Beides tue ich sehr gerne und relativ ausgiebig. Also wird es mal Zeit, das zu kombinieren. Die Kombination gibt es in zwei Möglichkeiten: Lauf-Bücher und Bücher, in den gelaufen wird oder das Laufen eine Rolle spielt – als Erfahrungsbericht oder in eher künstlerischer Form. Beim Laufen lesen ich eher nicht, Hörbücher sind für mich auch keine Alternative, da ich – zumindest beim Laufen – gerne mitbekomme, was um mich herum passiert. Und vorgelesene Bücher halte ich für eher blödsinnig 😉
Insgesamt aber sind das eher zufällige Lektüren, die ich auch nicht besonders ausgiebig betreibe – es „fehlt“ also ganz viel …
Neuere Bücher, die ich gelesen habe, finden sich auch in der Rubrik „Lesestoff“ vorgestellt (die Liste hier ist nicht mehr ganz aktuell).
Sport, Medizin und Training
Also, Bücher, die das Laufen „erklären“ oder vermitteln. Das ist vor allem: Trainingslehre.
Davon kenne ich eher wenige, aber ein paar seien hier vorgestellt:
- Bernd Heinrich: Laufen. Geschichte einer Leidenschaft. München: List Taschenbuch 2005 |
Der Untertitel trifft es sehr genau: Denn um Leidenschaften geht es hier. Nicht nur um das Laufen als Sport, als Fortbewegungsform oder als Wettkampf, sondern auch um Biologie und ihre Läufer, die Käfer zum Beispiel, oder auch andere Ausdauer-Tiere wie die Zugvögel. Denn Heinrich ist nicht nur Marathon- und Ultraläufer erster Klasse, sondern auch Biologe – offenbar genauso mit Leib und Seele, wie er das Laufen verfolgt …
Diese „Geschichte einer Leidenschaft“ (eigentlich sind es zwei, das Laufen udn die Biologie) ist ganz klar eines der schönsten Bücher über das Laufen, das ich kenne. Wahrscheinlich, weil das eigentliche Laufen an sich (des Menschen) gar nicht so sehr im Vordergrund steht. Sondern eher die Begeisterung für die laufende Fortbewegung. Oder, noch allgemeiner, die Begeisterung über ausdauernde Entfernungsüberbrückungen, egal wie oder durch wen – so lange es mit eigener Körperkraft und ohne technische Hilfsmittel geschieht. Noch dazu ein kluges, sympathisches, überhaupt nicht angeberisches Buch. Absolute Leseempfehlung! (Mehr zum Buch steht hier.) - Hal Higdon: Run Fast. How to Beat Your Best Time Every Time. Emmaus, Pa.: Rodale 2000 [überarbeitete zweite Ausgabe] (Inhaltsübersicht)
Trotz des Titels ist das eigentlich ein ziemlich umfassendes Buch, auf den ca. 240 Seiten wird vieles erzählt von Higdon. Der hat nämlich als erfahrener Journalist einen ziemlich plaudernden Stil, erzählt nicht nur aus seiner eigenen langen Erfahrung als Läufer und Trainer, sondern auch von vielen anderen amerikanischen Läufern und Trainern auf allen Leistungsebenen und aus den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg. Mir scheint es aber eher für Läufer geeignet, die noch nicht viel gelesen haben und noch kein bzw. wenig systematisches Training machen. Das wird nämlich in allen Komponenten vorgestellt – allerdings eben mit deutlichem Akzent auf der Verbesserung des Tempos. Und mit Konzentration auf die Mittelstrecke. Das ist eher ein allgemeiner Überblick über Trainingsformen wie Tempoläufe, Fartleks, Wiederholungen, Intervalltrainings, Sprints etc. pp, aber noch kein fertiges Training. Higdon gibt zwar einige Hinweise zur Periodisierung udn stellt auch einige Beispiel-„Pläne“ vor, die bleiben aber her unspezifisch und auf 5 bzw. 10000 m beschränkt. Überhaupt scheint er dazu zu tendieren, nicht zu konkret zu werden – was ich ganz sympathisch finde, denn das sekundengenaue Laufen im Training, das viele zu praktizieren pflegen (und die GPS-Uhren sind da eine ganz schlimme Verführung) und viele Pläne auch nahelegen, halte ich eh‘ bei ca. 90% der Freizeitläufer für übertrieben (man muss sich nur mal diesen Thread im Laufen-aktuell-Forum durchlesen …).
