Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Sterben im Bayerischen Wald

Nun­ja, die Über­schrift ist ein wenig über­trieben. Aber wirk­lich nur ein wenig. Am Woch­enende war ich — nach sehr langer Absti­nenz — mal wieder bei ein­er Laufver­anstal­tung dabei: Bei der ersten Auflage des Kaiters­berg-Trails in Bad Kötzt­ing. Da bin ich eher zufäl­lig drauf gestoßen und dachte im Win­ter, bis zum Mai werde ich ja wohl 30 Kilo­me­ter mit ein paar Höhen­metern schaf­fen. Das war aber eher eine Fehlein­schätzung … Doch der Rei­he nach.

Zunächst musste ich über­haupt erst ein­mal da hinkom­men, an den Rand Deutsch­lands. Von Regens­burg ist das eine gute Stunde Fahrt (mit dem Rad hat­te ich das auch schon gemacht, auf mein­er Arber­rad­marathon­runde am Anfang Mai), die man eigentlich nur mit dem Auto hin­bekommt. Deshalb musste ich mir eben eines lei­hen. Da die Startzeit auf reise­fre­undliche 10 Uhr fest­gelegt wurde, kon­nte ich das auch sehr bequem machen. Und auch in aller Ruhe meine Star­tun­ter­la­gen in der Turn­halle in Bad Kötzt­ing abholen.

Zeit bis zum Start hat­te ich dann noch reich­lich. Um 10.05 ging es pünk­tlich los und nach ein­er dreivier­tel Runde im Sta­dion und einem min­i­malen Straßen­stück auf den ersten Feld­weg — und dann auch über die Bahn­lin­ie, die der Grund für die spezielle Startzeit war (damit wir nicht gle­ich durch einen Zug gebremst wur­den).

Durch die Wiesen, über Bahn und Land­straßen (oder “Staatsstraßen”, wie sie hier in Bay­er — Freis­taat! — offiziell heißen) ging es an dann den Wal­drand. Und dann erst ein­mal hin­auf. Nach oben ging es zunächst, auf den ersten Kilo­me­tern, zwar spür­bar, aber nicht über­mäßig steil — eigentlich war das noch gut lauf­bar, auch der Weg, ein typ­is­ch­er Wald­weg, bot keine allzu große Her­aus­forderung. Aber der noch dichte Pulk von Läufer/-innen führte dann doch schon zum (auch, aber nicht nur) recht häu­fi­gen Wech­sel vom schnellen Gehen und langsamen Laufen.

Und dann kam auch schon die erste Verpfle­gungssta­tion Reit­en­berg. Wie alle Sta­tio­nen bei diesem Lauf über­re­ich­lich bestückt und gut bedi­ent von vie­len sehr fre­undlichen und hil­fs­bere­it­en Frei­willi­gen. Da der Kaiters­berg-Trail zur Mül­lver­mei­dung die sehr vernün­ftige Entschei­dung getrof­fen hat, keine Trinkbech­er anzu­bi­eten — ein solch­er war als Teil der (freilich nicht kon­trol­lierten) Pflich­taus­rüs­tung mitzuführen — , waren die Helfer auch tat­säch­lich notwendig. Mir tat es ja nicht nur hier, son­dern bei allen Verpfle­gungssta­tio­nen fast leid, dass so viel von dem Essen, dem Obst und den Energieriegeln, übrig blieb.

Dann wurde es auch direkt deut­lich steil­er. Auf knapp 1,2 Kilo­me­tern ging es nun die über 200 Höhen­meter zu den Kreuzfelsen hin­auf. Da war an Laufen oft nicht mehr zu denken (für mich …), rund um mich kamen nun auch mehr als genug Stöcke zum Ein­satz.

Und dann kam auch schon der erste echte Down­hill: richtig schön! Da habe ich es laufen, fast krachen lassen — ein Fehler, wie sich später zeigte, denn das hat auf dem tech­nisch nicht ganz ein­fachen Trail dann doch einige zusät­zliche Körn­er gekostet, die ich gegen Ende gut gebrauchen hätte kön­nen. Doch hier war eben erst ein­mal ein­fach Spaß ange­sagt …

Die Strecke führte uns wieder zurück nach unten, zum Verpfle­gungspunkt. Von dort ging es dann, über einen recht bre­it­en und beque­men Wald­fahrweg zur Einöde Hud­lach. Und dann ging es, zur Abwech­slung, mal wieder zurück nach oben. Und jet­zt aber so richtig. Das wurde steil­er und steil­er, irgend­wann war es kaum noch zu gehen, an laufen war für mich schon lange nicht mehr denkbar. Die Wan­der­er, deren Weg nicht ohne Grund um dieses Steil­stück in eini­gen Kehren herum führte, hiel­ten uns wahrschein­lich alle für ver­rückt. Aber das ist man als (Trail-)Läufer ja gewöh­nt …

Irgend­wann wurde die Stei­gung dann wieder flach­er, es war kurz wieder lauf­bar — und dann kam die Verpfle­gungsta­tion Kötztinger Hütte. Und danach kam auch schon wieder die näch­ste Schikane: Zunächst steil im Wald neben dem eigentlichen Weg hin­unter — und dann halt, welche Über­raschung — ger­ade wieder hoch. Nach diesem kurzen Steil­stück wurde es wieder etwas angenehmer, es ging ja auch wieder hin­unter. Und dann auf einem bre­it­en Weg im angenehm­sten Flow hin­unter und hinüber bis nach Hud­lach, dem äußer­sten Punkt der Strecke. Nach dieser schö­nen Forststraße und ein­er Kon­troll­stelle wurde es wieder inter­es­sant: Es ging wieder hoch, zum Riedel­stein nun. Zunächst noch gar nicht so schlimm, sog­ar noch lauf­bar. Aber das hörte für mich bald wieder auf. Inzwis­chen machte sich die Anstren­gung, angesichts des mageren Train­ings vor allem, aber auch deut­lich bemerk­bar. Der Auf­stieg zum Riedel­stein zog sich näm­lich, es kam ein­fach keine Ende in Sicht.

Doch irgend­wann war das erledigt, es ging auch zur Beloh­nung gle­ich wieder hin­unter — aber nur kurz, dafür knack­ig steil. Und dann durch die Rauchröhren, durch die Felsen mit­ten durch, mit Hän­den und Füßen wieder nach oben. Nach­dem dieses pit­toreske Hin­der­nis über­wun­den war, fol­gte ein wirk­lich wun­der­bares Wegstück über die Stein­büh­ler Gesenke, wieder in Rich­tung Kötztinger Hütte. Doch meine Beine woll­ten nicht mehr, ich kon­nte das tat­säch­lich nicht mehr richtig durch­laufen.

Nach dem kurzen Verpfle­gungsstopp an der Kötztinger Hütte, der nicht mehr ganz so kurz war — ich benötigte etwas Cola, um meinen Kreis­lauf wieder zu sta­bil­isieren — ging es ähn­lich toll und spek­takuläre und ernüchternd weit­er. Toll war der Weg, hinab durch die steinige, verblock­te Felsen- und Wald­land­schaft. Ernüchternd war mein Zus­tand, der mich langsamer und langsamer, und auch vor­sichtiger und vor­sichtiger, wer­den ließ. Ich traute meinen Ober­schenkeln nicht mehr …

Irgend­wann war das auch wieder vor­bei, der Verpfle­gungspunkt Reit­en­stein tauchte noch ein­mal auf. Dann kon­nte ich tat­säch­lich noch etwas laufen, zumin­d­est hin und wieder, unter­brochen von der einen oder anderen Geh­pause. Und zack, waren wir — nun ja, inzwis­chen war vom restlichen Läufer­pulk nahezu nichts mehr zu sehen — wieder an der Staatsstraße, dann noch die Bahn­lin­ie (bei­des immer noch her­vor­ra­gend von der Feuer­wehr gesichert) und das let­zte Stückchen durch die Wiesen zurück ins Sta­dion. Da kon­nte ich tat­säch­lich noch ein­laufen — aber das war mehr pro for­ma, wirk­lich­er Sport war das zu diesem Zeit­punkt nicht mehr.

