein total irrer Weg. Zumin­d­est kam mir der inzwis­chen so vor: Wie mit dem Lin­eal gezo­gen führt er vom Ort­srand ein­fach ger­adeaus zum Wass­er — aber schön kräftig nach oben. Ok, also wieder ein­mal Wan­der­pause 😉

Die Siegfriedquelle war dann sehr ent­täuschend — weil fast kein Wass­er floss. Irgend­wie hat­te ich ein Bild im Kopf, auf dem es recht kräftig sprudelte. Schließlich heißt es im Nibelun­gen­lied:

Kühl war der Brun­nen, lauter und gut.
Da legte sich Gun­ther nieder an die Flut;
mit dem Mund as Wass­er des Bach­es trank er nun.
Sie dacht­en, daß auch Sigfrid nach im das­selbe würde tun.

Seine Zucht ent­galt er. Den Bogen und das Schw­ert
trug bei­seite Hagen von dem Degen wert.
Dann lief zurück er wieder, wo den Ger er fand.
Er sah nach dem Kreuze an des Königs Gewand.

Da der kühne Sigfrid aus der Quelle trank,
war er den Ger durch das Kreu­zlein, daß aus der Wunde sprang
das BLut vons einem Herzen bis an Hagens Hemd.
Solche schwere Untat ist jdem andern Degen fremd.

Damit hat­te ich näm­lich gerech­net — meine Trinkblase war fast leer und sollte hier aufge­füllt wer­den. Tja, das war jet­zt nicht so opti­mal. Im Ort unten hätte ich das an einem Brun­nen auch machen kön­nen. Aber nochein­mal da hin­unter? Jet­zt nicht mehr … Also musste eine Erhol­ungspause an dem kon­trafak­tisch idyl­lis­chen Ort reichen, bevor es weit­er ging. Immer­hin lauerte mir kein Untreuer mir Mord­ab­sicht­en auf. Ich zumin­d­est hätte nicht die Kraft wie Sigfrid gehabt, den noch zu ver­fol­gen … Jet­zt kam sozusagen die Kür — der weit­ere Weg ins Müm­ling­tal. Der hat­te noch einige Über­raschun­gen bere­it. Und vor allem eine Wegführung, die mir immer öfter sehr umständlich erschien — aber vielle­icht war das auch nur meine Erschöp­fung. Zunächst kam aber noch eines der schön­sten Stücke, der Weg am Rand des Naturschutzge­bi­etes “Rotes Wass­er” ober­halb von Olfen. Da traf ich tat­säch­lich noch jemand auf dem Weg — der war ger­ade mit Markierungsar­beit­en beschäftigt. Dabei trug dort schon gefühlt jed­er zweite Baum eine rotes N — und es gab eigentlich nur diesen, offen­bar frisch angelegten Pfad hier, keine Abzwei­gung weit und bre­it. Die gab es erst knapp vor Olfen. Und da fand ich den richti­gen Weg über­haupt nicht — jen­seits der Kreuzung war auf keinem der Wege ein N zu find­en. Also habe ich impro­visiert und bin erst ein­mal hin­unter nach Olfen. Von dort ging ich dann über die Straße in Rich­tung Güt­ters­bach — irgend­wo da musste, wenn ich mich richtig erin­nerte, der Nibelun­gen­steig kreuzen. Und zur Not wäre ich immer­hin in bekan­ntes Gebi­et vorge­drun­gen ;-). Aber tat­säch­lich, kurz hin­ter der Olfen­er Höhe tauchte das magis­che N wieder auf. Und führte mich nun, ten­den­ziell auf bre­it­en Wald­wirtschaftswe­gen, mit einigem Hin und Her zum Mar­bach-Stausee. Und dor­thin machte der Nibelun­gen­steig wirk­lich die ver­rück­testen Wege — immer wenn ich dachte zu wis­sen, wo es weit­erg­ing, führte er mich noch einen Extraschlenker. Inzwis­chen war ich aber nicht mehr so fit, mich auf meinen Ori­en­tierungssinn zu ver­lassen, und fol­gte deshalb brav den Markierun­gen. Am See wartete immer­hin frisches Wass­er auf mich — das war auch nötig, ich lief jet­zt schon einige Kilo­me­ter auf dem Trock­e­nen. Ober­halb des Sees kann man sehr schön am Meisen­bach Wass­er tanken — gle­ichzeit­ig auch mal wieder Gele­gen­heit für eine Rast. Hier pro­bierte ich dann auch mal eines der Wun­dergels von Ultra-Sports — das eklig­ste Zeug, das ich je im Mund hat­te. Zumin­d­est geschmack­lich. Mit viel Wass­er (wie es sich gehört) kon­nte ich es aber run­ter­spülen — auf die Wirkung habe ich aber vergebens gewartet, das war wohl doch ein wenig spät … Inzwis­chen waren die san­ftesten Anstiege Grund für eine Geh­pause. Und die durfte sich auch mal auf ebene Teile des Weges aus­bre­it­en …

