Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Marathon und Alter

Die New York Times schreibt einen net­ten kleinen Artikel über die Frage, wie und warum die Marathonzeit­en für ältere Läufer ger­ade so viel schneller wer­den. Das Ergeb­nis ist nicht son­der­lich über­raschend:

Peo­ple of all ages and abil­i­ties are get­ting smarter about how they train, and that is allow­ing them to remain fast as they age.

. Aber How to Run a Marathon Faster as You Get Old­er ist trotz­dem eine nette Lek­türe.

300

Es hat tat­säch­lich geklappt. Der Streak hält nun seit 300 Tagen, das erste Jahr ist also bald voll. Natür­lich gab es Höhen und Tiefen, Lust und Frust. Aber das gehört ja ger­ade dazu. Und inzwis­chen ähnelt das, was ich da treibe, auch wieder dem Laufen: Die lan­gen Läufe ver­di­enen ihren Namen so langsam wieder (bei über 25 Kilo­me­tern), das Tem­po wird ins­ge­samt höher und spreizt sich vor allem stärk­er. Und die Wochenum­fänge lassen sich — mit um die 100 Kilo­me­tern — auch wieder sehen …
Es geht also voran, der Streak wird hof­fentlich auch noch lange hal­ten. Und zum näch­sten Marathon — Regens­burg im März — habe ich mich auch schon wieder angemeldet …

Streakjubiläum: 50 Tage

Beina­he hätte ich es ver­passt: Das erste Streakju­biläum. 50 Tage laufe ich jet­zt unun­ter­brochen. Und ab jet­zt kann ich das für mich auch einen echt­en Streak nen­nen. Die erste Hürde ist geschafft — nicht nur, was die Zahl auf dem Papi­er ange­ht, son­dern auch die erste Umstel­lung­shürde, das erste Gewöh­nen an das tägliche Laufen. Das zumin­d­est ste­ht jet­zt erst mal nicht mehr in Frage. Nur die Strecke, die ich täglich laufe, die ist ger­ade noch im Wan­del: Sowohl was den Umfang an jedem Tag als auch in der Woche ange­ht. Und auch, was das Tem­po ange­ht. Zunächst freilich müssen erst ein­mal die Wochenkilo­me­ter hin­auf und die Läufe — beziehungsweise min­destens ein­er davon pro Woche — länger wer­den. Den let­zten Schritt in bei­den Kat­e­gorien in dieser Woche merke ich ger­ade ganz schön. Erschöpft sind die Ober­schenkel ger­ade schon, so viel mussten sie schon lange nicht mehr leis­ten. Ger­ade weil ich am Woch­enende auch im Oden­wald gelaufen bin und da noch ein paar Höhen­meter oben drauf kamen 😉

Wissen, wo es langgeht: Der Ultralauf-Kompass von Norbert Madry

madry, ultralauf-kompass (cover)

150 Fra­gen beant­wortet Nor­bert Madry, der selb­st Ultra­läufer mit langer Erfahrung und auch Train­er ist, auf den gut 170 Seit­en seines ger­ade erschienen Ultra­lauf-Kom­pass. Eigentlich sind es sog­ar 300 Antworten: Es gibt näm­lich immer eine kurze, sehr pointierte Antwort, die meist nur aus einem knap­pen Satz beste­ht, und eine aus­führliche, erk­lärende, die sich auch mal — aber nur sel­ten — über mehrere Seit­en ziehen kann. Manch­mal ist der Ton etwas arg schn­od­drig für meinen Geschmack, aber das ist natür­lich eine sub­jek­tive Ein­schätzung.

Macht Ultra­laufen doof?
Ja, aber glück­licher­weise nur vorüberge­hend. (24)

Eine Menge Stoff also. Und Madry packt in den Fra­genkat­a­log auch so ziem­lich alles, was wichtig ist — und wenn er etwas nicht behan­delt, wie zum Beispiel die Aus­rüs­tung und Ernährung, dann weist er zumin­d­est darauf hin und begrün­det das mit dem fehlen­den “Ultra­spez­i­fikum”: Wenn das, was fürs Marathon­laufen gilt, auch beim Ultra­lauf Anwen­dung find­et, mag er es nicht auch noch mal behan­deln. Ein sehr sym­pa­this­ch­er Ansatz. Denn ein Buch, dass sich an Ultra­läuferin­nen (oder zumin­d­est Ultra-Inter­essierte) wen­det, wird in der Regel nicht auf Laufnovizen tre­f­fen — ein gewiss­es Grund­wis­sen dürfte also vorhan­den sein und das set­zt Madry auch voraus.

Das Frage-Antwort-For­mat passt ganz gut, weil er recht boden­ständig vor allem auf (seine) Erfahrungswerte set­zt, ohne große The­o­rien: Nach dem Mot­to “Aus der Prax­is, für die Prax­is” ist der Ultra­lauf-Kom­pass tat­säch­lich so etwas wie “ein klein­er, sehr sub­jek­tiv gefärbter Laufkumpel in Buch­form” (8). Gut gefall­en hat mir auch, dass er immer wieder ein­räumt: Hier präsen­tiere ich meinen eige­nen Blick auf die Materie, manche Antworten kön­nte man auch anders geben und nicht alle sind unbe­d­ingt für alle gültig. Er ver­fährt also nicht dik­tierend (so muss man es machen), son­dern weist darauf hin: So kann man es machen, so hat es sich zumin­d­est bewährt …

Auch wenn er im Vor­wort das Buch aus­drück­lich nicht nur für Ultras, son­dern auch für inter­essierte Läufer oder Neugierige ob der Ver­rück­theit­en, die ver­ste­hen wollen, was andere zu Ultras treibt, vor­sieht, so ist das doch schon ein Lauf­buch für Aktive. Madry konzen­tri­ert sich dabei vor allem auf die bei­den “klas­sis­chen” Ultra­diszi­plinen 100 km und 24 Stun­den, bleibt also vor­wiegend beim Straßen­lauf. Zugle­ich sind die Ratschlä­gen, Hin­weise und Antworten aber doch in der Regel so all­ge­mein gehal­ten, dass sie sich für die meis­ten Ultra­streck­en anwen­den lassen.

