So warm war’s wohl noch nie beim Arque-Lauf wie in diesem Jahr. Am Ziel in Mainz, bei her­rlichem Son­nen­schein, stand das Ther­mome­ter auf 20 °C. Und so spät­som­mer­lich war auch der ganze Lauf … Arque ste­ht für Arbeits­ge­mein­schaft für Quer­schnittgelähmte mit Spina bifi­da/Rhein-Main-Nahe e.V., die die Spenden aus diesem Lauf bekommt. Das Start­geld ist aber trotz­dem nicht beson­ders üppig: 27 Euro habe ich bezahlt, inkl. T‑Shirt und Trans­fer­möglichkeit­en zum Start oder nach dem Ziel zurück.

Den Arque-Lauf mitzu­machen bedeutet immer, früh aufzuste­hen: Der Trans­fer­bus vom Mainz­er Fis­chtor zum Start in Kelkheim fährt um 7:15 Uhr. Also quälte ich mich um 6:30 Uhr aus dem Bett, machte mich fer­tig und nahm den kurzen Fuß­marsch in Angriff. Am Fis­chtor stand schon ein kleines Häu­flein laufgerecht gek­lei­de­ter Men­schen, natür­lich mal wieder vor­wiegend Män­ner herum — so arg viele waren es in diesem Jahr aber nicht, offen­bar tat­säch­lich so wenige wie seit 1999 nicht mehr. Der erste Bus kam auch um 7:15 und brachte uns prob­lem­los nach Kelkheim — eine Bus­fahrt mit Son­nenauf­gang am Hor­i­zont, auf der ich noch schnell zwei Bana­nen ver­drückt und ein biss­chen Wass­er getankt habe — fast zu viel offen­bar, nach den ersten Kilo­me­ter musste ich näm­lich noch mal in die Büsche.

Die Anmel­dung und die vor-dem-Laufen-Toi­lette lief wie immer prob­lem­los. Klar, bei den Toi­let­ten (an diesem Sport­platz gibt es nur zwei) war immer eine Schlange, aber das gehört eben dazu. Und da das ganze ja ein Spenden­lauf ist, kann man auch mal ein Auge zudrück­en und auf zusät­zliche Dix­ies verzicht­en. Es gibt ja auch noch den Wald direkt hin­ter dem Park­platz. Völ­lig über­raschend habe ich auch noch einen Stu­di­enkol­le­gen getrof­fen, von dem ich gar nicht wusste, dass er auch läuft. So verg­ing die let­zte halbe Stunde bis zum Start im Flug.

Der Start geschieht schön der Rei­he nach: Fahrrad­grup­pen (zum zweit­en Mal gibt es auch eine geführte Rad­tour, was gar nicht so wenige mit­macht­en) und um kurz nach 9 waren wir als die erste Lauf­gruppe an der Rei­he — auch wenn wir Gruppe B mit 5:00 min/km waren: Die Gruppe A ist seit let­ztem Jahr man­gels Masse gestrichen. Voll war es bei uns aber auch nicht: Die fünf Pace­mak­er begleit­eten noch nicht ein­mal 30 Läufer (immer­hin, eine Läuferin war auch dabei). Ein paar davon blieben beim ersten Verpfle­gungspunkt zurück, um mit der näch­st­langsameren Gruppe weit­erzu­laufen. Also ging es jet­zt erst mal los, ganz offiziell mit Startschuss — obwohl es ja gar keine Zeitmes­sung gibt, der Arque-Lauf ist ja kein Wet­tkampf, son­dern ein Grup­pen­lauf. Und mit großer Begleitung: Ein Polizei-PKW und ein Polizeimo­torad macht­en uns vorne den Weg frei, nach hin­ten sicherte ein Ret­tungswa­gen. Das ist schon ein gewiss­er Luxus beim Laufen 😉

Die Strecke startet durch Kelkheim, nach 1,8 Kilo­me­ter trafen wir die ganz weni­gen Läufer der B‑Gruppe des zweit­en Par­al­lel­startes — wun­der­bar, wie das immer so toll klappt … Und dann kam auch schon bald der erste — und eigentlich auch einzige — deut­liche Anstieg: Aus Kelkheim hin­aus in die Wälder des Taunus, auf die Hohe Schneise — immer schön mit Polizei-Esko­rte und zweima­liger Musik-Parade. Den Jager­tee habe ich aber lieber ste­hen gelassen. So ein entspan­nter Lauf durch den son­ni­gen Novem­ber­mor­gen ist doch ein­fach etwas wun­der­schö­nen. Im Wald war der Boden von den Regen­fällen der let­zten Tage zwar stel­len­weise sehr weich, aber immer noch sehr gut zu laufen. Das Tem­po — meine let­zten bei­den Arque-Läufe bin ich in langsameren Grup­pen gelaufen — war ziem­lich ordentlich und schon bemerk­bar — viel schneller hätte ich, das war mir bald klar, nicht so gut durchge­hal­ten. In Hofheim wur­den wir aber auch erst ein­mal etwas abge­bremst, der Schnitt lag da schon deut­lich unter den anvisierten 5:00 min/km.