Immer­hin, inzwis­chen war ich mir sich­er, dass ich es (irgend­wie) nach Hause schaf­fen würde — zur Not eben gehend. Ganz so schlimm wurde es nicht, aber einige Geh­pausen streute ich doch noch ein. Vom Mar­bach­see ging es noch auf dem Nibelun­gen­steig bis kurz vor Hais­ter­bach — dort knickt der Nibelun­gen­steig ab, führt zurück nach Ebers­berg und von dort aus weit­er über Bul­lau-Geb­hardt­shütte nach Schöl­len­bach und dann in Rich­tung Main. Da wollte ich heute aber nicht hin. Deshalb bin ich ein­fach durch Hais­ter­bach nach Gün­ter­fürst, von dort hinab nach Lauer­bach (bru­tal, jet­zt noch ein­mal so einen richti­gen Steil­hang hinab) und an der Bun­desstraße nach Erbach — und nach Hause. Lang genug war ich jet­zt ja unter­wegs — so lange, wie noch nie. Selb­st der Rennsteig war schneller erledigt (und mit mehr Kilo­me­tern, aber weniger Höhen­meter)

Die Dat­en: Gelaufen bin ich ca. 56 km in 5h 55 min, die Strecke hat eine Länge von min­destens 66 Kilo­me­ter (die Dif­ferenz bin ich logis­cher­weise gewan­dert). Höhen­meter hat’s da einige: 2200 hoch und 2100 runter. Ins­ge­samt, mit allen Pausen und so, war ich dann ziem­lich genau neun Stun­den auf den Beinen. Die Über­sicht gibt’s hier bei run­sat­ur­day. Allerd­ings mit Unge­nauigkeit­en, weil ich die Wan­der­pausen aus­gestoppt habe. Aber dort gibt es auch ein Höhen­di­a­gramm.

Nun, was fol­gt aus diesem Wahnsinn? Zunächst ein­mal das feste Vorhaben, das das nicht der let­zte Besuch auf dem Nibelun­gen­steig war. Die gesamte Länge muss nicht unbe­d­ingt sein, mit etwas besser­er Form wäre das aber auch mach­bar. Vor allem aber der Entschluss, der sich schon vorher andeutete: Für die 100 Kilo­me­ter in Ulm reicht mir das im Moment nicht. Die würde ich zwar wohl auch irgend­wie schaf­fen, aber mit zuviel Schmerzen und zuviel Gehanteil wahrschein­lich. Und deshalb werde ich mein 100-Kilo­me­ter-Debüt erst ein­mal ver­schieben. Es zeigt sich doch, dass die fehlen­den lan­gen Läufe des Früh­jahrs nicht zu erset­zen sind (auch so eine Läuferbin­sen­weisheit, die man aber erst glaubt, wenn man sie selb­st erlebt hat). Und das näch­ste Mal weiß ich Bescheid, wo ich Wass­er fassen kann. Und wo nicht. Aber trotz­dem, obwohl es teil­weise quälend und durch­weg sehr anstren­gend war (abends dachte ich, mir fehlt ein Zen­time­ter Muskel in den Waden …): Das ist ein toller Weg, der Nibelun­gen­steig. Vor allem der “ursprüngliche” Teil, von Zwin­gen­berg bis zur Siegfried­squelle. Danach wer­den die Wege ten­den­ziell doch — wie ich es aus dem Oden­wald­kreis auch kenne — bre­it und eher lang­weilig. Dazu passt auch, dass da nie­mand mehr unter­wegs war (wirk­lich nie­mand: Anfangs begeg­neten mir immer wieder Wan­der­er, fast immer in kleinen Grup­pen. Hin­ter Gras-Ellen­bach nie­mand (!) mehr.).
Ach ja, Fotos habe ich keine gemacht — wie so oft ver­gaß ich den Appa­rat in Mainz. Dabei hat­te ich es mir so fest vorgenom­men …

