Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Der achte Mainzer Maaraue-Marathon

Wei­h­nacht­szeit ist MMM-Zeit: Immer wieder in der Nähe des Heili­gen Abends richt­en Sascha und Brigitte eine neue Auflage des Mainz­er Maa­raue-Marathons, des MMM, aus. Und manch­mal noch dazwis­chen …
Let­ztes Jahr war es eine dun­kle Sache, weil der Start für die 45 Kilo­me­ter um 22 Uhr war. Dieses Mal ging es am 23.12. etwas erleuchteter zu: Ges­tartet wurde zwar auch um zehn Uhr, allerd­ings am Mor­gen. Da gin­gen dieses Mal über 40 Läuferin­nen und Läufer auf die Neun-Kilo­me­ter-Runde, die ide­al­er­weise fünf Mal zu absolvieren ist: Vom Park­platz an der Main­spitze in Mainz-Gus­tavs­burg über die Main­brücke nach Kos­theim, dann gle­ich auf die namensgebende Maa­raue, dort den Rhein hin­unter, am Kas­tel vor­bei und unter der Theodor-Heuss-Brücke hin­durch, um von der anderen Seite auf sie hin­aufzu­laufen und nach Mainz den Rhein auf ihr zu über­queren. In Mainz geht es dann wieder am Rhein­ufer flus­saufwärts und über die Eisen­bahn­brücke Mainz-Süd zurück nach Hes­sen, auf die Main­spitze und zum Ziel/Start.

Die Strecke war in den Tagen vor Wei­h­nacht­en zwar etwas vom Hochwass­er der bei­den Flüsse bedro­ht, am Son­ntag waren die Pegel aber so weit gefall­en, dass die Wasser­massen in ihren Bet­ten blieben. So kon­nten wir also ganz ungestört unsere Run­den drehen. Dieses Mal war nicht nur Joe von Marathon4You dabei (der dort auch einen Bericht geschrieben hat), son­dern auch noch Läufer aus Ungarn und Spanien.

Ich bin ja völ­lig ohne Train­ing und ohne lange Läufe in den let­zten Monat­en da hingekom­men: Zu einem Ein­ladungslauf ohne Start­geld in mein­er unmit­tel­baren Nähe und auf mein­er Hausstrecke muss ich mich eben aufraf­fen. Entsprechend ger­ing waren auch meine Erwartun­gen und Ziele: Dass die kom­plet­ten fünf Run­den zu viel waren, war mir klar. Mit zwei bis drei Run­den habe ich gerech­net. Und so ist es dann auch gekom­men…

Die erste Runde war nicht so schön, ich fand keinen recht­en Rhyth­mus. Nach einem kurzen Getränkestop am Check­point bei Brigitte, die sich aufopfer­ungs- und liebevoll um alle Läuferin­nen und Läufer geküm­mert hat, ging die zweite Runde dann wesentlich geschmei­di­ger. Und auch die dritte Runde lief gut an, zunehmend macht­en sich aber die schwachen Ober­schenkel doch bemerk­bar. Nach dem Gehen die Rampe auf die Eisen­bahn­brücke hin­auf kam ich über­haupt nicht mehr zurück zum Laufen — und so über­mäßig quälen wollte ich mich auch nicht ;-). Der let­zte halbe Kilo­me­ter oder so ging dann aber wieder, so dass ich wenig­stens laufend am Park­platz ankam. Dann habe ich allerd­ings auch Schluss gemacht, die restlichen bei­den Run­den hätte ich nicht mehr vernün­ftig laufen kön­nen.

Aber es war wieder sehr schön. Und der MMM wird mit jed­er Wieder­hol­ung pro­fes­sioneller. Inzwis­chen schon mit kom­plet­ten Getränke- und Speiseange­bot. Und das alles bei einem Ein­ladungslauf ohne Start­geld, nur mit der Bitte um Spenden für den Lauf­club 21. Dafür ein ganz großes Danke an Sascha und Brigitte, die sich immer wieder die Mühe machen!
Ach ja, und der Streck­en­reko­rd wurde auch gebrochen: Er liegt jet­zt bei beachtlichen 3:16!

Kleine Erfolge

Laufen macht gle­ich noch mal so viel Spaß, wenn man schneller als die anderen Läufer auf der Strecke ist — ein biss­chen zusät­zlichen Ans­porn gibt das wirk­lich jedes Mal, wenn ein “Opfer” in die Nähe kommt und der Über­holvor­gang wahrschein­lich und wahrschein­lich­er wird — so lange man nicht selb­st über­holt wird. Beson­ders gut funk­tion­iert das, wenn man auf­grund einiger zusät­zlich­er Schlenker und Schleifen eine Stan­dard-Lauf­strecke wie die Mainz­er Dreibrück­en­runde etwas ver­längert. Dann kann man die sel­ben Läufer näm­lich zwei- bis dreimal über­holen (wenn man Glück hat und sich anstrengt 😉 …). Heute hat­te ich gle­ich zwei solche Kan­di­dat­en — und schwup­ps, war ich ein biss­chen schneller unter­wegs als ich das vorhat­te. Was ja im Moment nur gut sein kann. Allerd­ings hat­te ich heute auch Glück, die schnell wirk­enden Läufer liefen die Runde heute offen­bar alle in der Gegen­rich­tung …

 

Müde beim 7. MMM

Schon wieder nix …

Der mit­tler­weile schon siebte Mainz­er Maarauer-(Ultra-)Marathon, kurz MMM, startete dieses Mal nicht am Sam­stag mor­gen. Son­dern am 23.12., also am Tag vor Heilig Abend. Und um 22 Uhr — also qua­si mit­ten in der Nacht. Trotz­dem waren so viele Läufer wie noch nie am Start, über zwanzig Ver­rück­te begaben sich auf die fünf Run­den, die — bei ein­er Run­den­länge von 9 km ganz logisch — 45 Kilo­me­ter Gesamt­strecke und damit eben ger­ade so einen Ultra ergeben. Nicht alle sind aber angekom­men. Und ich war ein­er von denen.

Dabei hat­te alles so gut ange­fan­gen. Gle­ich auf den ersten Metern, noch auf der Kos­theimer Main­brücke, fand sich ein Trio zusam­men, dessen Tem­po mir gefiel. So sind wir gemütlich und einiger­maßen gle­ich­mäßig los­ge­zo­gen, irgend­wo um die 6 Minuten/km müssen das gewe­sen sein. Kilo­me­ter um Kilo­me­ter fiel, und ruck­zuck waren wir schon wieder auf der Main­spitze, wo uns Brigitte und Thomas, die den Verpfle­gungs­stand und die Läufer wun­der­bar betreuten, schon empfin­gen. Nach einem kurzen Nuck­eln an der Trink­flasche — pures Mainz­er Wass­er 😉 — ging es auch gle­ich auf die zweite Runde. Meine Beine waren noch fast entspan­nt und ger­adezu unver­schämt lock­er. Auch die zweite Runde absolvierten wir weit­er­hin schön gle­ich­mäßig und ohne Prob­leme. Bei der drit­ten Dreibrück­en­runde wurde es dann allerd­ings inter­es­sant, zumin­d­est für mich: Irgend­was stimmte nicht mehr. Und es waren nicht die Beine, die waren zwar nicht mehr taufrisch, aber immer noch erstaunlich lebendig und fit. Aber der Kopf wollte nicht mehr: Die Müdigkeit wurde anstren­gend. Vor allem, weil mein Kreis­lauf sich mit dem Kopf sol­i­darisierte und ungeachtet des kon­tinuier­lichen Laufens seit gut zwei Stun­den beschloss, dass nun die nor­male Schlafen­szeit sei und entsprechend reduzierte. Das führte zu selt­samen Zustän­den — nein, kein Delir­i­um, so schlimm war es nicht. Aber ab der zweit­en Hälfte der drit­ten Runde begleit­ete mich doch ein per­ma­nentes Schwindel­ge­fühl, ein Gefühl, als würde ich jeden Moment umkip­pen — und doch lief und lief ich ein­fach weit­er … So richtig behagte mir das aber nicht, um es vor­sichtig ausz­drück­en. Eigentlich hat­te ich wieder mal genug. Doch Brigitte und Thomas ließen mich nicht so leicht vom Hak­en: Mit liebevoller Umsorgung und in Begleitung von Pierre, der auch etwas schwächelte, nahm ich die vierte Runde doch noch in Angriff. Wirk­lich bess­er wurde es aber nicht, über­haupt nicht. Im Gegen­teil, fast: Das Schwindel­ge­fühl ver­stärk­te sich eher noch. Spätestens ab der Theodor-Heuss-Brücke war mir dann end­nültig klar: Das wird ein DNF, nach dieser, der vierten, Runde breche ich das ganze ab.