Was ich auch noch fest­gestellt habe: Nachts kann man entwed­er schlafen oder laufen. (91)

Er fängt dabei mit all­ge­meinen Über­legun­gen zum Ultra an, bevor sich der Haupt­teil — näm­lich fast 100 Seit­en — mit dem Train­ing, unter­gliedert nach Grund­la­gen (als “Bausteine“ sind die recht tre­f­fend beze­ich­net), Plä­nen, Beson­der­heit­en und Jahre­s­pla­nung, befasst. Abschließend gibt es noch zwei Kapi­tel zum Wet­tkampfgeschehen sowie der Psy­cholo­gie und Sozi­olo­gie des Ultras.

So weit ich das erken­nen und beurteilen kann, sind das vor­wiegen vernün­ftige Ratschläge, mit denen mal nicht viel falsch machen dürfte. Das Train­ing zum Beispiel wird klas­sisch peri­o­disiert in Grund­la­gen, spezielle Vor­bere­itung (mit Peak und eher zurück­hal­ten­dem Taper­ing), Wet­tkampf­phase und Regen­er­a­tion. Natür­lich liegt der Schw­er­punkt dann auf lan­gen Läufen, die eigentliche Tem­poar­beit erledigt Madry in der Neben­sai­son und lässt sie im Haupt­train­ing nur noch erhal­tend reak­tivieren. Dabei gilt sowieso: Im Ultra­lauf-Kom­pass wird sich nicht für jedes Fitzelchen Train­ings­gestal­tung eine abso­lut gültige Antwort find­en lassen. Denn Madry geht von einem mündi­gen, nach- & mit­denk­enden Ath­leten aus, der auch schon über Laufer­fahrung ver­fügt — das ist ja wohl auch der Nor­mal­fall, dass man meist schon ein paar Marathons und Kürz­eres in den Beinen hat, bevor man an Ultras, zudem auch noch leis­tungsin­ter­essiert, herange­ht. Madry spricht dabei immer wieder gerne vom „läuferischen Gesamtkunst­werk“ — und das ist auch typ­isch: Nicht ein einzelner/wenige Ansatzpunkt ist erfol­gsver­heißend, son­dern es sind sehr viele, sehr ver­schiedene Stellschrauben, an denen zur Leis­tungsverbesserung, zur Aus­reizung der per­sön­lichen läuferischen Poten­zials, gedreht wer­den kann.

Ich habe es nicht aus­pro­biert (und auch nicht alles durchgerech­net). Beim Lesen des Ultra-Kom­pass sind mir aber aus mein­er (beschei­de­nen) Ultra­er­fahrung jedoch keine groben Unstim­migkeit­en aufge­fall­en oder Sachen, die mir sus­pekt erschienen. Allerd­ings gibt es eben auch keine „neuen“ Weisheit­en — ganz wie es Madry eben ver­spricht. Sehr zurück­hal­tend (um es so zu for­mulieren) fand ich seine Ein­stel­lung zur Psy­che beim laufen — ihm liegen die kör­per­lichen Dinge offen­bar mehr (und sie sind ja auch absolute Voraus­set­zung). Aber ich würde der men­tal­en Vor­bere­itung und Ver­fas­sung während Wettkampf/Lauf etwas mehr Bedeu­tung beimessen.

Aber der Ultra­lauf-Kom­pass ist auf jeden Fall lesenswert. Und er ist vor allem als Nach­schlagew­erk sehr hil­fre­ich, wenn man sein eigenes, schlum­mern­des Halb­wis­sen noch mal über­prüfen oder kor­rigieren möchte …

Aber eine schöne Antwort auf die oft gestellte nervige Frage »Wovor läuf­st Du eigentlich denn weg??« ist: »Ich laufe vor nichts weg, son­der zu allem hin. Auch zu mir selb­st, und ich bin noch lange nicht da.« (171)

Nor­bert Madry: Der Ultra­lauf-Kom­pass. Für alle, die es wirk­lich wis­sen wollen. Grün­wald: Copress 2016. 176 Seit­en. ISBN 9783767911116.

Die Laufsau

Lauf, du Sau! (Cover)

Lauf, du Sau! (Cov­er)

“Geschicht­en vom Laufen” ver­spricht Marc Bischoff in seinem Büch­lein “Lauf, du Sau!”. Geschicht­en sind es aber lei­der nur sel­ten, in der Regel belässt er es bei Anek­doten — für eine Geschichte fehlt im offen­bar die Aus­dauer … Und dabei bringt er es nicht über sich, an irgend einem Läufer-Klis­chee vor­beizuge­hen: Die stink­enden Klam­ot­ten, die herum­liegen­den Schuhe (wobei ich über fünf Paare ja nur müde lächeln kann), die Organ­i­sa­tion­sauf­gabe, das Laufen im Tagesablauf unterzubrin­gen, die hero­is­chen Verzichte im Train­ing (oder auch nicht) und das helden­hafte Gefühl nach dem ersten Marathon.

Der Ver­lag hat nicht ganz unrecht, wenn er auf der Buchrück­seite anpreist: “Wer Achim Achilles mag, wird die Lauf­sau lieben.” Nun ja. Schon mit AA ist das ja so eine Sache. Und die “Lauf­sau” ist eigentlich — so habe ich den Ein­druck — nur eine etwas der­bere Vari­ante davon. Das sind eben doch immer die sel­ben The­men, die immer­gle­ichen ver­meintlich lusti­gen Begeben­heitung, die witzel­nden Anekdötchen … Da kann man mal (hin und wieder) nett drüber schmun­zeln. Aber so richtig lustig fand ich das meiste dann doch wieder nicht, in der Regel war es mir vor allem viel zu vorherse­hbar und zu wenig orig­inell.