Als sie von dan­nen woll­ten zu der Linde bre­it,
also da sprach Hagen: “Mir ist gesagt allzeit,
daß nie­mand fol­gen könne der Kriemhilde Mann,
wenn er laufen wolle; hei, kön­nten wir das schauen an!”

Da sprach von Nieder­lan­den der schnelle Sigfried:
“Ihr kön­ntes ja ver­suchen, willt Ihr laufen mit
um die Wette nach dem Brun­nen. Ist dieses geschehn,
so sei der Sieger, den man dort sieht als ersten stehn.”

training auf dem rheinsteig

Auf dem Rhe­in­steig war ich ja schon öfter unter­wegs. Dies­mal sollte es ein Train­ings­marathon wer­den — zum 700. Tag unun­ter­broch­enen täglichen Laufens (streak­en) muss es ja etwas beson­deres sein. Also ver­schob ich den Start von Eltville nach Erbach, das bringt unge­fähr zwei Kilo­me­ter Strecke — und damit den Rest, der mir bish­er zum Marathon gefehlt hat.
Das Prozedere war das übliche: Um kurz vor 9 bin ich in Mainz in die S8 gestiegen, die mich nach Wies­baden brachte. Dort nahm ich die Region­al­bahn in Rich­tung Koblenz — am Pfin­gst­sam­stag war das ein Wan­der­er-Zug. Und obwohl die Leute auch lauter komis­che Klam­ot­ten hat­ten, haben sie mich trotz­dem selt­sam angeschaut — mit meinen Kom­pres­sion­sstrümpfen, kurz­er Tight, ärmel­losen, engen Sin­glet und zwei Flaschen in der Hand entsprach ich nicht den üblichen Reisenden — die waren mit schw­eren Schuhen, Stöck­en und Ruck­sack unter­wegs (wed­er schwere Schuhe noch Stöcke sind in der Gegend für irgend etwas nötig …).

Um 9:30 ging es dann in Erbach im Rhein­gau los. Das Ther­mome­ter zeigte schon 20 °C, die Sonne bran­nte vom wolken­losen blauen Him­mel recht unbarmherzig herunter. Meinen Weg, den ich mir so aus­gedacht hat­te, fand ich prob­lem­los: Kurz nach dem Bahn­hof ab und aus Erbach hin­aus durch die Felder in Rich­tung Kloster Eber­bach. Das heißt vor allem: Es ging gle­ich bergauf. Aber nicht sehr steil. Noch nicht. Kurz vorm Kloster traf ich dann auf das Sträßchen, das mich an die Klosterp­forte führte. Dann noch schnell zwis­chen Schänke und Basi­li­ka durchs Kloster und auf der anderen Seite wieder hin­aus. Da stand ich dann erst­mal, im Wald. Auf­grund von Bauar­beit­en an der Kloster­mauer war da näm­lich ziem­lich­es Durcheinan­der und ich fand keine Rhe­in­steig-Markierung. Das war nicht so prick­el­nd. Denn hier kan­nte ich den Weg ja so gut wie gar nicht — das bin ich nur mal vor Ewigkeit­en in die andere Rich­tung gewan­dert … Aber die Rich­tung nach Kiedrich wusste ich noch, also war klar, wo ich suchen musste. Und kurze Zeit später fand ich den Rhe­in­steig dann auch tat­säch­lich. Der ging erst ein­mal bergauf — das macht er ja gerne … Hier aber so richtig: steil und matschig. Ich entsch­ied mich für den Schon­gang und marschierte zum ersten Mal ein kurzes Stück. Dann ging es aber bald bess­er, im Wald etwas hinab und wieder hin­auf und dann über eine der schön­sten Stellen des Rhe­in­steigs (so weit ich ihn kenne): Die Wiesen ober­halb von Kiedrich. Mit wun­der­barem Aus­blick über das Tal auf einem ganz alt­modis­chen Wiesen­weg, ganz unbe­fes­tigt und eigentlich nur von den Wan­der­ern genutzt. Inzwis­chen kamen mir von denen auch schon die ersten ent­ge­gen — es wur­den noch einige heute, deut­lich mehr als son­st. In Kiedrich habe ich dann min­i­mal abgekürzt, damit ich nicht so viel im Ort rum­laufen musste. Hier wusste ich, was zu kom­men hat­te (hier kommt man näm­lich von Eltville auf den Rhe­in­steig): Der Auf­stieg zum Kiedrich­er Turm. Der ist so richtig steil. Die ersten paar Kehren bin ich noch gelaufen — schließlich musste ich Wan­der­er über­holen. Nicht sehr klug, wahrschein­lich. Und durchge­hal­ten habe ich es auch nicht. Auch vom Kiedrich­er Turm hat man einen schö­nen Aus­blick. Vor allem bei solch einem Kaiser­wet­ter.