Der Lauf war als Ver­anstal­tung aus­ge­sprochen her­vor­ra­gend organ­isiert, ganz beson­ders für eine Pre­miere: Alles lief wie am Schnürchen. Die Strecke war her­aus­ra­gend markiert, da war Ver­laufen wirk­lich kaum denkbar. Dazu noch nicht wenige Streck­en­posten (die immer­hin teil­weise auch eine Wan­derung nötig hat­ten, um zu ihrem Ein­sat­zort zu kom­men …) und über­re­ich­liche Verpfle­gung. Nur im Ziel hätte ich mir noch eine Getränkesta­tion gewün­scht — es gab zwar einen Gutschein, den hat­te ich natür­lich aber nicht parat (son­dern im Auto) und der ließ sich auch “nur” für eher Unge­sun­des ein­lösen. Da hätte etwas Wass­er etc., wie an den her­vor­ra­gend bestück­en Verpfle­gungssta­tio­nen unter­wegs, noch wun­der­bar gepasst. Aber das war wirk­lich nur eine kleine Schramme auf dem son­st makel­losen Tag.

Frankenstein ganz ohne Horror

Der Franken­stein­lauf ist ein ganz neues Unternehmen, das 2011 zum ersten Mal stat­tfand. Und ich war dabei. Irgend­wann im Früh­jahr trudelte bei mir die E‑Mail von Skin­fit, dem Aus­richter und Spon­sor, ein. Und das schien mir eine gnz intres­sante Idee: unkom­plizierte Anreise, angenehmer Ter­min am let­zten Sam­stag im April, Start fre­undlicher­weise um 16 Uhr. Und 15 Kilo­me­ter gehen immer, auch wenn ein paar Höhen­meter dabei zu über­winden sind. Also habe ich mich bald angemeldet und das ganze erst ein­mal wider vergessen 😉

Am Sam­stag war es dann also soweit. Die Anreise mit Liegerad und Bahn war etwas hol­prig: Erst meinte der Schaffn­er in Mainz, im RMV dürfte ich mit dem Liegerad nicht in den Zug — was mir völ­lig neu wäre, ich habe as schließlich schon öfters gemacht. Mitgenom­men hat er mich aber immerhn trotz­dem. Auf dem Weg von Darm­stadt Haupt­bahn­hof nach Eber­stadt, so unge­fähr 8 kurze Kilo­me­ter durch die Stadt, kam ich dann auch noch in einen Platzre­gen. Und musste beim Anziehen der Regen­jacke auch noch fest­stellen, dass sich das Arm­band meines Fore­run­ners auf der einen Seite von der Uhr gelöst hat­te.

In Eber­stadt war dann wenig­stens alles unprob­lema­tisch: Fahrad geparkt, Start­num­mer und Beu­tel abge­holt (darin auch das Skin­fit-Kli­ma-Shirt, der einzige Grund, warum ein 15-km-Lauf fast 30 Euro Start­geld kosten darf) udn fest­gestellt, dass ich nicht weiß, wie ich den komis­chen Chip für die Zeitmes­sung anbrin­gen sollte. Eigentlich ist der dazu gedacht, zwis­chen die Schnürsenkel einge­fädelt zu wer­den. Das konne ich aber nicht, weil meine Fivefin­gers, die Clas­sic-Vari­ante, so etwas nicht haben. Mit ein­er Sicher­heit­snadel ging es dann aber doch — auch wenn ich dem nicht so recht traute. Es hielt aber prob­lem­los.

Der Franken­stein­lauf war ja mein erster “Wet­tkampf” mit den Fivefin­gers. Im Oden­wald hat­te ich in diesem Früh­jahr diese Nicht-Schuhe öfters genutzt und dachte, ich pro­bier das jet­zt mal aus. Auf die Zeit kam es mir sowieso nicht an — denn etwas langsamer ist man damit schon, je nach Boden und Gefälle der Strecke macht sich das mehr oder weniger deut­lich bemerk­bar.

Irgend­wann um kurz nach vier ging es dann auch los — der Läufer-Pulk hat­te sich langsam von der Anmel­dung im Mühltal­bad zum nahegele­ge­nen Start auf einem Feld­weg am Ort­srand bewegt. An den Start gin­gen knapp 200 Läufer, für die 7 km und die 15 km zugle­ich. Und dazu noch gle­ich zwei Ret­tungswa­gen sowie ein Motor­rad und auch noch ein Quad vom ASB — fast überver­sorgt waren die Läufer mit medi­zinis­ch­er Begleitung … Über­haupt war der Lauf ins­ge­samt gut organ­isiert (nur bei den Nach­mel­dun­gen gab es wohl kleinere Verzögerun­gen), an allen Abzwei­gun­gen gab es gut sicht­bare Markierun­gen und eine aus­re­ichende Zahl an Streck­en­posten. Das war ja auch nicht ganz bil­lig — dafür aber mit einem Kli­ma-Shirt. Und die Skin­fit-Klei­dung ist halt erst mal teuer …

Zunächst ging es also erst ein­mal durch Eber­stadt, so 1–2 km. Dann führte die Strecke auf asphaltiertem Feld­weg in Rich­tung Franken­stein, ein erster klein­er Anstieg war zu bewälti­gen. In der Nähe der Bun­desstraße dann der Wech­sel zu Kies und fes­tem Boden — zum Glück aber kein großer Schot­ter, das macht mit den Fivefin­gers näm­lich keinen Spaß. Über die Bun­desstraße ging es dann hinüber und ab in den Wald unter dem Franken­stein. Irgend­wo in der Nähe von Kilo­me­ter 5 (die Kilo­me­ter waren sog­ar markiert, wenn auch nicht immer per­fekt les­bar — der Regen und die Läufer hat­ten das Säge­mehl etwas ver­streut) bogen die Sieben-Kilo­me­ter-Läufer ab. Für den Rest, die deut­liche Mehrheit des Feldes, ging es weit­er bergauf. Die Höhen­meter — laut Ver­anstal­ter 362 — waren sehr gle­ich­mäßig verteilt. In großen Bögen ging es also den Berg hin­auf zur Burg Franken­stein. Da ich sehr ver­hal­ten ange­laufen bin, war ich fleißig am Ein­sam­meln. Der Weg blieb angenehm zu laufen — leichte Stei­gung, meist Wald­bo­den mit etwas Kies, ohne größere Prob­leme für Bar­fußschuh­läufer. Am Franken­stein gab es Getränke — daswar tat­säch­lich ganz nett, denn warm war es dur­chaus, trotz der dun­klen Wolken. Hin­ter der Burg ging es dann kurz auf der Kreis­straße weit­er in Rich­tung Nieder-Beer­bach — eigentlich ist das nur ein asphaltiert­er Wald­weg. Der führte — dur­chaus knack­ig — hinab bis zur Wald­gren­ze und noch ein paar hun­dert Meter durch die Wiesen zum Wen­depunkt. Hier hat­te man — wenn man noch Augen für so etwas hat­te — einen schö­nen Blick auf die Hügel des begin­nen­den Oden­walds (mit Fern­sicht war’s nichts). Am Wen­depunkt musste man das Kon­troll­band ein­sam­meln und zunächst wieder zurück zum Franken­stein hin­auf. Die Läufer, die mich auf der kurzen Bergab­strecke über­holten, habe ich alle wieder einge­sam­melt. Denn bergab muss ich mit den Zehen­schuhen etwas langsam(er) machen, die fehlende Dämp­fung macht sich da dur­chaus bemerk­bar. Das war dann auch auf dem Abschnitt nach dem Franken­stein deut­lich zu merken. Denn ab dort ging es bis kurz vor das Ziel nur noch bergab. Und da wurde ich dann kräftig durchgere­icht. Zumal nach zehn, zwölf Kilo­me­tern meine Füße auch müde wur­den und auf kleinere Belas­tun­gen unge­hal­ten reagierte. Schon bei kleineren steinen zuck­te ich jet­zt etwas zurück: Meist bin ich mit den Fivefin­gers ja nur so unge­fähr eine stunde unter­wegs gesesn, die 15/16km-Läufe waren ja die Aus­nahme.

Der Weg vom Burg­berg hin­unter führte zunächst über einen schö­nen pfad, dann aber wieder über den Forstweg, den wir auch hin­auf gelaufen waren. Und schließlich  hat­ten wir noch das selbe Schlussstück wie die 7km-Läufer. Das Ziel war nicht am Start, son­dern auf der anderen Seite des Mühltal­bades — so musste im Ort nichts mehr abges­per­rt wer­den. Genau auf Platz 100 lief ich dort ein — per­fek­tes Tim­ing sozusagen. Für die 15 Kilo­me­ter (ich habe nicht kon­trol­liert, ob die Strecke stimmt) habe ich damit laut offizieller Zeitmes­sung 1:28:32 gebraucht.

