Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Marathon und Alter

Die New York Times schreibt einen net­ten klei­nen Arti­kel über die Fra­ge, wie und war­um die Mara­thon­zei­ten für älte­re Läu­fer gera­de so viel schnel­ler wer­den. Das Ergeb­nis ist nicht son­der­lich über­ra­schend:

Peo­p­le of all ages and abili­ties are get­ting smar­ter about how they train, and that is allo­wing them to remain fast as they age.

. Aber How to Run a Mara­thon Fas­ter as You Get Older ist trotz­dem eine net­te Lek­tü­re.

300

Es hat tat­säch­lich geklappt. Der Streak hält nun seit 300 Tagen, das ers­te Jahr ist also bald voll. Natür­lich gab es Höhen und Tie­fen, Lust und Frust. Aber das gehört ja gera­de dazu. Und inzwi­schen ähnelt das, was ich da trei­be, auch wie­der dem Lau­fen: Die lan­gen Läu­fe ver­die­nen ihren Namen so lang­sam wie­der (bei über 25 Kilo­me­tern), das Tem­po wird ins­ge­samt höher und spreizt sich vor allem stär­ker. Und die Wochen­um­fän­ge las­sen sich – mit um die 100 Kilo­me­tern – auch wie­der sehen …
Es geht also vor­an, der Streak wird hof­fent­lich auch noch lan­ge hal­ten. Und zum nächs­ten Mara­thon – Regens­burg im März – habe ich mich auch schon wie­der ange­mel­det …

Streakjubiläum: 50 Tage

Bei­na­he hät­te ich es ver­passt: Das ers­te Stre­ak­ju­bi­lä­um. 50 Tage lau­fe ich jetzt unun­ter­bro­chen. Und ab jetzt kann ich das für mich auch einen ech­ten Streak nen­nen. Die ers­te Hür­de ist geschafft – nicht nur, was die Zahl auf dem Papier angeht, son­dern auch die ers­te Umstel­lungs­hür­de, das ers­te Gewöh­nen an das täg­li­che Lau­fen. Das zumin­dest steht jetzt erst mal nicht mehr in Fra­ge. Nur die Stre­cke, die ich täg­lich lau­fe, die ist gera­de noch im Wan­del: Sowohl was den Umfang an jedem Tag als auch in der Woche angeht. Und auch, was das Tem­po angeht. Zunächst frei­lich müs­sen erst ein­mal die Wochen­ki­lo­me­ter hin­auf und die Läu­fe – bezie­hungs­wei­se min­des­tens einer davon pro Woche – län­ger wer­den. Den letz­ten Schritt in bei­den Kate­go­rien in die­ser Woche mer­ke ich gera­de ganz schön. Erschöpft sind die Ober­schen­kel gera­de schon, so viel muss­ten sie schon lan­ge nicht mehr leis­ten. Gera­de weil ich am Wochen­en­de auch im Oden­wald gelau­fen bin und da noch ein paar Höhen­me­ter oben drauf kamen 😉

Wissen, wo es langgeht: Der Ultralauf-Kompass von Norbert Madry

madry, ultralauf-kompass (cover)

150 Fra­gen beant­wor­tet Nor­bert Madry, der selbst Ultra­l­äu­fer mit lan­ger Erfah­rung und auch Trai­ner ist, auf den gut 170 Sei­ten sei­nes gera­de erschie­nen Ultra­l­auf-Kom­pass. Eigent­lich sind es sogar 300 Ant­wor­ten: Es gibt näm­lich immer eine kur­ze, sehr poin­tier­te Ant­wort, die meist nur aus einem knap­pen Satz besteht, und eine aus­führ­li­che, erklä­ren­de, die sich auch mal – aber nur sel­ten – über meh­re­re Sei­ten zie­hen kann. Manch­mal ist der Ton etwas arg schnodd­rig für mei­nen Geschmack, aber das ist natür­lich eine sub­jek­ti­ve Ein­schät­zung.

Macht Ultra­l­au­fen doof?
Ja, aber glück­li­cher­wei­se nur vor­über­ge­hend. (24)

Eine Men­ge Stoff also. Und Madry packt in den Fra­gen­ka­ta­log auch so ziem­lich alles, was wich­tig ist – und wenn er etwas nicht behan­delt, wie zum Bei­spiel die Aus­rüs­tung und Ernäh­rung, dann weist er zumin­dest dar­auf hin und begrün­det das mit dem feh­len­den „Ultra­spe­zi­fi­kum“: Wenn das, was fürs Mara­thon­lau­fen gilt, auch beim Ultra­l­auf Anwen­dung fin­det, mag er es nicht auch noch mal behan­deln. Ein sehr sym­pa­thi­scher Ansatz. Denn ein Buch, dass sich an Ultra­l­äu­fe­rin­nen (oder zumin­dest Ultra-Inter­es­sier­te) wen­det, wird in der Regel nicht auf Lauf­no­vi­zen tref­fen – ein gewis­ses Grund­wis­sen dürf­te also vor­han­den sein und das setzt Madry auch vor­aus.

Das Fra­ge-Ant­wort-For­mat passt ganz gut, weil er recht boden­stän­dig vor allem auf (sei­ne) Erfah­rungs­wer­te setzt, ohne gro­ße Theo­rien: Nach dem Mot­to „Aus der Pra­xis, für die Pra­xis“ ist der Ultra­l­auf-Kom­pass tat­säch­lich so etwas wie „ein klei­ner, sehr sub­jek­tiv gefärb­ter Lauf­kum­pel in Buch­form“ (8). Gut gefal­len hat mir auch, dass er immer wie­der ein­räumt: Hier prä­sen­tie­re ich mei­nen eige­nen Blick auf die Mate­rie, man­che Ant­wor­ten könn­te man auch anders geben und nicht alle sind unbe­dingt für alle gül­tig. Er ver­fährt also nicht dik­tie­rend (so muss man es machen), son­dern weist dar­auf hin: So kann man es machen, so hat es sich zumin­dest bewährt …

Auch wenn er im Vor­wort das Buch aus­drück­lich nicht nur für Ultras, son­dern auch für inter­es­sier­te Läu­fer oder Neu­gie­ri­ge ob der Ver­rückt­hei­ten, die ver­ste­hen wol­len, was ande­re zu Ultras treibt, vor­sieht, so ist das doch schon ein Lauf­buch für Akti­ve. Madry kon­zen­triert sich dabei vor allem auf die bei­den „klas­si­schen“ Ultra­dis­zi­pli­nen 100 km und 24 Stun­den, bleibt also vor­wie­gend beim Stra­ßen­lauf. Zugleich sind die Rat­schlä­gen, Hin­wei­se und Ant­wor­ten aber doch in der Regel so all­ge­mein gehal­ten, dass sie sich für die meis­ten Ultrastre­cken anwen­den las­sen.