Aber mit Pause war nix, ich hat­te ja noch einige Kilo­me­ter vor mir. Zunächst durch die Wein­berge, dann aber bald wieder in den Wald. Da ging es dann lustig auf und ab, mit mehr oder weniger viel Schlamm — teil­weise war es ganz schön rutschig. So ging es dann auf und ab, meist durch den Wald, mit kurzen Wiesen­stück­en — so war die pralle Sonne noch gar nicht so “schlimm”. Irgend­wann kam dann auch schon Schlangen­bad — nach eini­gen Unsicher­heit­en bei ver­schiede­nen Kreuzun­gen, wo ich mir nicht mehr sich­er war, in welche Rich­tung der Weg ging — und beim Laufen gle­ichzeit­ig nach den Markierun­gen Auss­chau hal­ten und auf die ganzen Schlamm­löch­er und Stolper­fall­en des Weges zu acht­en ist anstren­gend. Aber es hat ja immer geklappt — nur ganz kleine min­i­male Ver­laufer waren dabei. Durch Schlangen­bad ging es dann, inklu­sive unan­genehmer Trep­pen im “Kur­park”.

Nach Schlangen­bad, das war mir noch in Erin­nerung, geht es erst ein­mal wieder hoch. Das ging dann aber tat­säch­lich noch einiger­maßen, obwohl meine Beine mit­tler­weile schon deut­liche Ermü­dung melde­ten. Dabei war noch nicht ein­mal die 20-km-Marke gek­nackt. Aber die meis­ten Auf­stiege hat­te ich jet­zt hin­ter mir, hin­ter Geor­gen­born ging es ersteinaml bergab (allerd­ings so steil, dass es auch keinen Spaß machte). Und den schlimm­sten gab es nicht mehr: In Frauen­stein wurde die Wegführung zum Goethestein hin­auf geän­dert und somit die steil­ste Pas­sage — wenn ich mich recht erin­nere, waren das vor­wiegend Trep­pen­stufen — umgan­gen. So war ich schneller als gedacht am Goethestein — die näch­ste Etappe, sozusagen. Allerd­ings, obwohl es jet­zt flach wurde — es lag noch ein gutes Stück Weg vor mir. Zunächst durch die Wein­berge, kreuz und quer, damit ja möglichst wenig Asphalt oder Beton dabei ist. Dann durch die Gärten vor Schier­stein. Da kon­nte ich an ein­er Quelle noch ein­mal auf­tanken und mich erfrischen. Inzwis­chen hat­te die Sonne und die unge­wohnte Wärme näm­lich erhe­blichen Trib­ut gefordert: Mein Sin­glet hat­te schöne weiße Rän­der, die Haare klebten in alle Rich­tun­gen, die Arme waren auch schon reich­lich kle­brig. Irgend­wo dort in den Gärten ver­lor ich dann endgültig den offiziellen Rhe­in­steig aus den Augen. Aber das war dann egal, jet­zt ging es eigentlich nur noch am Rhein hin­auf in Rich­tung Mainz — vor­bei auch am Biebrich­er Schloss, dass vom Wies­baden­er Pfin­gst­turnier in Beschlag genom­men war. Inzwis­chen war der Weg zwar nicht mehr so anspruchsvoll — jet­zt musste ich höch­stens Spaziergängern auswe­ichen -, das Laufen wurde aber nur bed­ingt leichter. Denn die Ermü­dung schlug jet­zt doch ganz schön kräftig zu. Aber ein paar Kilo­me­ter noch — das sollte doch zu schaf­fen sein. Bis Mainz ging es auch. Aber auf der Theodor-Heuss-Brücke wurde mir langsam klar, dass nach den 42 Kilo­me­tern ziem­lich sich­er Schluss sein würde. Schluss war dann auch, aber sog­ar etwas früher. Irgend­wo knapp vor dem Kilo­me­ter 41 ging mein Kreis­lauf in die Knie — und bevor ich im Laufen umkippte, machte ich der Qual lieber ein Ende und marschierte den Rest nach Hause.