Nach ein­er Banane und einem alko­hol­freien Bier im Ziel sowie eini­gen Plaud­ereien über meine “Schuhe” bin ich dann auch bald zum Duschen im Mühltal­bad marschiert. Das hat sich ganz gut verteilt, obwohl die Duschen nicht ger­ade üppig waren. Bei/nach dem Duschen musste ich dann mit Erstaunen und Entset­zen fest­stellen, dass ich mir riesige Blasen glaufen habe. Vor allem die linke Ferse war eine einzige große Blase — selt­sam, so etwas ist mir noch nie passiert. Ich habe dann zwar noch etwas gewartet, aber bis zur Siegerehrung schien es noch etwas zu daueren, so dass ich mich um 18.20 uhr auf den Weg machte, meinen Zug noch zu erre­ichen: Mit dem Lieger ging es über den Fel­drad­weg (mit einigem Geholper) nach Nieder-Ram­stadt und dort zum Bahn­hof. Die Ober­schenkel­muskel am Knie macht­en sich dabei dur­chaus bemerk­bar. Dort ging es dann mit dem Zug weit­er nach Erbach — dieses mal ohne Gemeck­er des Zug­be­gleit­per­son­als.

Einen Bericht gibt es beim Laufre­port, dort auch noch einige Fotos.

Ein Hamburger in Omsk

Tom Ock­ers Buch “Eis-Lauf” ist hier schnell erledigt: Ein ver­rück­ter Ham­burg­er Nicht-Läufer läuft in Omsk/Sibirien einen Halb­marathon. Und er schreibt — natür­lich — darüber ein Buch. Das ist schnell gele­sen, schnell erzählt, schnell vergessen (wahrschien­lich auch schnell geschrieben — aber wohl nicht so schnell gelaufen).

Der “Eis-Lauf” ist das Buch eines beken­nen­den Laufhas­sers (wie das bei vie­len Fußballern so ist …), der auch keine Gele­gen­heit aus­lässt, das uns als seinen Lesern unter die Nase zu reiben. Und man merkt es auch sowieso, dass das Laufen ihn nicht inspiri­ert oder auch nur berührt.

Worum geht es Ock­ers? Er hat bei der Geburt seines Sohnes geschworen, einen “beson­deren” Marathon zu laufen. Das soll der Siber­ian Ice Marathon (SIM) 2001, am 6. Jan­u­ar, in Omsk wer­den. Das ist allerd­ings nur ein Halb­marathon (was ja bei dieser Kälte von ca. ‑40 °C auch ok ist), was Ock­ers aber nicht davon abhält, per­ma­nent vom “Marathon” zu schreiben — ziem­lich nervig, so eine Ver­arschung.

Es geht eigentlich nur um seine man­gel­hafte Vor­bere­itung, die Spon­soren­suche (und tat­säch­lich ‑akquise), die Reise nach Omsk — dafür braucht er mehr als 200 Seit­en, ohne viel zu erzählen. Dafür bemüht er sich sehr, witzig oder wenig­stens amüsant zu sein. Lei­der merkt man die Mühe dem Text noch recht deut­lich an …

Dann — endlich — der Lauf, der “Wet­tkampf”. Nach allen üblichen und vernün­fti­gen Kri­te­rien eher ein Desaster. Dass es natür­lich nie ein Marathon wurde, auch wen Ock­ers das behar­rlich so nen­nt, habe ich wohl schon erwäh­nt. Immer­hin schafft er stolze 21 Kilo­me­ter. Es ist halt sehr, sehr kalt da. Aber das war’s dann auch schon.

Übri­gens: Dean Kar­nazes und einige andere haben das lock­er getoppt — mit dem Lauf an den Süd­pol, der zwar gegen die ursprüngliche Pla­nung auch nur ein Halb­marathon wurde, aber nicht in/bei der Stadt mit ihrer Infra­struk­tur und einem geräumten Rund­kurs, son­dern eben mit­ten im “ewigen” Eis stat­tfand — was ja das Laufen auch etwas beschw­er­lich­er machte (nachzule­sen natür­lich bei Dean Kar­nazes, im “Ultra­ma­rathon-Mann”.)

Tom Ock­ers: Eis-Lauf. In der Kälte des Sibirien-Marathons. München: List-Taschen­buch 2002. 302 Seit­en. ISBN 3–548-68031–3.

Wigald Boning läuf nachts — und bekennt sich dazu

Und er tut das, das Beken­nen natür­lich, in einem net­ten Buch: “Beken­nt­nisse eines Nacht­sportlers”.
Das ist run­dum unter­halt­sam und amüsant, aber eher schmun­zel­nd als — wie der Klap­pen­text ver­heißt — im Sinne eines “Lach­muskel­train­ing”. Sooooo lustig finde ich seine auto­bi­ographis­che Schilderung seines sportlichen Lebens, der Ver­suche, das mit Beruf und Fam­i­lie in Ein­klang zu brin­gen, auch wieder nicht. Aber es ist ein sehr lock­er­er Text. Und auch das Laufen geschieht eher neben­bei , der Marathon geschieht in ein paar Zeilen, der erste Ultra hat immer­hin einige Seit­en, in denen es aber nicht so sehr ums Laufen als um das Drumherum geht. Und um ganz viel Leichtsinn. Zumin­d­est so wie Bon­ing es erzählt, ist er extrem unvor­sichtig und draufgän­gerisch, riskiert Leib und Leben (übri­gens nicht nur seines) — es sei mal dahingestellt, ob das der Real­ität entspricht oder ob er nur gerne drama­tisiert. Aber ver­führererisch und eben leichtsin­nig ist es doch — “Und zurück kammt man immer, irgend­wie.” ist offen­bar sien Haupt­mot­to gewor­den — und das ist schon gren­zw­er­tig, finde ich …

Mein Faz­it daher: Das ist eher ein Lauf­buch für Nichtläufer — oder ein Sport­buch für Bon­ing-Fans. Und eine ganz angenehm-nette Bet­tlek­türe — ohne großen Anspruch und beson­deren Erken­nt­niswert.

Wigald Bon­ing: Beken­nt­nisse eines Nacht­sportlers. Rein­bek: Rowohlt 2007. 299 Seit­en. ISBN 9783–499-62192–5

ultra-training

im moment schlage ich ganz schön zu beim train­ing. in den neun tagen vom 21. bis 29. märz bin ich jet­zt genau 188,92 kilo­me­ter gelaufen — zumin­d­est behaupt das mein fore­run­ner. davon 50 kilo­me­ter in escholl­brück­en im “wet­tkampf”, weit­ere 44 kilo­me­ter vorgestern im oden­wald mit ziem­lich genau +/- 1000 höhen­metern in immer­hin 4:04 stun­den. und zwei inter­vall­train­ings — ver­gan­genen mittwoch 5x2000 m, die mir schon hart vorka­men. und jet­zt ger­ade noch ein­mal bzw. schon wieder, weil vic­sys­tem den zyk­lus geän­dert hat, 4x2400 m — das war wirk­lich hart. vor allem, weil noch etwas wind dabei war, den ich bei einem tem­po von 4:14 (sehr genau das ziel getrof­fen) doch schon ziem­lich deut­lich gemerkt habe. ich glaube, die trab­pausen bin ich sel­ten so langsam geschlichen … wenig­stens bieten die näch­sten tage jet­zt etwas erhol­ung: regen­er­a­tives laufen und nor­maler dauer­lauf zur stärkung der grund­la­ge­naus­dauer ste­ht an, bevor es am sam­stag wieder auf die lange strecke geht: der plan will 43 kilo­me­ter haben — mal sehen, ob das nicht wieder etwas mehr wird … große ziele erfordern eben auch große vor­bere­itung.

50 km beim 19. Ultramarathon in Eschollbrücken

So. Nach­dem ich in Rodgau dieses Jahr wegen meines Ski­urlaubs nicht laufen kon­nte, habe ich mir mal den Ultra­ma­rathon Escholl­brück­en angeschaut. Da gibt es näm­lich auch die 50 km. Und inzwis­chen, seit Ende Jan­u­ar, habe ich wieder wenig­stens ein paar (wenige, viel zu wenige eigentlich) lange Läufe gemacht. Also 50 km Ende März. Und ich habe keine Ahnung, ob ich das vernün­ftig schaffe und wie schnell ich sein kann. Als Wet­tkampf wollte ich es eigentlich nicht laufen, son­dern eher als extremen Train­ingslauf. Also habe ich nach den ver­gle­ich­sweise schnellen 34 km vom let­zten Sam­stag am Mon­tag noch ein hartes Marathon-Ren­ntem­po-Train­ing draufge­set­zt, bin Dien­stag und Mittwoch noch jew­eils 16,5 km Dauer­lauf ger­an­nt und habe erst ab Don­ner­stag die Umfänge reduziert. Vor Escholl­brück­en hat­te ich also schon 70 km in den Beinen. Und noch eine kleine, erste Rad­fahrt. Denn der Ultra ist in der Pam­pa. Ohne Auto kommt man da son­ntags mor­gens prak­tisch nicht hin. Also habe ich mal etwas anderes ver­sucht: Sam­stag abend bin ich bei meinem Brud­er in Darm­stadt einge­flo­gen und von dort aus am Son­ntag, nach einem kleinen Früh­stück, mit dem Lieger nach Escholl­brück­en gekurbelt. Das sind gut 10 km, ganz ein­fach zu find­en — also nichts welt­be­we­gen­des. Am Sport­platz Escholl­brück­en war ich eigentlich viel zu früh, näm­lich schon kurz nach 8 Uhr — ich wollte sicherge­hen, da ich dieses Jahr nach über­haupt nicht mit dem Lieger unter­wegs war und keine Ahnung hat­te, ob 20 Minuten aus­re­icht­en (sie tat­en). Also hing ich da rum, habe dann kurz vor 9 auch noch Frett, den anderen Läufer aus dem Streakrun­ner-Forum und Spezial­ist für die 50 km, getrof­fen. Er hat­te etwas mehr vor als ich ;-). Ich hat­te mir so gedacht, das ganze mit 5:30/km rel­a­tiv gemütlich anzuge­hen und am Ende zu schauen, was noch geht. Es kam etwas anders …

