Täglich laufen

Übers Laufen und was sonst so draußen passiert.

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Streaktage 14–20

Es gibt wenig zu berich­ten: Es läuft, aber lang­sam und eher hart, mit zeit­wei­se viel Über­win­dungs­be­darf. Der Rhein hat Hoch­was­ser, das etwas sinkt und steigt. Es reg­net immer wie­der, was das Lau­fen ja nicht unbe­dingt ange­neh­mer macht. Das ein­zi­ge inter­es­san­te: Am Sonn­tag kam ich beim Lau­fen zwi­schen Zell und Brom­bach­tal an der „Sup­pen­schüs­sel“ vor­bei: Da steht mit­ten im Wald bei einer Ruhe­bank tat­säch­lich ein­fach ein run­der Sand­stein, der wie eine fla­che Schüs­sel behau­en ist – war­um auch immer …

Regenlied

Des Regens star­ker Gesang wird zum Rau­schen,
Das vol­ler und vol­ler erklingt.
Es schweigt selbst der Wald, um dem Lie­de zu lau­schen,
Das der strö­men­de Him­mel ihm singt.

Es schäu­men mit wuch­ten­dem Anprall die Was­ser
Vom Him­mel zur Erde her­ab.
Es rasen die Strö­me des Regens in nas­ser,
Wild stür­zen­der Wut, die der Blitz ihnen gab.

Es duckt sich und beugt ihren Rücken die Erde
Unter dem peit­schen­den Sau­sen.
Wie vom Huf­schlag einer hin­ra­sen­den Her­de
Ist die Luft erfüllt von dem Brau­sen.

Dann wird das Rau­schen zum rau­nen­den Schal­len,
Zum Mur­meln von müder Süße.
Auf die Dächer ver­ein­zel­te Trop­fen fal­len
Wie fer­ne, glück­s­trun­ke­ne Küs­se.
Sel­ma Meer­baum-Eisin­ger (1.8.1941)

Streaktage 1–13

Der neue Streak begann am 31. Mai – eigent­lich war der Start am 1. Juni geplant, ich habe aber gleich stil­echt mit einem Mit­ter­nachts­dou­ble begon­nen ;-). Die ers­ten Tage bis­her weit­ge­hend ereig­nis­los. Die Kilo­me­ter sind sehr beschei­den. Aber jetzt geht es erst ein­mal dar­um, täg­lich zu lau­fen. Und dann die Kilo­me­ter lang­sam zu erhö­hen – sowohl die täg­li­chen als auch die maxi­ma­len, das heißt, die „lan­gen“ Läu­fe (die momen­tan das Attri­but „lang“ höchs­ten im Ver­gleich tra­gen dür­fen …). Am Mitt­woch habe ich dann gleich noch einen Stol­per­sturz am Rhein­ufer vor Publi­kum hin­ge­legt und mir mal wie­der eine Schürf­wun­de am Knie zuge­zo­gen, aber die ist harm­los. Man soll­te halt beim Lau­fen nicht zu sehr ins Träu­men gera­ten. Die­se Woche habe ich ges­tern und heu­te mit zwei Regen­läu­fen im Oden­wald abge­schlos­sen (und zwar so rich­ti­ge Regen­läu­fe, nicht so ein biss­chen Genie­sel: Bei­de Male hat­te ich kei­nen tro­cke­nen Faden mehr am Leib). Die Woche heu­te konn­te ich immer­hin mit der schö­nen Sum­me von 33,3 Kilo­me­tern abschlie­ßen. Das ist natür­lich nicht viel, aber mehr, als ich im Mai ins­ge­samt gelau­fen bin 😉

Wissenschaftliche Blasenvermeidung

Es ist ja eigent­lich kein gro­ßes Geheim­nis: Wenn man zu Bla­sen­bil­dung neigt, klebt man die ent­spre­chend gefähr­de­ten Regio­nen ab. Ich benut­ze dafür Leu­ko­tape: Das hat mit knapp 4 Zen­ti­me­tern eine aus­rei­chend gro­ße Brei­te, lässt sich auch ohne Sche­re kür­zen und vor allem hält es bom­ben­fest – manch­mal sogar zu fest …

Ein Ärz­te­team hat nun eine alter­na­ti­ve Metho­de unter­sucht. Sie ver­wen­de­ten Papier­pflas­ter bei ver­schie­de­nen Aus­tra­gun­gen des mehr­tä­gi­gen Ultra­ma­ra­thons „Racin­g­The­Pla­net“ 2014. Das nun auch sta­tis­tisch – in die­sem Ver­such mit 128 Teil­neh­mern – abge­si­cher­te Ergeb­nis: Pflas­ter beu­gen Bla­sen vor. (In bes­ter natur­wis­sen­schaft­li­cher Tra­di­ti­on waren auch gan­ze zehn Ärz­te als Autoren für die Stu­die, die sie­ben Sei­ten inklu­si­ve Fotos, Dia­gram­me und Tabel­len umfasst, not­wen­dig …)

Das ist ja logisch: Bla­sen ent­ste­hen durch Rei­bung (auf) der Haut, die sich auf die Haut über­trägt und die Kohä­si­on der Haut­schich­ten auf­löst. Wenn das Pflas­ter die Haut aus­rei­chend fixiert und die bean­spruch­te Stel­le dadurch ruhig stellt, reibt nichts mehr. Also ent­ste­hen kei­ne Bla­sen. Das ist eigent­lich schon das gan­ze Geheim­nis. Wel­ches Pflas­ter man benutzt, ist dann wohl eher Geschmacks­sa­che. Im Gegen­satz zu Leu­ko­tape ist Papier­pflas­ter (z.B. 3M Micro­po­re) deut­lich bil­li­ger, aber in der gän­gi­gen Grö­ße auch wesent­lich schma­ler. Bei dem Ver­such fie­len immer­hin 18 von 128 Teil­neh­me­rin­nen aus, meis­tens, weil sich das Pflas­ter vor­zei­tig lös­te.

Immer­hin, die Schluss­fol­ge­rung fällt klar aus:

We found that paper tape had a robust pro­tec­ti­ve effect on blis­ter for­ma­ti­on on run­ners’ feet in mul­tis­ta­ge ultra­ma­ra­thons. Paper tape is an inex­pen­si­ve, rea­di­ly available, and easy-to-app­ly inter­ven­ti­on that pre­ven­ted blis­ters in appro­xi­m­ate­ly 3‑quarters of the peo­p­le who appli­ed it. This stu­dy was the first to show that a simp­le adhe­si­ve tape can pre­vent foot blis­ters.