Gut vier Stun­den war ich unter­wegs — also nicht ger­ade sehr schnell. Irgend­wo ist meine Form abhan­den gekom­men. Dazu kam jet­zt auch noch der Man­gel an Wass­er — getrunk­en habe ich wohl kaum mehr als 1,5 Liter — das war, ger­ade bei diesem Wet­ter, halt doch ein­fach zu wenig … Aber trotz aller Qual — es war den­noch wieder schön, so lange unter­wegs zu sein, so einen schö­nen und abwech­slungsre­ichen Weg bei so grandiosem Wet­ter unter die Füße zu nehmen.
Hier ist die Über­sicht bei Run­sat­ur­day: Klick

abgebrochen

auch ein miss­glück­tes train­ing ist ein train­ing. ich bin mir nur noch nicht ganz sich­er, wofür das train­ing heute gut war. geplant waren ca. 44 km, bei kilo­me­ter 38 habe ich mit dem laufen aufge­hört und bin den rest gewan­dert — das war schon anstren­gend genug. irgend­wie war ich vol­lkom­men platt und fer­tig. das hat­te sich schon vorher angedeutet, ab kilo­me­ter 30 — und damit eigentlich zu früh — wurde es schw­er. da kam ich aus dem wald und von den vie­len auf- und abstiegen heute wieder ins müm­ling­tal und hat­te eigentlich noch 14–15 recht flache kilo­me­ter vor mir. aber die zogen sich immer mehr, bis es irgend­wann ein­fach nci­ht mehr ging. bzw. ich keinen sinn mehr darin sah, mich für ein train­ing noch mehr und weit­er zu quälen, als ich das ohne­hin schon getan hat­te.
schwierig ist aber die frage, warum das heute so katas­trophal schiefging. ich ver­mute, so etwas wie über­train­ing. die let­zten drei wochen waren schon ziem­lich viel — es hat ein­fach spaß gemacht, geflutscht und lief erstaunlich gut, trotz der hohen belas­tung. bis heute eben. das ver­rück­te ist, das die erste hälfte — die bei der heuti­gen strecke erhe­blich schw­er­er ist als der zweite teil — verblüf­fend gut ging und sog­ar einen tick zu schnell. vielle­icht hat das noch dazu beige­tra­gen, dass dann irgend­wann nix mehr ging. nun­ja, mal sehen, wie es mor­gen geht. da werde ich auf jeden fall ganz behut­sam ans laufen herange­hen …

ultra-training

im moment schlage ich ganz schön zu beim train­ing. in den neun tagen vom 21. bis 29. märz bin ich jet­zt genau 188,92 kilo­me­ter gelaufen — zumin­d­est behaupt das mein fore­run­ner. davon 50 kilo­me­ter in escholl­brück­en im “wet­tkampf”, weit­ere 44 kilo­me­ter vorgestern im oden­wald mit ziem­lich genau +/- 1000 höhen­metern in immer­hin 4:04 stun­den. und zwei inter­vall­train­ings — ver­gan­genen mittwoch 5x2000 m, die mir schon hart vorka­men. und jet­zt ger­ade noch ein­mal bzw. schon wieder, weil vic­sys­tem den zyk­lus geän­dert hat, 4x2400 m — das war wirk­lich hart. vor allem, weil noch etwas wind dabei war, den ich bei einem tem­po von 4:14 (sehr genau das ziel getrof­fen) doch schon ziem­lich deut­lich gemerkt habe. ich glaube, die trab­pausen bin ich sel­ten so langsam geschlichen … wenig­stens bieten die näch­sten tage jet­zt etwas erhol­ung: regen­er­a­tives laufen und nor­maler dauer­lauf zur stärkung der grund­la­ge­naus­dauer ste­ht an, bevor es am sam­stag wieder auf die lange strecke geht: der plan will 43 kilo­me­ter haben — mal sehen, ob das nicht wieder etwas mehr wird … große ziele erfordern eben auch große vor­bere­itung.