Der Lauf:

Ges­tartet wurde pünk­tlich um 9, ganz unspek­takulär — außer den 80 Ultras war nichts los 😉 Die ersten haben sich natür­lich wie ver­rückt auf die Strecke gestürzt (und mich später dann auch zweimal über­run­det). Für mich selb­st war die erste Runde eher beschei­den: Etwas zu langsam, kein rhyth­mus, auch keine rechte Freude beim Laufen. Die Strecke in Escholl­brück­en ist ein 5‑km-Rund­kurs, im Grunde zwei Schleifen à zwei und drei Kilo­me­ter, wobei der zweite Teil bei km 3,5 oder so noch eine kleine Aus­buch­tung in den Wald hat. Sie führt meist über recht ordentliche Wege auf dem Deich des Rück­hal­te­beck­esn (die ersten zwei Kilo­me­ter) und durch den Wald, dann aber auch nach Kilo­me­ter 3 kurz übers Feld mit einem recht buck­li­gen Weg, der heute zudem noch im Gegen­wind lag. Aber das ist nur ein ganz kurzes Stückchen, dann geht es wieder am Orts- & Wal­drand in Rich­tung Sport­platz, wo man noch eine extra-Schleife über den Rasen­platz dreht, bevor man hin­ter Kilo­me­ter 5 an der Verpfle­gung vor­beikommt. Beim ersten Mal ließ ich die noch rechts liegen, dann gab es für mich Tee und Wass­er — bei­des nicht ide­al für mich: Den Tee hat­te ich recht bald eigentlich über (rein geschmack­lich …), das Wass­er hat­te lei­der Kohlen­säure, was ich beim Laufen nicht beson­ders mag. Aber egal. Essen hätte man auch einiges kön­nen — Bana­nen natür­lich, Kekse, Schoko­lade etc. — das habe ich aber ganz sein gelassen, weil ich keinen Hunger hat­te.

Bis in die zweite Runde hinein wur­den wir auch noch mit Regen ver­wöh­nt, dann kam aber immer mehr Sonne (warm genug war es dur­chaus), hin­ter Kilo­me­ter drei auch richtig Gegen­wind. Auch auf dem Deich wehte es manch­mal ein biss­chen — aber das war alles nicht so schlimm. Bzw. erst nach 8, 9 Run­den …

Ab dem zweit­en Durch­gang lief es bess­er, d.h. deut­lich zügiger. Dann bin ich lange (bis Runde fünf oder sechs) im Duo unter­wegs gewe­sen bzw. habe ein biss­chen Tem­po für die spätere Gesamtzweite der Frauen­wer­tung, die dann aber lei­der abreißen hat lassen, gemacht. Irgend­wan kam sie nach der Verpfle­gung — ich bin da fast kom­plett durchge­laufen — nicht mehr ran, der Abstand wurde dann doch etwas größer, am Ende waren es knapp 7 Minuten, die zwis­chen uns lagen.

Ich war erstaunlicher­weise recht gle­ich­mäßig unter­wegs (Run­denüber­sicht, Tem­po­di­a­gramm). Dem Gefühl nach noch gle­ich­mäßiger als die Zeit­en aus­sagen. Vor allem immer etwas schneller als eigentlich vorgenom­men: Statt 5:30/km eher 5:15–5:20/km. Bis runde 7, also 35 km, ging das völ­lig ohne Prob­leme — sog­ar mit ein­er kon­tinuier­lichen leicht­en Tem­posteigerung. Ab Runde 8 dann allerd­ings nicht mehr so sehr. Ganz im Gegen­teil sog­ar: 8 schon etwas langsamer, 9 noch ein biss­chen, und 10 auch noch mal ein kleines biss­chen langsamer. Aber da hat­te ich schon aus­gerech­net, dass die sub 4:30h im Bere­ich des Möglichen liegen. Und 2,5 km vor Schluss sog­ar im Bere­ich des Wahrschein­lichen. Da hat­te ich noch mal einen 50er über­holt, der irgen­wie wohl eingeschlafen war. Er hat sich dann näm­lich ziem­lich prob­lem­los an meine Fersen geheftet, bis Kilo­me­ter 49 von mir ziehen lassen und ist dann wort­los abge­zo­gen — ich kon­nte und wollte sein­er Tem­pov­er­schär­fung dann nicht mehr fol­gen. Im Ziel hat­te ich eine 4:28:29, offiziell zu 4:28:32 kor­rigiert (das waren wahrschein­lich die drei Sekun­den, die ich beim Start bis zur Star­tlin­ie gebraucht hat­te).

Ach ja, das Über­holen über­haupt. Das ist näm­lich sehr schön in Escholl­brück­en. Denn um 11 Uhr wer­den die 25 km-Läufer auf die Strecke geschickt. Dadurch kommt etwas Leben in das zu dem Zeit­punkt ja ziem­lich betonierte Ultra-Feld. Und ich hätte es ja nicht geglaubt, aber ich kon­nte so nach 30,35 Kilo­me­tern noch eine Menge Läufer über­holen. Das tut dann sehr gut, gibt Extra-Moti­va­tion. Aber erstaunlicher­weise — vielle­icht hat genau dies ja auch geholfen — hat­te ich über­haupt keinen absoluten Durch­hänger. Klar, es ging mal den einen oder anderen Kilo­me­ter nicht so leicht und flüs­sig. Aber inge­samt bin ich erstaunlich prob­lem­los durchgekom­men.

Nach dem Lauf habe ich dann wenig­stens noch eine Banane ver­drückt — das Start­geld muss sich ja auch ein biss­chen ren­tieren. Aber ich bin dann auch ziem­lich bald abgedampft, weil ich ja um 17 Uhr schon wieder in Mainz im Dom sein musste — zum Arbeit­en. Der Rück­weg nach Darm­stadt mit dem Fahrrad ging bess­er als ich dachte — und die Bewe­gung hat sog­ar etwas gut­ge­tan. Dort erwartete mich dann auch noch eine Luxus-Dusche 😉

der drang der herde zur fütterung

heute war arque-lauf. und es war wieder sehr schön. das ist wirk­lich ein kom­plett empfehlenswert­er lauf, deswe­gen war ich ja auch schon zum zweit­en mal dabei. vor allem, weil man eigentlich gar keine chance hat, sich beson­ders unter druck zu set­zen. durch das laufen in grup­pen je nach tem­po (muss man allerd­ings spätestens am start wis­sen …) kann man selb­st entschei­den, wie sportlich es sein soll. und dabei bleibt es dann auch … ich bin, auf­grund des fehlen­den train­ings, in der 5:30 min/km-gruppe gelaufen — seit diesem jahr ist das die zweitschnell­ste, die ehe­ma­lige 4:30er gibt es man­gels nach­frage nicht mehr, dafür geht es jet­zt herunter bis zu 7min/km (für mich wäre das ziem­lich schw­er, in dem tem­po zu laufen …) der start hat sich lei­der etwas arg verzögert, weil die anmel­dung und aus­gabe der start­num­mern (die es zwar gibt, für die man aber eigentlich gar keine ver­wen­dung hat …) etwas zäh lief und lange dauerte. das wäre ja eigentlich über­haupt kein prob­lem, aber erstens war es noch ziem­lich kalt — und wenn man sich fürs laufen anzieht, friert man beim herum­ste­hen ziem­lich stark (die klam­ot­ten waren aber schon im trans­fer für den ziel­bere­ich gelandet …) und zweit­ens hat­te ich danach eigentlich noch etwas vor. aber so geht das halt …