Was ich auch noch fest­ge­stellt habe: Nachts kann man ent­we­der schla­fen oder lau­fen. (91)

Er fängt dabei mit all­ge­mei­nen Über­le­gun­gen zum Ultra an, bevor sich der Haupt­teil – näm­lich fast 100 Sei­ten – mit dem Trai­ning, unter­glie­dert nach Grund­la­gen (als „Bau­stei­ne“ sind die recht tref­fend bezeich­net), Plä­nen, Beson­der­hei­ten und Jah­res­pla­nung, befasst. Abschlie­ßend gibt es noch zwei Kapi­tel zum Wett­kampf­ge­sche­hen sowie der Psy­cho­lo­gie und Sozio­lo­gie des Ultras.

So weit ich das erken­nen und beur­tei­len kann, sind das vor­wie­gen ver­nünf­ti­ge Rat­schlä­ge, mit denen mal nicht viel falsch machen dürf­te. Das Trai­ning zum Bei­spiel wird klas­sisch peri­odi­siert in Grund­la­gen, spe­zi­el­le Vor­be­rei­tung (mit Peak und eher zurück­hal­ten­dem Tape­ring), Wett­kampf­pha­se und Rege­ne­ra­ti­on. Natür­lich liegt der Schwer­punkt dann auf lan­gen Läu­fen, die eigent­li­che Tem­po­ar­beit erle­digt Madry in der Neben­sai­son und lässt sie im Haupt­trai­ning nur noch erhal­tend reak­ti­vie­ren. Dabei gilt sowie­so: Im Ultra­l­auf-Kom­pass wird sich nicht für jedes Fit­zel­chen Trai­nings­ge­stal­tung eine abso­lut gül­ti­ge Ant­wort fin­den las­sen. Denn Madry geht von einem mün­di­gen, nach- & mit­den­ken­den Ath­le­ten aus, der auch schon über Lauf­erfah­rung ver­fügt – das ist ja wohl auch der Nor­mal­fall, dass man meist schon ein paar Mara­thons und Kür­ze­res in den Bei­nen hat, bevor man an Ultras, zudem auch noch leis­tungs­in­ter­es­siert, her­an­geht. Madry spricht dabei immer wie­der ger­ne vom „läu­fe­ri­schen Gesamt­kunst­werk“ – und das ist auch typisch: Nicht ein einzelner/​wenige Ansatz­punkt ist erfolgs­ver­hei­ßend, son­dern es sind sehr vie­le, sehr ver­schie­de­ne Stell­schrau­ben, an denen zur Leis­tungs­ver­bes­se­rung, zur Aus­rei­zung der per­sön­li­chen läu­fe­ri­schen Poten­zi­als, gedreht wer­den kann.

Ich habe es nicht aus­pro­biert (und auch nicht alles durch­ge­rech­net). Beim Lesen des Ultra-Kom­pass sind mir aber aus mei­ner (beschei­de­nen) Ultra­er­fah­rung jedoch kei­ne gro­ben Unstim­mig­kei­ten auf­ge­fal­len oder Sachen, die mir suspekt erschie­nen. Aller­dings gibt es eben auch kei­ne „neu­en“ Weis­hei­ten – ganz wie es Madry eben ver­spricht. Sehr zurück­hal­tend (um es so zu for­mu­lie­ren) fand ich sei­ne Ein­stel­lung zur Psy­che beim lau­fen – ihm lie­gen die kör­per­li­chen Din­ge offen­bar mehr (und sie sind ja auch abso­lu­te Vor­aus­set­zung). Aber ich wür­de der men­ta­len Vor­be­rei­tung und Ver­fas­sung wäh­rend Wettkampf/​Lauf etwas mehr Bedeu­tung bei­mes­sen.

Aber der Ultra­l­auf-Kom­pass ist auf jeden Fall lesens­wert. Und er ist vor allem als Nach­schla­ge­werk sehr hilf­reich, wenn man sein eige­nes, schlum­mern­des Halb­wis­sen noch mal über­prü­fen oder kor­ri­gie­ren möch­te …

Aber eine schö­ne Ant­wort auf die oft gestell­te ner­vi­ge Fra­ge »Wovor läufst Du eigent­lich denn weg??« ist: »Ich lau­fe vor nichts weg, son­der zu allem hin. Auch zu mir selbst, und ich bin noch lan­ge nicht da.« (171)

Nor­bert Madry: Der Ultra­l­auf-Kom­pass. Für alle, die es wirk­lich wis­sen wol­len. Grün­wald: Copress 2016. 176 Sei­ten. ISBN 9783767911116.

Die Laufsau

Lauf, du Sau! (Cover)

Lauf, du Sau! (Cover)

„Geschich­ten vom Lau­fen“ ver­spricht Marc Bisch­off in sei­nem Büch­lein „Lauf, du Sau!“. Geschich­ten sind es aber lei­der nur sel­ten, in der Regel belässt er es bei Anek­do­ten – für eine Geschich­te fehlt im offen­bar die Aus­dau­er … Und dabei bringt er es nicht über sich, an irgend einem Läu­fer-Kli­schee vor­bei­zu­ge­hen: Die stin­ken­den Kla­mot­ten, die her­um­lie­gen­den Schu­he (wobei ich über fünf Paa­re ja nur müde lächeln kann), die Orga­ni­sa­ti­ons­auf­ga­be, das Lau­fen im Tages­ab­lauf unter­zu­brin­gen, die heroi­schen Ver­zich­te im Trai­ning (oder auch nicht) und das hel­den­haf­te Gefühl nach dem ers­ten Mara­thon.

Der Ver­lag hat nicht ganz unrecht, wenn er auf der Buch­rück­sei­te anpreist: „Wer Achim Achil­les mag, wird die Lauf­sau lie­ben.“ Nun ja. Schon mit AA ist das ja so eine Sache. Und die „Lauf­sau“ ist eigent­lich – so habe ich den Ein­druck – nur eine etwas der­be­re Vari­an­te davon. Das sind eben doch immer die sel­ben The­men, die immer­glei­chen ver­meint­lich lus­ti­gen Bege­ben­hei­tung, die wit­zeln­den Anek­döt­chen … Da kann man mal (hin und wie­der) nett drü­ber schmun­zeln. Aber so rich­tig lus­tig fand ich das meis­te dann doch wie­der nicht, in der Regel war es mir vor allem viel zu vor­her­seh­bar und zu wenig ori­gi­nell.

Marc Bisch­off: Lauf, du Sau! Geschich­te vom Lau­fen. Göt­tin­gen: Agon Sport­ver­lag 2009. 166 Sei­ten. ISBN 978−3−89784−363−9. 9,90 Euro.