Der Ver­gleich mit ande­ren (in vori­gen Expe­ri­men­ten getes­te­ten) Lösun­gen fällt auch deut­lich aus – Vase­li­ne und ande­re Mit­tel ver­rin­gern zwar die Rei­bung, aber nicht so effek­tiv wie Tapes. Pro­ble­me mit dem Papier­pflas­ter gab es eher bei nas­sen Läu­fen, weil es dann offen­bar nicht aus­rei­chend hält. Anek­do­ti­sche Evi­denz aus mei­ner Erfah­rung zeigt, dass das für sach­ge­mäß ange­brach­tes Leu­ko­tape nicht gilt. Dafür hat man dann dabei das Pro­blem des Ent­fer­nens – gera­de bei wie­der­hol­ten Läu­fen und wie­der­hol­ter Anwen­dung lei­det die Haut. Da kann Papier­pflas­ter, das betont auch die Stu­die, sei­ne Stär­ken aus­spie­len:

Alt­hough the most com­mon reason for pro­to­col non­com­pli­ance was the lack of tape adhe­si­on, the­re is a bene­fit of the weak adhe­si­ve qua­li­ties of paper tape in that it mini­mi­zes the pos­si­bi­li­ty of unro­ofing a blis­ter upon its rem­oval.

Inter­es­san­ter­wei­se (und für mich etwas über­ra­schend) wur­de auch beob­ach­tet, dass Bla­sen am häu­figs­ten rela­tiv zu Beginn der Lauf­zeit (in den ers­ten Stun­den) auf­tre­ten – wer dann noch kei­ne hat, bekommt offen­bar auch sel­ten noch wel­che.

Doch davon unab­hän­gig gilt die fro­he Bot­schaft:

This simp­le preta­ping tech­ni­que of blis­ter-sen­si­ti­ve are­as may sub­stan­ti­al­ly impro­ve uti­liza­ti­on and enjoy­ment of the out­doors by mini­mi­zing both the num­ber and occur­rence of fric­tion foot blis­ters

Lite­ra­tur: Grant S. Lip­man, Lou­is J. Sharp, Mark Chris­ten­sen, Caleb Phil­lips, Alex­an­dra DiT­ul­lio, Andrew Dal­ton, Pearl­ly Ng, Jen­ni­fer Shang­ku­an, Kathe­ri­ne Shea and Bri­an J. Kra­bak: Paper Tape Pre­vents Foot Blis­ters: A Ran­do­mi­zed Pre­ven­ti­on Tri­al Asses­sing Paper Tape in Endu­rance Distances II (Pre-TAPED II). In: Cli­ni­cal Jour­nal of Sport Medi­ci­ne (2016). URL: http://​jour​nals​.lww​.com/​c​j​s​p​o​r​t​s​m​e​d​/​A​b​s​t​r​a​c​t​/​p​u​b​l​i​s​h​a​h​e​a​d​/​P​a​p​e​r​_​T​a​p​e​_​P​r​e​v​e​n​t​s​_​F​o​o​t​_​B​l​i​s​t​e​r​s​_​_​_​A​_​R​a​n​d​o​m​i​z​e​d​.​9​9​5​6​8​.aspx (2016−04−14).

Cool in Kühtai

Vier Tage Ski­fah­ren im März muss­ten es – ergän­zend zum eben­falls vier­tä­gi­gen Besuch beim Mono-Ski.org-Treffen in Gal­tür im Janu­ar – noch sein. Das gan­ze war dann, auf­grund ver­schie­de­ner Ter­min­ver­schie­bun­gen und ‑über­ra­schun­gen, doch etwas kurz­fris­tig geplant: In der ers­ten März­wo­che don­ners­tags noch schnell eine Unter­kunft orga­ni­siert, Miet­wa­gen gebucht und das Mate­ri­al gecheckt. Das Ziel Küh­tai stand schon eine Wei­le auf mei­ner Wunsch­lis­te. Nach einem Ski­tag dort im Schnee­sturm als Kind muss­te ich da noch ein­mal hin, schließ­lich hat­te ich das als schwie­ri­ges Gelän­de in Erin­ne­rung.

Vorlauf

Eigent­lich woll­te ich ja noch ein­mal das super­bil­li­ge Ange­bot von Flix­bus nut­zen. Das gab es dann aber im März prak­tisch nicht mehr: Die Aus­wahl der Ski­ge­bie­te war schon stark ein­ge­schränkt und die Fahr­ten noch mehr, in der Regel fuh­ren die Bus­se nur noch Frei­tags bis Sonn­tags – und das half mir gar nichts, da ich spä­tes­tens am Frei­tag abend wie­der in Mainz sein muss­te (Sams­tag stand ein Auf­tritt an …).

Die Unter­kunfts­su­che aller­dings schwie­rig: Küh­tai ist ja ein beson­de­rer Ort – näm­lich eigent­lich gar kei­ner. Auf der Höhe – immer um die 2000 Meter hoch – grup­pie­ren sich ein knap­pes Dut­zend Hotels um die Stra­ße und die Lift­sta­tio­nen. Und das war es dann auch schon so ziem­lich. Wirk­lich güns­tig kommt man da nir­gends unter … Ich habe mich dann für die Zirm­bachalm ent­schie­den. Die liegt etwas außer­halb (an der Stra­ße ins Sell­rain­tal), hat dafür aber eine Bus­hal­te­stel­le direkt vor der Tür.

Der „Urlaub“ begann in Mainz ganz pro­sa­isch: Zunächst muss­te ich mal das Auto abho­len und dann erst ein­mal im Main­zer Berufs­ver­kehrs­stau am Euro­pa-Krei­sel her­um­ste­hen ;-). Mein biss­chen Gepäck war schnell im Auto – die gro­ße Ski­ta­sche pass­te gera­de so in den klei­nen (und etwas unprak­ti­schen) Pan­da. Und dann ging es auf die Auto­bahn, noch eine Auto­bahn und zur Abwechs­lung etwas mehr Auto­bahn. Wegen einer Voll­sper­rung der A8 bin ich dann doch über Heil­bronn gefah­ren. Und kurz vor Stutt­gart hat mich ein län­ge­rer Stau­we­gen eines Last­wa­gen­un­falls noch ein­mal gehö­rig auf­ge­hal­ten. Aber irgend­wann war ich dann im ganz früh­lings­haft-grü­nen Oetz und konn­te auf die Stra­ße hoch nach Kuh­täi abbie­gen. Das zieht sich dann doch noch mal gewal­tig, bis man wirk­lich oben ist. So kam es, dass ich erst nach 16 Uhr an der Zirm­bachalm – einem ein­fa­chen, aber sehr gemüt­li­chen Gast­hof – ankam. Aber ich hat­te ja Zeit, an dem Tag war ja nichts mehr zu erle­di­gen …