Und so geschah es dann auch. Immer­hin schafften wir es, kurz vor der Main­spitze noch zwei Läufer zu über­run­den — und uns selb­st nicht über­run­den zu lassen. Das aber nur knapp, Jens kam kurz nach uns an — nur war er eben schon am Ende der fün­ften Runde.

Ich hätte ja nicht gedacht, das mich das Laufen in der Nacht so fer­tig macht. Aber vielle­icht habe ich die Tage zuvor auch ein­fach zu wenig geschlafen. Nun ja, es gibt immer ein näch­stes Mal. Beim Laufen sowieso und beim MMM ganz bes­timmt.

Das erste Mal: Pacemaker beim Arque-Lauf

Heute war es so weit: Mein erster Ein­satzals Pace­mak­er stand auf dem Plan. Und zwar beim Arque-Lauf. Der zeich­net sich ja dadurch aus, dass in bes­timmten Grup­pen mit bes­timmten Tem­pi gelaufen wird: 5:00min/km, 5:30, 6:00, 6:30 und 7 min/km. Das ganze über ein schöne Strecke von Kelkheim nach Mainz, über offizielle 34,xx km.
Gabi Gründling hat­te im Som­mer den #twit­ter­lauftr­e­ff gefragt, ob jemand Lust hat, Pace­mak­er für diese Lauf — übrigns ein Spenden­lauf — zu wer­den. Und ich hat­te mich gemeldet. Und das dann erst ein­mal wieder schön vergessen. Zum Glück kam noch eine Erin­nerungs­mail …

Deswe­gen hat also heute um 6:15 Uhr der Weck­er gek­lin­gelt. Und ich hat­te keine Lust, mein schön gemütlich­es Bett zu ver­lassen. Natür­lich habe ich es trotz­dem getan, rechtzeit­ig, um den “Dom-Shut­tle”, den Bus vom Fis­chtor in Mainz zum Start in Kelkheim, zu erwis­chen. Die Fahrt ver­lief mit der oblig­a­torischen Läufer­plaud­erei ziem­lich zügig — auch ganz nett, so durch den Mor­gen zu fahren …

Am Sport­platz Reis in Kelkheim dann die Anmel­dung, das Abholen des Pace­mak­er-Leibchens und Warten. Das Umziehen ver­schob ich noch ein wenig: Schön kalt war’s da oben am Wal­drand. So richtig unangehm: 1 °C, aber vor allem neblig-feucht. Kein schönes Wet­ter, um in Laufk­lei­dung herzum­ste­hen. Ich hat­te mich auf die Wet­ter­vorher­sage ver­lassen: 6–8 °C, pur­er Son­nen­schein war für den Vor­mit­tag sowohl in Kelkheim als auch in Mainz gemeldet. Also bin ich in kurz­er Hose, dün­nem Unter­hemd, dün­nem #twit­ter­lauftr­e­ff-Shirt, dazu Ärm­ling und ein Buff-Tuch, ges­tartet. Vor und während dem Start war das defin­i­tiv zu wenig — böse gefroren habe ich. Unter­wegs war es dann aber genau richtig.

Gruppe C also, die zweitschnell­ste (lieber wäre mir D gewe­sen, aber dafür hat­ten sich mehr Pace­mak­er gemeldet). Bis Sam­stag waren nur drei Pace­mak­er bekan­nt, darunter auch @ironchrissi vom #twit­ter­lauftr­e­ff. Mor­gens taucht­en dann aber noch weit­ere zwei auf, so dass wir mit fünf Leuten aus­re­ichend stark waren: 3–4 vorne, zum Brem­sen der übereifrigen Läufer, 1–2 hin­ten, damit das Feld zusam­men­bleibt. Die Gruppe war auch nicht über­mäßig groß — laut Meldeliste 69 Läufer (fast nur Män­ner), so viele waren es aber wohl doch nicht.
Der Start, so ganz stilecht mit Pis­tolen­schuss, erfol­gte, wir sam­melten unser Begleit-Polizei-Motor­rad ein und legten los. Die ersten Kilo­me­ter waren fast notwendi­ger­weise zu schnell — es ging nur bergab und wir woll­ten warm wer­den. Die Vere­ini­gung mit der Mini-Gruppe vom Start­platz Stück­es klappte auch. Dann, am Ort­saus­gang von Kelkheim, kam bald der erste — und schw­er­ste — Anstieg. Das ging aber bess­er als ich befürchtete — ich fühlte mich ziem­lich gut dabei. Dann geht es einige Kilo­me­ter leicht wellig durch den Wald — da zog es sich schon mal etwas auseinan­der — und schließlich wieder hin­unter in den näch­sten Ort, wo wir prompt einen kleinen Ver­laufer ein­baut­en, weil mein Kol­lege nicht auf mich hören wollte und zu früh abbog.

Und dann kam auch schon bald die erste Verpfe­gungssta­tion zwis­chen Kilo­me­ter 12 und 13 am Ort­saus­gang von Marx­heim. Der weit­ere Weg nach ein­er kurzen Stehrast führte uns, immer noch gut im Schnitt mit um die 5:27 min/km durch ver­schiedene Orte, auch ein Stück Bun­desstraße ent­lang — immer mit Polizeis­chutz und Kranken­wa­gen als Ver­fol­ger.

Nach der zweit­en Verpfle­gung in den Feldern bei Kilo­me­ter 20 oder so wurde der Druck aufs Tem­po vorne etwas höher: Ein paar Läufer hat­ten es etwas eiliger als der vorge­se­hene Schnitt. Das ließ sich aber alles gut regeln, während die Strecke bei inzwis­chen wirk­lich her­rlich­stem Laufwet­ter — ca. 8 °C (geschätzt), Sonne pur — ein­fach wun­der­bar durch die Wein­berge und am Main ent­lang führte.

Die dritte Verpfle­gung war dann auch schon in Hochheim, unge­fähr bei Kilo­me­ter 28. Dann wurde der Weg etwas unschön­er: Zunächst mit über­raschend nervigem Pflaster (ist mir dort noch nie so aufge­fall­en). Und ich mag auch das Stück von Hochheim nach Kos­theim nicht — keine Ahnung, warum eigentlich. Am Deich kann’s eigentlich nicht liegen, die laufe ich son­st eigentlich gerne …

Etwas später, am Anfang der Maa­raue, war dann ziem­lich plöt­zlich die Luft raus, die Beine woll­ten nicht mehr so recht, die Kraft fehlte. Und der Wille reichte nicht mehr. Ich ließ mich also ans Ende der Gruppe zurück fall­en und begleit­ete die Let­zten — die hat­ten noch etwas mehr Prob­leme als ich — mit nach Mainz und ins Ziel.