Mehr als Marathon: Das „Handbuch Ultralauf“

Da ist es also end­lich, das „Hand­buch Ultra­l­auf“ – dann soll­ten jetzt ja end­lich mal alle Fra­gen geklärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­ti­ve Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe – ist Ultra­l­auf jetzt end­gül­tig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht – das Hand­buch weist selbst auf die tlw. sta­gnie­ren­den, tlw. mini­mal stei­gen­den Zah­len der Läu­fer und Läu­fe­rin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Rund­um­schlag: Von der Geschich­te des Ultra­ma­ra­thon­laufs bis zu spe­zi­fi­schen Trai­nings­plä­nen ist über Trai­nings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­ta­les Trai­ning, Ernäh­rungs- und ortho­pä­di­sche Fra­gen so ziem­lich zu jedem „Pro­blem“ des Ultras hier etwas zu fin­den. So rich­tig begeis­tern konn­te mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ers­ten 36 Sei­ten (kein unbe­trächt­li­cher Teil des Umfangs also) sind eigent­lich ver­schenkt. Da wird aus­führ­lich die Situa­ti­on der Ver­bän­de (inklu­si­ve ihrer Komit­tees und deren Vor­sit­zen­den) und der Meis­ter­schaf­ten auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne refe­riert – ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr pro­mi­nent dar­ge­stellt (inklu­si­ve der „inter­nen Strei­tig­kei­ten“ … – den VFUM hät­te man, bei aller Anti­pa­thie, hier durch­aus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die rest­li­chen Ver­bän­de wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gleich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­so­ri­schen Bemer­kun­gen zur Geschich­te des Ultra­l­aufs.1

Das Fazit nach dem ers­ten Fünf­tel also: Wenig hilf­reich bis­her. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zei­gen die Trai­nings­grund­la­gen für den Ultra­l­auf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wie­der erst ein­mal die übli­chen Trai­nings­for­men – exten­si­ve und inten­si­ve Dau­er­läu­fe, Inter­val­le, Fahrt­spie­le … -, aber wenigs­tens schön knapp, obwohl er mehr­mals dar­auf hin­weist, dass er genau das eigent­lich vor­aus­setzt (zusam­men mit mehr­jäh­ri­ger Mara­thon­erfah­rung). Vor allem tut er es aber mit spe­zi­el­ler Berück­sich­ti­gung der lan­gen Distan­zen und geht auch auf Aus­gleichs­trai­nings (Deh­nen, Kräf­ti­gungs­übun­gen) und Lauf-ABC jeweils knapp ein.

Dem fol­gen kur­ze (wirk­lich aus­führ­lich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernäh­rung (Olaf Hüls­mann), zu Pro­ble­men des Magen-Darm-Trakts beim lan­gen Lau­fen (Ste­fan Hin­ze), zu ortho­pä­di­schen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­ta­len Aspek­ten des Ultras und schließ­lich noch 25 Sei­ten Trai­nings­plä­ne (50km, 100km, 24h, Etap­pen­läu­fe).

Die abschlie­ßen­den 12 Sei­ten zur „Aus­rüs­tung“ waren wohl Pflicht für die Spon­so­ren,2 sind für den Läu­fer aber eher unnö­tig – schließ­lich ist das Hand­buch laut Ein­lei­tung doch aus­drück­lich für Ath­le­ten gedacht, die „bereits seit meh­re­ren Jah­ren im Lauf­be­reich trai­nie­ren“ (11) – was ja auch sinn­voll ist, bevor man den ers­ten Ultra angeht. Genau die­se Sport­ler wis­sen aber doch schon, was man beim Lau­fen anziehn soll­te, das es Puls­mes­ser und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kur­zer Lite­ra­tur-Anhang mit sehr aus­g­wähl­ten Titeln: (Basis-)Literatur zum Lau­fen all­ge­mein und zur Trai­nings­leh­re fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noa­kes doch auch was zum Ultra­l­auf drin steht), die Lis­te führt fast aus­schließ­lich medi­zi­ni­sche (gas­tro-ente­ro­lo­gi­sche und ortho­pä­di­sche, auch psy­cho­lo­gi­sche) Untersuchungen/​Artikel an.3

Also: Den Titel „Hand­buch“ hal­te ich für etwas über­trie­ben, sowohl hin­sicht­lich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 sei­ten (inkl. ver­schie­de­ner Lauf­be­rich­te, die mir teil­wei­se schon bekannt vor­ka­men, aus der UM oder den ent­spre­chen­den Inter­net­quel­len?, und kur­zen Läu­fer­por­träts, die aber sehr sche­ma­tisch gera­ten sind und die Per­so­nen kaum vor­stel­len. Es blei­ben dabei 180 Sei­ten eigent­li­cher Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sa­ge­kräf­ti­gen Fotos). Wenn man die Ver­an­stal­tungs­be­rich­te und Por­träts raus­nimmt, sind es noch 136 Sei­ten, davon aber auch 25 Sei­ten Defin­in­ti­on, Ultra-Geschich­te, die Dar­stel­lung der Ver­bän­de, Meis­ter­schaf­ten und gro­ßer Ver­an­stal­tun­gen (kurz beschrie­ben wer­den: Com­ra­des, Biel, Bad­wa­ter, Spar­t­ath­lon, Rod­gau, Kien­baum und Renn­steig) – letzt­lich blei­ben also nur noch gut 100 Sei­ten für den eigent­li­chen Inhalt übrig – kein Wun­der, dass mir vie­les etwas ober­fläch­lich dar­ge­stellt schien.

Ohne Zwei­fel wer­den alle wich­ti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschrei­bend, ohne ver­nünf­ti­ge, d.h. wirk­lich hel­fen­de Hand­lungs­emp­feh­lun­gen (ins­be­son­de­re im Bereicht der Ernäh­rung und Ver­dau­ung), zum Teil auch ein­fach nur sehr abs­trakt und wenig kon­kret.

Das Pro­blem, wes­we­gen das Hand­buch mir so unbe­frie­di­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Ers­tens ist Vie­les, gera­de das grund­le­gen­de Wis­sen, in den gro­ßen Büchern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schie­dens­ten Aus­prä­gung aus­rei­chend erklärt und beschrie­ben. Und zwei­tens gibt es zum Ultra­l­auf kei­ne bzw. nur weni­ge wirk­lich all­ge­mein gel­ten­den Ver­fah­rens­wei­sen, was die Aus­ge­stal­tung des Trai­nings im Detail z.B. betrifft, oder was die Ernäh­rung wäh­rend des Wett­kamp­fes angeht – und das muss Olbrich, der ja ohne Zwei­fel Ahnung und aus­rei­chen­de Erfah­rung hat und auch vie­le Läu­fer und Ver­an­stal­tun­gen gut kennt, eben immer wie­der kon­sta­tie­ren. Mich hat das ein wenig unbe­frie­digt hin­ter­las­sen, bei der Lek­tü­re.