Marc Bischoff: Lauf, du Sau! Geschichte vom Laufen. Göt­tin­gen: Agon Sportver­lag 2009. 166 Seit­en. ISBN 978–3‑89784–363‑9. 9,90 Euro.

Mehr als Marathon: Das “Handbuch Ultralauf”

Da ist es also endlich, das “Hand­buch Ultra­lauf” — dann soll­ten jet­zt ja endlich mal alle Fra­gen gek­lärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­tive Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe — ist Ultra­lauf jet­zt endgültig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht — das Hand­buch weist selb­st auf die tlw. stag­nieren­den, tlw. min­i­mal steigen­den Zahlen der Läufer und Läuferin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Run­dum­schlag: Von der Geschichte des Ultra­ma­rathon­laufs bis zu spez­i­fis­chen Train­ingsplä­nen ist über Train­ings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­tales Train­ing, Ernährungs- und orthopädis­che Fra­gen so ziem­lich zu jedem “Prob­lem” des Ultras hier etwas zu find­en. So richtig begeis­tern kon­nte mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seit­en (kein unbe­trächtlich­er Teil des Umfangs also) sind eigentlich ver­schenkt. Da wird aus­führlich die Sit­u­a­tion der Ver­bände (inklu­sive ihrer Komit­tees und deren Vor­sitzen­den) und der Meis­ter­schaften auf nationaler und inter­na­tionaler Ebene referiert — ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr promi­nent dargestellt (inklu­sive der “inter­nen Stre­it­igkeit­en” … — den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier dur­chaus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die restlichen Ver­bände wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gle­ich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­sorischen Bemerkun­gen zur Geschichte des Ultra­laufs.1

Das Faz­it nach dem ersten Fün­f­tel also: Wenig hil­fre­ich bish­er. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zeigen die Train­ings­grund­la­gen für den Ultra­lauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst ein­mal die üblichen Train­ings­for­men — exten­sive und inten­sive Dauer­läufe, Inter­valle, Fahrt­spiele … -, aber wenig­stens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hin­weist, dass er genau das eigentlich voraus­set­zt (zusam­men mit mehrjähriger Marathon­er­fahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berück­sich­ti­gung der lan­gen Dis­tanzen und geht auch auf Aus­gle­ich­strain­ings (Dehnen, Kräf­ti­gungsübun­gen) und Lauf-ABC jew­eils knapp ein.

Dem fol­gen kurze (wirk­lich aus­führlich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernährung (Olaf Hüls­mann), zu Prob­le­men des Magen-Darm-Trak­ts beim lan­gen Laufen (Ste­fan Hinze), zu orthopädis­chen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­tal­en Aspek­ten des Ultras und schließlich noch 25 Seit­en Train­ingspläne (50km, 100km, 24h, Etap­pen­läufe).

Die abschließen­den 12 Seit­en zur “Aus­rüs­tung” waren wohl Pflicht für die Spon­soren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig — schließlich ist das Hand­buch laut Ein­leitung doch aus­drück­lich für Ath­leten gedacht, die “bere­its seit mehreren Jahren im Lauf­bere­ich trainieren” (11) — was ja auch sin­nvoll ist, bevor man den ersten Ultra ange­ht. Genau diese Sportler wis­sen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmess­er und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kurz­er Lit­er­atur-Anhang mit sehr aus­g­wählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen all­ge­mein und zur Train­ingslehre fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultra­lauf drin ste­ht), die Liste führt fast auss­chließlich medi­zinis­che (gas­tro-enterol­o­gis­che und orthopädis­che, auch psy­chol­o­gis­che) Untersuchungen/Artikel an.3

Also: Den Titel “Hand­buch” halte ich für etwas über­trieben, sowohl hin­sichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seit­en (inkl. ver­schieden­er Lauf­berichte, die mir teil­weise schon bekan­nt vorka­men, aus der UM oder den entsprechen­den Inter­netquellen?, und kurzen Läufer­porträts, die aber sehr schema­tisch ger­at­en sind und die Per­so­n­en kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seit­en eigentlich­er Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sagekräfti­gen Fotos). Wenn man die Ver­anstal­tungs­berichte und Porträts raus­nimmt, sind es noch 136 Seit­en, davon aber auch 25 Seit­en Defin­in­tion, Ultra-Geschichte, die Darstel­lung der Ver­bände, Meis­ter­schaften und großer Ver­anstal­tun­gen (kurz beschrieben wer­den: Com­rades, Biel, Bad­wa­ter, Spar­tathlon, Rodgau, Kien­baum und Rennsteig) — let­ztlich bleiben also nur noch gut 100 Seit­en für den eigentlichen Inhalt übrig — kein Wun­der, dass mir vieles etwas ober­fläch­lich dargestellt schien.

Ohne Zweifel wer­den alle wichti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernün­ftige, d.h. wirk­lich helfende Hand­lungsempfehlun­gen (ins­beson­dere im Bere­icht der Ernährung und Ver­dau­ung), zum Teil auch ein­fach nur sehr abstrakt und wenig konkret.

Das Prob­lem, weswe­gen das Hand­buch mir so unbe­friedi­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Erstens ist Vieles, ger­ade das grundle­gende Wis­sen, in den großen Büch­ern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schieden­sten Aus­prä­gung aus­re­ichend erk­lärt und beschrieben. Und zweit­ens gibt es zum Ultra­lauf keine bzw. nur wenige wirk­lich all­ge­mein gel­tenden Ver­fahrensweisen, was die Aus­gestal­tung des Train­ings im Detail z.B. bet­rifft, oder was die Ernährung während des Wet­tkampfes ange­ht — und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und aus­re­ichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Ver­anstal­tun­gen gut ken­nt, eben immer wieder kon­sta­tieren. Mich hat das ein wenig unbe­friedigt hin­ter­lassen, bei der Lek­türe.