irgend­wann ging es dann tat­säch­lich los, zunächst durften die fahrrad­fahrer (auch das eine neuerung, ver­schieden lange streck­en wur­den ange­boten) los, dann zwei minuten später gruppe b und nach weit­eren zwei minuten wir als gruppe c — erstaunlicher­weise mit lediglich zwei pace­mak­ern. das tem­po lief gle­ich wun­der­bar lock­er, die bei­den trafen den ersten kilo­me­ter fast punk­t­ge­nau … im ort kam dann noch die kleinere gruppe vom par­al­lel­start hinzu, so dass wir wenig­stens vier pace­mak­er hat­ten — nicht unbe­d­ingt zu viel für diese auf­gabe. denn die vorderen bei­den hat­ten durch­weg ziem­lich viel zu tun, das tem­po möglichst wenig schneller wer­den zu lassen — immer mit ein­er meute hun­griger läufer direkt im nack­en, die ordentlich druck macht­en. und nach fünf, sechs kilo­me­tern pen­del­ten wir uns dann auch tat­säch­lich bald bei 5:23 ein — also doch ein ganzes stück zu schnell eigentlich. entsprechend hat­ten die hin­teren pace­mak­er eher prob­leme, die gruppe beisam­men­zuhal­ten. für mich war das aber ein sehr angenehmes tem­po.

es sollte ja auch ein biss­chen warm wer­den dabei. denn das wet­ter war zwar nicht schlecht, aber auch nicht berauschend: so um die 6 °C dürften es gewe­sen sein. aber halt sehr feucht, vor allem vor dem start — da fror ich doch etwas und behielt deshalb mein langärm­liges shirt an — allerd­ings nur bis zu kilo­me­ter 4,5 — dann wurde es damit zu warm: mit kurz­er hose und streakrun­ner­shirt waren die restlichen 30 kilo­me­ter gut zu bewälti­gen. und es reg­nete wenig­stens nicht. erst in mainz, als meine suppe (das gehört auch unbe­d­ingt zum arque-lauf, die fünf-minuten-ter­rine danach) fast leer war, fing es etwas an zu nieseln.

die wolken hin­gen aber sehr tief überm taunus und dem rhein­gau, es blieb den vor­mit­tag über feucht — in mainz war es um 7 uhr (der abfahrt­szeit der shut­tle­busse zum start — übri­gens ein toller ser­vice!) noch wesentlich fre­undlich­er gewe­sen. daran änderte sich unter­wegs aber nicht. etwas schade, denn von der (schö­nen!) land­schaft haben wir so nur wenig gese­hen. aber wir waren ja auch zum laufen gekom­men, nicht zum guck­en. und das ging wun­der­bar — mit polizeibegleitung und san­itätern hin­te­nach kon­nte ja nix passieren. und rote ampeln waren heute ganz legal kein hin­der­nis. das ist ger­ade das schöne am arque-lauf: das er ein mit­teld­ing zwis­chen train­ing und wet­tkampf ist: zwar organ­isiert — und dur­chaus solide, immer­hin verkraften sie die zwis­chen 600 und 700 teil­nehmer sehr gut, mit verpfle­gungsstellen etc. -, aber ohne wet­tkampf, ohne zeitmes­sung halt. und das ganze noch für einen guten zweck, denn die Erlöse kom­men der Arbeits­ge­mein­schaft für Quer­schnittgelähmte mit Spina bifi­da / Rhein-Main-Nahe e.V., eben der ARQUE, zugute. und die strecke führt sehr schön durch wald und wein­berge, über felder und main ent­lang, sehr angenehme zu laufen von kelkheim nach mainz. auch die sim­mung im läufer­feld ist immer wieder sehr angenehm. gut, es gibt natür­lich immer in jed­er gruppe ein paar, die wirk­lich 34 kilo­me­ter durchquatschen müssen. aber neben denen muss man ja nicht laufen, wenn man eher die ruhe mag. und das geklatsche der den boden tre­f­fend­en lauf­schuh­sohlen macht ja auch schon genug lärm. also, wer näch­stes jahr anfang novem­ber noche einen schö­nen lauf sucht: ich kann die 23. aus­gabe des arque-laufs nur wärm­stens empfehlen.

wie extrem ist der rheinsteig?

das ist mal wieder so eine frage, die einen beim laufen dur­chaus ein paar kilo­me­ter beschäfti­gen kann. vor allem, wenn man ger­ade beim rhe­in­steig-extrem­lauf unter­wegs ist. also, wie extrem ist er nun? meine per­sön­liche ein­schätzung: nicht so sehr. gut, es gibt ordentlich viel hügel mit knack­i­gen anstiegen und einige schmale wege. aber so ist das halt im wald 😉 trotz­dem ist der rhex, wie das ganze abgekürzt und tippfre­undlich­er heißt, ein wun­der­bar­er lauf. er führt auf dem weg von bonn-ramers­dorf zur insel grafen­werth in bad hon­nef über den rhe­in­steig. und das heißt nicht, dass der rhein sehr nahe wäre — es ist eher ein aus­flug durch das siebenge­birge als ein lauf im rhein­tal. 34 kilo­me­ter ist die strecke lang und soll laut ver­anstal­ter 1200 höhen­meter aufweisen (bei mir waren es einige hun­dert meter weniger, dafür gut 1300 höhen­meter …). und da man auf dem t‑mobile cam­pus unge­fähr auf rhein­höhe startet, muss man die 1,2 km nicht nur hoch, son­dern auch wieder runter. das ist, ich merke es jedes mal bei solchen aktio­nen, für schw­ergewichtige läufer wie mich ziem­lich anstren­gend.

auf dem t‑mobile cam­pus geht es also los. hingekom­men bin ich mit der straßen­bahn vom ziel aus. dafür muss man zwar früh auf­ste­hen — mein weck­er klin­gelte 6:25 — hat dafür aber nach dem lauf weniger gedöns. in ramers­dorf noch einige minuten fußweg — immer der meute hin­ter­her, die straßen­bahn war son­ntag mor­gens fest in unser­er läufer­hand und ganz gut gefüllt. die start­num­mer war schnell abge­holt, das geld für das bahn-tick­et wurde auch gle­ich erstat­tet. dann habe ich noch einen kaf­fee getrunk­en, um richtig wach zu wer­den — geschlafen habe ich nicht sehr viel in dieser nacht, warum auch immer. und noch ein wenig mit “biene” aus dem streakrun­ner-forum geplaud­ert — und zack, war es auch schon acht. super­pünk­tlich ging es los, durch das start­tor und ab in rich­tung hügel. mit der zeit­nahme machen sich die organ­isatoren nicht viel aufwand — im ziel wird ein­fach in aller ruhe die zeit ab 8:00 notiert. und das geht auch, weil das läufer­feld mit ziem­lich großen abstän­den ein­trudelt — die an- & abstiege selek­tieren ganz ordentlich. nach ein paar hun­dert metern gab es gle­ich den ersten stau, als es im wald auf eine treppe ging. in dem moment zwar ein biss­chen nervig, ins­ge­samt aber vielle­icht doch ganz gut, dass ich da nicht zu ener­gisch hochstür­men kon­nte … ja, und dann ging es halt ab durch den wald. das feld zog sich mehr und mehr auseinan­der. ab ca. kilo­me­ter 20 wurde es wirk­lich lock­er, da bin ich stel­len­weise ganz allein gewe­sen — so allein, dass ich mich manch­mal schon fragte, ob ich eine falsche abzwei­gung erwis­cht habe.