Dazu kommt noch (wie­der ein­mal) ein unzu­rei­chen­des Lek­to­rat – sprach­lich mit­tel­mä­ßig, wech­selt der Text z.B. zwi­schen Duzen und Sie­zen, Satz­feh­ler etc. – das ärgert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das setzt sich im Text eben fort­wäh­rend fort. Das ist für Hob­by­pu­bli­ka­tio­nen o.k., ent­spricht aber nicht mei­nem Anspruch an offi­zi­el­le Ver­lags­ver­öf­fent­lich­tun­gen.

Viel Geme­cker also hier. Trotz­dem für den Ein­stei­ger sicher­lich nett und hilf­reich. Es geht aber eben auch bes­ser – behaup­te (und den­ke) ich. Ich ver­mu­te, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/​sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­l­äu­fer? Für am Ultra­ma­ra­thon Inter­es­sier­te? Soll es den Ultra­l­auf populär(er) machen oder dem Ultra­l­äu­fer, ob Anfän­ger oder Fort­ge­schrit­te­ner, als Nach­schla­ge­werk zur Sei­te ste­hen? Es will dann irgen­de­wie alles – und schafft dann nichts rich­tig befrie­di­gend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­l­auf [Mehr als Mara­thon! Trai­nings­plä­ne für 50 Km und mehr, Men­tal­trai­ning, Ernäh­rungs­tipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Sei­ten. ISBN 978−3−89899−657−0. 19,95 Euro.

  1. Die­se Geschich­te müss­te man wohl eigent­lich noch/​mal schrei­ben, aus Sicht des His­to­ri­kers ist das alles sehr unbe­frie­di­gend. Denn in der Geschichts­wis­sen­schaft pas­siert da ja durch­aus eini­ges, v.a. im Bereich der Kör­per­ge­schich­te und der Kul­tur­ge­schich­te über­haupt, was hier hin­pas­sen könn­te. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine ech­te Unsit­te der Sport­bü­cher, gera­de im Bereich Aus­rüs­tung, so etwas immer wie­der her­an­zu­zie­hen – das ärgert mich immer wie­der. Das „Hand­buch Ultra­l­auf“ ist, wie vie­le ande­re solch Bücher, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit „Runner’s World“-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­di­stan­zen …) – muss die­se Wer­bung für Polar (die angeb­lich das bes­te Com­pu­ter­pro­gramm zur Aus­wer­tung haben – Sport­Tracks als Alter­na­ti­ve wird nicht ein­mal erwähnt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kurio­sen Ein­trag „Wiki­pe­dia“ fin­det man noch. Unge­nau­er geht es ja eigent­lich nicht mehr – Was und Wann war das denn, in wel­cher Sprach­ver­si­on?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­len­an­ga­be „Inter­net“.

Marathon geht auch ohne Training

Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gleich klar­zu­stel­len, ver­nünf­tig ist das über­haupt nicht. Und emp­feh­lens­wert auch nicht so rich­tig.

Aber von vor­ne: Nach lan­gem Über­le­gen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wie­der für den Main­zer Guten­berg-Mara­thon ange­mel­det. Ich war mir zwar noch nicht sicher, ob ich den auf neue Best­zeit lau­fen wür­de oder ein­fach so. Aber Trai­ning hat­te ich schon geplant. Dann woll­te aber zunächst mei­ne Fer­se nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wie­der Febru­ar – und ich ging beim 5. Main­zer Maar­aue-Mara­thon auf den letz­ten Run­den ziem­lich kläg­lich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läu­fe fehl­ten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­ti­on, end­lich mal wie­der in ein rich­ti­ges, gere­gel­tes, ordent­li­ches Mara­thon-Trai­ning ein­zu­stei­gen. Statt­des­sen spiel­te ich quer­feld­ein her­um und begann, öfters in den Fiv­e­fin­gers zu lau­fen – was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehö­ri auf die Distan­zen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jah­res-Mar­ke woll­te ich nicht klein bei­geben. Und dann war der April auch schon wie­der fast zu Ende und ich stand end­gül­tig vor der Ent­schei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Lau­fe ich trotz allem ver­suchs­wei­se einen Mara­thon? Oder höre ich nach der ers­ten Run­de auf? Ganz aus­fal­len las­sen woll­te ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigent­lich zu hoch. Also mein vor­läu­fi­ger Beschluss: Ich lau­fe zunächst den (sowie­so schon geplan­ten und gemel­de­ten) Fran­ken­stein­lauf mit den Fiv­e­fin­gers. Und am Wochen­en­de danach stel­le ich mich ein­fach an den Start, lau­fe los und schaue, was dabei raus­kommt – durch­aus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Fran­ken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich rie­si­ge Bla­sen unter den bei­den Fer­sen. Vor allem der lin­ke Fuß (und links ist sowie­so die Sei­te, wo bei mir alle Unfäl­le pas­sie­ren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kur­zen Läu­fen geschont. Beim ers­ten etwas „län­ge­ren“ Lauf, der Drei­brü­cken­run­de mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ners­tag hat­te ich wohl doch die fal­schen Schu­he erwischt. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerie­ben und die Bla­se – die ja nicht nur auf der Soh­le war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hoch­zog – fing an, sich zu öff­nen. Das war jetzt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Bla­se war näm­lich noch reich­lich emp­find­lich. Also wie­der alles in Fra­ge stel­len? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand wei­ter­hin. Zumal ich mich inzwi­schen einer klei­nen Grup­pe Main­zer Läu­fer ange­schlos­sen hat­te, die beim Mara­thon mit ent­spre­chen­den T‑Shirts für den Aus­stieg aus der Atom­ener­gie wer­ben woll­ten – ein Rück­zug war jetzt also nicht mehr mög­lich.

Und dann war es auch schon Sonn­tag. Der Wecker klin­gel­te um acht Uhr, das soll­te mir genü­gend Zeit geben, mich vor­zu­be­rei­ten. Denn das Wich­tigs­te heu­te war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs krit­schen und gefähr­de­ten Stel­len der Füße wur­den groß­zü­gig mit Leu­ko­tape gesi­chert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Kla­ren, wie das aus­ge­hen wür­de … Kurz vor Neun mach­te ich mich dann auf den kur­zen Fuß­weg zum Start an der Rhein­gold­hal­le. Eigent­lich waren die Läu­fer „gegen Lauf­zeit­ver­län­ge­rung“ am Ende des ers­ten Start­blo­ckes ver­ab­re­det. Aber das war offen­sicht­lich kei­ne gute Idee gewe­sen – gefun­den haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Start­auf­stel­lung in Mainz ist zwar theo­re­tisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spä­tes­tens um 9.20 Uhr in tota­les Cha­os auf. Im ers­ten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Oran­ge. Und das merkt man auf den ers­ten Kilo­me­tern, die ja sowie­so ein ziem­li­ches Gewu­sel sind, doch sehr deut­lich.