Dazu kommt noch (wieder ein­mal) ein unzure­ichen­des Lek­torat — sprach­lich mit­telmäßig, wech­selt der Text z.B. zwis­chen Duzen und Siezen, Satzfehler etc. — das ärg­ert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das set­zt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hob­by­pub­lika­tio­nen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Ver­lagsveröf­fentlich­tun­gen.

Viel Gemeck­er also hier. Trotz­dem für den Ein­steiger sicher­lich nett und hil­fre­ich. Es geht aber eben auch bess­er — behaupte (und denke) ich. Ich ver­mute, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­läufer? Für am Ultra­ma­rathon Inter­essierte? Soll es den Ultra­lauf populär(er) machen oder dem Ultra­läufer, ob Anfänger oder Fort­geschrit­ten­er, als Nach­schlagew­erk zur Seite ste­hen? Es will dann irgen­dewie alles — und schafft dann nichts richtig befriedi­gend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­lauf [Mehr als Marathon! Train­ingspläne für 50 Km und mehr, Men­tal­train­ing, Ernährungstipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Seit­en. ISBN 978–3‑89899–657‑0. 19,95 Euro.

  1. Diese Geschichte müsste man wohl eigentlich noch/mal schreiben, aus Sicht des His­torik­ers ist das alles sehr unbe­friedi­gend. Denn in der Geschichtswis­senschaft passiert da ja dur­chaus einiges, v.a. im Bere­ich der Kör­pergeschichte und der Kul­turgeschichte über­haupt, was hier hin­passen kön­nte. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine echte Unsitte der Sport­büch­er, ger­ade im Bere­ich Aus­rüs­tung, so etwas immer wieder her­anzuziehen — das ärg­ert mich immer wieder. Das “Hand­buch Ultra­lauf” ist, wie viele andere solch Büch­er, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit “Runner’s World”-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­dis­tanzen …) — muss diese Wer­bung für Polar (die ange­blich das beste Com­put­er­pro­gramm zur Auswer­tung haben — Sport­Tracks als Alter­na­tive wird nicht ein­mal erwäh­nt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kuriosen Ein­trag “Wikipedia” find­et man noch. Unge­nauer geht es ja eigentlich nicht mehr — Was und Wann war das denn, in welch­er Sprachver­sion?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­lenangabe “Inter­net”.

Marathon geht auch ohne Training

Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gle­ich klarzustellen, vernün­ftig ist das über­haupt nicht. Und empfehlenswert auch nicht so richtig.

Aber von vorne: Nach langem Über­legen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wieder für den Mainz­er Guten­berg-Marathon angemeldet. Ich war mir zwar noch nicht sich­er, ob ich den auf neue  Bestzeit laufen würde oder ein­fach so. Aber Train­ing hat­te ich schon geplant. Dann wollte aber zunächst meine Ferse nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wieder Feb­ru­ar — und ich ging beim 5. Mainz­er Maa­raue-Marathon auf den let­zten Run­den ziem­lich kläglich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läufe fehlten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­tion, endlich mal wieder in ein richtiges, geregeltes, ordentlich­es Marathon-Train­ing einzusteigen. Stattdessen spielte ich quer­feldein herum und begann, öfters in den Fivefin­gers zu laufen — was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehöri auf die Dis­tanzen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jahres-Marke wollte ich nicht klein beigeben. Und dann war der April auch schon wieder fast zu Ende und ich stand endgültig vor der Entschei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Laufe ich trotz allem ver­such­sweise einen Marathon? Oder höre ich nach der ersten Runde auf? Ganz aus­fall­en lassen wollte ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigentlich zu hoch. Also mein vor­läu­figer Beschluss: Ich laufe zunächst den (sowieso schon geplanten und gemelde­ten) Franken­stein­lauf mit den Fivefin­gers. Und am Woch­enende danach stelle ich mich ein­fach an den Start, laufe los und schaue, was dabei rauskommt — dur­chaus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Franken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich riesige Blasen unter den bei­den Fersen. Vor allem der linke Fuß (und links ist sowieso die Seite, wo bei mir alle Unfälle passieren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kurzen Läufen geschont. Beim ersten etwas “län­geren” Lauf, der Dreibrück­en­runde mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ner­stag hat­te ich wohl doch die falschen Schuhe erwis­cht. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerieben und die Blase — die ja nicht nur auf der Sohle war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hochzog — fing an, sich zu öff­nen. Das war jet­zt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Blase war näm­lich noch reich­lich empfind­lich. Also wieder alles in Frage stellen? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand weit­er­hin. Zumal ich mich inzwis­chen ein­er kleinen Gruppe Mainz­er Läufer angeschlossen hat­te, die beim Marathon mit entsprechen­den T‑Shirts für den Ausstieg aus der Atom­en­ergie wer­ben woll­ten — ein Rück­zug war jet­zt also nicht mehr möglich.

Und dann war es auch schon Son­ntag. Der Weck­er klin­gelte um acht Uhr, das sollte mir genü­gend Zeit geben, mich vorzu­bere­it­en. Denn das Wichtig­ste heute war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs kritschen und gefährde­ten Stellen der Füße wur­den großzügig mit Leuko­tape gesichert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Klaren, wie das aus­ge­hen würde … Kurz vor Neun machte ich mich dann auf den kurzen Fußweg zum Start an der Rhein­gold­halle. Eigentlich waren die Läufer “gegen Laufzeitver­längerung” am Ende des ersten Start­block­es verabre­det. Aber das war offen­sichtlich keine gute Idee gewe­sen — gefun­den haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Star­tauf­stel­lung in Mainz ist zwar the­o­retisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spätestens um 9.20 Uhr in totales Chaos auf. Im ersten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Orange. Und das merkt man auf den ersten Kilo­me­tern, die ja sowieso ein ziem­lich­es Gewusel sind, doch sehr deut­lich.