wunderbar einfach

laufen im win­ter — ein grandios­er genuss. vor allem, wenn es so ist wie heute: zwar ver­dammt kalt — ‑15°C beim start, auf der höhe bes­timmt noch käl­ter — aber ein­fach wun­der­schön. der schnee der ver­gan­genen nacht verza­ubert die welt. durch odins wälder in der ein­samkeit des sam­stagvor­mit­tags zu laufen — es gibt kaum schöneres. ich wollte gar nicht aufhören. nach gut zwei stun­den (knapp 24 km) hat es dann aber doch gere­icht. es wurde mit­tler­weile näm­lich immer noch nicht warm. meine ober­schenkel sind auch jet­zt noch nicht ganz aufge­taut … nach dreißig minuten und den ersten anstiegen wächst auf den hand­schuhen am han­drück­en eine schnee-/eiss­chicht, die nicht mehr ver­schwindet. und noch eine stunde später hän­gen mir kleine eiszapfen im gesicht — das hat­te ich noch nie. das schild der mütze (auch die inzwis­chen recht weiß) sorgt wohl dafür, dass ich immer in meinen eige­nen atem­dampf rein­laufe und der dann an meinem gesicht friert — ohne das ich das noch spüre …
aber trotz­dem: der wald, die unberührten wege — klasse ein­fach. der erste war ich aber nir­gends: ich bin keinen meter gelaufen, auf dem nicht min­destens ein wild vor mir war. oft genug lei­der auch auto, offen­bar jäger, die ihr kost­bares wild unbe­d­ingt füt­tern musste. einen habe ich dabei noch gese­hen. leute waren aber nur ganz, ganz wenig unter­wegs — natür­lich an den üblichen stellen: am mini-rodel­hang, im dreiseen­tal, bei würzberg auch ein paar.
auch wenn es heute nicht sehr schnell war — für solche läufe ren­tiert sich so manche quälerei das jahr über. ein­fach wun­der­bar.

von der mümling an die tauber

gut, die über­schrift ist über­trieben. aber nur min­i­mal. am sam­stag bin von erbach (allerd­ings nicht ganz von der müm­ling aus) nach uis­sigheim gelaufen — das ist kurz vor der tauber. 53,4 kilo­me­ter waren das. beziehungsweise etwas mehr, denn ein oder zwei teil­stück­en, die ich gegan­gen bin — etwa den let­zten anstieg — habe ich nicht mit­gestoppt. 5 stun­den 20 minuten habe ich dafür gebraucht. und einige pausen noch dazu. das war dann doch einiges langsamer als ich mir gedacht habe. mit einem schnitt von 5:30 bis 5:45 hat­te ich gerech­net, gewor­den sind es 6:00. dafür hat das mäßige tem­po einen vorteil: muskelkater habe ich über­haupt keinen. ein wenig steif war ich sam­stags und auch am son­ntag noch etwas, aber die muskeln beschw­eren sich kaum.

das wet­ter war bru­tal schwül. nicht ger­ade das ide­ale laufwet­ter. ruck­zuck war ich kom­plett — aber wirk­lich voll­ständig — durchgeschwitzt. und das blieb bis kurz vor schluss so. kurz vor kül­sheim kam ich aus dem wald her­aus, da hat der leichte wind mich immer­hin noch ein biss­chen getrock­net. aber das war dann auch egal.