Irgend­wann war es dann wie­der soweit: Die häm­mern­de 08/15-Tech­no­mu­sik durf­te schwei­gen, der Mara­thon wur­de gestar­tet. Selbst für den ers­ten Block dau­ert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Start­li­nie ist und los­lau­fen kann. 12000 Läu­fer sei­en am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strah­len­dem Son­nen­schein und schon mor­gens ange­neh­men 20 °C gibt es kaum Aus­re­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schau­te, was so pas­siert – mit mir und mei­nen Füßen. Und mei­nen untrai­nier­ten Mus­keln. Bald hin­term Start hol­te mich der ers­te Anti-Atom-Läu­fer ein, zog aber bald wei­ter, weil er einen zügi­ge­ren Halb­ma­ra­thon geplant hat­te. Etwas spä­ter wie­der­um hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blie­ben bis kurz vor der Halb­ma­ra­thon­mar­ke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ers­ten Ver­pfle­gung auf dem Weks­ge­län­de von Schott war gro­ßes Cha­os – ange­sichts der Wär­me woll­ten die meis­ten Läu­fer gleich von Anfang an trin­ken, was die hilfs­be­rei­ten Was­ser­aus­schen­ker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst eini­ge Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Stre­cke: In unse­rem Tem­po waren ziem­lich vie­le unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwi­schen 5’20 und 5’30. Mei­ne Tak­tik sah eigent­lich gaaaa­anz anders aus: Da ich mei­ne Form über­haupt nicht ein­schät­zen konn­te, hat­te ich mir das voll­kom­men will­kür­li­che Ziel der Vier-Stun­den-Mar­ke gesetzt, was – vor allem am Anfang – eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeu­tet hät­te. Aber irgend­wie liefs ein­fach locker und ange­nehm – durch’s Mom­ba­cher Gewer­be­ge­biet und dann wie­der durch den gro­ßen Hot­spot Mom­bach – die ganz selbst­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaup­te­ten, die bes­te Stim­mung an der Stre­cke zu haben, zurück in Rich­tung der Main­zer Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wie­der eini­ge Schlen­ker und Kur­ven durch die Wohn­ge­bie­te der Neu­stadt. Aber inzwi­schen, nach sie­ben, acht Kilo­me­tern, mach­te das Lau­fen in die­sem Tem­po rich­tig viel Spaß. Auch wenn ich anfing zu grü­beln, wie wohl mei­ne zwei­te Run­de aus­se­hen wür­de – Roland woll­te ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aus­stei­gen um sei­ne Kräf­te für den Renn­steig-Mara­thon zu spa­ren.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tus­kir­che her­um und eil­ten schon wie­der auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wie­der der Moment, wenn man von der Lang­gas­se auf die Lud­wig­stra­ße ein­biegt, und in die Publi­kums­mas­sen ein­taucht – da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augus­ti­ner­stra­ße war wie­der klas­se Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, beginnt ja der etwas abschre­cken­de Teil der ers­ten Run­de: Die ewig lan­ge Gera­de nach Wei­se­nau, die man nach der Wen­de – die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist – auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te wie­der zurück­lau­fen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stadt­aus­wärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter wei­ter ist … Wenn man das aber mal kennt, ver­liert auch die­se Gera­de ihren Schre­cken. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­ma­ra­thon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­ter­chen sind das auch noch). Wir blie­ben unse­rem Tem­po aber wei­ter­hin treu. Klar, inwz­si­chen merk­te ich schon, dass die mus­ku­lä­re Belas­tung stieg – über 16 Kilo­me­ter bin ich in die­sem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­lau­fen. Und da war ich inzwi­schen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu lau­fen. Bei der letz­ten Ver­pfle­gung vor dem Halb­ma­ra­thon ver­lor ich Roland dann lei­der total – kei­ne Ahnung, wo der abge­blie­ben ist.

Mir jeden­falls ging’s jetzt rich­tig gut. Mein neu­er Plan hieß jetzt: Tem­po hal­ten, den – von mir als unver­meid­lich erwar­te­ten – Ein­bruch so lan­ge wir mög­lich hin­aus­zö­gern. In der Tat konn­te ich dann auf dem Beginn der zwei­ten Run­de das Tem­po sogar noch erhö­hen: Jetzt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Stre­cke wird ja in Mainz nach dem Pas­sie­ren der Rhein­gold­hal­le immer schlag­ar­tig leer: Von den 8021 Ziel­ein­läu­fen in die­sem Jahr ent­fal­len 6776 auf den Halb­ma­ra­thon, nur 1245 lau­fen den Mara­thon (und davon wie­der­um sind gera­de ein­mal 170 Frau­en – beim Halb­ma­ra­thon ist der Geschlech­ter­un­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zwei­ten Run­de mach­te mir das Lau­fen noch viel Spaß. Jetzt kam auch noch – psy­cho­lo­gisch ganz vor­teil­haft – hin­zu, dass ich kon­ti­nu­ier­lich Läu­fer über­hol­te (mit Aus­nah­me der fri­schen Staf­fel­läu­fer natür­lich, von denen sind eini­ge an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­ge­zeich­net vor­ran ging, modii­zier­te ich mei­nen Plan noch ein­mal. Vor­sorg­lich (ohne wirk­lich davon über­zeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mer­gels mit­ge­nom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jetzt peu-a-peu zum Ein­satz. Das ers­te Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sicht­wei­te der nächs­ten Ver­pfle­gung. Denn für die Din­ger braucht man ordent­lich Was­ser. Davon hat­te ich­heu­te eh‘ schon eini­ges geschluckt: Bei jeder Ver­pfle­gungs­stel­le habe ich mir versorgt,die Hit­ze woll­te ich nicht als Ent­schul­di­gung gel­ten las­sen. Wo mög­lich, habe ich­auch mei­ne Müt­ze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gleichs­wei­se sehr kühl) getaucht und so mei­nen Kopf etwas abge­kühlt – auch wenn das nie lan­ge vor­hält. Die Ent­schei­dung für den Gel­ein­satz war aber sehr rich­tig: Die DIn­ger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub – sie ermög­li­chen, wirk­lich das Letz­te aus den Mus­keln her­aus­zu­ho­len.