Irgend­wann war es dann wieder soweit: Die häm­mernde 08/15-Tech­no­musik durfte schweigen, der Marathon wurde ges­tartet. Selb­st für den ersten Block dauert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Star­tlin­ie ist und loslaufen kann. 12000 Läufer seien am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strahlen­dem Son­nen­schein und schon mor­gens angenehmen 20 °C gibt es kaum Ausre­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schaute, was so passiert — mit mir und meinen Füßen. Und meinen untrainierten Muskeln. Bald hin­term Start holte mich der erste Anti-Atom-Läufer ein, zog aber bald weit­er, weil er einen zügigeren Halb­marathon geplant hat­te. Etwas später wiederum hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blieben bis kurz vor der Halb­marathon­marke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ersten Verpfle­gung auf dem Weks­gelände von Schott war großes Chaos — angesichts der Wärme woll­ten die meis­ten Läufer gle­ich von Anfang an trinken, was die hil­fs­bere­it­en Wasser­auss­chenker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst einige Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Strecke: In unserem Tem­po waren ziem­lich viele unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwis­chen 5’20 und 5’30. Meine Tak­tik sah eigentlich gaaaaanz anders aus: Da ich meine Form über­haupt nicht ein­schätzen kon­nte, hat­te ich mir das vol­lkom­men willkür­liche Ziel der Vier-Stun­den-Marke geset­zt, was — vor allem am Anfang — eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeutet hätte. Aber irgend­wie liefs ein­fach lock­er und angenehm — durch’s Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et und dann wieder durch den großen Hotspot Mom­bach — die ganz selb­st­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaupteten, die beste Stim­mung an der Strecke zu haben, zurück in Rich­tung der Mainz­er Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wieder einige Schlenker und Kur­ven durch die Wohnge­bi­ete der Neustadt. Aber inzwis­chen, nach sieben, acht Kilo­me­tern, machte das Laufen in diesem Tem­po richtig viel Spaß. Auch wenn ich anf­ing zu grü­beln, wie wohl meine zweite Runde ausse­hen würde — Roland wollte ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aussteigen um seine Kräfte für den Rennsteig-Marathon zu sparen.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tuskirche herum und eil­ten schon wieder auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wieder der Moment, wenn man von der Lang­gasse auf die Lud­wigstraße ein­biegt, und in die Pub­likums­massen ein­taucht — da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augustin­er­straße war wieder klasse Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, begin­nt ja der etwas abschreck­ende Teil der ersten Runde: Die ewig lange Ger­ade nach Weise­nau, die man nach der Wende — die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist — auf der anderen Straßen­seite wieder zurück­laufen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stad­tauswärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter weit­er ist … Wenn man das aber mal ken­nt, ver­liert auch diese Ger­ade ihren Schreck­en. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­marathon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­terchen sind das auch noch). Wir blieben unserem Tem­po aber weit­er­hin treu. Klar, inwzsichen merk­te ich schon, dass die muskuläre Belas­tung stieg — über 16 Kilo­me­ter bin ich in diesem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­laufen. Und da war ich inzwis­chen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu laufen. Bei der let­zten Verpfle­gung vor dem Halb­marathon ver­lor ich Roland dann lei­der total — keine Ahnung, wo der abge­blieben ist.

Mir jeden­falls ging’s jet­zt richtig gut. Mein neuer Plan hieß jet­zt: Tem­po hal­ten, den — von mir als unver­mei­dlich erwarteten — Ein­bruch so lange wir möglich hin­auszögern. In der Tat kon­nte ich dann auf dem Beginn der zweit­en Runde das Tem­po sog­ar noch erhöhen: Jet­zt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Strecke wird ja in Mainz nach dem Passieren der Rhein­gold­halle immer schla­gar­tig leer: Von den 8021 Zielein­läufen in diesem Jahr ent­fall­en 6776 auf den Halb­marathon, nur 1245 laufen den Marathon (und davon wiederum sind ger­ade ein­mal 170 Frauen — beim Halb­marathon ist der Geschlechterun­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zweit­en Runde machte mir das Laufen noch viel Spaß. Jet­zt kam auch noch — psy­chol­o­gisch ganz vorteil­haft — hinzu, dass ich kon­tinuier­lich Läufer über­holte (mit Aus­nahme der frischen Staffel­läufer natür­lich, von denen sind einige an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­geze­ich­net vor­ran ging, modi­izierte ich meinen Plan noch ein­mal. Vor­sor­glich (ohne wirk­lich davon überzeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mergels mitgenom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jet­zt peu-a-peu zum Ein­satz. Das erste Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sichtweite der näch­sten Verpfle­gung. Denn für die Dinger braucht man ordentlich Wass­er. Davon hat­te ich­heute eh’ schon einiges geschluckt: Bei jed­er Verpfle­gungsstelle habe ich mir versorgt,die Hitze wollte ich nicht als Entschuldigung gel­ten lassen. Wo möglich, habe ichauch meine Mütze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gle­ich­sweise sehr kühl) getaucht und so meinen Kopf etwas abgekühlt — auch wenn das nie lange vorhält. Die Entschei­dung für den Gelein­satz war aber sehr richtig: Die DInger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub — sie ermöglichen, wirk­lich das Let­zte aus den Muskeln her­auszu­holen.

Die Schleife durch Hes­sen, durch Kos­theim, finde ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf kleineren Straßen durch die Wohnge­bi­eten. Und unheim­lich viele Anwohn­er sind im Vor­garten und feuern an. Oder spenden mit dem Wasser­schlauch eine kleine Dusche — bei mit­tler­weile gut 25 °C (und weit­er­hin wolken­losem Him­mel) eine sehr willkommene Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wurde mir dann aber recht lang: Die let­zte Wasser­sta­tion lag schon wieder zwei Kilo­me­ter zurück, ich hätte ein paar Schluck Feuchtigkeit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theoor-Heuss-Brücke. Allein die Tat­sache, dass ich weit­er­hin über­holte, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brücke fiel ich dann aber doch in ein kleines Loch: Jeztt wurde es richtig schw­er. Und bis zur Verpfle­gung bei Schott zog es sich — die Rheinallee ist da, mit den paar ver­s­teuten Läufern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedanken spielte.