die wege waren auch nicht immer opti­mal aus­ge­sucht: da waren einige harte trails dabei, die auf der karte ganz und gar harm­los aus­sa­hen. so bin ich also durch die matschwüsten der wal­dar­beit­er, über wege, die kom­plett mit ästen zugedeckt waren, durch bren­nes­sel-felder und brombeer-heck­en gelaufen, über aus­ge­wasch­ene wasser­rin­nen ins tal gestürzt und im bauch­ho­hen gras von einem loch ins andere getaumelt … das hat nicht nur kör­per­liche, son­dern auch phsy­sis­che anstren­gung gekostet, die sich mit der zeit erhe­blich sum­miert hat. aber dafür macht man ja solche läufe …

so bin ich gelaufen: [sin­glepic id=243 w=650]

die genaue strecke lässt sich auch (bess­er) bei gpsies.com anschauen: klick.

ich bin also durch dorf-erbach ins gräsig, von dort über das haber­mannskreuz (wo ich einem auto, dass unbe­d­ingt mit min­i­mal­stem abstand an mir vor­bei musste, den außen­spiegel ein­klappte) nach eul­bach. bis hier­hin kan­nte ich den weg — bish­er war ich das allerd­ings immer schneller gelaufen, im ersten anstieg hin­term gräsig war schon die erste geh­pause fäl­lig … von eul­bach dann noch ein­mal kurz auf die b47 in rich­tung boxbrunn, aber gle­ich hin­ter dem abzweig nach viel­brunn den ersten wald­weg und mehr oder weniger par­al­lel zur straße am höhen­dorf vor­bei. und dann, nach einem weit­eren stück auf dem kamm, ging es hin­unter rich­tung amor­bach. da wurde das navigieren schwierig — den weg, den ich mir aus­gedacht hat­te, fand ich an zwei stellen nicht bzw. nicht auf anhieb. das erste mal nahm ich einen wan­der­weg, schön steil in kehren, vor­bei an der gruppe mit stöck­en bewaffneter wan­der­er (und betend, dass ich genau dort nicht hin­falle — hat sog­ar geklappt …), beim zweit­en mal musste ich nur genauer suchen: der weg war schon sehr zugewach­sen. und entsprechend schlecht zu laufen. ich hat­te aber keine lust, weit­er umherzuir­ren — mein fuß tat weh, ich hat­te mich böse vertreten und wollte erst ein­mal her­aus aus dem wald. außer­dem war ich schon länger unter­wegs als ich dachte, hat­te schon mehr kilo­me­ter auf dem fore­run­ner als ich erwartet hat­te. irgend­wann kam ich so dann tat­säch­lich im lan­gen tal an, dass mich wieder zur b47 führte. der bin ich dann auf dem feld­weg gefol­gt bis zur kreuzung an der bahn­lin­ie bei amor­bach. die habe ich kurz­er­hand “wild” über­quert, der näch­ste über­gang war mir ein­fach zu viel umweg … auf der anderen seite ging es dann durch den rand von amor­bach und immer weit­er die straße — und zwar hin­auf. und hin­auf. und hin­auf … irgend­wann, schon hin­ter (und vor allem deut­lich über) schnee­berg, ver­ließ ich dann die land­straße, um wieder im wald einzu­tauchen. die wege wur­den bald recht ver­lassen und entsprechend ver­wildert. beim “roten kreuz” machte ich eine erste rast und ver­til­gte einen oat-snack gegen den langsam aufk­om­menden hunger. aber lange hielt es mich nicht, es ging noch recht gle­ich­mäßig weit­er, durch eine kleinen weil­er über den befes­tigten feld­weg nach windis­chbuchen. dort bog ich dann wieder ein­mal auf die straße bzw. das sträßlein ein, dass mich nach hep­pdiehl führt. dort ver­weilte ich kurz am kleinen fried­hof, nutzte das küh­le wass­er zur zwis­ch­en­er­frischung und die bank, meine mit­tler­weile etwas müden beine kurz auszu­ruhen. doch bald ging es auch hier wieder weit­er, 12 uhr war es mit­tler­weile schon gewor­den. ich blieb jet­zt vor­erst auf der straße, die mich steil hinab führte, und zwar nach pföhlbach. dort bog ich ab, tra­bte das kurze stück am hang ent­lang nach riedern. in riedern über­querte ich die erft — mit ein­er höhe von ca. 180 m der zweit­niedrig­ste punkt mein­er tour. und das war gle­ich wieder zu merken, denn hin­ter dem ort ging es schon wieder ab von der straße und stetig bergan. sehr stetig. mein etrex fing hier an, ziem­lich zu spin­nen und machte mir etwas sor­gen, weil es mich beständig weit ab von mein­er eigentlichen route wäh­nte. anfangs noch sehr sich­er, auf dem richti­gen weg zu sein, wurde ich zunehmens unsicher­er. und es ging immer weit­er bergan … aber irgend­wann war ich doch oben, machte mal wieder eine kurze rast und ließ den etrex neuen kon­takt zu den satel­liten aufnehmen — und siehe da, ich war die ganze zeit richtig gewe­sen. die erle­ichterung war groß. zumal hier schon das erste schild eines kül­sheimer wan­der­wegs auf­tauchte — das ende rück­te also näher. vorher galt es fre­lich noch einiges an weg im dicht­en gras zu über­winden — nach­dem ich mit­tler­weile schon fast 45 kilo­me­ter in den beinen hat­te, war es nicht mehr sehr lustig, zu laufen ohne den boden und seinen vie­len gemeinen uneben­heit­en sehen zu kön­nen. aber das bewusst­sein des nahen­den endes hielt mich aufrecht. so ganz war ich aber freilich noch nicht fer­tig … nach der über­querung der land­straße zwis­chen ste­in­furt und stein­bach hat­te ich immer­hin wieder fes­ten, halb­wegs ebe­nen feld­wegs-grund unter den füßen. der weg führte leicht abwärts direkt nach kül­sheim. da musste ich ein weit­eres mal pausieren — die erste wasserblase im ruck­sack war leer, ich musste umfüllen. viel erhol­ung brachte die pause nicht, so lief ich also eher im trottgang als beson­ders dynamisch durch die stadt und zum weg in rich­tung uis­sigheim. immer­hin kan­nte ich mich jet­zt wenig­stens wieder unge­fähr aus … kurz vor uis­sigheim ver­ließ mich aber auch die let­zte reserve bzw. der let­zte wille, den an diesem punkt der strecke nicht mehr ganz harm­losen anstieg zum sport­platz bin ich dann doch lieber gegan­gen. danach kon­nte ich aber wenig­stens noch den let­zten kilo­me­ter zum ziel laufend zurück­le­gen — und da erwartete mich nicht nur ein leck­eres (wenn auch arg ver­spätetes) mit­tagessen, son­dern auch eine her­rlich frische, küh­le dusche — wun­der­bar. den rest des tages war ich freilich ziem­lich hinüber …