Die Schlei­fe durch Hes­sen, durch Kost­heim, fin­de ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf klei­ne­ren Stra­ßen durch die Wohn­ge­bie­ten. Und unheim­lich vie­le Anwoh­ner sind im Vor­gar­ten und feu­ern an. Oder spen­den mit dem Was­ser­schlauch eine klei­ne Dusche – bei mitt­ler­wei­le gut 25 °C (und wei­ter­hin wol­ken­lo­sem Him­mel) eine sehr will­kom­me­ne Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wur­de mir dann aber recht lang: Die letz­te Was­ser­sta­ti­on lag schon wie­der zwei Kilo­me­ter zurück, ich hät­te ein paar Schluck Feuch­tig­keit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theo­or-Heuss-Brü­cke. Allein die Tat­sa­che, dass ich wei­ter­hin über­hol­te, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brü­cke fiel ich dann aber doch in ein klei­nes Loch: Jeztt wur­de es rich­tig schwer. Und bis zur Ver­pfle­gung bei Schott zog es sich – die Rhein­al­lee ist da, mit den paar ver­steu­ten Läu­fern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedan­ken spiel­te.

Auf dem Werks­ge­län­de kam dann das nächs­te Gel zum Ein­satz. Zum Glück spiel­te mein Magen mit: Die Ham­mer­gels – heu­te hat­te ich nur „Espres­so“ dabei – schme­cken zwar auch nicht beson­ders lecker, sind für mich aber sehr gut ver­träg­lich. Trotz Ener­gie­schub durch Gl pen­del­te sich der Schnitt wie­der etwas tie­fer ein – bzw. es wur­de här­ter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schlei­fe durch das Mom­ba­cher Gewer­be­ge­biet ging dann über­ra­schend schnell her­um – davor hat­te ich eigent­lich mehr Angst. Mom­bach selbst war dann ok, lang­sam ging es aller­dings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jetzt deut­lich mehr als auf der ers­ten Run­de. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein biss­chen – unauf­halt­sam, aber in klei­nen Schrit­ten. In der Bau­haus­stra­ße dann schließ­lich das vier­te Gel – bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glau­be aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordent­lich Kraft und Pep die rie­si­ge Stei­gung von geschätz­ten zwei Metern der Lang­gas­se hoch­zu­lau­fen und vor allem in Ange­sicht des gro­ßen Publi­kums nicht doch noch Geh­pau­sen ein­le­gen zu müs­sen. Und wenn man zum zwei­ten Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigent­lich geschafft – kei­ne zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augu­t­i­ner­stra­ße hin­un­ter, am Süd­bahn­hof dies­mal gleich links zurück zur Rhein­gold­hal­le. Der letz­te Kilo­me­ter, die schön lan­ge Ziel­ge­ra­de, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jetzt fing das wah­re Lei­den aber erst an. Mei­ne Bei­ne waren nciht sehr damit ein­ver­stan­den, plötz­lich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortzdem, dass die Mus­keln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt stei­fer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wuss­te offen­bar nicht so recht, was er mit der plötz­li­chen Ände­rung machen soll­te. Ein Krug kal­tes Was­ser über den Schä­del tat ganz gut. Eigent­lich wolt­le ich ja auch was trin­ken, aber das ging kaum noch. Was­ser konn­te ich nich mehr sehen, Fru­bi­a­se war jetzt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und mei­ne Hose ja von Schweiß und Was­ser trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekann­tes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hau­se stol­ziert. Dort woll­te ich mich eigent­lich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­si­ons­strümp­fe aus­zu­zie­hen. Jetzt aber ent­schied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minu­ten spä­ter war ich dann weigstns wie­der fit genug für die Dusche … Aber so rich­tig erholt war ich erst zwei Stun­den spä­ter wie­der – und freue mich schon auf den sicher­lich mör­de­ri­schen Mus­kel­ka­ter, den ich mor­gen haben wer­de .. Aber immer­hin gehör­te ich nicht zu den durch­aus zahl­rei­chen Läu­fern, die im Kran­ken­wa­gen lan­de­ten – die Ret­tungs­diens­te hat­ten näm­lich heu­te so einigs zu tun.

Also: Mara­thon ohne ent­spre­chen­des Trai­ning geht durch­aus mal. Ist aber auch – im Ver­gleich zur erlau­fe­nen Zeit – ziem­lich anstren­gend …

Und noch ein paar Bil­der:
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Vom Wert des Trainings: 5. Maaraue (Ultra-)Marathon Mainz

End­lich! Schon eini­ge Male wäre ich ger­ne beim Maar­aue Mara­thon Mainz (MMM) mit­ge­lau­fen, aber bis­her hat es ter­min­lich nie geklappt. Heu­te war also Pre­miè­re für mich. Die ande­ren waren schon ein­ge­spielt, die meis­ten waren schon mal dabei.
Der MMM ist ein typi­scher pri­vat orga­ni­sier­ter Ein­la­dungs­lauf, erst­mal zum 40. Geburts­tag von Sascha Kauf­man, der jetzt immer wie­der dazu ein­lädt. Das ist denk­bar ein­fach: Gelau­fen wird fünf Mal die klas­si­sche Drei­brü­cken­run­de. Start war heu­te erst­mals auf dem Park­platz an der Main­spit­ze – bis­her immer klei­ner gewe­sen. Bei der 5. Auf­la­ge waren über zwan­zig Läu­fer und Läu­fe­rin­nen dabei.

Im Grun­de ist das ein­fach ein gemein­sa­mer – mehr oder weni­ger – Trai­nings­lauf. Auf­grund der „offi­zi­el­len“ Aus­schrei­bung in Saschas Blog zählt das aber als wer­tungs­fä­hi­ge Lauf­ver­an­stal­tung und wird auch in die Sta­tis­tik der DUV auf­ge­nom­men – für man­che Mara­thon­samm­ler ist das ja nicht ganz unwich­tig.

Jeden­falls wird für den MMM kein gro­ßes Orga­ni­sa­ti­ons­klim­bim ver­an­stal­tet: Die Stre­cke wird wäh­rend der ers­ten Run­de noch mit ein paar Pfei­len mar­kiert, aber nicht abge­sperrt. Ist aber auch kein Pro­blem, für so ein paar Han­seln. Die sich noch dazu weit ver­tei­len, spä­tes­tens nach der ers­ten Run­de. Die­ses Mal gab es, weil Sascha sich um Spon­so­ren bemüht hat (Start­geld wird ja kei­nes genom­men), sogar noch eine klei­ne Star­ter­tü­te – mit Wer­be­ma­te­ri­al vom Hoch­wald­ma­ra­thon, von GO-Mainz – inkl. ein paar Gum­mi­bär­chen, eine klei­ner Dose Pull­moll und eini­gen Trau­be­zu­ckern aus der Rochus-Apo­the­ke in Mom­bach. Ach ja, GO spen­dier­te auch noch eine klei­ne Dose „Vino friz­zan­te bian­co di Ita­lia“ – nicht gera­de ein typi­sches Läu­fer­ge­tränk. Und Start­num­mern gab es tat­säch­lich auch – so durf­te ich öfters erklä­ren, was wir da eigent­lich trei­ben …

Gestar­ten sind wir mit mini­mals­ter Ver­zö­ge­rung unter Beob­ach­tung der Pres­se um kurz nach 10 Uhr. Dann ging es eben los auf die mir ja aus­rei­chend gut bekann­te Run­de, durch Kost­heim an den Rhein, zum Kas­tel, unter der Theo­dor-Heuss-Brü­cke durch und hin­ter der DLRG hin­auf auf die Brü­cke. In Mainz dann ganz lang­wei­lig (…) am Ufer ent­lang hoch zur Eisen­bahn­brü­cke und hin­über auf die Main­spit­ze. Das Gan­ze dann fünf Mal – und fer­tig ist der Mini-Ultra.