Da gab’s natür­lich wieder die oblig­a­torische Fünf-Minuten-Ter­rine — das gehört ein­fach zum Arque-Lauf dazu. Reich­haltige Getränke-Auswahl war auch vorhan­den: Das war mehr, als so manch­er Stadt­marathon (ja, auch der in Mainz) bei in der Regel deut­lich höheren Anmeldege­bühren auf die Beine stellt. Über­haupt lief die Organ­i­sa­tion wieder wie am Schnürchen: Man merkt eben, dass die das schon einige Jahre machen. Schade nur, dass die Teil­nehmerzahlen das nicht (mehr) wider­spiegeln: 341 Läufer waren am Sam­stag gemeldet, da kamen natür­lich noch einige Nach­mel­dunge hinzu. Seit eini­gen Jahren wer­den es kon­tinuier­lich weniger Läufer (bei den Rad­fahrern wer­den es eher mehr). Vielle­icht ist das denen zu wenig glam­ourös, zu wenig Event? Und Marathoni kann man sich dann auch nicht nen­nen. So ganz ver­ste­hen kann ich das aber nicht: Das ist doch ger­ade das Schöne am Laufen, dass man auch so etwas wun­der­bar machen kann, ganz ohne Druck. Und wenn man sich halb­wegs richtig ein­schätzt, muss man wirk­lich ein­fach nur (mit-)laufen, sich nicht um Weg oder Tem­po küm­mern. Und bekommt sog­ar noch Verpfle­gung auf den knapp 35 Kilo­me­tern — das ist doch ein­fach schön. Ins­beson­dere natür­lich, wenn das Wet­ter so großar­tig ist wie heute. Da hat es sich wirk­lich gelohnt, dass ich zum ersten Mal beim Laufen meine Kon­tak­tlin­sen — son­st bin ich ja kom­plett ohne Sehhil­fen unter­wegs — benutzt habe: under­schöne Aus­blicke im Taunus und den Wein­ber­gen am Main, mit herb­stlichem Laub und natür­lich strahlen­dem Son­nen­schein. Bess­er geht’s eigentlich nicht.

Arque-Lauf 2011: Gruppe C (5:30 min/km), Laufzeit heute: 3:11:33 (ja, wirk­lich!) für 34,630 Kilo­me­ter (hat auch ziem­lich genau so auf meinem Garmin ges­tanden).
Hier gibt’s die Streck­e­naufze­ich­nung mein­er GPS-Uhr: klick, den Tem­po- und Höhen­ver­lauf.

Marathon geht auch ohne Training

Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gle­ich klarzustellen, vernün­ftig ist das über­haupt nicht. Und empfehlenswert auch nicht so richtig.

Aber von vorne: Nach langem Über­legen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wieder für den Mainz­er Guten­berg-Marathon angemeldet. Ich war mir zwar noch nicht sich­er, ob ich den auf neue  Bestzeit laufen würde oder ein­fach so. Aber Train­ing hat­te ich schon geplant. Dann wollte aber zunächst meine Ferse nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wieder Feb­ru­ar — und ich ging beim 5. Mainz­er Maa­raue-Marathon auf den let­zten Run­den ziem­lich kläglich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läufe fehlten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­tion, endlich mal wieder in ein richtiges, geregeltes, ordentlich­es Marathon-Train­ing einzusteigen. Stattdessen spielte ich quer­feldein herum und begann, öfters in den Fivefin­gers zu laufen — was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehöri auf die Dis­tanzen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jahres-Marke wollte ich nicht klein beigeben. Und dann war der April auch schon wieder fast zu Ende und ich stand endgültig vor der Entschei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Laufe ich trotz allem ver­such­sweise einen Marathon? Oder höre ich nach der ersten Runde auf? Ganz aus­fall­en lassen wollte ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigentlich zu hoch. Also mein vor­läu­figer Beschluss: Ich laufe zunächst den (sowieso schon geplanten und gemelde­ten) Franken­stein­lauf mit den Fivefin­gers. Und am Woch­enende danach stelle ich mich ein­fach an den Start, laufe los und schaue, was dabei rauskommt — dur­chaus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Franken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich riesige Blasen unter den bei­den Fersen. Vor allem der linke Fuß (und links ist sowieso die Seite, wo bei mir alle Unfälle passieren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kurzen Läufen geschont. Beim ersten etwas “län­geren” Lauf, der Dreibrück­en­runde mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ner­stag hat­te ich wohl doch die falschen Schuhe erwis­cht. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerieben und die Blase — die ja nicht nur auf der Sohle war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hochzog — fing an, sich zu öff­nen. Das war jet­zt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Blase war näm­lich noch reich­lich empfind­lich. Also wieder alles in Frage stellen? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand weit­er­hin. Zumal ich mich inzwis­chen ein­er kleinen Gruppe Mainz­er Läufer angeschlossen hat­te, die beim Marathon mit entsprechen­den T‑Shirts für den Ausstieg aus der Atom­en­ergie wer­ben woll­ten — ein Rück­zug war jet­zt also nicht mehr möglich.

Und dann war es auch schon Son­ntag. Der Weck­er klin­gelte um acht Uhr, das sollte mir genü­gend Zeit geben, mich vorzu­bere­it­en. Denn das Wichtig­ste heute war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs kritschen und gefährde­ten Stellen der Füße wur­den großzügig mit Leuko­tape gesichert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Klaren, wie das aus­ge­hen würde … Kurz vor Neun machte ich mich dann auf den kurzen Fußweg zum Start an der Rhein­gold­halle. Eigentlich waren die Läufer “gegen Laufzeitver­längerung” am Ende des ersten Start­block­es verabre­det. Aber das war offen­sichtlich keine gute Idee gewe­sen — gefun­den haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Star­tauf­stel­lung in Mainz ist zwar the­o­retisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spätestens um 9.20 Uhr in totales Chaos auf. Im ersten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Orange. Und das merkt man auf den ersten Kilo­me­tern, die ja sowieso ein ziem­lich­es Gewusel sind, doch sehr deut­lich.

Irgend­wann war es dann wieder soweit: Die häm­mernde 08/15-Tech­no­musik durfte schweigen, der Marathon wurde ges­tartet. Selb­st für den ersten Block dauert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Star­tlin­ie ist und loslaufen kann. 12000 Läufer seien am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strahlen­dem Son­nen­schein und schon mor­gens angenehmen 20 °C gibt es kaum Ausre­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schaute, was so passiert — mit mir und meinen Füßen. Und meinen untrainierten Muskeln. Bald hin­term Start holte mich der erste Anti-Atom-Läufer ein, zog aber bald weit­er, weil er einen zügigeren Halb­marathon geplant hat­te. Etwas später wiederum hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blieben bis kurz vor der Halb­marathon­marke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ersten Verpfle­gung auf dem Weks­gelände von Schott war großes Chaos — angesichts der Wärme woll­ten die meis­ten Läufer gle­ich von Anfang an trinken, was die hil­fs­bere­it­en Wasser­auss­chenker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst einige Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Strecke: In unserem Tem­po waren ziem­lich viele unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwis­chen 5’20 und 5’30. Meine Tak­tik sah eigentlich gaaaaanz anders aus: Da ich meine Form über­haupt nicht ein­schätzen kon­nte, hat­te ich mir das vol­lkom­men willkür­liche Ziel der Vier-Stun­den-Marke geset­zt, was — vor allem am Anfang — eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeutet hätte. Aber irgend­wie liefs ein­fach lock­er und angenehm — durch’s Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et und dann wieder durch den großen Hotspot Mom­bach — die ganz selb­st­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaupteten, die beste Stim­mung an der Strecke zu haben, zurück in Rich­tung der Mainz­er Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wieder einige Schlenker und Kur­ven durch die Wohnge­bi­ete der Neustadt. Aber inzwis­chen, nach sieben, acht Kilo­me­tern, machte das Laufen in diesem Tem­po richtig viel Spaß. Auch wenn ich anf­ing zu grü­beln, wie wohl meine zweite Runde ausse­hen würde — Roland wollte ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aussteigen um seine Kräfte für den Rennsteig-Marathon zu sparen.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tuskirche herum und eil­ten schon wieder auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wieder der Moment, wenn man von der Lang­gasse auf die Lud­wigstraße ein­biegt, und in die Pub­likums­massen ein­taucht — da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augustin­er­straße war wieder klasse Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, begin­nt ja der etwas abschreck­ende Teil der ersten Runde: Die ewig lange Ger­ade nach Weise­nau, die man nach der Wende — die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist — auf der anderen Straßen­seite wieder zurück­laufen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stad­tauswärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter weit­er ist … Wenn man das aber mal ken­nt, ver­liert auch diese Ger­ade ihren Schreck­en. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­marathon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­terchen sind das auch noch). Wir blieben unserem Tem­po aber weit­er­hin treu. Klar, inwzsichen merk­te ich schon, dass die muskuläre Belas­tung stieg — über 16 Kilo­me­ter bin ich in diesem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­laufen. Und da war ich inzwis­chen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu laufen. Bei der let­zten Verpfle­gung vor dem Halb­marathon ver­lor ich Roland dann lei­der total — keine Ahnung, wo der abge­blieben ist.