Higdon dagegen steht auf dem Standpunkt: „Coaching remains somewhat of a guessing game; it’s more art than science.“ (99) – für einen Laufbuchautor ist das – trotz aller enthaltenen Wahrheit – natürlich auch eine recht bequeme Position. Aber Higdon macht das, so scheint mir, nicht aus Faulheit oder Angst, sondern aus Erfahrung – jeder Läufer ist schließlich verschieden: nicht nur in bezug auf seine Veranlagung, sondern auch auf seine Ziele und seine Motivation. Und deshalb gilt bei ihm auch immer wieder: „Because it felles right.“ als ausreichende Begründung: „Every runner needs to determine the best form of rest for his or her particular needs.“ (87) schreibt er etwa im Kapitel „Speedwork“. Das soll aber nicht heißen, dass er nur intuitives Laufen vorschlägt: Er gibt mehr als genug Hinweise, was sich als sinnvoll erwiesen hat, was gute Erfolge bringt, was wie am besten zu kombinieren ist – überlässt das dann aber auch dem mitdenkenden Läufer.
Ihm liegt an umfassender „Ausbildung“ des Läufers, auch wenn er sich (hier) auf Tempo (was, wie er immer wieder betont, ein relativer Begriff ist) und „schnelles Laufen“ konzentriert. Deshalb auch ausführliches Kapitel zum Lauf-ABC – bei ihm unter dem Begriff „Dynamic Flexibility“ (aber das scheint mir fast der unstrittigste Bereich der gesamten Trainingslehre zu sein, die Differenzen zwischen den verschiedenen Ansätzen sind hier eher marginal) -, zum Krafttraining und (natürlich) zum Rennen selbst, wo Higdon sich vor allem für das richtige Aufwärmen stark macht. - Kuno Hottenrott, Martin Zülch: Ausdauertrainer Laufen. Training mit System. 9. Auflage Reinbek: Rowohlt 2005 (Inhaltsübersicht) |
Der Hottenrott/Zülch ist ja ein deutscher Klassiker, was das Lauftraining angeht. Und als Taschenbuch preisgünstig zu erwerben, seit dem ersten Erscheinen 1997 gibt es auch so einige Auflagen. Er war auch das erste Büchlein, das ich zum Laufen bzw. Lauftraining gelesen habe. Und bei dem ich schnell gemerkt habe, dass es mir nur begrenzt weiterhilft: Hottenrott/Zülch ist nämlich stark fokussiert auf das pulsgesteuerte Training (das Buch ist nicht umsonst „In Kooperation mit Polar“ entstanden, wie auch schon auf der Titelseite vermerkt ist). Die Pulssteuerung orientiert sich bei den beiden wiederum am Laktatwert – das ist die Hauptgröße zur Trainingssteuerung. Hottenrott und Zülch entwickeln dann, nach der knappen theoretischen Grundlegung, ihre Trainingsprogramme – differenziert nach „Freizeitjogger“, „Volksläufer“ und „Marathonläufer“, die alle verschiedene Programme und Trainingsbereiche kombinieren und in Wochenplankonzepten gipfeln, die je nach Läufertyp und Trainingsphase von 3 bis 16 Wochen reichen. Der für mich interessanteste Teil war dem aber noch vorgeschaltet: Die knappe, aber wissenschaftlich fundierte Erklärung und Vorstellung der verschiedenen Trainingsbereiche – mit den Klassikern REKOM (Regeneration und Kompensation), GA 1 & 2 (Grundlagenausdauer), Tempo- und Intervallläufe und einigen Spezialformen, aber auch Alternativtrainings wie Radfahren oder Skilanglauf. Ergänzt wird das dann noch mit Kapiteln zum Dehnen und recht viel Vorschlägen zum Krafttraining. Um eine Ahnung von den verschiedenen Trainingsformen zu bekommen, ist das bestimmt recht hilfreich – aber oft auch sehr, sehr knapp und ganz klar auf eine, nämlich ihre, Trainingsmethode fokussiert und berücksichtigen anderes nicht. - Herbert Jost, Ludwig Geiger: Das Handbuch für Bergläufer. Oberhaching: sportinform 1989 |