Der erste Skitag

Um kurz vor neun brach­te mich der Ski­bus – so eine Hal­te­stel­le direkt vor dem Haus ist nicht zu ver­ach­ten – nach einem ordent­li­chen Früh­stück wie­der die zwei Kilo­me­ter hoch nach Küh­tai. Da hab‘ ich dann schnell einen Ski­pass gekauft und mich ins Ver­gnü­gen gestürzt. Das Wet­ter war etwas durch­wach­sen: Leich­ter Schnee­fall, dich­te Bewöl­kung, stel­len- und zeit­wei­se pro­ble­ma­ti­sche Sicht. Aber im gro­ßen und gan­zen war es durch­aus ok. Und die Pis­ten waren gut prä­pa­riert, der Schnee war schön – es mach­te ein­fach Spaß, wie­der auf dem Ski (mei­nem ver­trau­ten Snow­shark TT Ham­mer) zu ste­hen. So zog ich also mei­ne Run­den, gewöhn­te mich schnell wie­der an alles und war glück­lich …
Gegen 14 Uhr war die Sicht kurz so kata­stro­phal, dass ich tat­säch­lich eine Hüt­ten­pau­se in Erwä­gung zog. Auf dem Weg in der Gon­del­bahn riss dann der Him­mel aber auf, die Son­ne schien und es war ein­fach wie­der geni­al. Da war natür­lich an Pau­se über­haupt nicht zu den­ken. Und so ging es ohne Pau­se dann durch bis zwan­zig nach drei. Da dach­te ich: muss doch mal schau­en, wann der Ski­bus fährt – und hat­te das gro­ße Glück, dass er weni­ge Minu­ten spä­ter abfuhr. Der nächs­te ging näm­lich erst eine Stun­de spä­ter. Und mei­ne Bei­ne waren schon ganz schön müde. Aber so hat das alles per­fekt gepasst.

Die Ski­li­ne für den Diens­tag:
skiline 8-3-2016

Zurück in der Zirm­bachalm schlüpf­te ich erst ein­mal noch in die Lauf­kla­mot­ten und absol­vier­te einen mini­ma­len Strea­k­er­hal­tungs­lauf – zwei Kilo­me­ter genü­gen nach einem Tag auf dem Ski auch durch­aus, zumal es da weit und breit nichts ebe­nes gibt …

Sonne pur am zweiten Tag

Der Mitt­woch begrüß­te mich schon im Bett mor­gens mit strah­len­dem Son­nen­schein. Und so blieb es auch den gan­zen Tag. Das war auch mor­gens, als es noch ordent­lich kalt war, sofort zu mer­ken: Deut­lich mehr Leu­te im Bus, deut­lich mehr PKWs auf den Park­plät­zen und deut­lich mehr Men­schen auf den Pis­ten. Bis auf ein Mal, als ich kurz nach 10 Uhr am Hoch­al­ter-Lift gera­de in den Anfang der Ski­kur­se geriet, war das aber nie so viel Betrieb, das man irgend­wo anste­hen muss­te – scha­de fast, so redu­zier­te sich die Erho­lungs­zeit auf das Lift­fah­ren.

Bei die­sen schein­bar per­fek­ten Kon­di­tio­nen zog es mich mit dem Snow­gunz-Mono natür­lich auch neben die Pis­te. Das erwies sich aber als gefähr­lich. Gleich mor­gens in einem schö­nen Hang­stück erwisch­te ich dabei einen bösen Stein: Der neue Schnee war sehr leicht und locker (und doch nicht sehr viel), bedeck­te alle gefähr­li­chen Stel­len, ohne sie wirk­lich zu schüt­zen. Im Lau­fe des Tages blies der Wind – der gehört unbe­dingt zu Küh­tai … – da auch wie­der weg. Und die Son­ne leck­te auch flei­ßig: An den Süd­hän­gen kam schnell abseits der Pis­te auf expo­nier­te­ren Stel­len schon heu­te, spä­tes­tens mor­gens der Unter­grund wie­der raus. Ange­sichts der also eher knap­pen Schnee­la­ge beschränk­te ich mei­ne Off-Pis­te-Aus­flü­ge dann in über­sicht­li­che, pis­ten­na­he Abschnit­te. Die waren dann mit weni­gen Aus­nah­men zwar schon etwas zer­fah­ren und nicht mehr jung­fräu­lich – aber trotz­dem noch sehr wun­der­bar.

Mit­ten im Ski­ge­biet stand übri­gens noch der Rest eines Fern­se­he­vents eines bri­ti­schen Sen­ders auf der Pis­te im Weg – das Per­so­nal war flei­ßig am Abbau­en der absurd rie­si­gen Auf­bau­ten. Ich fin­de es ja nicht so pri­ckelnd – schließ­lich bezah­le ich ja den vol­len Preis … – das für sol­che Sachen ein Teil des Gebie­tes gesperrt wird. Das gan­ze war sowie­so total ver­rückt: Die haben tat­säch­lich meh­re­re 30-Ton­ner mit Fernseh‑, Licht- und Ton­tech­nik von Eng­land nach Küh­tai gefah­ren, die dann im Lau­fe mei­ner Anwe­sen­heit dort nach und nach wie­der zurück­ge­fah­ren sind …

Fürs Pro­to­koll die Ski­li­ne vom Mitt­woch:
skiline 9-3-2016

Auch der Mitt­woch wur­de mit einem kur­zen Lauf abge­schlos­sen, bevor ich mich und mei­ne Bei­ne der Erho­lung anheim­gab.

Sonne zum zweiten

eben­so am Don­ners­tag

Der Don­ners­tag war eine per­fek­te Kopie des Mitt­wochs: Wie­der herr­lichs­tes Son­nen­wet­ter, mor­gens war ich auch noch ein­mal etwas Off­pis­te unter­wegs. Aber mir unter­lie­fen aus irgend einem Grund häu­fi­ger Feh­ler als in den letz­ten Tagen. Mit dem Snow­gunz ist das ja nicht so dras­tisch, der ver­trägt so viel und ist der­ma­ßen gut­mü­tig, dass man noch unheim­lich viel wie­der aus­bü­geln kann, bevor man stürzt. Aber gewun­dert hat es mich schon ein biss­chen.