Mir jeden­falls ging’s jet­zt richtig gut. Mein neuer Plan hieß jet­zt: Tem­po hal­ten, den — von mir als unver­mei­dlich erwarteten — Ein­bruch so lange wir möglich hin­auszögern. In der Tat kon­nte ich dann auf dem Beginn der zweit­en Runde das Tem­po sog­ar noch erhöhen: Jet­zt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Strecke wird ja in Mainz nach dem Passieren der Rhein­gold­halle immer schla­gar­tig leer: Von den 8021 Zielein­läufen in diesem Jahr ent­fall­en 6776 auf den Halb­marathon, nur 1245 laufen den Marathon (und davon wiederum sind ger­ade ein­mal 170 Frauen — beim Halb­marathon ist der Geschlechterun­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zweit­en Runde machte mir das Laufen noch viel Spaß. Jet­zt kam auch noch — psy­chol­o­gisch ganz vorteil­haft — hinzu, dass ich kon­tinuier­lich Läufer über­holte (mit Aus­nahme der frischen Staffel­läufer natür­lich, von denen sind einige an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­geze­ich­net vor­ran ging, modi­izierte ich meinen Plan noch ein­mal. Vor­sor­glich (ohne wirk­lich davon überzeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mergels mitgenom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jet­zt peu-a-peu zum Ein­satz. Das erste Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sichtweite der näch­sten Verpfle­gung. Denn für die Dinger braucht man ordentlich Wass­er. Davon hat­te ich­heute eh’ schon einiges geschluckt: Bei jed­er Verpfle­gungsstelle habe ich mir versorgt,die Hitze wollte ich nicht als Entschuldigung gel­ten lassen. Wo möglich, habe ichauch meine Mütze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gle­ich­sweise sehr kühl) getaucht und so meinen Kopf etwas abgekühlt — auch wenn das nie lange vorhält. Die Entschei­dung für den Gelein­satz war aber sehr richtig: Die DInger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub — sie ermöglichen, wirk­lich das Let­zte aus den Muskeln her­auszu­holen.

Die Schleife durch Hes­sen, durch Kos­theim, finde ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf kleineren Straßen durch die Wohnge­bi­eten. Und unheim­lich viele Anwohn­er sind im Vor­garten und feuern an. Oder spenden mit dem Wasser­schlauch eine kleine Dusche — bei mit­tler­weile gut 25 °C (und weit­er­hin wolken­losem Him­mel) eine sehr willkommene Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wurde mir dann aber recht lang: Die let­zte Wasser­sta­tion lag schon wieder zwei Kilo­me­ter zurück, ich hätte ein paar Schluck Feuchtigkeit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theoor-Heuss-Brücke. Allein die Tat­sache, dass ich weit­er­hin über­holte, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brücke fiel ich dann aber doch in ein kleines Loch: Jeztt wurde es richtig schw­er. Und bis zur Verpfle­gung bei Schott zog es sich — die Rheinallee ist da, mit den paar ver­s­teuten Läufern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedanken spielte.

Auf dem Werks­gelände kam dann das näch­ste Gel zum Ein­satz. Zum Glück spielte mein Magen mit: Die Ham­mergels — heute hat­te ich nur “Espres­so” dabei — schmeck­en zwar auch nicht beson­ders leck­er, sind für mich aber sehr gut verträglich. Trotz Energi­eschub durch Gl pen­delte sich der Schnitt wieder etwas tiefer ein — bzw. es wurde härter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schleife durch das Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et ging dann über­raschend schnell herum — davor hat­te ich eigentlich mehr Angst. Mom­bach selb­st war dann ok, langsam ging es allerd­ings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jet­zt deut­lich mehr als auf der ersten Runde. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein biss­chen — unaufhalt­sam, aber in kleinen Schrit­ten. In der Bauhausstraße dann schließlich das vierte Gel — bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glaube aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordentlich Kraft und Pep die riesige Stei­gung von geschätzten zwei Metern der Lang­gasse hochzu­laufen und vor allem in Angesicht des großen Pub­likums nicht doch noch Geh­pausen ein­le­gen zu müssen. Und wenn man zum zweit­en Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigentlich geschafft — keine zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augutin­er­straße hin­unter, am Süd­bahn­hof dies­mal gle­ich links zurück zur Rhein­gold­halle. Der let­zte Kilo­me­ter, die schön lange Ziel­ger­ade, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jet­zt fing das wahre Lei­den aber erst an. Meine Beine waren nci­ht sehr damit ein­ver­standen, plöt­zlich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortz­dem, dass die Muskeln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt steifer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wusste offen­bar nicht so recht, was er mit der plöt­zlichen Änderung machen sollte. Ein Krug kaltes Wass­er über den Schädel tat ganz gut. Eigentlich wol­tle ich ja auch was trinken, aber das ging kaum noch. Wass­er kon­nte ich nich mehr sehen, Fru­bi­ase war jet­zt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und meine Hose ja von Schweiß und Wass­er trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekan­ntes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hause stolziert. Dort wollte ich mich eigentlich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­sion­sstrümpfe auszuziehen. Jet­zt aber entsch­ied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minuten später war ich dann weigstns wieder fit genug für die Dusche … Aber so richtig erholt war ich erst zwei Stun­den später wieder — und freue mich schon auf den sicher­lich mörderischen Muskelkater, den ich mor­gen haben werde .. Aber immer­hin gehörte ich nicht zu den dur­chaus zahlre­ichen Läufern, die im Kranken­wa­gen lan­de­ten — die Ret­tungs­di­en­ste hat­ten näm­lich heute so einigs zu tun.

Also: Marathon ohne entsprechen­des Train­ing geht dur­chaus mal. Ist aber auch — im Ver­gle­ich zur erlaufe­nen Zeit — ziem­lich anstren­gend …

Und noch ein paar Bilder:
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Vom Wert des Trainings: 5. Maaraue (Ultra-)Marathon Mainz

Endlich! Schon einige Male wäre ich gerne beim Maa­raue Marathon Mainz (MMM) mit­ge­laufen, aber bish­er hat es ter­min­lich nie geklappt. Heute war also Pre­miere für mich. Die anderen waren schon einge­spielt, die meis­ten waren schon mal dabei.
Der MMM ist ein typ­is­ch­er pri­vat organ­isiert­er Ein­ladungslauf, erst­mal zum 40. Geburt­stag von Sascha Kauf­man, der jet­zt immer wieder dazu ein­lädt. Das ist denkbar ein­fach: Gelaufen wird fünf Mal die klas­sis­che Dreibrück­en­runde. Start war heute erst­mals auf dem Park­platz an der Main­spitze — bish­er immer klein­er gewe­sen. Bei der 5. Auflage waren über zwanzig Läufer und Läuferin­nen dabei.

Im Grunde ist das ein­fach ein gemein­samer — mehr oder weniger — Train­ingslauf. Auf­grund der “offiziellen” Auss­chrei­bung in Saschas Blog zählt das aber als wer­tungs­fähige Laufver­anstal­tung und wird auch in die Sta­tis­tik der DUV aufgenom­men — für manche Marathon­samm­ler ist das ja nicht ganz unwichtig.