die ersten anstiege zum faveaux-häuschen und zum dorn­heck­en-see waren noch ganz gut zu laufen. bewusst wurde mir aber schon ziem­lich bald, dass mich die abwärts-pas­sagen fast mehr fordern als das bergauf-laufen. nach einigem leichtem auf und ab und einem kurzen stück ober­halb der wein­berg von dol­len­dorf mit blick über das tal (aber ohne brille klappt das mit dem genießen der aus­sicht nur mit­telmäßig) kamen dann die “richti­gen” anstiegen. zunächst auf den peters­berg, vor­bei am por­tal des hotel steigen­berg­ers (und gle­ich wieder runter natür­lich, was will man schon da oben …), dann auf den eher unspek­takulären geis­berg — und, genau, wieder runter — damit der auf­stieg auf den drachen­fels nicht zu ein­fach wird. da gab es die schön­ste verpfle­gungsstelle mit wun­der­bar­er aus­sicht übers rhein­tal. das kon­nte mich aber nicht lange aufhal­ten, jet­zt ging es so richtig gemein steil hin­unter: mit trep­pen und steil-rutschigem weg. da weit­er unten war es dann auch, dass sich der vordere teil der gruppe, mit der ich da ger­ade lief, irgend­wo ver­tan hat. jeden­falls ver­loren wir kurzfristig den eigentlichen weg, fan­den dann aber ganz natür­lich wieder zurück.  der anstieg zur löwen­burg war dann noch ein­mal ziem­lich viel arbeit. das zog sich ganz schön, über weite streck­en gar nicht so steil, nach dem bish­eri­gen lauf aber doch inzwis­chen recht anstren­gend. und da war ich auch weit­ge­hend allein, das heißt ohne hil­fe beim tem­po-machen. es hat aber offen­bar ganz gut geklappt, denn ich kon­nte noch ein paar läufer ein­sam­meln. auch im let­zten abschnitt, noch ein­mal mit eher kleinen, kurzen anstiegen zum him­merich kam ich gut voran. und dann hieß es auf ein­mal: rechts ab — vor­sicht steil und rutschig. das war nicht unter­trieben — da ging es bei kilo­me­ter 29 ordentlich zur sache. und obwohl ich ja mit meinen wet­tkampf­schuhen (saucony fast switch) eigentlich nicht opti­mal beschuht war, kam ich wun­der­bar herunter. über­haupt war ich sehr pos­i­tiv über­rascht, wie gut die schuhe sich geschla­gen haben. das einzige “prob­lem” war eigentlich die dünne sohle, durch die man steine und schot­ter recht stark spürte. aber grip hat­ten sie auch in den weni­gen, aus­ge­sucht­en matschi­gen stellen erstaunlich viel. auch auf der let­zten bergab­pas­sage nach bad hon­nef. das hat­ten wir näm­lich jet­zt schon erre­icht. und ich kon­nte noch ordentlich gas geben — die let­zten kilo­me­ter liefen alle unter 4:30 durch. kurz vor dem ziel, auf der bah­nüber­führung, habe ich noch meinen let­zten läufer einge­sam­melt und bin dann als 26. und drit­ter mein­er alter­sklasse nach 3:04:13 durch’s ziel gekom­men. und dort kon­nte ich genüßlich die reich­haltige verpfle­gung genießen. und nach dem duschen sog­ar noch meinen preis für den drit­ten ak-platz, ein glas honig aus dem siebenge­birge, in emp­fang nehmen.

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m mal sechs. oder: marathondouble im mai.