Jetzt, am drit­ten Tag, merk­te ich auch, dass ich eigent­lich alles im Ski­ge­biet schon sehr gut kann­te: Bei jeder Pis­te war mir das Pro­fil noch im Gedächt­nis, ich wuss­te, wo es stei­ler wird, wo es berg­auf geht (was in Küh­tai ver­gleichs­wei­se häu­fig pas­siert) und wo es Spaß macht, es rich­tig kra­chen zu las­sen. Für län­ge­re Auf­ent­hal­te wäre so ein Ski­ge­biet die­ser Grö­ße mir dann doch zu über­sicht­lich. Da ich ja rela­tiv flott unter­wegs bin und eher rast­los ski­fah­re, bevor­zu­ge ich dann doch Gebie­te mit etwas mehr Aus­wahl …

Auch für den Don­ners­tag noch die Ski­li­ne:
skiline 10-3-2016

Freitag: Heimwärts der Blick

Am Frei­tag muss­te mor­gens erst ein­mal noch schnell das Auto gepackt wer­den – viel war es ja nicht. Dann bin ich schon mit allem Krem­pel nach Och­sen­gar­ten – also schon ein­mal das ers­te Stück in Rich­tung Hei­mat – gefah­ren und dort in das Hoch­oetz-Ski­ge­biet eings­tie­gen – mit der wohl ältes­ten Gon­del­bahn, die ich je benutzt habe: 1977 in Söl­den gebaut, dann 1999 nach Och­sen­gar­ten ver­setzt, soll sie wohl jetzt end­gül­tig aus­ge­mus­tert wer­den. Die alten Vie­rer-Kabi­nen muten wie Pup­pen­spiel­zeug an, den Ski habe ich gera­de­so mit hin­ein­be­kom­men (außen natür­lich an so einem Old­ti­mer kei­ne Hal­te­run­gen für Snow­boards, die ich sonst benut­ze, um mei­nen Mono abzu­stel­len). Das Wet­ter war wie­der sehr schön, nur mit­tags zog kurz Bewöl­kung – aber lan­ge nicht so schlimm wie im Wet­ter­be­richt ange­kün­digt, ver­zog sich näm­lich sehr schnell wie­der, so dass ich doch bis unge­fähr halb vier auf dem Ski stand. Dabei ist Hoch­oetz eigent­lich ziem­lich lang­wei­lig: Die meis­ten Pis­ten eher kurz, eher breit und eher flach … Das war schön, um mal flott unter­wegs zu sein. Eigent­lich ist das aber doch eher ein Gebiet für Anfän­ger oder noch nicht so sehr geüb­te. Und das hat man auch gemerkt: An den weni­gen Stel­len, wo etwa rote Pis­ten etwas stei­ler und enger wur­den, kam es fast zu Staus – und die Pis­te war dort sehr schnell sehr gut abge­kratz. Mir macht das ja eher weni­ger – ich suche mir ein­fach den losen Schnee, meis­tens liegt davon in der Mit­te ein schö­ner Strei­fen klei­ne­rer Hau­fen, und set­ze da mei­ne Kurz­schwün­ge rein. Da brau­che ich nur Platz – vor­sich­ti­ge, lang­sa­me Quer­fah­rer kom­men mir da schnell in die Que­re, wes­halb ich da öfters län­ger war­te­te als zur Erho­lung mei­ner schwam­mi­gen Ober­schen­kel eigent­lich not­wen­dig war. Aber das waren ja nur weni­ge Stel­len. Und eini­ge Pis­ten – etwa die schwarz mar­kier­te (die kaum schwarz zu nen­nen war) blie­ben erstaun­lich leer und bis nach­mit­tags ordent­lich prä­pa­riert. Mor­gens hat’s mich hin­ge­gen gleich mal geschmis­sen, weil die ers­te Abfahrt auf einer aus­ge­spro­chen schlecht prä­pa­rier­ten Pis­te (was in Hoch­oetz, wie ich an die­sem Tag fest­stel­len konn­te, kei­ne Aus­nah­me ist) statt­fand. Und der Schnee war ja noch stein­hart, so dass ich nach der drit­ten hohen Kan­te und gro­ßen klum­pi­gen Bro­cken, die noch her­um­la­gen, nicht mehr reagie­ren konn­te und mein Ski unter mir ver­schwand (für sol­che Pis­ten ist der Snow­gunz auch nicht opti­mal, da wäre der TT Ham­mer bes­ser, weil er schwe­rer und här­ter ist). Das Ski­ge­biet liegt eigent­lich ganz nett und schön ver­win­kelt, dadurch ver­teilt sich der Betrieb recht gut. Nur passt es nicht so recht zu mir und mei­nen Vor­lie­ben: zu wenig Her­aus­for­de­rung (selbst schwar­ze Pis­ten sind eher gemüt­lich), zu wenig Span­nung, um mich wirk­lich zu begeis­tern.

Zum Abschluss die Hoch­oetz-Ski­li­ne:
skiline 11-3-2016

Nachspiel

Das schön Wet­ter hat­te dann auch nach dem Ski­fah­ren noch Vor­tei­le. Zum einen war das Auto durch die Son­ne schön vor­ge­wärmt. Und das Umzie­hen und Ein­pa­cken ist natür­lich in der Son­ne wesent­lich ange­neh­mer als im Schnee­trei­ben.

Gegen 15.45 saß ich dann im Auto und bin, inklu­si­ve eines kur­zen Ver­pfle­gungs­stops beim Hofer in Lan­deck, dann gut durch­ge­kom­men. Über den Fern­pass hielt zwar ein sehr lang­sa­mer Last­wa­gen etwas auf, aber der inge­samt noch mäßi­ge Ver­kehr blieb im Fluss. Und in Deutsch­land war ja wie­der nur Auto­bahn ange­sagt – da war teil­wei­se, etwa um Ulm her­um, mehr Betrieb als ich erwar­te­te, aber im gro­ßen und gan­zen bin ich gut durch­ge­kom­men (auch wenn ich wie­der mal fest­stell­te: Auto­fah­ren macht mir kei­nen Spaß …).
Abends dann in Mainz schnell das Auto aus­ge­räumt, aus­ge­packt und auf­ge­räumt. Dann habe ich das gleich noch zum Ver­mie­ter zurück­ge­bracht (denn am Sams­tag ging es vor­mit­tags ja schon wie­der wei­ter, die­ses Mal in die ande­re Rich­tung, nörd­lich von Bie­le­feld). Das hat ganz gut gepasst, denn den Rück­weg habe ich lau­fend zurück­ge­legt – sehr zur Belus­ti­gung eini­ger Club­ber. Damit war aber auch mei­nem Streak wie­der genü­ge getan – und der Ski­trip mit einem Mit­ter­nachts­dop­pel wür­dig abge­schlos­sen.