Eine – die – umfassende Darstellung der speziellen Anforderungen und Techniken des Laufens an/auf Bergen. Mehr dazu nach dem klick. - Andreas M. Marlovits: Lauf-Psychologie. Dem Geheimnis des Laufens auf der Spur. Mit 29 Zeichnungen von Rolf Jahn. 3. Auflage. Regensburg: LAS 2006. |
Genau das, was der Titel veheißt: Psychologische Effekte des Laufens (nicht umgekehrt!) – mehr hier: klick. - Tim Noakes: The Lore of Running. Fourth Edition. Champaign, Ill.: Human Kinetics 2002 (zu deutsch etwa: Die Lehre des Laufens – soweit ich weiß, nicht übersetzt) (Inhaltsübersicht) |
Das ist eine fast 1000 Seiten starke wissenschaftlich fundierte Abhandlung zu so ziemlich allen Aspekten des Laufens – Training für die meisten Strecken (bis hin zum Ultra), Ausrüstung, Physiologie, Psychologie, Verletzungen und noch vieles mehr, die zumindest versucht, keine Fragen offenzulassen. Noakes, südafrikanischer Arzt und Läufer, weiß, wovon er schreibt. Das merkt man sehr. Außerdem ist es auch eine kleine Geschichte des Laufens (v.a. im 20. Jahrhundert) in Schlaglichtern, mit Porträts großer Läufer und Vorstellung ihrer und anderer Trainingsmethoden bzw. ‑konzepte – „Learning From the Experts“ heißt das Kapitel im Trainingsteil.. Das kann man bzw. ich natürlich nicht am Stück lesen, zum Nachschlagen, Blättern, Kapitel oder Absätze lesen ist mir dieses Buch aber unheimlich hilfreich und wertvoll. Und deshalb steht es bei mir immer griffbereit und ist wahrscheinlich das Laufbuch, dass ich am öftesten in der Hand habe.
Noakes bemüht sich um wissenschaftliche Redlichkeit. Das heißt, wo möglich – und das ist erstaunlich viel – greift er auf wissenschaftliche Studien und Untersuchungen zurück, um Trainingsformen, aber auch Verletzungen und ihre Risiken und Häufigkeiten, darzustellen. Das ist dann naturgemäß an mancher Stelle etwas mühsam zu lesen, weil es nicht für alles eine klare, eindeutige Erklärung gibt – und dann täuscht Noakes auch keine vor, sondern referiert die verschiedenen Ergebnisse und gibt höchstens noch eine Einschätzung, welche Untersuchung ihm zum Beispiel methodisch fundierter erscheint und eine sinnvolle, in größere Rahmen passende Erklärung abgeben kann.
Also, wirklich ein absolutes Muss für jeden, der sich etwas intensiver und nicht nur aufgrund des eigenen Erfahrens und Erlebens mit dem Laufen beschäftigen möchte. - Božo Petračić, Franz Joachim Röttgermann, Kurt-Christian Traenckner: Optimiertes Laufen. Medizinische Tips zur biologischen Leistungsverbesserung. 3. Auflage. Aachen: Meyer und Meyer 2000 |
eine knappe Übersicht über medizinische/biologische Faktoren des Laufens und ihre „Verbeserung“. Mehr nach dem Klick. - Jack Daniels: Daniels‘ Running Formula. Second Edition. Champaign, Ill.: Human Kinetics 2005. [noch nicht gelesen, liegt aber schon bereit]
- Wolfgang Olbrich: Handbuch Ultralauf [Mehr als Marathon! Trainingspläne für 50 Km und mehr, Mentaltraining, Ernährungstipps]. Aachen: Meyer & Meyer 2011 (Runner’s World). 192 Seiten. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro – eines der besten Bücher zum Ultralauf und vor allem zum ‑Training.