Lauter M’s

Ich weiß ja gar nicht, wo ich jet­zt begin­nen soll. Das Woch­enende war ziem­lich ereig­nis- & erleb­nis­re­ich.
Also, fan­gen wir vorne an: Irgend­wann im Herb­st, nach­dem ich mich schon für die Jubiläum­saus­gabe des Guten­berg-Marathons angemeldet hat­te, stolperte ich darüber, dass der Mannheim-Marathon dieses Jahr am Abend vorher stat­tfind­en sollte. Und das ließ mich nicht mehr los – immer mehr kristallisierte sich die Idee her­aus, bei­de auf ein­mal zu laufen. Irgend­wann war ich dann soweit und habe mich auch für Mannheim angemeldet. Jet­zt hieß es also fleißig trainieren. Dazu habe ich dem Vic­sys­tem ein­fach mal vorgeschwindelt, ich würde am Son­ntag einen 84,5 km lan­gen Wet­tkampf bestre­it­en wollen. Entsprechend entwick­elte sich das Train­ing: Die lan­gen Läufe wur­den länger – ich bin bis ca. 43,5 km (dann aber mit 1100 Höhen­metern) gelaufen -, die Inter­valle auch. das Wet­tkampf­spez­i­fis­che Tem­po sank in den Keller, bis es sich bei unge­fähr 5:13 min/km ein­pen­delte. (Da zeigte sich übri­gend mein­er Mei­n­ung nach auch ein Schwach­spunkt im Vic­sys­tem – die Ein­heit­en im wet­tkampf­spez­i­fis­chen Tem­po waren, auf­grund des „gemütlichen“ Tem­pos, eigentlich nicht fordernd genug: also bin die ein­fach erhe­blich länger gelaufen. Aber darum geht es hier ja nicht.) So nach und nach konkretisierten sich dann auch die Ziele: zweimal 3:45 nahm ich mir für die Marathons vor. Das schien möglich – auch wenn ich immer wieder heftige Zweifel hat­te, schließlich bin ich noch nie vorher so dicht hin­tere­inan­der Marathons gelaufen. Nach­dem let­zten lan­gen Lauf über 43 km (mit den besagten 1100 Höhen­metern) in 3:43 wuchs die Zuver­sicht, das mein Ziel zu schaf­fen sei, aber doch immer mehr.
Am Sam­stag also wurde es ernst. Ich habe noch kurz bei Elke und Cor­nelius vor­beigeschaut, dort Math­ias getrof­fen, schnell noch ein paar Nudeln gefut­tert (leck­er war das!), ein wenig geplaud­ert, und dann musste ich aber auch schon zum Bahn­hof. Der Zug hat­te natür­lich gle­ich mal leichte Ver­spä­tung, was meine Ner­vosität noch etwas steigerte – schließlich sollte ich sowieso nur eine Stunde vor Start in Mannheim ankom­men. Und ich hat­te keine Ahnung, wo und wie das dort so ablief … Es war dann aber alles über­haupt kein Prob­lem: Die Star­tun­ter­la­gen waren sofort parat, das Umziehen ging schnell, den Klei­der­beu­tel abgegeben und mich noch ein­mal in die sehr lange Schlange für die Toi­let­ten ein­gerei­ht (davon, näm­lich von den Toi­let­ten, gab es irgend­wie nicht so sehr viele). Dann gemütlich wieder raus, zur Star­tauf­stel­lung getrot­tet. Die war aus­ge­sprochen chao­tisch – trotz der Block­ein­teilung stellte sich so ziem­lich jed­er hin, wo er wollte. Nicht ger­ade sehr prak­tisch war auch, dass man zu den hin­teren Blöck­en prak­tisch durch die gesamte Auf­stel­lung durch musste. Ich hat­te natür­lich vergessen, mich umzuschreiben – mit mein­er PB von 3:00:33 war ich im ersten Block – immer­hin stand ich ganz hin­ten. Und musste trotz­dem noch sehr viel über­holen auf den ersten Kilo­me­tern.
Der Start war super pünk­tlich – über­haupt lief die Organ­i­sa­tion eigentlich wie am Schnürchen. Dann ging es also auf die Strecke. Für die – in diesem Jahr stark über­ar­beit­et – fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: Öd. Schon nach sehr kurz­er Zeit waren wir am Stad­trand, im Wohnge­bi­et, wo wir dann lange blieben. Und da war kaum was los. Über­haupt die Stim­mung – ziem­lich zurück­hal­tend, die Mannheimer. Nir­gendswo gab es Action, nir­gend­wo Live-Musik oder so. Mit eini­gen Schleifen kamen wir dann irgend­wann, so nach ca. 20 Kilo­me­ter, wieder in die Nähe des Rosen­gartens und macht­en uns jet­zt auf durch die Quadrate, dieses Mannheimer Spez­i­fikum der städte­baulichen Pla­nung. Da war immer­hin etwas Pub­likum an der Strecke. Und dort ver­ließen uns dann auch die Halb­maratho­nis. Das heißt, die Strecke wurde – endlich – sehr leer. Knapp 1300 Starter gab es für den Marathon (bei ca. 10.000 Läufern), dazu noch einige Vier­er-Staffeln (die per­ma­nente Unruhe ins Feld bracht­en, weil sie nicht ger­ade sehr schnell waren – selb­st auf dem let­zten Vier­tel musste ich, mit ein­er angestrebten Zielzeit von 3:45, die noch ständig über­holen oder über­holen lassen. Also, nach den Quadrat­en wurde es dann aber erst so richtig lustig. Dann kam näm­lich die Kurt-Schu­mach­er-Brücke. Natür­lich kom­plett leer, dafür kilo­me­ter­lange Ödnis über Hafen etc. Dort passierte ich auch die Halb­marathon­marke bei 1:51:05 – also eigentlich etwas zu schnell. Aber mir ging’s noch so gut, dass ich kaum Tem­po raus­nahm. Nach der Brücke kam dann Lud­wigshafen. Auch nicht viel bess­er. Die meis­ten Städte nehmen einen Marathon ja zum Anlass, eine Par­ty zu feiern. Nicht so hier. Es scheint nie­man­den zu inter­essieren. Also weit­er eine große Runde gedreht und schon die Rück­kehr auf die Brücke erwartet – bei ca. km 36–37 geht es da wieder rauf. Das ist dann ziem­lich fies, an so ein­er Stelle nach einem ziem­lich flachen Kurs einen recht knack­ig erscheinen­den Anstieg einzubauen. Da ich ja bei weit­em nicht am Anschlag lief, musste ich hier natür­lich etwas angeben und fleißig über­holen – die Ober­schenkel haben es etwas gemerkt. Auf der anderen Seite, zurück in Baden-Würtemm­berg, rück­te das Ziel dann schon sehr schnell näher. Noch ein paar Hak­en durch die Quadrate und ruck­zuck war der Rosen­garten mit Wasser­turm wieder in Sichtweite. Dieses Mal wur­den wir von hin­ten durch das Start­tor geführt. Bei 3:41:51 war ich über der Lin­ie. Und mit dieser grot­ti­gen Zeit habe ich noch Platz 36 in mein­er AK. Aber der gesamte Marathon war sehr langsam – der Sieger ist bei 2:30 hereingekom­men. Vielle­icht lag es ja am Wet­ter, das wohl nicht zum ersten Mal in Mannheim extrem schwül und schweißtreibend war. Aber wahrschein­lich sind die guten Läufer ein­fahc alle an anderen Orten unter­wegs gewe­sen. Die Schwüle ließ mich immer­hin ab Kilo­me­ter 10 jede Verpfle­gungsstelle ans­teuern – die waren gut bestückt und vor­bildlich aus­geschildert. Net­ter­weise gab es auch die prak­tis­chen Caps-Beu­tel, die kon­nte man gut im Laufen trinken – bess­er als Bech­er mit dem Elek­trolyt-Zeug, das gibt immer schöne Schweinerei.
Nach dem Lauf dann direkt hin­ter der Ziellinie abge­bo­gen zur Verpfle­gung und fast die Medaille vergessen (wäre nicht schade drum gewe­sen, ist ziem­lich poplig), weil die Austeil­er gnaden­los unterbe­set­zt waren. Die Verpfle­gung war wieder schön reich­haltig, nur der Bere­ich arg eng für die vie­len Läufer. Also deck­te ich mich ordentlich ein – ein hal­ber Hefe­zopf, Banane, Elek­trolyte noch ein­mal (obwohl ich das Zeug inzwis­chen kaum noch schmeck­en kon­nte) und Wass­er und ver­zog mich. Die Duschen waren etwas abgele­gen, dafür aber immer­hin reich­lich und warm. Dann trot­tete ich also wieder zum Bahn­hof, wo ich noch etwas Zeit zum Aus­ruhen hat­te, bevor ich in den ICE stieg, der mich über Frank­furt nach Mainz beförderte. Da war ich dann um 1:00 Uhr und verkrock mich bald ins Bett – nicht ohne den Weck­er zu stel­llen.
Der klin­gelte am Son­ntag um acht.
Brötchen, hal­ben Bech­er Tee – anziehen und schon auf den Weg zum näch­sten Marathon. Tre­f­fen mit Lars und Math­ias, Toi­let­tenbe­such – bei leichtem Durch­fall sehr notwendig – un in die Star­tauf­stel­lung, wo sich ein Ord­ner verzweifelt bemühte, auch nur die reinzu­lassen, die in den ersten Block gehörten. Angesichts der unver­frorenn Frech­heit so einiger „Sportler“ hat­te er nur mäßi­gen Erfolg. Und schon war wieder Start – auf ging’s. Ich lief zusam­men mit Lars, der auch unge­fähr eine 3:45 anpeilte. Der erste Kilo­me­ter etwas hol­prig, die Ober­schenkel vor allem noch leicht steif.
Die wur­den aber schnell weich­er und es lief wieder rund. Recht zügig haben wir uns dann nach dem anfänglichen Chaos auf der Strecke auch auf Tem­po gebracht. Die Runde war uns ja bekan­nt: Durch das Schot­twer nach Mom­bach, das sich wieder ein­mal in Party­laune präsen­tierte, über die Neustadt an der Chris­tuskirche vor­bei zum Guten­berg­platz und dann durch die Augustin­er­straße auf die Rhe­in­straße, die uns weit­er­führt die schöne Wen­depunk­t­strecke nach Weise­nau hin­aus. Noch lief es aus­ge­sprochen prächtig – klar, ganz frisch und lcok­er war ich nicht, aber beson­dere Mühe hat­te ich auch nicht. Auf dem Rück­weg Rich­tung Start/Ziel an der Rhein­gold­halle ver­lor ich Lars dann auf ein­mal und ziem­lich schnell. Er hat­te vorher schon gemerkt, dass unser Tem­po ihm wohl etwas zügig war. Ich wollte aber wenig­stens sehen, wie weit ich damit komme und nicht hier schon langsamer wer­den – das würde shcon noch von selb­st kom­men. Und es kam auch. Nach der Halb­marathon­marke (1:53:38) ging es über die Theodor-Heuss-Brücke nach Kos­theim. Und das wurde langsam anstren­gend. Hier kam auch noch frisch­er Wind auf, der mich ger­ade nicht beson­ders erfreute … Die Schleife durch Kos­theim mit den unzäh­li­gen pri­vat­en Ver­sorgungssta­tio­nen – das ist echt klasse, dass die Anwohn­er das alles auf die Beine stellen — ging es auch schon wieder zurück über die Brücke – mit zunehmend schw­eren Beinen. Aber die 30 rück­te näher. Doch das Tem­po sank, die Moral schwand, die Kilo­me­ter 32/33 waren langsam, viel zu langsam. Noch gab ich aber nicht auf … Im Mom­bach­er Indus­triege­bi­et, bei der Wasser­stelle von Coca-Cola, griff ich dann doch zum „Dop­ing“ und schmiss ein Ham­mergel (Espres­so, mit Kof­fein gegen die Schmerzen …) ein. Das begann glück­licher­weise ziem­lich bald zu wirken. Und zwar recht deut­lich (vielle­icht deshalb, weil ich ewig nichts mehr esse und nur pures Wass­er trinke bei meinen Train­ingsläufen). Im Mom­bach wur­den die Kilo­me­ter dann wieder kürz­er … Und in der Neustadt ging es mir noch richtig gut. Ich sam­melte noch so einige Läufer ein. Ruck­zuck waren wir dann auch schon auf der Ble­iche, wo mich mein Mit­be­wohn­er mit Fotoap­pa­rat empf­ing. Der Umbach mit sein­er min­i­malen Stei­gung machte sich nochmal unan­genehm bemerk­bar. Aber jet­zt kon­nte mich nichts mehr stop­pen – die paar Kilo­me­ter waren jet­zt auch noch möglich. Und sog­ar ein klein­er Schlusssprint gelang mir noch, nach­dem ich mich von Math­ias, der seinen Halb­marathon hin­ter sich hat­te, anfeuern ließ. Dies­mal stoppte die Uhr im Ziel bei 3:44:15 – und damit war das Ziel der zwei Marathons mit 3:45 sog­a­ro noch unter­boten. Jet­zt bin ich allerd­ings auch ziem­lich fer­tig – der Weg heim war eine rechte Qual, vor allem die Trep­pen in den vierten Stock hoch …
Was ler­nen wir also daraus: Möglich ist viel – mit kon­se­quenter Vor­bere­itung. Stadt-Marathons werde ich nicht mehr viele laufen – im Train­ing geht’s schön­er im Wald und Wiesen. Mannheim lan­det auf mein­er Nev­er-again-Liste – zwar ganz ordentlich organ­isiert, aber die Strecke ist ein­fach viel zu fad.