Abgekürzt und gedopt: „Die Philosophie des Laufens“

austin & reichenbach, philosophie des laufensDer Titel ist recht voll­mun­dig und hat mich sofort gepackt und neu­gie­rig gemacht: Die Phi­lo­so­phie des Lau­fens – das klingt span­nend und viel­ver­hei­ßend. Nicht etwa „eine“ Phi­lo­so­phie oder „Lau­fen und Phi­lo­so­phie“, nein, Aus­tin und Rei­chen­bach ver­hei­ßen auf die­sen knapp 200 Sei­ten Die Phi­lo­so­phie des Lau­fens. Und lei­der kön­nen sie die­ses Ver­spre­chen so über­haupt nicht ein­lö­sen.

Die Nen­nung der bei­den Her­aus­ge­ber­na­men ist aller­dings schon ein Hin­weis auf ein Pro­blem, dass ich mit dem Buch habe. Denn letzt­lich sind das eher zwei Bücher. Der eigent­li­che Kern basiert auf einer eng­lisch­spra­chi­gen Ver­öf­fent­li­chung, die Aus­tin bereits 2007 mit dem ungleich pas­sen­de­ren Titel Run­ning & Phi­lo­so­phy: A Mara­thon for the Mind her­aus­gab. Doch von den 19 dort gedruck­ten Auf­sät­zen hat der deut­sche Her­aus­ge­ber nur acht über­setzt und über­nom­men und die „Lücke“ mit deut­schen Bei­trä­gen gefüllt. Die sind aber nun alle gera­de über­haupt kei­ne phi­lo­so­phi­sche Beschäf­ti­gung mit dem Lau­fen, so dass sich das sehr sorg­fäl­tig und schön her­ge­stell­te Buch gleich mal als Mogel­pa­ckung erweist – oder, um es mit einem Läu­fer­bild zu sagen, der Mara­thon ist hier kaum 20 Kilo­me­ter lang.

Und wenn man das Bild noch wei­ter­spinnt: Statt eines schö­nen und schwie­ri­gen Berg- oder Land­schafts-Mara­thons erwar­tet den Leser eine wenig inspi­rie­ren­de Stre­cke durch fla­che Indus­trie­ge­bie­te. Denn selbst wenn ich die deut­schen Bei­trä­ge erst ein­mal außen vor­las­se – der Ertrag der Tex­te ist weder auf phi­lo­so­phi­scher noch auf läu­fe­ri­scher Sei­te sehr hoch.

Das zwei­te von drei Vor­wor­ten ent­wi­ckelt zunächst das Pro­gramm:

[…]Läu­fer sind auf der Suche nach mehr als nur der Ziel­li­nie oder dem Ende der Trai­nings­run­de. Für vie­le ist Lau­fen auch ein Weg, um Wahr­hei­ten zu fin­den, über sich selbst und die Din­ge in ihrem Leben, die ihnen etwas bedeu­ten. Für vie­le von uns ist Lau­fen ein Weg, sich selbst ken­nen­zu­ler­nen, ein Teil unse­res Weges zum Glück­lich­sein. Das Lau­fen schafft uns Frei­räu­me, in denen wir uns über unser Leben und sei­ne gro­ßen Fra­gen Gedan­ken machen kön­nen. Und an eben­je­nem Punkt über­schnei­den sich die Zie­le des Läu­fers und die des Phi­lo­so­phen. Sowohl das Lauf als auch das Phi­lo­so­phie­ren kön­nen uns in ihren bes­ten Momen­ten hel­fen, etwas über uns selbst zu erfah­ren und dar­über, was wich­tig ist; viel­leicht sogar etwas über Wirk­lich­keit an sich.

Die hier geweck­ten Erwar­tun­gen kann das Buch dann aber kaum ein­lö­sen. Sicher, eini­ge inter­es­san­te Ideen und Anre­gun­gen ste­cken da drin. Aber die wer­den fast immer nicht aus­rei­chend ent­wi­ckelt, um wirk­lich eine „Phi­lo­so­phie des Lau­fens“ begrün­den zu kön­nen.

Micha­el Aus­tin über­trägt das Kon­zept der Freund­schaft aus Aris­to­te­les Niko­ma­chi­scher Ethik auf Lauf­freund­schaf­ten – ein eigent­lich nahe­lie­gen­der Trans­fer, der auch passt, aber wenig neue Erkennt­nis oder Ein­sicht ins Lau­fen lie­fert. Ray­mond Bel­liot­ti bringt in einer etwas gezwun­ge­nen Syn­the­se Lau­fen und die Macht über Nietz­sches Macht­vor­stel­lun­gen zusam­men (konn­te mich über­haupt nicht über­zeu­gen).

Ganz unpas­send und wenig erkennt­nis­för­dernd fand ich den Ver­such von Gre­go­ry Bass­ham, sie­ben „Vor­aus­set­zun­gen“ des Erfolgs (im Leben, der Kar­rie­re und über­haupt) auf das Lau­fen anzu­wen­den. Das ist genau so, wie es sich anhört: Selbst­hil­fe­ge­blub­ber.

Ray­mond Vanar­ra­gons „Lob des Jog­gers“ führt ein auf den ers­ten Blick viel­ver­spre­chen­des Kri­te­ri­um zur Unter­schei­dung von Jog­gen und Lau­fen ein: Nicht das Tem­po, son­dern das Ziel führt zur Dif­fe­ren­zie­rung. Jog­gen heißt dann, sich bewe­gen, um fit zu blei­ben oder zu wer­den. Lau­fen dage­gen hat ande­re Zie­le: pri­ze und chall­enge, also unge­fähr: Sieg und/​oder Her­aus­for­de­rung (Van­n­a­ra­gon unter­schei­det beim Lau­fen noch ein­mal zwei Typen). Eine zumin­dest theo­re­tisch durch­aus über­zeu­gen­de Typo­lo­gie, fin­de ich – die müss­te man mal empi­risch tes­ten …

Am span­nends­ten und inter­es­san­tes ist der Text von Chris­to­pher Mar­tin zum „Lau­fen als ästhe­ti­sche Erfah­rung“, der sich dafür bei Dew­eys Ästhe­tik-Kon­zept bedient. Hea­ther Reids „Die Frei­heit des Lang­stre­cken­läu­fers“ ist eine exis­ten­tia­lis­ti­sche Lek­tü­re von Alan Sil­li­toes The Loneli­ne­ss of the Long Distance Run­ner, die aber kaum über eine behut­sam kon­tex­tua­li­sie­ren­de Para­phra­se hin­aus­kommt. Einen durch­aus inter­es­san­ten Ansatz bie­tet Jere­my Wis­new­s­ki, der die ver­än­der­te Welt­wahr­neh­mung beim und durchs Lau­fen unter die Lupe nimmt und sich dafür der Phä­no­me­no­lo­gie von Meleau-Pon­ty bedient, lei­der aber etwas ober­fläch­lich bleibt (das ist ja eine grund­sätz­li­che Krank­heit aller Bei­trä­ge in die­sem Band).