Auf dem Werks­gelände kam dann das näch­ste Gel zum Ein­satz. Zum Glück spielte mein Magen mit: Die Ham­mergels — heute hat­te ich nur “Espres­so” dabei — schmeck­en zwar auch nicht beson­ders leck­er, sind für mich aber sehr gut verträglich. Trotz Energi­eschub durch Gl pen­delte sich der Schnitt wieder etwas tiefer ein — bzw. es wurde härter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schleife durch das Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et ging dann über­raschend schnell herum — davor hat­te ich eigentlich mehr Angst. Mom­bach selb­st war dann ok, langsam ging es allerd­ings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jet­zt deut­lich mehr als auf der ersten Runde. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein biss­chen — unaufhalt­sam, aber in kleinen Schrit­ten. In der Bauhausstraße dann schließlich das vierte Gel — bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glaube aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordentlich Kraft und Pep die riesige Stei­gung von geschätzten zwei Metern der Lang­gasse hochzu­laufen und vor allem in Angesicht des großen Pub­likums nicht doch noch Geh­pausen ein­le­gen zu müssen. Und wenn man zum zweit­en Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigentlich geschafft — keine zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augutin­er­straße hin­unter, am Süd­bahn­hof dies­mal gle­ich links zurück zur Rhein­gold­halle. Der let­zte Kilo­me­ter, die schön lange Ziel­ger­ade, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jet­zt fing das wahre Lei­den aber erst an. Meine Beine waren nci­ht sehr damit ein­ver­standen, plöt­zlich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortz­dem, dass die Muskeln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt steifer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wusste offen­bar nicht so recht, was er mit der plöt­zlichen Änderung machen sollte. Ein Krug kaltes Wass­er über den Schädel tat ganz gut. Eigentlich wol­tle ich ja auch was trinken, aber das ging kaum noch. Wass­er kon­nte ich nich mehr sehen, Fru­bi­ase war jet­zt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und meine Hose ja von Schweiß und Wass­er trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekan­ntes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hause stolziert. Dort wollte ich mich eigentlich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­sion­sstrümpfe auszuziehen. Jet­zt aber entsch­ied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minuten später war ich dann weigstns wieder fit genug für die Dusche … Aber so richtig erholt war ich erst zwei Stun­den später wieder — und freue mich schon auf den sicher­lich mörderischen Muskelkater, den ich mor­gen haben werde .. Aber immer­hin gehörte ich nicht zu den dur­chaus zahlre­ichen Läufern, die im Kranken­wa­gen lan­de­ten — die Ret­tungs­di­en­ste hat­ten näm­lich heute so einigs zu tun.

Also: Marathon ohne entsprechen­des Train­ing geht dur­chaus mal. Ist aber auch — im Ver­gle­ich zur erlaufe­nen Zeit — ziem­lich anstren­gend …

Und noch ein paar Bilder:
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Vom Wert des Trainings: 5. Maaraue (Ultra-)Marathon Mainz

Endlich! Schon einige Male wäre ich gerne beim Maa­raue Marathon Mainz (MMM) mit­ge­laufen, aber bish­er hat es ter­min­lich nie geklappt. Heute war also Pre­miere für mich. Die anderen waren schon einge­spielt, die meis­ten waren schon mal dabei.
Der MMM ist ein typ­is­ch­er pri­vat organ­isiert­er Ein­ladungslauf, erst­mal zum 40. Geburt­stag von Sascha Kauf­man, der jet­zt immer wieder dazu ein­lädt. Das ist denkbar ein­fach: Gelaufen wird fünf Mal die klas­sis­che Dreibrück­en­runde. Start war heute erst­mals auf dem Park­platz an der Main­spitze — bish­er immer klein­er gewe­sen. Bei der 5. Auflage waren über zwanzig Läufer und Läuferin­nen dabei.

Im Grunde ist das ein­fach ein gemein­samer — mehr oder weniger — Train­ingslauf. Auf­grund der “offiziellen” Auss­chrei­bung in Saschas Blog zählt das aber als wer­tungs­fähige Laufver­anstal­tung und wird auch in die Sta­tis­tik der DUV aufgenom­men — für manche Marathon­samm­ler ist das ja nicht ganz unwichtig.

Jeden­falls wird für den MMM kein großes Organ­i­sa­tion­sklim­bim ver­anstal­tet: Die Strecke wird während der ersten Runde noch mit ein paar Pfeilen markiert, aber nicht abges­per­rt. Ist aber auch kein Prob­lem, für so ein paar Hanseln. Die sich noch dazu weit verteilen, spätestens nach der ersten Runde. Dieses Mal gab es, weil Sascha sich um Spon­soren bemüht hat (Start­geld wird ja keines genom­men), sog­ar noch eine kleine Startertüte — mit Werbe­ma­te­r­i­al vom Hochwald­marathon, von GO-Mainz — inkl. ein paar Gum­mibärchen, eine klein­er Dose Pull­moll und eini­gen Traubezuck­ern aus der Rochus-Apotheke in Mom­bach. Ach ja, GO spendierte auch noch eine kleine Dose “Vino friz­zante bian­co di Italia” — nicht ger­ade ein typ­is­ches Läufer­getränk. Und Start­num­mern gab es tat­säch­lich auch — so durfte ich öfters erk­lären, was wir da eigentlich treiben …

Ges­tarten sind wir mit min­i­mal­ster Verzögerung unter Beobach­tung der Presse um kurz nach 10 Uhr. Dann ging es eben los auf die mir ja aus­re­ichend gut bekan­nte Runde, durch Kos­theim an den Rhein, zum Kas­tel, unter der Theodor-Heuss-Brücke durch und hin­ter der DLRG hin­auf auf die Brücke. In Mainz dann ganz lang­weilig (…) am Ufer ent­lang hoch zur Eisen­bahn­brücke und hinüber auf die Main­spitze. Das Ganze dann fünf Mal — und fer­tig ist der Mini-Ultra.