Die ers­te Run­de war schön gemüt­lich, irgend­wo zwi­schen 5:20 und 5:30 (auf die Uhr habe ich kaum geschaut). Auch die zwei­te Run­de unge­fähr im glei­chen Tem­po hat noch rich­tig viel Spaß gemacht. Auf der drit­ten Run­de – ich war immer noch im sel­ben Tem­po­ge­biet unter­wegs – hat­te ich dann die gro­ße Ehre, für weni­ge hun­dert Meter die Spit­ze des Lauf­fel­des zu sein – der eigent­li­che Front­läu­fer hat am Auto sei­ne Schu­he gewech­selt. Aber Lauf­feld ist eh‘ über­trie­ben – spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt war von den aller­meis­ten Läu­fern hin­ter uns nichts mehr zu sehen.

Das ging bei mir ganz gut bis in die vier­te Run­de. Klar, inzwi­schen wur­de das Tem­po anstren­gend – etwas ande­res hat­te ich auch nicht erwar­tet. Es ging also nur noch dar­um, den Ein­bruch mög­lichst lan­ge hin­aus­zu­zö­gern. Auf der vier­ten Run­de, ziem­lich genau drei Stun­den war ich inzwi­schen unter­wegs, war es dann soweit. Die Mus­keln macht unheim­lich schnell schlapp. Und auch mein Ener­gie­haus­halt ging rapi­de dem Ende zu – also erst ein­mal eine Geh­pau­se. Die zog sich etwas … Kurz vor Ende der vier­ten Run­de habe ich dann ernst­haft über­legt, es damit und also mit 36 Kilo­me­tern gut sein zu las­sen. Aber irgend­wie hat­te ich kei­ne Lust, abzu­bre­chen. Also zog ich wei­ter – immer im Wech­sel zwi­schen Gehen und Lau­fen. Beim Lau­fen merk­te ich zuneh­mend, dass mein Kreis­lauf nicht mehr der sta­bils­te war. Offen­bar hät­te ich doch unter­wegs zwi­schen­durch mal Ener­gie zufüh­ren sol­len, und nicht nur ein paar Schlu­cke Was­ser neh­men.

Mitt­ler­wei­le ging mir (und nicht nur mir) auch der Wind gehö­rig auf den Wecker: Die stür­mi­schen Böen zerr­ten nicht nur an Klei­dung und Start­num­mer, son­dern auch an den Ner­ven. Ein paar Mal wur­de ich dann auch noch über­holt – aber erstaun­lich, wie lan­ge das gedau­ert hat. Immer­hin, irgend­wann war ich wie­der auf der Main­zer Sei­te – ein Ende also in Sicht. Mit dem bewähr­ten Wech­sel zwi­schen Gehen (natür­lich bei allen Brü­cken­auf­gän­gen) und Lau­fen kam ich dann schließ­lich noch ins Ziel – nach 4:40:36. Kei­ne beson­de­re Glanz­leis­tung … Aber so ist das eben, wenn man beim Trai­ning schlu­dert und eher wenig Lust auf die lan­gen Läu­fe hat – das rächt sich. Garan­tiert. Mor­gen wer­de ich wohl einen ganz net­ten Mus­kel­ka­ter haben …

Die ers­ten Ergeb­nis­se sind auf die­sem Bild zu bewun­dern.
Mein Stre­cken­pro­to­koll (der Forerun­ner hat 45,6 km gemes­sen) bei run­sa­tur­day.
Und Mein Tem­po-Dia­gramm:

Tempokurze des 5. MMM am 5.2.2011

Tempo/​Zeit

Der Moment, an dem ich gegen die Wand gelau­fen bin, wird ziem­lich deut­lich …

Poulin/​Swartz/​Flaxel: Trail Running. From Novice to Master

Einen viel­ver­spre­chen­den Titel trägt das Buch von Kirs­ten Poulin, Stan Swartz und Chris­ti­na Flaxel: From Novice to Mas­ter. Wenn das auf den 175 Sei­ten gelingt, wäre das ja schon viel … Natür­lich ist es nicht ganz so ein­fach, Lau­fen muss man eben immer auch trai­nie­ren, unab­hän­gig vom Unter­grund und der Umge­bung. Das ver­schweigt das Autoren­trio (immer­hin zwei Frau­en!) auch nie. Denn die­ses ame­ri­ka­ni­sche „Lehr­buch“ ist sehr gewis­sen­haft und gründ­lich. Der Rund­um­schlag ums Trail­run­ning umfasst hier:

  • Intro­duc­tion to Trail Run­ning
  • Plan­ning a Run
  • Trai­ning, Con­di­tio­ning, and Pre­pa­ra­ti­on
  • Reco­very
  • Envi­ron­men­tal Fac­tors, Navi­ga­ti­on, and Safe­ty
  • Inju­ry Pre­ven­ti­on and Tre­at­ment
  • Bri­ning it tot the Next Level: Ultrarun­ning

Dies­ser Blick ins Inhalts­ver­zeich­nis zeigt, den­ke ich, auch sehr gut die Aus­rich­tung die­ses Buches. Hier geht es nicht um tol­le Läu­fe, um Lauf­erleb­nis­se oder Wett­kampf­erfah­run­gen. Son­dern, wenn man so will, um die Basics, die das alles erst über­haupt mög­lich machen.