Aber: Auf den ers­ten Blick nett, aber ein­fach nur Anwen­dung von ein paar ver­streu­ten Ideen der Phi­lo­so­phie­ge­schich­te auf die Tätig­keit des Lau­fens oder den Sta­tus des Läu­fers. Also eigent­lich in der fal­schen Rich­tung gedacht: Lau­fen und Läu­fe­rin­nen die­nen hier vor allem als Exem­pli­fi­ka­tio­nen phi­lo­so­phi­scher Theo­re­me oder Über­zeu­gun­gen. Erwar­tet hät­te ich hin­ge­gen eine phi­lo­so­phi­sche Unter­su­chung des Lau­fens (Mark Row­lands gelingt das in Der Läufer und der Wolf zwar auch nicht erschöp­fend, aber wesent­lich bes­ser als die­sem Band), nicht eine läu­fe­ri­sche Betrach­tung der Phi­lo­so­phie.

Ganz beson­ders ärger­lich fand ich aber das deut­sche Füll­ma­te­ri­al. Viel mehr ist das näm­lich nicht. In einem Blog hät­ten die bes­ser Platz gefun­den (da kom­men sie bzw. ihr Kern, ihre Idee ja auch her): Isa­bel Bog­dan schreibt über ihren ers­ten 10-km-Lauf, Flo­ri­an Basch­ke über das Lau­fen mit Ipho­ne-Apps, Jan Drees über das Leicht­ath­le­tik­trai­ning und so wei­ter – das Pro­blem ist aber: Phi­lo­so­phie oder gar eine Phi­lo­so­phie des Lau­fens (oder wenigs­tens eine Ver­knüp­fung oder Ver­bin­dung von Phi­lo­so­phie und Lau­fen) kommt da über­haupt nicht vor, so dass die Tex­te – die als ein­zel­ne durch­aus nett sind – mich an die­sem Ort, in die­sem Zusam­men­hang ein­fach stö­ren: Das ist Unsinn, eine Mogel­pa­ckung. Zumal Peter Rei­chen­bach lei­der über­haupt nicht erklärt, war­um er die­sen Weg wählt, war­um das ori­gi­na­le Kon­zept einer phi­lo­so­phi­schen Beschäf­ti­gung aus unter­schied­li­chen phi­lo­so­phi­schen Blick­win­keln und Denk­schu­len mit ver­schie­de­nen Aspek­ten des Lau­fen nicht bei­be­hal­ten wur­de. So bleibt ein Buch, das weder Jog­ger noch Läu­fer, weder Spa­zier­gän­ger noch Wal­ker ist, son­dern ein uner­quick­li­ches Kud­del­mud­del.

Micha­el W. Aus­tin, Peter Rei­chen­bach (Hrsg.): Die Phi­lo­so­phie des Lau­fens. Ham­burg: mai­risch 2015. 197 Sei­ten. ISBN 978−3−938539−37−8

Ein Haufen Monos in Galtür: Monoskitreffen 2016

Nach mei­ner (über)langen Ver­let­zungs­pau­se war ich die­ses Jahr wie­der beim Mono­ski­tref­fen (genau­er: beim 14. Inter­na­tio­na­len Tref­fen der mono​-ski​.org) dabei gewe­sen. Und da es ein gera­des Jahr ist, fand das in Gal­tür statt – so konn­te ich genau dort wie­der wei­ter­ma­chen, wo mein Sturz mich außer Gefecht gesetzt hat­te: eine schö­ne Sym­me­trie. Nur auf das Nacht­s­ki­fah­ren (bei dem es pas­sier­te), habe ich ver­zich­tet und bin erst am Don­ners­tag auf die Pis­te.

Nach Gal­tür bin ich die­ses Mal weder mit dem Auto noch mit dem Zug, son­dern mit dem Flix­bus gereist – die bie­ten seit die­sem Win­ter Bus­li­ni­en in diver­se deut­sche und öster­rei­chi­sche Ski­ge­bie­te an, unter ande­rem eben auch nach Gal­tür, genau­er gesagt, sogar bis hoch nach Wirl (wo ich die­ses Mal direkt an der Pis­te ein Zim­mer gefun­den hat­te). Wenn man viel Zeit hat und auf etwas Kom­fort ver­zich­ten kann, ist die Bus­rei­se eine inter­es­san­te Alter­na­ti­ve. Vor allem des­halb, weil die Bus­se immer über Nacht fah­ren. Für mich hieß das: Am Mitt­woch abend war um kurz vor 22 Uhr Abfahrt beim Main­zer Haupt­bahn­hof. Von dort folgt erst ein­mal ein lan­ges, umständ­li­ches und ner­ven­des Gegur­ke: Über Wies­ba­den, Frank­furt, Darm­stadt und Bens­heim sam­mel­te der Bus ins­ge­samt 15 Leu­te auf und fuhr dann end­lich nach Mün­chen, wo der Bus plan­mä­ßig um 5 Uhr ein­tref­fen soll­te, die Fahrt­zeit aber etwas unter­bot. Dort tref­fen sich im Zen­tra­len Omni­bus­bahn­hof die Flix­bus-Lini­en und tren­nen sich wie­der in die ver­schie­de­nen Ski­ge­bie­te. Mei­ne Linie ins Paz­naun­tal war von dort aus ein gro­ßer Dop­pel­de­cker, der den sie­ben Fahrt­gäs­ten viel Platz bot. Da die Chauf­feu­re die Rou­te über die Inn­tal­au­to­bahn wähl­ten, konn­te ich nach der lan­gen Pau­se in Mün­chen sogar noch etwas schla­fen, auch wenn die Bus­se halt nicht beson­ders bequem sind und lan­ge nicht so ruhig und gleich­mä­ßig fah­ren wie ein Zug.