Die erste Runde war schön gemütlich, irgend­wo zwis­chen 5:20 und 5:30 (auf die Uhr habe ich kaum geschaut). Auch die zweite Runde unge­fähr im gle­ichen Tem­po hat noch richtig viel Spaß gemacht. Auf der drit­ten Runde — ich war immer noch im sel­ben Tem­poge­bi­et unter­wegs — hat­te ich dann die große Ehre, für wenige hun­dert Meter die Spitze des Lauf­feldes zu sein — der eigentliche Frontläufer hat am Auto seine Schuhe gewech­selt. Aber Lauf­feld ist eh’ über­trieben — spätestens zu diesem Zeit­punkt war von den aller­meis­ten Läufern hin­ter uns nichts mehr zu sehen.

Das ging bei mir ganz gut bis in die vierte Runde. Klar, inzwis­chen wurde das Tem­po anstren­gend — etwas anderes hat­te ich auch nicht erwartet. Es ging also nur noch darum, den Ein­bruch möglichst lange hin­auszuzögern. Auf der vierten Runde, ziem­lich genau drei Stun­den war ich inzwis­chen unter­wegs, war es dann soweit. Die Muskeln macht unheim­lich schnell schlapp. Und auch mein Energiehaushalt ging rapi­de dem Ende zu — also erst ein­mal eine Geh­pause. Die zog sich etwas … Kurz vor Ende der vierten Runde habe ich dann ern­sthaft über­legt, es damit und also mit 36 Kilo­me­tern gut sein zu lassen. Aber irgend­wie hat­te ich keine Lust, abzubrechen. Also zog ich weit­er — immer im Wech­sel zwis­chen Gehen und Laufen. Beim Laufen merk­te ich zunehmend, dass mein Kreis­lauf nicht mehr der sta­bil­ste war. Offen­bar hätte ich doch unter­wegs zwis­chen­durch mal Energie zuführen sollen, und nicht nur ein paar Schlucke Wass­er nehmen.

Mit­tler­weile ging mir (und nicht nur mir) auch der Wind gehörig auf den Weck­er: Die stür­mis­chen Böen zer­rten nicht nur an Klei­dung und Start­num­mer, son­dern auch an den Ner­ven. Ein paar Mal wurde ich dann auch noch über­holt — aber erstaunlich, wie lange das gedauert hat. Immer­hin, irgend­wann war ich wieder auf der Mainz­er Seite — ein Ende also in Sicht. Mit dem bewährten Wech­sel zwis­chen Gehen (natür­lich bei allen Brück­e­naufgän­gen) und Laufen kam ich dann schließlich noch ins Ziel — nach 4:40:36. Keine beson­dere Glan­zleis­tung … Aber so ist das eben, wenn man beim Train­ing schlud­ert und eher wenig Lust auf die lan­gen Läufe hat — das rächt sich. Garantiert. Mor­gen werde ich wohl einen ganz net­ten Muskelkater haben …

Die ersten Ergeb­nisse sind auf diesem Bild zu bewun­dern.
Mein Streck­en­pro­tokoll (der Fore­run­ner hat 45,6 km gemessen) bei run­sat­ur­day.
Und Mein Tem­po-Dia­gramm:

Tempokurze des 5. MMM am 5.2.2011

Tempo/Zeit

Der Moment, an dem ich gegen die Wand gelaufen bin, wird ziem­lich deut­lich …

Poulin/Swartz/Flaxel: Trail Running. From Novice to Master

Einen vielver­sprechen­den Titel trägt das Buch von Kirsten Poulin, Stan Swartz und Christi­na Flax­el: From Novice to Mas­ter. Wenn das auf den 175 Seit­en gelingt, wäre das ja schon viel … Natür­lich ist es nicht ganz so ein­fach, Laufen muss man eben immer auch trainieren, unab­hängig vom Unter­grund und der Umge­bung. Das ver­schweigt das Autoren­trio (immer­hin zwei Frauen!) auch nie. Denn dieses amerikanis­che “Lehrbuch” ist sehr gewis­senhaft und gründlich. Der Run­dum­schlag ums Trail­run­ning umfasst hier:

  • Intro­duc­tion to Trail Run­ning
  • Plan­ning a Run
  • Train­ing, Con­di­tion­ing, and Prepa­ra­tion
  • Recov­ery
  • Envi­ron­men­tal Fac­tors, Nav­i­ga­tion, and Safe­ty
  • Injury Pre­ven­tion and Treat­ment
  • Brin­ing it tot the Next Lev­el: Ultra­run­ning

Diess­er Blick ins Inhaltsverze­ich­nis zeigt, denke ich, auch sehr gut die Aus­rich­tung dieses Buch­es. Hier geht es nicht um tolle Läufe, um Laufer­leb­nisse oder Wet­tkampfer­fahrun­gen. Son­dern, wenn man so will, um die Basics, die das alles erst über­haupt möglich machen.

Lei­der war das Buch wohl etwas zu früh für den momen­ta­nen Trail-Boom. Und lei­der, lei­der ist es auch nur mit schwarzweiß-Pho­tos (aber dur­chaus guten) verse­hen — schade. Recht aus­führlich ist es in jedem Fall. Vor allem, was die Aus­rüs­tung, auch für extremere Läufe, ange­ht. Einge­hend berück­sichtigt wird etwa der Son­nen­schutz, der Ein­fluss von viel Wind, aber auch das Laufe im Schnee. Und wie in jedem Lauf­buch auch ein kurz­er Train­ingsleit­faden. Nicht fehlen darf beim Trail natür­lich die Lauftech­nik, wobei die Autoren sich hier etwas zurück­hal­ten und eher all­ge­meine Ratschläge geben. Das Bergauf- und Bergab-Laufen wird aber aus­führlich gewürdigt. Und auch das Fall­en: “A fall is an inevitable part of trail run­ning.” (72) — sehr schön.
Erstaunlich viel ste­ht hier dann auch zum Dehnen und zur Ernährung vor, während und nach dem Lauf.