- Kirsten Poulin, Stan Swartz, Christina Flaxel: Trail Running. From Novice to Master. Foreword by Mark Burnett. Seattle: The Mountaineers Books 2002. 175 Seiten. ISBN 0–89886–840–8. – das ist ein sehr ausführliches und gewissenhaftes „Lehrbuch“ für’s Trail Running
Belletristik, Berichte etc.
- Wigald Boning: Bekenntnisse eines Nachtsportlers. Reinbek: Rowohlt 2007. 299 Seiten. ISBN 9783−499−62192−5
Wigald Boning läuft – oder sportelt also nachts. Und bekennt sich dazu. Und er tut das, das Bekennen natürlich, in einem netten Buch: „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“. Das ist rundum unterhaltsam und amüsant, aber eher schmunzelnd als – wie der Klappentext verheißt – im Sinne eines „Lachmuskeltraining“. Sooooo lustig finde ich seine autobiographische Schilderung seines sportlichen Lebens, der Versuche, das mit Beruf und Familie in Einklang zu bringen, auch wieder nicht. Aber es ist ein sehr lockerer Text. Und auch das Laufen geschieht eher nebenbei, der Marathon geschieht in ein paar Zeilen, der erste Ultra hat immerhin einige Seiten, in denen es aber nicht so sehr ums Laufen als um das Drumherum geht. Und um ganz viel Leichtsinn. Zumindest so wie Boning es erzählt, ist er extrem unvorsichtig und draufgängerisch, riskiert Leib und Leben (übrigens nicht nur seines) – es sei mal dahingestellt, ob das der Realität entspricht oder ob er nur gerne dramatisiert. Aber verführererisch und eben leichtsinnig ist es doch – „Und zurück kammt man immer, irgendwie.“ ist offenbar sien Hauptmotto geworden – und das ist schon grenzwertig, finde ich …
Mein Fazit daher: Das ist eher ein Laufbuch für Nichtläufer – oder ein Sportbuch für Boning-Fans. Und eine ganz angenehm-nette Bettlektüre – ohne großen Anspruch und besonderen Erkenntniswert. - Andreas Butz: runners high. Die Lust zu laufen. München: Copress 2002. 191 Seiten. ISBN 3−7679−0820−4
Die Lust zu laufen ist das große und einzige Thema dieses Büchleins. Andreas Butz, der wie so viele als Freizeitläufer zur Steigerung der allgemeinen Fitness angefangen hat, irgendwann der erste Marathon (inklusive Scheitern am eigenen Ziel), und das dann auch weiter getrieben bis zum Ironman (Ultras eher nicht), ist inzwischen einer der rührigen Vermarkter des Laufens und Betreiber des Laufcampus.
„Runners Hight“ ist eine Ode an das Laufen – insbesondere die schönen Seiten (und das muss nicht immer der im Titel zitierte „runner’s high“ sein), die Morgenläufe, das Erleben der Natur etc. pp. Nett, unterhaltsam und treffend plaudert Butz in knappen Kapitel beziehungsweise einer Reihe von kleine Erzählungen mit spürbarer Begeisterung von seiner Leidenschaft. Es geht aber auch mal ein bisschen ums Laufen selbst – die Bekehrung Butz zum Strunz-Anhänger und Vorfußläufer etwa, natürlich auch der erste „richtige“ Laufschuhkauf sind ebenso Themen wie die Vereinbarkeit des Laufens mit Beruf und vor allem Familie – irgendwo muss die Zeit, die der Läufer mit der Erfahrung des Hochgefühls verbringt, ja herkommen … Insgesamt deckt Butz so ziemlich alle üblichen Themen ab: Laufschuhe, Laufkleidung, Laufstrecken, Tempo im Training, Ernährung, Lauftechnik, Lauftreffs, der innere Schweinehund, die kleinen und größeren Wettkämpfe auch, aber nicht so wichtig.