Jeden­falls wird für den MMM kein großes Organ­i­sa­tion­sklim­bim ver­anstal­tet: Die Strecke wird während der ersten Runde noch mit ein paar Pfeilen markiert, aber nicht abges­per­rt. Ist aber auch kein Prob­lem, für so ein paar Hanseln. Die sich noch dazu weit verteilen, spätestens nach der ersten Runde. Dieses Mal gab es, weil Sascha sich um Spon­soren bemüht hat (Start­geld wird ja keines genom­men), sog­ar noch eine kleine Startertüte — mit Werbe­ma­te­r­i­al vom Hochwald­marathon, von GO-Mainz — inkl. ein paar Gum­mibärchen, eine klein­er Dose Pull­moll und eini­gen Traubezuck­ern aus der Rochus-Apotheke in Mom­bach. Ach ja, GO spendierte auch noch eine kleine Dose “Vino friz­zante bian­co di Italia” — nicht ger­ade ein typ­is­ches Läufer­getränk. Und Start­num­mern gab es tat­säch­lich auch — so durfte ich öfters erk­lären, was wir da eigentlich treiben …

Ges­tarten sind wir mit min­i­mal­ster Verzögerung unter Beobach­tung der Presse um kurz nach 10 Uhr. Dann ging es eben los auf die mir ja aus­re­ichend gut bekan­nte Runde, durch Kos­theim an den Rhein, zum Kas­tel, unter der Theodor-Heuss-Brücke durch und hin­ter der DLRG hin­auf auf die Brücke. In Mainz dann ganz lang­weilig (…) am Ufer ent­lang hoch zur Eisen­bahn­brücke und hinüber auf die Main­spitze. Das Ganze dann fünf Mal — und fer­tig ist der Mini-Ultra.

Die erste Runde war schön gemütlich, irgend­wo zwis­chen 5:20 und 5:30 (auf die Uhr habe ich kaum geschaut). Auch die zweite Runde unge­fähr im gle­ichen Tem­po hat noch richtig viel Spaß gemacht. Auf der drit­ten Runde — ich war immer noch im sel­ben Tem­poge­bi­et unter­wegs — hat­te ich dann die große Ehre, für wenige hun­dert Meter die Spitze des Lauf­feldes zu sein — der eigentliche Frontläufer hat am Auto seine Schuhe gewech­selt. Aber Lauf­feld ist eh’ über­trieben — spätestens zu diesem Zeit­punkt war von den aller­meis­ten Läufern hin­ter uns nichts mehr zu sehen.

Das ging bei mir ganz gut bis in die vierte Runde. Klar, inzwis­chen wurde das Tem­po anstren­gend — etwas anderes hat­te ich auch nicht erwartet. Es ging also nur noch darum, den Ein­bruch möglichst lange hin­auszuzögern. Auf der vierten Runde, ziem­lich genau drei Stun­den war ich inzwis­chen unter­wegs, war es dann soweit. Die Muskeln macht unheim­lich schnell schlapp. Und auch mein Energiehaushalt ging rapi­de dem Ende zu — also erst ein­mal eine Geh­pause. Die zog sich etwas … Kurz vor Ende der vierten Runde habe ich dann ern­sthaft über­legt, es damit und also mit 36 Kilo­me­tern gut sein zu lassen. Aber irgend­wie hat­te ich keine Lust, abzubrechen. Also zog ich weit­er — immer im Wech­sel zwis­chen Gehen und Laufen. Beim Laufen merk­te ich zunehmend, dass mein Kreis­lauf nicht mehr der sta­bil­ste war. Offen­bar hätte ich doch unter­wegs zwis­chen­durch mal Energie zuführen sollen, und nicht nur ein paar Schlucke Wass­er nehmen.

Mit­tler­weile ging mir (und nicht nur mir) auch der Wind gehörig auf den Weck­er: Die stür­mis­chen Böen zer­rten nicht nur an Klei­dung und Start­num­mer, son­dern auch an den Ner­ven. Ein paar Mal wurde ich dann auch noch über­holt — aber erstaunlich, wie lange das gedauert hat. Immer­hin, irgend­wann war ich wieder auf der Mainz­er Seite — ein Ende also in Sicht. Mit dem bewährten Wech­sel zwis­chen Gehen (natür­lich bei allen Brück­e­naufgän­gen) und Laufen kam ich dann schließlich noch ins Ziel — nach 4:40:36. Keine beson­dere Glan­zleis­tung … Aber so ist das eben, wenn man beim Train­ing schlud­ert und eher wenig Lust auf die lan­gen Läufe hat — das rächt sich. Garantiert. Mor­gen werde ich wohl einen ganz net­ten Muskelkater haben …

Die ersten Ergeb­nisse sind auf diesem Bild zu bewun­dern.
Mein Streck­en­pro­tokoll (der Fore­run­ner hat 45,6 km gemessen) bei run­sat­ur­day.
Und Mein Tem­po-Dia­gramm:

Tempokurze des 5. MMM am 5.2.2011

Tempo/Zeit

Der Moment, an dem ich gegen die Wand gelaufen bin, wird ziem­lich deut­lich …

Zermürbungslauf erster Güte

Heute war’s nur was für die Harten: Am Anfang war es nur kalt, so ca. 3 °C. Schon auf der Theodor-Heuss-Brücke ahnte mir, was kom­men würde: Die Wolk­endecke hing tief und wurde tief­schwarz, das Licht immer spär­lich­er und gel­ber. Und dann ging es los: Schön­ster Schnee-Hagel fiel vom Him­mel, in Massen und Massen. Das hüpfte ger­ade so von mir weg, eine reine Freude. Nach zehn Minuten war es aber nicht mehr so lustig. Der Wind drück­te, der matschige Schnee-Wass­er-Eis-Kram hing mir im Gesicht und in den Haaren. Aber nix da, immer weit­er, nur weit­er. Vielle­icht wird’s ja noch bess­er … Viel geän­dert hat sich aber nicht. In Kos­theim don­nerte es so laut und lang, das ich vor Schreck fast in die Hecke gehüpft wäre. Ab der Main­brücke waren Straßen und Wege weiß — ein schön­er Matsch, dafür hat­te ich nicht ganz die richtige Gum­mimis­chung an den Sohlen. Und ab der Eisen­bahn­brücke Mainz-Süd wurde es reg­ner­isch­er Schnee. Eigentlich wollte ich ja die Auto­bah­n­runde laufen, aber dafür war’s mir zu ungemütlich auf Dauer — also bin dich auf die Dreibrück­en­runde geschwenkt. Auf der Mainz­er Seite, ab dem Win­ter­hafen, wurde es dann wieder richtiger Schnee: Super weich, mit riesi­gen Flock­en — das macht die Klam­ot­ten so richtig schön nass. Aber jet­zt war ich ja schon im End­spurt. So ziem­lich reichte es mir auch ger­ade — ohne Kappe war das wirk­clih kein Spaß heute. Aber so ist das halt beim täglichen Laufen …

Ein schöner Sommerlauf — im November

So warm war’s wohl noch nie beim Arque-Lauf wie in diesem Jahr. Am Ziel in Mainz, bei her­rlichem Son­nen­schein, stand das Ther­mome­ter auf 20 °C. Und so spät­som­mer­lich war auch der ganze Lauf … Arque ste­ht für Arbeits­ge­mein­schaft für Quer­schnittgelähmte mit Spina bifi­da/Rhein-Main-Nahe e.V., die die Spenden aus diesem Lauf bekommt. Das Start­geld ist aber trotz­dem nicht beson­ders üppig: 27 Euro habe ich bezahlt, inkl. T‑Shirt und Trans­fer­möglichkeit­en zum Start oder nach dem Ziel zurück.