Um 9.30 Uhr war der Bus dann in Wirl, prak­tisch direkt an der Tal­sta­ti­on. Mein Zim­mer im Berg­hof Bal­lu­ner konn­te ich um die­se Uhr­zeit sogar schon bezie­hen – das heißt, mein Gepäck abstel­len, die Ski­kla­mot­ten anzie­hen und raus auf die Pis­te. Dort habe ich dann erwar­tungs­ge­mäß schnell vie­le ande­re Monos gefun­den – das ist das Schö­ne beim Mono­ski­tref­fen in Gal­tür, man sieht sich im klei­nen und über­sicht­li­chen Ski­ge­biet eben immer wie­der …

Der ers­te Tag war für mich aber noch vor allem ein vor­sich­ti­ges Her­an­tas­ten: Schließ­lich stand ich zum ers­ten Mal seit zwei Jah­ren wie­der auf mei­nem TT Ham­mer. Und am Anfang war das auch nicht nur sehr unge­wohnt, son­dern auch ziem­lich wack­lig und unsi­cher. Im Lau­fe des Tages gab sich das aber immer mehr, am Nach­mit­tag war ich schon fast wie­der auf altem Tem­po und Rou­ti­niert­heit. Das Wet­ter hat­te ich am Don­ners­tag aller­dings etwas über­schätzt: Die Son­ne kämpf­te doch mit so eini­gen Wol­ken, aber es blieb freund­lich. Und mild: Meh­re­re Gra­de über Null – so war es eigent­lich jeden Tag (mit Aus­nah­me der Mor­gen­stun­den).

Am Abend schloss sich dem ers­ten Pis­ten­tag dann noch wie gewohnt ein, wie es so schön heißt, gesel­li­ges Bei­sam­men­sein (oder inter­na­tio­nal: Meet & Greet) im Hotel, in dem die meis­ten der ande­ren Mono­ski­fah­rer & ‑fah­re­rin­nen unter­ge­kom­men waren, an. Für mich hieß das: Nach dem Ski­tag und einem klei­nen Lauf auf der Sil­vret­t­a­stra­ße (die ich noch nie mit so wenig Schnee gese­hen habe …) durf­te ich noch etwas spa­zie­ren­ge­hen, weil ich ja nicht in Gal­tür selbst, son­dern oben in Wirl näch­tig­te. Dafür habe ich mir dann am nächs­ten Mor­gen die (kur­ze) Ski­bus­fahrt gespart und konn­te prak­tisch direkt von der Haus­tür auf die Pis­te rut­schen.

So ging es denn auch am Frei­tag nach einem reich­hal­ti­gen Früh­stück (das soll­te schließ­lich bis abends vor­hal­ten) wie­der kurz vor 9 Uhr auf den Ski, aber nun auf mei­nen neu­en, frei­lich noch fast unge­fah­re­nen Snow­gunz Alpi­ne Rocket. Und da blieb ich auch bis gegen vier Uhr – dafür ist das Mono­ski­tref­fen ja da, dass man mal mit ande­ren Monos ein­fach fah­ren kann, denen zuschaut und etwas abguckt und viel­leicht auch noch den einen oder ande­ren Ski aus­pro­biert. Denn auch in die­sem Jahr hat­ten Remy und Jörg wie­der eini­ge Test­skier mit­ge­bracht. Da ich mit mei­nen zwei Ski­ern eigent­lich mehr als zufrie­den bin, habe ich davon nur wenig Gebrauch gemacht. Das Radi­cal­board muss­te dann aber doch mal unter mei­ne Füße. Dabei han­delt es sich um ein umge­wid­me­tes (upge­cy­cel­tes) Race­board. Das fuhr sich durch­aus inter­es­sant: Super­sta­bil, gera­de bei hohen Geschwin­dig­kei­ten und vor allem dann, wenn es auf der Kan­te stand und nicht über den Belag drif­te­te. Das passt zwar nicht ganz zu mei­nen bevor­zug­ten Fahr­wei­sen, war aber aus­ge­spro­chen fas­zi­nie­rend. Nur der über­aus hohe Preis rela­ti­viert das fas­zi­nie­ren­de Kön­nen des Skis dann doch wie­der etwas …

Auch sams­tags leg­te ich wie­der einen Früh­start hin. Vor­mit­tags bin ich vor allem mit Bru­no über die Pis­te geheizt – bezie­hungs­wei­se er ist geheizt (für ihn war das wahr­schein­lich eher locker ;-)…) und ich habe ver­sucht, halb­wegs mit­zu­hal­ten … Mit­tags stand dann noch die „Gedächt­nis­ab­fahrt“ mit allen anwe­sen­den 32 Mono­ski­fah­re­rin­nen und Ver­le­sung des Mono-Pray­ers auf dem Pro­gramm – groß­ar­tig, so eine rie­si­ge Grup­pe (wenn auch kaum koor­di­niert zu fah­ren in so einem Pulk …). Über­haupt war es sehr schön, wie vie­le Teilnehmer_​innen die­ses Mal den Weg nach Gal­tür gefun­den haben, dar­un­ter auch vie­le neue Gesich­ter (deren Namen ich mir gar nicht alle behal­ten konn­te). Am Sams­tag habe ich dann doch noch einen Ski getes­tet: Den Duret Bumps – wahr­schein­lich einer der (für mich) bes­ten Duret-Monos. Durch die schma­le, fast gera­de Form ist er unge­heu­er wen­dig und ver­dammt prä­zi­ses zu fah­ren. Dafür ver­langt er aber auch (gera­de im Ver­gleich zu den in die­ser Hin­sicht harm­lo­sen Snow­gunz) ein genaue­res, kon­trol­lier­te­res Steu­ern. Beson­ders in den halb aus­ge­präg­ten Buckel­chen neben der Pis­te, dem aus­ge­fah­re­nen Off-Pis­te-Bereich, konn­te er mich sehr begeis­tern: Da kann er sei­ne Stär­ken näm­lich aus­ge­zeich­net aus­spie­len.

Und zum Schluss bin ich am Sams­tag doch noch auf den Kimo­no-Car­ver gestie­gen. Ein selt­sa­mes Gerät ist das: 99 Zen­ti­me­ter lan­ge Mischung aus Snow­board und Mono­ski, der kaum zu beherr­schen ist. Man muss sehr genau in einer rich­ti­gen Posi­ti­on ste­hen, sonst fällt man nach hin­ten oder vor­ne ein­fach über, der Ski rutscht dann unter den Füßen gera­de­so durch. Zum Glück konn­te ich den mit der Hil­fe Rolands aus­pro­bie­ren, denn so oft lag ich schon sehr lan­ge nicht mehr auf der Pis­te – wie ein Anfän­ger zunächst alle paar Schwün­ge. Und mit dem Ski kann ich nicht auf­ste­hen (zum Schluss ist es mir immer­hin ein­mal geglückt), der rutscht ein­fach wie­der weg … Total ver­krampft bin ich so von der Faul­brun­nalm (wo auch in die­sem Jahr Remy & Jörg wie­der das Test­cen­ter mit den Monos zum Aus­pro­bie­ren auf­ge­baut hat­ten) zur Tal­sta­ti­on der Alp­ko­gel­bahn gekro­chen (für mei­ne Ver­hält­nis­se war das unend­lich lang­sam 😉 …) – und dann war ich fer­tig damit. Sehr, sehr schwie­rig zu fah­ren (so blöd kam ich mir noch auf kei­nem Ski vor), die­ses Ding, ohne dass ich den wirk­li­chen Vor­teil des Kimo­nos sehen oder auch nur erah­nen konn­te. Und am Abend stand dann noch die Ver­lei­hung des Drop­man-Awards an, der für einen „Baum­kuss“ die­ses Mal nach Bel­gi­en ging.