Ein Büchlein, das sehr schön die Faszination des „normalen“ Laufens vermittelt – also nicht so sehr „besondere“ Momente wie irgend einen Berglauf, Ultra, Etappenlauf oder ähnliches (wie es in Bonings „Bekenntnissen eines Nachtsportlers“ zum Beispiel ganz stark ist), sondern das Glück des alltäglichen Laufens vor der Haustür, die Befriedigung, die der Läufer daraus zieht, den Luxus genießen zu können, einfach mal eine oder zwei Stunden laufen gehen zu dürfen und zu können. - Herbert E. Gossi, Reni Gossi: Ultralangstrecke. Laufen jenseits der 42,195 Kilometer. Läuferprofile, Ultralaufveranstaltungen, Trainingspläne, Laufabenteuer. Neckenmarkt: edition nove 2008 |
Ein toller Titel, der auf diesem Buch steht: „Ultralangstrecke“. Der – und die Untertitel – haben mich verführt. Aber das ist ein falscher Verführer. Denn das, worum es geht, ist im zweiten Untertitel versteckt: „Läuferprofile“ – sonst ist da eigentlich kaum etwas drin. Die Trainingspläne sind eher ein Witz, die Veranstaltungen und Laufabenteuer werden viel zu kurz und oberflächlich dargestellt, oft nur erwähnt. Die Läuferprofile sind, nun ja, seltsam. Das ist fast eine rein östereichische Sache – vom Freizeitläufer bis zum Weltrekord, sozusagen. Irgendwie habe ich keine Ahnung, was dieses Buch will, für wen es geschrieben wurde. Für Einsteiger der Ultraszene in Österreich mag es ja ganz interessant sein, die „Konkurrenten“ so kennenzulernen – nötig ist das nicht … - Günter Herburger: Schlaf und Strecke. München: A1 2004 |
Das Buch, von einem Freund empfohlen, ist etwas seltsam. Herburger ist ein engagiert Läufer, der sich auch an großer Unternehmungen wagt (wie z.B. Cinque Terre, La Réunion und andere Ultraläufe). Als Schriftsteller bin ich mit ihm aber nicht so warm geworden – was vor allem eine Frage des Stils ist. Ich finde das, was er in seinen persönlich geprägten Laufberichten, versucht, etwas überambitioniert und gekünstelt. Mir scheint – das ist aber eben mein persönlicher Eindruck – er bemüht sich zu deutlich, zu gewollt um einen hohen Stil, eine Schreibweise, die seine Erlebnisse während des Laufes und drumherum vermitteln kann. Das ist in kleineren Dosen zunächst durchaus interessant, manchmal auch faszinierend. Auf die Dauer wird es aber furchbar anstrengend. Aber Herburger stößt da auf ein wirkliches Problem: Was während dem Laufen, insbesondere auf der Langstrecke in der Natur nach einigen Stunden, in dem Läufer passiert, lässt sich nur recht schwer versprachlichen. Etwas schade fand ich auch, das sei am Rande bemerkt, dass Herburger sich ganz und gar auf seine subjektive Sicht beschränkt – und Informationen zu den Läufen fast Mangelware sind. Da hätte ich gerne einfach noch etwas mehr erfahren, über Strecke, Organisation, Ort etc. pp. Aber trotzdem, ein durchaus ehrenwerter Versuch, das Erlebnis des Laufens zu Literatur zu machen. - Neal Jamison (Hrsg.): Running Through the Wall: Personal Encounters with the Ultramarathon. Halcottsville, NY: Breakaway Books 2003 |
Eine Sammlung der Lauf-„Geschichten“ von 39 Ultraläufern Amerikas, ihrer besonders prägenden Erlebnisse auf der Langstrecke und teilweise auch ihrer Laufbiographie. Mehr nach dem Klick. - Dean Karnazes: Ultramarathon-Mann. Aus dem Leben eines 24-Stunden-Läufers. 2. Auflage. München: Riva 2008 |