der höhen­ver­lauf ist so:[singlepic id=242 w=460]

im schneematsch durch den odenwald

oder bess­er gesagt: über die oden­wälder hügel. gestern war wieder — wie jeden sam­stag — der lange lauf dran: 40 kilo­me­ter wollte der train­ings­plan, im flachen hätte er gerne eine pace von 4:54 gehabt. die länge habe ich gemacht, mein tem­po war allerd­ings mit 5:11 etwas langsamer. das war natür­lich den kleinen hügeln geschuldet, die im oden­wald immer im weg herum­ste­hen. dafür macht das laufen dann aber auch mehr spaß — lang­weilig wird’s nicht, wenn es ständig bergauf und bergab geht. der nasse, rutschige weil dahin­schmelzende schnee hat dann noch ein übriges getan, mich auszubrem­sen. so auf ein­er län­geren strecke kostet das doch ganz schön kraft, wenn man wirk­lich bei jedem schritt keinen vernün­fti­gen abdruck hin­bekommt, son­dern immer ein klein biss­chen wegrutscht. und bergab muss man dann ja auch noch schön vor­sichtig laufen, da ist’s also auch nix mit hohem tem­po. schön war’s aber trotz­dem.
so sieht übri­gens das höhen­pro­fil aus — viele höhen­meter sind es eigentlich nicht (knapp 800), aber doch recht nett verteilt:

höhenprofil

« Ältere Beiträge

© 2024 Täglich laufen

Theme von Anders NorénHoch ↑