Am Sonn­tag: Schnee. Schon am Sams­tag­abend hat­te es auf dem Rück­weg geschneit (und war so stür­misch gewe­sen, dass ich kaum etwas sah, weil der Wind mir den Schnee ins Gesicht und die Bril­le trieb). Jetzt der mor­gend­li­che Blick aus dem Fens­ter: Ziem­lich dich­tes Schnee­trei­ben. So gar kei­ne Lust … Schnell noch fer­tig gepackt (abends ging ja wie­der der Bus zurück), etwas gezö­gert und dann doch um 9 an der Bahn gewe­sen. Und über­haupt nicht bereut. 20 bis 30 Zen­ti­me­ter Neu­schnee auf der Pis­te – das ist mor­gens, wenn der Schnee noch ganz unzer­fah­ren auf der Pis­te liegt, ein­fach herr­lich und wun­der­bar.

Nur lei­der war die Sicht im Schnee­fall auch ent­spre­chend beschei­den, so dass man den fri­schen Schnee nicht so unbe­schwert genie­ßen konn­te, wie ich das ger­ne gehabt hät­te. Aber eini­ge schö­ne und sehr schö­ne Abfahr­ten konn­te der Tag trotz­dem noch bie­ten. Gegen Mit­tag wur­de die Sicht aber immer schlech­ter, die Breit­kopf­bahn stell­te den Betrieb ein, zeit­wei­se auch die zen­tra­le Ball­un­spitz­bahn. Und die Pis­ten waren natür­lich jetzt zer­fah­ren: Gro­ße Schnee­hau­fen, dar­un­ter und dazwi­schen har­te bis glat­te Pis­te – das sind her­aus­for­dern­de Bedin­gun­gen, selbst für Mono­skis, die damit ten­den­zi­ell deut­lich bes­ser zurecht­kom­men als „nor­ma­le“ Ski­er. Zumal es wie­der sehr mild, um nicht zu sagen, warm war und der Schnee ent­spre­chend schwer wur­de: Ech­ter Kno­chen­bre­cher­schnee eben. Die Duo­lat­ten­fah­rer sind auch umge­fal­len wie die Flie­gen – wahr­schein­lich hat es auch nicht gera­de gehol­fen, dass es für vie­le der ers­te Tag war, denn am Sams­tag hat­ten sich in Gal­tür vie­le Zim­mer gefüllt, es war deut­lich mehr Betrieb als in den Tagen zuvor. Wir haben dann auch eine län­ge­re Mit­tags­pau­se ein­ge­legt und gegen 15 Uhr end­gül­tig Schluss gemacht.

Dann habe ich noch lan­ge rum­ge­ses­sen und gewar­tet, denn mein Bus hat­te eben erst um 19.40 Abfahrt. Da bin ich dann im strö­men­den Regen übers spie­gel­glat­te Eis mit mei­nem Gepäck hin­ge­schlit­tert – sehr lus­tig. Denn inzwi­schen war es noch wär­mer gewor­den, es reg­ne­te nicht nur in Wirl auf immer 1600 Metern, son­dern auch noch hoch bis ins Ski­ge­biet hin­ein – scha­de um den schö­nen neu­en Schnee … Wie­der fuhr ein Dop­pel­de­cker nach Mün­chen – die­ses Mal waren wir gan­ze zwei Pas­sa­gie­re in dem rie­si­gen, 20 Ton­nen schwe­ren Fahr­zeug, mein Gepäck hat­te das gan­ze Gepäck­fach für sich allein: Das sind die öko­no­misch und öko­lo­gisch per­ver­sen Sei­ten des Fern­bus-Lini­en­ver­kehrs (mal davon abge­se­hen, was das für die Fah­rer bedeu­tet und wie die ent­lohnt wer­den). Die Fah­re­rin ver­ließ dann die­ses Mal bei Inns­bruck die Auto­bahn und fuhr über den Zir­ler Berg nach Deutsch­land. Viel zu früh kamen wir in Mün­chen ZOB an, der Bus nach Mainz ging ja erst um 0.55 Uhr, so dass ich wie­der gut andert­halb Stun­den War­te­zeit hat­te. Der war dann auch fast voll – vie­le Fahr­gäs­te, die nach Frank­furt woll­ten (und sogar ein Ski­fah­rer dabei …). Da der Bus von Frank­furt dann direkt nach Mainz fah­ren konn­te, waren wir bereits um 6.50 am Bahn­hof. Von dort ging es dann noch schnell mit dem Lini­en­bus heim und unter die Dusche – und fer­tig war der Ski­ur­laub, der Mon- und All­tag konn­te wie­der begin­nen.

Erholung beim Transkontinentallauf

Rai­ner Koch erholt sich beim Trans­kon­ti­nen­tall­auf: Ein ganz net­tes Inter­view aus dem Pro­jekt „Spor­t­epi­so­den“ von Lukas Mil­ler, das sich mit Extrem­sport­lern und ihrem Trei­ben und ihrer Moti­va­ti­on beschäf­tigt:


Beim Kli­cken auf das und beim Abspie­len des von You­Tube ein­ge­bet­te­ten Vide­os wer­den (u. U. per­so­nen­be­zo­ge­ne) Daten wie die IP-Adres­se an You­Tube über­tra­gen.

Auch die ande­ren „Spor­t­epi­so­den“ – unter ande­rem Apnoe­tau­chen, High­li­ning – sind ganz inter­es­sant …

Laufen und Stolpern im Dunkeln

So kommt man heim, wenn man abends im Dun­keln auf dem Rück­weg des Lau­fes in Gedan­ken vor sich hin­träu­mend läuft und über einen losen Pflas­ter­stein stol­pert:

(was man nicht so gut sieht: Das hat nicht nur sehr gut geblu­tet, son­dern war auch recht tief auf­ge­schürft und hat ent­spre­chend lang­sam geheilt (vor allem, weil es zwi­schen­durch noch etwas geei­tert hat …)
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