Den Arque-Lauf mitzu­machen bedeutet immer, früh aufzuste­hen: Der Trans­fer­bus vom Mainz­er Fis­chtor zum Start in Kelkheim fährt um 7:15 Uhr. Also quälte ich mich um 6:30 Uhr aus dem Bett, machte mich fer­tig und nahm den kurzen Fuß­marsch in Angriff. Am Fis­chtor stand schon ein kleines Häu­flein laufgerecht gek­lei­de­ter Men­schen, natür­lich mal wieder vor­wiegend Män­ner herum — so arg viele waren es in diesem Jahr aber nicht, offen­bar tat­säch­lich so wenige wie seit 1999 nicht mehr. Der erste Bus kam auch um 7:15 und brachte uns prob­lem­los nach Kelkheim — eine Bus­fahrt mit Son­nenauf­gang am Hor­i­zont, auf der ich noch schnell zwei Bana­nen ver­drückt und ein biss­chen Wass­er getankt habe — fast zu viel offen­bar, nach den ersten Kilo­me­ter musste ich näm­lich noch mal in die Büsche.

Die Anmel­dung und die vor-dem-Laufen-Toi­lette lief wie immer prob­lem­los. Klar, bei den Toi­let­ten (an diesem Sport­platz gibt es nur zwei) war immer eine Schlange, aber das gehört eben dazu. Und da das ganze ja ein Spenden­lauf ist, kann man auch mal ein Auge zudrück­en und auf zusät­zliche Dix­ies verzicht­en. Es gibt ja auch noch den Wald direkt hin­ter dem Park­platz. Völ­lig über­raschend habe ich auch noch einen Stu­di­enkol­le­gen getrof­fen, von dem ich gar nicht wusste, dass er auch läuft. So verg­ing die let­zte halbe Stunde bis zum Start im Flug.

Der Start geschieht schön der Rei­he nach: Fahrrad­grup­pen (zum zweit­en Mal gibt es auch eine geführte Rad­tour, was gar nicht so wenige mit­macht­en) und um kurz nach 9 waren wir als die erste Lauf­gruppe an der Rei­he — auch wenn wir Gruppe B mit 5:00 min/km waren: Die Gruppe A ist seit let­ztem Jahr man­gels Masse gestrichen. Voll war es bei uns aber auch nicht: Die fünf Pace­mak­er begleit­eten noch nicht ein­mal 30 Läufer (immer­hin, eine Läuferin war auch dabei). Ein paar davon blieben beim ersten Verpfle­gungspunkt zurück, um mit der näch­st­langsameren Gruppe weit­erzu­laufen. Also ging es jet­zt erst mal los, ganz offiziell mit Startschuss — obwohl es ja gar keine Zeitmes­sung gibt, der Arque-Lauf ist ja kein Wet­tkampf, son­dern ein Grup­pen­lauf. Und mit großer Begleitung: Ein Polizei-PKW und ein Polizeimo­torad macht­en uns vorne den Weg frei, nach hin­ten sicherte ein Ret­tungswa­gen. Das ist schon ein gewiss­er Luxus beim Laufen 😉

Die Strecke startet durch Kelkheim, nach 1,8 Kilo­me­ter trafen wir die ganz weni­gen Läufer der B‑Gruppe des zweit­en Par­al­lel­startes — wun­der­bar, wie das immer so toll klappt … Und dann kam auch schon bald der erste — und eigentlich auch einzige — deut­liche Anstieg: Aus Kelkheim hin­aus in die Wälder des Taunus, auf die Hohe Schneise — immer schön mit Polizei-Esko­rte und zweima­liger Musik-Parade. Den Jager­tee habe ich aber lieber ste­hen gelassen. So ein entspan­nter Lauf durch den son­ni­gen Novem­ber­mor­gen ist doch ein­fach etwas wun­der­schö­nen. Im Wald war der Boden von den Regen­fällen der let­zten Tage zwar stel­len­weise sehr weich, aber immer noch sehr gut zu laufen. Das Tem­po — meine let­zten bei­den Arque-Läufe bin ich in langsameren Grup­pen gelaufen — war ziem­lich ordentlich und schon bemerk­bar — viel schneller hätte ich, das war mir bald klar, nicht so gut durchge­hal­ten. In Hofheim wur­den wir aber auch erst ein­mal etwas abge­bremst, der Schnitt lag da schon deut­lich unter den anvisierten 5:00 min/km.

Und dann kam auch schon bald die erste Verpfle­gung, bei Kilo­me­ter 12,5, am Ort­saus­gang von Marx­heim. Als wir anka­men, waren die Rad­fahrer der Gruppe Pic­col­is­si­mo (die auch nur von Kelkheim nach Mainz radel­ten) ncoh beim Pausieren — die haben wir aber schnell weggescheucht. Nach dem ersten Auf­tanken hier (passender­weise an ein­er Tankstelle) geht es danach ein Stück auf der Bun­desstraße weit­er — her­rlich, so mit­ten auf der Straße laufen zu dür­fen, durch Flör­sheim-Weil­bach und Bad Weil­bach kamen wir dann auch schon in die Wein­berge, wo der Wind doch recht deut­lich wehte und man einen her­rlichem Blick über die nicht so her­rliche, sehr gut zuge­baute Land­schaft genießen kann. Mehr als die Hälfte war schon geschafft, der Fore­run­ner zeigte bere­its über 20 Kilo­me­ter an.

Und zack, da war tat­säch­lich auch schon die zweite Verpfle­gungsstelle, wie immer mit­ten in der Pam­pa bei Kilo­me­ter 20,5. Das Verpfle­gen ging mit so ein­er kleinen, auch sehr homogen laufend­en Gruppe immer sehr züig, so dass wir uns recht bald weit­er auf den Weg macht­en kon­nten. Und zwar jet­zt auch schon deut­lich in Rich­tung Main, den wir kurz vor Hochheim erre­icht­en. Noch lief es ziem­lich geschmei­dig und prob­lem­los — erstaunlicher­weise, möchte ich fast sagen … Das blieb auch so bis zum aller­let­zten Stück. Nach der let­zten Verpfle­gung in Hochheim, bei Kilo­me­ter 25,8, fiel das Anlaufen schon deut­lich schw­er­er. Und jet­zt machte sich das — im Ver­gle­ich zu meinen son­sti­gen lan­gen Läufen — etwas höhere Tem­po auch bemerk­bar. So langsam wurde ich nach hin­ten durchgere­icht (ging ja schnell bei der kleinen Gruppe), kon­nte aber immer­hin noch mithal­ten. Aber schw­er wur­den die let­zten 4,5 Kilo­me­ter schon. Da ist ja dann auch noch die Theodor-Heuss-Brücke drin — eigentlich ein Klacks, dieser Anstieg, nach über 30 Kilo­me­tern macht er sich aber schon bemerk­bar. Immer­hin blieb unsere Gruppe gut zusam­men, die Pace­mak­er achteten darauf, dass der Schlusssprint so ver­hal­ten aus­fiel, das auch wir am Ende noch mithal­ten kon­nten. Und dann waren wir auch schon wieder auf dem Dom­platz — mit kräfti­gen Rufen, die die Mainz­er eher ver­störten: “Erbarme, zu spät, die Hes­ss kumme!”. Aus­nahm­sweise war das Verpfle­gen hin­ter dem Ziel danach richtig angenehm: Bei der Wärme, bei dem strahlen­den Son­nen­schein kon­nte man sich gemütlich hin­set­zen, seine 5‑Minuten-Ter­rine löf­feln und das alko­hol­freie Weizen tat­säch­lich mal genießen. Gewun­dert habe ich mal wieder, was so manche zum Laufen anziehen. Gut, es muss ja nicht jed­er so leicht bek­lei­det laufen wie ich. Aber bei diesen Tem­per­a­turen mit langer & kurz­er Hose, langem & kurzem Shirt, dick­er Mütze und Hand­schuhen zu laufen — das wäre defin­i­tiv nichts für mich. Und was machen so Leute denn im Win­ter, wenn es 20 ° unter Null statt über Null hat?