Und dann kam auch schon bald die erste Verpfle­gung, bei Kilo­me­ter 12,5, am Ort­saus­gang von Marx­heim. Als wir anka­men, waren die Rad­fahrer der Gruppe Pic­col­is­si­mo (die auch nur von Kelkheim nach Mainz radel­ten) ncoh beim Pausieren — die haben wir aber schnell weggescheucht. Nach dem ersten Auf­tanken hier (passender­weise an ein­er Tankstelle) geht es danach ein Stück auf der Bun­desstraße weit­er — her­rlich, so mit­ten auf der Straße laufen zu dür­fen, durch Flör­sheim-Weil­bach und Bad Weil­bach kamen wir dann auch schon in die Wein­berge, wo der Wind doch recht deut­lich wehte und man einen her­rlichem Blick über die nicht so her­rliche, sehr gut zuge­baute Land­schaft genießen kann. Mehr als die Hälfte war schon geschafft, der Fore­run­ner zeigte bere­its über 20 Kilo­me­ter an.

Und zack, da war tat­säch­lich auch schon die zweite Verpfle­gungsstelle, wie immer mit­ten in der Pam­pa bei Kilo­me­ter 20,5. Das Verpfle­gen ging mit so ein­er kleinen, auch sehr homogen laufend­en Gruppe immer sehr züig, so dass wir uns recht bald weit­er auf den Weg macht­en kon­nten. Und zwar jet­zt auch schon deut­lich in Rich­tung Main, den wir kurz vor Hochheim erre­icht­en. Noch lief es ziem­lich geschmei­dig und prob­lem­los — erstaunlicher­weise, möchte ich fast sagen … Das blieb auch so bis zum aller­let­zten Stück. Nach der let­zten Verpfle­gung in Hochheim, bei Kilo­me­ter 25,8, fiel das Anlaufen schon deut­lich schw­er­er. Und jet­zt machte sich das — im Ver­gle­ich zu meinen son­sti­gen lan­gen Läufen — etwas höhere Tem­po auch bemerk­bar. So langsam wurde ich nach hin­ten durchgere­icht (ging ja schnell bei der kleinen Gruppe), kon­nte aber immer­hin noch mithal­ten. Aber schw­er wur­den die let­zten 4,5 Kilo­me­ter schon. Da ist ja dann auch noch die Theodor-Heuss-Brücke drin — eigentlich ein Klacks, dieser Anstieg, nach über 30 Kilo­me­tern macht er sich aber schon bemerk­bar. Immer­hin blieb unsere Gruppe gut zusam­men, die Pace­mak­er achteten darauf, dass der Schlusssprint so ver­hal­ten aus­fiel, das auch wir am Ende noch mithal­ten kon­nten. Und dann waren wir auch schon wieder auf dem Dom­platz — mit kräfti­gen Rufen, die die Mainz­er eher ver­störten: “Erbarme, zu spät, die Hes­ss kumme!”. Aus­nahm­sweise war das Verpfle­gen hin­ter dem Ziel danach richtig angenehm: Bei der Wärme, bei dem strahlen­den Son­nen­schein kon­nte man sich gemütlich hin­set­zen, seine 5‑Minuten-Ter­rine löf­feln und das alko­hol­freie Weizen tat­säch­lich mal genießen. Gewun­dert habe ich mal wieder, was so manche zum Laufen anziehen. Gut, es muss ja nicht jed­er so leicht bek­lei­det laufen wie ich. Aber bei diesen Tem­per­a­turen mit langer & kurz­er Hose, langem & kurzem Shirt, dick­er Mütze und Hand­schuhen zu laufen — das wäre defin­i­tiv nichts für mich. Und was machen so Leute denn im Win­ter, wenn es 20 ° unter Null statt über Null hat?

Und das war’s dann auch schon wieder, mit dem Arque-Lauf. Aber näch­stes Jahr kommt ja wieder ein Novem­ber. Dieses Mal war es eine sehr schöne Gruppe, bei der ich mitlief, sehr gschlossen — die vorne macht­en nicht zuviel Druck, hin­ten kamen fast alle gut mit.Nur ab der Mitte hat­te sich noch jemand ein­fach so dazuge­sellt, der dann das ganze Feld mit seinen läuferischen Groß­tat­en unter­hielt — das kann ich ja nie so gut lei­den, wenn jemand nicht nur mit seinen Neben­leuten spricht, son­dern alles so laut verkün­det, das es ja jed­er mit­bekommt. Aber das gehört halt auch dazu ;-). Auch meine Schuhe, die Mizuno Wave Pre­ci­sion haben mich brav bis ins Ziel getra­gen. Zwar waren sie etwas unge­wohnt auf der lan­gen Strecke, denn sie fordern den Fuß etwas mehr als die Wave Inspire oder gar der Wave Nexus, aber das blieb so weit im Rah­men, das es nicht weit­er störte.

Mein Fore­run­ner sagt, dass die Strecke 34,5(7) Kilo­me­ter lang war (und damit ein biss­chen länger als die offiziellen 33,74. Gebraucht haben wir (ohne die Pausen, also reine Laufzeit) 2:52:05. Das ergibt ein Tem­po von 4:59 — bess­er geht es ja kaum ;-). Hier, bei Run­Sat­ur­day, lässt sich die Strecke, das Höhen­pro­fil etc. anschauen: Klick. Einen ersten Lauf­bericht gibt es schon hier beim Lauftick­er.