So sehen die Tem­pokur­ven aus:
mannheim-marathon 2009: tempo/distanz — man sieht sehr schön die Anstiege auf die Brücke

und Mainz, etwas unruhiger, mit dem Tief bei 32/33: gutenberg-marathon 2009 tempo/distanz

und hier noch einige bilder von den bei­den läufen:

3:00:33. oder: knapp vorbei ist auch daneben

11.473 Läufer im Nack­en – da muss man sich schon ein biss­chen beeilen. Lei­der habe ich mich wohl am Anfang zu sehr beeilt. Am Ende fehlte jeden­falls die Kraft für die Traumzeit, die sub 3. Gewor­den ist es eine – ganz unbeschei­den gesagt – trotz­dem sehr gute 3:00:33. Aber mal von Anfang an.
Am Sam­stag in Ruhe die Star­tun­ter­la­gen geholt, etwas über die Marathon­messe spaziert (und doch mal wieder ein Paar Schuhe gekauft: Eigentlich hat­te ich extra wenig Geld mitgenom­men, um gar nicht in Ver­suchung zu kom­men … Das Saucony-Ange­bot fand ich dann aber zu ver­lock­en – da musste halt die EC-Karte her­hal­ten), meine oblig­a­torische Por­tion Nudeln ver­drückt (in der dröh­nend beschall­ten Fes­thalle, wo man schon mal den Zielein­lauf besichti­gen kon­nte). Schon bei dem ganzen Kram zeigte sich: Der Frank­furter Marathon ist gut organ­isiert. Alles war leicht zu find­en, gut aus­geschildert. Und trotz der Massen – 12.046 Marathon­starter, mit den anderen Wet­tbe­wer­ben (Staffel und Mini-Marathon) ins­ge­samt über 20.000 Läufer – ging alles angenehm zügig und unkom­pliziert über die Bühne. Danach noch ein kurzes, nettes Tre­f­fen mit den anderen Streakrun­nern – auch mit denen, die gar nicht mitliefen. Lars und Elke fehlten lei­der. Aber die traf ich dann dafür am Son­ntag mor­gen auf dem Mainz­er Bahn­hof. Zusam­men sind wir, mit ein­er Menge ander­er Läufer, also nach Frank­furt gepil­gert. Die Bahn und U‑Bahn bracht­en uns auch zuver­läs­sig zur Messe. Nach der Klei­der­beutelab­gabe dann die etwas lang­wierigere Sache mit den Toi­let­ten – so direkt vor dem Marathon kann es wohl ein­fach nicht gut davon geben … Um 9.45 Uhr war ich dann auch schon in meinem Start­block. Zum ersten Mal in mein­er (kurzen) Läufer­kar­riere durfte ich aus dem ersten Block – also qua­si direkt hin­ter den Keni­an­er, die ich aber trotz­dem nicht gese­hen habe, weil ich mich natür­lich brav schön hin­ten ein­ge­ord­net habe. Viel gebracht hat das nicht. Denn trotz des anfangs sehr unruhi­gen und für meine Empfind­ung sehr rauen Starts (zwei Läufer prügel­ten sich auf dem ersten Kilo­me­ter fast, auch son­st wurde mächtig viel gerem­pelt und so knapp wie irgend möglich über­holt) war ich irgend­wie dauernd zu schnell. Vielle­icht lag’s an den Tem­per­a­turen: Auf den ersten Kilo­me­tern, so bis km 4 oder 5, fand ich es – trotz der Arm­linge – sakrisch kalt. Aber es lief bestens: Lock­er sauste ich mit den anderen Läufer­en – Frauen waren eher sel­ten zu sehen – über den Asphalt, kreuz und quer durch die Frank­furter City. Die Ori­en­tierung hat­te ich schnell ver­loren. Aber dafür gibt es ja die grüne Lin­ie (in Frank­furt nicht blau, weil der Haupt­spon­sor „Dres­d­ner Klein­wort“ heißt und das seine Fir­men­farbe ist). Das Tem­po blieb weit­er­hin hoch. Etwas arg hoch, wie sich später her­ausstellen sollte. Noch aber ging es erstaunlich lock­er und ohne größere Anstren­gung voran. Die Kilo­me­ter purzel­ten fröh­lich vor sich hin, das Feld zog sich allmäh­lich doch immer mehr auseinan­der. Kurz nach Kilo­me­ter 12 ging es zum ersten mal über den Main, dann auf lan­gen Ger­aden durch Sach­sen­hausen und Nieder­rad bis nach Schwan­heim. Wirk­lich erstaunlich, wie viel selb­st hier an der Strecke los ist. So richtig leer wurde es ganz sel­ten – und über­all war eine Mords­gau­di. Das lag höchst­warhschein­lich auch daran, dass ich immer noch im näheren Umfeld von Diet­mar Mücke unter­wegs war, der mal wieder bar­fuss und im Pumuck­el-Kostüm unter drei Stun­den lief. Über die Schwan­heimer Brücke bei Kilo­me­ter 23 ging es dann wieder nach Nied hinüber, eine kurze Schleife durch den Rand von Höchst und wieder in Nied auf die lange Mainz­er Land­straße. Inzwis­chen wurde mir das hohe Tem­po immer schw­er­er. Immer öfter geschah es, dass ich leicht über dem anvisierten 4:15er Schnitt blieb. Hart wurde es dann vor allem ab den Kilo­me­tern 33 und 34. Jet­zt waren es offen­bar an der Zeit, die Reser­ven anzu­greifen. Viel war da aber nicht mehr zu holen … Mit viel Beißen und Selb­stquälerei gelang mir noch der eine oder andere Kilo­me­ter im richti­gen Tem­po. Ab Kilo­me­ter 35 und 36, wo es wieder in die City – mit ziem­lich vie­len Schlenkern – ging, wurde es zur echt­en Qual. Auf ein­mal zogen sich die Kilo­me­ter immer länger und länger. An Aufgeben war aber noch nicht zu denken. Denn eines war mir klar: Wenn ich jet­zt auch nur zwei Schritte gehe oder bewusst langsam werde, dann komme ich nie wieder auf ein ordentlich­es Tem­po – so gut kenne ich mich inzwis­chen. Also weit­er brav die Zähne zusam­menge­bis­sen. Und wie so oft half es auch, ein biss­chen zumin­d­est. Ab Kilo­me­ter 38 wurde ich zwar nicht mehr wesentlich schneller, aber immer­hin auch nicht langsamer. Und es machte fast wieder Spaß. Dass die sub 3 kaum noch hin­hauen wür­den, dafür brauchte es wenig Rechenkün­ste. Aber das es mit meinem Traumziel wenn über­haupt sowieso ver­dammt knapp klap­pen würde, war mir eh’ von vorn­here­in klar. Immer­hin reichte es noch für eine klitzek­leine Tem­posteigerung ab Kilo­me­ter 41. Die let­zten 1200 Meter zogen sich dann erwartungs­gemäß wieder ordentlich und schienen gar nicht zu enden. Da half auch das lär­mende Pub­likum nicht mehr viel. Eher noch die Aus­sicht, noch ein oder zwei oder drei Läufer zu kassieren. Das klappte dann auch noch. Und irgend­wann erbarmte sich die grüne Lin­ie dann doch und ver­ließ hin­ter dem Mes­se­turm die Straße, um zur Fes­thalle abzu­biegen. Die Uhr zeigte dum­mer­weise schon mehr als 2:59 an – unter drei Stun­den würde ich nicht bleiben kön­nen. Dann also aber wenig­stens nicht mehr als 3:01 – alles andere wäre jet­zt echt­es Ver­sagen. Und dafür reichte es dann auch tat­säch­lich noch: 3:00:34 hat­te ich selb­st­gestoppt auf der Uhr, die offzielle Zeit schenk­te mir noch eine Sekunde. Nach dem Ziel­strich fing das Lei­den dann aber erst richtig an: So etwas habe ich noch nie erlebt. Gehen ging erst­mal über­haupt nicht mehr … Und dann waren da auch noch drei klitzek­leine Stufen, die man her­ab­steigen musste, um seine Medaille und eine wär­mende Folie zu bekom­men – das war wohl das größte Hin­der­nis, das ich an diesem Tag über­wun­den habe. Danach ging es dann erst mal wieder an die frische, d.h. herb­stlich-küh­le Luft, um Verpfle­gung zu fassen. Essen mochte ich nach so einem Lauf natür­lich kaum etwas, ein paar Trauben und eine Banane forderte die Ver­nun­ft aber. Dann noch ein­mal quer durch das reich­haltige Getränke­sor­ti­ment getrunk­en – ok, das Bier ließ ich aus – und ab zur Klei­der­beutelaus­gabe. Hier kam man glück­licher­weise über Roll­trep­pen hin … Und noch war hier wenig los, auch bei den Duschen – mit wirk­lich wun­der­bar heißem Wass­er, dafür aber in der her­rlichen Atmo­sphäre der Tief­garage – gab es keine Schlangen. Da ich noch vor dem großen Andrang unter­wegs schien und meine Ober­schenkel mich wirk­lich nervten, gön­nte ich mir noch eine Mas­sage. Ob’s viel geholfen hat, weiß ich zwar nicht – angenehm war es trotz­dem … Die Waden waren ja wirk­lich bis zum Schluss über­haupt kein Prob­lem. So erholt haben sie sich jeden­falls nach einem Marathon noch nie gefühlt – die CEP-Strümpfe scheinen also doch etwas zu brin­gen. So, das war jet­zt für heute genug geschafft – den Rest des Son­ntages werde ich erst mal „regener­ieren“ …
Ach so, die offiziellen Ergeb­nisse: Zielzeit war 3:00:33, das ist in mein­er Alter­sklasse (MH) der 74. Platz, ins­ge­samt Rang 573.

und noch die fotos:

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