so etwas wie ein Klassiker der Erlebnisberichte großer Ultraläufer. Und das ist Karnazes durchaus – auch wenn er wohl ewig umstritten bleiben wird. Und extrem von sich selbst eingeommen ist er auch (das Buch beginnt erst einmal mit zwei Seiten Lobpreisungen seiner heroischen Taten). Im Grunde schildert er eine typische Läufer-Geschichte: Fängt an zu laufen und hört nicht mehr auf – wird immer besser, sucht ständig neue Herausforderungen. Die sind dann bei Karnazes halt sehr extrem – bis zum Marathon am Südpol und vielen anderen Verrücktheiten. Und sie werden von ihm gut verkauft – was für Ultras ja schon eher untypsich ist … Etwas genervt hat mich die ständige Heroisierung des Ultralaufes – da kommt wohl die amerikanische Mentalität voll durch. Und das Buch ist eher mittelprächtig übersetzt, die Grafiken z.B. oft überhaupt nicht – was zu lustigem Durcheinander der Maßeinheiten führt. Aber alles in allem trotzdem eine nette Lektüre. Auch wenn man die Läufe nicht unbedingt alle selbst (nach-)machen will/kann. Hier habe ich direkt nach der Lektüre schon mal was geschrieben: klick. - Tom McNab: Trans-Amerika. Berlin: Aufbau Taschenbuch 2010 |
Das ist wohl das beste Buch, das ich bisher gelesen habe, in dem Laufen eine Rolle spielt. Denn es ist eigentich kein Laufbuch, sondern einfach ein historischer Roman, der (zufällig) beim Trans-Amerika-Lauf 1931 spielt. Sehr schön zu lesen ist das – mehr dazu nach dem klick. - Ulfilas Meyer: Born to run. Aus dem Leben des Extremläufers Achim Heukemes. Reinbek: Rowohlt 2003. |
Die Erzählung eines „typischen“ Läufer-Paulus: Bekehrung vom ungesunden Lebensstil des Fernfahrers zum Läufer – und dann die packende Faszination, die fast zur Sucht wird, das immer weiter zu treiben – bis zum Extremlauf. Leider ist das, so erinnere ich es zumindest im Moment, über weite Passagen von Meyer arg reißerisch geschrieben. Aber das Büchlein ist trotzdem interessant und lehrreich – weil Heukemes erstens einige beachtliche Leistungen erzielt hat und zweitens im Buch auch das Scheitern an Zielen, an Rekorden vor allem, ausgiebig thematisiert wird (übrigens neben dem Problem Heukemes, das Laufen zu professionalisieren, also irgendwie Geld damit verdienen zu können und sich damit ja auch immer wieder in die Abhängigkeit von Sponsoren und den typischen Folgen – höher, weiter, schneller – zu begeben). Und das gehört ja nach meiner privaten Lauftheorie ganz besonders zu diesem Sport – dass das Verfehlen von Zielen nämlich immer nur eine Ursache hat: den Läufer selbst. Und damit muss man als Läufer zu Recht kommen lernen – und Heukemes gelang das offenbar recht gut … - Haruki Murakami: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede. 3. Auflage. Köln: Dumont 2008 |
Gekauft und gelesen vor allem wegen des genialen Titels. Ich bin generell kein besonderer Liebhaber der Erzählungen Murakamis, was meine Wertschätzung dieses Buches womöglich stark beeinträchtigt hat. Jedenfalls plaudert Murakami hier von seiner langen „Karriere“ als Läufer, den verschiedenen Wettkämpfen, dem Training, den guten und schlechten Läufen, die er erlebt hat, den Erfolgserlebnissen und natürlich auch den Rückschlägen – das typische Läuferleben eben. Und natürlich auch viel von sich selbst. Und schließlich auch davon, wie man das Laufen ins „Leben“ integriert. Durchaus nett zu lesen, mich hat es aber eben nicht besonders begeistert. - Tom Ockers: Eis-Lauf. In der Kälte des Sibirien-Marathons. München: List-Taschenbuch 2002 |
Tom Ockers Buch ist hier schnell erledigt: Ein verrückter Hamburger Nicht-Läufer läuft in Omsk/Sibirien einen Halbmarathon. Und er schreibt – natürlich – darüber ein Buch. Das ist schnell gelesen, schnell erzählt, schnell vergessen (wahrschienlich auch schnell geschrieben – aber wohl nicht so schnell gelaufen).