Lei­der war das Buch wohl etwas zu früh für den momen­ta­nen Trail-Boom. Und lei­der, lei­der ist es auch nur mit schwarz­weiß-Pho­tos (aber durch­aus guten) ver­se­hen – scha­de. Recht aus­führ­lich ist es in jedem Fall. Vor allem, was die Aus­rüs­tung, auch für extre­me­re Läu­fe, angeht. Ein­ge­hend berück­sich­tigt wird etwa der Son­nen­schutz, der Ein­fluss von viel Wind, aber auch das Lau­fe im Schnee. Und wie in jedem Lauf­buch auch ein kur­zer Trai­nings­leit­fa­den. Nicht feh­len darf beim Trail natür­lich die Lauf­tech­nik, wobei die Autoren sich hier etwas zurück­hal­ten und eher all­ge­mei­ne Rat­schlä­ge geben. Das Berg­auf- und Berg­ab-Lau­fen wird aber aus­führ­lich gewür­digt. Und auch das Fal­len: „A fall is an ine­vi­ta­ble part of trail run­ning.“ (72) – sehr schön.
Erstaun­lich viel steht hier dann auch zum Deh­nen und zur Ernäh­rung vor, wäh­rend und nach dem Lauf.

Und etwas schlägt die ame­ri­ka­ni­sche Per­spek­ti­ve schon durch. Nicht nur bei der Flo­ra und Fau­na, son­dern z. B. auch beim Umgang des Läu­fers mit Wegen und der Angst vor Ero­si­on – in „mei­nen“ Lauf­re­vie­ren ist das eher weni­ger ein Pro­blem. Und wenn dann, ein durch die Bewirt­schaf­tung und nicht durch die Läu­fer veur­sach­tes. Über­haupt bemü­hen sich die drei Autorin­nen sehr um einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit der Natur. Wie­der­holt wird dar­auf hin­ge­wie­sen, nichts mit­zu­neh­men (außer Pho­tos) und nichts zu hin­ter­las­sen (außer Fuß­spu­ren):

Always lea­ve a natu­ral envi­ron­ment as you found it, and mini­mi­ze your impact. Take only pho­to­graphs and enjoya­ble memo­ries of your run. Lea­ve only footpring­ts. Never lit­ter. Pack it in, pack it out, which means that any mate­ri­als you bring in should lea­ve with you. (104)

Der schöns­te Tipp aber:

If you cop­me across mud pudd­les, snow patches, or wet spots, careful­ly run through them, not around them. Also, jump or step over any fal­len trees. Run­ning around them can cau­se trails to widen, incre­asing soil and vege­ta­ti­on dama­ge. (104)

Ins­ge­samt: sehr durch­dacht und über­legt, mit dem kla­ren Ziel des kon­trol­lier­ten, risi­ko-mini­mier­ten und Erleb­nis-maxi­mier­ten Trail-Laufs.

Kirs­ten Poulin, Stan Swartz, Chris­ti­na Flaxel: Trail Run­ning. From Novice to Mas­ter. Fore­word by Mark Bur­nett. Seat­tle: The Moun­tai­neers Books 2002. 175 Sei­ten. ISBN 0−89886−840−8.

Laufwoche #41

Ach, wie herr­lich kann doch das Lau­fen sein! Die­se Woche hat mal fast alles gepasst und geklappt: Von Mon­tag bis Don­ners­tag noch strah­len­der Son­nen­schein bei mil­den herbst­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren, Frei­tag war es dann aller­dings sehr trüb, eine rich­ti­ge Unter­gangs­stim­mung durch die tief­lie­gen­den Wol­ken. Und der Rhein hat­te eine ganz selt­sa­me und sel­te­ne Far­be, in Mischung aus Blau und hel­lem Grün (sonst ist er ja meist eher grau bzw. braun) – doch immer­hin kam kaum Was­ser von oben. Sams­tag aller­dings durch­aus, das war sehr feucht, neb­lig und immer wie­der reg­ne­risch. Und zum ers­ten Mal auch kalt.

Und vor allem habe ich mal wie­der einen ordent­li­chen Trai­nings­fort­schritt gespürt: Alle Trai­nings waren bes­ser als die Vor­ga­be von Vic­sys­tem. Schon die Inter­val­le am Mon­tag (5x1600m) lie­fen, trotz eher stei­fer Bei­ne am Mor­gen, aus­ge­zeich­net.
Und der Lauf am Mitt­woch, wett­kampf­spe­zi­fi­sches Tem­po, war rich­tig geni­al: 13,1 km @ 4:22 (statt 12,8 km @ 4:39). Am bes­ten – trotz des mäßi­gen Wet­ters, das die Hür­de zum Los­lau­fen ziem­lich hoch leg­te – war aber der lan­ge Lauf am Sams­tag: Knapp 32 Kilo­me­ter im 5:16er Tem­po. Der Plan sah 5:21 vor – aller­dings auf ebe­ner Stre­cke. Und was ich von Erbach aus gelau­fen bin, war eher sel­ten eben: Über den Buch­wald­s­kopf und Zir­kel­berg mei­ne Stan­dard­stre­cke nach Bull­au, dort aber kurz vor dem Ort nach Geb­hardtshüt­te abge­bo­gen und auf dem Wan­der­weg am Kräh­berg vor­bei zum Reu­ßen­kreuz. Da hat­te ich gut 18 Kilo­me­ter hin­ter mir – und das Tem­po stand, obwohl es viel berg­auf ging, schon bei 5:26. Das war natür­lich schon etwas schnell, eigent­lich ver­su­che ich ja bei den lan­gen Läu­fen ein Cre­scen­do, dass unter die­sen Umstän­den nicht so ganz gut funk­tio­niert. Über den Fahr­rad­weg bin ich dann – auf der ande­ren Sei­te des Kräh­bergs – nach Bull­au, übers Bullau­er Bild hin­un­ter zum Zir­kel­berg und mit einer Schlei­fe um den Ruhe­forst wie­der über den Buch­wald­s­kopf zurück – und dann stand das Tem­po bei 5:16. Ein­fach geni­al. Obwohl es in Bull­au sehr unan­ge­nehm war – aus­ge­rech­net da, wo ich mal ein Stück übers freie Feld muss (der Rest ist fast voll­stän­dig im Wald) fing es rich­tig unan­ge­nehm dicht an zu reg­nen. Zusam­men mit dem Wind war des unan­ge­nehm kalt … So rich­tig freund­lich war das Wet­ter unter­wegs nie, begeg­net bin ich genau zwei Leu­ten – einem mit Hund und einem ande­ren Läu­fer. Die Höhen­me­ter sehen beein­dru­ckend aus:

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Das lief zwar wun­der­bar. Aber heu­te mer­ke ich die Ober­schen­kel doch ganz schön – Mus­kel­ka­ter hat­te ich schon lan­ge nicht mehr … Immer­hin hat es aber auch wie­der für 16 Kilo­me­ter @ 5:26 gereicht – nicht aus­ge­spro­che­ne Erho­lung, da waren auch schon wie­der knapp 300 Höhen­me­ter drin. Aber mal sehen, wie mor­gen die 2000er-Inter­val­le gehen – momen­tan kann ich’s mir nicht so recht vor­stel­len …

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