Und etwas schlägt die amerikanis­che Per­spek­tive schon durch. Nicht nur bei der Flo­ra und Fau­na, son­dern z. B. auch beim Umgang des Läufers mit Wegen und der Angst vor Ero­sion — in “meinen” Laufre­vieren ist das eher weniger ein Prob­lem. Und wenn dann, ein durch die Bewirtschaf­tung und nicht durch die Läufer veur­sacht­es. Über­haupt bemühen sich die drei Autorin­nen sehr um einen ver­ant­wor­tungsvollen Umgang mit der Natur. Wieder­holt wird darauf hingewiesen, nichts mitzunehmen (außer Pho­tos) und nichts zu hin­ter­lassen (außer Fußspuren):

Always leave a nat­ur­al envi­ron­ment as you found it, and min­i­mize your impact. Take only pho­tographs and enjoy­able mem­o­ries of your run. Leave only foot­pringts. Nev­er lit­ter. Pack it in, pack it out, which means that any mate­ri­als you bring in should leave with you. (104)

Der schön­ste Tipp aber:

If you copme across mud pud­dles, snow patch­es, or wet spots, care­ful­ly run through them, not around them. Also, jump or step over any fall­en trees. Run­ning around them can cause trails to widen, increas­ing soil and veg­e­ta­tion dam­age. (104)

Ins­ge­samt: sehr durch­dacht und über­legt, mit dem klaren Ziel des kon­trol­lierten, risiko-min­imierten und Erleb­nis-max­imierten Trail-Laufs.

Kirsten Poulin, Stan Swartz, Christi­na Flax­el: Trail Run­ning. From Novice to Mas­ter. Fore­word by Mark Bur­nett. Seat­tle: The Moun­taineers Books 2002. 175 Seit­en. ISBN 0–89886-840–8.

Laufwoche #41

Ach, wie her­rlich kann doch das Laufen sein! Diese Woche hat mal fast alles gepasst und geklappt: Von Mon­tag bis Don­ner­stag noch strahlen­der Son­nen­schein bei milden herb­stlichen Tem­per­a­turen, Fre­itag war es dann allerd­ings sehr trüb, eine richtige Unter­gangsstim­mung durch die tiefliegen­den Wolken. Und der Rhein hat­te eine ganz selt­same und sel­tene Farbe, in Mis­chung aus Blau und hellem Grün (son­st ist er ja meist eher grau bzw. braun) — doch immer­hin kam kaum Wass­er von oben. Sam­stag allerd­ings dur­chaus, das war sehr feucht, neblig und immer wieder reg­ner­isch. Und zum ersten Mal auch kalt.

Und vor allem habe ich mal wieder einen ordentlichen Train­ings­fortschritt gespürt: Alle Train­ings waren bess­er als die Vor­gabe von Vic­sys­tem. Schon die Inter­valle am Mon­tag (5x1600m) liefen, trotz eher steifer Beine am Mor­gen, aus­geze­ich­net.
Und der Lauf am Mittwoch, wet­tkampf­spez­i­fis­ches Tem­po, war richtig genial: 13,1 km @ 4:22 (statt 12,8 km @ 4:39). Am besten — trotz des mäßi­gen Wet­ters, das die Hürde zum Loslaufen ziem­lich hoch legte — war aber der lange Lauf am Sam­stag: Knapp 32 Kilo­me­ter im 5:16er Tem­po. Der Plan sah 5:21 vor — allerd­ings auf eben­er Strecke. Und was ich von Erbach aus gelaufen bin, war eher sel­ten eben: Über den Buch­wald­skopf und Zirkel­berg meine Stan­dard­strecke nach Bul­lau, dort aber kurz vor dem Ort nach Geb­hardt­shütte abge­bo­gen und auf dem Wan­der­weg am Kräh­berg vor­bei zum Reußenkreuz. Da hat­te ich gut 18 Kilo­me­ter hin­ter mir — und das Tem­po stand, obwohl es viel bergauf ging, schon bei 5:26. Das war natür­lich schon etwas schnell, eigentlich ver­suche ich ja bei den lan­gen Läufen ein Crescen­do, dass unter diesen Umstän­den nicht so ganz gut funk­tion­iert. Über den Fahrrad­weg bin ich dann — auf der anderen Seite des Kräh­bergs — nach Bul­lau, übers Bul­lauer Bild hin­unter zum Zirkel­berg und mit ein­er Schleife um den Ruhe­forst wieder über den Buch­wald­skopf zurück — und dann stand das Tem­po bei 5:16. Ein­fach genial. Obwohl es in Bul­lau sehr unan­genehm war — aus­gerech­net da, wo ich mal ein Stück übers freie Feld muss (der Rest ist fast voll­ständig im Wald) fing es richtig unan­genehm dicht an zu reg­nen. Zusam­men mit dem Wind war des unan­genehm kalt … So richtig fre­undlich war das Wet­ter unter­wegs nie, begeg­net bin ich genau zwei Leuten — einem mit Hund und einem anderen Läufer. Die Höhen­meter sehen beein­druck­end aus:

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Das lief zwar wun­der­bar. Aber heute merke ich die Ober­schenkel doch ganz schön — Muskelkater hat­te ich schon lange nicht mehr … Immer­hin hat es aber auch wieder für 16 Kilo­me­ter @ 5:26 gere­icht — nicht aus­ge­sproch­ene Erhol­ung, da waren auch schon wieder knapp 300 Höhen­meter drin. Aber mal sehen, wie mor­gen die 2000er-Inter­valle gehen — momen­tan kann ich’s mir nicht so recht vorstellen …

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