Und das war’s dann auch schon wieder, mit dem Arque-Lauf. Aber näch­stes Jahr kommt ja wieder ein Novem­ber. Dieses Mal war es eine sehr schöne Gruppe, bei der ich mitlief, sehr gschlossen — die vorne macht­en nicht zuviel Druck, hin­ten kamen fast alle gut mit.Nur ab der Mitte hat­te sich noch jemand ein­fach so dazuge­sellt, der dann das ganze Feld mit seinen läuferischen Groß­tat­en unter­hielt — das kann ich ja nie so gut lei­den, wenn jemand nicht nur mit seinen Neben­leuten spricht, son­dern alles so laut verkün­det, das es ja jed­er mit­bekommt. Aber das gehört halt auch dazu ;-). Auch meine Schuhe, die Mizuno Wave Pre­ci­sion haben mich brav bis ins Ziel getra­gen. Zwar waren sie etwas unge­wohnt auf der lan­gen Strecke, denn sie fordern den Fuß etwas mehr als die Wave Inspire oder gar der Wave Nexus, aber das blieb so weit im Rah­men, das es nicht weit­er störte.

Mein Fore­run­ner sagt, dass die Strecke 34,5(7) Kilo­me­ter lang war (und damit ein biss­chen länger als die offiziellen 33,74. Gebraucht haben wir (ohne die Pausen, also reine Laufzeit) 2:52:05. Das ergibt ein Tem­po von 4:59 — bess­er geht es ja kaum ;-). Hier, bei Run­Sat­ur­day, lässt sich die Strecke, das Höhen­pro­fil etc. anschauen: Klick. Einen ersten Lauf­bericht gibt es schon hier beim Lauftick­er.

training auf dem rheinsteig

Auf dem Rhe­in­steig war ich ja schon öfter unter­wegs. Dies­mal sollte es ein Train­ings­marathon wer­den — zum 700. Tag unun­ter­broch­enen täglichen Laufens (streak­en) muss es ja etwas beson­deres sein. Also ver­schob ich den Start von Eltville nach Erbach, das bringt unge­fähr zwei Kilo­me­ter Strecke — und damit den Rest, der mir bish­er zum Marathon gefehlt hat.
Das Prozedere war das übliche: Um kurz vor 9 bin ich in Mainz in die S8 gestiegen, die mich nach Wies­baden brachte. Dort nahm ich die Region­al­bahn in Rich­tung Koblenz — am Pfin­gst­sam­stag war das ein Wan­der­er-Zug. Und obwohl die Leute auch lauter komis­che Klam­ot­ten hat­ten, haben sie mich trotz­dem selt­sam angeschaut — mit meinen Kom­pres­sion­sstrümpfen, kurz­er Tight, ärmel­losen, engen Sin­glet und zwei Flaschen in der Hand entsprach ich nicht den üblichen Reisenden — die waren mit schw­eren Schuhen, Stöck­en und Ruck­sack unter­wegs (wed­er schwere Schuhe noch Stöcke sind in der Gegend für irgend etwas nötig …).

Um 9:30 ging es dann in Erbach im Rhein­gau los. Das Ther­mome­ter zeigte schon 20 °C, die Sonne bran­nte vom wolken­losen blauen Him­mel recht unbarmherzig herunter. Meinen Weg, den ich mir so aus­gedacht hat­te, fand ich prob­lem­los: Kurz nach dem Bahn­hof ab und aus Erbach hin­aus durch die Felder in Rich­tung Kloster Eber­bach. Das heißt vor allem: Es ging gle­ich bergauf. Aber nicht sehr steil. Noch nicht. Kurz vorm Kloster traf ich dann auf das Sträßchen, das mich an die Klosterp­forte führte. Dann noch schnell zwis­chen Schänke und Basi­li­ka durchs Kloster und auf der anderen Seite wieder hin­aus. Da stand ich dann erst­mal, im Wald. Auf­grund von Bauar­beit­en an der Kloster­mauer war da näm­lich ziem­lich­es Durcheinan­der und ich fand keine Rhe­in­steig-Markierung. Das war nicht so prick­el­nd. Denn hier kan­nte ich den Weg ja so gut wie gar nicht — das bin ich nur mal vor Ewigkeit­en in die andere Rich­tung gewan­dert … Aber die Rich­tung nach Kiedrich wusste ich noch, also war klar, wo ich suchen musste. Und kurze Zeit später fand ich den Rhe­in­steig dann auch tat­säch­lich. Der ging erst ein­mal bergauf — das macht er ja gerne … Hier aber so richtig: steil und matschig. Ich entsch­ied mich für den Schon­gang und marschierte zum ersten Mal ein kurzes Stück. Dann ging es aber bald bess­er, im Wald etwas hinab und wieder hin­auf und dann über eine der schön­sten Stellen des Rhe­in­steigs (so weit ich ihn kenne): Die Wiesen ober­halb von Kiedrich. Mit wun­der­barem Aus­blick über das Tal auf einem ganz alt­modis­chen Wiesen­weg, ganz unbe­fes­tigt und eigentlich nur von den Wan­der­ern genutzt. Inzwis­chen kamen mir von denen auch schon die ersten ent­ge­gen — es wur­den noch einige heute, deut­lich mehr als son­st. In Kiedrich habe ich dann min­i­mal abgekürzt, damit ich nicht so viel im Ort rum­laufen musste. Hier wusste ich, was zu kom­men hat­te (hier kommt man näm­lich von Eltville auf den Rhe­in­steig): Der Auf­stieg zum Kiedrich­er Turm. Der ist so richtig steil. Die ersten paar Kehren bin ich noch gelaufen — schließlich musste ich Wan­der­er über­holen. Nicht sehr klug, wahrschein­lich. Und durchge­hal­ten habe ich es auch nicht. Auch vom Kiedrich­er Turm hat man einen schö­nen Aus­blick. Vor allem bei solch einem Kaiser­wet­ter.

Aber mit Pause war nix, ich hat­te ja noch einige Kilo­me­ter vor mir. Zunächst durch die Wein­berge, dann aber bald wieder in den Wald. Da ging es dann lustig auf und ab, mit mehr oder weniger viel Schlamm — teil­weise war es ganz schön rutschig. So ging es dann auf und ab, meist durch den Wald, mit kurzen Wiesen­stück­en — so war die pralle Sonne noch gar nicht so “schlimm”. Irgend­wann kam dann auch schon Schlangen­bad — nach eini­gen Unsicher­heit­en bei ver­schiede­nen Kreuzun­gen, wo ich mir nicht mehr sich­er war, in welche Rich­tung der Weg ging — und beim Laufen gle­ichzeit­ig nach den Markierun­gen Auss­chau hal­ten und auf die ganzen Schlamm­löch­er und Stolper­fall­en des Weges zu acht­en ist anstren­gend. Aber es hat ja immer geklappt — nur ganz kleine min­i­male Ver­laufer waren dabei. Durch Schlangen­bad ging es dann, inklu­sive unan­genehmer Trep­pen im “Kur­park”.