Es geht eigentlich nur um seine mangelhafte Vorbereitung, die Sponsorensuche (und tatsächlich ‑akquise), die Reise nach Omsk – dafür braucht er mehr als 200 Seiten, ohne viel zu erzählen. Dafür bemüht er sich sehr, witzig oder wenigstens amüsant zu sein. Leider merkt man die Mühe dem Text noch recht deutlich an …
Dann – endlich – der Lauf, der „Wettkampf“. Nach allen üblichen und vernünftigen Kriterien eher ein Desaster. Der natürlich nie ein Marathon wurde, auch wen Ockers das beharrlich so nennt. Es ist halt sehr, sehr kalt da. Aber das war’s dann auch schon (etwas mehr hier). - Harald Pamminger, Alfred Obermayr: Oxi nein oder Wie ich zum ‚Kreta-Läufer‘ wurde. Das etwas andere Laufbuch. Wien: Books on Demand 2002 |
Ein schlechtes Buch, das mich überhaupt nicht beeindruckt hat und den Laufleistungen Pammingers sicherlich in keiner Weise gerecht wird. Mehr nach dem Klick. - Ingo Schulze: TransEurope-Footrace 2009. Bari – Nordkap: 4.487,7 km in 64 Tagesetappen. Leipzig: Engelsdorfer 2010 |
Nunja. Sozusagen Pflichtlektüre, weil ich den Lauf schon „live“ mit großem Interesse und Staunen ob des unglaublichen Tempos an der Spitze beobachtet habe. Das hier ist aber ehrlich gesagt nicht der beste Weg, große Etappenläufe wie den Transeuropalauf kennenzulernen. Denn eigentlich ist das nur eine gedruckte Form der kurzen täglichen Einträge des Organisators, Ingo Schulze, die er während des Laufes für seine Internetseite als eine Art Blog geschrieben hat. Und leider ist Schulze nicht nur kein besonders begnadeter Schreiber (das wäre ja ohne weiteres zu verschmerzen), sondern leider sind diese Einträg für meinen Geschmack, da aussschließlich aus der persönlichen Sicht Schulzes geschrieben, für den Organisator eine solchen großen Unternehmens etwas arg wehleidig. Und der zweite große Mangel: Sie sind gerne gespickt mit Andeutungen, die für Außenstehende kaum bis gar nicht nachzuvollziehen sind. Und schließlich bleibt die läuferische Seite, die Wahrnehmung, aber auch das Erleben der Läufer völlig außen vor – das ist zwar verständlich, weil Schulze während des Rennens eben anderes zu tun hatte, als große Interviews etc. zu führen. Für den Leser aber sehr schade. Immerhin ist das Buch recht preisgünstig zu erwerben und auch schnell gelesen – 190 Seiten sind es, die auch einige (kleine, unbeschriftete) Fotos enthalten. - Vanessa Rodriguez: The Summit Seeker. Amazon 2013. ISBN 978–1–48250293016–8. 186 Seiten + Vorwort von Gordon Ainsleigh. Ca. 10 Euro. – mehr zum Leseeindruck steht im Blogeintrag.
- Marc Bischoff: Lauf, du Sau! Geschichte vom Laufen. Göttingen: Agon Sportverlag 2009. 166 Seiten. ISBN 978–3–89784–363–9. 9,90 Euro. – mehr im Blog (ist aber nicht so empfehlenswert …9
- Tom McNab: Finish. Berlin: Aufbau 2011. 415 Seiten. 9,99 Euro. ISBN 978–3–7466–2739–7. – dazu habe ich etwas ausführlicher im Blog geschrieben.
- Robert Hartmann: Läufergeschichten aus Afrika. Hasselroth: Schmid 2004. 172 Seiten. ISBN 3–938101–01–6. – mehr im Blog.
- noch ein „Karnazes“: Dean Karnazes: 50/50. Secrets I Learned Rnning 50 Marathons in 50 Days—and How You Too Can Achieve Super Endurance! (mit Matt Fitzgerald). New York 2009 [2008]. 286 Seiten. ISBN 978–0–446–58184–4. – auch dazu mehr im Blog.
- Alan Sillitoe: The Loneliness of the Long-Distance Runner. Stuttgart: Phil. Reclam junior 1985 |
Der Klassiker der Laufliteratur darf hier natürlich nicht fehlen. Wer’s nicht kennt: Es sind nur wenig Seiten, die man irgendwann mal gelesen haben sollte … - und natürlich die unzähligen Laufberichte im Netz, in den Foren und sonst überall …
- Außerdem habe ich bestimmt einiges wieder vergessen …