Nach Schlangen­bad, das war mir noch in Erin­nerung, geht es erst ein­mal wieder hoch. Das ging dann aber tat­säch­lich noch einiger­maßen, obwohl meine Beine mit­tler­weile schon deut­liche Ermü­dung melde­ten. Dabei war noch nicht ein­mal die 20-km-Marke gek­nackt. Aber die meis­ten Auf­stiege hat­te ich jet­zt hin­ter mir, hin­ter Geor­gen­born ging es ersteinaml bergab (allerd­ings so steil, dass es auch keinen Spaß machte). Und den schlimm­sten gab es nicht mehr: In Frauen­stein wurde die Wegführung zum Goethestein hin­auf geän­dert und somit die steil­ste Pas­sage — wenn ich mich recht erin­nere, waren das vor­wiegend Trep­pen­stufen — umgan­gen. So war ich schneller als gedacht am Goethestein — die näch­ste Etappe, sozusagen. Allerd­ings, obwohl es jet­zt flach wurde — es lag noch ein gutes Stück Weg vor mir. Zunächst durch die Wein­berge, kreuz und quer, damit ja möglichst wenig Asphalt oder Beton dabei ist. Dann durch die Gärten vor Schier­stein. Da kon­nte ich an ein­er Quelle noch ein­mal auf­tanken und mich erfrischen. Inzwis­chen hat­te die Sonne und die unge­wohnte Wärme näm­lich erhe­blichen Trib­ut gefordert: Mein Sin­glet hat­te schöne weiße Rän­der, die Haare klebten in alle Rich­tun­gen, die Arme waren auch schon reich­lich kle­brig. Irgend­wo dort in den Gärten ver­lor ich dann endgültig den offiziellen Rhe­in­steig aus den Augen. Aber das war dann egal, jet­zt ging es eigentlich nur noch am Rhein hin­auf in Rich­tung Mainz — vor­bei auch am Biebrich­er Schloss, dass vom Wies­baden­er Pfin­gst­turnier in Beschlag genom­men war. Inzwis­chen war der Weg zwar nicht mehr so anspruchsvoll — jet­zt musste ich höch­stens Spaziergängern auswe­ichen -, das Laufen wurde aber nur bed­ingt leichter. Denn die Ermü­dung schlug jet­zt doch ganz schön kräftig zu. Aber ein paar Kilo­me­ter noch — das sollte doch zu schaf­fen sein. Bis Mainz ging es auch. Aber auf der Theodor-Heuss-Brücke wurde mir langsam klar, dass nach den 42 Kilo­me­tern ziem­lich sich­er Schluss sein würde. Schluss war dann auch, aber sog­ar etwas früher. Irgend­wo knapp vor dem Kilo­me­ter 41 ging mein Kreis­lauf in die Knie — und bevor ich im Laufen umkippte, machte ich der Qual lieber ein Ende und marschierte den Rest nach Hause.

Gut vier Stun­den war ich unter­wegs — also nicht ger­ade sehr schnell. Irgend­wo ist meine Form abhan­den gekom­men. Dazu kam jet­zt auch noch der Man­gel an Wass­er — getrunk­en habe ich wohl kaum mehr als 1,5 Liter — das war, ger­ade bei diesem Wet­ter, halt doch ein­fach zu wenig … Aber trotz aller Qual — es war den­noch wieder schön, so lange unter­wegs zu sein, so einen schö­nen und abwech­slungsre­ichen Weg bei so grandiosem Wet­ter unter die Füße zu nehmen.
Hier ist die Über­sicht bei Run­sat­ur­day: Klick

der drang der herde zur fütterung

heute war arque-lauf. und es war wieder sehr schön. das ist wirk­lich ein kom­plett empfehlenswert­er lauf, deswe­gen war ich ja auch schon zum zweit­en mal dabei. vor allem, weil man eigentlich gar keine chance hat, sich beson­ders unter druck zu set­zen. durch das laufen in grup­pen je nach tem­po (muss man allerd­ings spätestens am start wis­sen …) kann man selb­st entschei­den, wie sportlich es sein soll. und dabei bleibt es dann auch … ich bin, auf­grund des fehlen­den train­ings, in der 5:30 min/km-gruppe gelaufen — seit diesem jahr ist das die zweitschnell­ste, die ehe­ma­lige 4:30er gibt es man­gels nach­frage nicht mehr, dafür geht es jet­zt herunter bis zu 7min/km (für mich wäre das ziem­lich schw­er, in dem tem­po zu laufen …) der start hat sich lei­der etwas arg verzögert, weil die anmel­dung und aus­gabe der start­num­mern (die es zwar gibt, für die man aber eigentlich gar keine ver­wen­dung hat …) etwas zäh lief und lange dauerte. das wäre ja eigentlich über­haupt kein prob­lem, aber erstens war es noch ziem­lich kalt — und wenn man sich fürs laufen anzieht, friert man beim herum­ste­hen ziem­lich stark (die klam­ot­ten waren aber schon im trans­fer für den ziel­bere­ich gelandet …) und zweit­ens hat­te ich danach eigentlich noch etwas vor. aber so geht das halt …

irgend­wann ging es dann tat­säch­lich los, zunächst durften die fahrrad­fahrer (auch das eine neuerung, ver­schieden lange streck­en wur­den ange­boten) los, dann zwei minuten später gruppe b und nach weit­eren zwei minuten wir als gruppe c — erstaunlicher­weise mit lediglich zwei pace­mak­ern. das tem­po lief gle­ich wun­der­bar lock­er, die bei­den trafen den ersten kilo­me­ter fast punk­t­ge­nau … im ort kam dann noch die kleinere gruppe vom par­al­lel­start hinzu, so dass wir wenig­stens vier pace­mak­er hat­ten — nicht unbe­d­ingt zu viel für diese auf­gabe. denn die vorderen bei­den hat­ten durch­weg ziem­lich viel zu tun, das tem­po möglichst wenig schneller wer­den zu lassen — immer mit ein­er meute hun­griger läufer direkt im nack­en, die ordentlich druck macht­en. und nach fünf, sechs kilo­me­tern pen­del­ten wir uns dann auch tat­säch­lich bald bei 5:23 ein — also doch ein ganzes stück zu schnell eigentlich. entsprechend hat­ten die hin­teren pace­mak­er eher prob­leme, die gruppe beisam­men­zuhal­ten. für mich war das aber ein sehr angenehmes tem­po.

es sollte ja auch ein biss­chen warm wer­den dabei. denn das wet­ter war zwar nicht schlecht, aber auch nicht berauschend: so um die 6 °C dürften es gewe­sen sein. aber halt sehr feucht, vor allem vor dem start — da fror ich doch etwas und behielt deshalb mein langärm­liges shirt an — allerd­ings nur bis zu kilo­me­ter 4,5 — dann wurde es damit zu warm: mit kurz­er hose und streakrun­ner­shirt waren die restlichen 30 kilo­me­ter gut zu bewälti­gen. und es reg­nete wenig­stens nicht. erst in mainz, als meine suppe (das gehört auch unbe­d­ingt zum arque-lauf, die fünf-minuten-ter­rine danach) fast leer war, fing es etwas an zu nieseln.

die wolken hin­gen aber sehr tief überm taunus und dem rhein­gau, es blieb den vor­mit­tag über feucht — in mainz war es um 7 uhr (der abfahrt­szeit der shut­tle­busse zum start — übri­gens ein toller ser­vice!) noch wesentlich fre­undlich­er gewe­sen. daran änderte sich unter­wegs aber nicht. etwas schade, denn von der (schö­nen!) land­schaft haben wir so nur wenig gese­hen. aber wir waren ja auch zum laufen gekom­men, nicht zum guck­en. und das ging wun­der­bar — mit polizeibegleitung und san­itätern hin­te­nach kon­nte ja nix passieren. und rote ampeln waren heute ganz legal kein hin­der­nis. das ist ger­ade das schöne am arque-lauf: das er ein mit­teld­ing zwis­chen train­ing und wet­tkampf ist: zwar organ­isiert — und dur­chaus solide, immer­hin verkraften sie die zwis­chen 600 und 700 teil­nehmer sehr gut, mit verpfle­gungsstellen etc. -, aber ohne wet­tkampf, ohne zeitmes­sung halt. und das ganze noch für einen guten zweck, denn die Erlöse kom­men der Arbeits­ge­mein­schaft für Quer­schnittgelähmte mit Spina bifi­da / Rhein-Main-Nahe e.V., eben der ARQUE, zugute. und die strecke führt sehr schön durch wald und wein­berge, über felder und main ent­lang, sehr angenehme zu laufen von kelkheim nach mainz. auch die sim­mung im läufer­feld ist immer wieder sehr angenehm. gut, es gibt natür­lich immer in jed­er gruppe ein paar, die wirk­lich 34 kilo­me­ter durchquatschen müssen. aber neben denen muss man ja nicht laufen, wenn man eher die ruhe mag. und das geklatsche der den boden tre­f­fend­en lauf­schuh­sohlen macht ja auch schon genug lärm. also, wer näch­stes jahr anfang novem­ber noche einen schö­nen lauf sucht: ich kann die 23. aus­gabe des arque-laufs nur wärm­stens empfehlen.

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